Comparing Old and New
Downtown Manhattan Mystery
Ein Gebäude mit der Hausnummer 85 Wall Street konnte ich nicht auftreiben, aber 75 Wall Street existiert ungefähr an der beschriebenen Stelle, wurde 1987 gebaut und verfügt über eine kleine Plaza.
Das hier ist 75 Wall Street im Google Street View von Oktober 2017:
I cannot find any information on it. It was built in 1964 I'd assume and was demolished around 1987. On the site now is the plaza of 85 Wall Street. I'd assume it was demolished due to zoning, similar to zuccotti park scenario.
Ich nehme nochmal das 1973er-Foto, das Pearl Street 140-142 gezeigt hat:
Der Park wird vom Google Street View auf ungefähr 138 Pearl Street lokalisiert:
Mal schauen, was die Häuser rechts daneben für Hausnummern haben:
Das Gebäude mit den Feuertreppen ist zweifellos Haus Nummer 126 Pearl Street...
.... dann befindet sich 140-142 Pearl Street, die man auf dem 1973er-Foto sieht, vermutlich schon auf dem Gelände des Neubaus 75 Wall Street und jene Fassade rechts oben könnte wirklich das gesuchte Gebäude sein, dessen Gebäudefront sich an der Water Street befunden haben dürfte. Auch der Park könnte wirklich ungefähr dort sein, wo seinerzeit das gesuchte Gebäude stand.
Ich ziehe jetzt mal eine Karte von Bromley, die unter den verfügbaren mit 1955 am nächsten an der Entstehungszeit des Gebäudes dranliegt, wenn auch noch knapp 10 Jahre vorher:
Hier ist der Sektor, der interessant sein könnte mit der Wall Street rechts, der Pearl Street oben und dr Water Street unten:
Die Hausnummern 140-142 gehören - wie man sieht - zu einem Gebäude, nicht zu zweien, also zu dem, das im Zentrum des 1973er-Fotos zu sehen ist:
Zwischen dem gesuchten Gebäude und 140-142 Pearl Street steht mindestens noch ein Gebäude dazwischen, das müsste folglich 138 Pearl Street sein, auf der Karte "Fitch Building" genannt.
Das gesuchte Gebäude könnte 1963 dort errichtet worden sein, wo sich 1955 ein Restaurant und die Con Edison Company befunden haben, also auf den Grundstücken mit den Hausnummern 130, 132 und 134 Pearl Street bzw. 96, 98 und 100 Water Street.
Die Songlines verraten dazu leider entlang der Pearl Street nichts weiter, die halten erst das Feuertreppenhaus 126 Pearl Street wieder für erwähnenswert. Ein Blick in die Vergangenheit ist hier nicht erfolgt:
Das 12stöckige Orient Building, das auf der Karte oben an der Ecke Wall Street / Pearl Street eingezeichnet ist, sieht man auf dieser Aufnahme von ca. 1905. Vor dem Gebäude verläuft die Hochbahntrasse der Third Avenue Elevated Railroad, die so tief im Süden von Manhattan von South Ferry kommend durch die Pearl Street fuhr.
Das Orient Building (OB) 1929 im Panorama vom Osten her fotografiert:
Auf dieser Aufnahme von 1932 sieht man die Nachbarschaft, in die gut 30 Jahre später das gesuchte Gebäude hineingebaut wurde:
Interessant sind in diesem Zusammenhang als Orientierungspunkte zwei spitz / rund zulaufende Gebäude, die heute noch stehen. Zum einen dieses abgerundete, das ich Hintergrundgebäude 1 (HGB 1) nennen möchte und das auf dem spitz zulaufenden Grundstück zwischen Pearl und Beaver Street steht...
... und das etwas höhere und kantigere Hintergrundgebäude zwei (HGB 2) zwischen Beaver Street und Wall Street:
HGB 1 und HGB 2 auf der Aufnahme von 1932:
Hier die beiden nochmal 1929:
Mit dem Photographen auf der Straße wurde 1930 diese Aufnahme gefertigt:
Mit HGB 1, HGB 2 und Oriental Building:
Was 1929 und 1930 fehlt, ist ein markantes spitz zulaufendes Hochhaus mit heller Fassade an der Wall Street, das erst Anfang der 1930er ins Ensemble aufgenommen wurde. Das Gebäude steht heute noch an der Ecke Wall Street / Front Street:
1931 ist es noch im Bau...
... und 1934 schon einige Zeit fertiggestellt an der Hausnummer 101 Wall Street:
Mit den Orientierungspunkten 101 Wall Street, HGB 2 und Oriental Building:
Jetzt nochmal das 1932er-Foto mit HGB 1, HGB 2, 101 Wall Street und 70 Pine Street:
Das 1963er-Foto vom Bau mit HGB 1, HGB 2 und 70 Pine Street. 101 Wall Street dürfte aufgrund der Perspektive jenseits des rechten Bildrands stehen:
Das 1964er-Foto nach der Fertigstellung mit (HGB 1, fast verdeckt), HGB 2, 101 Wall Street, 120 Wall Street, 40 Wall Street und 70 Pine Street.
Das nächste Foto, datiert auf ca. 1977 scheint auch knapp am Gebäude vorbeigeschossen worden zu sein:
HGB 1 und HGB 2 lassen sich noch recht einfach zuordnen....
... dieses Mal könnte das gesuchte Gebäude jenes ganz oben links sein:
1967 stand das gesuchte Gebäude als Hochhaus noch recht alleine, die Nachbarn zu beiden Seiten waren deutlich kleinere Stadthäuser:
Man sieht HGB 1, HGB 2 und 101 Wall Street:
Bevor ich auf 1986 weiterspringe, kurz der Sprung in die Gegenwart. Man sieht 101 Wall Street, HGB 2 und das neue 75 Wall Street von 1987:
Und schließlich vom Osten her HGB 2, 75 Wall Street und unten rechts 101 Wall Street.
Jetzt springen wir zurück in die Luftaufnahmen von 1986:
75 Wall Street ist hier schon gebaut, aber das gesuchte Gebäude noch nicht abgerissen. Wir sehen außerdem ein Stückchen von HGB 2 und von 101 Wall Street.
Nachdem wir uns nun ziemlich ausführlich durch Zeit und Raum orientiert haben, möchte ich festhalten, dass Rick mit seinen Vermutungen zur Position des gesuchten und inzwischen seit mehr als 30 Jahren wieder verschwundenen Gebäude recht hat, es stand direkt links von 75 Wall Street an der Water Street und zwar da, wo sich heute der kleine Park zwischen Water Street und Pearl Street befindet (2009):
Fast links an das Hochhaus geschmiegt sieht man jenes Gebäude von der Rückseite, das auf der Pearl Street die Hausnummer 126 Pearl Street trägt. Im November 2017 trug das Gebäude die Hausnummer 90 Water Street, auch das würde zur Position des gesuchten Gebäudes in etwa passen:
Vielleicht können wir uns mittels Emporis an das verschwundene Gebäude heranpirschen. Die führen ja schließlich auch viele abgerissene Hochhäuser in ihrem Bestand. Mal schauen, was die zu 75 Wall Street in der Kartei haben:
Interessant sind hier vor allem die virtuellen Adressen. Demnach belegt 75 Wall Street an der Pearl Street die Hausnummern 128 bis 152 und an der Water Street die Hausnummern 92-116. Da dürfte die Plaza und das Garageneinfahrtsgebäude aber mitgerechnet sein, denn auf 126 Pearl Street bzw. 90 Water Street steht schon das alte Feuertreppengebäude.
Leider bin ich beim Durchprobieren der Hausnummern nicht wirklich weiter gekommen.
Forgotten New York hat einen 1980er-Blick die Pearl Street vom Hanover Square hinauf zur Wall Street hin, wie es vor knapp 40 Jahren aussah und 2016. Leider ist von unserem verschwundenen Gebäude dank des ungünstigen Standorts so gut wie nichts zu sehen.
Auch der Versuch, über eine historische Aufnahme des rechts im Vordergrund zu sehenden 1971 errichteten "10 Hanover Square" eine Annäherung zu erfahren, war nicht erfolgreich.
Dann bin ich vor lauter Verzweifelung in das wenig komfortable Archiv des NYC Department of Records hinabgestiegen.
Dort habe ich diese Aufnahme von 126 Pearl Street, entstanden zwischen 1983 und 1988 gefunden, die mal wieder nichts oder fast nichts zeigt:
Und dann gibt es noch eine Aufnahme der Rückseite, Hausnummer 90 Water Street, auf der man zumindest ein wenig der Basis des gesuchten Gebäudes aus der Nähe sieht.
Tja, so richtig erfolgreich war das mit der Suche nach der Identität des verschwundenen Gebäudes nicht. Hausnummern haben wir, mehr aber auch nicht.
Mir fallen zwei mögliche Gründe ein: 1) das Gebäude war ziemlich unbedeutend und hat deswegen kaum Spuren im weltweiten Netz hinterlassen. 2) das Gebäude war bedeutend, zum Beispiel ein Regierungsgebäude und es ist nicht erwünscht, dass man irgendetwas darüber findet.
Vielleicht habt Ihr ja noch eine Idee, wie man das Rätsel lösen oder zumindest noch mehr herausfinden kann.
Coney Island Amusement Parks in HD
https://www.amazon.de/Dreamland-Kevin-Baker/dp/3426620553
Hier lohnt es sich auf jeden Fall, einmal mit dem Link in das Originalphoto zu reisen, denn es gibt tolle Details zu entdecken.
Auch auf der anderen Seite des Sees sieht man, dass das Nachtleben im Luna Park gut von den Besuchern angenommen wird, auch wenn hier die Blickfänge für den Photographen etwas rarer gesäht sind.
Das Innenleben vom Luna Park kommt mir hier vor wie eine große Luxus-Open-Air-Manege über einem See:
Der gleiche Ort nochmal zu späterer Stunde:
Ah - ich glaube, jetzt habe ichs: One Ring-Circus, Luna Park:
Eine tierische Attraktion war die Elefanten-Parade im Luna Park, eine Herde indischer Elefanten, die hier quer durch den Park über die Pachyderm Promenade geführt werden.
Hier sehen wir eine nicht sehr vertrauenserweckend auf mich wirkende Kirmesattraktion, photographiert im Luna Park 1905: Whirl of the Whirl.
Zu finden in der Nähe des Hauptturmes irgendwo in der Parkmitte.
Links neben der großen Kuppel kann man im Hintergrund den zentralen Turm von Dreamland erkennen:
Und auch der Iron Tower lugt hier an anderer Stelle ins Bild:
Und eine andere Attraktion aus dem Luna Park: The Helter Skelter. Mit diesem Begriff verbindet man heutzutage ja eher das weiße Album der Beatles von 1968 oder Charles Manson und seine Mörderfamilie. Aber eigentlich bedeutet nur ungefähr soviel wie Holterdipolter und das passt ganz gut für diese rasante Rutsche:
Attraktionen, Attraktionen! Das hier ist der "Traver Circle Swing", auch eine beeindruckende frühe Kirmesschleuder:
Ein großes Durcheinander präsentiert sich auf diesem Photo vom Luna Park, das etwa 1913 entstanden ist:
Eine Orientierungsmöglichkeit bietet dieses Detail im Hintergrund rechts:
Der Photograph stand etwa in der Mitte des Parks vor dem Hauptturm und blickte nach Süden auf die Rückseite des Haupteingangs:
Von 1911 stammt diese Detailphotographie einer Attraktion, des "Cake Walks" im Luna Park:
Wer genau himblickt, entdeckt im Hintergrund links ein Hinweisschild auf "SINKING OF THE MAINE". Hier dürfte dasselbe Schiffsunglück zugrunde liegen, welches am Columbus Circle zur Errichtung des Maine Monuments geführt hat.
Ebenfalls 1911 aufgenommen: "The Teaser", eine andere Karusselattraktion im Luna Park:
Ganz links unten kann man noch eine Kulisse erkennen, die ein wenig deutschtümelt. Dort liegt Midget City aka Lilliputia, eine Stadt für Kleinwüchsige, die der Altstadt von Nürnberg nachempfunden wurde.
Hier kann man sich einen Eindruck des Action-Spektakels "Fighting the Flames" verschaffen, wo vor einer großen Zuschauermenge ein Wohnhausbrand und die Rettung der Bewohner simuliert wurde. Aus welchen Höhen die Artisten hier in die Sprungtücher hüpften, kann man auf dem Photo ganz gut nachvollziehen. Wahrscheinlich war die Show deshalb so populär, weil sie die Urängste der New Yorker Einwohner treffend darstellte, die immer im Hintergrund vorhandene Sorge, selbst einmal in diese Situation zu geraten.
Hier haben wir die Attraktion "Submarine Boat" im Mittelpunkt, auf einer Photographie von 1904. Also jenes Gebäude, von dem 1911 der Großbrand ausging, als es nicht mehr Submarine Boat, sondern "Hell's Gate" hieß.
Auch hier waren die INFANT INCUBATORS, die Brutkästen mit Frühgeburten so obligatorisch wie auch in vielen anderen amerikanischen Vergnügungsparks zu jener Zeit. Ein etwas seltsames Vergnügen, unterentwickelten Neugeborenen beim UmsLebenKämpfen und Sterben zuzuschauen.
Das japanische Teehaus, das gleichzeitig auch Standort eines frühen Luftschiffes war (Santos-Dumont Airship No. 9), fällt heutzutage wegen der großzügig verteilten Hakenkreuz-Ornamente an der Fassade auf. Mit Hitler und den braunen Horden hat das aber nichts zu tun. Hakenkreuze waren im Nordamerika des frühen 20. Jahrhunderts Glückssymbole, in einer Liga mit Kleeblättern und Hufeisen.
Hier nochmal die Wasserrutsche "Shooting the Chutes" von unten aus gesehen. Links im Bild wieder das japanische Teehaus.
Der Dreamland Tower bei Tageslicht, dahinter die riesige Anlage von Bostock - The Animal King:
Eine weitere Momentaufnahme mitten aus dem Dreamland Park. Wieder ca. 1905 aufgenommen und eine weitere großartige Photographie mit unzähligen kleinen Details.
Wir befinden uns bei dieser Aufnahme hinter dem Hauptturm in der Nähe des Eingangs zu "Bostock's Trained Animal Show" (links außen im Bild).
Der eiserne Turm mit seinen per Aufzug erreichbaren Aussichtplattformen ragt rechts im Hintergrund über die anderen Gebäude. Beim Baltimore Fire hinten links ist nicht soviel los...
... wie nebenan bei "Will Conklin's Illusions".
Links ziemlich im Vordergrund liegen zwei Elefanten neben dem Eingang zur Tier-Show, mitten zwischen den Parkbesuchern, die sie aber mehr oder weniger nicht beachten. Früher Fall von New Yorker Unbeeindrucktheit?
"General Bumps" scheint auch eine Menge Besucher anzuziehen....
.... aber was für eine Attraktion mag "Hooligans Dream" gewesen sein???
Und schließlich noch eine Minilook, die ein paar Passagierloren über Schienen durch das Parkgelände zieht. Eine kleine Installation mit Fahrkartenhäuschen und Steuerrad.
Ach, habe ich schon mal irgendwann erwähnt, dass Minilokomotiven Anfang des 20. Jahrhunderts sehr beliebt waren. Wohl nicht. Dann eben jetzt. Die gleiche Bahn, die gleiche Kulisse, ein anderer Lokomotivführer und ein anderer Zeitpunkt, aber auch ca. 1905:
So hart, wie die damals drauf waren, vermute ich nicht, dass es sich hier bei den Minilokomotiven um Attrappen handelte, die mit Strom betrieben wurden, sondern um echte Minidampfmaschinchen, die von Expertenhand fachgerecht bedient werden mussten. Immer mit der Gefahr im Nacken, dass vielleicht mal was schief gehen und die Minidampfmaschine mitten im überfüllten Park hochgehen könnte. Und ein paar scharfkantige Andenken in den Besuchern hinterlassen würde.
In Coney Island war es wohl gewöhnlich, dass sich Elefanten zwischen den Besuchern bewegten. Hier sehen wir eine Aufnahme des Haupteingangs von "Bostock - The Animal King" im Dreamland Park.
Ich meine mich erinnern zu können, dass es in den Parks von Coney Island mehrfach zu (tödlichen) Unfällen mit Elefanten gekommen ist, weil nicht alle Besucher mit den Tieren besonders gut umgegangen sind und es z.B. witzig fanden, sie mit noch brennenden Zigarren zu füttern.
Bei dem Cyclorama "Galveston Flood", in dem die große Flut, die die Stadt Galveston in Texas nach einem verheerenden Hurricane zerstörte, simuliert wurde, bin ich mir nicht ganz sicher, ob es sich dabei noch um eine Dreamland-Attraktion handelt oder ob das eine eigenständige Attraktion war, die in unmittelbarer Nachbarschaft des Dreamland Parks an der Surf Avenue stand.
Angesichts der schieren Größe dieser Anlage liegt die Vermutung nahe, dass hier im Inneren doch ein beeindruckendes Spektakel geboten wurde.
Dazu passend eine Aufnahme der Surf Avenue in diesem Bereich mit der "Galveston Flood" im Hintergrund links und dem eisernen Aussichtsturm rechts im Bild.
Ein schöner großer Dancefloor mit aktueller Musik und dann mit vielen Leuten zusammen abzappeln, das ging vor 113 Jahren schon genauso gut, wie es heute noch geht. Nur dass der Dancefloor damals noch Ballroom hieß und kein DJ kratzende und scheppernde Musik vom Grammophon oder von den Wachswalzen erschallen ließ, sondern ein Kapellmeister ein Salon-Orchester durch das Repertoire aktueller Lieblingslieder scheuchte.
Eine sehr schöne Studie über die Wirkung des Lichts ist diese Aufnahme von 1905, wir befinden uns wieder oben auf der Wasserrutsche und blicken über das Parkpanorama zum Hauptturm hinüber. Dieses Mal ist nicht helligter Tag, sondern die Abenddämmerung setzt ein und die unzähligen Lampen im Dreamland Park und im Luna Park im Hintergrund werden langsam aktiviert und fangen an, eine traumhafte Welt aus Licht zu schaffen:
Und natürlich darf der Dreamland Tower bei Nacht auch nicht fehlen:
Links vom Turm sieht man wieder "The Fall of Pompeji" und "Submarine Boat".
27. Mai 1911 - das Ende eines Vergnügungspark. "Dreamland" bzw. was davon noch übrig ist nach dem verheerenden Großfeuer:
Und für Freund deutscher Bierbraukunst gab es direkt neben dem Zoo "Hohenzollern Bräu".
Aber am Zoo konnte man die kleinen nicht nur in von Ziegen gezogene Kutschen packen, sondern auch auf dem Rücken von Ponies abladen, wie man hier sieht. Rechts im Hintergrund wieder "The Great Coal Mine", das Fahrgeschäft, das nicht so richtig den Nerv der Coney-Island-Besucher traf.
Irgendwo an der Bowery in Coney Island, auch Ocean Avenue genannt, eine enge Gasse mit dem dort alltäglichen Kirmesgewusel:
Das 1903 photographierte Fahrgeschäft "Looping the Loops" war ein unabhängiges Fahrgeschäft, das nicht zu einem der großen Parks gehörte. Es befand sich in der Nähe des Dreamland Parks auf dem Abschnitt zwischen Surf Avenue und Atlantik-Küste.
Und Vorsicht beim Zuschauen, es sind Taschendiebe unterwegs:
Und diese Sache mit der Fliehkraft, von der wir immer im Physikunterricht gehört haben, die funktionierte auch schon vor 115 Jahren, wie man hier sieht:
Nochmal 1903, dieses Mal die Surf Avenue in ganzer Pracht. Looping the Loops sieht man hier unübersehbar rechts im Bild.
Ich vermute, dieser monumentale Kuppelbau vor dem eisernen Aussichtsturm ist der Haupteingang zum Dreamlandpark.
Der Blick nach Osten die Surf Avenue hinunter:
Ebenfalls an der Surf Avenue befand sich die Attraktion "Johnstown Flood", die an eine Flutkatastrophe nachstellte, die sich 1889 in Pennsylvania ereignete.
Die "Johnstown Flood" befand sich ziemlich weit im Westen von Coney Island an der Surf Avenue gegenüber vom Steeplechase Park und damit einigermaßen weit entfernt vom Konkurrenz-Cyclorama "Galveston Flood", das am östlichen Ende von Coney Island die Besucher anzulocken versuchte.
Und nicht nur Bademeister, auch Bulldoggen waren am Strand von Coney Island erlaubt:
Und eine ganze Horde männlicher und weiblicher Halbstarker 1905 beim "Surf Bathing":
Bei der Hitzewelle, die wir im Moment hier haben, kommt das ganz gut - finde ich - ein paar kühlende Strandfotos zu betrachten, selbst wenn sie schon 113 Jahre alt sind.
Ich liebe diese kleinen Rückblicke auf längst vergangene Tage, auf eher unspektakuläre und alltägliche Motive, die aber ein wenig verraten über die Menschen jener Zeit und wie sie ihre Freizeit verbracht haben.
Hier sind wir im Jahr 1908 und blicken auf "Balmer's Bathing Beach" in Coney Island:
Ein anderer heißer Tag auf Coney Island, photographiert ca. 1910:
Oder wie die Schweden sagen würden: Don't watch this on your f...ing i-Phone!
Und als Bonustracks gibt es noch ein paar Fotos, die wir zuvor in Schwarz-Weiß gesehen haben, durch die Shorpy-Macher nachcoloriert. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!!!
Comparing Old and New
Diese Photos eines anderen Exemplars der selben Autogattung hat der Betreiber von Dirty Old 1970s New York vor ungefähr 10 Jahren aufgenommen:
Wenn man sich das Duke's Inn ansieht, dann entdeckt man eine vierstellige Hausnummer an der Fassade, die allerdings nur schwer zu entziffern ist. Vierstellig deutet meiner Meinung nach auf eine Avenue oder den Broadway hin, denn die horizontalen Straßen in Manhattan dürften nicht so lang sein, dass sie auf vierstellige Hausnummern kommen, erschwerend kommt auch noch die Teilung in West und Ost ab der Fifth Avenue hinzu.
Ich war allerdings weder mit Suchen nach "Duke's Inn" noch nach "Weill's Liquors" erfolgreich. Das einzige, was ich noch entdeckt habe, war eine Erwähnung desselben Photos auf einer anderen Webseite:
http://www.thedrive.com/vintage/323/please-look-at-this-cadillac-in-seventies-harlem
https://en.wikipedia.org/wiki/Anthony_Barboza
Das könnte durchaus passen, denn Barboza hat seine Kamera bevorzugt auf Motive gerichtet, die aus der Welt der dunkelhäutigen Bevölkerung Amerikas stammten.
Zumindest ist dieses Photo, das vermutlich während der Abenddämmerung auf den Straßen von Harlem entstanden ist, sehr stimmungsvoll und transportiert eine Menge von dem damals herrschenden Zeitgeist.
Ich kann mich nicht erinnern, ob wir im Zuge dieser Serie schon mal in der Bronx gelandet sind, wenn ja, nur sehr selten. Dieses Mal ist es aber der Fall, die die 149th Street und die Prospect Avenue treffen im Stadtteil Bronx in New York aufeinander.
Die Kulisse ist aber schon aus der Luft so eindeutig, dass man gar nicht bis auf die Straße runtermuss, um auszumachen, wo der Photograph 1980 gestanden haben könnte, um das Ausgangsfoto aufzunehmen.
Der nachfolgende Google Street View gibt ganz gut die Perspektive wieder, die beim Ausgangsfoto gewählt worden war.
Ok - in dem Gebäude im Vordergrund werden jetzt keine Bankgeschäfte mehr getätigt, sondern es wird nach Südstaatenart gekocht und serviert (Popeyes - Louisiana kitchen). Und die Alkoholkranken in der Umgebung haben sich wohl auch verringert, denn der überdimensionale Hinweis, der vor knapp 40 Jahren an der Häuserwand im Hintergrund prangte, ist mittlerweile mit einem freunlichen Braun überstrichen worden.
Ein historisches Photo, das in dieser Umgebung aufgenommen wurde, habe ich gefunden. Es stammt ungefähr aus dem Jahr 1922 und wurde vom Southern Boulevard aus entlang der 149th Street aufgenommen.
Wenn ich das alles richtig zusammen kombiniert haben sollte, dann müsste das 2014 dort so ausgesehen haben:
Photo Nummer 3 führt uns zurück nach Manhattan und tief hinein in die 70er und ins West Village.
Nicolai Canetti soll die Aufnahme 1976 gefertigt haben, auf der Christopher Street mit Blick nach Osten, dort, wo die Bedford Street mündet.
Ich möchte mal einen Kommentator zitieren, der ganz gut beschreibt, was man hier sieht, nämlich die Hauptversammlungsort für schwule Männer zur damaligen Zeit in New York.
"For those who seem so bewildered about why there aren’t more women in this photo... Christopher Street, at that time, was THE main street for gay men to gather, hang out, and cruise for meeting up. In this photo, it must be a slow day because at times (quite often) the sidewalks would be teeming with crowds... primarily gay men. In fact, I’m pretty sure the guy on the far right of the photo is in the doorway of a gay bar, which is still there today. This block was a very busy gay thoroughfare. That’s why there aren’t more “ladies” (

Damit wäre das schon mal geklärt.
Der Aufnahmeort befand sich westlich vom Washington Square und auch westlich von der 6th Avenue und der 7th Avenue.
Die Bedford Street ist nur ein kurzes Sträßchen im Westen von Greenwich Village, die Christopher Street dageben führt ein ganzes Stück durch den Westen von Manhattan und kreuzt dabei zahlreiche Straßen und Avenues. Vor einigen Jahren gab es hier im Blog schon mal eine Mini-Serie über die Christopher Street, die sich genauer mit Geschichte und Verlauf auseinander gesetzt hat.
So sieht es dort unten heute aus, rechts im Vordergrund befindet sich die Mündung der Bedford Street in die Christopher Street, der Blick zeigt wie auf dem Ausgangsfoto in östliche Richtung.
Zum Aufnahmeort müssen wir aber noch etwas tiefer in die Christopher Street hinein. Als Orientierung dienen die hellen gemauerten Bögen in der historischen Fassade und die Feuertreppe am Gebäude rechts daneben.
Und die finden wir hier:
Dahinter finden sich an der richtigen Stelle auch die etwas moderneren und höheren Gebäude:
Zurück zum Ausgangsfoto. Das Element im Bildausschnitt unten rechts ragt immer noch auf den Bürgersteig, um vor einer Kellertreppe zu schützen.
Links im Ausgangsfoto sieht man den Eingang des "duff's" Dabei handelte es sich um ein italienisches Restaurant. Die New York Times schreibt in ihrer Ausgabe vom 26.07.1971, "Christopher Street - From Farm to Gay Center", dass das Duff's zu den Orten entlang der Christopher Street gehörte, an dem sich Gay (homosexuell) und Straight (heterosexuell) mischten.
https://www.nytimes.com/1971/07/26/archives/christopher-street-from-farm-to-gay-center.html
Das Duff's müsste sich im Erdgeschoss des Gebäudes mit der hellen Feuertreppe befunden haben, an der heute die Regenbogenfahne hängt.
Diese und die Regenbogenfahnen auf der gegenüberliegenden Straßenseite deuten darauf hin, dass sich zwischen 1976 und heute noch nicht soviel an der Christopher Street verändert hat, was die Bewohner angeht.
Also, als Nicolai Canetti 1976 sein Foto auf der Christopher Street aufgenommen hat...
... hat er ungefähr diesen Blick die Christopher Street hinunter eingefangen:
Zum Abschluss der Folge gibt es dann noch ein paar jüngere Bewohner der Stadt New York vor einem Lebensmittelgeschäft:
Nicolas West hat diese Aufnahme ca. 1970 gefertigt vor dem Haus Nummer 594 Amsterdam Avenue. Somit befindet sich das letzte Ziel auf der Upper West Side zwischen Hudson River und Central Park.
Um noch etwas präziser zu sein: an der Südwestseite der Kreuzung Amsterdam Avenue / 89th Street.
Ich habe die Perspektive mal etwas gedreht, damit man besser auf das Haus an der Ecke schauen kann. Es sieht so aus, als ob sich auf Bürgersteigniveau immer noch ein Ladenlokal befindet:
Ok, Lebensmittel konnte man im Erdgeschoss von 594 Amsterdam Avenue wohl bis vor kurzem immer noch erwerben, allerdings andere, als seinerzeit anno 1970. Im Oktober 2017 wurde allerdings ein Leerstand dokumentiert. Und nebenan wird nicht mehr harter Alkohol verkauft, sondern Waren für 99 Cent.
Hier nochmal die Gegenüberstellung von Vergangenheit und Gegenwart, mit knapp 50 Jahren dazwischen:
Damit soll diese Folge von Comparing Old and New enden. Wer noch nicht genug davon hat, kann hier noch ältere Folgen hervorkramen:
http://nygeschichterucksack.blogspot.com/2018/02/comparing-old-and-new.html
Liberty Tower
Nachtrag:
Was ich gestern nicht hinbekommen habe, ist einem anderen Leser gelungen. JP hat ein fast vollständiges Foto des Bryant Buildings entdeckt und noch eine weitere Teilaufnahme der Fassade beigesteuert. Das Bryant Building ist beim erste Foto das Gebäude in der Bildmitte, beim zweiten Foto jenes, das man am rechten Bildrand sieht:
Aber auch weniger spektakuläre Wohnangebote wie Apartment 26A kommen recht charmant daher:
https://www.bhsusa.com/closed/manhattan/downtown/55-liberty-street-26a/coop/17278098
Lower Manhattan - A journey through time and space - Part 45
Da es sich um eine hochauflösende Aufnahme handelt, habe ich mir erlaubt, tiefer in das Bild einzutauchen, um die Hochhaus-Baustelle von 1895 , aber auch die Umgebung und die Menschen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Ganz oben im Gebäude kann man auch einige wenige Arbeiter erkennen:
Diese Zeitgenossen schauen etwas skeptisch in die Kamera. Die hätten wahrscheinlich auch nicht gedacht, dass sich 123 Jahre später noch einer das Photo von ihnen anschauen würde.
Und die Bäckerei Himmelmann und das Cafe Kramer - wenn da mal keine deutschen Auswanderer dran beteiligt waren!
City Hospital on Blackwell's Island (1896)
Comparing Old and New
Hospital for the Relief of the Ruptured and Crippled
A pear tree planted by Peter Stuyvesant
P.S.: In Zeiten, in denen das Bemalen des eigenen Körpers nicht mehr nur Seemännern und Knastbrüdern vorbehalten ist, scheint es auch jemanden zu geben, der sich Stuyvesants Birnbaum in die Haut hat ritzen lassen:
Jeremiah Gurney and his Daguerreotypes
Mutter mit Kleinkind, zwischen 1852 und 1857:
Porträt von Edwin Forrest, 1853 aufgenommen, amerikanischer Schauspieler:
Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Edwin_Forrest
Nicht identifizierte Marine-Kapitän, gegen 1855 aufgenommen:
Vier Frauen, aufgenommen zwischen 1852 und 1857:
Lächelnde Menschen sind auf derart alten Aufnahmen eher ungewöhnlich, da die Gesichter aufgrund der damals noch üblichen langen Belichtungszeiten entsprechend lange unbewegt sein mussten. Hier haben wir so einen seltenen Fall:
Frau mittleren Alters mit kleinem Mädchen, zwischen 1852 und 1857:
Kleiner Junge, zwischen 1852 und 1857:
Unidentifizierter Mann, aufgenommen gegen 1857
Junger Mann mit Backenbart, zwischen 1852 und 1857:
Und zum Abschluss noch ein Gruppenbild von drei sitzenden Männern, zwischen 1852 und 1857:
Links:
https://en.wikipedia.org/wiki/Jeremiah_Gurney
666 - House of the devil
Comparing Old and New
Dass wir aber richtig sind bei Hausnummer 2023 Lexington Avenue, sieht man, wenn man sich der Haustür annähert.
Dann war da noch die Idee, dass ich mich vielleicht auf die falsche Straßenseite verirrt habe und die Lösung auf der gegenüberliegenden Seite der Lexington Avenue zu finden ist....
... aber wie man sieht auch Fehlanzeige.
Ich hatte eigentlich schon die Flinte ins Korn geworfen und war davon ausgegangen, dass sich der Bildbeschreiber des Ausgangsfotos vertan hat und wir auf der falschen Avenue unterwegs sind, zumal ich auch im Kommentarfeld zum Bild einige Verwirrung wahrnehmen konnte. Dabei hatte dort bereits einer die Lösung eingetragen, die mich aber wegen ihrer Einfachheit nicht angesprungen hat, sondern die habe ich glatt mehrfach übersehen.
Ich habe auch noch die wenigen historischen Fotos von dieser Kreuzung gecheckt und einige Immobilienseiten, die 2023 Lexington Avenue erwähnt haben, aber die hatten keine Fotos, sondern nur Text und die historischen Fotos haben mich auch nicht weiter gebracht. Also viel Hin und Her und Vor und Zurück.
Und dann bin ich schließlich auch noch selbst auf die Lösung gekommen.
2023 hat nämlich nicht nur eine, sondern zwei Fassaden an den Straßenfronten. Und siehe da, auf der Seite, die an der 123rd Street liegt, findet man eine Feuertreppe.
Und man glaubt es kaum, aber im ersten Stock befinden sich dort auch die beiden geriffelten Fassadenelemente:
Erschwerend für die Identifizierung kam hinzu, dass sich zwei elementare Orientierungspunkte gegenüber 1977 verändert haben:
Erstens: das Ladenlokal links im Erdgeschoss an der Straßenecke, in dem sich damals ein Süßigkeitenladen befand und dessen Eingang in die Gebäudeecke eingearbeitet war, ist nicht mehr vorhanden, die Fassade wurde an den Grundriss des Gebäudes angepasst und zwei Fenster eingefügt, die vorher nicht da waren. Es sieht aber so aus, als ob die Räumlichkeiten hinter den Fenstern noch als Büroräume oder ähnliches genutzt werden.
Zweitens: das Gebäude rechts bzw. östlich von 2023 Lexington Avenue bzw. 149 E 123rd Street, also jenes mit der etwas graueren Fassade rechts im Bild, mit den etwas tiefer gelegten Fenstern und mit der Hausnummer 151 an der Markise über dem Ladenlokal, dieses Haus wurde abgerissen und auf dem Grundstück findet man jetzt einen Garten oder Park:
Und so haben wir nach reichlich Klimmzügen schließlich doch noch eine Übereinstimmung zwischen früher und heute - UFF:
Und damit geht es weiter zum nächsten Foto:
Ich habe mich mal kurz am Boden umgeschaut und will es gleich vorwegnehmen. In diesem Fall sind wir noch gerade rechtzeitig vorbeigekommen zu einem Zeitpunkt, in dem das Gebäude noch in der 3-D-Ansicht vertreten ist, weil das nicht mehr allzu lange der Fall sein wird. Denn das Gebäude 1428 Fulton Street in der Form, in der wir es auf dem 1973er-Foto zu sehen ist, existiert heute nicht mehr.
Hier habe ich die 3-D-Ansicht um 180 Grad gedreht und bin näher an das Gebäude herangerückt. Dort kann man es noch in der alten Form sehen, es scheint aber, als ob zum Zeitpunkt der Erfassung der Abriss schon im Gange war oder zumindest vorbereitet wurde:
Hier sehen wir einen Google Street View vom Oktober 2013, aufgenommen von der rechts gelegenen Brooklyn Avenue in die Fulton Street aus:
Ok - ein bisschen bunter ist die Fassade in den 40 Jahren dann schon geworden und das Rolltor war 1973 auch nicht da, aber andere Merkmale wie zum Beispiel insbesondere die Fensterpositionen im oberen Stockwerk und die Fensterspalten rechts und links neben dem Tor ermöglichen Gewissheit, dass es sich um dasselbe Gebäude handelt.
Und deshalb ist es im vorliegenden Fall auch nicht schwer, 1973 und 2013 gegenüber zu stellen:
Im November 2016 hatte das Gebäude dann aber wohl die längste Zeit gestanden....
....und im September 2017 sieht man dann über dem Bürgersteig schon jene Bauten zum Schutz der Fußgänger, die man auch auf der 3-D-Aufnahme weiter oben erkennen konnte:
Im Juni 2018 existierte 1428 Fulton Street bereits nicht mehr, wie man hier sieht:
Im Oktober 2018 wurde bereits fleißig an einer Nachfolgebebauung gezimmert....
... und im Mai 2019 sieht man schließlich, dass der Bauherr, der hier ein Gebäude mit Mietswohnungen errichtet, offenbar hoch hinaus möchte:
Und wenn es denn mal fertig wird, dann soll das Gebäude so aussehen:
Nochmal zurück zum Ausgangsfoto:
Ich habe zum Spaß mal in die Fotosammlungen geschaut, ob es noch was aus der Vergangenheit auszubuddeln gibt. Bei oldnyc.org bin ich nicht fündig geworden, aber in der Sammlung des MCNY gab es tatsächlich eine alte Aufnahme von der vorletzten Jahrhundertwende, die zweifellos das ehemalige Gebäude an 1428 Fulton Street zeigt:
Und die Bildbeschreibung der Photographie, die ungefähr 1909 aufgenommen wurde, verrät uns, dass es sich ursprünglich mal um eine Kraftzentrale zum Betrieb der Brooklyn Rapid Transit handelte. Eine der Hochbahnlinien in Brooklyn, die Kings County Elevated Railway, führte die Fulton Street entlang und wurde bereits 1888 in Betrieb genommen, also 10 Jahre, bevor Brooklyn von einer selbständigen Stadt zu einem Stadtteil von New York City wurde. Das Foto oben wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit von der Tomplins Avenue Station aus aufgenommen, die sich in unmittelbarer Nähe von 1428 Fulton Street befand.
Diese Aufnahme stammt von der Tompkins Avenue Station der Fulton-Street-Hochbahn, die allerdings nach Norden blickt, so dass das Power House sich außerhalb des linken Bildrandes befindet.
Link:
https://en.wikipedia.org/wiki/Brooklyn_Rapid_Transit_Company
https://en.wikipedia.org/wiki/Kings_County_Elevated_Railway
https://www.nycsubway.org/wiki/The_Fulton_Street_Elevated_(Brooklyn)
Es ist nun wieder zwischen sechs und sieben, aber zwölf Stunden später als heute morgen, als ich mit dem Beitrag angefangen habe. Und damit soll es dann für heute auch genug sein. Danke fürs Vorbeischauen, danke für die Aufmerksamkeit!
666 - House of the devil - Part 2
Falls Du die erste Folge verpasst hast, die findest Du hier:
http://nygeschichte.blogspot.com/2019/08/666-house-of-devil.html
Ob das Haus an 666 6th Avenue mit der dunklen Fassade schon jenes Haus ist, das heute dort steht, lässt sich mangels Details auf diese Entfernung nicht sagen. Was auffällt, ist das fehlende Dachornament. Auf jeden Fall stand damals dort schon ein vierstöckiges Haus.
Drei historische Innenansichten der Church of the Holy Communion kann ich auch bieten, 1909 und 1912 aufgenommen:
Wir machen jetzt einen Sprung nach vorne in das Jahr 1928 und sehen jetzt auch die Hochbahntrasse der Six Avenue Elevated Railway, die damals auch vor 666 6th Avenue vorbeiführte. Inzwischen wurde der wilde Efeu-Bewuchs an der Kirche wieder heruntergerupft.
Die nächste Aufnahme stammt von 1933:
Wir sehen an 666 6th Avenue immer noch Feuertreppen, jetzt aber eine helle Fassade und das markante Giebelornament, das bis heute die Gebäudespitze prägt. Spätestens jetzt haben wir es mit dem aktuellen Gebäude zu tun.
Leider ist auch hier die Auflösung nicht hoch genug, um noch nach mehr spannenden Details zu suchen. Wir ziehen daher weiter in das Jahr 1939:
Zwei Sachen fallen hier auf: die Feuertreppe ist verschwunden und - das springt einen nicht direkt an - es gibt ein Werbeschild für den BAZAR FRANCAIS:
Und dann haben wir schließlich noch diese beiden Aufnahmen, die aus dem Jahr 1940 stammen und die nochmal die richtigen Gebäude in den Mittelpunkt rücken:
Hier kann man nochmal mehr oder weniger gut alle Details, die wir an 666 6th Avenue erarbeitet haben, wiederfinden.
1931 war Charles Ruegger im Alter von 78 Jahren verstorben. Der BAZAR FRANCAIS wurde von seinem Sohn weitergeführt und erst 1975 geschlossen. Seine 90 Jahre alten Spuren sind aber bis heute am Gebäude erhalten geblieben.
Links zu 666 6th Avenue:
Ich drehe mal wieder um 90 Grad nach links und da haben wir einen ersten Blick auf 666 9th Avenue:
Das Verstecken mitten in einem Häuserblock scheint mir eine gute Verschleierungstaktik zu sein, aber dank des linken Nachbarn, der als einziger so eitel war, sich mit einem Giebelornament zu schmücken, kann man 666 9th Avenue doch identifizieren.
Was die Geschäfte angeht, das hier ....
... war der Stand bis Frühjahr 2016, später im Jahr sah es dann so aus, eine neue Markise über dem Geschäft links:
Da konnte Clinton rechts unten natürlich nicht nachstehen und präsentierte sich ab 2018 ebenfalls mit einer schicken neuen bunten Markise:
Bei LAZARO wird lateinamerikanisches Essen angeboten:
Clinton Glass and Mirrors, da bleiben eigentlich auch keine Fragen mehr offen.
Leider ist 666 9th Avenue im Gegensatz zu 666 6th Avenue nicht allzu sehr mit historischen Ornamenten geschmückt, lediglich der Dachfirst sticht diesbezüglich hervor:
Laut NYCityMap wurde 666 9th Avenue im Jahr 1920 errichtet.
Tja, mehr hätte ich über 666 9th Avenue dann auch nicht mehr zu berichten, wenn nicht noch die mysteriösen Maschinengeräusche wären, die einen Bewohner des Hauses offensichtlich irritieren. Und damit endet dieser Beitrag, vielen Dank fürs Vorbeischauen, vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Folge 1: http://nygeschichte.blogspot.com/2019/08/666-house-of-devil.html
Comparing Old and New
Dazu passt auch diese Aufnahme von 1935:
Zum Abschluss möchte ich mir die Ecke nochmal mit Hilfe von NYCityMap ansehen. Erstens die Karte mit den Immobilieninformationen:
Danach stammt der Neubau auf dem Block aus dem Jahr 2005. Der nächste Kartenausschnitt konzentriert sich auf den Straßenblock, der hier im Mittelpunkt steht und dient zur Orientierung bei den kommenden Luftbildern.
Das Luftbild von 1924 liefert die Erkenntnis, das die Houston Street offenbar früher noch nicht so breit war und sich mehr Häuser auf dem Straßenblock befanden. Links im Bild ist gut die Hochbahntrasse der 3rd Ave El zu erkennen, die 1924 hier noch entlang der Bowery verlief und auf Höhe der Houston Street mit einer Station versehen war.
Ausgehend von der Idee, das 7 East 1st Street von der Bowery aus gezählt nach den Hausnummern 1 East 1st Street, 3 East 1st Street und 5 East 1st Street das vierte Haus sein müsste, gehe ich davon aus, dass hier 7 East 1st Street markiert ist:
Auf dem Luftbild von 1951 sieht man immer noch die 3rd Avenue El über der Bowery und auch Haus Nummer 7 East 1st Street ist weiterhin erkennbar. Allerdings habe ich das Gefühl, dass der Block nach Süden hin bereits schmaler und die Houston Street breiter geworden ist.
Leider gibt es aus den 1960ern, 1970ern oder 1980ern kein Luftbild, das nächste verfügbare Material datiert erst auf das Jahr 1996. Und das bildet im Wesentlichen die Situation ab, die wir auch auf dem 2002er Foto oben gesehen haben. 7 East 1st Street war zu diesem Zeitpunkt schon verschwunden.
Und 2006 haben wir schließlich den bekannten Neubau auf dem Block, der viele der alten Gebäude verschwinden lassen hat, sofern sie nicht bereits zuvor verschwunden waren.
Ich habe mich mal mit dem Google Street View auf die 126th Street herabgelassen. Die Außenfassade des Gebäudes auf dem Ausgangsfoto war mit rotbraunen Ziegeln verkleidet und jenes Gebäude, das wir hier sehen ebenfalls. Von daher ist es nicht abwegig anzunehmen, dass beide Gebäude identisch sein könnten.
Und eine Werkstatt für Omnibusse oder ein Busdepot scheinen wir auch in beiden Fällen vor uns zu haben, auch wenn die Gestalt und die Länge der Omnibusse in den vergangenen 50 Jahren Veränderungen unterworfen waren.
Ich halte es für ziemlich wahrscheinlich, dass der Fotograf seinerzeit irgendwo an den Toren recht weit östlich an der 126th Street gestanden hat, als die Aufnahme geschossen wurde:
Schauen wir nochmal den rechten Teil des Originalfotos wegen der Außenansicht an, auf der man drei Merkmal findet, die für den Vergleich mit der Gegenwart beachtenswert sind.
Da wären erstens die Brückenpfeiler der Robert F. Kennedy Bridge (ursprünglich Triborough Bridge), die Manhattan mit Randalls Island verbindet:
Zweitens führt unweit des Aufnahmeortes die Manhattan-Abfahrt der Willis Avenue Bridge vorbei und ist so ins Bild geraten. Die Brücke verbindet Manhattan mit der Bronx.
Und schließlich noch die Nordostecke des Gebäudes, die dem Aufnahmeort gegenüber liegt.
Jetzt ist es an der Zeit alles zusammenzuführen. Das Panorama dieses Ortes in der Gegenwart:
Der Ausschnitt, der ungefähr auch das abbildet, was man rechts auf dem Ausgangsfotos außerhalb des Busdepots sieht:
Und nun die drei Merkmale auf dem Ausgangsfoto und in der Gegenwart gegenübergestellt:
Auch bei diesem Teilbeitrag möchte ich gerne mal in das Bildmaterial von NYCityMaps hineinschauen. Laut den Immobilieninformationen wurde das Busdepot 1947 gebaut:
1996 ist alles so dokumentiert, wie wir es oben kennengelernt haben:
Auch 1951 gibt es keine wesentlichen Abweichungen:
Spannend wird das Luftbild von 1924, denn da sollte es das 1947 errichtete Busdepot noch nicht geben und auch die Triborough Bridge, die ab 1929 gebaut wurde, sollte es dort noch nicht geben.
Trifft beides zu, aber ein Häuserblock ist für die Errichtung des Busdepots nicht gefallen, dort gab es auch schon vorher einen größeren Gebäudekomplex.
Auch hier gab es 1924 noch eine Hochbahntrasse, die direkt östlich am Gebäude vorbeiführte und dann den Harlem River überquerte, um im Anschluss die Bronx an Manhattan anzuschließen. Die Brücke für die Hochbahn existiert heute nicht mehr.
Es folgen drei Aufnahmen der Hochbahntrasse, aufgenommen zwischen der 127th und 126th Street aus den Jahren 1920 und 1932, als diese noch in Betrieb war:
Richtig spannend aber ist die Antwort auf die Frage, was denn in dem Gebäudekomplex war, der vor dem Busdepot auf dem Straßenblock zwischen 126th und 127th Street sowie 2nd Avenue und 1st Avenue stand.
Dabei handelte es sich um nichts geringeres als Filmstudios. Und zwar um die Eastern Studios von Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), die wir hier auf einer Aufnahme von 1928 sehen:
Ursprünglich befanden sich an diesem Ort die Cosmopolitan Studios oder Cosmopolitan Productions (1918-1923), die 1923 durch einen Brand zerstört wurden. Danach scheinen die Studios wieder aufgebaut und durch MGM als Standort an der Ostküste genutzt worden zu sein.
Die Geschichte der Studios am Harlem River scheint Anfang der 1940er geendet zu sein, denn es gibt eine Serie von Fotografien aus dem Jahr 1941, die das Ende der Studios und ihren Abriss dokumentiert:
Leider ist es mir nicht gelungen, noch mehr über das Filmstudio in Harlem herauszufinden, das bereits Anfang der 1940er seinen Betrieb eingestellt hat. Aber vielleicht habe ich auch einfach nur die falschen Suchtermini gehabt.
Links:
https://metro.fandom.com/wiki/126th_Street_Bus_Depot
https://en.wikipedia.org/wiki/Bus_depots_of_MTA_Regional_Bus_Operations#126th_Street_Depot
https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_F._Kennedy_Bridge
https://de.wikipedia.org/wiki/Willis_Avenue_Bridge
https://en.wikipedia.org/wiki/Cosmopolitan_Productions
https://books.google.de/books?id=n5G_Lqh3h4UC&pg=PA119&lpg=PA119&dq=%22cosmopolitan+studios%22+new+york&source=bl&ots=HO63q0D9NF&sig=ACfU3U3ezBZ8rNr4gyy3HXU8LIVFTReo2A&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjvnpevq-rkAhUEbFAKHd-KAw0Q6AEwC3oECAUQAQ#v=onepage&q=%22cosmopolitan%20studios%22%20new%20york&f=false
Mit dem dritten und letzten Ausgangsfoto für heute verlassen wir die 1970er und springen hinüber in die Mitte der 1980er, immerhin auch schon 35 Jahre her:
Frank Siciliano hat das Bild an der Seventh Avenue aufgenommen, Höhe 26th Street und mit Blickrichtung nach Norden. Die Reise führt uns somit nach Midtown Manhattan.
Ich freue mich, nach Jahren mal wieder die Gelegenheit zu haben, das Augenmerk auf einen New Yorker Hochhausklassiker lenken zu dürfen, der zwar nur über C- oder D-Prominenz unter den New Yorker Sehenswürdigkeiten verfügt, der aber für mich persönlich so was wie mein Haus- und Hofwolkenkratzer ist.
Im Bildhintergrund sieht man ihn ein ganzes Stück weiter die 7th Avenue hinauf in den Himmel ragen. Bei diesem "Kleinod" handelt es sich um den 1931 errichteten Nelson Tower an der Ecke 34th Street / 7th Avenue.
Ich habe in der Vergangenheit bei drei New York-Aufenthalten im Hotel Pennsylvaniaübernachtet und das befindet sich nur einen Block südlich vom Nelson Tower ebenfalls an der 7th Avenue, was zu der besonderen Bindung an dieses Hochhaus beigetragen hat.
siehe auch hier:
https://en.wikipedia.org/wiki/Nelson_Tower
http://nygeschichte.blogspot.com/2015/10/nelson-tower.html
Das Ausgangsfoto wurde an der Kreuzung 26th / 7th Ave aufgenommen, als ein Blickfang dient der Nelson Tower, der 8 Straßenblöcke weiter nördlich steht.
Ein weiterer Blickfang im Bild ist ein etwas näher gelegenes Hochhaus an der Südwestecke der Kreuzung 7th Avenue / 29th Street.
Dieser Klassiker wurde Ende der 1920er gebaut, trägt aber mal abgesehen von seiner Hausnummer keinen markanten Gebäudenamen: 330 7th Avenue.
mehr hierzu: https://www.emporis.com/buildings/114256/330-7th-avenue-new-york-city-ny-usa
Was den dritten Blickfang im Bild angeht...
... so bin ich auch nach ausgiebigem Kommentarstudium nicht schlauer geworden. Denjenigen, die vermuten, das Marilyn Monroe es entgegen anders lautender Informationen doch in die 1980er geschafft hat, mag ich nicht so recht glauben schenken. Dieser Sektor an der 7th Avenue hat viel mit der Bekleidungs- und Modeindustrie zu tun (Garment District), auch mit der New Yorker Fashion Week, daher schließe ich nicht aus, dass die Dame irgendwo in diesen Kontext eingeordnet werden kann.
Ok, dann wollen wir mal zum Vergleichen kommen. Ich setzte den Google Street View Mann auf der 7th Avenue ein Stück unterhalb der 26th Street ab, damit wir die ganze Kreuzung sehen können.
Der Fotograf hat allerdings seinerzeit nicht auf der Seventh Avenue, sondern ein Stück eingerückt auf der 26th Street gestanden.
Ok, was das 330 7th Avenue angeht, so ist bei diesem Nachstellversuch die Laterne im Weg, aber sonst ist bei ALT und NEU ziemlich viel Übereinstimmung und viel am rechten Platz.
Jenes Haus an der Nordostecke der Kreuzung, das den rechten Teil der Vergleichsbilder ausfüllt...
... steht auch schon etwas länger an der Kreuzung, wie man hier auf dieser Aufnahme von 1912 sehen kann:
Die linke Straßenseite gegenüber ist heutzutage mit einem wenig attraktiven Betonklotz verschandelt...
... aber wie man auf diesem Foto von 1921 sieht, hat es dort auch mal sympathischer ausgesehen:
Und mit dieser Panoramaaufnahme von 1921 über die Kreuzung 26th Street / 7th Avenue die 7th Avenue hinauf möchte ich diese Folge ausklingen lassen.
Falls Du noch mehr Folgen von COaN anschauen möchtest, findest Du weitere Ausgaben hier:
http://nygeschichterucksack.blogspot.com/2018/02/comparing-old-and-new.html
Danke fürs Vorbeischauen, danke für die Aufmerksamkeit!
The 55th Street Playhouse and HIM
Was ist eigentlich die Motivation für all die NewYork-Geschichts-Bloggerei hier? Zu einem nicht unerheblichem Prozentsatz sicherlich auch der Wunsch des Autoren, mit Bildern und Text einfach nur eine gute Geschichte zu erzählen und den Leser dabei vielleicht aus dem Sessel zu heben und für eine unbestimmte Zeit an einen anderen Ort zu tragen. Man kann dabei auf Nummer Sicher gehen und über typische New-York-History-Geschichtsthemen wie zum Beispiel Lost Buildings oder Veränderungen an bestimmten Orten über einen längeren Zeitraum betrachtet schreiben. Gelegentlich muss man sich aber auch mal weiter hinauswagen als gewohnt, damit es spannend bleibt, sowohl für den Autoren als auch für den Leser. Ich will deshalb mal vorwegschicken, dass die Entstehung dieses Beitrags keine leichte Geburt war. Die Idee spukt mir schon seit Sommer 2017 im Kopf herum, das Konzept für die Umsetzung ebenfalls, nur: die Idee im Kopf ist das eine, einen Beitrag daraus machen aber das andere. Erster Versuch im Oktober 2017, zweiter Anlauf im Dezember 2017, dritter Anlauf und Produktion von ca. 75 Prozent des Beitrags im Februar 2018 und vierter Anlauf und Abschluss des Beitrags schließlich im September 2019. Es hat im Blog zwei Beiträge gegeben, die mir richtig was abgefordert haben. Der eine ist bis heute noch nicht abgeschlossen und handelt von den Dörfern, die einst dort standen, wo heute der JFK Airport zu finden ist (Lost Villages of Jamaica Bay), der andere ist dieser Beitrag hier.
Wem das Thema, auf das der Beitrag in der zweiten Hälfte zusteuert, nicht liegt, erhält an geeigneter Stelle einen Warnhinweis und die Gelegenheit, rechtzeitig auszusteigen. Einleitung Ende, Beitrag Anfang.
Für die reichen Bewohner der Fifth Avenue war das im 19. Jahrhundert wohl der relativ nahe gelegene Bereich in den Straßen unterhalb des Central Parks. Weit genug weg von der Fifth Avenue, dass die Ausdünstungen der Pferdeställe nicht über Gebühr bis zu den Herrenhäusern und Mansions hinüber müffelten, andererseits nahe genug dabei, dass die Fahrzeuge in einem akzeptablen Zeitrahmen zur Verfügung standen.
1879 war die Gegend um Hausnummer 154 West 55th Street noch nicht so dicht besiedelt, es anhand der Karte nicht erkennbar, ob da schon ein Stall stand oder ob da vielleicht damals noch Wiese war. Links mit den Straßenbahnschienen verläuft die 7th Avenue.
Gut 10 Jahre später sieht im Jahr 1891 die Situation schon anders aus. Die Stadt hat mittlerweile auch die Straßen unterhalb des Central Parks erreicht. Die Karte ist gegenüber der vorherigen um 90 Grad im Uhrzeigersinn gedreht.
In den nächsten Jahren bleibt die Situation ähnlich. 1916 ist Norden wieder oben und als direkter westlicher Nachbar von 154 West 55th Street nunmehr das 1906 fertiggestellte Wyoming Apartmenthaus abgebildet.
Die Photos vom Wyoming Apartmenthaus an der Ecke 7th Avenue und 55th Street sind die ältesten verfügbaren, auf denen ich das Haus an 154 West 55th Street gefunden habe. So wie hier auf der Aufnahme:
Eine weitere Photographie, auf der das Gebäude abgebildet ist, stammt aus dem Jahr 1915. Hier ist von der 7th Avenue aus die Südseite der 55th Street aufgenommen worden, Haus Nummer 154 befindet sich im Bildhintergrund unter "ferner liefen".
Laut der stets gut informierten Webseite cinematreasures.org wurde das "55th Street Playhouse" am 20.05.1927 als Lichspielhaus eröffnet. Aus dem einstigen Abstellort für Kutschen und Pferde war ein kleines Kino mit 299 Sitzplätzen und einer Leinwand geworden.
Ein frühes Photo aus dem Jahr 1936 zeigt das 55th Street Playhouse in einem Alter von ungefähr neun Jahren:
Die am Gebäude angebrachten Hinweisschilder verraten zum einen den Namen des Kinos für jene Passanten, die gerade auf dem Bürgersteig entlang der Südseite der 55th Street unterwegs sind und den Umstand, dass hier bewegte Bilder gezeigt werden.
Über dem Eingang gibt es noch ein zweites Schild mit dem Kinonamen für diejenigen, die frontal auf das Gebäude blicken oder davorstehen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war "La MATERNELLE" auf dem Spielplan.
Bei "La Maternelle" handelte es sich um einen französischen Film aus dem Jahr 1933, der im englischsprachigen Raum unter "Children of Montmatre" bekannt war, im 55th Street Playhouse aber in der Originalfassung mit Untertiteln lief, so wie in dem Video unten:
https://en.wikipedia.org/wiki/La_Maternelle_(film)
In den 1930ern gab es in New York nur drei weitere Kinos, in denen Originalfilme mit Untertiteln liefen. Diese Präsentation von Filmprogrammen jenseits des Mainstreams behielt das kleine Kino in den folgenden Jahrzehnten bei. Das Programm war eher Arthouse als Blockbuster.
Auch deutsche Spielfilme aus der Produktion der UFA-Studios in Potsdam-Babelsberg wurden zu jener Zeit vorgeführt, so wie zum Beispiel "His late Excellency" / "Die selige Excellenz" aus dem Jahr 1935.
https://en.wikipedia.org/wiki/His_Late_Excellency_(1935_film)
Aus dem Jahr 1954 sehen wir hier ein Programmheft für das "Gala Film Festival" im 55th Street Playhouse, bei dem 10 europäische Spielfilme aus der Stummfilmzeit auf dem Programm stehen, wie z.B. "Metropolis" (1926), "Die Nibelungen" (1924) und "Panzerkreuzer Potemkin" (1925).
Weitere Filme, die im Laufe der Jahre dort über die Leinwand flimmerten, waren eine Filmbiographie über Ludwig van Beethoven...
(https://en.wikipedia.org/wiki/Beethoven%27s_Great_Love; 1937)
https://de.wikipedia.org/wiki/Federico_Fellini
... italienische Episodenfilme ...
http://www.imdb.com/title/tt0057323/ (1963)
... deutsche Stummfilme...
https://en.wikipedia.org/wiki/It%27s_Easy_to_Become_a_Father (1926)
... Filme über die Steppe ...
http://www.tcm.com/tcmdb/title/515687/The-Steppe/ (1963)
.... amerikanische Premieren von russischen Stummfilmepen ...
http://www.imdb.com/title/tt0017130/ (1925)
... Filme von Michaelangelo Antonioni ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Schrei_(1957)
... deutschsprachige Tonfilme über den Diebstahl von Gemälden italienischer Künstler in Pariser Museen ...
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Theft_of_the_Mona_Lisa (1931)
... Dokumentarfilme über Jazz-Festivals ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Jazz_an_einem_Sommerabend (1960)
... französische Familiendramen ...
https://en.wikipedia.org/wiki/It_Happened_at_the_Inn (1943)
... und schließlich einen Film, den jeder Junge und jedes Mädchen ab 16 Jahren aufwärts gesehen haben sollte:
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Most_Wonderful_Moment (1957)
Ende der 1960er oder Anfang der 1970er waren auch Filmkunstwerke des New Yorker Künstlers Andy Warhol auf der Leinwand des 55th Street Playhouse zu bewundern:
https://de.wikipedia.org/wiki/Lonesome_Cowboys (1968)
https://de.wikipedia.org/wiki/Flesh_(1968)
Aber nicht alle Avantgarde-Filme, die im 55th Street Playhouse durch den Filmprojektor geschickt wurden, stießen auf ungeteilte Zustimmung.
Im Juni 1970 wurde im 55th Street Playhouse ein Dokumentarfilm namens "Censorship in Denmark: a new approach" aufgeführt, der dazu führte, dass die New Yorker Ordnungsbehörden den Manager des Filmtheaters, Chung Louis, in Arrest nahmen wegen der Förderung und Verbreitung von obzönem Filmmaterial.
Der folgende Artikel aus der New York Times vom 17.06.1970 berichtet über den Dokumentarfilm und erwähnt auch, dass der Film zu jener Zeit in New York unter anderem im 55th Street Playhouse in New York lief.
http://www.nytimes.com/1970/06/17/archives/the-screen-censorship-in-denmark-begins-run-derenzy-is-director-and.html
Und in der New York Times vom 01.10.1970 kann man über die Gefangennahme nachlesen:
http://www.nytimes.com/1970/10/01/archives/4-are-arrested-in-film-seizure-judge-rules-censorship-in-denmark-to.html
Was Kunst ist und was Avantgarde, das nimmt jeder Mensch anders war. Und in New York war - was eine großzügige Auslegung des Kunstbegriffs anging - sicherlich deutlich mehr möglich als draußen in der Provinz. Mit der Folge, dass das Programm im 55th Street Playhouse ab der ersten Hälfte der 1970er immer mehr von Filmen geprägt wurde, die einerseits als "x-rated" (strengstes Jugendverbot) eingestuft waren und in denen andererseits ein "all male cast" (Besetzung ausschließlich männlich) mitspielte. Mit anderen Worten, in dem Kunstkino wurden Erwachsenenfilme für ein gleichgeschlechtlich interessiertes Publikum gezeigt.
LOST MOVIES - PIMPADELIC WONDERLAND
Bevor wir zum Kernthema kommen, muss ich noch etwas weiter ausholen. Ich habe schon das eine oder andere Mal meine Schwäche für Stummfilme erwähnt. Und mit dem Thema Stummfilme ist auch das Thema "Verschollene Filme" / "Lost Movies" eng verbunden. Viele jener Filme aus den ersten Jahrzehnten der Filmkunst sind unwiederbringlich verloren und das aus verschiedenen Gründen. In wenigen glücklichen Fällen wurde lange Zeit gedacht, dass sie verloren sind, bis in irgendeinem Archiv doch noch ein nicht gekennzeichneter Filmstreifen sich als ein Filmschatz entpuppt oder zumindest als ein Fragment aus einem gesuchten Film. Die Wiederentdeckung eines verschollenen Films oder Filmteils wird ähnlich gefeiert, als wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen. Tatsächlich empfinde ich es häufig so, dass die Geschichte hinter einem Stummfilm oft interessanter und spannender ist als der Film selbst.
https://de.wikipedia.org/wiki/Verschollener_Film
https://en.wikipedia.org/wiki/Lost_film
Irgendwann habe ich dann festgestellt, dass es das Thema "verschollene Filme" nicht nur in Bezug auf die Stummfilmzeit gibt, sondern dieses auch wesentlich jüngere Filmwerke betreffen kann.
Anfang der 2000er bin ich bei einer Suche nach Lost Movies aus der Stummfilmzeit ungewollt auf der fantastischen Internetseite "Pimpadelic Wonderland" gelandet und habe dort eine Auflistung mit zahlreichen Filmen aus den 1960ern und 1970ern entdeckt, die ebenfalls als "Lost Movies" gelten, einschließlich einer Top Ten der am meisten gesuchten Filme in dieser Kategorie. Falls in der Zwischenzeit doch noch irgendwo eine Kopie der gesuchten Filme aufgetaucht war, wurde die Liste aktualisiert und die Wiederentdeckung vermerkt.
Pimpadelic Wonderland war eine schräge aber wunderbare Institution, nur ist sie bereits seit fast 10 Jahren nicht mehr online.
Mit auf der Liste der am meisten gesuchten Filme stand dort auch ein Film, der eigentlich nicht ganz in die Kategorie passt, weil er nicht verloren gegangen ist, sondern vom Regisseur nie veröffentlicht wurde: "The Day the Clown cried" von Jerry Lewis aus dem Jahr 1972, gedreht in Schweden.
Lange vor Roberto Benigni hatte Jerry Lewis versucht, die tragische Geschichte eines Clowns in einem deutschen Konzentrationslager zu erzählen. Vor kurzem wurde im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine ganz hervorragende Dokumentation namens "The Clown" zur Entstehung und zur weiteren Geschichte dieses Films gezeigt, die ich jedem Filmbegeisterten und auch sonst jedem Interessierten nur wärmstens ans Herz legen kann, wenn sie mal wieder läuft.
https://de.wikipedia.org/wiki/The_Day_the_Clown_Cried
http://www.zeit.de/kultur/film/2016-02/der-clown-jerry-lewis-ard-dokumentation
Nachdem ich diese Dokumentation gesehen hatte, habe ich nach langer Zeit mal wieder anfangen, nach den verschollenen Filmen der 1970er und der ebenfalls seit Jahren verschollenen Pimpadelic Wonderland-Internetseite zu recherchieren und bin dabei dann in der Wayback Machine fündig geworden. Das ist ein riesiges virtuelles Archiv, in dem verschiedene Versionen von noch aktiven und auch von abgeschalteten Internetseiten aufgerufen werden können.
Hier ist der Link zur dortigen Ausgangsseite für Pimpadelic Wonderland:
https://web.archive.org/web/*/http://www.pimpadelicwonderland.com
Man sieht, dass Versionen der Seite ab dem Jahr 2000 bis in das Jahr 2008 gespeichert wurden, mal mehr, mal weniger.
Weil aber die einzelnen Seiten von Pimpadelic Wonderland aus unerklärlichen Gründen in der Wayback Machine falsch mit der Suchebene verknüpft wurden, war es nicht so leicht, auf die nächste Ebene mit den archivierten Versionen der Seite durchzusteigen. Nach ein paar Klimmzügen hat es dann aber doch noch geklappt, die verschütteten Seiten aus den Tiefen des Archivs wieder auszugraben:
https://web.archive.org/web/20080705051641/http://www.pimpadelicwonderland.com/70s.html
Hier ist der Beginn des umfangreichen Video-Archivs:
https://web.archive.org/web/20080705051349/http://www.pimpadelicwonderland.com/videolibraryAF.html
Und hier beginnt die Auflistung mit den Lost Movies
https://web.archive.org/web/20080605085448/http://www.pimpadelicwonderland.com:80/lost.html
In der Auflistung der TEN MOST WANTED findet man dann wie oben angekündigt auch den unveröffentlichten "The Day the Clown cried" von Jerry Lewis.
Danach habe ich gelegentlich nach dem einen oder anderen Film, der in der Liste der Lost Movies aufgeführt ist, recherchiert und bin schließlich auf diesen hier gestoßen, unter H wie HIM:
Und bei der anschließenden filmbezogenen Suche habe ich dann entdeckt, dass sich da auch ein Thema für diesen Blog verstecken könnte, denn HIM feierte nicht nur in jenem aus Teil 1 des Beitrags vertrauten New Yorker Kino seine Premiere und stand dort auf dem Programm, sondern wurde offenbar auch in New York City gedreht mit einem New Yorker Künstler in der "Hauptrolle".
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LESER/INNEN, DIE AUS RELIGIÖSEN GRÜNDEN DAS INHALTLICHE ERFORSCHEN VON GRENZBEREICHEN NICHT MIT BEGLEITEN MÖCHTEN UND / ODER SOLCHE, DIE BEI SEXUELLEN INHALTEN NUR EINGESCHRÄNKT BELASTBAR BZW. TOLERANT SIND, SOLLTEN AN DIESER STELLE DES BEITRAGS ABSCHALTEN. GLEICHE GILT FÜR LESER, DIE BEIM ANBLICK MÄNNLICHER GESCHLECHTSORGANE DAS DRINGENDE BEDÜRFNIS HABEN, DIE FLUCHT ZU ERGREIFEN.
AUF WIEDERSEHEN!
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Die bei Pimpadelic Wonderland gelistete einzeilige Beschreibung des Films als Gay Porn basierend auf dem Leben von Jesus Christus ist - wie sich weiter unten herausstellt - so nicht ganz zutreffend. Das dürfte aber auch dem Umstand geschuldet sein, dass lange Zeit im Internet und auch draußen jenseits des Internets nur sehr wenig Informationen über HIM verfügbar waren und die für die Erinnerung an den Film wichtige Notiz bei Pimpadelic Wonderland in dieser Phase entstanden ist, in der es in erster Linie Hörensagen gab.
Der Film selbst scheint wirklich verschollen zu sein. So verschollen, dass bis vor wenigen Jahren manche schon behaupteten, es habe ihn gar nicht gegeben, sondern die Geschichte eines Gay Porn Movies über das Leben von Jesus Christus sei in Wirklichkeit nur eine von vielen urbanen Legenden, die sich die Großstadtmenschen an ihren virtuellen Lagerfeuern erzählen würden.
Ursprünglich waren überhaupt keine Artefakte mehr aus der Kinospielzeit von HIM verfügbar, was den Mythos, dass es sich dabei nur um eine urbane Legende handelte, unterstützte. Erst als dank der Informationswut des Internets Zeitungsarchive digitalisiert wurden und man bequem vor dem Rechner alte Zeitungen im pdf-Format durchstöbern konnte, sind nach und nach einige Zeitungsanzeigen aus der Jahrzehnte zurückliegenden Vergangenheit aufgetaucht, mit denen der Film während seiner aktiven Spielzeit um die Mitte der 1970er beworben wurde.
Später kam dann noch dieses Photo dazu, das einen unbekleideten Jesusdarsteller zeigt, der ein Kreuz durch eine Stadt schleppt. Es ist allerdings unklar, ob es sich dabei um das einzige erhaltene Standfoto aus dem Film handelt oder ob die Aufnahme vom ehemaligen Lebensgefährten des Darstellers während der Dreharbeiten privat aufgenommen wurde. Manche meinen, dass die Aufnahme in SoHo entstanden sein soll, aber ein konkreter Dreh- bzw. Aufnahmeort wurde noch nicht gefunden. Allerdings soll es die Firma Mutual Screw and Supply wirklich in New York gegeben haben, zumindest solange, bis sie um das Jahr 1980 nach New Jersey umgezogen sein soll.
Bei dem Darsteller des Jesus handelt es sich um einen New Yorker Künstler, der vor allem als Wand(be)maler tätig war, auf den Namen Gustav von Will hörte, aber besser bekannt war unter dem Künstler-Namen "Tava".
Auf dem nachfolgenden Photo sehen wir Tava bei der Schaffung eines seiner Wandgemälde (vermutlich aufgenommen 1980):
Das Wiedererkennungsmerkmal in Tavas Kunst ist nur schwer zu übersehen und bedarf eigentlich nicht einer genaueren Bildbeschreibung.
Tava soll bereits am 15. Januar 1991, also vor mehr als 28 Jahren verstorben sein.
Neben einem Jesusdarsteller brauchte man auch noch einen Regisseur, um den Film herzustellen. Der Regisseur bei HIM soll ein gewisser Ed D. Louie gewesen sein. In der niedergeschriebenen Filmgeschichte ist er nur als Regisseur eines Films bekannt, nämlich HIM, und der ist auch noch verschollen. Auf den Regisseur kommen wir später nochmal zurück.
Mit der Handlung von Erwachsenenfilmen ist das ja so eine Sache, es kann durchaus passieren, dass die Definition von "Handlung" etwas anders ausfällt als in regulären Kinofilmen. Der Vollständigkeit halber habe ich mich entschieden, auch Informationen über die sogenannte Handlung von HIM einzubinden. Wer das nicht lesen möchte, sollte einen kleinen Sprung über den nächsten Absatz und die nachfolgenden Anstriche machen.
Über die Handlung von HIM ist recht wenig bekannt. Das was an Informationen zusammengetragen werden konnte, stammt vor allem aus verschiedenen Filmrezensionen. Zusammenfassend kann man sagen, dass es in erster Linie nicht um das Leben von Jesus Christus, sondern um einen jungen Mann geht, der eine sexuelle Faszination für Jesus Christus bzw. für das ihm unterstellte gleichgestellte Sexualleben entwickelt hat. Folgende Einzelsequenzen, die im Film erschienen sein sollen, sind überliefert:
- Zu Beginn des Films sieht man einen Maunzer mit weißem Fell, der einen ganz besonderen prallen menschlichen Leckerbissen abschleckt, auf den die Eröffnungstitel projiziert werden
- Der eigentliche Hauptdarsteller des Films mit dem Jesus-Fetisch beichtet und beschreibt einem Priester seine gleichgeschlechtlichen Fantasien, die wiederum den Priester nicht völlig kalt lassen, so dass der während der Beichte Hand an sich anlegt. Die Sequenz schließt mit dem Ausspruch des Priesters: "Mein Sohn, jedermann darf seine eigenen Fantasien haben."
- Ein Staubsauger wird für Handlungen zweckentfremdet, die der Hersteller nicht auf dem Schirm hatte.
- Männer betrachten verborgene Körperöffnungen in Spiegeln, Männer messen die Länge von bestimmten Körperteilen mit Linealen, Männer fertigen Gipsabdrücke von ihren Kronjuwelen.
- Nachdem ungefähr dreiviertel der Laufzeit des Films mit Handlungen verstrichen ist, erscheint der New Yorker Künstler Tava als Jesus Christus. Man sieht ihn ein Kreuz am damaligen Pan Am-Building vorbeitragen (heute Met Life Building). Danach trägt er es durch weitere New Yorker Straßen, bis er vom eigentlichen Hauptdarsteller entdeckt wird, der sich ihm in eindeutiger Absicht nähert. Kirchenglocken erklingen und Sonnenstrahlen blenden das Kamerabild.
- Später hängt Jesus Christus an einem Stop-Schild in Viertel SoHo im Süden von Manhattan.
- Zuletzt gibt es nochmal die bei Erwachsenenfilmen unvermeidlichen Turnübungen, darunter wohl auch eine Sequenz, bei der Tava an ein Kreuz gebunden war und ein anderer Darsteller den Mund recht voll nahm
HIM wurde vermutlich zwischen Herbst 1973 und März 1974 gedreht, wahrscheinlich eher Anfang 1974 als Ende 1973. Seine Filmpremiere hatte HIM am 27. März 1974 im 55th Street Playhouse. Dort war er bis zum 23. Mai 1974 im Programm. Später kehrte er noch zweimal auf die Leinwand des 55th Street Playhouse zurück, einmal im Dezember 1974 und einmal im Januar 1976.
Während des Jahres 1975 war HIM im Bijou Theatre in Chicago (Januar-Februar), im David Theatre in New York (April-Mai), im Penthouse II Theatre in Pittsburg (Mai), im Adonis Theatre in New York (1975-1977) und im Nob Hill Theatre in San Francisco (1975-1976) zu sehen. Weitere Spielorte sollen in Boston, in Ottawa in Kanada sowie in Skandinavien (ca 1978) gewesen sein.
Es kann durchaus möglich sein, dass von HIM nur eine Kopie existiert hat, die jeweils weitergegeben wurde, wenn die Spielzeit abgelaufen war. Auch wenn es sich in den Anzeigen anders liest - als er zwischen 1974 und 1978 noch in den Kinos vorgeführt wurde, war HIM beim Filmpublikum wohl so gut wie unbekannt und wenn er wieder aus dem Programm genommen wurde, was mitunter rasch der Fall war, dann war er auch schnell wieder vergessen.
Die Faszination für diesen Film entstand tatsächlich erst, als er nicht mehr verfügbar war. Das begann ungefähr 1979/1980, als HIM in dem Buch "The Golden Turkey Awards" erwähnt wurde, in dem als besonders schlecht bewertete Filme besprochen und dann häufig doch von den Autoren gefeiert wurden, wie zum Beispiel die Werke eines Ed Wood, die alte Leier von "so schlecht, dass es schon wieder gut ist". Für einen Film allerdings konnten sich die Buchautoren nicht recht erwärmen und das war HIM.
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Golden_Turkey_Awards
Er sei ein Paradebeispiel für ein besonders unerotisches Konzept innerhalb des Pornogenres und sie empörten sich, dass es für die schiere Geschmacklosigkeit dieses Films kein vergleichbares Beispiel gäbe. Jene wenigen Schwachmaten, die HIM tatsächlich auf der Leinwand sehen wollten, sollten sich braune Papiertüten über die Köpfe stülpen, wenn sie in das Kino kämen. Die würden dann einerseits ihre Gesichter verbergen, zugleich aber auch ihre Augen bedecken. Es ist allerdings unklar, ob besagte Buchautoren seinerzeit selber Augenzeugen des Films waren oder ihre Erkenntnisse auch nur durch Hörensagen erworben hatten.
Lange, lange Zeit war diese Erwähnung in dem Buch "The Golden Turkey Awards" die einzige bekannte Spur, die auf die Existenz des Filmes verwies.
Der ältere der beiden Buchautoren, Michael Medved, ist schon lange als Politiker tätig und das ganz rechts außen. Die damit verbundene Einstellung, die sicherlich auch schon bei Entstehung des Buches vorhanden war, dürfte durchaus Einfluss auf sein Urteil zu HIM gehabt haben, denn von einem angehenden Rechtsaußen-Politiker kann man kaum eine begeisterte Kritik zu einem Gay Porn erwarten, dessen fragwürdige Handlung auch noch eng mit Priestern und Jesus Christus persönlich verknüpft ist.
Der Umstand, dass außer der Schmähkritik von den Golden Turkeys so gut wie nichts über HIM bekannt war, führte wiederum dazu, dass seine Existenz generell angezweifelt wurde. Dazu zwei Versionen eines Beitrags von einer Urban Legends-Seite (Snopes) zu HIM:
Es wurde auch schon darüber spekuliert, ob der HIM-Regisseur Ed Louie und der bekannte Trashfilmer Ed Wood vielleicht ein und dieselbe Person waren. Das dieses nicht der Fall sein könne, wurde unter anderem damit begründet, dass Ed Wood seine Filme in Hollywood gedreht habe, HIM aber in New York City aufgenommen worden sein soll.
Eine ganz kurze Erwähnung fand HIM noch 1992 in dem Buch "Divine Images - A history of Jesus on the screen" (Roy Kinnard and Tim Davis):
Es ist anzunehmen, dass die Autoren keine Augenzeugen des Films waren, sondern ggf. über Quellen wie das Golden Turkey-Buch oder Hörensagen vom Film erfahren hatten und ihn der Vollständigkeit halber und als skurilles Außenseiterbeispiel mit auflisteten.
Noch eine Erwähnung im Internet, die die Existenz des Films, der auch lange Zeit nicht in Datenbanken wie IMDb gelistet war, grundsätzlich in Frage stellte:
In den früheren Internetjahren war es dann tatsächlich auch die kurze Notiz auf Pimperdelic Wonderland, die mit dazu beitrug, dass das Interesse am Film erhalten blieb und sogar zunahm und sich einige aufmachten mit der Mission, mehr Informationen über HIM aufzuspüren und zusammenzutragen. Dabei wurden in den noch nicht lange digital verfügbaren Zeitungsarchiven nicht nur Werbeanzeigen entdeckt, sondern auch Filmrezensionen, im Fall von HIM gab es offenbar sogar eine Erwähnung im renommierten Time Magazine.
Hier haben wir eine etwas ausführlichere Rezension von einem David Tipmore, der an Ostern immer etwas Religiöses unternahm. Neben HIM lief noch ein weitere Film namens "The Bible", der wohl aus einer ähnlichen, allerdings heterosexuellen Schublade gezogen wurde. Und der Schreiber erkennt in dem Hauptdarsteller von HIM einen früheren Apartment-Mitbewohner wieder, mit dem er allerdings keine wirklich guten Erinnerungen verbindet. Sie stammt aus einer alten Ausgabe von Village Voice vom 18.04.1974. Village Voice war eine alternative Kunst-Wochenzeitschrift, mit der sich das Fachpublikum in Greenwich Village informierte.
Das waren die wilden Siebziger, ich glaube, heutzutage findet man keine Filmrezensenten mehr, die ähnlich saftig zu Werk gehen.
Was sich später auch noch geklärt hat, war der Umstand, dass es in dem Golden Turkey Buch tatsächlich einen Hoax gegeben hat, so wie es die Autoren am Anfang des Buches angedroht hatten (Bei einem der 425 besprochenen Filme handelt es sich um einen Hoax, kannst Du ihn finden?).
Allerdings war der Hoax nicht HIM, wie flächendeckend vermutet wurde, sondern der Film "DOG OF NORWAY". Der Kommentator, der hier schreibt, hatte Kontakt zu den Autoren des Golden Turkey-Buchs (Gebrüder Michael and Harry Medved) aufgenommen und der jüngere hatte ihn über Wahrheit und Hoax informiert:
Ein anderer Beitrag aus dem Internet zur Hoax-Frage:
Interessant fand ich auch den Kommentar hier, in dem der Schreiber mutmaßt, dass sich vielleicht noch eine Kopie des Films in den Giftschränken einer großen Religionsgemeinschaft befinden könnte:
Mehrfach an unterschiedlichen Stellen habe ich gelesen, dass Martin Scorsese im Rahmen der Vorbereitungen zu seinem Film "Die letzte Versuchung Christi" (1988) versucht hat, möglichst viel Filmmaterial mit unterschiedlichen Jesus-Verfilmungen zusammenzutragen und das Suchteam wohl auch auf die Jagd nach HIM angesetzt haben soll:
Auch der eine oder andere Augenzeuge des Films hat sich in den Kommentaren gemeldet, von denen ich exemplarisch ein paar ausgewählt habe. Es besteht natürlich die Gefahr, dass sich da auch Wichtigtuer mit einer plausibel klingenden Phantasie ausgetobt haben könnten, aber wenn nicht, bekommt man noch ein paar zusätzliche Puzzle-Stücke geliefert. Ok, einer der Zeugen ist eher ein Ohren- als ein Augenzeuge, aber immerhin.
Im vergangenen Jahr war in Bezug auf mögliches Filmmaterial nochmal Bewegung in die Suche gekommen. Kurzzeitig war die Hoffnung aufgeflammt, dass sich vielleicht eine Filmrolle mit HIM im Kinsey Institute befinden könnte. https://en.wikipedia.org/wiki/Kinsey_Institute
Leider konnte die Hoffnung auf das Kinsey Institute letztendlich nicht erfüllt werden.
Im letzten Jahr scheint zumindest der Beweis gelungen zu sein, dass in den 1970ern mehr als eine Kopie von HIM im Umlauf gewesen ist:
Ich springe noch einmal zurück in das Jahr 2015, in dem ein Beitrag zu HIM veröffentlicht wurde, der sich auch mit der Identität des Filmregisseurs Ed D. Louie beschäftigt und dabei einen Bogen zurück zum 55th Street Playhouse schlägt.
Weiter oben hatte ich ja bereits erwähnt, dass der Film "Boys in the sand" von 1971 seine Premiere im 55th Street Playhouse feierte. Im Rahmen eines Internet-Interviews soll der Regisseur von "Boys in the sand", Wakefield Poole, sich zur Identität des mysteriösen Regisseurs von HIM geäußert haben mit folgenden Ergebnissen:
1) Hinter Ed D. Louie steckt nicht der berühmte Trash-Film-Regisseur Ed Wood.
2) Ed Louie war wohl Anfang der 1970er der Manager des 55th Street Playhouse
Der Manager hatte sich durch den finanziellen Erfolg von Pooles "Boys in the sand" wohl dazu hinreißen lassen, es selber als Filmemacher zu versuchen, allerdings zu spät. Zugleich erfahren wir auch etwas zum Niedergang des 55th Street Playhouse, das über keine Klimaanlage verfügte, dafür aber Taschendiebe anzog und die Besucher ausblieben.
Poole scheint auch zu jenen Augenzeugen zu gehören, die HIM gesehen haben, allerdings kann er sich kaum an den Film erinnern und dementsprechend auch keine neuen Informationen zur Sammlung beitragen:
Links HIM
https://en.wikipedia.org/wiki/Him_(film)
https://www.imdb.com/title/tt1187026/
http://cinematreasures.org/theaters/6376
http://filmthreat.com/uncategorized/in-search-of-the-lost-gay-jesus-film/
http://www.patheos.com/blogs/filmchat/2005/05/the-gay-jesus-movie-hoax-or-fact.html
http://obscurityandbeyond.blogspot.de/2010/02/lost-movie-detective-him-1974.html
https://www.snopes.com/fact-check/gay-jesus-film/
https://lostmediawiki.com/Him_(lost_gay_pornographic_Jesus_film;_1974)
https://web.archive.org/web/20031005161152/http://www.truthminers.com/truth/gay_jesus_movie.htm
Lost Movie Lists:
https://web.archive.org/web/20080605085448/http://www.pimpadelicwonderland.com:80/lost.html
https://filmthreat.com/uncategorized/film-threats-top-50-lost-films-of-all-time/
https://filmthreat.com/uncategorized/the-top-50-lost-films-of-all-time-v2-0/
Wer tiefer in das Thema "Geschichte der Erwachsenenfilme" einsteigen möchte und eine Seite sucht, die qualifiziert und detailliert über dieses Thema berichtet, der findet auf der englischsprachigen Seite THE RIALTO REPORT nahezu alles, was das Herz begehrt:
https://www.therialtoreport.com/
Das, was dort präsentiert wird, ist wahrlich Großes Kino!
Zuletzt möchte ich noch einmal auf die in meinen Augen außerordentlich gut gelungene amerikanische Fernsehserie "The Deuce" hinweisen, die auch Schnittmengen mit dem Beitrag aufweist. Sie wurde in drei Staffeln konzipiert, von der bisher zwei Staffeln (Staffel 1 - 1971; Staffel 2 - 1977) veröffentlicht sind.
https://de.wikipedia.org/wiki/The_Deuce_(Fernsehserie)
Bonustrack:
In der Liste mit verlorenen Filmen bei Pimpadelic Wonderland gab es auch einen Special Request des Autors, der sich mit einem weiteren verlorenen Jesus-Film mit dem Titel "Son of Heatwave" beschäftigte, der zwar kein Erwachsenenfilm wie HIM war, aber die Inhaltsangabe lässt auch auf ein sehr schräges Machwerk schließen:
Before the United Nations Headquarter came
An der Nordostecke der folgenden Kreuzung meine ich eine Shell-Tankstelle zu erkennen.
Hier haben wir aber zumindest noch das untere Ende des UNO-Geländes mit der 42nd Street, die 1940 so fotografiert wurde:
Und mit dieser 1928 vom Süden her entstandenen Aufnahme des Geländes rund um die Kreuzung 42nd Street / First Avenue im Vordergrund möchte ich den Beitrag aufklingen lassen:
Wegen der hohen Dichte an Schlachthäusern und Viehställen trug das Gelände, auf dem nach dem zweiten Weltkrieg der UNO-Gebäudekomplex errichtet wurde, in seiner weniger bekannten Vergangenheit den wenig schmeichelhaften Spítznamen "Blood Alley".
Und "Blood Alley" war zweifellos jenes Gelände, durch das wir gerade einen Rundgang gemacht haben, der nun hier unten an der 42nd Street endet.
Danke fürs Vorbeischauen, danke für die Aufmerksamkeit.
Walking in the Rain in Manhattan
The Unbuilt City - Part 2
Comparing Old and New
https://en.wikipedia.org/wiki/Murry_Bergtraum_High_School
Wenn man genauer in das Foto hineinblickt, entdeckt man noch eine zweite CASTORIA-Werbung, die ein paar Blocks weiter südlich an eine Gebäudefassade gepinselt wurde.
1934 blicken wir vom Süden her auf den Block:
Das Gebäude nochmal aus einer anderen Perspektive von der Cherry Street aus gesehen:
Hier haben wir noch eine Aufnahme von 1937, die den Schwerpunkt auf die South Street-Front richtet:
Die Schaufenster und die in die Gebäudeecke eingelassene Tür sind verschwunden. Wenn ich die Schilder richtig entziffere, gab es dort ab 1937 DINING - DANCING - ENTERTAINMENT.
Ich mag auch die kleine ESSO-Tankstelle und -Autowäscherei, die sich in die Häuserfront an der South Street eingereiht hat.
Das sieht doch schon deutlich besser aus und jetzt kann man auch schon ganz gut jene Gebäude zuordnen, die im Ausgangsfoto die graue Hintergrundkulisse gestellt haben.
http://nygeschichte.blogspot.com/2015/01/manhasset-and-manchester.html
371 Lafayette befindet sich erneut an der Südostecke eine Kreuzung. Im vorliegenden Fall kreuzen sich die Great Jones Street und die Lafayette Street. Der Aufnahmeort liegt nördlich der Houston Street, also befinden wir uns in dem NoHo genannten Viertel.
Ich habe zunächst ungefähr 40 Minuten für die Katz gearbeitet, weil ich davon ausgegangen bin, dass das Foto Richtung Norden die Lafayette Street hinunter aufgenommen worden ist. Tatsächlich hat der Fotograf aber von Westen nach Osten die Great Jones Street hinunter fotografiert.
Da drauf gekommen bin ich erst dank eines Kommentars unter dem Bild, den ich besser mal zuerst gelesen hätte.
Überzeugt, dass dies der richtige Weg ist, hat mich aber noch die plötzlich mögliche Lösung eines Problems, das ich vorher allenfalls mit einem Abriss erklären konnte.
Auf dem Originalbild sieht man im Hintergrund links ein Gebäude / einen Turm mit einer Kuppel, das einen so nicht direkt anspringt.
An der Lafayette Street hatte ich das Kuppelgebäude nicht finden können und war daher davon ausgegangen, dass es nach 1973 irgendwann abgerissen worden ist. Auf der Great Jones Street habe ich dann nochmal einen neuen Versuch unternommen und siehe da:
Ein ganzes Stück weiter östlich steht die Church of the Most Holy Redeemer, deren Turm wiederum an der Great Jones Street steht, die hier East 3rd Street heißt, und dessen Optik mit der Kuppel sehr schön mit jenem Bauwerk übereinstimmt, dass sich auf dem 1973-Foto in der Ferne aufs Bild gemogelt hat.
Tatsächlich musste der Fotograf an der Lafayette Street vier Kreuzungen mit Avenues überwinden, bis er den verkuppelten Kirchturm einfangen konnte, der sich auf dem Block zwischen Avenue A und Avenue B ganz im Osten von Südmanhattan befindet.
Die Church of the Most Holy Redeemer wurde Anfang der 1850er errichtet und war für die katholische Bevölkerung von Little Germany in der Lower East Side ein sehr bedeutendes Gebäude.
Ursprünglich sah die Kirche mal so aus wie auf dieser Aufnahme, die ungefähr 1890 entstand:
Wiki: https://en.wikipedia.org/wiki/Church_of_the_Most_Holy_Redeemer_(Manhattan)
Zurück zur Lafayette Street! Heute sieht die Kulisse des Ausgangsfotos 4 so aus:
371 Lafayette Street, also der Ort, wo 1973 Jone's Diner stand, ist auf der Aufnahme oben mit einem roten Kreuz markiert. Diese Momentaufnahme im Google Street View stammt von April 2009, heute sieht es dort so aus:
Wie man sieht, steht inzwischen ein Apartment-Hochhaus auf dem Grundstück. Diner und Autowerkstatt sind Geschichte.
In der Häuserfront auf der linken Seite kann man noch mehr Gemeinsamkeiten wiedererkennen:
Ein paar Kommentatoren haben noch weitere Bilder eingestellt, darunter als erstes ein großartiges Fundstück. Auf den ersten Blick möchte man nicht glauben, dass es sich dabei nicht um ein Photo, sondern um ein Gemälde handelt.
Es stammt von Richard Estes und wurde 1979 gefertigt. Und es bildet die gleiche Kulisse ab, die wir auch auf Ausgangsfoto Nummer 4 sehen, sogar der Kirchturm im Hintergrund hat es wieder mit aufs Bild geschafft.
Offensichtlich war Jone's Diner bei Malern in New York beliebt, denn hier haben wir noch eine andere Arbeit von einem Künstler namens John Baeder, Entstehungsdatum unklar.
Bei der Aufnahme irgendwann aus den 1980ern bis 1990ern war ich etwas skeptisch, aber auch die zeigt Jone's Diner, dieses Mal nur von Norden nach Süden fotografiert in der Great Jones Street:
Man beachte das Gebäude oben rechts mit dem ornamentierten Walmdach, das schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hat. Dieser Street View von 2012 blickt ebenfalls von Norden nach Süden und zeigt links das noch nicht fertig bebaute Grundstück mit dem ehemaligen Standort von Jone's Diner und rechts im Hintergrund das Walmdach-Haus.
Die Gegenüberstellung zeigt den Blick nach Osten ungefähr vom gleichen Standort aus, einmal 1973 und einmal 2019:
Nachdem das geklärt ist, schauen wir nochmal zurück in die Vergangenheit. Es folgen ein paar Aufnahmen, die in der ersten Hälfte der 1930er entstanden sind.
Hier blicken wir 1934 vom Norden her auf die Südostecke der Kreuzung Great Jones Street / Lafayette Street:
Schon damals befanden sich auf dem Eckgrundstück an 371 Lafayette Street reichlich Reklametafeln und ein Diner. Das war allerdings damals noch um 90 Grad gedreht gegenüber Jone's Diner, wie wir es oben kennengelernt haben:
Ein Jahr später entstand 1935 die nachfolgende Aufnahme aus einer etwas nach Süden verschobenen Perspektive:
In der Vergrößerung kann man erkennen, dass schon damals die Konstellation links Diner - rechts Tankstelle auf dem Grundstück gab. Scheinbar hieß das Diner damals MAGIC DINER.
Hier haben wir noch zwei Aufnahmen von 1934 und 1935, die das Grundstück vom Süden her zeigen mit der Tankstelle und "Autowerkstatt" im Vordergrund:
Ein letztes möchte ich noch machen, bevor ich den Beitrag beende. Ausgangsfoto Nr. 5:
Don Brunson Sr. hat dieses schöne Foto 1977 aufgenommen, an der Mündung der Stanton Street in die Bowery mit Blickrichtung nach Norden.
Die Bowery verrät es bereits, wir bleiben im Süden von Manhattan, dieses mal allerdings nicht NoHo sondern SoHo.
Wenn ich die 3-D-Vogelperspektive sehe, dann habe ich so das böse Gefühl, dass oberhalb der Stanton Street vor nicht so langer Zeit noch mächtig neu gebaut wurde und deshalb vermutlich die ganze alte Bebauung, die auf Ausgangsfoto 5 zu sehen ist, weichen musste.
Auf dem Boden angekommen bestätigt sich das Befürchtete. Hinter der Mündung der Stanton Street sind keine kleinen schmutzigen Stadthäuser mehr zu sehen wie noch 1977, sondern da wurde ein großer moderner aber leider auch seelenloser Klotz hingesetzt.
In einem frühen Google Street View von 2007 sind im Anschluss weiter nördlich noch einige alte Häuser zu sehen....
... aber dabei ist es nicht geblieben:
Mit leicht verschobenen Perspektiven möchte ich auch hier wieder Alt und Neu gegenüberstellen. Die einzig verlässliche Größe als Orientierungspunkt ist leider nur noch das Empire State Building im Hintergrund links.
Die Mündung der Stanton Street in die Bowery 1932. Markantester Unterschied dürfte das noch Vorhandensein der Hochbahntrasse sein, denn die Third Avenue Elevated Railway führte damals noch entlang der Bowery von South Ferry kommend in Richtung Norden.
Dazu passt noch diese Fotografie von 1930, die die Gebäude an der Bowery nördlich der Mündung der Stanton Street zeigen, wieder vom Westen her unter der Hochbahntrasse der 3rd Ave El hindurch fotografiert:
Einen ähnlichen Blick wie auf dem 1977er-Foto scheinen wir hier zu haben, denn der Blick geht ebenfalls an der Nordostecke der Mündung in nördliche Richtung, allerdings 1934.
Ich habe sogar Übereinstimmungen gefunden, mindestens zwei Schilder / Gebäude scheint sich die 43 Jahre von 1934 bis 1977 gehalten zu haben:
Hier erfährt man noch ein wenig über Kabrams, das von den 1920ern bis 2008 hier ansässig war:
Und wer noch lesen möchte, was die New York Times hierzu im Mai 2000 geschrieben hat, der folge dem Link:
https://www.nytimes.com/2000/05/17/dining/the-diner-in-the-sky-no-on-the-bowery.html
Für alle anderen endet der Beitrag hier. Danke fürs Vorbeischauen, danke für die Aufmerksamkeit!
Weitere Folgen von COaN findest Du hier:
http://nygeschichterucksack.blogspot.com/2018/02/comparing-old-and-new.html
Bedloe's Island Changes
Auf 1849 ist die folgende Zeichnung datiert. Dieses Mal sieht man die New Yorker Hafenbucht von Staten Island aus.
Im Vordergrund wie gesagt Staten Island. Hinten links New Jersey, in der Mitte im Hintergrund die Insel Manhattan, davor in der Bildmitte rechts Governor's Island und im Hintergrund rechts die noch bis 1897 selbständige Stadt Brooklyn.
Leider ist die Zeichnung nicht in einer höheren Auflösung verfügbar gewesen, deshalb kann ich - was Bedloe's Island angeht - nur einen Ausschnitt liefern, der interpretationsbedürftig ist, aber wenig erkennbares zeigt:
Jenes dunkle Gebäude mit dem Turm, welches auf den beiden vorausgegangenen Bildern als Teil der Skyline von Lower Manhattan auffällt, dürfte die Produce Exchange gewesen sein, die damals am Südostende des Broadways zu finden war.
Obwohl das sternförmige Fort Wood als Basis für den Sockel und die Freiheitsstatue verwendet worden war, befanden sich auch nach der Einweihung des Monuments weiterhin Soldaten auf Bedloe's Island, wie man auf dieser Aufnahme von 1888 sehen kann, nämlich die Company B des 11. Infantrieregiment auf Bedloe's Island:
Die 45 Meter hohe Freiheitsstatue wurde von außen mit Kupferblechen verkleidet. Infolgedessen war das Erscheinungsbild von Miss Liberty in den Anfangsjahren noch nicht das gleiche wie wir es heute erleben. Heute sind die Kupferbleche schon lange mit Grünspan-Patina überzogen, so dass die Statue in einem markanten Hellgrün daherkommt. Wie lange es dauert, bis die Patina das Aussehen der Kupferbleche verändert, hängt unter anderem von Witterungseinflüssen ab, aber es dürfte im Falle der Freiheitsstatue auch mehr als 10 Jahre gedauert haben, bis sie das heutige Erscheinungsbild angenommen hatte.
Wir haben hier zwei Photos der Freiheitsstatue, die auf 1890 datiert wurden und auf denen man trotz Schwarz/Weiß ganz gut erkennen kann, dass Miss Liberty damals noch von kupferroter Gestalt war.
Zwei weitere Aufnahmen sind ebenfalls auf 1890 datiert und zeigen Aufnahmen von Bedloe's Island vom Wasser aus.
Es sieht so aus, dass neben der Statue noch einige Baracken und Häuser für die Soldaten auf der Insel sind, aber die fallen auf den bisherigen Panoramaaufnahmen nicht großartig ins Auge. Auf der Nordseite Richtung New Jersey gibt es ein kleines Wäldchen. Boote scheinen auch nur an der Nordseite anzulegen, nicht wie heute auch an der Südseite.
1891 erstrahlt die Statue noch in vollem Kupfer:
Ebenso auf dieser 1892 entstandenen Photographie. Ich bilde mir ein, hier auch im Vordergrund vor der Statue zahlreiche Besucher wahrzunehmen:
1894 und die Statue ist weiterhin kupferrot:
Ok, das ist ziemlich diesig und vage, was man da sieht. Aber das ist die erste Aufnahme, die zeigt, dass jenseits der Freiheitsstatue auf der Insel in Richtung Westen und Norden noch einige Gebäude standen.
Ich habe zwischendurch mal kurz den Bromley Stadtatlas von 1891 gezogen und einen Blick auf die Übersichtskarte von Manhattan geworfen.
Dort sieht man in der Hafenbucht jetzt auf Bedloe's Island die Freiheitsstatue eingezeichnet. Von der Jersey-Seite ist westlich von Bedloe's Island noch eine weitere Insel hinzugekommen: Black Tom Island.
Black Tom Island war 1916 Schauplatz eines sehr großen Knalls, aber das ist eine andere Geschichte:
http://nygeschichte.blogspot.com/2012/02/black-tom-island-new-jersey-1916.html
Wir erreichen das Jahr 1895, die Statue ist inzwischen seit 9 Jahren auf dem Sockel und noch immer kupferrot. Im Hintergrund rechts von Bedloe's Island kann man hier auch Ellis Island erkennen.
Was die Grünspan-Frage angeht, so ist die nächste Aufnahme von 1896 nicht uninteressant. Ich würde sagen, die Statue erscheint noch kupferrot, aber es gibt bereits Teile, die korrodiert und mit Patina überzogen sind. Vielleicht ist das Photo aber auch nur im Winter entstanden und es lag ein bisschen Schnee auf der Statue.
Wir erreichen die vorletzte Jahrhundertwende, diese Aufnahme von Bedloe's Island ist auf 1900 datiert. Im Vordergrund rechts der Anleger, an dem die Boote mit den Besuchern an der Insel festmachten.
Ebenfalls auf 1900 wurden die beiden folgenden Stereokarten datiert, allerdings sind die Datumsangaben bei Stereo Cards leider häufig recht unpräzise bzw. nicht zuverlässig.
Noch eine Aufnahme von 1900, vermutlich ein Abzug von der gleichen Aufnahme, die wir bereits oben unter 1896 gesehen haben.
Interessanter ist da dieses auf 1901 datierte stimmungsvolle Gemälde, das die Statue of Liberty in ihrer Funktion als Leuchtturm zeigt:
Auf ca. 1906 wurde die folgende Postkarte datiert, die uns einen Eindruck davon gibt, wie man die Freiheitsstatue erlebte, wenn man Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Boot an Bedloe's Island anlegte:
Einen ähnlichen Eindruck liefert dieses Foto, das auf 1890 (?) datiert wurde:
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, genauer gesagt im Jahr 1903, unternahmen die Gebrüder Wright ihren ersten Motorflug. In den Folgejahren erhoben sich immer mehr tollkühne Männer mit fliegenden Kisten in die Lüfte, natürlich auch im Luftraum über New York und der Freiheitsstatue, denn dort gab es ja einiges von oben zu bestaunen.
Diese Aufnahme entstand 1912 von einem Wasserflugzeug aus. Von Bedloe's Island ist allerdings nur unten links ein klein wenig zu erkennen.
Ob die nächste Aufnahme vom gleichen Flug stammt, kann ich nicht sagen, aber auch hier wurde 1912 von einem Flugzeug die Freiheitsstatue auf Bedloe's Island photographiert.
Diese Aufnahme finde ich schon ziemlich spannend, weil man hier Bedloe's Island endlich mal aus der Vogelperspektive sehen kann.
Hier kann man erkennen, dass sich auf dem rückwärtigen Teil der Insel zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Menge Gebäude befunden haben, die vermutlich V-förmig an den Uferlinien angeordnet waren. Die Bäume, die man Ende des 20. Jahrhunderts noch in größerer Anzahl hinter der Statue sehen konnte, scheinen weitestgehend abgeholzt worden zu sein. Im Vordergrund vor der Statue sieht man den Schiffsanleger.
Es folgen zwei Photos, die auf das Jahr 1915 datiert wurden.
Was mir auffällt, ist, dass zum einen auf der Insel eine ganze Menge gebaut wurde und einige größere Gebäude rund um die Freiheitsstatue das Bild beherrschen. Zum anderen scheint der Prozess der Korrosion der Kupferbleche inzwischen deutlich sichtbar fortgeschritten ist. Die Oberfläche der Statue ist nun bereits zu großen Teilen heller geworden, was auf die weitflächige Verbreitung von Patina schließen lässt.
Das deckt sich mit den Eindrücken, die diese Luftaufnahme von 1915 vermittelt, sowohl in Bezug auf die Patina als auch auf die Bebauung der Insel:
Im Hintergrund sehen wir die Küste von New Jersey, am Sockel der Freiheitsstatue sieht man mehrere Girlanden mit großflächigen Wimpeln befestigt und an der Fackel gut sichtbar eine amerikanische Flagge. Möglicherweise ein Statement zu dem in Europa bereits im vollen Gange befindlichen Ersten Weltkrieg, in den die Vereinigten Staaten 1915 immer mehr mit hineingezogen wurde. Wenn ich mir Statue auf diesem Foto so ansehe komme ich zu dem Ergebnis, dass der Wechsel von kupferrot nach patinagrün weitgehend vollzogen ist.
Ob das im Hintergrund auch die Munitionslagerhallen auf Black Tom Island sind, die ein Jahr später explodierten und dabei auch die Freiheitsstatue schwer beschädigten, vermag ich nicht zu sagen. Wäre denkbar, dass sie das sind, wäre aber auch denkbar, dass sie rechts jenseits des Bildrandes zu finden sind.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs hat sich im Februar 1919 ein Photograph auf die Insel begeben, ausgestattet mit einer großen Tasche voller Photoplatten und hat fleißig dort photographiert. Dank dieses Photographen erhalten wir auf Street View-Niveau einen hochinteressanten Eindruck, wie Bedloe's Island nach dem Ersten Weltkrieg und jenseits der Freiheitsstatue ausgesehen hat.
Leider gab es keine zusätzlichen Erklärungen oder Bildbeschreibungen zu den Photos, so dass die Bilder für sich sprechen müssen:
Auch die folgenden zwei Aufnahmen gehören zu der Serie, wurden aber nicht auf der Insel, sondern vom Wasser aus aufgenommen:
Diese Postkarte zeigt eine Luftaufnahme, auf der man die zusätzlichen Gebäude sieht, die in dem Bereich errichtet wurden, in dem sich normalerweise die Inselbesucher vor der Freiheitsstatue bewegen. Diese Gebäude wurden aber irgendwann zwischen 1919 und 1930 wieder entfernt. Die Zeitangabe 1935 halte ich für unzutreffend, 1935 waren die Gebäude nicht mehr vorhanden.
Ungefähr von 1925 soll die folgende Postkarte stammen:
Ohne Datum ist die nächste Aufnahme, die Bedloe's Island wieder aus der Luft zeigt, ich vermute aber mal ein Entstehungsdatum irgendwo in den 1920ern oder 1930ern. Die Gebäude vor der Freiheitstatue sind wieder abgerissen, man erkennt aber noch die Orte, wo sie gestanden haben, dort ist noch keine vergleichbar grüne Wiese nachgewachsen:
Dank der hohen Auflösung erhalten wir hier nochmal einen ausführlichen Eindruck von der damaligen vergleichsweise dichten Bebauung der Insel:
Die folgende Luftaufnahme ist auf 1930 datiert, sie habe ich auch als Titelbild für diesen Beitrag genommen:
Sie zeigt ungefähr das gleiche Szenario, das wir auch auf der Aufnahme zuvor anschauen konnten. Dieses Mal hat allerdings ein Schiff an der Südseite angelegt. Neu sind die Sterne im Rasen (?) am Fuß des Sockels der Freiheitsstatue und vor den Festungsmauern.
Ebenfalls 1930 diese Aufnahme der Freiheitsstatue, rechts daneben der markante Funkmast.
Von 1934 soll diese Luftaufnahme stammen, die zu den beiden oben genauer betrachteten nichts Neues liefert außer einem Blick auf die Küstenlinie von New Jersey hinter der Insel.
Die 1940er werden vor allem durch Luftaufnahmen der Insel repräsentiert, die uns den damaligen Stand der Entwicklung / Bebauung zeigen:
1945 ist diese Farbaufnahme entstanden, die von der Insel auf den Fähranleger blickt. Im Hintergrund links der Süden von Manhattan:
Wir springen fort zum Jahr 1960:
Die militärische Bebauung ist größtenteils verschwunden, der Ausflugstourismus hat die Insel zurückerorbert. Im Norden hinter der Freiheitsstatue wächst wieder ein Wäldchen. Mittlerweile dürfte die Insel auch von Bedloe's Island in Liberty Island umgetauft worden sein. Noch zwei Aufnahmen der Insel, die auf 1960 datiert wurden:
Nochmal ein Sprung in die Zukunft, dieses Mal ins Jahr 1972:
Das letzte nennenswerte Ereignis fand in den Jahren 1984 bis 1986 statt, als die Freiheitsstatue sich einer ausgiebigen Renovierungsmaßnahme stellen musste, damit sie zu ihrem 100. Geburtstag wieder schick aussah. Ob ihr das gefallen hat, kann man im Nachhinein nicht mehr feststellen, aber weglaufen konnte sie auch nicht.
Und damit endet die kleine Rundreise durch die Geschichte von Bedloe's Island. Vielen Dank fürs Vorbeischauen, vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
New York City 1911 and Brooklyn Bridge 1899
Vor sehr langer Zeit habe ich schon einmal jenen Film hier vorgeführt, der 1899 auf der Brooklyn Bridge aufgenommen wurde. Bei dem Transportmittel, mit dem die Brücke hier überquert wird, handelt es sich wahrscheinlich um einen Wagen der Kabelbahn, die damals Manhattan mit Brooklyn verband. Wahrscheinlich deshalb, weil 1899 außerhalb der Hauptverkehrzeiten wohl auch schon Bahnen mit elektrischem Antrieb auf der Brücke eingesetzt wurden.
Leider war das Filmmaterial wohl von einem Video überspielt worden und deshalb lange nur in verhältnismäßig schlechter Qualität verfügbar.
Vor einiger Zeit habe ich einen gut einminütigen Ausschnitt aus dem Film entdeckt, der zwar nicht hochauflösend, aber in deutlich besserer Qualität zur Verfügung gestellt wurde. Mit dem Wissen im Hinterkopf, dass man hier auf bewegte Bilder aus dem Jahr 1899 blickt, also einen Film, der vor 120 Jahren aufgenommen wurde, finde ich das, was man dort zu sehen bekommt, außerordentlich bemerkenswert:
Bisher hatte ich immer angenommen, dass es sich um einen Film handelt, der damals auf der Brooklyn Bridge gedreht wurde. Als ich gerade nach dem besser aufgelösten Filmmaterial gesucht habe, habe ich zu meiner Überraschung festgestellt, dass damals tatsächlich wohl zwei Filme aufgenommen wurden, jeweils einer pro Richtung.
Hier haben wir - in schlechterer Qualität als zuvor - eine vollständige Überfahrt 1899 über die Brooklyn Bridge. Beginn in der Station auf der Manhattan-Seite, Ende in der Station auf der Brookyn-Seite. Der besser aufgelöste Film oben zeigt ebenfalls die Überfahrt von Manhattan nach Brooklyn, allerdings unvollständig.
Und hier haben wir die Überfahrt in die andere Richtung. Dieses Mal starten wir in der Station auf der Brooklyn-Seite und beenden die Fahrt in der Station auf der Manhattan-Seite.
Um mit Sicherheit sagen zu können, welcher Film welche Fahrtrichtung zeigt, habe ich nach dem Pulitzer Building / World Building Ausschau gehalten, das seit 1890 auf der Manhattan-Seite neben der Brooklyn Bridge Station stand. Und das erschien dann im zweiten Video:
Etwa den gleichen Ausblick, dieses Mal nur vom Fußgängerüberweg aus, bietet diese Fotografie von 1907:
Weiter östlich auf der Brücke entstand die nachfolgende Photographie. Im linken Bogen des Brückenpfeilers sieht man wieder das World Building mit dem markanten Dom. Und rechts erkennt man die Fahrspur, auf der die Züge über die Brücke verkehrten. Die Aufnahme müsste ebenfalls ungefähr von 1907 stammen. Dafür spricht der Stand bei den Bauarbeiten für die Errichtung des Singer Buildings, das man links im Bild im Hintergrund rechts neben der Laterne zur Beleuchtung der Brücke erblickt.
Die markante Kurve vor der Station auf der Brooklyn-Seite sieht man auf der nachfolgenden Photographie von 1903. Hier ist das World Building leider durch den östlichen Pfeiler der Brooklyn Bridge verdeckt. Verbindendes Element zwischen dem letzten und diesem Foto ist das 1899 fertiggestellte Park Row Building / Syndicate Building / 15 Park Row mit den markanten Doppeltürmchen links von der Brücke.
Wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Brooklyn_Bridge#Er%C3%B6ffnung_und_erste_Jahre
Außerdem habe ich noch einen weiteren Brooklyn Bridge-Film aus dem Jahr 1920 entdeckt, der also auch schon um die 100 Jahre auf dem Buckel hat, der auch sehenswert ist und Kameramänner und Anstreicher zeigt, die auf der Brücke herumturnen. Beauftragte für den Arbeitsschutz schauen wahrscheinlich mal besser weg.
Nochmal zurück auf Anfang: Eine von der Auflösung deutlich bessere Version der vollständigen Überfahrt von Manhattan nach Brooklyn 1899 habe ich auf dieser Seite gefunden, leider kann man die nicht einbetten, also dem Link folgen und dort genießen:
https://time.com/5280029/brooklyn-bridge-early-film-rediscovered/
Da ich ja auch gerne Vergangenheit und Gegenwart gegenüberstelle, schauen wir uns zum Abschluss noch die Gegenwart an.
Hier sieht man die Fahrt von Manhattan nach Brooklyn über die Brooklyn Bridge auf einem Motorrad, aufgenommen 2014:
Und ein Video von der Gegenrichtung. Von Brooklyn nach Manhattan über die Brooklyn Bridge via Tesla, aufgenommen 2018:
Ich denke, das sind erstmal genug Filme für diese Woche. Danke fürs Vorbeischauen. Danke für die Aufmerksamkeit.
The Bowery - Folge 1
New York City in Colors
Aufgrund eines aktuellen Kommentars unter der ersten Folge der Bowery-Serie habe ich mich entschieden, mal wieder ein Lebenszeichen abzusetzen.
Also: es geht mir gut - kein Grund zur Sorge. Ich habe in diesem Jahr das 50. Lebensjahr vollendet, ich bin bereits seit Wochen doppelt geimpft und habe mir - Toi Toi Toi - bisher noch keine Corona-Infektion eingefangen. Natürlich ist das Leben in der Pandemiezeit ein anderes und ich genieße es, dass im Augenblick eine Rückkehr in kleinen Schritten zur Normalität hin stattfindet und hoffe, dass es dabei bleibt und wir in der zweiten Jahreshälfte nicht wieder aufgrund einer Mutation in den Lockdown müssen.
Die Stammleser werden sich sicher gefragt haben, warum ich hier zuletzt so wenig aktiv war. Es hat damit zu tun, dass das Blogschreiben zuletzt nicht mehr Entspannung war, sondern eher eine Pflicht und deshalb habe ich eine Auszeit genommen. Sollte die Entspannung wiederkehren, fange ich auch wieder mit dem Schreiben an.
Genug von mir, jetzt kurz zur Geschichte von New York City. Ich weiß nicht, ob das nur mir auffällt oder auch Euch, aber in den letzten Monaten findet man viele historische Schwarz-Weiß-Filme, die eingefärbt und von der Geschwindigkeit und vom Ton an heutige Sehgewohnheiten angepasst wurden. Ich weiß nicht, wie dieser Boom ausgelöst wurde, kann nur vermuten, dass Peter Jackson mit seiner Überarbeitung alter Filme aus dem Ersten Weltkrieg daran vielleicht nicht unschuldig ist.
Schlimm finde ich diesen Trend aber auch nicht, denn die alten Filme waren lange Zeit nur in schlechter Auflösung verfügbar und werden heute nicht nur in colorierter Fassung, sondern meist auch in ziemlich guter bis hervorragender Auflösung verfügbar gemacht.
Wenn Euch von Youtube beim Anschauen in erheblichem Umfang Werbung um die Ohren gehauen wird, dann bedauere ich das, kann es aber leider nicht ändern, denn so ist der Lauf der Zeit und einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Dass aber der Trend, die Präsenz der Werbung über den Inhalt zu stellen, in den sie eingebettet ist, auch hier mittlerweile massiv Einzug gehalten hat, finde ich bedauerlich, weil hierdurch oft die Wirkung und die Atmosphäre stark leidet, egal ob man sich nun einen historischen Film anschaut oder ein Live-Konzert.
Gruß und bis demnächst ... der Schädel