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Channel: New York - History - Geschichte
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Comparing Old and New

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Verflixt, wo ist die Zeit geblieben, schon wieder drei Wochenenden ohne Beitrag ins Land gezogen. Ich gehe heute mal wieder auf Spurensuche in jenem Jahrzehnt, in dem ich einst auf die Welt gekommen bin. Quelle ist wie immer die Seite "Dirty Old 1970s New York" bei Facebook. 


Das erste Photo oben wurde 1977 von Sherryl Dickens aufgenommen und zeigt überwiegend das Haus Nummer 150 Eigth Avenue, wo sich der "PUERTO RICO SUPER MARKET" befindet, der unter anderem auch Zitronenlimonade der Marke "7up" und "Pepsi Cola" verkauft. 

Dann wollen wir mal schauen, wo in Manhattan das sein mag. Das ist grob geschätzt eine Stück über dem West Village, vermutlich in dem Viertel mit dem Namen Chelsea. Etwas weiter östlich findet heute wohl noch eine Parade statt, deren Marschroute in die Karte von Google Maps eingezeichnet wurde. 

google maps


Ok - Haus Nummer 150 8th Ave liegt an der Ostseite der Eigth Avenue auf dem Block zwischen der 17th Street und der 18th Avenue. 



In den letzten 40 Jahren, seitdem das Foto entstand, sind da unten ein paar Bäume gewachsen, wie es scheint, ich habe das Bild mal um 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn gedreht. 



Gehen wir mal runter auf die Straße: 




Der vergitterte Salon links im Ausgangsbild an der Adresse 152 8th Ave beherbergt heute den "Westside Frame Shop", Hausnummer steht dort links unten auf dem Schild. 




Wo 1977 noch der puertorikanische Supermarkt war, befindet sich heute - wie es scheint - ein Thai Restaurant mit dem Namen "THAI SLIDERS" im Gebäude 150 8th Ave. Den Treppenaufgang zur "St. Francis Residence" in 148 8th Ave gibt es ebenfalls noch: 




Allerdings hat sich irgendjemand erbarmt und den Aufgang mit einem Eimer Farbe etwas aufgehübscht, 1977 sah er noch ziemlich vergammelt aus. 

Was sich aber wohl nicht geändert hat in den vierzig Jahren ist der Umstand, dass dort gerne zwei Leute herumsitzen und den Passanten beim Vorbeigehen zuschauen. Und Müllbeutel liegen auch noch immer vor den Häusern und warten aufs Abgeholtwerden, sind nur ein paar mehr geworden: 




Die Perspektive von oben, in der das Ausgangsfoto aufgenommen wurde, kann ich mit dem Street View natürlich nur schwer imitieren, aber das hier ist eine Annäherung:




So sieht übrigens die gegenüberliegende Straßenseite aus:



Ich neige zu der Vermutung, dass die Photographin auf der Feuertreppe des Eckhauses stand, als sie das Foto von 150 8th Ave aufgenommen hat. Ungefähr so: 



Historische Fotos von 150 8th Ave konnte ich weder bei NYPL noch bei MCNY auftreiben. Aber zumindest die Songlines wissen noch ein wenig zu erzählen:



Der hier beschriebene Sachstand ist vermutlich nicht mehr ganz aktuell, denn im August 2017 wurde von Google diese Konstellation auf den Hausnummern 152-148 photographiert:



Im Mai 2009 sah das noch anders aus, da kommen wir näher an die Songlines, links sieht man z.B. Mardana (for men):



Und im August 2013 befinden sich in den Geschäftslokalen von #150 und #148 noch SILOM THAI und COLA'S, wie in den Songlines beschrieben. 




Die Kupferfassade des italienischen Restaurants COLA'S ist hoffentlich nicht bösen Buntmetalldieben zum Opfer gefallen, auf jeden FAll hat die es auch nicht in die Gegenwart geschafft, wo sich heute "BEE" in Nummer 148 befindet. 

Die Songlines verraten ja noch darüber, was sich zwischen 1977 und heute im 150 8th Avenue eingemietet hatte. Vor dem SILOM THAI - Restaurant befand sich dort ein mexikanisches Restaurant mit dem Namen Blue Moon Mexican Cafe:




Allerdings war der Besuch im Blue Moon während der späten 1990er wohl mit gewissen Risiken verbunden, es sind mehrere Fälle von Lebensmittelvergiftung überliefert, die Gäste dort als Gratis-Andenken mit auf den Weg bekamen. 

Zwischen den späten 1970ern und den späten 1990ern war in den Erdgeschossräumen auch mal eine Bar für die besondere Spezies der Lederschwulen, die den recht unverdächtigen Namen "17th Street Saloon" trug. 

Auch wenn es von der Zeit mit 1968 nicht ganz passt, so kann ich mir dieses Foto hier dennoch nicht verkneifen, denn den Namen über dem Marquee liest und hört man im Moment häufiger Mal, warum eigentlich?



In dem Lichtspielhaus "LOEW'S DELANCEY" wurde zum Zeitpunkt der Aufnahme der drei Jahre zuvor veröffentlichte Film "Dr Zhivago", auf Deutsch "Dr. Schiwago" gespielt. 


Das Kino befand sich an der Ecke Delancey Street und Suffolk Street. Wir bleiben in Manhattan, gehen aber dieses Mal hinüber in den Südosten, etwa dorthin, wo die Williamsburg Bridge auf die Insel stößt. 



Das hier (rotes Kreuz) ist das Gebäude an der Nordost-Ecke der Kreuzung Delancey / Suffolk Streets:



Heute ist dort eine bekannte Frikadellenbrötchenschmiede einquartiert, aber der Bau könnte durchaus mal ein Kino beherbergt haben: 



Die Songlines wissen eine wesentliche Information beizutragen: 



Also, dereinst war in diesem Gebäude an der Hausnummer 140 Delancey Street von 1912 bis 1977 "LOEW'S DELANCEY THEATER" untergebracht, ein Kino. 

Von dem habe ich hier noch ein paar Fotos bei Cinema Treasures gefunden, die in unterschiedlichen Jahrzehnten aufgenommen wurden: 




http://cinematreasures.org/theaters/529/photos


Ein Bild mach ich noch (nachdem ich beim letzten Bild eine ganze Menge Zeit verloren habe, weil ich mich eine Dreiviertelstunde in das falsche Gebäude verrannt hatte). 



Auch ein schönes Foto, allerdings bei einem nicht so schönen Anlass, denn in der Bildmitte hat nicht allzu lange Zeit davor wohl ein Gebäude gebrannt, man sieht noch die Feuerwehrwagen und den Löschstrahl, der auf das erste oder zweite Stockwerk zielt. 

Das Foto stammt aus der Sammlung von Susan Fensten und entstand 1977 auf der 10th Street, am Kreuzungspunkt mit der Greenwich Street, Blickrichtung nach Osten.

Wir kehren wieder in die Nähe des Ortes zurück, den wir für das erste Foto besucht haben: 



Ich habe die 3-D-Aufnahme um 90 Grad im Uhrzeigersinn drehen müssen, damit die Kulisse des Fotos nachvollzogen werden kann. Die drei Gebäude links auf dem Ausgangsfoto sind ebenso gelb markiert wie das Gebäude, das dort steht, wo beim Ausgangsfoto die Brandruine steht. 





Leider sind bei allen historischen Street Views die Bäume im Weg, so dass man sich dem Ausgangsfoto nur annähern kann so wie hier: 



Es hat den Anschein, als ob das abgebrannte Gebäude wiederhergestellt wurde, denn die markanten Arkaden im Erdgeschoss gab es damals wie heute: 




Die Songlines wissen bis auf die Bögen auch nichts Erhellendes zu berichten außer vielleicht noch der Hausnummer 259 Tenth Street und dem Namen "The Village Landmark".



Die nachfolgenden Aufnahmen aus der Sammlung der NYPL stammen vom Beginn der 1940er und zeigen zunächst die drei Häuser und dann die Brandruine vor dem Brand: 






Zuvor führte an dem Gebäude die Hochbahntrasse der 9th Avenue El vorbei: 





Laut NYCityMap wurde das Gebäude an der Ecke 1979 errichtet, das könnte passen, wenn es 1977 abgebrannt und 2 Jahre später wieder neu errichtet oder wiederhergestellt wurde. 



Die Immobilienseiten sprechen auch von 1979 als Baujahr, entweder unterschlagen die den Brand, der ja auch nicht unbedingt kundenförderlich wäre oder es handelt sich tatsächlich um einen Wiederaufbau nach altem Muster. 





Näheres über den Gebäudebrand, der auf dem Foto von 1977 dokumentiert wurde, habe ich leider nicht herausfinden können. 

Mehr Folgen von "Comparing Old and New" findest Du hier:



Downtown Manhattan Mystery

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Eigentlich ist das Wetter heute ja zu schön, um am Sonntagnachmittag vor einem Computer zu sitzen, aber irgendwie ist das im Moment ein bisschen viel Sonne da draußen, deshalb schmiede ich dann doch mal einen kleinen Beitrag. 

Blogleser Rick hat mir ein Rätsel mit auf den Weg gegeben, das in das New York der 1960er bis 1980er zurückführt und in dessen Mittelpunkt mal wieder ein Lost Building steht. Aber keines von den bekannten und auch kein Gebäudeklassiker im eigentlichen Sinne, sondern eben ein Gebäude, das man oben auf dem Foto von 1964 sieht und das - wie so viele andere - eine Zeit lang die Skyline von New York mitgeprägt hat, bevor es wieder abgerissen wurde. 

Es geht dabei um die Identität jenes Hochhauses, das nicht direkt an der Uferlinie von Südmanhattan stand, aber - wie gesagt - ein Puzzle-Teil in der Gebäude-Collage war, die damals die Skyline von Lower Manhattan gebildet hat. 






Rick hat sich schon ein wenig auf die Spurensuche gemacht, war aber letztendlich nicht erfolgreich, was die Lösung des Rätsels angeht. Hier ist das, was er bisher gefunden hat: 

Gebaut worden ist das gesuchte Gebäude etwa 1963-1964, auf dem nachfolgenden Bild sieht man das Hochhaus noch "under construction", oben rechts im Bild: 




Rick meint, es wäre 1964 fertiggestellt und etwa 1987 nach ungefähr 20 Jahren Existenz wieder abgerissen worden. Heute würde sich dort das Plaza des Gebäudes 85 Wall Street befinden.


Das folgende Bild hat der Photograph Edmund Vincent Gillon etwa 1973 aufgenommen. Es zeigt die Häuser an der Adresse 140-142 Pearl Street. Laut Rick sieht man ganz rechts oben die Seitenfassade des gesuchten Gebäudes: 

Edmund Vincent Gillon, 140-142 Pearl Street, ca 1973, from the collection of the museum of the city of New York



Auf diesem Standbild aus einem Film von 1967 ist das Gebäude gut in der Bildmitte unten zu erkennen: 



Nicht mehr so leicht zu erkennen ist es dagegen auf diesem Standbild von 1986, wo es deutlich zwischen ein paar höheren Kameraden eingeklemmt wurde. 




Wer sich die Luftaufnahmen selber ansehen möchte, kann dieses hier tun, man findet die entsprechende Sequenz kurz nach Beginn der 21. Minute: 



Na gut, dann schaue ich mal, was ich noch herausfinden kann. Da es nicht soweit in die Vergangenheit zurückgeht, fällt das schwieriger, da historisches Karten- und Bildmaterial weniger werden, je näher man an die Gegenwart kommt.

Ein Gebäude mit der Hausnummer 85 Wall Street konnte ich nicht auftreiben, aber 75 Wall Street existiert ungefähr an der beschriebenen Stelle, wurde 1987 gebaut und verfügt über eine kleine Plaza.

Das hier ist 75 Wall Street im Google Street View von Oktober 2017:

google street view




Das nächste Gebäude an der Südseite der Wall Street (mit den ungeraden Hausnummern), weiter im Osten jenseits der Water Street gelegen, ist dann schon Haus Nummer 95 Wall Street.



Hier der entsprechende Ort, wie er in den ny-songlines abgebildet ist:



Hier ist die erwähnte Plaza, die sich südlich von 75 Wall Street befindet, von der Pearl Street aus gesehen:



Nochmal zur Erinnerung der Text aus Ricks Mail:

I cannot find any information on it. It was built in 1964 I'd assume and was demolished around 1987. On the site now is the plaza of 85 Wall Street. I'd assume it was demolished due to zoning, similar to zuccotti park scenario.


Demnach müssten wir hier auf den Ort schauen, an dem das gesuchte Gebäude bis ca. 1987 gestanden hat. 

Ich nehme nochmal das 1973er-Foto, das Pearl Street 140-142 gezeigt hat:



Der Park wird vom Google Street View auf ungefähr 138 Pearl Street lokalisiert:



Mal schauen, was die Häuser rechts daneben für Hausnummern haben:



Das Gebäude mit den Feuertreppen ist zweifellos Haus Nummer 126 Pearl Street...




.... dann befindet sich 140-142 Pearl Street, die man auf dem 1973er-Foto sieht, vermutlich schon auf dem Gelände des Neubaus 75 Wall Street und jene Fassade rechts oben könnte wirklich das gesuchte Gebäude sein, dessen Gebäudefront sich an der Water Street befunden haben dürfte. Auch der Park könnte wirklich ungefähr dort sein, wo seinerzeit das gesuchte Gebäude stand.





Ich ziehe jetzt mal eine Karte von Bromley, die unter den verfügbaren mit 1955 am nächsten an der Entstehungszeit des Gebäudes dranliegt, wenn auch noch knapp 10 Jahre vorher:



Hier ist der Sektor, der interessant sein könnte mit der Wall Street rechts, der Pearl Street oben und dr Water Street unten:



Die Hausnummern 140-142 gehören - wie man sieht - zu einem Gebäude, nicht zu zweien, also zu dem, das im Zentrum des 1973er-Fotos zu sehen ist:




Zwischen dem gesuchten Gebäude und 140-142 Pearl Street steht mindestens noch ein Gebäude dazwischen, das müsste folglich 138 Pearl Street sein, auf der Karte "Fitch Building" genannt.

Das gesuchte Gebäude könnte 1963 dort errichtet worden sein, wo sich 1955 ein Restaurant und die Con Edison Company befunden haben, also auf den Grundstücken mit den Hausnummern 130, 132 und 134 Pearl Street bzw. 96, 98 und 100 Water Street.



Die Songlines verraten dazu leider entlang der Pearl Street nichts weiter, die halten erst das Feuertreppenhaus 126 Pearl Street wieder für erwähnenswert. Ein Blick in die Vergangenheit ist hier nicht erfolgt:



Das 12stöckige Orient Building, das auf der Karte oben an der Ecke Wall Street / Pearl Street eingezeichnet ist, sieht man auf dieser Aufnahme von ca. 1905. Vor dem Gebäude verläuft die Hochbahntrasse der Third Avenue Elevated Railroad, die so tief im Süden von Manhattan von South Ferry kommend durch die Pearl Street fuhr.

 Irving Underhill, Orient Bldg, Wall and Pearl St, ca 1905, from the collection of the museum of the city of New York


Das Orient Building (OB) 1929 im Panorama vom Osten her fotografiert:



Auf dieser Aufnahme von 1932 sieht man die Nachbarschaft, in die gut 30 Jahre später das gesuchte Gebäude hineingebaut wurde:

City View from pier at end of Gouverneur Lane, 1932, from the collection of the museum of the city of New York




Interessant sind in diesem Zusammenhang als Orientierungspunkte zwei spitz / rund zulaufende Gebäude, die heute noch stehen. Zum einen dieses abgerundete, das ich Hintergrundgebäude 1 (HGB  1) nennen möchte und das auf dem spitz zulaufenden Grundstück zwischen Pearl und Beaver Street steht...



... und das etwas höhere und kantigere Hintergrundgebäude zwei (HGB 2) zwischen Beaver Street und Wall Street:





HGB 1 und HGB 2 auf der Aufnahme von 1932:



Hier die beiden nochmal 1929:



Mit dem Photographen auf der Straße wurde 1930 diese Aufnahme gefertigt:



Mit HGB 1, HGB 2 und Oriental Building:



Was 1929 und 1930 fehlt, ist ein markantes spitz zulaufendes Hochhaus mit heller Fassade an der Wall Street, das erst Anfang der 1930er ins Ensemble aufgenommen wurde. Das Gebäude steht heute noch an der Ecke Wall Street / Front Street:




1931 ist es noch im Bau...



...  und 1934 schon einige Zeit fertiggestellt an der Hausnummer 101 Wall Street:



Mit den Orientierungspunkten 101 Wall Street, HGB 2 und Oriental Building:



Jetzt nochmal das 1932er-Foto mit HGB 1, HGB 2, 101 Wall Street und 70 Pine Street:



Das 1963er-Foto vom Bau mit HGB 1, HGB 2 und 70 Pine Street. 101 Wall Street dürfte aufgrund der Perspektive jenseits des rechten Bildrands stehen:



Das 1964er-Foto nach der Fertigstellung mit (HGB 1, fast verdeckt), HGB 2, 101 Wall Street, 120 Wall Street, 40 Wall Street und 70 Pine Street.



Das nächste Foto, datiert auf ca. 1977 scheint auch knapp am Gebäude vorbeigeschossen worden zu sein:

Philip Trager, Water Street between Gouverneur and Wall Streets, ca 1977, from the collection of the museum of the city of New York


HGB 1 und HGB 2 lassen sich noch recht einfach zuordnen....



... dieses Mal könnte das gesuchte Gebäude jenes ganz oben links sein:



1967 stand das gesuchte Gebäude als Hochhaus noch recht alleine, die Nachbarn zu beiden Seiten waren deutlich kleinere Stadthäuser:



Man sieht HGB 1, HGB 2 und 101 Wall Street:



Bevor ich auf 1986 weiterspringe, kurz der Sprung in die Gegenwart. Man sieht 101 Wall Street, HGB 2 und das neue 75 Wall Street von 1987:



Aus etwas anderer Perspektive 75 Wall Street, HGB 1, HGB 2 und 70 Pine Street:



Und schließlich vom Osten her HGB 2, 75 Wall Street und unten rechts 101 Wall Street.



Jetzt springen wir zurück in die Luftaufnahmen von 1986:



75 Wall Street ist hier schon gebaut, aber das gesuchte Gebäude noch nicht abgerissen. Wir sehen außerdem ein Stückchen von HGB 2 und von 101 Wall Street.



Nachdem wir uns nun ziemlich ausführlich durch Zeit und Raum orientiert haben, möchte ich festhalten, dass Rick mit seinen Vermutungen zur Position des gesuchten und inzwischen seit mehr als 30 Jahren wieder verschwundenen Gebäude recht hat, es stand direkt links von 75 Wall Street an der Water Street und zwar da, wo sich heute der kleine Park zwischen Water Street und Pearl Street befindet (2009):





Fast links an das Hochhaus geschmiegt sieht man jenes Gebäude von der Rückseite, das auf der Pearl Street die Hausnummer 126 Pearl Street trägt. Im November 2017 trug das Gebäude die Hausnummer 90 Water Street, auch das würde zur Position des gesuchten Gebäudes in etwa passen:






Vielleicht können wir uns mittels Emporis an das verschwundene Gebäude heranpirschen. Die führen ja schließlich auch viele abgerissene Hochhäuser in ihrem Bestand. Mal schauen, was die zu 75 Wall Street in der Kartei haben:




Interessant sind hier vor allem die virtuellen Adressen. Demnach belegt 75 Wall Street an der Pearl Street die Hausnummern 128 bis 152 und an der Water Street die Hausnummern 92-116. Da dürfte die Plaza und das Garageneinfahrtsgebäude aber mitgerechnet sein, denn auf 126 Pearl Street bzw. 90 Water Street steht schon das alte Feuertreppengebäude.

Leider bin ich beim Durchprobieren der Hausnummern nicht wirklich weiter gekommen.

Forgotten New York hat einen 1980er-Blick die Pearl Street vom Hanover Square hinauf zur Wall Street hin, wie es vor knapp 40 Jahren aussah und 2016. Leider ist von unserem verschwundenen Gebäude dank des ungünstigen Standorts so gut wie nichts zu sehen.





Auch der Versuch, über eine historische Aufnahme des rechts im Vordergrund zu sehenden 1971 errichteten "10 Hanover Square" eine Annäherung zu erfahren, war nicht erfolgreich.

Dann bin ich vor lauter Verzweifelung in das wenig komfortable Archiv des NYC Department of Records hinabgestiegen.

Dort habe ich diese Aufnahme von 126 Pearl Street, entstanden zwischen 1983 und 1988 gefunden, die mal wieder nichts oder fast nichts zeigt:

http://nycma.lunaimaging.com/luna/servlet/detail/RECORDSPHOTOUNITMAN~2~2~478796~178588:dof_1_00031_0010


Und dann gibt es noch eine Aufnahme der Rückseite, Hausnummer 90 Water Street, auf der man zumindest ein wenig der Basis des gesuchten Gebäudes aus der Nähe sieht.



Tja, so richtig erfolgreich war das mit der Suche nach der Identität des verschwundenen Gebäudes nicht. Hausnummern haben wir, mehr aber auch nicht.

Mir fallen zwei mögliche Gründe ein: 1) das Gebäude war ziemlich unbedeutend und hat deswegen kaum Spuren im weltweiten Netz hinterlassen. 2) das Gebäude war bedeutend, zum Beispiel ein Regierungsgebäude und es ist nicht erwünscht, dass man irgendetwas darüber findet.

Vielleicht habt Ihr ja noch eine Idee, wie man das Rätsel lösen oder zumindest noch mehr herausfinden kann.




Coney Island Amusement Parks in HD

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Auch wenn ich in den vergangenen Wochen hier im Blog nicht aktiv war, habe ich mich trotzdem mit der Vergangenheit von New York auseinandergesetzt. In Form eines weiteren historischen Romans, der im New York des frühen 20. Jahrhunderts spielt, etwa in den Jahren 1910-1911.


"Dreamland" von Kevin Baker ist im Original kurz vor der letzten Jahrtausendwende veröffentlicht und zwischenzeitlich schon volljährig geworden. Ich habe die Taschenbuchausgabe vor einer ganzen Reihe von Jahren auf Ebay erstanden und dann völlig aus den Augen verloren und erst in diesem Frühjahr beim Aufräumen wiederentdeckt. Anlässlich einer mehrtätigen beruflichen Reise in das Umfeld unserer Bundeshauptstadt habe ich den Roman dann endlich mal begonnen und heute Nachmittag bei etwas erträglicheren Temperaturen auf dem Balkon draußen zu Ende gelesen. 

Der Titel "Dreamland" bezieht sich auf jenen legendären frühen Vergnügungspark auf Coney Island im Süden von Brooklyn, wo ein Teil der Handlung spielt. Aber nicht nur die wilde Vergnügungswelt von Coney Island mit dem Dreamland Park, dem Luna Park, dem Steeplechase Park, der Kleinwüchsigenstadt Liliputa, dem Boardwalk und dem Hotel Elephant spielen im Roman eine Rolle. Dabei spart der Autor auch die Umbarmherzigkeit und die Grausamkeit aus, die die damalige Vergnügungswelt von Coney Island entscheidend mitprägten.

Auch das jüdische Viertel an der Lower Eastside, die schäbige Vergnügungsmeile entland der Bowery unter der Hochbahn und die schwierigen Lebensumstände der Fabrikarbeiterinnen in den Textilfabriken New Yorks werden genau beleuchtet. Und drei der größten Unglücke im New York des frühen 20. Jahrhunderts, der Untergang der General Slocum, der Brand der Triangle-Hemdenfabrik und schließlich der Untergang des Vergnügungsparks Dreamland in einem Großfeuer finden ihren Platz im Roman. 

Nebenher erfährt man auch noch einiges über die Gangsterwelt, die Machenschaften der korrupten Polizisten und Politiker und die Bedingungen in den New Yorker Gefängnissen. 

"Dreamland" ist sicherlich kein Anwärter für einen Literaturpreis, aber - wie so viele andere Romane, die in der Vergangenheit von New York spielen - keineswegs uninteressant, weshalb ich hier durchaus eine Empfehlung aussprechen möchte. 

https://www.amazon.de/Dreamland-Kevin-Baker/dp/3426620553



Schon vor einigen Wochen bin ich bei Shorpy auf die Suche nach hochauflösenden historischen Bildern der frühen Coney Island-Vergnügungsparks gegangen. Zuvor noch eine kurze Orientierung. Auf dieser Karte von 1873 sieht man Coney Island noch vor Beginn der Vergnügungspark-Phase, die erst Ende des 19. Jahrhunderts einsetzte. Die damaligen Küstenlinie wurde durch Landgewinnungs-maßnahmen (weiße Linien) erheblich verändert, ähnlich wie auch die Küste und Fläche der uns allen wohlbekannten New Yorker Insel Manhattan Veränderungen und Vergrößerungen unterzogen wurde. 



Die Übersichtskarte von 1906 zu Beginn des Beitrags zeigt die frühe Vergnügungswelt auf Coney Island etwa zu ihrer Hochzeit. Freundlicherweise hat noch jemand eine hochauflösende Version davon ins Netz gestellt und beschriftet, so dass man den Standort der Parks und von einigen der Attraktionen leichter nachvollziehen kann. 



Die breite Straße, die den Süden von Coney Island und die Grundstücke mit den Parks und Attraktionen voneinander trennt, ist die berühmte "Surf Avenue". Außerdem habe ich links oben noch ein weiteres wichtiges Detail markiert: die Brooklyn Rapid Transit Station, die Endstation des öffentlichen Personennahverkehrs, über die vor allem an Wochenenden nicht enden wollende Besucherströme aus den Wohnvierteln New Yorks in die Vergnügungsparks kamen. 



Der älteste der drei Großparks war der "Steeplechase Park", der 1897 eröffnet wurde und den wir hier markiert sehen. Wie man sieht, verfügte Steeplechase über einen eigenen Anleger für Dampfschiffe, an dem die zur vorletzten Jahrhundertwende noch üblichen Raddampfer anlegen konnten, die parallel zu den Lokalbahnen auch Vergnügungssüchtige aus der Großstadt hinüber auf die Halbinsel brachten.

Wiki Steeplechase Park:





1903 folgte dann der zweite Großpark auf Coney Island: "Luna Park"öffnete seine Pforten, allerdings nicht direkt an der Küstenlinie, sondern versetzt nördlich der Surf Avenue. 

Wiki Luna Park:




Diese Karte war so freundlich, mir auch endlich mal die Frage zu beantworten, wo eigentlich das legendäre Hotel Elephant, das zugleich ja ein berühmt-berüchtigtes Bordell war, gestanden hat, bevor es 1896 abgebrannt war, nämlich auf dem Gelände des Luna Parks an der Stelle, wo man zu Parkzeiten zum Mond reisen konnte. 




Alle guten Dinge sind drei und getreu diesem Motto wurde 1904 der jüngste und größte Vergnügungspark in Betrieb genommen: "Dreamland". Neben zwei riesigen Türmen verfügte der Park auch über zwei weit ins Meer hinausführende Piers, an denen ebenfalls Raddampfer anlegen konnten. Dreamland war der erste der drei Parks, der wieder verschwand, nämlich in einem verheerenden Großfeuer im Mai 1911. 

Wiki Dreamland:






Daneben gab es auf Coney Island noch unzählige weitere kleinere Veranstalter, Hotels, Restaurants und Attraktionen, die ihren Teil von den Besucherströmen abzweigen wollten.

So, mit dieser Orientierung über die Schauplätze wollen wir uns mal in die Vergangenheit von Coney Island hineinwagen. Wie immer bei Shorpy gilt: das richtige Vergnügen geht erst los, wenn man den Links unter den Bildern folgt und in die hochauflösenden Aufnahmen auf shorpy.com abtaucht.

1. Steeplechase Park (1897)



Wir starten im Steeplechase Park mit einem Photo, das etwa 1903 aufgenommen wurde. Über den Ort der Aufnahme bin ich mir nicht sicher, aber man sieht rechts unten beginnend einen Graben, der sich durch die Bildmitte zieht und mehrfach von Brücken überspannt wird. Das könnte dieser Graben hier sein: 



Interessant finde ich auch, wer da im Vordergrund so alles wartet, um die Gäste zu unterhalten: ein Clown, zwei Kühe, ein paar Gestalten mit kleinen Körpern und riesigen Köpfen, ein Eisverkäufer und ein Mann mit dicken Brillengläsern und einer Gans unter dem Arm. 



Auf dieser Aufnahme von 1903 sieht man einen Eingang im Westen des Parks an einem Ende der Bowery in Coney Island:



Hier lohnt es sich auf jeden Fall, einmal mit dem Link in das Originalphoto zu reisen, denn es gibt tolle Details zu entdecken.






2. Luna Park (1903)


Eine unbestrittene Attraktion von Luna Park waren sicherlich die unzähligen Glühbirnen, die abends angeschaltet wurden und den Park beleuchteten, so wie auf diesen Fotos von ca. 1905:





Rechts sieht man einen Hinweis auf einen Raum mit Inkubatoren, in denen zu früh geborene Säuglinge ausgestellt wurden. Damals waren die Brutkästen noch nicht wirklich medizinisch anerkannt. Die amerikanischen Vergnügungsparks kauften Frühgeburten von finanziell schwachen Familien aus der Unterschicht, von Prostituierten und stellten sie als Attraktion aus. 



Links im Bild sieht man einen Hinweis auf den Standort des Photographen. Dort nennt sich eine Attraktion "20.000 leagues under the sea" Und die ist in der Karte vom Luna Park eingezeichnet.




Der Photograph hat vermutlich in der Nähe vom "Traver Circle Swing" gestanden und nach Süden aufgenommen.

Auch auf der anderen Seite des Sees sieht man, dass das Nachtleben im Luna Park gut von den Besuchern angenommen wird, auch wenn hier die Blickfänge für den Photographen etwas rarer gesäht sind.




Auch die nächste Aufnahme stammt vom Zentrum des Luna Parks und entstand etwa 1905. Im Mittelpunkt steht hier das Wahrzeichen des Parks, der von unzähligen Glühbirnen beleuchtete Turm: 


Hier solltet Ihr auf jeden Fall mal zum Original rüberwechseln und Euch die Umgebung des Turms mit den ganzen Caffees und den kleinen Logen über dem See anschauen. Faszinierend. Auch die beiden kleineren Türme, die rechts und links vom Hauptturm stehen, kann man auf dem Foto wiederfinden. 



Hier das gleiche Szenario bei Tageslicht: 



Das Innenleben vom Luna Park kommt mir hier vor wie eine große Luxus-Open-Air-Manege über einem See:



Der gleiche Ort nochmal zu späterer Stunde:



Ah - ich glaube, jetzt habe ichs: One Ring-Circus, Luna Park:




Im Luna Park konnte man auch mit einer Mini-Eisenbahn durch die Kulisse fahren, wenn man mochte:





Eine tierische Attraktion war die Elefanten-Parade im Luna Park, eine Herde indischer Elefanten, die hier quer durch den Park über die Pachyderm Promenade geführt werden.



Hier sehen wir eine nicht sehr vertrauenserweckend auf mich wirkende Kirmesattraktion, photographiert im Luna Park 1905: Whirl of the Whirl.



Zu finden in der Nähe des Hauptturmes irgendwo in der Parkmitte.



Links neben der großen Kuppel kann man im Hintergrund den zentralen Turm von Dreamland erkennen:



Und auch der Iron Tower lugt hier an anderer Stelle ins Bild:



Und eine andere Attraktion aus dem Luna Park: The Helter Skelter. Mit diesem Begriff verbindet man heutzutage ja eher das weiße Album der Beatles von 1968 oder Charles Manson und seine Mörderfamilie. Aber eigentlich bedeutet nur ungefähr soviel wie Holterdipolter und das passt ganz gut für diese rasante Rutsche:



Attraktionen, Attraktionen! Das hier ist der "Traver Circle Swing", auch eine beeindruckende frühe Kirmesschleuder:





Ein großes Durcheinander präsentiert sich auf diesem Photo vom Luna Park, das etwa 1913 entstanden ist:



Eine Orientierungsmöglichkeit bietet dieses Detail im Hintergrund rechts:



Der Photograph stand etwa in der Mitte des Parks vor dem Hauptturm und blickte nach Süden auf die Rückseite des Haupteingangs:




Von 1911 stammt diese Detailphotographie einer Attraktion, des "Cake Walks" im Luna Park:



Wer genau himblickt, entdeckt im Hintergrund links ein Hinweisschild auf "SINKING OF THE MAINE". Hier dürfte dasselbe Schiffsunglück zugrunde liegen, welches am Columbus Circle zur Errichtung des Maine Monuments geführt hat.



Ebenfalls 1911 aufgenommen: "The Teaser", eine andere Karusselattraktion im Luna Park:







3. Dreamland (1904)

Vermutlich bereits 1904 entstand die nachfolgende Aufnahme im Zentrum des Dreamland Parks. Die Position der beiden Türme verrät, dass der Photograph im Süden des Parks links neben der venezianischen Brücke stand und in Richtung Norden / Surf Avenue photographierte:





Eine Panoramaaufnahme von der Wasserrutschbahn des Parks (Shoot-the-Chutes) aus bietet dieses Photo von ca. 1905:



Auch hier erhält man eine unglaubliche Detailfülle, wenn man dem Link zum Originalphoto folgt. Schon alleine der Hauptturm mit seiner Detailfülle macht jede Menge Freude, so wie hier die Basis mit dem Eingang: 



Und die Turmspitze, auf der ein Adler seine Schwingen ausbreitet: 



Im Hintergrund rechts der eiserne Aussichtsturm mit der Plattform, zu der ein Aufzug die Besucher hinaufbefördert:



Links im Hintergrund, neben dem Riesenrad, sieht man den Turm der Konkurrenz "Luna Park":



Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren bei den Besuchern vor allem Katastrophenspektakel beliebt. So konnte man unter anderem den Untergang von Pompeji im Dreamland bestaunen "Fall of Pompeji": 



Dahinter "Submarine Boat", das einen wahrscheinlich auf eine Reise unter Wasser mitnahm:


Dieser Ort ist nicht unbedeutend für den Park, denn hier wurde anstelle von Submarine Boat später die Attraktion "Hell's Gate" errichtet. Und das war der Ort, wo nach einem Unfall mit einer geplatzten Glühbirne und einem umgefallenen Eimer voll heißem Teer im Mai 1911 jenes Feuer ausbrach, dem nahezu der gesamte Park zum Opfer fiel. 

Nicht sichtbar ist "Galveston Flood", bei der man den Untergang der Stadt Galveston in Texas nach einem Hurricane 1900 anschauen konnte". Mit einer noch aktuelleren Katastrophe beschäftigte sich "Baltimore Fire", denn der Brand der Ostküstenstadt ereignete sich erst 1904:



Friedlicher ging es in "Canals of Venice" neben zu....


... danach wurde es aber wieder spektakulär bei "Fighting the Flames", wo ziemlich realistisch ein Wohnhausbrand in New York simuliert wurde und Artisten in Alltagskleidung aus teilweise großer Höhe in die Sprungtücher der Feuerwehr sprangen. Diese Show wurde sechsmal am Tag aufgeführt, die Akteure, die ohne Sicherheitsmaßnahmen arbeiteten, riskierten jedes Mal Gesundheit und Leben. 

Man sieht hier die Fassade, die mit zahlreichen Feuerwehrmännern geschmückt ist und weiter rechts, hinter der Pagode auch den oberen Teil der Häuserkulisse. 



Die Pagode in Strandnähe habe ich vor einiger Zeit schon einmal in der ersten Folge der Miniserie "Swastikas in New York" vorgestellt. Und auch dieser Aufnahme entdeckt man bei genauerem Hinsehen einige Hakenkreuze, mit denen die Pagode geschmückt wurde (1904 wohlgemerkt!):



Ganz links unten kann man noch eine Kulisse erkennen, die ein wenig deutschtümelt. Dort liegt Midget City aka Lilliputia, eine Stadt für Kleinwüchsige, die der Altstadt von Nürnberg nachempfunden wurde.








Hier kann man sich einen Eindruck des Action-Spektakels "Fighting the Flames" verschaffen, wo vor einer großen Zuschauermenge ein Wohnhausbrand und die Rettung der Bewohner simuliert wurde. Aus welchen Höhen die Artisten hier in die Sprungtücher hüpften, kann man auf dem Photo ganz gut nachvollziehen. Wahrscheinlich war die Show deshalb so populär, weil sie die Urängste der New Yorker Einwohner treffend darstellte, die immer im Hintergrund vorhandene Sorge, selbst einmal in diese Situation zu geraten.



Hier haben wir die Attraktion "Submarine Boat" im Mittelpunkt, auf einer Photographie von 1904. Also jenes Gebäude, von dem 1911 der Großbrand ausging, als es nicht mehr Submarine Boat, sondern "Hell's Gate" hieß.



Auch hier waren die INFANT INCUBATORS, die Brutkästen mit Frühgeburten so obligatorisch wie auch in vielen anderen amerikanischen Vergnügungsparks zu jener Zeit. Ein etwas seltsames Vergnügen, unterentwickelten Neugeborenen beim UmsLebenKämpfen und Sterben zuzuschauen.



Das japanische Teehaus, das gleichzeitig auch Standort eines frühen Luftschiffes war (Santos-Dumont Airship No. 9), fällt heutzutage wegen der großzügig verteilten Hakenkreuz-Ornamente an der Fassade auf. Mit Hitler und den braunen Horden hat das aber nichts zu tun. Hakenkreuze waren im Nordamerika des frühen 20. Jahrhunderts Glückssymbole, in einer Liga mit Kleeblättern und Hufeisen.




Hier nochmal die Wasserrutsche "Shooting the Chutes" von unten aus gesehen. Links im Bild wieder das japanische Teehaus.




Der Dreamland Tower bei Tageslicht, dahinter die riesige Anlage von Bostock - The Animal King:



Eine weitere Momentaufnahme mitten aus dem Dreamland Park. Wieder ca. 1905 aufgenommen und eine weitere großartige Photographie mit unzähligen kleinen Details.



Wir befinden uns bei dieser Aufnahme hinter dem Hauptturm in der Nähe des Eingangs zu "Bostock's Trained Animal Show" (links außen im Bild).



Der eiserne Turm mit seinen per Aufzug erreichbaren Aussichtplattformen ragt rechts im Hintergrund über die anderen Gebäude. Beim Baltimore Fire hinten links ist nicht soviel los...



... wie nebenan bei "Will Conklin's Illusions".



Links ziemlich im Vordergrund liegen zwei Elefanten neben dem Eingang zur Tier-Show, mitten zwischen den Parkbesuchern, die sie aber mehr oder weniger nicht beachten. Früher Fall von New Yorker Unbeeindrucktheit?



"General Bumps" scheint auch eine Menge Besucher anzuziehen....



.... aber was für eine Attraktion mag "Hooligans Dream" gewesen sein???




Und schließlich noch eine Minilook, die ein paar Passagierloren über Schienen durch das Parkgelände zieht. Eine kleine Installation mit Fahrkartenhäuschen und Steuerrad.



Ach, habe ich schon mal irgendwann erwähnt, dass Minilokomotiven Anfang des 20. Jahrhunderts sehr beliebt waren. Wohl nicht. Dann eben jetzt. Die gleiche Bahn, die gleiche Kulisse, ein anderer Lokomotivführer und ein anderer Zeitpunkt, aber auch ca. 1905:



So hart, wie die damals drauf waren, vermute ich nicht, dass es sich hier bei den Minilokomotiven um Attrappen handelte, die mit Strom betrieben wurden, sondern um echte Minidampfmaschinchen, die von Expertenhand fachgerecht bedient werden mussten. Immer mit der Gefahr im Nacken, dass vielleicht mal was schief gehen und die Minidampfmaschine mitten im überfüllten Park hochgehen könnte. Und ein paar scharfkantige Andenken in den Besuchern hinterlassen würde.



In Coney Island war es wohl gewöhnlich, dass sich Elefanten zwischen den Besuchern bewegten. Hier sehen wir eine Aufnahme des Haupteingangs von "Bostock  - The Animal King" im Dreamland Park.



Ich meine mich erinnern zu können, dass es in den Parks von Coney Island mehrfach zu (tödlichen) Unfällen mit Elefanten gekommen ist, weil nicht alle Besucher mit den Tieren besonders gut umgegangen sind und es z.B. witzig fanden, sie mit noch brennenden Zigarren zu füttern.




Bei dem Cyclorama "Galveston Flood", in dem die große Flut, die die Stadt Galveston in Texas nach einem verheerenden Hurricane zerstörte, simuliert wurde, bin ich mir nicht ganz sicher, ob es sich dabei noch um eine Dreamland-Attraktion handelt oder ob das eine eigenständige Attraktion war, die in unmittelbarer Nachbarschaft des Dreamland Parks an der Surf Avenue stand.



Angesichts der schieren Größe dieser Anlage liegt die Vermutung nahe, dass hier im Inneren doch ein beeindruckendes Spektakel geboten wurde.



Dazu passend eine Aufnahme der Surf Avenue in diesem Bereich mit der "Galveston Flood" im Hintergrund links  und dem eisernen Aussichtsturm rechts im Bild.



Ein schöner großer Dancefloor mit aktueller Musik und dann mit vielen Leuten zusammen abzappeln, das ging vor 113 Jahren schon genauso gut, wie es heute noch geht. Nur dass der Dancefloor damals noch Ballroom hieß und kein DJ kratzende und scheppernde Musik vom Grammophon oder von den Wachswalzen erschallen ließ, sondern ein Kapellmeister ein Salon-Orchester durch das Repertoire aktueller Lieblingslieder scheuchte.


Aber ordentlich Beleuchtung funkeln lassen beim Tanzen, das war auch damals schon gewünscht. Der Dreamland Ballroom befand sich übrigens auf einem der Piers, die zum Park gehörten:




Eine sehr schöne Studie über die Wirkung des Lichts ist diese Aufnahme von 1905, wir befinden uns wieder oben auf der Wasserrutsche und blicken über das Parkpanorama zum Hauptturm hinüber. Dieses Mal ist nicht helligter Tag, sondern die Abenddämmerung setzt ein und die unzähligen Lampen im Dreamland Park und im Luna Park im Hintergrund werden langsam aktiviert und fangen an, eine traumhafte Welt aus Licht zu schaffen:



Und natürlich darf der Dreamland Tower bei Nacht auch nicht fehlen:





Links vom Turm sieht man wieder "The Fall of Pompeji" und "Submarine Boat".



27. Mai 1911 - das Ende eines Vergnügungspark. "Dreamland" bzw. was davon noch übrig ist nach dem verheerenden Großfeuer:





4. Sonstige Attraktionen



1901 eröffnete hier diese Attraktion namens "The Great Coal Mine" an der Nordseite der Surf Avenue. Darin wurde auf einer Indoor-Bahn eine Fahrt durch eine Kohlenmine simuliert. Leider wurde "The Great Coal Mine" der Bezeichnung Attraktion nicht gerecht und zog nur in unzureichendem Maße Fahrgäste an, weshalb sie vom gleichen Betreiber schon bald durch "L. A. Thompson's Oriental Scenic Railway" ersetzt wurde. Und dieses Fahrgeschäft ist dann auch in der Übersichtskarte eingezeichnet: 



Für die kleineren Gäste gab es kleine Kutschen, vor die Ziegen gespannt waren. Die beiden nachfolgenden Photos der "Goat Carriages" wurden direkt vor dem Gebäude links von der "Great Coal Mine" aufgenommen. Datum: ca. 1904.




Und für Freund deutscher Bierbraukunst gab es direkt neben dem Zoo "Hohenzollern Bräu".




Aber am Zoo konnte man die kleinen nicht nur in von Ziegen gezogene Kutschen packen, sondern auch auf dem Rücken von Ponies abladen, wie man hier sieht. Rechts im Hintergrund wieder "The Great Coal Mine", das Fahrgeschäft, das nicht so richtig den Nerv der Coney-Island-Besucher traf.






Irgendwo an der Bowery in Coney Island, auch Ocean Avenue genannt, eine enge Gasse mit dem dort alltäglichen Kirmesgewusel:


Für Freunde deutscher Bierbraukunst gibt es hier WURZBURGER:






Das 1903 photographierte Fahrgeschäft "Looping the Loops" war ein unabhängiges Fahrgeschäft, das nicht zu einem der großen Parks gehörte. Es befand sich in der Nähe des Dreamland Parks auf dem Abschnitt zwischen Surf Avenue und Atlantik-Küste.



Und Vorsicht beim Zuschauen, es sind Taschendiebe unterwegs:



Und diese Sache mit der Fliehkraft, von der wir immer im Physikunterricht gehört haben, die funktionierte auch schon vor 115 Jahren, wie man hier sieht:





Nochmal 1903, dieses Mal die Surf Avenue in ganzer Pracht. Looping the Loops sieht man hier unübersehbar rechts im Bild.



Ich vermute, dieser monumentale Kuppelbau vor dem eisernen Aussichtsturm ist der Haupteingang zum Dreamlandpark.



Der Blick nach Osten die Surf Avenue hinunter:



Ebenfalls an der Surf Avenue befand sich die Attraktion "Johnstown Flood", die an eine Flutkatastrophe nachstellte, die sich 1889 in Pennsylvania ereignete.




Die "Johnstown Flood" befand sich ziemlich weit im Westen von Coney Island an der Surf Avenue gegenüber vom Steeplechase Park und damit einigermaßen weit entfernt vom Konkurrenz-Cyclorama "Galveston Flood", das am östlichen Ende von Coney Island die Besucher anzulocken versuchte.



5. Coney Island Beach

Natürlich war auch die Küstenlinie von Coney Island als öffentliche Badeanstalt eine immense Attraktion, vor allem in den heißen Sommern in New York City. Wie hier, irgendwann zwischen 1910 und 1915 aufgenommen: 



Interessant auch diese Aufnahme von 1905, auf dem man Taue sieht, an denen sich die (Nicht)Schwimmer einigermaßen sicher ein Stück ins Wasser hinaus wagen können. Faszinierend finde ich die Gesichter der Menschen und die Bademode vor über 110 Jahren. Achja, der Bildtitel lautet: "Surf Bathing at Coney Island".



Noch mehr Taue, noch mehr Beach, noch mehr 1905: 



Die nächste Aufnahme ist schon auf 1904 datiert worden, noch mehr Strandleben:



Natürlich gab es vor 110 Jahren auch schon eine Art Baywatch, hier sind die Herren Bademeister abgelichtet. Und schon damals von den hübschen Strandnixen angehimmelt.



Und nicht nur Bademeister, auch Bulldoggen waren am Strand von Coney Island erlaubt:



Und eine ganze Horde männlicher und weiblicher Halbstarker 1905 beim "Surf Bathing":



Bei der Hitzewelle, die wir im Moment hier haben, kommt das ganz gut - finde ich - ein paar kühlende Strandfotos zu betrachten, selbst wenn sie schon 113 Jahre alt sind.



Ich liebe diese kleinen Rückblicke auf längst vergangene Tage, auf eher unspektakuläre und alltägliche Motive, die aber ein wenig verraten über die Menschen jener Zeit und wie sie ihre Freizeit verbracht haben.













Hier sind wir im Jahr 1908 und blicken auf "Balmer's Bathing Beach" in Coney Island:


Balmer's Bathing Pavillon befand sich ganz im Osten der Küstenlinie von Coney Island, quasi ein direkter Nachbar vom Dreamland Park.




Ein anderer heißer Tag auf Coney Island, photographiert ca. 1910:




6. Coney Island Mardi Gras

Coney Island war ja ohne Zweifel eine der Partymeilen in New York City. Kein Wunder, dass hier auch das Ende der Faschingszeit am "Fetten Dienstag", dem Tag vor Aschermittwoch gebührend gefeiert wird: Mardi Gras im Jahr 1908 auf Coney Island.





Es wäre denkbar, dass die Aufnahmen an der Ocean Avenue / Bowery in Coney Island entstanden sind, vorausgesetzt, dass das "Hendersons Restaurant" rechts auf dem zweiten Photo mit dem "Henderson's" auf der Karte identisch ist. 



Ein Kommentator hat noch ein paar interessante Fundstücke aus historischen Zeitungen (ich vermute New York Times) ausgegraben. Demnach hat es zwei Jahre vorher beim Coney Island Mardi Gras 1906 - also mitten in der guten alten Zeit - doch tatsächlich Fälle von Rowdytum gegeben. Ich bin schwer empört!!!





Derselbe Ort, aber eine andere Parade in einem anderen Jahr, aber wohl auch noch vor dem Ersten Weltkrieg. Vermutlich Mardi Gras 1913:




Natürlich wurde das sehr erfolgreiche Konzept von Coney Island auch anderswo nachgeahmt. Ein gutes Beispiel dafür ist diese Aufnahme des Paragon Parks, Nantasket Beach, Massachusetts, entstanden ca. 1905:




Zum Abschluss noch einmal die zentrale Meile von Coney Island, die Surf Avenue, photographiert 1913 auf Höhe des Luna Park-Eingangs:



Achja, wegen der Detailfülle und der überwiegend hochauflösenden Bilder solltet Ihr Euch den Beitrag unter Verwendung von angemessenem Equipment anschauen, also mindestens Tablett oder 19-Zoll-Monitor oder noch mehr.

Oder wie die Schweden sagen würden: Don't watch this on your f...ing i-Phone!

Und als Bonustracks gibt es noch ein paar Fotos, die wir zuvor in Schwarz-Weiß gesehen haben, durch die Shorpy-Macher nachcoloriert. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!!!















Comparing Old and New

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Ich habe gesehen, dass die wunderbare Facebook-Gruppe "Dirty Old 1970's New York" in den letzten Wochen wieder einiges Bildmaterial gestreut hat, deshalb hake ich mich da mal ein und baue eine neue Folge der Reihe "Comparing Old and New".



Als erstes Foto habe ich direkt eine harte Nuss erwischt. Denn bis auf die Info, dass es ca. 1972 in Harlem aufgenommen wurde, ist nichts weiter bekannt. Und in den Kommentaren bin ich bisher auch nicht fündig geworden, was den Aufnahmeort angeht. Aber die Kulisse mit dem Geschäft für harten Alkohol (LIQUORS) rechts, der Bar "DUKE'S INN" links und der Luden-Karre im Vordergrund ist schon großartig. 

Irgendjemand hat auch diese Musik als Untermalung gepostet und ich nehme den Vorschlag einfach mal auf für alle, die möchten: 




Bei dem Auto soll es sich um einen Dunham Cadillac Eldorado handeln, Baujahr zwischen 1968 und 1973, zum mutmaßlichen Zeitpunkt der Aufnahme also ein noch ziemlich neues Auto. Das ist genau das richtige Auto, wenn man ein hohes Maß an Bescheidenheit sein Eigen nennt und dieses auch gut sichtbar nach außen tragen möchte.

Diese Photos eines anderen Exemplars der selben Autogattung hat der Betreiber von Dirty Old 1970s New York vor ungefähr 10 Jahren aufgenommen:





Tja, leider drehen sich die 150 Kommentare zu dem Foto um alles mögliche von Gangster-Autos über Zuhälter ("pimpin ain't easy") bis hin zu French Connection und Shaft, aber irgendwie hat sich bisher keiner die Frage gestellt, wo das Foto entstanden sein könnte.

Wenn man sich das Duke's Inn ansieht, dann entdeckt man eine vierstellige Hausnummer an der Fassade, die allerdings nur schwer zu entziffern ist. Vierstellig deutet meiner Meinung nach auf eine Avenue oder den Broadway hin, denn die horizontalen Straßen in Manhattan dürften nicht so lang sein, dass sie auf vierstellige Hausnummern kommen, erschwerend kommt auch noch die Teilung in West und Ost ab der Fifth Avenue hinzu.



Ich war allerdings weder mit Suchen nach "Duke's Inn" noch nach "Weill's Liquors" erfolgreich. Das einzige, was ich noch entdeckt habe, war eine Erwähnung desselben  Photos auf einer anderen Webseite:
http://www.thedrive.com/vintage/323/please-look-at-this-cadillac-in-seventies-harlem

Und in der Version dort war oben rechts möglicherweise derjenige erwähnt, der das Photo aufgenommen hat. Nämlich der amerikanische Photograph Anthony Barboza:
https://en.wikipedia.org/wiki/Anthony_Barboza

Das könnte durchaus passen, denn Barboza hat seine Kamera bevorzugt auf Motive gerichtet, die aus der Welt der dunkelhäutigen Bevölkerung Amerikas stammten.

Zumindest ist dieses Photo, das vermutlich während der Abenddämmerung auf den Straßen von Harlem entstanden ist, sehr stimmungsvoll und transportiert eine Menge von dem damals herrschenden Zeitgeist.



Das nächste Photo habe ich ausgewählt, weil wir ebenfalls im Moment so einen strahlend blauen Himmel haben. Zeitlich ist es am Ende der 1970er einzusortieren. Camilo Jose Vergara soll das Bild 1980 aufgenommen haben und zwar an der Kreuzung 149th Street und Prospect Avenue.

Ich kann mich nicht erinnern, ob wir im Zuge dieser Serie schon mal in der Bronx gelandet sind, wenn ja, nur sehr selten. Dieses Mal ist es aber der Fall, die die 149th Street und die Prospect Avenue treffen im Stadtteil Bronx in New York aufeinander.

google maps


Über den Bruckner Expressway kommt man nahe an dem Ort vorbei, wenn man vom JFK Airport aus New York in nördliche Richtung über die Interstates 278 und 95 verlässt, um nach Boston oder Maine hinaufzufahren.



An der individuellen Gestaltung dieses Ortes sind nicht nur die 149th Street und die Prospect Avenue, sondern noch eine Handvoll weiterer Straßen beteiligt, die hier im Umfeld aufeinandertreffen.



Die Kulisse ist aber schon aus der Luft so eindeutig, dass man gar nicht bis auf die Straße runtermuss, um auszumachen, wo der Photograph 1980 gestanden haben könnte, um das Ausgangsfoto aufzunehmen.




Der nachfolgende Google Street View gibt ganz gut die Perspektive wieder, die beim Ausgangsfoto gewählt worden war.




Ok - in dem Gebäude im Vordergrund werden jetzt keine Bankgeschäfte mehr getätigt, sondern es wird nach Südstaatenart gekocht und serviert (Popeyes - Louisiana kitchen). Und die Alkoholkranken in der Umgebung haben sich wohl auch verringert, denn der überdimensionale Hinweis, der vor knapp 40 Jahren an der Häuserwand im Hintergrund prangte, ist mittlerweile mit einem freunlichen Braun überstrichen worden.

Ein historisches Photo, das in dieser Umgebung aufgenommen wurde, habe ich gefunden. Es stammt ungefähr aus dem Jahr 1922 und wurde vom Southern Boulevard aus entlang der 149th Street aufgenommen.



Wenn ich das alles richtig zusammen kombiniert haben sollte, dann müsste das 2014 dort so ausgesehen haben:




Photo Nummer 3 führt uns zurück nach Manhattan und tief hinein in die 70er und ins West Village.



Nicolai Canetti soll die Aufnahme 1976 gefertigt haben, auf der Christopher Street mit Blick nach Osten, dort, wo die Bedford Street mündet.

Ich möchte mal einen Kommentator zitieren, der ganz gut beschreibt, was man hier sieht, nämlich die Hauptversammlungsort für schwule Männer zur damaligen Zeit in New York.

"For those who seem so bewildered about why there aren’t more women in this photo... Christopher Street, at that time, was THE main street for gay men to gather, hang out, and cruise for meeting up. In this photo, it must be a slow day because at times (quite often) the sidewalks would be teeming with crowds... primarily gay men. In fact, I’m pretty sure the guy on the far right of the photo is in the doorway of a gay bar, which is still there today. This block was a very busy gay thoroughfare. That’s why there aren’t more “ladies” (🙄) in the photo."

Damit wäre das schon mal geklärt.

Der Aufnahmeort befand sich westlich vom Washington Square und auch westlich von der 6th Avenue und der 7th Avenue.




Die Bedford Street ist nur ein kurzes Sträßchen im Westen von Greenwich Village, die Christopher Street dageben führt ein ganzes Stück durch den Westen von Manhattan und kreuzt dabei zahlreiche Straßen und Avenues. Vor einigen Jahren gab es hier im Blog schon mal eine Mini-Serie über die Christopher Street, die sich genauer mit Geschichte und Verlauf auseinander gesetzt hat.



So sieht es dort unten heute aus, rechts im Vordergrund befindet sich die Mündung der Bedford Street in die Christopher Street, der Blick zeigt wie auf dem Ausgangsfoto in östliche Richtung.



Zum Aufnahmeort müssen wir aber noch etwas tiefer in die Christopher Street hinein. Als Orientierung dienen die hellen gemauerten Bögen in der historischen Fassade und die Feuertreppe am Gebäude rechts daneben.



Und die finden wir hier:



Dahinter finden sich an der richtigen Stelle auch die etwas moderneren und höheren Gebäude:



Zurück zum Ausgangsfoto. Das Element im Bildausschnitt unten rechts ragt immer noch auf den Bürgersteig, um vor einer Kellertreppe zu schützen.





Links im Ausgangsfoto sieht man den Eingang des "duff's" Dabei handelte es sich um ein italienisches Restaurant. Die New York Times schreibt in ihrer Ausgabe vom 26.07.1971, "Christopher Street - From Farm to Gay Center", dass das Duff's zu den Orten entlang der Christopher Street gehörte, an dem sich Gay (homosexuell) und Straight (heterosexuell) mischten.
https://www.nytimes.com/1971/07/26/archives/christopher-street-from-farm-to-gay-center.html




Das Duff's müsste sich im Erdgeschoss des Gebäudes mit der hellen Feuertreppe befunden haben, an der heute die Regenbogenfahne hängt.



Diese und die Regenbogenfahnen auf der gegenüberliegenden Straßenseite deuten darauf hin, dass sich zwischen 1976 und heute noch nicht soviel an der Christopher Street verändert hat, was die Bewohner angeht.



Also, als Nicolai Canetti 1976 sein Foto auf der Christopher Street aufgenommen hat...



... hat er ungefähr diesen Blick die Christopher Street hinunter eingefangen:



Zum Abschluss der Folge gibt es dann noch ein paar jüngere Bewohner der Stadt New York vor einem Lebensmittelgeschäft:



Nicolas West hat diese Aufnahme ca. 1970 gefertigt vor dem Haus Nummer 594 Amsterdam Avenue. Somit befindet sich das letzte Ziel auf der Upper West Side zwischen Hudson River und Central Park.



Um noch etwas präziser zu sein: an der Südwestseite der Kreuzung Amsterdam Avenue / 89th Street.



Ich habe die Perspektive mal etwas gedreht, damit man besser auf das Haus an der Ecke schauen kann. Es sieht so aus, als ob sich auf Bürgersteigniveau immer noch ein Ladenlokal befindet:





Ok, Lebensmittel konnte man im Erdgeschoss von 594 Amsterdam Avenue wohl bis vor kurzem immer noch erwerben, allerdings andere, als seinerzeit anno 1970. Im Oktober 2017 wurde allerdings ein Leerstand dokumentiert. Und nebenan wird nicht mehr harter Alkohol verkauft, sondern Waren für 99 Cent.




Hier nochmal die Gegenüberstellung von Vergangenheit und Gegenwart, mit knapp 50 Jahren dazwischen:




Eine historische Photographie, die 1936 von der 90th Street aus die Amsterdam Avenue hinunter Richtung Süden aufgenommen wurde, zeigt, dass das Gebäude an 594 Amsterdam Avenue wohl auch schon vor 82 Jahren gestanden hat.






Damit soll diese Folge von Comparing Old and New enden. Wer noch nicht genug davon hat, kann hier noch ältere Folgen hervorkramen:

http://nygeschichterucksack.blogspot.com/2018/02/comparing-old-and-new.html


Liberty Tower

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Es gibt Blogleser, die mich als Autoren nur hier aus dem Netz kennen und es gibt einige, mit denen ich auch persönlich bekannt bin. Angesichts der längeren Schreibpause, die ich seit August eingelegt habe, bin ich in den letzten Wochen immer wieder von denen angesprochen worden, die mich persönlich kennen. Und immer wieder die Frage, wann ich denn wieder was hier im Blog veröffentliche, zuletzt noch heute morgen. Na gut. Dann fange ich mal klein an mit einem Beitrag, den ich auch schon seit mehreren Jahren plane und der sich mit einem Hochhausklassiker aus Manhattan beschäftigt. 

Der "Liberty Tower" aka "Sinclair Oil Building" aka "55 Liberty Street" hat nie zur ersten Garde der New Yorker Wolkenkratzer gehört, war aber dennoch immer ein Teil der dichtgedrängten Skyline von Südmanhattan und zweifellos auch eine verkannte Schönheit. 

Solche Aufnahmen wie die oben von Irving Uderhill, die um das Jahr 1910 entstanden sein soll, und auf denen der Liberty Tower tatsächlich mal im Mittelpunkt steht, sind eher selten zu finden, weil er meistens nur Teil der Umgebungskulisse war, wenn andere spektakulärere Hochhäuser im Umfeld photografiert wurden. 

Die Aufnahme zeigt das Gebäude an der Hausnummer 55 Liberty Street wahrscheinlich noch in einem sehr frühen Stadium nach der Fertigstellung, denn es wurde in den Jahren 1909-1910 gebaut. Es verfügt oberirdisch über 33 Stockwerke und misst etwas mehr als 117 Meter. Einer der ersten Mieter in dem zunächst als Bürogebäude genutzten Wolkenkratzer war der spätere US-Präsident Franklin D. Roosevelt, der 1910 mit seiner Kanzlei einzog. Wenige Jahre später während des bereits laufenden Ersten Weltkriegs beherbergte das Gebäude wohl auch ein getarntes Büro, in dem tatsächlich deutsche Spione ihr "Unwesen" betrieben. 

Aus jener Zeit stammen auch die nachfolgenden zwei Postkarten, bei denen der Liberty Tower im Mittelpunkt stand: 

 Success Postal Card Co, Liberty Tower, ca 1915, from the collections of the museum of the city of New York


Success Postal Card Co, Liberty Tower, ca 1912, from the collections of the museum of the city of New York


Ebenfalls während der 1910er entstanden die nachfolgenden zwei Aufnahmen, die vom Dach des Liberty Towers aus aufgenommen wurden und den Süden von Manhattan zu einer Zeit zeigen, als die Häuser dort noch nicht so hoch waren. 

Brown Brothers Kester and Co, View up Nassau Street from top of Liberty Tower, ca 1910, from the collections of the museum of the city of New York


Brown Brothers, View north west from the top of the Liberty Tower, ca 1915, from the collections of the museum of the city of New York


Auf der zweiten Aufnahme sehen wir im Hintergrund rechts und größtenteils durch den Schornstein verdeckt die Südfassaden des St. Paul's Buildings und des Park Row Buildings, die damals an der Südseite des City Hall Parks zu finden waren. 

20 Jahre später war der Liberty Tower im Süden von Manhattan nur noch eines von vielen Hochhäusern. 

L Jonas and Company, Broadway Downtown and Entrance to Harbor as seen from the Woolwirth Tower, ca 1937, 
from the collections of the museum of the city of New York


Auf diesem Panorama von Südmanhattan, das in den 1930ern vom Woolworth Building aus aufgenommen wurde, kann man schön die Position des Liberty Towers nachvollziehen, der einen Block östlich des Broadways an der Ecke Liberty Street / Nassau Street errichtet wurde. 



Etwa zur gleichen Zeit nahm die berühmte Fotografin Berenice Abbott vom Osten her (70 Pine Street) das nachfolgende Bild auf: 

Berenice Abbott, Financial District Rooftops III, June 9 1938, from 70 Pine Streets, from the collections of the museum of the city of New York


Aus dieser Perspektive fotografiert verschwindet der Liberty Tower schon deutlicher im Häusermeer des Financial Districts. 



Hier nochmal der Liberty Tower im Südmanhattan-Panorama vom Woolworth Building aus gesehen, dieses mal aber schon ca. 1913: 

View Manhattan South from the Woolworth Bldg, 1913, from the collections of the museum of the city of New York



Im Folgenden kommen noch ein paar weitere historische Photos, auf denen der Liberty Tower mehr Statist als Motiv ist und irgendwie immer gerade mal mit aufs Bild geraten ist: 

Irving Underhill, Broadway and Liberty Streets, NE cor, 1920, from the collections of the museum of the city of New York


Wurts Bros, Elevated view of Liberty Street, ca 1920, from the collections of the museum of the city of New York


Liberty Street, ca 1910, from the collections of the museum of the city of New York





Springen wir mal ein ganzes Stück näher in Richtung Gegenwart. Zwischen 1970 und 1990 wurde der Liberty Tower von Edmund Vincent Gillon fotografiert:

Edmund Vincent Gillon, Liberty Tower, 55 Liberty Street, from the collections of the museum of the city of New York


Edmund Vincent Gillon, Liberty Tower, 55 Liberty Street, from the collections of the museum of the city of New York


Edmund Vincent Gillon, Looking toward the upper floors of Liberty Tower, 55 Liberty Street, 1970-1990, 
from the collections of the museum of the city of New York


1979 war der Liberty Tower eines der ersten Hochhaus-Klassiker, die von einem Bürogebäude in eine Wohngebäude umgewandelt wurden, ein Weg, den in der Zwischenzeit viele der alten Wolkenkratzer gegangen sind. 


An dem Ort, wo diese wunderbare Farbaufnahme hinterlegt war, habe ich auch einige hochinteressante Photos gefunden, die uns in das Innere des Liberty Towers führen und einen Eindruck davon vermitteln, wie man dort im 29. Stockwerk wohnen kann, wenn man es denn leisten könnte:










Wer das große Ganze nachvollziehen möchte, kann sich dabei von diesem Stockwerksgrundriss unterstützen lassen: 


Springen wir jetzt nochmal aus der Quasi-Gegenwart zurück in die Vergangenheit, um zu schauen, wie sich dieser Standort an Nordwest-Ecke der Kreuzung Liberty Street / Nassau Street im Laufe der Zeit verändert hat. 

Auf der passenden Karte des Bromley-Stadtatlas von 1879 ist noch keine erwähnenswerte Bebauung des Eckgrundstückes eingezeichnet. 



Die Karte ist um 90 Grad gedreht, deshalb findet man Norden hier rechts:



1891 sieht das schon anders aus, da ist das Grundstück an der Hausnummer 55 Liberty Street bereits mit einem Gebäude bebaut, das auch namentlich als "Bryan Building" ausgewiesen wurde. Jetzt ist der Norden wieder oben.





1902 nennt der Stadtatlas immer noch das "Bryant Building" als jenes, welches die Hausnummer 55 Liberty Street belegt. Allerdings dürfte "Bryant Building" der richtige Name sein.  

William Cullen Bryant and Peter Cooper, ca 1875, from the collections of the museum of the city of New York

Denn es war nach William Cullen Bryant (links) benannt, dem Herausgeber der "New York Evening Post", die bereits im Vorläufergebäude und auch im Bryant Building ihre Büros hatte. 



Bilder vom siebenstöckigen Bryant Building zu finden, hat sich als sehr schwer herausgestellt. Bei dcmny.org habe ich zumindest Aufnahmen vom Eingangsbereich des Gebäudes auftreiben können, entstanden 1909: 





Wie man sieht, schmückte der Kopf von Herrn Bryant auch als Relief den Eingangsbereich des Gebäudes.

Nachtrag:

Was ich gestern nicht hinbekommen habe, ist einem anderen Leser gelungen. JP hat ein fast vollständiges Foto des Bryant Buildings entdeckt und noch eine weitere Teilaufnahme der Fassade beigesteuert. Das Bryant Building ist beim erste Foto das Gebäude in der Bildmitte, beim zweiten Foto jenes, das man am rechten Bildrand sieht:

 Liberty Street and Liberty Place, Jackson Street to Ludlow Street, 1890-1934, from the collections of the museum of the city of New York


Robert Bracklow, Chamber of Commerce, ca 1900, from the collections of the museum of the city of New York

- NACHTRAG ENDE -


In der Karte von 1911 findet man dann - wie zu erwarten war - den Liberty Tower anstelle des Bryant Buildings:



Wollen wir uns nun mal die Gegenwart anschauen, denn der Liberty Tower hat bis in das Jahr 2018 überlebt, kann also schon locker auf 108 Jahre Geschichte zurückblicken. In Südmanhattan ist er mittlerweile etwas arg deutlich zwischen den umgebenden Hochhäusern verschwunden:



google maps


Ich habe die Insel Manhattan mal um 180 Grad gedreht, damit man vom Norden her auf die Südspitze herunterblicken kann, da bietet sich dann folgender Ausblick auf den Liberty Tower: 





Im Street View offenbart sich die ganze Schönheit des alten Wolkenkratzers, der bei prächtigem Wetter aufgenommen wurde. Im Erdgeschoss eine offenbar unvermeidliche Starbucks-Filiale. Daneben geht es sichtbar bergab die Nassau Street hinunter. 







Zum Beitragsende wollen wir noch einmal in den Liberty Tower hinaufsteigen bis unter die Spitze und schauen, wie es da drinnen so aussieht, wo die Preise für die Wohnungen vermutlich besonders deftig sind. 



Diese wunderbaren Innenansichten aus dem Dachgeschoss habe ich bei cityrealty.com gefunden:










Aber auch weniger spektakuläre Wohnangebote wie Apartment 26A kommen recht charmant daher:
https://www.bhsusa.com/closed/manhattan/downtown/55-liberty-street-26a/coop/17278098












Links


Bonustracks:







Lower Manhattan - A journey through time and space - Part 45

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Die Lower Manhattan Saga ist eine unregelmäßig erscheinende Langzeitserie hier im Blog, die vor fast 7 Jahren das erste Mal erschienen ist und es seitdem auf 44 Folgen gebracht hat, die sich mit der Veränderungen an der Südspitze von Manhattan beschäftigen. 

Die bisherigen Folgen der Lower Manhattan Saga kannst Du hier finden: 


1. John Wolfe Building again


Eines der schönsten Hochhäuser in Manhattan, die der Kategorie "für immer verloren" angehören, ist das John Wolfe Building von 1895. Die letzte Folge der Lower Manhattan Saga hatte ich mit einem kurzen Beitrag über das John Wolfe Building beendet, diese Folge schließt direkt an und beginnt mit einem Beitrag über das John Wolfe Building. 



Das John Wolfe Building hat mit seiner Fassadengestaltung einen wunderbaren Bogen zur niederländischen Vergangenheit von New York City geschlagen, insbesondere die Gestaltung der oberen Stockwerke erinnert an Gebäude, die man heute noch in historischen Stadtkernen in den Niederlanden und in Belgien finden kann. 



Dafür, dass es sich beim John Wolfe Building auch um einen Vertreter der Kategorie "schmal aber hoch" handelte, hat er sich noch ziemlich lange im Häuserdschungel von Südmanhattan halten können, nämlich bis 1974, also fast 80 Jahre. Das dürfte aber auch dem Umstand geschuldet sein, dass es nicht direkt an einer der attraktiven und wichtigen Straßen stand, sondern etwas weiter im Hinterland. 

Weshalb ich das John Wolfe Building nochmal in den Fokus rücke, hängt damit zusammen, dass ich in der vergangenen Woche bei der Suche nach Bildmaterial zum Liberty Tower auf ein Foto gestoßen bin, dass ich bisher noch nicht kannte. Derjenige, der es bei dcmny.org eingestellt hat, hat es offenbar nicht erkannt, außer, dass es ca. 1895 aufgenommen wurde und ein Hochhaus während der Bauphase zeigt. 



Glücklicherweise ist schon ein Teil der Ziegel-Fassade zu erkennen und ich möchte einen Besen fressen, wenn das nicht das John Wolfe Building ist, was hier noch in einem frühen Stadium  photographiert wurde. Das ist so die Sorte Bilder, bei der ich echt Herzklopfen bekomme, denn Dokumente vom Bau der Wolkenkratzer der ersten Generation sind zumeist sehr rar.

Da es sich um eine hochauflösende Aufnahme handelt, habe ich mir erlaubt, tiefer in das Bild einzutauchen, um die Hochhaus-Baustelle von 1895 , aber auch die Umgebung und die Menschen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.








Ganz oben im Gebäude kann man auch einige wenige Arbeiter erkennen:





Diese Zeitgenossen schauen etwas skeptisch in die Kamera. Die hätten wahrscheinlich auch nicht gedacht, dass sich 123 Jahre später noch einer das Photo von ihnen anschauen würde.



Und die Bäckerei Himmelmann und das Cafe Kramer - wenn da mal keine deutschen Auswanderer dran beteiligt waren!



Leider stand das John Wolfe Building in einem Bereich von Südmanhattan, der später massiv zugebaut wurde, so dass das schöne alte Hochhaus in den engen Straßenschluchten nicht mehr auffällig herumstand, sondern neben den anderen und höheren Nachbarn eher unterging. 



Oben sehen wir die unteren Etagen des John Wolfe Building auf einer Aufnahme von ca. 1913. Man sieht, dass ein zusätzlicher Eingang an der Hausecke eingerichtet wurde, dabei sind die markanten Fassadenelemente, die man auf früheren Fotos noch erkennen kann, verschwunden. 

Unten sieht man ebenfalls das John Wolfe Building, dieses Mal ganz rechts im Bild, wieder gut zu erkennen an der Ziegel-Fassade, aufgenommen ca. 1913:



Auf dieser undatierten Aufnahme sieht man das John Wolfe Building, wie es sich an seinen langjährigen Nachbarn schmiegt, das etwas höhere German American Insurance Company Building. 



In das Photo kann man erfreulicherweise auch hineinzoomen, deshalb habe ich mal den Eingangsbereich...



... und die oberen Stockwerke etwas näher herangeholt, um die besser betrachten zu können: 





Eine weitere Aufnahme habe ich früher schon mal veröffentlicht, sie zeigt ebenfalls die Gebäudespitze zu einem späteren, vermutlich sogar sehr späten Zeitpunkt in den 1960ern oder 1970ern:

from the collection of the museum of the city of New York 


Was mir direkt aufgefallen ist: zum einen scheint in der Zwischenzeit jemand die Fassade mit heller Farbe übertüncht zu haben. Zum anderen hat auch jemand die schmucke Uhr an der Gebäudespitze abgenommen, ebenso wie die Spitze, die sich oben auf dem Bogen befand. 

Die letzen drei Photos habe ich 2012 schon mal in einem Beitrag gezeigt, aber sie passen gerade so gut. Denn nachdem wir dank der neuen Fotos das Alpha des John Wolfe Buildings gesehen haben, folgt jetzt noch das Omega: der Anfang vom Abriss 1974, photographiert von einem Reporter der New York Times: 





Links:



2. Manhattan 1940s Tax Photos



Leser Rick hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass das Stadtarchiv der Stadt New York in großem Umfang Photos verfügbar gemacht hat, die in den 1940ern aufgenommen wurden. Der Umstand, dass es sich um Tax Photos handelt, also Aufnahmen, die im Zusammenhang mit der Erhebung von Steuern entstanden sind, sorgt dafür, dass es sich um einen recht nüchternen, recht alltäglichen Blick auf die Stadt handelt, der sich deutlich von dem unterscheidet, den wir von z.B. Postkartenbildern oder Touristenphotos gewohnt sind. 


Er hat mir eine Auswahl von 11 Fotos zugeschickt, die ich jetzt mal als Appetizer teilen möchte. Wenn man in dem Archiv auf die Suche gehen möchte, braucht man aber ein wenig Zeit und Geduld, denn ganz einfach ist die Bildersuche da nicht. 

Erst mal zwei Klassiker von der Park Row, zunächst das World Building, dann das Tribune Building: 




Dieses eher selten photographierte Gebäude namens "The Black Building" stand direkt hinter dem World Building an der Frankfort Street in Richtung Osten: 



Noch ein vielgeschätzer und -vermisster Gebäudeklassiker aus dem Süden von Manhattan, hier photographiert aus einer eher ungewöhnlichen Perspektive von der Church Street aus: das Singer Building: 




Wir haben eben im ersten Teilbeitrag auf das John Wolfe Building geblickt, hier haben wir den direkten Nachbarn, mit dem es Rücken an Rücken stand: das German American Building.



Auf dem nächsten sieht man rechts das Fidelity Casualty Bulding an 92 Liberty Street: 



Etwas weiter die Straße hinauf 98 Liberty Street an der Kreuzung Liberty Street / Church Street:



Das Gebäude der Am Ex Bank (ich nehme an American Exchange Bank):



Das Mutual Life Building, auch eher selten photographiert:



60 Liberty Street auf dem Grundstück von 140 Broadway:



Und als letzte Aufnahme ein seltsames Art-Deco-Gebäude, das dort stand, wo man heute das Chase Manhattan findet: 




3. Downtown Manhattan about 1952


Die nachfolgenden Photos habe ich ebenfalls dank eines Leser-Hinweises entdeckt. Sie stammen aus einer Bildersammlung namens Michael Ochs Archives. Es handelt sich um ein paar schicke Farbaufnahmen vom Süden Manhattans, die ich mal unkommentiert und einfach für sich selbst sprechen lasse. 1952 liegt mittlerweile fast 67 Jahre in der Vergangenheit und das sieht man den Photos an, es hat sich einiges im Süden von Manhattan verändert, seitdem sie entstanden sind. Allerdings gibt es andererseits aber auch Dinge zu sehen, die so geblieben sind. 











4. Singer Building Demolition



Leser Rick hat sich auch auf eine erneute Suche nach Bildern begeben, die Zeugnis vom Ende des Singer Buildings geben. Dabei ist er auf diese Aufnahme gestoßen: 



Die Aufnahme stammt vom 16. Februar 1968, der Photograph stand dabei an der Church Street und blickte Richtung Norden. Rechts im Hintergrund sieht man den Singer Turm mit deutlichen Spuren der Abrissarbeiten. Das schöne alte Hochhaus rechts im Vordergrund ist das Washington Life Building, das heute auch nicht mehr vorhanden ist. An seiner Stelle findet man den Zuccotti Park, an der Stelle des Singer Buildings und seiner Nachbargebäude das "One Liberty Plaza".

google maps


Rick hat - wie er selber schreibt, ein wenig über den Tellerrand hinausgeblickt, um noch mehr Bildmaterial vom Ende des Singers zu finden und hat dabei einen recht ungewöhnlichen Weg beschritten, mit interessanten Ergebnissen. Stichwort: Ticker Tape Parade

Die amerikanischen Raumfahrer Neil Armstrong, Edwin Aldrin und Michael Collins waren im Juli 1969 im Rahmen der Apollo 11-Mission zum Mond geflogen, am 20.07.1969 auf der Mondoberfläche gelandet und im Anschluss wieder zur Erde zurückgekehrt. 

Für diese Pionierleistung wurden sie neben vielen anderen im August 1969 in New York City durch die Veranstaltung einer Ticker Tape Parade geehrt, bei uns sagt man dazu Konfetti-Parade. Und die Route, auf der die Astronauten seinerzeit gefeiert wurden, führte unter anderem den Broadway im Süden von Manhattan entlang. Also dort, wo zu dieser Zeit noch der Abriss des Singer Buildings stattfand. Hier befindet sich der Photograph in einem Gebäude an der Ostseite des Broadways und blickt nach Süden. Bester Orientierungspunkt ist der Turm der Trinity Chuch auf der Westseite des Broadways und hier in der Bildmitte oben:



Es wäre natürlich sensationell, wenn das Gebäude rechts unten die Ruine des Singer Buildings wäre, aber das passt nicht, denn direkt links nebenan sieht man das US Realty Building und daneben das Trinity Building, und die waren bekanntermaßen keine direkten Nachbarn des Singer Buildings. Es ist zu vermuten, dass das Gebäude, was unten rechts abgerissen wird, ein direktes Nachbargebäude des Washington Life Buildings war. Der Ort, wo das Singer Building stand, befindet sich außerhalb des rechten Bildrands. 



Das ist jetzt schon fast ein Suchbild, aber wenn man weiß, wo man suchen muss, wird man auch ein wenig fündig. Da sind nämlich tatsächlich auch ein paar Ruinen auf der Aufnahme vor dem Doppelkomplex "Trinity Building / US Realty Building" zu erkennen: 



Allerdings bin ich mir über das Ausmaß der Abrissgebäude nicht ganz im klaren. Ist es nur dieser Teil auf dem Bild, der vom Abriss betroffene Gebäude zeigt...


... oder gehören auch dieser Mauern noch zu den Abrissgebäuden?



Bereits im Dezember 1968 fand die Apollo 8 - Mission statt, deren erfolgreicher Abschluss ebenfalls mit einer Ticker Tape Parade in New York gewürdigt wurde. Dabei entstand das folgende Photo, das an der entscheidenden Stelle ebenfalls Ruinen zeigt. 



Ich würde die Abrissgebäude ungefähr hier wiederfinden: 




Die nächste Aufnahme, ebenfalls im Januar 1969 auf der Apollo 8-Ticker Tape Parade entstanden, blickt - auch wenn man nicht allzu viel erkennen an - vermutlich direkt auf den Teil des Broadways, wo zu diesem Zeitpunkt noch die letzten Reste des Singer Buildings (links) und des City Investing Towers (rechts) stehen. 



Rechts oben kann man im Halbdunkel die Details einer helleren Gebäudefassade erkennen und diese hat Rick mit dem City Investing Building verglichen, mit dem Ergebnis, dass es sich um das CIB handelt. Also ist jene Baustelle, die den größten Teil der oberen Bildhälfte ausmacht, dem Singer Building zuzuordnen. 

Ebenfalls 1969, aber an einem ganz normalen Alltag entstand die folgende Aufnahme:



Vom Washington Life Building sind zu diesem Zeitpunkt nur noch eine gute Handvoll Stockwerke übrig geblieben und dort, wo der rote Kran zu sehen ist, dürfte der Abrissort des Singer Buildings sein. 




Auf dieser Aufnahme von 1922 kann man nochmal die Nachbarschaft nachvollziehen:



1 = Singer Building (abgerissen); 
2 = Washington Life Building (abgerissen); 
3 = US Realty Building (steht noch); 
4 = Trinity Building (steht noch).

Die selbe Gebäudekonstellation auf einem früheren Photo von ca. 1913:



Wir springen zurück zum Abriss, vermutlich zum Jahr 1968, dieses mal wurde von der Church Street aus in östliche Richtung photographiert: 



Hier blicken wir auf die Reste des Singer Buildings, des City Investing Towers und sonstiger Gebäude, die sich ebenfalls noch mit auf dem betreffenden Straßenblock befanden. Der Turm des Singer Buildings scheint bereits Geschichte zu sein, ich finde ihn jedenfalls nicht mehr wieder. 

Rechts in oberen Bildabschnitt die dunkle Fassade gehört zum Washington Life Building, das auch bald fällig ist. 

Auf der nachfolgenden Aufnahme hat der Photograph etwas weiter nach Süden geschwenkt. Ein letzter Blick auf das Washington Life Building, bevor das Abrisskommando übernimmt. Auf der Westseite war das Gebäude breiter als auf der an den Broadway grenzenden Ostseite. Hinter dem Washington Life Building erhebt sich bereits ein nagelneues Hochhaus aus dem Jahr 1968, das Haus mit der Nummer 140 Broadway.



Auf dieser Aufnahme von 1966 sehen wir die Gebäudeklassiker ein gutes Jahr vor dem Ende. Dieses Mal ist auch noch das City Investing Building mit von der Party, gut zu erkennen links vom Turm des Singer Buildings. 



1 = Singer Building (abgerissen); 
2 = Washington Life Building (abgerissen); 
3 = US Realty Building (steht noch); 
4 = Trinity Building (steht noch);
5 = City Investing Building / City Investing Tower (abgerissen).





Und mit zwei Aufnahmen von der noch intakten Skyline möchte ich diese Folge dann auch beenden.






Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Noch mehr Folgen der Lower Manhattan Saga findet Ihr, wenn Ihr diesem Link folgt:


colors by rick


City Hospital on Blackwell's Island (1896)

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Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York


Im East River zwischen Manhattan und Queens findet man etwas nördlich von der Stelle, wo sich  das Hauptquartier der UNO befindet, eine langgezogene schmale Insel, die parallel zu Manhattan verläuft, mit der Südspitze etwa auf Höhe der 47th Street und der Nordspitze auf Höhe der 86th Street. Heute trägt die Insel den Namen "Roosevelt Island" nach dem ehemaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, früher hieß diese Insel lange Zeit Blackwell's Island. 

Wie viele andere Inseln auf dem Stadtgebiet von Manhattan wurde Blackwell's Island auf besondere Weise genutzt. Zum einen befand sich dort für längere Zeit ein Gefängnis für männliche Straftäter, zum anderen mehrere medizinische Einrichtungen, darunter eine Anstalt für psychisch kranke Frauen im Norden der Insel sowie an der Südspitze eine Isolierklinik für Pockenkranke und das direkt nördlich davon gelegene City Hospital, dessen "Kundschaft" vor allem aus ärmeren Stadtbewohnern  und Insassen der Strafanstalt bestand. 

City Hospital, Blackwell's Island ca 1915, from the collection of the museum of the city of New York


Aus der ehemaligen Klinik für Pockenkranke wurde eine Ausbildungsstätte für Krankenschwestern: 

Nurses Home Blackwells Ilsand, ca 1915, from the collection of the museum of the city of New York


Auf dieser Aufnahme von ca. 1917 sehen wir das City Hospital am Südende der Insel: 

William Davis Hassle, Blackwell's Island, ca 1917, from the collection of the museum of the city of New York

Nördlicher Nachbar des Hospitals sind die Gebäude von The Penitentiary, der Strafanstalt der Stadt New York, die man heutzutage ein ganzes Stück weiter nördlich im Stadtteil Queens auf Rikers Island findet.

Wir wollen einen kurzen Blick auf und in dieses Gefängnis werfen mittels einer Serie von Photographien, die um das Jahr 1890 entstanden sind: 

Blackwell's Island, The Penitentiary, ca 1890, from the collection of the museum of the city of New York


Blackwell's Island, Workhouse, ca 1890, from the collection of the museum of the city of New York


Blackwells Island, Interior of Penetentiary, dark cells in foreground, ca 1890, from the collection of the museum of the city of New York


Blackwells Island, Cell in Penitentiary, ca 1890, from the collection of the museum of the city of New York


Blackwell's Island, The Lock-step Penitentiary, ca 1890, from the collection of the museum of the city of New York


Blackwells Island, Prisoners Breaking Stone, ca 1890, from the collection of the museum of the city of New York


Es gibt 1890 auch Aufnahmen vom Hospitalgelände, zum Beispiel vom Haus für minderbemittelte Frauen...

Blackwells Island Female Alms house, ca 1895, from the collection of the museum of the city of New York


Blackwells Island, The Female Almshouse, ca 1890, from the collection of the museum of the city of New York


... von der Kinderkrankenschwesterausbildung...

Blackwells Island, Baby-ward and nurses in Charity Hospital, ca 1890, from the collection of the museum of the city of New York

... und vom Wohnort des Superintendenten:

Blackwells Island, View down the main walk from superintandents cottage, ca 1890, from the collection of the museum of the city of New York


Superintendent Kitchen, Blackwells Island, ca 1890, from the collection of the museum of the city of New York


Auf dieser Aufnahme aus den 1930ern sehen wir den Klinikkomplex am Südende der Insel, die sich nicht mehr Blackwell's Island, sondern inzwischen Welfare Island nennt und davor die alte Strafanstalt:



Noch eine andere Aufnahme aus den 1930ern, aber später nach dem Abriss der alten Strafanstalt und der Errichtung von Neubauten. Der Blick ist vom Osten her nach Manhattan ausgerichtet: 



Eine Postkarte aus Zeiten, in denen bereits die Farbphotographie üblich ist. Da man bereits das UNO Gebäude im Hintergrund sehen kann, vermute ich eine Aufnahme aus den 1970ern. 



In dem etwas unübersichtlichen Gebäudegewirr kann man links im Vordergrund noch einigermaßen gut das Klinikgebäude wiederfinden, auch dank der kupfergedeckten und grünspanverzierten Dachkuppel. 

Eine Aufnahme vom Süden her nach Norden, die eine ganz gute Orientierung ermöglicht, was auf der Anlage wo stand. Vor allem bietet sie die Möglichkeit der Unterscheidung zwischen dem City Hospital und der ehemaligen Smallpox Clinik, die südlicher stand. 



Wer schon mal als Tourist mit der roten Seilbahn von der Station an der Ecke 60th Street /2nd Avenue nach Roosevelt Island rübergeschwebt und dann Richtung Süden gelaufen ist, weiß, dass dort eine ganze Menge verändert wurde. 

google maps


Fast alle Gebäude südlich der Queensboro Bridge wurden abgerissen und stattdessen Neubauten errichtet und eine Parklandschaft eingerichtet. Auch das City Hospital steht nicht mehr, es wurde 1994 abgerissen. Nur die Ruine der Smallpox Clinic ist noch vorhanden: 

google maps



Jetzt möchte ich aber zum eigentlich Thema kommen. Ich habe in der Sammlung des Museums der Stadt New York eine etwas größere Serie von Photos gefunden, die der Byron Company zugeordnet sind. 

Diese Photos wurden 1896 auf Blackwell's Island aufgenommen. Damals scheint ein Photograph mit einer großen Kiste voller Photoplatten nach Blackwell's Island rübergefahren zu sein und hat am und im City Hospital eine Menge Aufnahmen gefertigt, sowohl von dem Umbau als auch von den Menschen, die dort behandelt wurden, die dort arbeiteten und die die Umbauarbeiten bezahlten. Da sämtliche Photos dieser Serie die gleiche Bildbeschreibung tragen, kann ich zu dem, was auf den Photos zu sehen ist, keine präziseren Angaben machen. 

Dennoch öffnen sie ein interessantes Fenster in eine schon mehr als 120 Jahre zurückliegende Vergangenheit und ermöglichen einen Blick auf den damaligen Klinikalltag. Ich habe versucht, die Photos nach bestimmten Themen zusammenzufassen, um zumindest ein bisschen Ordnung in das faszinierende Durcheinander zu bringen. 

Fangen wir an mit ein paar Aufnahmen vom Gebäude der Klinik: 

Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York


Wie oben bereits angesprochen, scheinen 1896 Umbauarbeiten oder Erweiterungsbauten am Klinikkomplex stattgefunden zu haben. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass in diesem Zusammenhang zumindest ein Teil der Photographien entstanden ist: 

Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Wegen der Bauarbeiten scheinen auch die Patienten zeitweise nach draußen auf die grüne Wiese verlagert worden und in einem großen Zelt untergebracht worden zu sein: 

Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Nunja, irgendjemand muss die Umbauarbeiten auch finanzieren und überwachen. Und diejenigen, die in diese Kategorie gehören, kann man auf den Photos - denke ich - schon an ihrem Äußeren erkennen:

Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Werfen wir nun einen Blick auf diejenigen, für die das Gebäude da ist: die Patienten. Die erreichen die Klinik 1896 üblicherweise noch auf dem Wasserweg mit einer Fähre, die von Manhattan aus zur Insel fährt:

Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Der Weitertransport und auch der Transfer von Verletzten über die Insel zum Hospital wurde 1896 natürlich noch mit Hilfe von Pferdekutschen durchgeführt. 

Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Patienten gab es im City Hospital mal mehr und mal weniger viele: 

Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Die Essensausgabe erfolgte genauso wie die Unterbringung offensichtlich streng nach Geschlechtern getrennt: 

Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Wir bleiben in der Klinik und schauen uns eine bunt gemischte Sammlung von Innenaufnahmen, vom Personal der Klinik und einzelnen Räumlichkeiten an. Einzelne Aufnahmen sind möglicherweise nicht im Klinik, sondern in zugehörigen Gebäuden entstanden: 

Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Rund um das Klinikgebäude gab es noch weitere Gebäude, Ställe und Schuppen, die offenbar ebenfalls auf Photo gebannt werden sollten: 

Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Ich bin mir nicht bei allen gerade vorgestellten Aufnahmen sicher, ob die tatsächlich von Blackwell's Island stammen. Bei manchen scheint mir die Umgebungskulisse nicht zu passen. Vielleicht waren man da bei der Byrons Company oder beim MCNY etwas großzügig, was die Zuordnung / Sortierung angeht. 

Dasselbe gilt auch für den letzten Schwung an Bildern aus der Serie. Ich halte es aber durchaus für möglich, dass die Insel 1896 noch nicht so eng bebaut und besiedelt war wie später und man tatsächlich auch noch menschenleere Stellen mit Ödland dort vorfinden und photographieren konnte.


Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York



Byron Company, Hospital, Bellevue, Blackwell's Island, Old and New Buildings, 1896, from the collection of the museum of the city of New York


Abschließen möchte ich den Beitrag mit einer kurzen Serie von Photographien, die 1903 - also etwa sieben Jahre später - am gleichen Ort entstanden sind und die einen schon etwas aufgeräumter und weniger chaotisch wirkenden Ort wiedergeben:

Byron Company, Backwells Island, for Consumptives, 1903, from the collection of the museum of the city of New York


Byron Company, Backwells Island, for Consumptives, 1903, from the collection of the museum of the city of New York


Byron Company, Backwells Island, for Consumptives, 1903, from the collection of the museum of the city of New York


Byron Company, Backwells Island, for Consumptives, 1903, from the collection of the museum of the city of New York


Byron Company, Backwells Island, for Consumptives, 1903, from the collection of the museum of the city of New York


Links: 





Comparing Old and New

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Nachdem letzte Woche wegen des traditionellen Weihnachtsstammtisch kein neuer Beitrag mehr möglich war, wollten heute so viele Schneemänner gebaut werden, dass es beinahe wieder nicht funktioniert hätte. Deshalb gibt es heute keine großen Experimente, sondern solide Kost, nämlich eine neue Folge von Comparing Old and New. 

Ältere Folgen von COaN findest Du hier: 

Grundlage sind wie immer die Veröffentlichungen in der FB-Gruppe "Dirty Old 1970's New York"

Foto Nummer 1 (oben) führt uns schon mal nicht in die 1970er, sondern in das Nachfolgejahrzehnt. 1985 hat Matt Weber diese Aufnahme an der Eighth Avenue auf Höhe der 43rd Street mit Blick nach Norden geschossen, also einen Block westlich vom Times Square, aber noch so ziemlich mitten im Amüsierviertel "The Deuce"

google maps




Der Block, der vor 33 Jahren photographiert wurde, ist noch nicht komplett neu bebaut worden, allerdings scheint die Zeit dort auch nicht stehen geblieben zu sein. 



Also, auf dem Ausgangsphoto kann ich folgende Anwohner erkennen: Links außen O'DONNELL'S, was möglicherweise eine Art Automatenhalle war, ein Kommentator berichtet, dass er dort eine Menge Münzen gelassen hat. Daneben das PANTHEON RESTAURANT, an das sich noch einige Kommentatoren erinnern können als ein preiswertes und gutes Restaurant mit griechischer Küche. Dahinter wird es etwas unklar, direkt neben dem PANTHEON wird noch Kartenlesen angeboten. Hinter dem Pavillon vom PANTHEON RESTAURANT sieht man das Marquee eines Kinos namens "THE CAMEO", das mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit Erwachsenenfilme aufführt. Dahinter wiederum gibt es noch Live-Shows mit Mädchen und und und. Oder, wie einer in den Kommentaren schreibt: pretty gritty. 



In der Gegenwart sehen wir folgendes: PORT DELI, ein Tabakwaren- und Lottogeschäft, dann MAOZ, eine Falafel-Schmiede, dann ein leerstehendes Geschäft und im Anschluss ein Geschenkeladen.  



Nördlich nebenan folgt THE PLAYPEN, ein Amüsierladen und daneben SATIN DOLLS, ein Herrenclub. 



Und danach sieht man ein relativ neues Bauwerk, in dessen Erdgeschoss sich SHAKE SHACK befindet, also ein Laden, der Mischgetränke verkauft. 



Bei dem Stichwort "Playpen" fällt mir was ein, weil ich in diesem Blog bisher nur ganz selten über Kinos geschrieben habe, die auf der Suche nach Nischen zum Überleben ihren Schwerpunkt auf die Vorführung von Schwulenpornos gelegt haben. Über das Playpen, auf das dieses zutrifft, habe ich vor einigen Jahren mal geschrieben. 

Allerdings ist das alte Playpen, das als Kino auf eine lange wechselhafte Geschichte bis 1916 zurückblickte, nicht identisch mit jenem Playpen, welches man jetzt an der Eighth Avenue findet. 





Dafür sind aber zwei andere Dinge identisch: nämlich das alte PLAYPEN mit dem Kino THE CAMEO, das man auf dem Ausgangsfoto sieht. Zunächst mal der Blick ins Innere, Ideal Theater ist ein noch früherer Name vor dem The Cameo. 





Am Anfang - wie erwähnt - das IDEAL THEATER:





Später dann lange Zeit das THE CAMEO:




Noch später das PLAYPEN:





Und gegen Ende schließlich das ADONIS, mit dem oben beschriebenen besonderen Filmprogramm:



Ok - kommen wir jetzt wieder zum Ausgangsfoto zurück: 



In meinem Beitrag von 2011 habe ich noch dieses Foto entdeckt, dass schon mal ganz gut passt, weil es etwa zur gleichen Zeit aus einem anderen Blickwinkel auf die gleiche Kulisse blickt: 


Im Hintergrund taucht wieder das PANTHEON RESTAURANT auf und auch O'DONNELL'S lugt als Reklameschild noch hinter dem Restaurantschild hervor. 

Auch bei den Cinematreasures habe ich noch ein Bild gefunden, das ich bisher nicht gezeigt habe, 1985 aufgenommen, das einige Fragen klärt, die durch die Perspektivenverschiebung auf dem Ausgangsfoto offen geblieben sind. 


Das PANTHEON RESTAURANT befand sich also an der Adresse 689 8th Avenue, daneben gab es Erwachsenenunterhaltung im PARADISE ALLEY und dann schloss sich auch schon das Kinogebäude des CAMEO an. 



Das neue PLAYPEN befindet sich in dem Haus Nummer 687 8th Avenue: 



Das PANTHEON RESTAURANT hatte seine Räumlichkeit im Haus Nummer 689 (mit Feuertreppen), das hat uns das 1985er-Foto verraten. Also ist das neue PLAYPEN in dem Haus, in dem sich auf dem Ausgangsfoto links außen das O'DONNELL'S befunden hat. 

Und das PANTHEON RESTAURANT befand sich dort, wo heute die SATIN DOLLS tanzen bzw. wo auf der Momentaufnahme von 2014 noch der DIAMOND CLUB residierte. 




Und das bedeutet zugleich, dass alles, was nördlich vom PANTHEON RESTAURANT stand, abgerissen wurde, um Platz für das Hochhaus zu schaffen, in dessen Erdgeschoss man sich im SHAKE SHACK die Mischgetränke reinschrauben kann. 





Zum Abschluss noch der Versuch, das Ausgangsfoto im Street View nachzuvollziehen: 




Links: 


Kommen wir zu Photo Nummer 2. Aufgenommen von David McReynolds im Jahr 1978 auf der Lafayette Street an der Bleecker Street mit Blick nach Norden. 



Der Aufnahmeort ist dieses Mal nicht SoHo (South of Houston Street), sondern knapp darüber, also NoHo, aber immer noch im Süden von Manhattan. 




Der Photograph dürfte bei der Aufnahme des Ausgangsfotos ungefähr hier gestanden haben: 




Dabei wurden die Fassaden der folgenden, immer noch vorhandenen Häuser an den Ecken Lafayette / Bleecker Streets, Lafayette Street / Jones Alley und Lafayette / Bond Streets erfasst: 



Die Häuser sind in der Gegenwart wieder mehr herausgeputzt und nicht mehr so gammelig wie vor 40 Jahren, aber ansonsten stellt die Zuordnung kein großes Problem dar: 




Dazu passt noch diese Aufnahme von 1934, die zeigt, dass sich mal abgesehen von den Autos an der Ecke Lafayette / Bleecker wirklich nicht soviel geändert hat: 



Die Lafayette Street hieß nicht immer so, sondern zu Beginn des 20. Jahrhunderts trug sie noch den Namen "Elm Street", also Ulmenstraße. Die nachfolgenden Aufnahmen blicken in den Jahren 1900 und 1901 die Elm Street von der Bleecker Street aus hinauf und dokumentieren umfangreiche Bauarbeiten im Untergrund unter der Straße. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei den Bauarbeiten um die Konstruktion der ersten regulären U-Bahn-Linie in New York, der IRT, die 1904 in Betrieb genommen wurde. 





Diese beiden Gebäude findet man auf dem 1900er und 1901-Foto jeweils rechts wieder, sie bieten eine gute Orientierungsmöglichkeit. 



Die nächsten zwei Aufnahmen wurden 1901 von einem Ort weiter südlich und nahe der Houston Street aus aufgenommen, ebenfalls während des U-Bahn-Baus: 





Diese Aufnahmen sind insofern interessant, weil sie zeigen, wie die Straßenecke auf dem Ausgangsfoto zur vorletzten Jahrhundertwende ausgesehen hat und dass direkt an der Ecke damals noch ein anderes höheres Haus gestanden hat, während der Rest der Häuser offenbar noch aus dem 19. Jahrhundert stammt. 




Zuletzt noch ein Exkurs in ureigener Sache. 


Ich habe in der Vergangenheit hier im Blog immer mal wieder Berichte über die Kneipe "Puck Fair" (1999-2016) eingestreut, in der ich zweimal zünftig abgestürzt bin, zuletzt 2015. Und die stand ebenfalls an der Lafayette Street, unmittelbar südlich der Houston Street. 



Sowohl das Puck Fair als auch die Tankstelle nebenan, die sich direkt an der Houston Street befand, waren bereits abgerissen, als das letzte Mal Daten für den 3-D-View von New York gesammelt wurden: 



2009 sah es im Street View noch so aus. Das Puck Fair hat sich direkt an das rote Ziegelhaus geschmiegt, schmal, aber lang: 



Und im Juli 2018 sah es dort so aus, da wird nämlich ein modernes Apartmenthaus errichtet. 



Wer noch mehr über das Puck Fair nachlesen möchte, kann das hier tun: 



Ok, einen mach ich noch. Drittes und letztes Ausgangsfoto: 



Nochmal 1978, führt uns dieses Photo aber aus Manhattan raus und rüber nach Brooklyn, wo es an der Hausnummer 1305 West 7th Street aufgenommen wurde. 



Tauchen wir mal hinab in das tiefste Brooklyn...




Bei dem markanten roten Streifen, den man von hier oben am Gebäude entlang sieht, handelt es sich um eine Markise. Wenn man runter auf die Straße geht, kann man feststellen, dass das Gebäude in der Gegenwart als ostasiatischer Gemüsemarkt genutzt wird: 




Letztendlich sind es neben der Fassadenfarbe aber vor allem die Ornamente an dem Fenster im ersten Stock, die Gewissheit bringen, dass wir an dieser Stelle richtig sind: 




Und deshalb werde ich mal 40 Jahre überbrücken und Gegenwart und Vergangenheit gegenüberstellen: 




Aber der Gemüsemarkt scheint mir noch ziemlich neu zu sein...



... und siehe da, im September 2014 wurde hier noch renoviert und umgebaut: 



Vorher hat das Gebäude wohl einige Zeit leergestanden, daher hat ihm die Renovierung und die Wiederinbetriebnahme sichtbar gut getan (Juni 2012, Oktober 2013, Juni 2016): 






Was man dem Ort aber nicht auf den ersten Blick ansieht und was ich auch erst aus den Kommentaren zum Photo erfahren habe, ist dass dort etwa ein Jahr, bevor das Foto aufgenommen wurde, auch ein Stück Filmgeschichte mitgeschrieben wurde. 



Ein Drehort für den 1977 veröffentlichten Kinofilm "Saturday Night Fever" befand sich nämlich in dem Gebäude, das wir uns gerade genauer angesehen haben. Dabei handelte es sich um "Phillips Dance Studio", dass man hier einmal fotografiert sieht, als es noch geöffnet war und einmal, als nur noch Spuren der einstigen Werbetafel zu erkennen sind. 





Im Film sieht das noch etwas anders aus dort, aber nachdem wir uns jetzt schon mit dem Ort vertraut gemacht haben, kann man es wiedererkennen. 










Und wenn wir mit dem Wissen nochmal auf das Ausgangsfoto schauen, dann entdeckt man etwas, das wahrscheinlich bis dato gar nicht ins Auge gefallen ist: 





Und damit soll diese Folge von Comparing dann auch ausklingen....

Wer noch nicht genug hat, kann hier nach mehr Folgen suchen: 



Hospital for the Relief of the Ruptured and Crippled

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Vor einigen Tagen bin ich in einer der abonnierten Facebook-Gruppen mit historischen Bildern von New York City auf eine Photographie gestoßen, die ein "Hospital for the Ruptured and Crippled" an der 42nd Street zeigte. Diese Aufnahme fand ich so interessant, dass ich daraus einen kleinen Beitrag bauen möchte. 

Der Schwerpunkt dieses Hospitals lag in der Behandlung von orthopädischen Problemstellungen. Heute trägt das Krankenhaus den etwas weniger spektakulären Namen "Hospital for Special Surgery", Hospital für besondere Operationen. 

Dass es bei der Behandlung von Patienten mit gebrochenen Knochen oder Verkrüppelungen einst recht ruppig zuging, zeigt schon die Fixierung einiger Patienten auf der Zeichnung oben aus dem Jahr 1875 und die Streckeinrichtungen in der dort eingebetteten Zeichnung. 



Die Geschichte des ältesten Krankenhauses in den Vereinigten Staaten mit der Spezialisierung auf Orthopädie begann noch während des Amerikanischen Bürgerkriegs im Jahr 1863, als im Haus von Gründer Dr. James Knight an der Second Avenue südlich der 6th Street das "Hospital for the Ruptured and Crippled" mit 28 Betten in Betrieb genommen wurde, die zu diesem Zeitpunkt allerdings ausschließlich für Kinder vorgesehen waren. Von diesem ersten Hospital habe ich keine Abbildung gefunden. 

Offenbar war das Konzept der Spezialisierung auf orthopädische Probleme aber erfolgreich, denn bereits 7 Jahre später zog das Hospital in einen Neubau mit 200 Betten an der Ecke Lexington Avenue / 42nd Street um. 



Ich habe aus alter Gewohnheit mal den Bromley-Stadtatlas von 1879 aufgeschlagen und dort nach dem Hospital gesucht, was zum Zeitpunkt der Kartierung ja schon 8-9 Jahre an der Ecke Lexington / 42nd Street stand. 



Grand Central Railroad Depot ca 1880


In der näheren Umgebung des alten Grand Central Railroad  Depots (vorausgegangenes Photo) bin ich fündig geworden...


... denn einen Block östlich davon findet man an der Nordwestecke der Kreuzung Lexington Ave / 42nd Street ein Gebäude mit passendem Grundriss und der Bezeichnung "N.Y. Society for Cripples". Ein solcher Name würde wohl heute vom Political Correctness-Filter weggeschluckt, aber zum Zeitpunkt der Kartierung befanden wir uns ja noch am Übergang von den 1870ern zu den 1880ern, andere Zeiten, andere Bezeichnungen. 



Diese Stereo Card, die leider undatiert ist, zeigt das Hospital zu einem ziemlich frühen Zeitpunkt. Die in den 1890ern bereits entfernten Kuppeln auf dem Dach sind hier noch vorhanden, deshalb liegt die Vermutung nahe, dass die Aufnahme entweder aus den 1870ern oder aus den 1880ern stammt. Da keine Hochbahntrasse das Bild teilt, liegt die Vermutung nahe, dass sie in den 1870ern aufgenommen wurde. Das Gebäude wird hier übrigens "French Hospital" genannt. 





Von 1879 bis 1891 hat sich schon soviel im Sprachgebrauch geändert, dass dort nur noch der Begriff "Hospital" eingetragen ist, ohne das noch genauer zu spezifizieren. 




Hier ist die Aufnahme, durch die ich auf das Hospital aufmerksam geworden bin: 



Sie stammt aus King's Handbook of NY aus dem Jahr 1893, das ja schon öfter eine wertvolle Quelle für Abbildungen von New Yorker Gebäuden war, die schon lange nicht mehr stehen. Die Kuppeln auf dem Dach des Hospitals sind hier bereits nicht mehr vorhanden.  

Als alter Hochbahn-Fan fand ich auch die oben bereits angesprochende Hochbahntrasse interessant, die jetzt das Bild kreuzt und die einst als Blinddarm / Sackgasse von der Third Avenue Elevated Railroad abzweigte und in die 42nd Street hineinragte, um Fahrgäste in unmittelbarer Nähe zum Großbahnhof Grand Central Depot abzusetzen und aufzusammeln. 



Auf den beiden zeitgenössischen Photos des Grand Central Depots zusammen mit der Hochbahnstation, einmal vom Westen her und einmal vom Osten, kann man das Hospital aber nicht bzw. fast nicht erkennen, was daran liegt, dass es nicht direkt mit der Front an der 42nd Street stand, sondern versetzt nach Norden und deshalb von benachbarten Gebäuden nahezu vollständig verdeckt wurde, mit Ausnahme der damals noch vorhandenen und später entfernten Kuppeln auf dem Dach des Gebäudes auf dem zweiten Foto. 





Dank dem Gebäude mit dem markanten Burgturm links im Bild, bei dem es sich um das "Manhattan Storage Ware House" handelte, das quasi gegenüber vom Hospital stand, kann man auf dem 1887er-Photo ziemlich präzise festlegen, wo sich das Hospital verbirgt.







Hier noch eine alternative Aufnahme, die auf Bürgersteigniveau entstanden ist, allerdings zwar mit Warehouse und Hochbahntrasse, aber wieder ohne Hospital: 

Irving Underhill, Manhattan Storage and E 42nd Street, ca 1900, from the collection of the museum of the city of New York


Was mir auffällt im Vergleich der oben - unten - Bilder: von unten sieht die Hochbahnkonstruktion irgendwie filigraner und weniger stabil aus als von oben gesehen. 

1902 zeigt uns der Stadtatlas, dass das Hospital in der Zwischenzeit nach Norden zur 43rd Street hin ausgedehnt wurde. Die "NY Gesellschaft für Krüppel" taucht auch wieder auf. 




Auf dieser Aufnahme von 1903 sehen wir das erweiterte Hospital so, wie man es an der Kreuzung 43rd Street / Lexington Avenue mit Blick in südwestliche Richtung sehen konnte: 


Dem Begleittext kann man entnehmen, dass der Erweiterungsbau an der 43rd Street etwa um das Jahr 1900 in Betrieb genommen wurde und dass die Behandlung im Hospital für bedürftige Stadtbewohner und verkrüppelte US-Soldaten umsonst war. Die Bettenkapazität betrug 1903 demnach 250 Betten. 

1912 musste das Hospital erneut umziehen. Zu jener Zeit wurde das Grand Central Railroad Depot erneuert und aus dem alten Bahnhof entstand das noch heute in Betrieb befindliche und als größter Bahnhof der Welt bekannte Grand Central Terminal. Der Umbau betraf aber nicht nur den Bahnhof selbst, sondern auch seine Umgebung wurde mit umgestaltet. Auf dem Block östlich von Grand Central Terminal, also da, wo das Hospital stand, wurde das Hotel Commodore hochgezogen und 1919 vor ziemlich genau 100 Jahren am 28. Januar in Betrieb genommen. 

Byron Company, Street Scenes about 1918, 42nd Street West from Lexington Avenue, ca 1918, from the collection of the museum of the city of New York



Arthur Vitols, East 42nd Street, North Side, West from Lexington, 1921, from the collection of the museum of the city of New York



1912 - wie gesagt, musste das Hospital umziehen. Es blieb an der 42nd Street, verlagerte aber seinen Standort weiter nach Osten hin zur Hausnummer 303 East 42nd Street, gelegen an der Nordseite zwischen der Second und der First Avenue.

Irving Underhill, Hospital for Ruptured and Crippled, 303 East 42nd Street, 1912, from the collection of the museum of the city of New York


Auf der Karte von 1916 sieht man den imposanten Krankenhausbau, der mir erneut an Umfang zugenommen zu haben scheint. Die 42nd Street liegt am unteren Kartenrand.




Links (auch gekennzeichnet durch die Hochbahntrasse) die Second Avenue, rechts die First Avenue. Vor dem Hospital ist die 42nd Street bedingt durch die Topographie abschüssig und wird auf Höhe vom Sträßchen "Prospect Place" (rotes Kreuz) von einer kleinen Brücke überspannt: 




Zwei weitere Aufnahmen von 1928, aus dem Süden in nördliche Richtung: 




Die Optik am Prospect Place, die diese Aufnahme von 1925 vermittelte, sollte sich wenige Jahre später mit dem Bau von Tudor City starkt verändern. Man beachte die Umgebung der Brücke im Hintergrund vom Westen her gesehen, First Avenue fast unsichtbar dahinter:  



Auf dieser Aufnahme von 1928 sieht man Tudor City vom Osten her mit den markantesten Hochhäusern von Tudor City im Bildmittelpunkt. Davor die First Avenue und zwischen den Monumentalbauten die kleine Prospect Place-Brücke. 






Auf der Karte von 1955-56 erkennt man rechts am East River-Ufer den Gebäudekomplex, der zu den Vereinten Nationen gehört, links führt zwischenzeitlich keine Hochbahntrasse mehr über die Second Avenue. 





Das Hospital hat seinen Namen dort in "42nd Sister Beth David Hospital" geändert. 

Der aktuelle Google Street View von der Second Avenue aus die 42nd Street nach Osten hinunter zeigt uns, dass sich in den gut 60 Jahren seit 1955 noch einiges verändert hat. Das Hospital wurde durch einen anderen Neubau ersetzt, die Prospect-Place-Brücke ist zwischenzeitlich filigraner geworden. 


Google Street View


1955 ist übrigens noch etwas passiert: das Hospital for the Ruptured and Crippled bzw. das Hospital for Special Surgery hat ein weiteres Mal seinen Standort gewechselt. Nämlich dorthin, wo man es auch heute noch finden kann, nämlich auf dem Block zwischen 70th und 71st Street am East River. 

1953 entstand die folgende Aufnahme vom Baugrund: 



Im November 1954 sieht man den Neubau des Klinikgebäudes schon fast fertiggestellt: 



Ein Modell vom neuen Hospital sah so aus:




Wurts Bros, 70th Street and East River, Hospital for Special Surgery, 1955,  from the collection of the museum of the city of New York


Hier sehen wir den 1956 fotografierten Haupteingang des Hospitals an der Adresse 535 East 70th Street: 


Wurts Bros, 535 East 7th Street, Hospital for Special Surgery, main entrance, 1956,  from the collection of the museum of the city of New York


Leider war das neue Hospital als Photomotiv alles andere als ganz weit vorne, weshalb es mir nicht gelungen ist, die Erweitungsbauten vom zeitlichen Ablauf her im Detail nachzuvollziehen, die sich seit 1955 ergeben haben. 



Diese Aufnahme, aus dem Zeitraum 1972-1989 hilft da auch nicht wirklich weiter, außer dass sie offenbar den dreieckigen westlichen Flügel von der Rückseite her zeigt, also von Westen: 




Schauen wir auf eine 3-D-Ansicht der Gegenwart bei Google Maps. Das ursprüngliche Gebäude mit dem rechteckigen wenigerstöckigen Flügel am East River Drive und dem mehrstöckigen dreieckigen Flügel nach Westen hin scheint immer noch zu existieren. Allerdings hat es nach Osten hin einen mehrstöckigen Erweiterungsbau gegeben, der über den F.D.Roosevelt-Drive gebaut wurde: 



 google maps


Mit ein paar Aufnahmen aus der Gegenwart lasse ich den Beitrag über die ca 155jährige Geschichte des Hospitals dann mal enden: 













Links:


A pear tree planted by Peter Stuyvesant

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Zum Glück ist es seit gestern Nachmittag hier wieder auf erträgliche Außentemperaturen abgekühlt, so dass der Kopf nach der tagelangen Hitze wieder arbeiten kann, daher habe ich mich entschlossen, mal wieder ein Lebenszeichen im Blog zu hinterlassen. 

Mir ist irgendwann in den letzten zwei bis drei Wochen die Photographie oben in der Facebook-Gruppe "The Old New York Page" aufgefallen. Lt. der Bildbeschreibung wurde sie am 22. August 1863 durch den Photographen Jeremiah Gurney in New York aufgenommen. Gurney hatte bereits in den 1840ern begonnen, in New York Menschen mittels Daguerreotypie zu porträtieren. 

Im Mittelpunkt der Aufnahme oben, die während des Amerikanischen Bürgerkriegs entstanden ist, steht aber kein Mensch im Mittelpunkt, stattdessen eine ganz besondere und zu diesem Zeitpunkt bereits über 200 Jahr alte Pflanze. 



Petrus Stuyvesant (1615-1672) war seit 1647 Generaldirektor der niederländischen Westindien-Kompanie in Nieuw Amsterdam und damit neben Peter Minuit sicherlich eine der bedeutendsten Figuren zu Beginn der Stadtgeschichte von New York City. 



1664/1665 reiste Stuyvesant zurück in die Niederlande, nachdem die Engländer Nieuw Amsterdam erobert hatten, um in seiner Heimat Bericht zu erstatten. Als er nach diesem Heimataufenthalt nach Amerika zurückkehrte, hieß die Stadt nicht mehr Nieuw Amsterdam, sondern New York, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1672 verblieb. 



Stuyvesant hatte 1647 aus den Niederlanden einen blühenden Birnenbaum (Pear Tree) mitgebracht, den er als lebendes Denkmal auf seinem Bauernhof pflanzen ließ, damit man sich auch noch dann an seinen Namen erinnern würde, wenn er selber nicht mehr lebte. Was ja auch gelungen ist, Stuyvesant ist bis heute ein bekannt gebliebener Name und selbst sein Bauerhof wurde durch den Straßennamen Bowery / Bauerei unsterblich gemacht. 




In den folgenden Jahrzehnten wuchs der Birnenbaum und mit ihm auch die junge Stadt New York. Und die Umgebung, wo der Baum einst auf dem Bauerhof von Herrn Stuyvesant stand, wurde im Laufe der Zeit ein Teil der Stadt New York.  



Das Farmhaus verschwand irgendwann aus dem Stadtbild, aber offenbar war man bereit, Stuyvesants Wunsch zu folgen und ließ den alten Birnbaum weiter stehen, nun an der Nordostecke der Kreuzung Third Avenue und 13th Street im Südosten von Manhattan. 


Auf der Karte von 1836 fällt bereits auf, dass in räumlicher Nähe zur einstigen Farm eine Straße "Stuyvesant Place" und ein Platz "Stuyvesant Square" genannt wurden. 




Die Karte von 1853 zeigt, dass die Umgebung des Birnbaumes spätestens Mitte des 19. Jahrhunderts städtisch geworden war. 





Louis Oram, Stuyvesants Pear Tree, 1856, from the collection of the museum of the city of New York



Stuyvesants Pear Tree, 1856, from the collection of the museum of the city of New York


Aus Stuyvesants Baum wurde mit der Zeit ein Ausflugsziel, das Besucher aus dem Umland anzog, die jene Kreuzung der Third Avenue mit der 13th Street aufsuchten, um das angeblich älteste lebende Wesen in New York zu bestaunen, einen fast 200 Jahre alten Baum. 








Neben dem bereits eingangs gezeigten Photo von 1863 haben wir hier noch eine schöne Stereo-Card vom alten Birnbaum aus der Sammlung der öffentlichen Bibliothek von New York: 



Hier eine größere Version der oben gezeigten Doppelphotografie zum hineinschlüpfen:



Die gleiche Aufnahme nochmal auf einer anderen Stereo-Card:




Die Geschichte von Peter Stuyvesants Birnbaum endete nach ungefähr 220 Jahren im Februar 1867. Durch einen schweren Wintersturm war der Baum bereits angeknackst und geschwächt. Da kollidierten an der Kreuzung zwei schwere Fuhrwerke, wie sie zum Beispiel von Brauereien zum Transport ihrer Fracht benutzt werden. Dabei wurde ein Fuhrwerk gegen den Baum geschoben, der der dem Aufprall nicht standhielt und umknickte. Hier der dazugehörige Bericht aus der New York Times: 



Ok, das Schicksal des Birnbaums wurde durch höhere Gewalt besiegelt. Allerdings wurde nur einige Jahre nach dem Unfall die Hochbahntrasse der Third Avenue Elevated Railroad (3rd Ave El) entlang der Third Avenue errichtet. Und in diesem Zusammenhang sei die Frage erlaubt, ob der Baum diese Baumaßnahme überstanden oder ob er dem technischen Fortschritt beim öffentlichen Personennahverkehr im Weg gestanden hätte und spätestens dann umgesägt worden wäre. 

Hier der Blick auf die Nordwestecke der Kreuzung Third Avenue / 13th Street 1933, als die Hochbahn entlang der Third Avenue noch in Betrieb war: 



Zumal die Hochbahn an der 14th Street eine Station hatte, wie man sowohl oben als auch auf dieser 1934 an der Ostseite der Third Avenue auf Höhe der 12th Avenue aufgenommen sehen kann: 



Bis in die Gegenwart erhalten geblieben sind noch zwei Artefakte. Zum einen ein Querschnitt des Baums, der bei der "New York Historical Society" besichtigt werden kann:



Zum anderen eine Gedenktafel, die bereits 1890 von der "Holland Society" am einstigen Standort des Birnbaums angebracht wurde: 



Zum Abschluss noch ein Blick auf die Gegenwart. Die Hochbahntrasse über der Third Avenue dürfte mittlerweile schon mindestens 70 Jahre Geschichte sein. Den Standort des Birnbaums an der Nordostecke habe ich wieder mit einem roten Kreuz markiert:

google maps


Die Third Avenue in Blickrichtung nach Norden mit der Nordostecke im Zentrum des Bildausschnitts: 



Gegenwart und Vergangenheit zum Vergleich soweit möglich: erst 1863, dann 2017.



Ich habe mir natürlich die Frage gestellt, ob die beiden Gebäude an der Straßenecke identisch sind. Das wohl nicht, denn lt. Gebäudeauskunft bei NYCityMaps wurde das gegenwärtige Eckhaus 1920 errichtet. Aber - und das fand ich interessant - nennt sich die Eigentümergesellschaft des Gebäudes "Pear Tree Place Condo". 



Noch eine zweite Gegenüberstellung und dann soll es das für heute gewesen sein. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!




P.S.: In Zeiten, in denen das Bemalen des eigenen Körpers nicht mehr nur Seemännern und Knastbrüdern vorbehalten ist, scheint es auch jemanden zu geben, der sich Stuyvesants Birnbaum in die Haut hat ritzen lassen:



Links:



Jeremiah Gurney and his Daguerreotypes

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Gestern habe ich einen Beitrag über einen berühmten historischen New Yorker Obstbaum mit einer Photographie eingeleitet, die der Herr oben im Jahr 1863 aufgenommen hatte. Allerdings scheint er sein Kerngeschäft nicht in Außenaufnahmen, sondern in der Porträtphotographie gehabt zu haben und deshalb möchte ich noch einen kleinen Beitrag nachschießen. 

Der amerikanische Photograph Jeremiah Gurney wurde 1812 geboren und war zunächst im Juwelenhandel beschäftigt, bevor er in die Hudsonmetropole zog und zur Photographie wechselte, die erst wenige Jahre zuvor erfunden worden war. 

Jeremiah Gurney gilt dabei als ein Pionier bei der Entwicklung der Daguerreotypie, einem sehr frühen Verfahren zur photographischen Abbildung. Motiviert wurde er von Samuel Morse, der neben der Telegrafie auch ein zweites Standbein in der Porträtmalerei hatte und die Daguerreotypie nach Amerika gebracht hatte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Daguerreotypie


By Leslie & Hooper (engravers) - 


Die erhalten geblieben Daguerreotypien sind kleine Fenster in die Vergangenheit, die uns die Menschen zeigen, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Stadt New York bewohnt haben, wo Jeremiah Gurney sein Photostudio am Broadway betrieben hat. Übrigens als Konkurrent von Mathew Brady, ein anderer früher New Yorker Photograph und Daguerrotypist, über den hier im Blog früher bereits berichtet wurde. 

Die Menschen, die wir nun sehen, wurden vor ungefähr 160 Jahren in New York photographiert bzw. daguerreotypiert, 10 Jahre vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg und 40 Jahre bevor die ersten Wolkenkratzer die Skyline der Stadt für immer veränderten. 

Mutter mit Kleinkind, zwischen 1852 und 1857:






Porträt von Edwin Forrest, 1853 aufgenommen, amerikanischer Schauspieler:
Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Edwin_Forrest







Nicht identifizierte Marine-Kapitän, gegen 1855 aufgenommen:









Vier Frauen, aufgenommen zwischen 1852 und 1857:








Lächelnde Menschen sind auf derart alten Aufnahmen eher ungewöhnlich, da die Gesichter aufgrund der damals noch üblichen langen Belichtungszeiten entsprechend lange unbewegt sein mussten. Hier haben wir so einen seltenen Fall:



Frau mittleren Alters mit kleinem Mädchen, zwischen 1852 und 1857:





Kleiner Junge, zwischen 1852 und 1857:






Unidentifizierter Mann, aufgenommen gegen 1857





Junger Mann mit Backenbart, zwischen 1852 und 1857:






Und zum Abschluss noch ein Gruppenbild von drei sitzenden Männern, zwischen 1852 und 1857:



Jene Muster, die das ganze Bild bedecken, sind wahrscheinlich keine gewollten Ornamente, sondern dürften Folge von chemischen Reaktionen sein, die die Optik der Photographie weiter"entwickelt" und verändert haben. 

Deshalb lassen sich die drei Herren auf dem Bild leider nicht so schön vergrößern wie die anderen Mensche zuvor, sondern es wirkt so, als ob sie durch eine Glasscheibe photographiert wurden, die mit Eisblumen bedeckt war.







Links:
https://en.wikipedia.org/wiki/Jeremiah_Gurney

666 - House of the devil

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Building, S.E. corner of Bond Street and Broadway, 1904, from the collections of the museum of the city of New York



Als katholisch getaufter Christ, ehemaliger Messdiener und Absolvent eines von Kapuzinermönchen geführten Gymnasiums hatte ich von Kindesbeinen an Kontakt mit dem Höllenfürsten, zwangsläufig auch schon lange, bevor ich gelegentlich schweres Metall in meinen Kassettenrekorder oder CD-Spieler geschoben habe. 

Das, was ich heute machen möchte, ist eine nicht ganz ernst gemeinte Suche nach den Häusern des Teufels in Manhattan. 



Auf die Idee hat mich die Berichterstattung auf einer englischen Seite gebracht, die über ein Bauprojekt vom Schwiegersohn des US-Präsidenten berichtete. 



Das Ergebnis des Bauprojektes an der Adresse 666 Fifth Avenue wurde von gewitzten Twitterern dann auch direkt mit einem schönen Spitznamen versehen: "The Devil's Dildo". 



Und das hat in mir den Wunsch geweckt, mal nachzuschauen, was eigentlich in Manhattan für Gebäude auf Grundstücken mit der Hausnummer 666 stehen, denn die dürften ja unter Generalverdacht stehen, den Teufel zu beherbergen. 

Ich werde mich dabei erstmal auf die Häuser an den Avenues beschränken, also an jenen Straßen, die auf der Insel Verbindungen in Nord-Süd-Richtung darstellen. 

Fangen wir mal mit der bekanntesten Nord-Süd-Verbindung an, dem Broadway. Hier ist eine Alternativaufnahme jenes Gebäudes, das wir auch ganz zu Beginn des Beitrags bewunden konnten: 

Building, S.E. corner of Bond Street, 658-656-654 Broadway, 1904, from the collections of the museum of the city of New York


Ich bin fest davon überzeugt, dass der Teufel in diesem alten Gebäude haust, das auch den Namen "Bingham Building" trägt. Denn wenn der Teufel irgendwo in Manhattan wohnt, dann versucht er sicherlich seine Anwesenheit zu verschleiern. Und das Identifizieren der Hausnummer fällt hier schon direkt mal kompliziert aus. 

Das Bingham Building wurde 1903 fertiggestellt und verfügt über 13 (!) Stockwerke. Es steht an der Ecke Broadway / Bond Street im NoHo-Viertel:

google maps


Wir blicken hier in 3-D vom Norden her auf das Gebäude an der Südostecke der Kreuzung Broadway / Bond Street, die nur ein kleines Stück nördlich der Houston Street (North of Houston) liegt. 






Die Bildbeschreibung zu der Aufnahme von 1904 oben besagt, dass wir die Hausnummern 658, 656 und 654 Broadway sehen. Wenn ich mit dem Google Street View eine gegenwärtige Aufnahme des Gebäudes anpeile....

google street view


... dann stelle ich bei Betrachtung des "Nummernschildes" mit der Hausnummer aber fest, dass es sich um Haus Nummer 666 Broadway handelt. 





Das Verwirrspiel geht bei NYCityMaps weiter: 



Hier wird die Adresse des Bingham Buildings mit 656 Broadway angegeben, interessanterweise trägt die Eigentümergesellschaft aber den Namen "666 Bradway Condominium". Wenn es da mal nicht mit dem Teufel zugeht....

Einigermaßen Klarheit verschaffen die Informationen bei Emporis, die offenbar noch nicht vom Höllenfürsten unterwandert sind und seine Verwirrspielchen deshalb auch nicht mitgemacht haben: 



Offenbar deckt das Gebäude an der Ecke die Hausnummern von 656 bis 666 Broadway ab. Das passt auch wieder zu den Informationen bei NYCityMaps, denn das nächste Haus weiter nördlich am Broadway trägt bereits die Hausnummer 670 Broadway. 



Um diesen Nummerngebung aus einer zweiten Quelle zu verifizieren, habe ich einen Sprung in die Vergangenheit gemacht und den Bromley-Stadtatlas von 1891 aufgeschlagen...



... und die Angaben dort bestätigen die Hausnummernverteilung. Die Hausnummer 666 wurde im Kartenwerk tatsächlich unterdrückt. Ich schließe nicht aus, dass entweder der Teufel selbst hier am Werk war oder aber gläubige Christen. Bleibt dann nur die Frage, wer das Schild mit 666 an die Mauer des Gebäudes geheftet hat. 



Und mit dieser Aufnahme von 1934, die von der Lafayette Street aus entstanden ist und ziemlich weit rechts das Gebäude von der Rückseite her zeigt, möchte ich 666 Broadway verlassen und weiterziehen. 




Nächste Station ist die Adresse, die - wie oben beschrieben - Ideengeber für den Beitrag war. 666 Fifth Avenue ist deutlich weiter nördlich in Manhattan zu finden, nur ein paar Steinwürfe vom Central Park entfernt an der Westseite der Fifth Avenue zwischen 52nd und 53rd Street. 



Es handelt sich bei dem gegenwärtigen 666 Fifth Avenue um ein 1958 errichtetes 40stöckiges Hochhaus, das als Büro- und als Geschäftsgebäude genutzt wird. 

Verantwortungsbewusste Christen haben bereits im 19. Jahrhundert als katholisches Gegengewicht zum Haus des Teufels in Sichtweite auf der anderen Straßenseite die St. Patricks Cathedral errichtet. 





Das Versteck- und Verwirrspiel um die Hausnummer setzt sich auch bei 666 Fifth Avenue fort. Wir schauen hier im Street View vom Süden her auf 666 Fifth Avenue und sehen im Erdgeschoss eine Reihe von Geschäftslokalen mit Front zur Fifth Avenue: 

google street view




Aber weder an der Filiale von Zara...



... noch bei Hollister California...



...und auch nicht bei diesem Geschäft, das mich bis auf das Starbucks-Logo ratlos hinterlässt...



...findet man einen deutlich sichtbaren Hinweis auf die Hausnummer des Gebäudes, in dem sich die Geschäftslokale an der Fifth Avenue befinden. 

Geht man aber jeweils um die Ecke in die 52nd Street...




... oder in die 53rd Street hinein...




..., dann findet man die Hausnummer 666, obwohl sie weder in die 52nd Street noch in die 53rd Street hineingehört, sondern zur um die Ecke liegenden Fifth Avenue. Das ist doch mindestens kurios oder?

Im Stadtatlas von 1891 ist 666 Fifth Avenue ohne Probleme wiederzufinden, damals teilten sich noch mehrere Gebäude die Westseite der Fifth Avenue und Haus Nummer 666 lag etwa in der Mitte des Blocks. 





Der Norden ist auf dieser Karte rechts. Zur Orientierung beachte man die St. Thomas P.E. Church am rechten Rand, die 1870 fertiggestellt wurde, das ist für das kommende Foto von Bedeutung: 



Zum Zeitpunkt der Aufnahme oben (1876) stand nur besagte St. Thomas Protestand Episcopal (P.E.) Church, der Straßenblock südlich davon war noch nicht bebaut und der Teufel noch nicht an der Fifth Avenue eingekehrt. 



Die Aufnahme stammt von ungefähr 1890 und blickt die Fifth Avenue hinauf, in der Bildmitte die Kreuzung 5th Ave / 52nd Street. Das aufwändige Gebäude links steht an der Nordwestecke der Kreuzung (heute Zara) und die dunklen Gebäude vor dem Kirchturm der St. Thomas P.E. Church an der Südwestecke 5th Ave / 53rd Street. 



Haus Nummer 666 Fifth Avenue müsste das südlichste der vermutlich drei dunklen Gebäude sein. Wegen der Perspektive der Aufnahme lässt sich das aber mit hundertprozentiger Sicherheit nicht sagen. Vielleicht ist da auf Höhe von Hausnummer 666 auch eine Lücke zwischen der Mansion an der 52nd Street und den dunklen Häusern an der Nordseite des Blocks. 



Es gibt noch ein Alternativfoto etwa aus der gleichen Zeit und einem etwas anderen Blickwinkel, hiernach würde ich vermuten wollen, dass 666 Fifth Avenue das linke der drei Häuser mit dunkler Front ist, die man rechts im Bild erkennen kann: 

By Falk, B. J. (Benjamin J.), 1853-1925, photographer - This image is available from the United States Library of Congress's Prints and Photographs divisionunder the digital ID cph.3b06982.This tag does not indicate the copyright status of the attached work. A normal copyright tag is still required. See Commons:Licensing for more information., Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3207020


Und noch eine Luftaufnahme mit der gleichen Gebäudekonstellation, genaues Entstehungsjahr nicht bekannt:



1910 sieht das schon anders aus, da ist mindestens ein dunkles Haus abgerissen worden und in der Mitte des Blocks wurde eine weitere Mansion errichtet, die auch das Grundstück Nummer 666 Fifth Avenue einschließt. 



Der Bildbeschreibung nach war das Gebäude im Vordergrund links an der Nordwestecke 5th Ave / 52nd Street die Mansion von William K. Vanderbilt Sr. und die neu errichtete Mansion in der Mitte die von William K. Vanderbilt Jr. . Wenn man die Gebäudeumrisse nachvollzieht, kommt man zu dem Ergebnis, dass diese in den Häuserblock gequetschte Mansion zwei Hausnummern belegt haben dürfte, nämlich 666 und 668 Fifth Avenue. 




Dieses bestätigt auch eine Karte von 1916, die der Vanderbilt Mansion die Hausnummer 666 zuordnet. 





Ob es sich bei William Vanderbilt Jr. um den Teufel persönlich handelte, ist vermutlich davon abhängig, wen man diesbezüglich befragt. 



1925 stand immer noch eine Haushälfte seiner Mansion auf 666 Fifth Avenue, dieses Mal rechts außen im Bild: 



Nochmal 1925, anderer Blickwinkel und an der Südwestecke von 5th Avenue / 53rd Street kein dunkles Haus mehr, sondern ein neuer Nachbar. 



Der Bildinformation von diesem Foto zufolge wurden die Vanderbilt Twin Mansions ein Jahr später, also 1926, abgerissen. 

Noch eine undatierte Aufnahme, die die Gebäudekonstellation mit dem neuen Nachbarn rechts / nördlich zeigt, dieses Mal frontal:



Der neue Nachbar rechts im Mittelpunkt auf einer undatierten Aufnahme, 666 Fifth Avenue am linken Bildrand: 



Abweichend von der Abrissinformation 1926 ist das folgende Foto auf März 1928 datiert und zeigt den Abriss von 666 Fifth Avenue. Allerdings könnte der Abriss der Mansions tatsächlich 1926 angefangen haben, denn auf dem Grundstück, wo früher die Mansion des Vaters stand, sieht man schon neue Bebauung. 






Im April 1938 wurde das Gebäude nebenan nördlich an der Kreuzung 53rd Street / 5th Ave fotografiert. Und links davon, weitestgehend durch einen teuflischen Schatten verdeckt, sieht man eine Ahnung vom neuen elfstöckigen Gebäude auf 666 Fifth Avenue: 



In der Sammlung des Museums der Stadt New York habe ich dann noch ein Photo des vollständigen Gebäudes auf 666 Fifth Avenue ausfindig machen können, aufgenommen 1929: 

53rd Street and Fifth Avenue, southeast corner - Gunthers store -, 1929, from the collections of the museum of the city of New York


Diese Version von blieb ca. 30 Jahre bestehen von der zweiten Hälfte der 1920er bis in die Mitte der 1950er. 

Hier haben wir eine Aufnahme des Neubaus von 1958, der das Grundstück noch bis in die Gegenwart belegt und auch den Namen "Tishman Building" trägt: 



Über Tag sieht das Gebäude ja noch ganz harmlos aus, aber bei Nacht habe ich eine erschreckende Entdeckung gemacht, so erschreckend, dass mir glatt ein spontanes "SATAN" entschlüpft ist: 



Erst in der Dunkelheit enthüllt das Gebäude sein wahres Gesicht! 

Links: 


OK! Eine Niederlassung des Teufels in Manhattan möchte ich noch aufsuchen, für den letzten Versuch wähle ich die Hausnummer 666 Seventh Avenue. 



Wie man sieht, landen wir wieder südlich und unweit entfernt vom Central Park, allerdings etwas weiter südlich als mit 666 Fifth Avenue. Es ist keine große Überraschung, dass man die Hausnummer 666 Seventh Avenue am nördlichen Ende des teuflischsten Ortes in Midtown Manhattan wiederfindet, dem Times Square. 



Natürlich nutzt der Teufel die Konfusion durch eine Vielfalt von Straßen, die hier aufeinandertreffen und platziert seine Unterkunft genau auf eine kleine Insel inmitten des unübersichtlichen Gewühls am Nordende des Times Squares, umgeben von Broadway, 7th Avenue, 47th Street und 48th Street. 



Das Gebäude, das heute auf der Insel steht, wurde 1990 gebaut und trägt den schlichten Namen 2 Times Square, also nach außen hin ganz harmlos. 



Die böse Hausnummer 666 ist im Falle der Seventh Avenue besonders raffiniert verschleiert worden, tatsächlich kann man bei NYCityMap noch nicht mal nach ihr suchen. Und das dürfte nachfolgenden Grund haben: 

Im Stadtatlas von 1891 findet man auf der Straßenblockinsel am Nordende des Platzes, der zu der Zeit noch nicht Times Square, sondern Longacre Square hieß, folgende Hausnummerneinteilung:



Wenn man von Hausnummer 712 Richtung Süden / links zurückrechnet, landet man bei dem Haus an der Spitze bei Hausnummer 704 Seventh Avenue

Springt man runter zum Südende des Longacre Squares, ergibt sich kurz vor Beginn der Kreuzung von 7th Avenue und Broadway folgendes Bild: 



Mit anderen Worten: die Zählung der Hausnummern an der Seventh Avenue endet etwa bei der Hausnummer 614 oder 616 im Süden und setzt erst bei 704 Seventh Avenue wieder ein. 

Dazwischen haben wir das lange Stück der Kreuzung von Broadway und Seventh Avenue, das bei der 43rd Street beginnt und bei 47th Street endet. Und irgendwo auf dieser Strecke müsste man die Hausnummer 666 Seventh Avenue suchen. Die ist nahezu perfekt verschleiert. Respekt!!!



Ok, wir können dem alten Pferdefuß an der Seventh Avenue also wohl kein konkretes Haus zuordnen, aber verraten hat er sich trotzdem. Nach dem Niedergang der Gegend um den Times Square ab der zweiten Hälfte der 1960er und während der 1970er dürften viele diesen Platz wohl als einen Ort empfunden haben, dem der Teufel innewohnt. 

















Und mit dieser letzten Aufnahme, die auf einen flüchtigen Blick hin glatt aus Taxi Driver stammen könnte, möchte ich diesen Beitrag beenden. Danke fürs Vorbeischauen!



Comparing Old and New

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Sonntag Morgen, zwischen sechs und sieben am Morgen, die Sonne geht gerade erst auf, gute Musik im Kopfhörer und ein guter Moment, um sich mal wieder in das New York City der 1970er aufzumachen, um Altes mit Neuem zu vergleichen. 


Ältere Folgen von COaN findest Du hier: 


Das Foto oben mit der kiebigen jungen Dame, die die Farben unseres geliebten Nachbarlandes trägt und auch freundlich die Zunge lüftet, ist laut Bildbeschreibung Ende der 1970er auf der 116th Street nahe der Manhattan Avenue entstanden mit Blickrichtung nach Westen. Es stammt aus dem Archiv von Donovan O'Brien.

google maps


Um den Entstehungsort zu finden, müssen wir uns also in den Norden von Manhattan begeben, ein kleines Stück nordwestlich vom Central Park. 



In mittelbarer Steinwurfnähe sieht man die Columbia Universität und die Kathedrale St. John the Divine. Um dort hin zu gelangen, muss man vom Aufnahmeort noch durch die Grüne Lunge des Morningside Park schreiten. 

Zum Glück sind die Gebäude an der Kreuzung Manhattan Avenue / 116th Street noch vorhanden, so dass man den Aufnahmeort ganz gut nachvollziehen kann. Der Fotograf stand zusammen mit dem orangenen Mädchen noch ein Stück östlich von der Kreuzung entfernt, so dass die Gebäude an der Nordwestecke und Südwestecke als Orientierungspunkte mit auf der Aufnahme gelandet sind. 




Wie so oft sind auch hier die Bäume im Laufe der letzten 40 Jahre größer und höher geworden....

google street view


... aber irgendwo hier rechts dürften Fotograf (F) und Girl (G) auf dem Bürgersteig der 116th Street gestanden haben, als das Foto aufgenommen wurde. 



Ich habe mich jetzt mal etwas weiter nach Westen zur Kreuzung begeben, um dort die Orientierungspunkte genauer ins Auge fassen zu können: 





Da haben wir zum einen rechts im Hintergrund vom Orange Girl ein Haus mit roter Ziegelmauer und einer helleren rechteckigen Ornamentierung auf Höhe des ersten Stockwerks. Im Erdgeschoss scheint sich ein Ladenlokal zu befinden. 



Dieses Gebäude steht immer noch an der Nordwestecke der Kreuzung Manhattan Ave / 116th Street: 



Gegenüber auf der Südwestecke findet man links vom Orange Girl ein Haus mit heller Fassade und einer markanten Fassadengestaltung: 




Auch dieses Gebäude ist bis in die Gegenwart erhalten geblieben, nur das Geschäft im Erdgeschoss hat zwischenzeitlich bunte Markisen erhalten: 




Die beiden Eckhäuser sind lt. NYCityMaps Anfang der 1920er errichtet worden: 



Wer sich hinter dem Orange Girl verbirgt, konnte ich leider trotz intensivem Kommentarstudium nicht herausfinden. 


Falls Madame noch lebt, dürfte sie mittlerweile so um die 60 Jahre alt sein. 

In den üblichen Bildersammlungen ist leider so gut wie kein Material von der Kreuzung 116th Street / Manhattan Avenue gespeichert worden. 

Die folgende Aufnahme von 1937 wurde wohl von der Kreuzung aus aufgenommen, zeigt sie selber aber nicht, sondern stattdessen den Blick die 116th Avenue hinunter in östliche Richtung: 



Dort sieht man einen Block entfernt eine Hochbahntrasse und hier kann man ohne Zweifel wirklich von HOCH-Bahn sprechen, denn die Trasse ist ganz schön hoch!

Bei der Hochbahntrasse handelt es sich um jene, die entlang der 8th Avenue aufgestellt wurde und die hier auf Höhe der 116th Street fotografiert wurde:

8th Avenue 116th Street North NYC, ca. 1905, from the collection of the museum of the city of New York

Das hat bei mir ein kurzes Kopfkratzen erzeugt, denn bei den alten Hochbahnen von Manhattan werde ich ja immer etwas aufmerksamer. Die vier Linien führten an der 2nd Avenue, an der 3rd Avenue, an der 6th Avenue und der 9th Avenue entlang, aber nicht an der 8th Avenue. Aber wie immer gibt es auch hierfür eine Erklärung und die sieht so aus: 



Auf der Luftaufnahme von 1924, als die Hochbahntrasse noch existierte, sieht man, dass es sich um die 9th Avenue Elevated Railway handelt, die auf Höhe der 110th Street in eine S-Kurve einschwenkt und über zwei 90-Grad-Kurven hinüber auf die 8th Avenue wechselt und dieser dann weiter nach Norden folgt. Die Kreuzung 116th Street / Manhattan Avenue habe ich auch nochmal mit eingezeichnet. 

Über diesen Schwung habe ich vor eineinhalb Jahren mal geschrieben, hatte das aber schon wieder irgendwie verdrängt: 

Okay, ich denke, das reicht für diesen Schauplatz, wir wechseln hinüber zum nächsten Foto:




Camilo Jose Vergara hat das Foto 1977 aufgenommen und zwar vor dem Haus mit der Nummer 2023 Lexington Avenue

Wir bleiben also im Norden von Manhattan, nördlich von Central Park, noch etwas weiter nördlich als bei der letzten Station und ein ganzes Stück weiter östlich. 



Dort oben in Harlem auf der Ostseite der Lexington Avenue auf dem Block zwischen 123rd Street und 124th Street befindet sich das diesmalige Zielobjekt. 




Düwel Satan! Da habe ich mir aber eine ganz schön harte Nuss herausgesucht. Der war nicht ganz einfach aufzulösen. Das hat mich wohl ein gute Stunde gekostet. Aber jetzt habe ich es! Ich zeige Euch aber auch mal die Verwirrungen: 

Hier nochmal das Ausgangsfoto: 



Und das sieht man, wenn man mit dem Google Street View auf 2023 Lexington Avenue geht: 



Da reicht nur eine kurze oberflächliche Inaugenscheinnahme, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Denn das alte Bild und das neue sind beim besten Willen nicht in Einklang zu bringen.

Dass wir aber richtig sind bei Hausnummer 2023 Lexington Avenue, sieht man, wenn man sich der Haustür annähert.



Na gut, man könnte meinen, dass es sich vielleicht um eine Spiegelung von der gegenüberliegenden Seite handelt, aber die Hausnummer 2023 ist schon in dieser Tür verewigt und nicht auf der anderen Seite:



Zur Erinnerung, Hausnummer 2023 war auch auf dem Ausgangsfoto zu sehen:




Und dann gibt es noch eine Übereinstimmung zwischen alt und neu, die einerseits zwar vorhanden ist, andererseits aber auch wiederum nicht kompatibel erscheint. Und zwar dieses geriffelte Fassadenelement, das man auf dem Ausgangsfoto oben zweimal im Mauerwerk erkennt:



Das gibt es auch auf der aktuellen Ansicht...




... allerdings ist das auf der aktuellen Ansicht im zweiten Stockwerk angebracht...



... und nicht im ersten Stock wie bei dem Ausgangsfoto:



Dann habe ich mir aufgrund der relativ neu aussehenden Fassade gedacht, dass das vielleicht nicht mehr das gleiche Gebäude ist, aber laut NYCityMap - die auch nicht immer zuverlässig ist mit den Jahresangaben - wurde das Haus schon um das Jahr 1900 errichtet. Also vermutlich auch nicht die richtige Idee.



Dann habe ich mir - trotz eindeutiger Hausnummer - gedacht, dass ich vielleicht vor dem falschen Gebäude stehe und das richtige vielleicht ein ähnlich gestaltetes Gebäude in der Nähe ist, zum Beispiel das nächste auf dem Block in nördliche Richtung. Das hat nämlich auch eine Feuertreppe an der Fassade wie auf dem Ausgangsfoto, ein wichtiges Merkmal, das ich bei dem heutigen 2023 Lexington Avenue vermisse.




Aber wenn man das wiederum gegenüberstellt...




... dann kann man sich zwar auf den Kopf stellen oder wild herumfuchteln, aber das nützt alles nichts, die beiden Fassaden passen trotz einzelner gemeinsamer Merkmale nicht wirklich übereinander.

Dann war da noch die Idee, dass ich mich vielleicht auf die falsche Straßenseite verirrt habe und die Lösung auf der gegenüberliegenden Seite der Lexington Avenue zu finden ist....



... aber wie man sieht auch Fehlanzeige.


Ich hatte eigentlich schon die Flinte ins Korn geworfen und war davon ausgegangen, dass sich der Bildbeschreiber des Ausgangsfotos vertan hat und wir auf der falschen Avenue unterwegs sind, zumal ich auch im Kommentarfeld zum Bild einige Verwirrung wahrnehmen konnte. Dabei hatte dort bereits einer die Lösung eingetragen, die mich aber wegen ihrer Einfachheit nicht angesprungen hat, sondern die habe ich glatt mehrfach übersehen.

Ich habe auch noch die wenigen historischen Fotos von dieser Kreuzung gecheckt und einige Immobilienseiten, die 2023 Lexington Avenue erwähnt haben, aber die hatten keine Fotos, sondern nur Text und die historischen Fotos haben mich auch nicht weiter gebracht. Also viel Hin und Her und Vor und Zurück.

Und dann bin ich schließlich auch noch selbst auf die Lösung gekommen.


2023 hat nämlich nicht nur eine, sondern zwei Fassaden an den Straßenfronten. Und siehe da, auf der Seite, die an der 123rd Street liegt, findet man eine Feuertreppe.

Und man glaubt es kaum, aber im ersten Stock befinden sich dort auch die beiden geriffelten Fassadenelemente:




Erschwerend für die Identifizierung kam hinzu, dass sich zwei elementare Orientierungspunkte gegenüber 1977 verändert haben:



Erstens: das Ladenlokal links im Erdgeschoss an der Straßenecke, in dem sich damals ein Süßigkeitenladen befand und dessen Eingang in die Gebäudeecke eingearbeitet war, ist nicht mehr vorhanden, die Fassade wurde an den Grundriss des Gebäudes angepasst und zwei Fenster eingefügt, die vorher nicht da waren. Es sieht aber so aus, als ob die Räumlichkeiten hinter den Fenstern noch als Büroräume oder ähnliches genutzt werden.

Zweitens: das Gebäude rechts bzw. östlich von 2023 Lexington Avenue bzw. 149 E 123rd Street, also jenes mit der etwas graueren Fassade rechts im Bild, mit den etwas tiefer gelegten Fenstern und mit der Hausnummer 151 an der Markise über dem Ladenlokal, dieses Haus wurde abgerissen und auf dem Grundstück findet man jetzt einen Garten oder Park:




Und so haben wir nach reichlich Klimmzügen schließlich doch noch eine Übereinstimmung zwischen früher und heute - UFF:





Und damit geht es weiter zum nächsten Foto:



Diese Aufnahme, die 1973 von Manny Gerard an der Hausnummer 1428 Fulton Street aufgenommen wurde, wirkt mit ihren teils unscharfen und teils ausgeprägt scharfen Schriftzügen fast wie ein Collage und nicht wie ein Photo. Möglicherweise ist die besondere Wirkung des Fotos auch darauf zurückzuführen, dass es sich um eine Polaroid-Aufnahme handelt, also um ein Foto, das mit einer Sofortbildkamera aufgenommen wurde. In Zeiten der Digitalphotographie sind Sofortbilder zwar nichts ungewöhnliches mehr, zu Zeiten der Nassphotographie waren sie zumindest nicht ganz gewöhnlich. Manny Gerard hat die Aufnahme wohl seinerzeit als Location-Scout gefertigt, als er in Manhattan unterwegs war, um geeignete Schauplätze für den Film "The Education of Sonny Carson" (1974) zu finden.

google maps


Dieses Foto führt uns aus Manhattan hinaus und - wie man sieht - zur Abwechslung mal nach Brooklyn hinein, denn auch dort gibt es eine Fulton Street und nur die hat so hohe vierstellige Hausnummern, da kann die Fulton Street im Süden von Manhattan nicht mithalten.



Ich habe mich mal kurz am Boden umgeschaut und will es gleich vorwegnehmen. In diesem Fall sind wir noch gerade rechtzeitig vorbeigekommen zu einem Zeitpunkt, in dem das Gebäude noch in der 3-D-Ansicht vertreten ist, weil das nicht mehr allzu lange der Fall sein wird. Denn das Gebäude 1428 Fulton Street in der Form, in der wir es auf dem 1973er-Foto zu sehen ist, existiert heute nicht mehr.

Hier habe ich die 3-D-Ansicht um 180 Grad gedreht und bin näher an das Gebäude herangerückt. Dort kann man es noch in der alten Form sehen, es scheint aber, als ob zum Zeitpunkt der Erfassung der Abriss schon im Gange war oder zumindest vorbereitet wurde:



Hier sehen wir einen Google Street View vom Oktober 2013, aufgenommen von der rechts gelegenen Brooklyn Avenue in die Fulton Street aus:



Ok - ein bisschen bunter ist die Fassade in den 40 Jahren dann schon geworden und das Rolltor war 1973 auch nicht da, aber andere Merkmale wie zum Beispiel insbesondere die Fensterpositionen im oberen Stockwerk und die Fensterspalten rechts und links neben dem Tor ermöglichen Gewissheit, dass es sich um dasselbe Gebäude handelt.



Und deshalb ist es im vorliegenden Fall auch nicht schwer, 1973 und 2013 gegenüber zu stellen:





Im November 2016 hatte das Gebäude dann aber wohl die längste Zeit gestanden....




....und im September 2017 sieht man dann über dem Bürgersteig schon jene Bauten zum Schutz der Fußgänger, die man auch auf der 3-D-Aufnahme weiter oben erkennen konnte:




Im Juni 2018 existierte 1428 Fulton Street bereits nicht mehr, wie man hier sieht:



Im Oktober 2018 wurde bereits fleißig an einer Nachfolgebebauung gezimmert....




... und im Mai 2019 sieht man schließlich, dass der Bauherr, der hier ein Gebäude mit Mietswohnungen errichtet, offenbar hoch hinaus möchte:





Und wenn es denn mal fertig wird, dann soll das Gebäude so aussehen:



Nochmal zurück zum Ausgangsfoto:



Ich habe zum Spaß mal in die Fotosammlungen geschaut, ob es noch was aus der Vergangenheit auszubuddeln gibt. Bei oldnyc.org bin ich nicht fündig geworden, aber in der Sammlung des MCNY gab es tatsächlich eine alte Aufnahme von der vorletzten Jahrhundertwende, die zweifellos das ehemalige Gebäude an 1428 Fulton Street zeigt:

Power Houses and Substations Tompkins Sub Number 3, Side Fulton St, East of Brooklyn Avenue, ca 1909, 
from the collection of the museum of the city of New York


Und die Bildbeschreibung der Photographie, die ungefähr 1909 aufgenommen wurde, verrät uns, dass es sich ursprünglich mal um eine Kraftzentrale zum Betrieb der Brooklyn Rapid Transit handelte. Eine der Hochbahnlinien in Brooklyn, die Kings County Elevated Railway, führte die Fulton Street entlang und wurde bereits 1888 in Betrieb genommen, also 10 Jahre, bevor Brooklyn von einer selbständigen Stadt zu einem Stadtteil von New York City wurde. Das Foto oben wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit von der Tomplins Avenue Station aus aufgenommen, die sich in unmittelbarer Nähe von 1428 Fulton Street befand.




Diese Aufnahme stammt von der Tompkins Avenue Station der Fulton-Street-Hochbahn, die allerdings nach Norden blickt, so dass das Power House sich außerhalb des linken Bildrandes befindet.



Link:
https://en.wikipedia.org/wiki/Brooklyn_Rapid_Transit_Company
https://en.wikipedia.org/wiki/Kings_County_Elevated_Railway
https://www.nycsubway.org/wiki/The_Fulton_Street_Elevated_(Brooklyn)


Es ist nun wieder zwischen sechs und sieben, aber zwölf Stunden später als heute morgen, als ich mit dem Beitrag angefangen habe. Und damit soll es dann für heute auch genug sein. Danke fürs Vorbeischauen, danke für die Aufmerksamkeit!


666 - House of the devil - Part 2

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Zum zweiten Mal möchte ich eine nicht ganz ernst gemeinte Reise durch Manhattan unternehmen, um nach Häusern des Teufels zu suchen.

Falls Du die erste Folge verpasst hast, die findest Du hier:
http://nygeschichte.blogspot.com/2019/08/666-house-of-devil.html

Ich fange dieses Mal an mit der Hausnummer 666 6th Avenue, dieses Mal also viermal die 6, möglicherweise noch teuflischer als sonst. Diese Suche führt uns zu einem Haus, das sich an der Ostseite der 6th Avenue zwischen 20th und 21st Street befindet. 

google maps




Ich drehe um 90 Grad nach links, dann können wir die Front besser sehen. Hausnummer 666 liegt erstaunlicherweise fast direkt an einem Kirchengebäude. Wiedermal hat der Höllenfürst seine Anwesenheit ausgezeichnet getarnt und die armen Seelen hinter das Licht geführt. 



Unten auf Bürgersteig-Niveau sieht das ganze dann so aus:



Haus Nummer 666 6th Avenue ist das Haus mit der Hausfassade, bei der oben am Dach als Ornament noch eine Art Winkel angebracht ist. 



Ganz harmlos stehen hier die drei vierstöckigen Gebäude in einer Reihe neben dem Kirchengebäude...



... da erstaunt schon fast die Kühnheit, die Hausnummer so offen auf die Markise zu schreiben:



An der Fassade kann man ein paar historische Schriften erkennen. Allerdings ist das Grünzeug im Weg, um das richtig lesen zu können. 



Im Juni 2016 stört das Grünzeug zwar nicht, dafür blendet bei dieser Aufnahme die Sonne. GRRR.




Na bitte, geht doch, diese Version von September 2013 ist für den Zweck der Inschriftenentzifferung brauchbar. 




Da haben wir über dem ersten Stock folgenden Text:



Zum einen sehen wir hier zweimal die Hausnummer 666 ...



... und zum anderen den Großbuchstaben-Schriftzug BAZAR FRANCAIS.

Und oben im Giebel steht auf grünem Untergrund CHARLES R. RUEGGER sowie die Jahreszahl 1929



Diesen Namen findet man noch einmal am Gebäude und zwar über dem Erdgeschoss, dort ist er allerdings teilweise von einer Markise verdeckt. Nicht entziffern konnte ich die Buchstaben hinter BRUEGGER, da sieht man auch noch ca. 3 Buchstaben.



Auf der Suche nach einem Bild des Gebäudes ohne Markise bin ich darauf gestoßen, dass Kevin Walsh von Forgotten-NY bereits im März 2012 einen Beitrag über 666 6th Avenue veröffentlicht hat und auch Kevin ist die Nähe des Hauses mit der Nummer 666 zu dem Kirchengebäude aufgefallen. 

Bei der Kirche handelt es sich übrigens um die "Episcopal Church of the Holy Communion", die 1844 an der Nordostecke der Kreuzung 6th Avenue / 20th Street gebaut wurde. 



Kevin Walsh hat in dem Artikel darauf hingewiesen, dass auch der BAZAR FRANCAIS-Schriftzug auch noch ein zweites Mal in der Umgebung erscheint und zwar auf dem Nachbargebäude links an der Gebäudeseite, die nach Norden gewandt ist. 




Um den Schriftzug richtig sehen zu können, muss man die 6th Avenue ein Stück hinaufgehen, dann sieht man mehr von BAZAR FRANCAIS:




Auch Daytonian in Manhattan hat schon 2011 über den BAZAR FRANCAIS geschrieben. Dennach war Charles Ruegger ein Händler für französische Küchen- und Tischwaren, der sein 1879 gegründetes Geschäft im Jahr 1929 in das Haus an der Adresse 666 6th Avenue verlagerte. Die Waren, mit denen er einst gehandelt hat, sind teilweise noch bis heute erhalten und haben auch Spuren im Internet hinterlassen. 













Laut NYCityMap wurde das Gebäude 1925 errichtet. 



Die früheste Aufnahme, die ich entdecken konnte, war diese hier, die im September 1907 entstanden ist. Die "Church of the Holy Communion" war zum damaligen Zeitpunkt stark mit Efeu bewachsen.

George F. Arata, Church of the Holy Communion, Sep 13 1907, from the collections of the museum of the city of New York


Ob das Haus an 666 6th Avenue mit der dunklen Fassade schon jenes Haus ist, das heute dort steht, lässt sich mangels Details auf diese Entfernung nicht sagen. Was auffällt, ist das fehlende Dachornament. Auf jeden Fall stand damals dort schon ein vierstöckiges Haus.



Drei historische Innenansichten der Church of the Holy Communion kann ich auch bieten, 1909 und 1912 aufgenommen:

Interior Church of the Holy Communion, 1909, from the collections of the museum of the city of New York



Wurts Bros 6th Avenue and 20th Street, ca. 1912, from the collections of the museum of the city of New York


Wir machen jetzt einen Sprung nach vorne in das Jahr 1928 und sehen jetzt auch die Hochbahntrasse der Six Avenue Elevated Railway, die damals auch vor 666 6th Avenue vorbeiführte. Inzwischen wurde der wilde Efeu-Bewuchs an der Kirche wieder heruntergerupft.





Zum Vergleich nochmal die Gegenwart...


und das Jahr 1928:



Wir sehen auf 666 6th Avenue ein Haus ohne Giebelschmuck, mit dunkler Fassade wie 1907 und mit Feuertreppen. Leider ist die Auflösung des Fotos nicht so hoch, dass man noch näher heranzoomen und vergleichen könnte. Aus meiner Sicht sind beide Möglichkeiten denkbar, es könnte das gegenwärtige Haus sein, es könnte aber auch ein Vorläuferhaus sein.

Die nächste Aufnahme stammt von 1933:





Wir sehen an 666 6th Avenue immer noch Feuertreppen, jetzt aber eine helle Fassade und das markante Giebelornament, das bis heute die Gebäudespitze prägt. Spätestens jetzt haben wir es mit dem aktuellen Gebäude zu tun.



Leider ist auch hier die Auflösung nicht hoch genug, um noch nach mehr spannenden Details zu suchen. Wir ziehen daher weiter in das Jahr 1939:




Zwei Sachen fallen hier auf: die Feuertreppe ist verschwunden und - das springt einen nicht direkt an - es gibt ein Werbeschild für den BAZAR FRANCAIS:



Und dann haben wir schließlich noch diese beiden Aufnahmen, die aus dem Jahr 1940 stammen und die nochmal die richtigen Gebäude in den Mittelpunkt rücken:






Hier kann man nochmal mehr oder weniger gut alle Details, die wir an 666 6th Avenue erarbeitet haben, wiederfinden.

1931 war Charles Ruegger im Alter von 78 Jahren verstorben. Der BAZAR FRANCAIS wurde von seinem Sohn weitergeführt und erst 1975 geschlossen. Seine 90 Jahre alten Spuren sind aber bis heute am Gebäude erhalten geblieben.

Links zu 666 6th Avenue: 



Ok - ein Haus des Teufels wollen wir noch besuchen heute: Schauen wir mal, wie es bei 666 9th Avenue aussieht.



Dieses Mal landen wir etwas höher in Manhattan als bei 666 6th Avenue und zwangsläufig auch etwas weiter westlich.



666 9th Avenue befindet sich an der Ostseite der 9th Avenue auf dem Block zwischen der 46th Street und der 47th Street.

Ich drehe mal wieder um 90 Grad nach links und da haben wir einen ersten Blick auf 666 9th Avenue:



Und so sieht das ganze unten am Grund aus, Nummer 666 ist das dritte Haus von rechts gezählt:



Wenn man sich dem Gebäude nähert, dann ragt es doch recht bedrohlich in die Luft...



... kein Wunder, es trägt ja auch die Hausnummer 666:



Dreimal die 666, wenn hier nicht der Teufel haust, dann wo sonst?

Historisches Bildmaterial habe ich nicht soviel gefunden. Aber zumindest eine Aufnahme von 1927. Auch hier führte damals eine Hochbahntrasse entlang, nämlich die 9th Avenue Elevated Railway.



Das Verstecken mitten in einem Häuserblock scheint mir eine gute Verschleierungstaktik zu sein, aber dank des linken Nachbarn, der als einziger so eitel war, sich mit einem Giebelornament zu schmücken, kann man 666 9th Avenue doch identifizieren.



Was die Geschäfte angeht, das hier ....



... war der Stand bis Frühjahr 2016, später im Jahr sah es dann so aus, eine neue Markise über dem Geschäft links:



Da konnte Clinton rechts unten natürlich nicht nachstehen und präsentierte sich ab 2018 ebenfalls mit einer schicken neuen bunten Markise:



Bei LAZARO wird lateinamerikanisches Essen angeboten:





Clinton Glass and Mirrors, da bleiben eigentlich auch keine Fragen mehr offen.





Leider ist 666 9th Avenue im Gegensatz zu 666 6th Avenue nicht allzu sehr mit historischen Ornamenten geschmückt, lediglich der Dachfirst sticht diesbezüglich hervor:




Laut NYCityMap wurde 666 9th Avenue im Jahr 1920 errichtet.




Tja, mehr hätte ich über 666 9th Avenue dann auch nicht mehr zu berichten, wenn nicht noch die mysteriösen Maschinengeräusche wären, die einen Bewohner des Hauses offensichtlich irritieren. Und damit endet dieser Beitrag, vielen Dank fürs Vorbeischauen, vielen Dank für die Aufmerksamkeit!





Folge 1: http://nygeschichte.blogspot.com/2019/08/666-house-of-devil.html



Comparing Old and New

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Nach sechs Tagen mit gutem Wetter sind wir jetzt auch im Land des Regens angekommen, deshalb kann ich jetzt auch mehr Zeit in den Blog investieren. Eine gute Gelegenheit, um mal wieder Altes mit Neuem zu vergleichen.


Weitere Folgen von COaN findest Du hier: 


Das Foto oben, auf dem ein älterer Mann - möglicherweise der "Little Man" - durch ein blaugraues verschmutztes New York City schlufft, wurde 1974 von Rich Allen an der East First Street, Hausnummer 7, aufgenommen, wie man auch sehen kann, wenn man genauer hinschaut. 



Ich hatte ehrlich gesagt keinen rechten Schimmer, wo das gewesen sein könnte und hatte schon auf einen Stadtteil wie Brooklyn oder Queens getippt. Tatsächlich befindet sich Haus #7 East First Street in Manhattan in NoHo, also ziemlich im Süden und nur unweit nördlich der Houston Street. 

google maps


Die Adresse befindet sich auf einem Straßenblock, der im Westen an die Bowery grenzt, im Osten an die Second Avenue, im Norden an die First Street und im Süden an die Houston Street



7 East First Street liegt dabei an der Südseite der First Street. Das Umschalten auf 3-D-Ansicht offenbart bereits, dass sich auf dem Block seit 1974 wohl eine Menge getan hat. Die Hausnummer, die uns interessiert, wird von einem monumentalen Gebäude verdeckt, das den größten Teil der Fläche dieses Straßenblocks bedeckt. 



Wenn ich um 180 Grad drehe, dann wird das Ergebnis nicht besser, aber man kann zumindest sehen, was heute an 7 East 1st Street steht. Jedenfalls nicht ein Bauwerk, das schon vor 45 Jahren dort stand.



Hier sind wir unten auf der Straße, rechts sieht man die Bowery in südliche Richtung und links die First Street Richtung Osten. 7 East 1st Street liegt irgendwo hinter dem zweiten oder dritten Baum von rechts aus gezählt. 



Hier müssten sich die Hausnummern 5 bis 9 East 1st Street vor uns ausbreiten....



... folglich wäre Haus Nummer 7 East 1st Street in der Mitte zu suchen...



... wo die Bower Meat Company ihre Büros hat. 



Hier ist also von der alten Substanz, die 1974 fotografiert wurde, nichts mehr übrig geblieben. Wenn man alt und neu gegenüberstellt, kommt ungefähr das hier heraus: 




Auch die gegenüberliegende Straßenseite, die auf dem Foto dadurch auffällt, dass im Vordergrund des Fotos eine ganze Menge Müll und Rummel angehäuft ist, an denen der ältere Herr vorbeiläuft, ist nicht vor Veränderungen verschont geblieben. 



Auch dort stehen relativ neu gebaute Häuser, im Vordergrund die Hausnummer 4, dahinter Hausnummer 6, die ungefähr der Ort war, von wo aus das Foto aufgenommen wurde. 

Beim Sichten der historischen Fotosammlungen musste ich feststellen, das die First Street nur selten fotografiert worden ist, wahrscheinlich war sie zu unbedeutend. 

Der Fotograf Reginald Marsh hat 1938 an der Ecke Bowery / 1st Street zweiFotos aufgenommen, die allerdings vor allem das Eckhaus mit einem Barber Shop zeigen, leider aber nicht das Haus Nummer 7 East 1st Street. Entlang der Bowery verlief zu dieser Zeit noch die Hochbahntrasse der 3rd Avenue Elevated Railway. 

Reginald Marsh, Destitute men in the Bowery, ca 1938, from the collection of the museum of the city of New York


Reginald Marsh, The Bowery at 1st Street, ca 1938, from the collection of the museum of the city of New York


Dazu passt auch diese Aufnahme von 1935:



Hier haben wir nochmal das Eckhaus auf einer Aufnahme, die vermutlich aus den 1940ern stammt:



Hier haben wir die East 1st Street, aufgenommen zwischen Bowery und Second Avenue im Jahr 1980. Das Haus Nummer 7 stand außerhalb des rechten Bildrands. 



Dazu passt diese Aufnahme vom 06.06.1930, die von der Kreuzung Second Avenue / 1st Street aus aufgenommen wurde und die ebenfalls jenes Haus mit der kreisförmigen Öffnung über der Eingangstür zeigt. 



Und schließlich noch eine Aufnahme von 2002, die das Gelände zumindest an der 1st Street schon leergeräumt, aber noch vor dem Neubau zeigt. 



Zum Abschluss möchte ich mir die Ecke nochmal mit Hilfe von NYCityMap ansehen. Erstens die Karte mit den Immobilieninformationen:




Danach stammt der Neubau auf dem Block aus dem Jahr 2005. Der nächste Kartenausschnitt konzentriert sich auf den Straßenblock, der hier im Mittelpunkt steht und dient zur Orientierung bei den kommenden Luftbildern.



Das Luftbild von 1924 liefert die Erkenntnis, das die Houston Street offenbar früher noch nicht so breit war und sich mehr Häuser auf dem Straßenblock befanden. Links im Bild ist gut die Hochbahntrasse der 3rd Ave El zu erkennen, die 1924 hier noch entlang der Bowery verlief und auf Höhe der Houston Street mit einer Station versehen war.


Ausgehend von der Idee, das 7 East 1st Street von der Bowery aus gezählt nach den Hausnummern 1 East 1st Street, 3 East 1st Street und 5 East 1st Street das vierte Haus sein müsste, gehe ich davon aus, dass hier 7 East 1st Street markiert ist:



Auf dem Luftbild von 1951 sieht man immer noch die 3rd Avenue El über der Bowery und auch Haus Nummer 7 East 1st Street ist weiterhin erkennbar. Allerdings habe ich das Gefühl, dass der Block nach Süden hin bereits schmaler und die Houston Street breiter geworden ist.



Leider gibt es aus den 1960ern, 1970ern oder 1980ern kein Luftbild, das nächste verfügbare Material datiert erst auf das Jahr 1996. Und das bildet im Wesentlichen die Situation ab, die wir auch auf dem 2002er Foto oben gesehen haben. 7 East 1st Street war zu diesem Zeitpunkt schon verschwunden.



Und 2006 haben wir schließlich den bekannten Neubau auf dem Block, der viele der alten Gebäude verschwinden lassen hat, sofern sie nicht bereits zuvor verschwunden waren.



Mehr gibt es zu diesem Foto nicht mehr aufzutreiben und damit ist der Zeitpunkt erreicht, um den nächsten Aufnahmeort aufzusuchen.






Ganz in den 70ern sind wir dieses Mal nicht gelandet, sondern kurz davor. Das Foto aus der Sammlung von Susan Fensten entstand bereits 1969, Aufnahmeort war die 126th Street mit Blickrichtung nach Osten, zwischen der First Avenue und der Second Avenue.



Wir befinden uns also ziemlich weit oben im Norden von Manhattan, aber noch nicht ganz im Norden, sondern im Viertel East Harlem. Zugleich befinden wir uns in der Nähe des Harlem River, der an dieser Stelle Manhattan zum einen von Randalls Island (R), zum anderen vom Stadtteil Bronx (B) trennt.



Bei dem Gebäude, das etwas mehr als die linke Hälfte des Ausgangsfotos als Innenansicht beherrscht, könnte es sich um jenes handeln, das hier den Block zwischen First Avenue und Second Avenue sowie 126th Street und 127th Street bedeckt.




Ich habe mich mal mit dem Google Street View auf die 126th Street herabgelassen. Die Außenfassade des Gebäudes auf dem Ausgangsfoto war mit rotbraunen Ziegeln verkleidet und jenes Gebäude, das wir hier sehen ebenfalls. Von daher ist es nicht abwegig anzunehmen, dass beide Gebäude identisch sein könnten.




Und eine Werkstatt für Omnibusse oder ein Busdepot scheinen wir auch in beiden Fällen vor uns zu haben, auch wenn die Gestalt und die Länge der Omnibusse in den vergangenen 50 Jahren Veränderungen unterworfen waren.

Ich halte es für ziemlich wahrscheinlich, dass der Fotograf seinerzeit irgendwo an den Toren recht weit östlich an der 126th Street gestanden hat, als die Aufnahme geschossen wurde:



Schauen wir nochmal den rechten Teil des Originalfotos wegen der Außenansicht an, auf der man drei Merkmal findet, die für den Vergleich mit der Gegenwart beachtenswert sind.



Da wären erstens die Brückenpfeiler der Robert F. Kennedy Bridge (ursprünglich Triborough Bridge), die Manhattan mit Randalls Island verbindet:





Zweitens führt unweit des Aufnahmeortes die Manhattan-Abfahrt der Willis Avenue Bridge vorbei und ist so ins Bild geraten. Die Brücke verbindet Manhattan mit der Bronx.




Und schließlich noch die Nordostecke des Gebäudes, die dem Aufnahmeort gegenüber liegt.





Jetzt ist es an der Zeit alles zusammenzuführen. Das Panorama dieses Ortes in der Gegenwart:



Der Ausschnitt, der ungefähr auch das abbildet, was man rechts auf dem Ausgangsfotos außerhalb des Busdepots sieht:



Und nun die drei Merkmale auf dem Ausgangsfoto und in der Gegenwart gegenübergestellt:




Auch bei diesem Teilbeitrag möchte ich gerne mal in das Bildmaterial von NYCityMaps hineinschauen. Laut den Immobilieninformationen wurde das Busdepot 1947 gebaut:



1996 ist alles so dokumentiert, wie wir es oben kennengelernt haben:


Auch 1951 gibt es keine wesentlichen Abweichungen:



Spannend wird das Luftbild von 1924, denn da sollte es das 1947 errichtete Busdepot noch nicht geben und auch die Triborough Bridge, die ab 1929 gebaut wurde, sollte es dort noch nicht geben.

Trifft beides zu, aber ein Häuserblock ist für die Errichtung des Busdepots nicht gefallen, dort gab es auch schon vorher einen größeren Gebäudekomplex.



Auch hier gab es 1924 noch eine Hochbahntrasse, die direkt östlich am Gebäude vorbeiführte und dann den Harlem River überquerte, um im Anschluss die Bronx an Manhattan anzuschließen. Die Brücke für die Hochbahn existiert heute nicht mehr.



Es folgen drei Aufnahmen der Hochbahntrasse, aufgenommen zwischen der 127th und 126th Street aus den Jahren 1920 und 1932, als diese noch in Betrieb war:






Richtig spannend aber ist die Antwort auf die Frage, was denn in dem Gebäudekomplex war, der vor dem Busdepot auf dem Straßenblock zwischen 126th und 127th Street sowie 2nd Avenue und 1st Avenue stand.



Dabei handelte es sich um nichts geringeres als Filmstudios. Und zwar um die Eastern Studios von Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), die wir hier auf einer Aufnahme von 1928 sehen:

East 126th Stret and Second Avenue, Metro-Goldwyn-Mayer Eastern Studios, ca 1928, from the collection of the museum of the city of New York


Ursprünglich befanden sich an diesem Ort die Cosmopolitan Studios oder Cosmopolitan Productions (1918-1923), die 1923 durch einen Brand zerstört wurden. Danach scheinen die Studios wieder aufgebaut und durch MGM als Standort an der Ostküste genutzt worden zu sein.

Die Geschichte der Studios am Harlem River scheint Anfang der 1940er geendet zu sein, denn es gibt eine Serie von Fotografien aus dem Jahr 1941, die das Ende der Studios und ihren Abriss dokumentiert:







Leider ist es mir nicht gelungen, noch mehr über das Filmstudio in Harlem herauszufinden, das bereits Anfang der 1940er seinen Betrieb eingestellt hat. Aber vielleicht habe ich auch einfach nur die falschen Suchtermini gehabt.

Links:
https://metro.fandom.com/wiki/126th_Street_Bus_Depot
https://en.wikipedia.org/wiki/Bus_depots_of_MTA_Regional_Bus_Operations#126th_Street_Depot
https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_F._Kennedy_Bridge
https://de.wikipedia.org/wiki/Willis_Avenue_Bridge
https://en.wikipedia.org/wiki/Cosmopolitan_Productions
https://books.google.de/books?id=n5G_Lqh3h4UC&pg=PA119&lpg=PA119&dq=%22cosmopolitan+studios%22+new+york&source=bl&ots=HO63q0D9NF&sig=ACfU3U3ezBZ8rNr4gyy3HXU8LIVFTReo2A&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjvnpevq-rkAhUEbFAKHd-KAw0Q6AEwC3oECAUQAQ#v=onepage&q=%22cosmopolitan%20studios%22%20new%20york&f=false



Mit dem dritten und letzten Ausgangsfoto für heute verlassen wir die 1970er und springen hinüber in die Mitte der 1980er, immerhin auch schon 35 Jahre her:




Frank Siciliano hat das Bild an der Seventh Avenue aufgenommen, Höhe 26th Street und mit Blickrichtung nach Norden. Die Reise führt uns somit nach Midtown Manhattan.

google maps





Ich freue mich, nach Jahren mal wieder die Gelegenheit zu haben, das Augenmerk auf einen New Yorker Hochhausklassiker lenken zu dürfen, der zwar nur über C- oder D-Prominenz unter den New Yorker Sehenswürdigkeiten verfügt, der aber für mich persönlich so was wie mein Haus- und Hofwolkenkratzer ist.



Im Bildhintergrund sieht man ihn ein ganzes Stück weiter die 7th Avenue hinauf in den Himmel ragen. Bei diesem "Kleinod" handelt es sich um den 1931 errichteten Nelson Tower an der Ecke 34th Street / 7th Avenue.



Ich habe in der Vergangenheit bei drei New York-Aufenthalten im Hotel Pennsylvaniaübernachtet und das befindet sich nur einen Block südlich vom Nelson Tower ebenfalls an der 7th Avenue, was zu der besonderen Bindung an dieses Hochhaus beigetragen hat.

siehe auch hier:
https://en.wikipedia.org/wiki/Nelson_Tower
http://nygeschichte.blogspot.com/2015/10/nelson-tower.html




Das Ausgangsfoto wurde an der Kreuzung 26th / 7th Ave aufgenommen, als ein Blickfang dient der Nelson Tower, der 8 Straßenblöcke weiter nördlich steht.



Ein weiterer Blickfang im Bild ist ein etwas näher gelegenes Hochhaus an der Südwestecke der Kreuzung 7th Avenue / 29th Street.




Dieser Klassiker wurde Ende der 1920er gebaut, trägt aber mal abgesehen von seiner Hausnummer keinen markanten Gebäudenamen: 330 7th Avenue.





mehr hierzu: https://www.emporis.com/buildings/114256/330-7th-avenue-new-york-city-ny-usa


Was den dritten Blickfang im Bild angeht...



... so bin ich auch nach ausgiebigem Kommentarstudium nicht schlauer geworden. Denjenigen, die vermuten, das Marilyn Monroe es entgegen anders lautender Informationen doch in die 1980er geschafft hat, mag ich nicht so recht glauben schenken. Dieser Sektor an der 7th Avenue hat viel mit der Bekleidungs- und Modeindustrie zu tun (Garment District), auch mit der New Yorker Fashion Week, daher schließe ich nicht aus, dass die Dame irgendwo in diesen Kontext eingeordnet werden kann.

Ok, dann wollen wir mal zum Vergleichen kommen. Ich setzte den Google Street View Mann auf der 7th Avenue ein Stück unterhalb der 26th Street ab, damit wir die ganze Kreuzung sehen können.



Der Fotograf hat allerdings seinerzeit nicht auf der Seventh Avenue, sondern ein Stück eingerückt auf der 26th Street gestanden.




Ok, was das 330 7th Avenue angeht, so ist bei diesem Nachstellversuch die Laterne im Weg, aber sonst ist bei ALT und NEU ziemlich viel Übereinstimmung und viel am rechten Platz.

Jenes Haus an der Nordostecke der Kreuzung, das den rechten Teil der Vergleichsbilder ausfüllt...


... steht auch schon etwas länger an der Kreuzung, wie man hier auf dieser Aufnahme von 1912 sehen kann:



Die linke Straßenseite gegenüber ist heutzutage mit einem wenig attraktiven Betonklotz verschandelt...



... aber wie man auf diesem Foto von 1921 sieht, hat es dort auch mal sympathischer ausgesehen:



Und mit dieser Panoramaaufnahme von 1921 über die Kreuzung 26th Street / 7th Avenue die 7th Avenue hinauf möchte ich diese Folge ausklingen lassen.



Falls Du noch mehr Folgen von COaN anschauen möchtest, findest Du weitere Ausgaben hier:
http://nygeschichterucksack.blogspot.com/2018/02/comparing-old-and-new.html

Danke fürs Vorbeischauen, danke für die Aufmerksamkeit!






The 55th Street Playhouse and HIM

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Was ist eigentlich die Motivation für all die NewYork-Geschichts-Bloggerei hier? Zu einem nicht unerheblichem Prozentsatz sicherlich auch der Wunsch des Autoren, mit Bildern und Text einfach nur eine gute Geschichte zu erzählen und den Leser dabei vielleicht aus dem Sessel zu heben und für eine unbestimmte Zeit an einen anderen Ort zu tragen. Man kann dabei auf Nummer Sicher gehen und über typische New-York-History-Geschichtsthemen wie zum Beispiel Lost Buildings oder Veränderungen an bestimmten Orten über einen längeren Zeitraum betrachtet schreiben. Gelegentlich muss man sich aber auch mal weiter hinauswagen als gewohnt, damit es spannend bleibt, sowohl für den Autoren als auch für den Leser. Ich will deshalb mal vorwegschicken, dass die Entstehung dieses Beitrags keine leichte Geburt war. Die Idee spukt mir schon seit Sommer 2017 im Kopf herum, das Konzept für die Umsetzung ebenfalls, nur: die Idee im Kopf ist das eine, einen Beitrag daraus machen aber das andere. Erster Versuch im Oktober 2017, zweiter Anlauf im Dezember 2017, dritter Anlauf und Produktion von ca. 75 Prozent des Beitrags im Februar 2018 und vierter Anlauf und Abschluss des Beitrags schließlich im September 2019. Es hat im Blog zwei Beiträge gegeben, die mir richtig was abgefordert haben. Der eine ist bis heute noch nicht abgeschlossen und handelt von den Dörfern, die einst dort standen, wo heute der JFK Airport zu finden ist (Lost Villages of Jamaica Bay), der andere ist dieser Beitrag hier.

Wem das Thema, auf das der Beitrag in der zweiten Hälfte zusteuert, nicht liegt, erhält an geeigneter Stelle einen Warnhinweis und die Gelegenheit, rechtzeitig auszusteigen. Einleitung Ende, Beitrag Anfang.


TEIL 1 
THE 55TH STREET PLAYHOUSE

Die heutige Geschichte beginnt ganz gewöhnlich auf der 55th Street in Manhattan auf dem Abschnitt zwischen der 7th und der 6th Avenue zur Hausnummer 154 West 55th Street in Manhattan. Das ist vier Blocks unterhalb des Südendes des Central Parks.

Ihr erinnert Euch vielleicht: vor einiger Zeit habe ich aufgrund eines Leserbriefs einen Beitrag erstellt, der sich mit der Pferdescheiße beschäftigte, die bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein täglich auf den Straßen der Großstadt New York landete. Und daran anknüpfend bin ich bei diesem Beitrag auf eine weitere Fragestellung gestoßen, über die ich mir bisher auch kaum Gedanken gemacht hatte. Da waren damals ja zweifellos eine ganze Menge Kutschen und Pferdefuhrwerke in den Straßen von New York unterwegs. Aber wo wurden eigentlich die Kutschen abgestellt und die Pferde untergebracht und gefüttert, wenn sie nicht unterwegs waren?

Für die reichen Bewohner der Fifth Avenue war das im 19. Jahrhundert wohl der relativ nahe gelegene Bereich in den Straßen unterhalb des Central Parks. Weit genug weg von der Fifth Avenue, dass die Ausdünstungen der Pferdeställe nicht über Gebühr bis zu den Herrenhäusern und Mansions hinüber müffelten, andererseits nahe genug dabei, dass die Fahrzeuge in einem akzeptablen Zeitrahmen zur Verfügung standen.



1879 war die Gegend um Hausnummer 154 West 55th Street noch nicht so dicht besiedelt, es anhand der Karte nicht erkennbar, ob da schon ein Stall stand oder ob da vielleicht damals noch Wiese war. Links mit den Straßenbahnschienen verläuft die 7th Avenue.




Gut 10 Jahre später sieht im Jahr 1891 die Situation schon anders aus. Die Stadt hat mittlerweile auch die Straßen unterhalb des Central Parks erreicht. Die Karte ist gegenüber der vorherigen um 90 Grad im Uhrzeigersinn gedreht.





In den nächsten Jahren bleibt die Situation ähnlich. 1916 ist Norden wieder oben und als direkter westlicher Nachbar von 154 West 55th Street nunmehr das 1906 fertiggestellte Wyoming Apartmenthaus abgebildet.



1930 hat sich auch der Nachbar auf der östlichen Seite von 154 West 55th Street verändert, auch hier ist an die Stelle der alten Bebauung ein mehrere Grundstücke übergreifender Neubau getreten.



Auf der Karte von 1955 ist schließlich an Hausnummer 154-156 ein Theater eingezeichnet:



Die Photos vom Wyoming Apartmenthaus an der Ecke 7th Avenue und 55th Street sind die ältesten verfügbaren, auf denen ich das Haus an 154 West 55th Street gefunden habe. So wie hier auf der Aufnahme:

Wurts Bros, Broadway at the corner of West 55th Street, Wyoming Apartment House, ca 1905, from the collection of the museum of the city of New York


Wurts Bros, The Wyoming, ca 1908, from the collection of the museum of the city of New York



Eine weitere Photographie, auf der das Gebäude abgebildet ist, stammt aus dem Jahr 1915. Hier ist von der 7th Avenue aus die Südseite der 55th Street aufgenommen worden, Haus Nummer 154 befindet sich im Bildhintergrund unter "ferner liefen".





Laut der stets gut informierten Webseite cinematreasures.org wurde das "55th Street Playhouse" am 20.05.1927 als Lichspielhaus eröffnet. Aus dem einstigen Abstellort für Kutschen und Pferde war ein kleines Kino mit 299 Sitzplätzen und einer Leinwand geworden.

Ein frühes Photo aus dem Jahr 1936 zeigt das 55th Street Playhouse in einem Alter von ungefähr neun Jahren:



Die am Gebäude angebrachten Hinweisschilder verraten zum einen den Namen des Kinos für jene Passanten, die gerade auf dem Bürgersteig entlang der Südseite der 55th Street unterwegs sind und den Umstand, dass hier bewegte Bilder gezeigt werden.



Über dem Eingang gibt es noch ein zweites Schild mit dem Kinonamen für diejenigen, die frontal auf das Gebäude blicken oder davorstehen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war "La MATERNELLE" auf dem Spielplan.




Bei "La Maternelle" handelte es sich um einen französischen Film aus dem Jahr 1933, der im englischsprachigen Raum unter "Children of Montmatre" bekannt war, im 55th Street Playhouse aber in der Originalfassung mit Untertiteln lief, so wie in dem Video unten:

https://en.wikipedia.org/wiki/La_Maternelle_(film)





In den 1930ern gab es in New York nur drei weitere Kinos, in denen Originalfilme mit Untertiteln liefen. Diese Präsentation von Filmprogrammen jenseits des Mainstreams behielt das kleine Kino in den folgenden Jahrzehnten bei. Das Programm war eher Arthouse als Blockbuster.

Auch deutsche Spielfilme aus der Produktion der UFA-Studios in Potsdam-Babelsberg wurden zu jener Zeit vorgeführt, so wie zum Beispiel "His late Excellency" / "Die selige Excellenz" aus dem Jahr 1935.

https://en.wikipedia.org/wiki/His_Late_Excellency_(1935_film)




Aus dem Jahr 1954 sehen wir hier ein Programmheft für das "Gala Film Festival" im 55th Street Playhouse, bei dem 10 europäische Spielfilme aus der Stummfilmzeit auf dem Programm stehen, wie z.B. "Metropolis" (1926), "Die Nibelungen" (1924) und "Panzerkreuzer Potemkin" (1925).










Weitere Filme, die im Laufe der Jahre dort über die Leinwand flimmerten, waren eine Filmbiographie über Ludwig van Beethoven...
(https://en.wikipedia.org/wiki/Beethoven%27s_Great_Love; 1937)


... Filme von Frederico Fellini...
https://de.wikipedia.org/wiki/Federico_Fellini






... italienische Episodenfilme ...
http://www.imdb.com/title/tt0057323/ (1963)



... deutsche Stummfilme...
https://en.wikipedia.org/wiki/It%27s_Easy_to_Become_a_Father (1926)



... Filme über die Steppe ...
http://www.tcm.com/tcmdb/title/515687/The-Steppe/ (1963)



.... amerikanische Premieren von russischen Stummfilmepen ...
http://www.imdb.com/title/tt0017130/ (1925)



... Filme von Michaelangelo Antonioni ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Schrei_(1957)




... deutschsprachige Tonfilme über den Diebstahl von Gemälden italienischer Künstler in Pariser Museen ... 
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Theft_of_the_Mona_Lisa (1931)




... Dokumentarfilme über Jazz-Festivals ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Jazz_an_einem_Sommerabend (1960)



... französische Familiendramen ...
https://en.wikipedia.org/wiki/It_Happened_at_the_Inn (1943)




... und schließlich einen Film, den jeder Junge und jedes Mädchen ab 16 Jahren aufwärts gesehen haben sollte:
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Most_Wonderful_Moment (1957)




Ende der 1960er oder Anfang der 1970er waren auch Filmkunstwerke des New Yorker Künstlers Andy Warhol auf der Leinwand des 55th Street Playhouse zu bewundern:
https://de.wikipedia.org/wiki/Lonesome_Cowboys (1968)
https://de.wikipedia.org/wiki/Flesh_(1968)



Aber nicht alle Avantgarde-Filme, die im 55th Street Playhouse durch den Filmprojektor geschickt wurden, stießen auf ungeteilte Zustimmung.



Im Juni 1970 wurde im 55th Street Playhouse ein Dokumentarfilm namens "Censorship in Denmark: a new approach" aufgeführt, der dazu führte, dass die New Yorker Ordnungsbehörden den Manager des Filmtheaters, Chung Louis, in Arrest nahmen wegen der Förderung und Verbreitung von obzönem Filmmaterial.

Der folgende Artikel aus der New York Times vom 17.06.1970 berichtet über den Dokumentarfilm und erwähnt auch, dass der Film zu jener Zeit in New York unter anderem im 55th Street Playhouse in New York lief.
http://www.nytimes.com/1970/06/17/archives/the-screen-censorship-in-denmark-begins-run-derenzy-is-director-and.html

Und in der New York Times vom 01.10.1970 kann man über die Gefangennahme nachlesen:
http://www.nytimes.com/1970/10/01/archives/4-are-arrested-in-film-seizure-judge-rules-censorship-in-denmark-to.html


Was Kunst ist und was Avantgarde, das nimmt jeder Mensch anders war. Und in New York war - was eine großzügige Auslegung des Kunstbegriffs anging - sicherlich deutlich mehr möglich als draußen in der Provinz. Mit der Folge, dass das Programm im 55th Street Playhouse ab der ersten Hälfte der 1970er immer mehr von Filmen geprägt wurde, die einerseits als "x-rated" (strengstes Jugendverbot) eingestuft waren und in denen andererseits ein "all male cast" (Besetzung ausschließlich männlich) mitspielte. Mit anderen Worten, in dem Kunstkino wurden Erwachsenenfilme für ein gleichgeschlechtlich interessiertes Publikum gezeigt.









Was das zuletzt gezeigte Plakat des Klassikers "Boys in the Sand" von 1971 angeht, so habe ich mich sehr darüber gefreut, dass in der hervorragenden amerikanischen TV-Serie "The Deuce" in der ersten Staffel zwei der Protagonisten bei einem Kinobesuch von "Boys in the Sand" gezeigt wurden und zumindest im englischsprachigen Originalton auch das 55th Street Playhouse als das Kino erwähnt wurde, welches die beiden besucht haben, um sich den Film anzusehen.

Links 55th Street Playhouse


Edmund Vincent Gillon, 154 West 55th Street, ca 1995, from the collection of the museum of the city of New York



TEIL 2
LOST MOVIES - PIMPADELIC WONDERLAND 


Bevor wir zum Kernthema kommen, muss ich noch etwas weiter ausholen. Ich habe schon das eine oder andere Mal meine Schwäche für Stummfilme erwähnt. Und mit dem Thema Stummfilme ist auch das Thema "Verschollene Filme" / "Lost Movies" eng verbunden. Viele jener Filme aus den ersten Jahrzehnten der Filmkunst sind unwiederbringlich verloren und das aus verschiedenen Gründen. In wenigen glücklichen Fällen wurde lange Zeit gedacht, dass sie verloren sind, bis in irgendeinem Archiv doch noch ein nicht gekennzeichneter Filmstreifen sich als ein Filmschatz entpuppt oder zumindest als ein Fragment aus einem gesuchten Film. Die Wiederentdeckung eines verschollenen Films oder Filmteils wird ähnlich gefeiert, als wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen. Tatsächlich empfinde ich es häufig so, dass die Geschichte hinter einem Stummfilm oft interessanter und spannender ist als der Film selbst.

https://de.wikipedia.org/wiki/Verschollener_Film
https://en.wikipedia.org/wiki/Lost_film

Irgendwann habe ich dann festgestellt, dass es das Thema "verschollene Filme" nicht nur in Bezug auf die Stummfilmzeit gibt, sondern dieses auch wesentlich jüngere Filmwerke betreffen kann.



Anfang der 2000er bin ich bei einer Suche nach Lost Movies aus der Stummfilmzeit ungewollt auf der fantastischen Internetseite "Pimpadelic Wonderland" gelandet und habe dort eine Auflistung mit zahlreichen Filmen aus den 1960ern und 1970ern entdeckt, die ebenfalls als "Lost Movies" gelten, einschließlich einer Top Ten der am meisten gesuchten Filme in dieser Kategorie. Falls in der Zwischenzeit doch noch irgendwo eine Kopie der gesuchten Filme aufgetaucht war, wurde die Liste aktualisiert und die Wiederentdeckung vermerkt.

Pimpadelic Wonderland war eine schräge aber wunderbare Institution, nur ist sie bereits seit fast 10 Jahren nicht mehr online.

Mit auf der Liste der am meisten gesuchten Filme stand dort auch ein Film, der eigentlich nicht ganz in die Kategorie passt, weil er nicht verloren gegangen ist, sondern vom Regisseur nie veröffentlicht wurde: "The Day the Clown cried" von Jerry Lewis aus dem Jahr 1972, gedreht in Schweden.



Lange vor Roberto Benigni hatte Jerry Lewis versucht, die tragische Geschichte eines Clowns in einem deutschen Konzentrationslager zu erzählen. Vor kurzem wurde im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine ganz hervorragende Dokumentation namens "The Clown" zur Entstehung und zur weiteren Geschichte dieses Films gezeigt, die ich jedem Filmbegeisterten und auch sonst jedem Interessierten nur wärmstens ans Herz legen kann, wenn sie mal wieder läuft.

https://de.wikipedia.org/wiki/The_Day_the_Clown_Cried
http://www.zeit.de/kultur/film/2016-02/der-clown-jerry-lewis-ard-dokumentation

Nachdem ich diese Dokumentation gesehen hatte, habe ich nach langer Zeit mal wieder anfangen, nach den verschollenen Filmen der 1970er und der ebenfalls seit Jahren verschollenen Pimpadelic Wonderland-Internetseite zu recherchieren und bin dabei dann in der Wayback Machine fündig geworden. Das ist ein riesiges virtuelles Archiv, in dem verschiedene Versionen von noch aktiven und auch von abgeschalteten Internetseiten aufgerufen werden können.

Hier ist der Link zur dortigen Ausgangsseite für Pimpadelic Wonderland:
https://web.archive.org/web/*/http://www.pimpadelicwonderland.com


Man sieht, dass Versionen der Seite ab dem Jahr 2000 bis in das Jahr 2008 gespeichert wurden, mal mehr, mal weniger.

Weil aber die einzelnen Seiten von Pimpadelic Wonderland aus unerklärlichen Gründen in der Wayback Machine falsch mit der Suchebene verknüpft wurden, war es nicht so leicht, auf die nächste Ebene mit den archivierten Versionen der Seite durchzusteigen. Nach ein paar Klimmzügen hat es dann aber doch noch geklappt, die verschütteten Seiten aus den Tiefen des Archivs wieder auszugraben:
https://web.archive.org/web/20080705051641/http://www.pimpadelicwonderland.com/70s.html



Hier ist der Beginn des umfangreichen Video-Archivs:
https://web.archive.org/web/20080705051349/http://www.pimpadelicwonderland.com/videolibraryAF.html



Und hier beginnt die Auflistung mit den Lost Movies
https://web.archive.org/web/20080605085448/http://www.pimpadelicwonderland.com:80/lost.html



In der Auflistung der TEN MOST WANTED findet man dann wie oben angekündigt auch den unveröffentlichten "The Day the Clown cried" von Jerry Lewis.



Danach habe ich gelegentlich nach dem einen oder anderen Film, der in der Liste der Lost Movies aufgeführt ist, recherchiert und bin schließlich auf diesen hier gestoßen, unter H wie HIM:



Und bei der anschließenden filmbezogenen Suche habe ich dann entdeckt, dass sich da auch ein Thema für diesen Blog verstecken könnte, denn HIM feierte nicht nur in jenem aus Teil 1 des Beitrags vertrauten New Yorker Kino seine Premiere und stand dort auf dem Programm, sondern wurde offenbar auch in New York City gedreht mit einem New Yorker Künstler in der "Hauptrolle".



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LESER/INNEN, DIE AUS RELIGIÖSEN GRÜNDEN DAS INHALTLICHE ERFORSCHEN VON GRENZBEREICHEN NICHT MIT BEGLEITEN MÖCHTEN UND / ODER SOLCHE, DIE BEI SEXUELLEN INHALTEN NUR EINGESCHRÄNKT BELASTBAR BZW. TOLERANT SIND, SOLLTEN AN DIESER STELLE DES BEITRAGS ABSCHALTEN. GLEICHE GILT FÜR LESER, DIE BEIM ANBLICK MÄNNLICHER GESCHLECHTSORGANE DAS DRINGENDE BEDÜRFNIS HABEN, DIE FLUCHT ZU ERGREIFEN.

AUF WIEDERSEHEN!

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TEIL 3 - HIM

Die bei Pimpadelic Wonderland gelistete einzeilige Beschreibung des Films als Gay Porn basierend auf dem Leben von Jesus Christus ist - wie sich weiter unten herausstellt - so nicht ganz zutreffend. Das dürfte aber auch dem Umstand geschuldet sein, dass lange Zeit im Internet und auch draußen jenseits des Internets nur sehr wenig Informationen über HIM verfügbar waren und die für die Erinnerung an den Film wichtige Notiz bei Pimpadelic Wonderland in dieser Phase entstanden ist, in der es in erster Linie Hörensagen gab.




Der Film selbst scheint wirklich verschollen zu sein. So verschollen, dass bis vor wenigen Jahren manche schon behaupteten, es habe ihn gar nicht gegeben, sondern die Geschichte eines Gay Porn Movies über das Leben von Jesus Christus sei in Wirklichkeit nur eine von vielen urbanen Legenden, die sich die Großstadtmenschen an ihren virtuellen Lagerfeuern erzählen würden.

Dass er verschollen ist, könnte unter anderem daran liegen, dass Gay Porn in den 1970ern nur eine kleine Nische innerhalb des gerade erst für öffentliche Aufführung gedulteten Pornogenres gewesen ist, mit nur wenigen Kinos, die diese Filme damals überhaupt vorgeführt haben. Dementsprechend sind auch nur wenige, ggf. nur einzelne Kopien dieser Filme gezogen worden, mit der Folge, dass sie auch schneller verlustig gehen konnten als ein regulärer Kinofilm, der mit ein paar 100 Kopien in den Kinos startete.




Ursprünglich waren überhaupt keine Artefakte mehr aus der Kinospielzeit von HIM verfügbar, was den Mythos, dass es sich dabei nur um eine urbane Legende handelte, unterstützte. Erst als dank der Informationswut des Internets Zeitungsarchive digitalisiert wurden und man bequem vor dem Rechner alte Zeitungen im pdf-Format durchstöbern konnte, sind nach und nach einige Zeitungsanzeigen aus der Jahrzehnte zurückliegenden Vergangenheit aufgetaucht, mit denen der Film während seiner aktiven Spielzeit um die Mitte der 1970er beworben wurde.

Später kam dann noch dieses Photo dazu, das einen unbekleideten Jesusdarsteller zeigt, der ein Kreuz durch eine Stadt schleppt. Es ist allerdings unklar, ob es sich dabei um das einzige erhaltene Standfoto aus dem Film handelt oder ob die Aufnahme vom ehemaligen Lebensgefährten des Darstellers während der Dreharbeiten privat aufgenommen wurde. Manche meinen, dass die Aufnahme in SoHo entstanden sein soll, aber ein konkreter Dreh- bzw. Aufnahmeort wurde noch nicht gefunden. Allerdings soll es die Firma Mutual Screw and Supply wirklich in New York gegeben haben, zumindest solange, bis sie um das Jahr 1980 nach New Jersey umgezogen sein soll.



Bei dem Darsteller des Jesus handelt es sich um einen New Yorker Künstler, der vor allem als Wand(be)maler tätig war, auf den Namen Gustav von Will hörte, aber besser bekannt war unter dem Künstler-Namen "Tava".

Auf dem nachfolgenden Photo sehen wir Tava bei der Schaffung eines seiner Wandgemälde (vermutlich aufgenommen 1980):



Das Wiedererkennungsmerkmal in Tavas Kunst ist nur schwer zu übersehen und bedarf eigentlich nicht einer genaueren Bildbeschreibung.





Tava soll bereits am 15. Januar 1991, also vor mehr als 28 Jahren verstorben sein.

Neben einem Jesusdarsteller brauchte man auch noch einen Regisseur, um den Film herzustellen. Der Regisseur bei HIM soll ein gewisser Ed D. Louie gewesen sein. In der niedergeschriebenen Filmgeschichte ist er nur als Regisseur eines Films bekannt, nämlich HIM, und der ist auch noch verschollen. Auf den Regisseur kommen wir später nochmal zurück.

Mit der Handlung von Erwachsenenfilmen ist das ja so eine Sache, es kann durchaus passieren, dass die Definition von "Handlung" etwas anders ausfällt als in regulären Kinofilmen. Der Vollständigkeit halber habe ich mich entschieden, auch Informationen über die sogenannte Handlung von HIM einzubinden. Wer das nicht lesen möchte, sollte einen kleinen Sprung über den nächsten Absatz  und die nachfolgenden Anstriche machen.

Über die Handlung von HIM ist recht wenig bekannt. Das was an Informationen zusammengetragen werden konnte, stammt vor allem aus verschiedenen Filmrezensionen. Zusammenfassend kann man sagen, dass es in erster Linie nicht um das Leben von Jesus Christus, sondern um einen jungen Mann geht, der eine sexuelle Faszination für Jesus Christus bzw. für das ihm unterstellte gleichgestellte Sexualleben entwickelt hat. Folgende Einzelsequenzen, die im Film erschienen sein sollen, sind überliefert:
  • Zu Beginn des Films sieht man einen Maunzer mit weißem Fell, der einen ganz besonderen prallen menschlichen Leckerbissen abschleckt, auf den die Eröffnungstitel projiziert werden
  • Der eigentliche Hauptdarsteller des Films mit dem Jesus-Fetisch beichtet und beschreibt einem Priester seine gleichgeschlechtlichen Fantasien, die wiederum den Priester nicht völlig kalt lassen, so dass der während der Beichte Hand an sich anlegt. Die Sequenz schließt mit dem Ausspruch des Priesters: "Mein Sohn, jedermann darf seine eigenen Fantasien haben." 
  • Ein Staubsauger wird für Handlungen zweckentfremdet, die der Hersteller nicht auf dem Schirm hatte.
  • Männer betrachten verborgene Körperöffnungen in Spiegeln, Männer messen die Länge von bestimmten Körperteilen mit Linealen, Männer fertigen Gipsabdrücke von ihren Kronjuwelen.
  • Nachdem ungefähr dreiviertel der Laufzeit des Films mit Handlungen verstrichen ist, erscheint der New Yorker Künstler Tava als Jesus Christus. Man sieht ihn ein Kreuz am damaligen Pan Am-Building vorbeitragen (heute Met Life Building). Danach trägt er es durch weitere New Yorker Straßen, bis er vom eigentlichen Hauptdarsteller entdeckt wird, der sich ihm in eindeutiger Absicht nähert. Kirchenglocken erklingen und Sonnenstrahlen blenden das Kamerabild.
  • Später hängt Jesus Christus an einem Stop-Schild in Viertel SoHo im Süden von Manhattan. 
  • Zuletzt gibt es nochmal die bei Erwachsenenfilmen unvermeidlichen Turnübungen, darunter wohl auch eine Sequenz, bei der Tava an ein Kreuz gebunden war und ein anderer Darsteller den Mund recht voll nahm



HIM wurde vermutlich zwischen Herbst 1973 und März 1974 gedreht, wahrscheinlich eher Anfang 1974 als Ende 1973. Seine Filmpremiere hatte HIM am 27. März 1974 im 55th Street Playhouse. Dort war er bis zum 23. Mai 1974 im Programm. Später kehrte er noch zweimal auf die Leinwand des 55th Street Playhouse zurück, einmal im Dezember 1974 und einmal im Januar 1976.



Während des Jahres 1975 war HIM im Bijou Theatre in Chicago (Januar-Februar), im David Theatre in New York (April-Mai), im Penthouse II Theatre in Pittsburg (Mai), im Adonis Theatre in New York (1975-1977) und im Nob Hill Theatre in San Francisco (1975-1976) zu sehen. Weitere Spielorte sollen in Boston, in Ottawa in Kanada sowie in Skandinavien (ca 1978) gewesen sein.




Es kann durchaus möglich sein, dass von HIM nur eine Kopie existiert hat, die jeweils weitergegeben wurde, wenn die Spielzeit abgelaufen war. Auch wenn es sich in den Anzeigen anders liest - als er zwischen 1974 und 1978 noch in den Kinos vorgeführt wurde, war HIM beim Filmpublikum wohl so gut wie unbekannt und wenn er wieder aus dem Programm genommen wurde, was mitunter rasch der Fall war, dann war er auch schnell wieder vergessen.




Die Faszination für diesen Film entstand tatsächlich erst, als er nicht mehr verfügbar war. Das begann ungefähr 1979/1980, als HIM in dem Buch "The Golden Turkey Awards" erwähnt wurde, in dem als besonders schlecht bewertete Filme besprochen und dann häufig doch von den Autoren gefeiert wurden, wie zum Beispiel die Werke eines Ed Wood, die alte Leier von "so schlecht, dass es schon wieder gut ist". Für einen Film allerdings konnten sich die Buchautoren nicht recht erwärmen und das war HIM.

https://en.wikipedia.org/wiki/The_Golden_Turkey_Awards

Er sei ein Paradebeispiel für ein besonders unerotisches Konzept innerhalb des Pornogenres und sie empörten sich, dass es für die schiere Geschmacklosigkeit dieses Films kein vergleichbares Beispiel gäbe. Jene wenigen Schwachmaten, die HIM tatsächlich auf der Leinwand sehen wollten, sollten sich braune Papiertüten über die Köpfe stülpen, wenn sie in das Kino kämen. Die würden dann einerseits ihre Gesichter verbergen, zugleich aber auch ihre Augen bedecken. Es ist allerdings unklar, ob besagte Buchautoren seinerzeit selber Augenzeugen des Films waren oder ihre Erkenntnisse auch nur durch Hörensagen erworben hatten.




Lange, lange Zeit war diese Erwähnung in dem Buch "The Golden Turkey Awards" die einzige bekannte Spur, die auf die Existenz des Filmes verwies.

Der ältere der beiden Buchautoren, Michael Medved, ist schon lange als Politiker tätig und das ganz rechts außen. Die damit verbundene Einstellung, die sicherlich auch schon bei Entstehung des Buches vorhanden war, dürfte durchaus Einfluss auf sein Urteil zu HIM gehabt haben, denn von einem angehenden Rechtsaußen-Politiker kann man kaum eine begeisterte Kritik zu einem Gay Porn erwarten, dessen fragwürdige Handlung auch noch eng mit Priestern und Jesus Christus persönlich verknüpft ist.

Der Umstand, dass außer der Schmähkritik von den Golden Turkeys so gut wie nichts über HIM bekannt war, führte wiederum dazu, dass seine Existenz generell angezweifelt wurde. Dazu zwei Versionen eines Beitrags von einer Urban Legends-Seite (Snopes) zu HIM:




Es wurde auch schon darüber spekuliert, ob der HIM-Regisseur Ed Louie und der bekannte Trashfilmer Ed Wood vielleicht ein und dieselbe Person waren. Das dieses nicht der Fall sein könne, wurde unter anderem damit begründet, dass Ed Wood seine Filme in Hollywood gedreht habe, HIM aber in New York City aufgenommen worden sein soll.

Eine ganz kurze Erwähnung fand HIM noch 1992 in dem Buch "Divine Images - A history of Jesus on the screen" (Roy Kinnard and Tim Davis):



Es ist anzunehmen, dass die Autoren keine Augenzeugen des Films waren, sondern ggf. über Quellen wie das Golden Turkey-Buch oder Hörensagen vom Film erfahren hatten und ihn der Vollständigkeit halber und als skurilles Außenseiterbeispiel mit auflisteten.

Noch eine Erwähnung im Internet, die die Existenz des Films, der auch lange Zeit nicht in Datenbanken wie IMDb gelistet war, grundsätzlich in Frage stellte:



Trotz der weit verbreiteten Existenzleugnung landete HIM Anfang der 2000er in einer Internet-Liste mit unorthodoxen Jesus-Filmen und der Autor rechtfertigte die Erwähnung damit, dass er zwar wüsste, dass der Film eine urbane Legende sein soll, er sich aber noch daran erinnern könnte, einst eine Werbung für den Film in einer Tageszeitung gesehen zu haben.




In den früheren Internetjahren war es dann tatsächlich auch die kurze Notiz auf Pimperdelic Wonderland, die mit dazu beitrug, dass das Interesse am Film erhalten blieb und sogar zunahm und sich einige aufmachten mit der Mission, mehr Informationen über HIM aufzuspüren und zusammenzutragen. Dabei wurden in den noch nicht lange digital verfügbaren Zeitungsarchiven nicht nur Werbeanzeigen entdeckt, sondern auch Filmrezensionen, im Fall von HIM gab es offenbar sogar eine Erwähnung im renommierten Time Magazine.



Hier haben wir eine etwas ausführlichere Rezension von einem David Tipmore, der an Ostern immer etwas Religiöses unternahm. Neben HIM lief noch ein weitere Film namens "The Bible", der wohl aus einer ähnlichen, allerdings heterosexuellen Schublade gezogen wurde. Und der Schreiber erkennt in dem Hauptdarsteller von HIM einen früheren Apartment-Mitbewohner wieder, mit dem er allerdings keine wirklich guten Erinnerungen verbindet. Sie stammt aus einer alten Ausgabe von Village Voice vom 18.04.1974. Village Voice war eine alternative Kunst-Wochenzeitschrift, mit der sich das Fachpublikum in Greenwich Village informierte.


Auch die in den Zeitungsanzeigen gerne auszugsweise zitierte Filmkritik von Al Goldstein vom 29. April 1974 wurde aufgespürt:



Das waren die wilden Siebziger, ich glaube, heutzutage findet man keine Filmrezensenten mehr, die ähnlich saftig zu Werk gehen.

Was sich später auch noch geklärt hat, war der Umstand, dass es in dem Golden Turkey Buch tatsächlich einen Hoax gegeben hat, so wie es die Autoren am Anfang des Buches angedroht hatten (Bei einem der 425 besprochenen Filme handelt es sich um einen Hoax, kannst Du ihn finden?).

Allerdings war der Hoax nicht HIM, wie flächendeckend vermutet wurde, sondern der Film "DOG OF NORWAY". Der Kommentator, der hier schreibt, hatte Kontakt zu den Autoren des Golden Turkey-Buchs (Gebrüder Michael and Harry Medved) aufgenommen und der jüngere hatte ihn über Wahrheit und Hoax informiert:



Ein anderer Beitrag aus dem Internet zur Hoax-Frage:



Interessant fand ich auch den Kommentar hier, in dem der Schreiber mutmaßt, dass sich vielleicht noch eine Kopie des Films in den Giftschränken einer großen Religionsgemeinschaft befinden könnte:



Mehrfach an unterschiedlichen Stellen habe ich gelesen, dass Martin Scorsese im Rahmen der Vorbereitungen zu seinem Film "Die letzte Versuchung Christi" (1988) versucht hat, möglichst viel Filmmaterial mit unterschiedlichen Jesus-Verfilmungen zusammenzutragen und das Suchteam wohl auch auf die Jagd nach HIM angesetzt haben soll:



Auch der eine oder andere Augenzeuge des Films hat sich in den Kommentaren gemeldet, von denen ich exemplarisch ein paar ausgewählt habe. Es besteht natürlich die Gefahr, dass sich da auch Wichtigtuer mit einer plausibel klingenden Phantasie ausgetobt haben könnten, aber wenn nicht, bekommt man noch ein paar zusätzliche Puzzle-Stücke geliefert. Ok, einer der Zeugen ist eher ein Ohren- als ein Augenzeuge, aber immerhin.


















Im vergangenen Jahr war in Bezug auf mögliches Filmmaterial nochmal Bewegung in die Suche gekommen. Kurzzeitig war die Hoffnung aufgeflammt, dass sich vielleicht eine Filmrolle mit HIM im Kinsey Institute befinden könnte. https://en.wikipedia.org/wiki/Kinsey_Institute




Leider konnte die Hoffnung auf das Kinsey Institute letztendlich nicht erfüllt werden.



Im letzten Jahr scheint zumindest der Beweis gelungen zu sein, dass in den 1970ern mehr als eine Kopie von HIM im Umlauf gewesen ist:



Ich springe noch einmal zurück in das Jahr 2015, in dem ein Beitrag zu HIM veröffentlicht wurde, der sich auch mit der Identität des Filmregisseurs Ed D. Louie beschäftigt und dabei einen Bogen zurück zum 55th Street Playhouse schlägt.


Weiter oben hatte ich ja bereits erwähnt, dass der Film "Boys in the sand" von 1971 seine Premiere im 55th Street Playhouse feierte. Im Rahmen eines Internet-Interviews soll der Regisseur von "Boys in the sand", Wakefield Poole, sich zur Identität des mysteriösen Regisseurs von HIM geäußert haben mit folgenden Ergebnissen:

1) Hinter Ed D. Louie steckt nicht der berühmte Trash-Film-Regisseur Ed Wood.
2) Ed Louie war wohl Anfang der 1970er der Manager des 55th Street Playhouse



Der Manager hatte sich durch den finanziellen Erfolg von Pooles "Boys in the sand" wohl dazu hinreißen lassen, es selber als Filmemacher zu versuchen, allerdings zu spät. Zugleich erfahren wir auch etwas zum Niedergang des 55th Street Playhouse, das über keine Klimaanlage verfügte, dafür aber Taschendiebe anzog und die Besucher ausblieben.

Poole scheint auch zu jenen Augenzeugen zu gehören, die HIM gesehen haben, allerdings kann er sich kaum an den Film erinnern und dementsprechend auch keine neuen Informationen zur Sammlung beitragen:



Es ist nunmehr Zeit in die Zielgerade einzusteuern. 

Bis in die Gegenwart 2019 scheint es keinen neuen entscheidenden Durchbruch gegeben zu haben, was das Auffinden von Bildmaterial aus dem  Film angeht, egal, ob es sich um Standbilder, Promotionbilder oder bewegte Bilder handelt. HIM ist weiterhin verschollen, ebenso der Filmtrailer, an den sich auch einige Zeit- und Augenzeugen erinnern konnten. Wie so oft bei anderen verschollenen Filmen wird auch vermutet, dass sich vielleicht noch eine Kopie in einer privaten Filmsammlung befindet und deshalb nicht öffentlich zugänglich ist. Dieser Satz ist gleichbedeutend mit "die Hoffnung stirbt zuletzt". 



Captain Obscurity, der schon lange die Informationen zur Suche nach HIM auf seiner Webseite bündelt, soll die letzten Worte eingeräumt bekommen: 





Links HIM
https://en.wikipedia.org/wiki/Him_(film)
https://www.imdb.com/title/tt1187026/
http://cinematreasures.org/theaters/6376
http://filmthreat.com/uncategorized/in-search-of-the-lost-gay-jesus-film/
http://www.patheos.com/blogs/filmchat/2005/05/the-gay-jesus-movie-hoax-or-fact.html
http://obscurityandbeyond.blogspot.de/2010/02/lost-movie-detective-him-1974.html
https://www.snopes.com/fact-check/gay-jesus-film/
https://lostmediawiki.com/Him_(lost_gay_pornographic_Jesus_film;_1974)
https://web.archive.org/web/20031005161152/http://www.truthminers.com/truth/gay_jesus_movie.htm


Lost Movie Lists:
https://web.archive.org/web/20080605085448/http://www.pimpadelicwonderland.com:80/lost.html
https://filmthreat.com/uncategorized/film-threats-top-50-lost-films-of-all-time/
https://filmthreat.com/uncategorized/the-top-50-lost-films-of-all-time-v2-0/


Wer tiefer in das Thema "Geschichte der Erwachsenenfilme" einsteigen möchte und eine Seite sucht, die qualifiziert und detailliert über dieses Thema berichtet, der findet auf der englischsprachigen Seite THE RIALTO REPORT nahezu alles, was das Herz begehrt:
https://www.therialtoreport.com/

Das, was dort präsentiert wird, ist wahrlich Großes Kino!



Zuletzt möchte ich noch einmal auf die in meinen Augen außerordentlich gut gelungene amerikanische Fernsehserie "The Deuce" hinweisen, die auch Schnittmengen mit dem Beitrag aufweist. Sie wurde in drei Staffeln konzipiert, von der bisher zwei Staffeln (Staffel 1 - 1971; Staffel 2 - 1977) veröffentlicht sind.
https://de.wikipedia.org/wiki/The_Deuce_(Fernsehserie)







Bonustrack:

In der Liste mit verlorenen Filmen bei Pimpadelic Wonderland gab es auch einen Special Request des Autors, der sich mit einem weiteren verlorenen Jesus-Film mit dem Titel "Son of Heatwave" beschäftigte, der zwar kein Erwachsenenfilm wie HIM war, aber die Inhaltsangabe lässt auch auf ein sehr schräges Machwerk schließen:



Das war es. Endlich geschafft :-)
Danke fürs Vorbeischauen, danke für die Aufmerksamkeit!
Ich hoffe, Ihr habt es ohne bleibende Schäden überlebt!

Before the United Nations Headquarter came

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Die Teilnahme von Greta Thunberg am Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York ist auch an mir nicht spurlos vorbei gegangen. Ich bin Greta dankbar dafür, dass sie mich mit ihrer derzeitigen Omnipräsenz auf eine Idee für einen Beitrag gebracht hat, auf die ich bisher noch nicht gekommen bin. 



Das Hauptquartier der Vereinten Nationen steht schon seit beinahe 70 Jahren an der Ostseite von Midtown Manhattan. Baubeginn für die Errichtung des Gebäudekomplexes war im September 1948, fertiggestellt wurde die Anlage im Oktober 1952. 



Die UNO belegt ein Gelände, das östlich der First Avenue am Ufer des East Rivers liegt liegt und sich von der 42nd Street im Süden bis zur 48th Street im Norden erstreckt. 



In der Sendung mit der Maus würde die Entstehung des UN-Hauptquartiers ungefähr so erklärt: Am Rande der Stadt New York war da eine großer Schotterplatz, den haben die Bauarbeiter mit ihren Maschinen ganz platt gemacht...



... dann haben die Bauarbeiter angefangen, auf dem Platz Häuser für die UNO zu bauen:





Als erstes haben sie ein großes Hochhaus gebaut, damit die Menschen, die zur UNO gehören, dort arbeiten können...







... danach haben sie eine große Halle gebaut, in der Menschen aus aller Welt zusammenkommen und miteinander sprechen können. 









So weit, so gut, soweit bekannt. Aber vor Greta habe ich mir noch nicht die Frage gestellt, was da eigentlich vorher auf dem Küstenstreifen stand, bevor die UNO Ende der 1940er begann, ihr Hauptquartier dorthin zu stellen. Ich greife auf die Karten- und Luftbildersammlung von NYCityMap zurück:



Das UN-Hauptquartier auf einem Luftbild von 1996: 



Und hier nun das Luftbild von 1924, das den Bereich des UNO-Hauptquartiers 24 Jahre vor Baubeginn zeigt: 



Zur besseren Vergleichbarkeit habe ich das UN-Gebiet nochmal extra markiert: 



Wir sehen, dass die Fläche, auf der das UNO-Hauptquartier errichtet wurde, zuvor kein Brachland war, sondern dicht bebaut. 

Hier sind zwei Aufnahmen von dem Gebiet, von Süden nach Norden fotografiert:

George Heyer, United Nations Site, 1947, from the collections of the museum of the city of New York




Und nochmal zwei Aufnahmen des Gebiets, von Norden in südliche Richtung aufgenommen:

George Heyer, Look Maganzine, United Nations Site, 1947, from the collections of the museum of the city of New York




Die Senkrechtaufnahme stammt wie gesagt von 1924, die schrägen Luftaufnahmen oben sind in der zweiten Hälfte der 1940er fotografiert worden und um das ganze noch ein wenig zu verkomplizieren, habe ich noch Karten aus dem Bromley-Stadtatlas von 1930 gewählt, die zeitlich dazwischen liegen. Vielleicht können wir aber trotzdem das eine oder andere über die Gebäude herausfinden. 





Das Bildmaterial, welches uns näher in das verlorene Viertel hineinlässt, ist leider nicht besonders umfangreich, da es dort wohl auch nicht soviel aufregendes zu fotografieren gab. Ich schlage vor, dass wir oben bei der 48th Street anfangen und uns dann nach unten durcharbeiten.

Bild 1 ist 1930 aufgenommen worden und zeigt den Blick die First Avenue hinunter Richtung Süden ab südlich der 49th Street. In einiger Entfernung sieht man rechts im Hintergrund Tudor City und auf der linken Seite die Bebauung östlich der First Avenue, dort wo 18 Jahre später der Bau des UNO-Hauptquartiers begann. 



Bei dem Gebäude mit dem markanten Kuppelturm handelt es sich um einen Schlachthof, um Wilsons Slaughter House, gelegen an der First Avenue zwischen 46th und 45th Street. 



Als nächstes gehen wir ein Stück in die 48th Street hinein, wo sich an der Nordseite die Hausnummern 405 bis 409 befinden, die hier im März 1928 fotografiert wurden:



Garage trifft es als Beschreibung wohl ganz gut und auch der rechts nebenan liegende Hof kann auf der 1930er-Karte nachvollzogen werden. 



1924 scheint die Garage schon gestanden zu haben, aber das Dach war aus einem Material, das die Sonne offensichtlich stark reflektiert hat.



Die folgende Ansicht, die ich auch als Titelbild für den Beitrag verwendet habe, wurde um das Jahr 1931 aufgenommen und zeigt die Südostecke der Kreuzung First Avenue / 47th Street. 



Bei dem L-förmigen Gebäude, das den größten Teil des Fotos beherrscht, handelt es sich laut Bildbeschreibung um ein Wohn- und Mietshaus. Ich bin da nicht ganz von überzeugt, meiner Meinung nach könnte das ggf. auch ein zusätzliches Gebäude des Schlachtereibetriebs auf dem nächsten Block südlich sein. Denn auf der Karte von 1930 ablesbar und durch das Hinweisschild auf dem Dach (W und Co) ergibt sich, dass das Gebäude offenbar zu der Schlachterei Wilson gehört, die mit ihrem Haupthaus rechts außen in das Foto hineinragt. 



An der First-Avenue-Front reiht sich eine Gruppe kleinerer Grundstücke auf, die unter anderem ein Lunch-Restaurant...



.... eine Autolackiererei und einen Händler für Reifen und Batterien Unterkunft bieten. 



An der Nordostecke der folgenden Kreuzung meine ich eine Shell-Tankstelle zu erkennen.



Ganz links außen im Hintergrund sieht man noch einen Teil der Petroleum Heat and Power Company, die sich auch noch mit auf dem Block an der 47th Street befindet. 




Das L-förmige Gebäude der Wilson Company und jene der Petroleum Heat and Power Company kann man auch auf dem 1940er-Foto wiederfinden. 



Das L-förmige W and Co - Gebäude lässt sich auch auf dem 1924-Luftbild identifizieren:




Auf dem nächsten Foto sehen wir die Hausnummern 403-407 East 47th Street, aufgenommen im März 1928. 



Auf der 1930er-Karte sieht man, dass sich die Häuser unweit der Nordostecke der Kreuzung First Avenue / 47th Street befinden. 



Auf dem 1940er-Foto müsste es sich um die markierten Gebäude handeln: 



Ebenso auf dem 1924er-Luftbild:



In der Mitte des Gebäudekomplexes ist eine Beschriftung im Mauerwerk angebracht...


... die ich aber kaum entziffern kann. Das mittlere Wort könnte MEAT sein, was ja in die Umgebung passen würde.

Rechts außen sieht man die Tür zu einer Lokal oder Laden namens MAVIS. Links von der Tür ist eine Coca Cola - Reklame angebracht. 



Rechts oben sieht man - teilweise von der Sonne verblendet - ein Reklameschild an der Mauer, das auf einen Möbelhandel schließen lässt (FURNITURE).



1932 wurde dieses schlichte Holzhaus an der Adresse 421 East 47th Street aufgenommen:


Das Hochhaus, das wie eine Photobomb so vorwitzig von hinten ins Bild lugt, ist der Beekman Tower an 3 Mitchel Place, der nur unweit nördlich des UN-Geländes steht. 

Ich habe die drei Häusernummern, die hier ins Bild geraten sind, mal gelb auf der 1930er-Karte markiert. Nummer 421 war noch nicht eingezeichnet, was bedeuten könnte, dass entweder Holzhäuser nicht in die Karten aufgenommen wurden, sondern nur Steinbauten oder das das Holzhaus erst nach der Zusammenstellung der 1930er-Karte errichtet wurde. 



So oder so scheint die Nachfrage nach dem Holzhaus nicht allzu groß gewesen zu sein, denn es wurde zum Zeitpunkt der Aufnahme zur Anmietung angeboten.



Dazu passt dieser Panoramablick in die 47th Street Richtung Osten, auf dem man neben dem Holzhaus an 421 links im Bild auch nochmal die Petroleum Heat and Power Company auf der rechten Seite wiedersieht, zu erkennen an dem doppelten Schornstein.




Die 47th Street verteilt sich auf zwei Karten, auf denen ich die Gebäude auf dem Foto 10 Jahre vor der Aufnahme gelb markiert habe:




Wie man auf Foto und Karte sieht, gehört das Gebäude am Kopfende der Straße zur LeHigh Valley Company und ist zur Hälfte auf den Pier und zur Hälfte im 90 Grad Winkel in den Straßenzug gebaut. 



Schon auf dem 1924-Luftbild ist die besondere Gebäudekombination von LeHigh Valley gut im rechten Teil des Bildausschnitts zu erkennen.




Die Garage am Ende der Straße links ist ebenfalls in die 1930er-Karte eingezeichnet.




Die nächste Aufnahme von der Südostecke der Kreuzung First Avenue / 47th Street hatten wir vorher in der Art schon einmal, allerdings früher. Diese hier ist von 1939, die erste war von ca. 1931.



Die Shell-Tankstelle rechts außen existiert 8 Jahre später noch...



... auch mit Autozubehör wird immer noch fleißig gehandelt...


... aber im direkten Vergleich stellt man fest, dass der Diner links außen verschwunden ist (oben 1939 unten 1931).



Wir wechseln eine Straße weiter nach Süden. Die erste Aufnahme entstand in der 46th Street und blickt auf den Nordteil der Straße. 



Das L-förmige Haus von Wilson and Company, das wir schon von der 48th Street her kennen, sehen wir jetzt von der Rückseite und stellen fest, dass hier die Fassadenbemalung deutlich aufwändiger und mit mehr Werbebannern versehen ist als bei dem Richtung Norden zeigenden Gebäudeteil. 

Das schlichte Gebäude mit der Tor im Erdgeschoss, den vier Fenstern darüber und dem angebauten Schuppen / Pferdestall (?) in östliche Richtung sehen wir auf dem nächsten Foto aus dem Jahr 1932 noch einmal, dieses Mal von Westen nach Osten fotografiert. 



Aus diesem Werbeschild auf dem 1932er-Foto werde ich nicht schlau, das sieht eher nach Golf aus...



... aber dieser Bildausschnitt aus dem 1928er-Foto zeigt einen Mann, der ein Pferd am Halfter hält:



Das könnte auf einen Pferdestall oder auf einen Hufschmied hindeuten, dafür würde ggf. auch das Hufeisen an der Wand sprechen.

Die 1930er-Karte verzichtet auf die Darstellung der Schuppen und zeigt nur das dreistöckige "Haupthaus". 


Das "Haupthaus" kann man auch schon 1924 erkennen, beim Schuppen bin ich dagegen ziemlich skeptisch.



Im Jahr 1934 wurden die nächsten zwei Fotos aufgenommen, die das L-förmige Wilson and Co - Gebäude von der 46th Street / First Avenue aus zeigen. 



Rechts im Vordergrund ist wieder die Shell-Tankstelle oder der Shell-Autohandel. Dahinter sieht man erneut das L-förmige Wilson and Co-Gebäude. Auch der seltsame Kasten mit dem runden Loch auf dem Dach des westlichen Gebäudeteils ist gut zu erkennen. 


Als Teil der Tankstelle kann man jetzt auch noch eine Autowaschanlage erkennen. 

Foto 2 richtet den Fokus mehr auf das L-förmige Gebäude von Wilson and Co.



Auf weitere Quervergleiche verzichte ich jetzt, weil wir dieses Gebäude ja schon im Zuge der 47th Street unter die Lupe genommen haben. 

Von 1939 stammt diese Aufnahme mit Schwerpunkt auf der Shell-Tankstelle und mit Blickrichtung nach Norden. Im Hintergrund sehen wir wieder den Beekman Tower. 



Die Waschanlage ist scheint vergrößert worden zu sein, sie nimmt jetzt ein Großteil der östlichen Grundstücksgrenze ein. Besser sieht man das auf den kommenden beiden Fotos von 1939 und 1940:




Noch eine Veränderung: der komische Kasten auf dem L-förmigen Gebäude ist verschwunden. 

Etwas Neues bietet die folgende Aufnahme, die von der Fifth Avenue / 45th Street aus aufgenommen wurde und das mutmaßliche Haupthaus der Wilson and Co. zeigt, also jenes Gebäude mit dem markanten Kuppelturm. Neben dem Turm haben auch die beiden Wasserbehälter hohen Wiedererkennungswert. Unten links kann man die Shell-Tankstelle erkennen.



Die Karte von 1930 zeigt, das fast der gesamte Straßenblock von Gebäuden der Wilson and Co bedeckt ist, eingezeichnet als "Wilson and Co Slaughter House"



Hier sehen wir das Schlachthaus von Wilson and Co auf den Luftbildern aus den 1940ern:




Und auch 1924 ohne größere Schwierigkeiten wiederzufinden:




Im Anschluss gibt es eine Erkenntnislücke, denn in der Sammlung der NYPL sind für die 45th Street, die 44th Street und die 43rd Street keine Bilder östlich der First Avenue überliefert, die ähnlich interessante Einblicke in die Vorgeschichte des UNO-Geländes gebracht hätten wie bei den Straßen oben.

Hier haben wir aber zumindest noch das untere Ende des UNO-Geländes mit der 42nd Street, die 1940 so fotografiert wurde:



Damals noch typisches, leicht abschüssiges Hafengelände runter zum East River und mit Brooklyn im Hintergrund auf der anderen Flussseite. Markant ist das größere Gebäude links im Bild an der Nordostecke der Kreuzung First Avenue / 42nd Street mit den großen Werbebannern an der Fassade.



Hier schließlich noch ein Blick auf das Gelände südlich der 42nd Street:



Auf der vom Süden her aufgenommen Panoramaaufnahme erkennt man das Gebäude mit den Werbebannern unschwer in der Mitte unten:



Schon 1928 entstand diese Photographie, die ebenfalls ganz unten ganz im Osten der 42nd Street aufgenommen wurde und eine unbekannte und unspektakuläre Seite dieser bekannten und abschnittsweise glamourösen Straße zeigt:



1937 vom East River hinauf zur First Avenue fotografiert wurde die nächste Aufnahme, links sieht man die Gebäude an der Südseite der 42nd Street und im Hintergründe die bekannten Hochhäuser, die Tudor City zugerechnet werden:



Hier haben wir noch ein Hochhaus von Tudor City und das Chrysler Building im Hintergrund und die Nordseite der 42nd Street vom East River aus gesehen mit dem Haus mit den Werbebannern wahrnehmbar in der linken Bildmitte:



Und schließlich noch ein Blick auf die Südostecke der Kreuzung First Avenue / 42nd Street mit einem noch südlicher gelegenen Kraftwerk im Hintergrund:



Dieses Kraftwerk findet man auch auf der nach Süden hin gerichteten Panoramaaufnahme des Geländes im Bildhintergrund wieder, ebenso wie die Tudor City-Hochhäuser:



Und mit dieser 1928 vom Süden her entstandenen Aufnahme des Geländes rund um die Kreuzung 42nd Street / First Avenue im Vordergrund möchte ich den Beitrag aufklingen lassen:



Wegen der hohen Dichte an Schlachthäusern und Viehställen trug das Gelände, auf dem nach dem zweiten Weltkrieg der UNO-Gebäudekomplex errichtet wurde, in seiner weniger bekannten Vergangenheit den wenig schmeichelhaften Spítznamen "Blood Alley".

Und "Blood Alley" war zweifellos jenes Gelände, durch das wir gerade einen Rundgang gemacht haben, der nun hier unten an der 42nd Street endet.

Danke fürs Vorbeischauen, danke für die Aufmerksamkeit.


Links:


Walking in the Rain in Manhattan

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Im Moment bin ich wieder im Festival-Modus und befinde mich deshalb in Italien. Dank eines netten Tipps von einer langjährigen Stammleserin kann ich aber zumindest ein Überbrückungsprogramm schalten, mit dem man schön eine kleine einstündige Reise in die Stadt am Hudson River unternehmen kann. Mehr Zeitgeschichte als Geschichte, aber trotzdem geeignet, um das Fernweh ein bisschen zu bekämpfen. Danke Andrea :-)

The Unbuilt City - Part 2

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Einer der Themenschwerpunkte hier im Blog sind sicherlich Beiträge über die "Lost Buildings", also Gebäude, die einst in New York gestanden haben, aber schon vor längerer oder langer Zeit aus unterschiedlichen Gründen verschwunden sind. Und dann gibt es noch eine vielleicht verwandte Kategorie, die in eine nahe gelegene Schublade zu sortieren sind, weil sie auch Lost sind, allerdings mit dem Unterschied, dass sie nur auf dem Papier existiert haben, aber nie Realität geworden sind. 

Gelegentlich hat in den vergangenen Jahren ein Gebäude dieser besonderen Kategorie Erwähnung hier im Blog gefunden. Vor eineinhalb Jahren habe ich dann mal einen größeren Beitrag zum Thema geschrieben: 

Im sozialen Netzwerk von Facebook tummeln sich zahlreiche Gruppen mit historischen Bildern von New York City. Und wenn man sich dort als Mitglied eingetragen hat, bekommt man immer mal wieder Alternativvorschläge für ähnliche Gruppen, bei denen man auch noch Mitglied werden könnte. In den letzten Monaten wurde mir irgendwann die Facebook-Gruppe "Unbuilt New York" vorgeschlagen, in der schon seit längerem Material zu genau dem oben beschriebenen Thema zusammengetragen wird. Und da möchte ich heute mal einen Blick drauf werfen. 

Facebook-Gruppe Unbuilt New York:


Das erste Beispiel ist direkt mal kein Gebäude, sondern eine größere städtebauliche Maßnahme, die für den Stadtteil Brooklyn entworfen wurde. Stark von (süd)europäischen Großstädten inspiriert war die Idee, einen Piazza del Popolo einschließlich Obelisk dem Stadtgebiet von New York City hinzuzufügen. Ausgedacht wurde dieser massive Eingriff in die städtebauliche Substanz durch Whitney Warren im Jahr 1905. 

Ich habe mal nachgeschaut, wie es dort heute tatsächlich aussieht, als Orientierungspunkte dienen die Brooklyn Bridge und die Manhattan Bridge, die auf der Zeichnung oben von Manhattan im Hintergrund nach Brookyln im Vordergrund hinüberführen und in den Piazza del Popolo münden.

google maps


Ich gehe nochmal etwas näher heran an den mutmaßlichen Mündungspunkt der Brückenab- bzw. -auffahrten und den Ort, an dem der kreisrunde Platz in das Häusermeer von Brooklyn gefräst worden wäre: 



Die heutige Bebauung kommt mir jetzt nicht so spektakulär vor, es ist denkbar, dass mit dem Piazza del Popolo ein Ort von größerem Wiedererkennungswert geschaffen worden wäre als das, was man in der Realität vorfindet. 

Wo ich gerade den Cadman Plaza Park links im Bild sehe:



Für den gab es 1945 die Idee, dort einen Erinnerungsort für den Krieg einzurichten (War Memorial). 



Allerdings handelt es sich nur um einen von 243 Gestaltungsentwürfen, umgesetzt wurde ein anderer Entwurf:



Der Park wurde nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gelände eingerichtet, auf dem früher einmal die Betriebsanlage der Hochbahn in Brooklyn stand. 

1936 - By Works Progress Administration - U.S. Works Progress Administration, Five Boroughs Project. Photo scanned by the New York Public Library with Digital Image ID 707312F. The source information is on the verso., Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1696560

Ich bin mir sicher, dass über dieses Foto auch schon mal irgendwann geschrieben habe, konnte den Beitrag aber nicht wiederfinden auf die Schnelle. 

Dafür kann ich noch einen zweiten Entwurf für das Brooklyn War Memorial anbieten, der ebenfalls nicht realisiert wurde und einen Cenotaphen (Scheingrab) zeigt mit einer reflektierenden Wasserfläche davor und einem Lichstrahler auf dem Dach:



mehr zum Cadman Plaza 


Kommen wir nochmal zu "in das Häusermeer hineinfräsen". Da gibt es ein weiteres interessantes Beispiel, dieses Mal in Midtown Manhattan an einem Ort, der dank des in der Nähe stehenden Empire State Buildings nicht unbekannt sein dürfte. 



Wir schauen hier auf Höhe der 30th Street vom Westen her auf Midtown Manhattan. Im Vordergrund die Gleisharfe des Bahnhofes Pennsylviania Station, als Orientierungspunkte weiterhin das Post Office (PO), die bis ca. 1963 überirdische Pennsylvania Station (PS), dahinter das Hotel Pennsylvania (H) und dahinter das Empire State Building (E):



Was hier in Ost-West-Richtung und umgekehrt auf Höhe der 30th Street durch Manhattan verlaufen sollte, war der nicht gebaute "Mid-Manhattan Expressway" (Interstate 495). Treibende Kraft dahinter in den 1950ern war der berühmt-berüchtigte New Yorker Stadtplaner Robert Moses. 

Hier sind noch zwei Ideen zu einer möglichen Umsetzung: 




Und eine alternative, etwas zurückgenommene Version des Expressways quer durch Midtown Manhattan:




Hier die Wirklichkeit mit denselben Gebäuden markiert, Empire State Building, Hotel Pennsylvania und Post Office sind noch da, anstelle der Pennsylvania Station befindet sich allerdings seit mehr als 50 Jahren die vierte Version des Madison Square Gardens mit dem Bahnhof unterirdisch darunter. 



Auch die Gleisharfe des Pennsylvania Station-Bahnhofes ist noch vorhanden, allerdings inzwischen schon zu größeren Teilen unter dem Hudson Yards-Bauprojekt verschwunden, wie man sieht. 

mehr zum Mid-Manhattan Expressway:


In etwa der gleiche Ort, aber ungefähr 50 Jahre früher und eine andere Baustelle. Von 1908 stammt der folgende Entwurf der Architekten Howells und Stokes für das Uptown Terminal der McAdoo Tunnels an der Kreuzung 6th Avenue und 33rd Street am Herald Square / Greeley Square. 



Das Bild ist auf den ersten Blick etwas schwer zu interpretieren. Wir schauen hier vom Osten her auf den Herald Square, die Häuser auf der Ostseite des Squares sind quasi unterschlagen, seine Abbildung beginnt quasi erst mit der Hochbahntrasse entlang der Sixth Avenue und mit der Station am südlichen Teil des Platzes, dem Greeley Square. Hinter dieser Station erhebt sich auf der Westseite das Terminalgebäude, im Vordergrund rechts sieht man das Kaufhaus Gimbel's.

Eine Aufnahme vom Kaufhaus Gimble's (in der Mitte) und der Hochbahnstation an der 33rd Street, entstanden vermutlich so um die vorletzte Jahrhundertwende:



So spektakuläre Gebäude scheinen südlich vom Gimbel's damals nicht gestanden zu haben, dort wäre dann wohl der Eingang zum Termin hingesetzt worden. Hier haben wir nochmal eine weitere Aufnahme, entstanden ca. 1920 von einem etwas höheren Standort aus: 



Die McAdoo Tunnels sind Teil eines umfassenden unterirdischen Bahnsystems, das in Nord-Südrichtung im Untergrund von Manhattan verläuft und Verbindungen unter dem Hudson River zur New Jersey-Seite unterhält. 

Das Tunnelsystem war ein unterirdisches Mammut-Bauwerk, an dem von 1874 bis 1906 gearbeitet wurde. Die nachfolgende Karte aus der Zeitung "San Francisco Call" in der Ausgabe vom 09.12.1906 vermittelt einen ungefähren Eindruck davon, was dort seinerseits geschaffen wurde:



Prominentes Beispiel für einen oberirdischen Teil dieses Bahnsystems sind die Hudson Terminals, die einst dort standen, wo sich heute das Gelände des World Trade Centers befindet: 

Thaddeus Wilkerson, Hudson Terminal Building, ca. 1910, from the collection of the museum of the city of New York


Hier die Hudson Terminals nochmal im San Francisco Call vom 09. Dezember 1906:


Der Bahntunnel aus New Jersey, der hier auf Manhattan trifft, ist heute noch unter dem World Trade Center in Betrieb, vielleicht hat der eine oder andere, der dort war, schon mal die Schilder zu den PATH Trains wahrgenommen (PATH = Port Authority Trans Hudson). Früher lief PATH unter dem Namen H&M für Hudson and Manhattan Railroad. 


Ebenso sieht man einen zweiten, nördlicher gelegenen Tunnel unter dem Hudson River hindurch, der auf Höhe der Christopher Street auf Manhattan trifft und dann nach einem scharfen Knick unter der 6th Avenue nach Norden weiterverläuft, bis hinauf zur 33rd Street. 

Ich denke, dass das Uptown Terminal den Gebäude-Giganten vom Hudson Terminal im Süden ein adäquates Kontergewicht am Nordende der Anlage entgegensetzen sollte. 


Tatsächlich ist am Herald Square aber kein spektakulärer Gebäudegigant errichtet worden. Das einzige, was ich hierzu an Bildmaterial finden konnte, ist diese historische Aufnahme vom realitiv unspektakulären Zugang zu der unterirdischen Bahnanlage am Herald Square rechts im Bild: 


Tatsächlich täuscht die Aufnahme vom Greeley Square Park aber darüber hinweg, was sich an diesem Ort tatsächlich im Untergrund abspielte. 

Dieser Querschnitt vom Über- und Untergrund am Herald Square wurde 1935 von Arthur Weindorf gezeichnet und zeigt eine Fülle von unterschiedlichen U-Bahn- und Bahnlinien, die neben der Hochbahntrasse den Herald Square passieren:



Links zur 33rd Street Station und den McAdoo Tunnels:


Ein weiteres Beispiel für einen nicht realisierten Monumentalbau in Manhattan ist dieser Entwurf für die Riverside Church, die im Nordwesten von Manhattan errichtet wurde:



Er stammt von berühmten Architektenbüro McKim, Mead and White und stammt aus dem Jahr 1925. Die Idee, eine Kirche im Erdgeschoss mit einem Apartmenthaus unter einem Dach zu kombinieren, stieß allerdings beim Bauherrn J.D. Rockefeller nicht auf Gegenliebe. Der wollte, dass man in erster Linie die Kirche und nicht das Apartmenthaus wahrnahm, weshalb von der Kombination Abstand genommen wurde. 

Das, was dann tatsächlich ab 1927 am Riverside Drive auf Höhe der 122nd Street gebaut und Anfang der 1930er fertiggestellt wurde, war dann eher ein klassisches Gotteshaus als ein Wolkenkratzer:

Samuel Gottscho, Riverside Church, General view from west, 1931, from the collection of the museum of the city of New York


Die Kirche steht heute noch an dieser exponierten Stelle in der Nähe des Hudson Rivers. Das zugehörige Funktionsgebäude ist dann doch etwas kleiner ausgefallen als in dem oben vorgestellten Entwurf:


Ich schließe aber nicht aus, das Interchurch Center auf der anderen Straßenseite noch mit zur Riverside Church gehört, wäre ja im wahrsten Wortsinn naheliegend:



mehr zur Riverside Church:


Zum nächsten Objekt müssen wir nur einen Steinwurf weit gehen. Das Monument für General Ulysses S. Grant, dem Oberbefehlshaber des Heeres der Nordstaaten im Amerikanischen Bürgerkrieg und 18. Amerikanischen Präsidenten wurde direkt um die Ecke errichtet, allerdings schon 30 Jahre eher.



Hier eine Aufnahme von der Einweihung des Monuments im Jahr 1897:

Grand Monument Dedication, 1897, from the collection of the museum of the city of New York


Auch hier hat es vielfältige Ideen gegeben, von letztendlich dann nur eine in die Wirklichkeit umgesetzt wurde. 

Diese stammt von Napoleon LeBrun:




Eine Idee von Charles W. Clinton:




Und schon etwas weiter entfernt vom Ergebnis ist dieser Entwurf von Carrere und Hastings:




Doch auch der realisierte Entwurf wurde aus Kostengründen nicht vollständig umgesetzt, denn eigentlich war noch vorgesehen, eine prachtvolle Treppe hinunter bis zum Hudson River zu bauen einschließlich eines Anlegers für Dampfschiffe. 




Lt. Bildschreibung war General Grants Grab im frühen 20. Jahrhundert eine bei Touristen höchstbeliebte Sehenswürdigkeit in New York, was sicherlich auch daran lag, dass damals noch viele Besucher den General zu Lebzeiten gekannt hatten. Anfang der 1930er kam dann das Empire State Building und das Grab des Generals musste die Pole Position räumen.

mehr zum General Grant National Memorial:


Und nochmal bleiben wir in der Nähe, denn nur zwei Steinwürfe von der Riverside Church und dem General Grant Memorial entfernt liegt der Campus der Columbia University entfernt:



Anfang der 1970er hatte I.M. Pei die Idee, die Optik des durch eher klassische Gebäude geprägten Universitätsgeländes durch zwei moderne Hochhäuser aufzulockern: 



Diese Idee wurde zum Glück nicht realisiert. Allerdings ist die Südwiese (South Lawn) vor dem Gebäude mit den markanten Säulen mit Zelten (?) bedeckt worden:



mehr zur Columbia University:


Als in der ersten Hälfte der 1970er das World Trade Center und später auch der Sears Tower höher am Himmel kratzten als das Empire State Building, hat man in New York wohl mal kurz darüber nachgedacht, dem Hochhausklassiker ein paar zusätzliche Etagen aufzuschultern und ihn wieder zum höchsten Gebäude auf der Welt zu machen. Die Idee wurde dann aber aus Kostengründen wieder verworfen:



Zum Abschluss möchte ich nochmal in den Süden von Manhattan springen und in die Nähe des New Yorker Rathauses (City Hall):



Dieser Entwurf für ein New Yorker Civic Center stammt von Richard W. Rummell und ist auf ca. 1903 datiert. Durch das Civic Center wären eine Reihe von älteren Gebäuden, die nördlich von der City Hall stehen, reif für den Abriss gewesen. 

Tatsächlich wurde die Idee, die dahintersteht, ungefähr 10 Jahre später in räumlicher Nähe mit dem Bau des Municipal Buildings in die Tat umgesetzt worden: 



Auch für das Municipal Building mussten sicherlich eine ganze Reihe von Gebäuden weichen, mit Blick auf den Standort aber vermutlich eher kleine Wohn- und Geschäftshäuser und keine Gerichtsgebäude oder Zeitungsredaktionen.

Und so durfte der Gebäudeklassiker namens "Tweed Courthouse" bis heute hinter dem New Yorker Rathaus stehenbleiben und musste nicht dem Civic Center oder anderen Projekten weichen. 



mehr über Tweed Courthouse und Municipal Building:


Wenn Ihr einen Facebook-Anschluss habt, schaut gerne mal in dieser großartigen Gruppe vorbei, von der ich nur einen kleinen Teil vorgestellt habe:


Danke fürs Vorbeischauen, danke für die Aufmerksamkeit.



Comparing Old and New

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Nachdem jetzt schon wieder eine ganze Reihe von Wochen ohne Aktivität vergangen sind, ist es an der Zeit, mit einer neuen Folge von Comparing Old and New nach New York City zurückzukehren.


Weitere Folgen von COaN findest Du hier: 


Ich glaube, ich muss noch nicht mal großzügig ein Auge zukneifen, wenn ich das Jahr 1980 noch den ausgehenden 1970ern zuordne. In diesem Jahr ist die Aufnahme oben entstanden, an derMündung von Market Slip und South Street. Fotografen waren Brian Rose / Edward Fausty.

Auf einen oberflächlichen Blick hin kann man bereits erkennen, dass das Foto in der Nähe von einer der großen Brücken über den East River entstanden ist, die im Hintergrund die ganze Breite der Aufnahme einnimmt. 

google maps


Die Karte zeigt, dass der Aufnahmeort in Steinwurfnähe zum East River lag, zwischen den beiden südlichen Brücken Brooklyn Bridge. Da die Brooklyn Bridge zu markant zum Verwechseln ist, kann es sich bei der Brücke im Hintergrund eigentlich nur um die Manhattan Bridge handeln. 



Hier haben wir die 3-D-Ansicht bei Google Earth. Die South Street ist hier nicht benannt, liegt aber quasi schräg unter dem höhergelegten FDR Drive, dort, wo das rote Kreuz zu sehen ist. Blickrichtung zur Brücke. 

Es sieht so aus, als ob jene Kulisse, die 1980 im Bildvordergrund festgehalten wurde, für den Bau des Murry Bergtraum Softball Fields weichen musste, das Teil einer in Downtown Manhattan ansässigen High School ist.
https://en.wikipedia.org/wiki/Murry_Bergtraum_High_School




Es fällt bei einem genaueren Hinblicken auf, dass zu der Manhattan Bridge nicht nur jene Konstruktion gehört, die auch ein Laie als Teil der Hängebrücke identifizieren kann, der zur Manhattan-seitigen Auf- und Abfahrt führt. Nein, auch ein gemauerter und ornamentierter Auflieger für die Hängebrücke ist mit ins Bild geraten, den man auch für ein reguläres Bauwerk im Hintergrund hätte halten können. 




Hier nähern wir uns über die South Street vom Süden her dem Mündungspunkt Market Slip / South Street an. Rechts ist jetzt gut der höhergelegte FDR-Drive zu erkennen.




Ein paar Ex-Mitreisende von der New York Tour im Jahr 2010 können sich vielleicht noch erinnern, dass wir uns unweit von hier über eine längere Zeit unter dem FDR-Drive aufgehalten haben, um Blaue-Stunde-Fotos von den beiden Brücken zu machen. 



Ein paar Schritte nach Norden und wir blicken auf den Aufnahmeort des Ausgangsfotos von 1980. Im Hintergrund ist jetzt auch die gemauerte Brückenauflage gut zu erkennen. 



Die am Mauerwerk eines unsichtbaren Hauses befestigte Unterstellmöglichkeit, die bereits 1980 links im Bild verewigt wurde, ist heute noch vorhanden:



Die Perspektive im Street View ist nicht ganz die gleiche, aber ungefähr lässt sich das Foto von 1980 dann doch rekonstruieren:




Beim Bau des Softball-Feldes (oder vielleicht schon vorher) mussten u.a. Gebäude weichen, die zu einer Altmetallfirma / einem Schrotthändler gehörten: BASIC SCRAP METAL.



Da wächst die Lust, die historischen Bildersammlungen dahingehend zu befragen, was früher an diesem Ort gestanden hat. Bevor ich das erste historische Foto zeige, möchte ich kurz die South Street noch ein Stück in Richtung Brücke hinaufgehen und mich dann umdrehen nach Süden, um auf jenes Gebäude zu blicken, an dessen Mauerwerk der Unterstand für Fußgänger aufgehängt ist. 



Man sieht, es ist nach Süden hin ziemlich lang, Richtung Westen recht schmal mit vier Fenstern pro Etage in zwei Gruppen und ungefähr 6 Stockwerke hoch. 



Dieser Bildausschnitt einer Aufnahme von 1932 zeigt, dass das Gebäude seinerzeit bereits dort gestanden hat. Sogar der Unterstand ist schon vorhanden gewesen, möglicherweise, um zwei Lieferanteneingänge zu schützen. 

Allerdings war das Gebäude 1932 noch relativ neu, den 9 Jahre vorher im Jahr 1923 wurde an dieser Stelle noch ein anderes Gebäude fotografiert. Im Bildhintergrund sieht man hier einen Teil der Brooklyn Bridge:



Zurück ins Jahr 1932, hier ist die vollständige Aufnahme von der Umgebung der Mündung Market Slip / South Street:



Im Vordergrund rechts sieht man die damalige Bebauung auf dem Straßenblock, auf dem sich heute das Softball-Feld befindet. Es wäre möglich (4 Fenster pro Stockwerk), dass das Gebäude an der Nordwestecke der Mündung auf dem Foto von 1932 das gleiche ist, das man auch auf dem 1980er-Foto sieht. Allerdings war es dann in den knapp 50 Jahren zwischen den beiden Aufnahmen schon einigen Veränderungen unterworfen:




Der Fotograf hat 1932 noch mehr als eine Aufnahme der Umgebung gemacht, auch die anderen zwei Aufnahmen möchte ich nicht vorenthalten, zumal sie alle drei mit dem historischen Financial District eine grandiose Hintergrundkulisse zeigen:




Was einem hier ziemlich ins Auge springt ist die Gebäudewerbung im Vordergrund "CHILDREN CRY FOR (...) Fletcher's CASTORIA". Mir ist unklar, ob CASTORIA an genau dieser Stelle hergestellt oder die lange Mauer einfach nur für eine überdimensionale Reklame genutzt wurde.

Wenn man genauer in das Foto hineinblickt, entdeckt man noch eine zweite CASTORIA-Werbung, die ein paar Blocks weiter südlich an eine Gebäudefassade gepinselt wurde.



Bei Fletcher's Castoria handelt(e) es sich um einen medizinischen Sirup, ein Abführmittel für Kinder. Wer sich den Wiki-Eintrag durchliest, wird feststellen, dass die Firma einst auf sehr präsente Werbung gesetzt hat, was die Vermutung nahelegt, dass das Produkt nicht in dem Gebäude im Bildvordergrund hergestellt wurde, sondern dieses wirklich nur ein Werbungsträger war.


Wenn noch Fragen offen sind, kann man sich ggf. auch noch in diesen Kurzfilm stürzen:



Zurück zum Thema. Was die 1932er-Aufnahmen auf jeden Fall verraten haben, ist, dass der Straßenblock nördlich vom Market Slip und westlich der South Street einst dicht bebaut war.

1934 blicken wir vom Süden her auf den Block:


In der Bildmitte erkennen wir, dass die CASTORIA-Reklame nicht nur die Nord- sondern auch die Südseite des Gebäudes geschmückt hat. Diese Aufnahme ist aber auch im Hinblick auf das Ausgangsfoto nochmal hochinteressant.

Es hat für mich den Anschein, dass zum Zeitpunkt der Aufnahme 1980 die alte Bebauung gerade vom Block entfernt wurde. Was jedenfalls für mich feststeht, ist, dass das Gebäude an der Ecke auf den Fotos von 1932, 1934 und 1980 dasselbe ist. Man achte vor allem auf die Anzahl und die Anordnung der Fenster an der langen Front. Allerdings war das Gebäude - wie oben schon vermutet - im Laufe der Zeit einigen Veränderungen unterworfen. Und ein Stockwerk war wohl auch irgendwann über und wurde deshalb entfernt.




Das nächste Gebäude weiter westlich den Market Slip rauf findet man ebenfalls auf beiden Zeitebenen, allerdings 1980 während des Abrisses. Einst war das Haus 5 Stockwerke hoch, 1980 sind nur noch die unteren 2 übrig.




Was man auf beiden Fotos wiedererkennt ist die Mauerbeschriftung "S.A. COFFEE POT LUNCH", eine Gaststätte, die vermutlich im Erdgeschoss ansässig war.

Das Gebäude nochmal aus einer anderen Perspektive von der Cherry Street aus gesehen:



Hier haben wir noch eine Aufnahme von 1937, die den Schwerpunkt auf die South Street-Front richtet:



Als erstes springt einem wieder Fletcher's CASTORIA ins Auge. Dann fällt der Blick auf das Eckhaus. Irgendwann zwischen 1934...



... und 1937 muss das Erdgeschoss einer größeren Umbaumaßnahme unterzogen worden sein.



Die Schaufenster und die in die Gebäudeecke eingelassene Tür sind verschwunden. Wenn ich die Schilder richtig entziffere, gab es dort ab 1937 DINING - DANCING - ENTERTAINMENT.

Ich mag auch die kleine ESSO-Tankstelle und -Autowäscherei, die sich in die Häuserfront an der South Street eingereiht hat.



Um das historische Gesamtbild aus einer anderen Perspektive nochmal weiter zu ergänzen, steigen wir hinauf zum Fußgängerüberweg entlang der Manhattan Bridge und blicken von dort auf den Block hinunter.



Genug zu diesem ersten Ausgangsbild, wir springen nun zum nächsten hinüber. Und wie schon beim ersten Modell schrammen wir knapp an den 1970ern vorbei und landen im Jahr 1981:



Richard Koenig hat hier die Südostecke der Kreuzung 109th Street und Broadway aufgenommen. Mir gefällt der Kontrast zwischen dem farbenprächtigen Gebäude in Zentrum des Fotos und dem eher farblosen Hintergrund.



Wir bleiben auf der Insel Manhattan, springen aber vom Süden Manhattans hoch in das Manhattan Valley-Viertel, welches westlich vom oberen Abschnitt des Central Parks zu finden ist und östlich des Riverside Parks.


OK, hier kann man vom Fotomotiv noch nicht allzuviel sehen, weil es von einem höheren Gebäude verdeckt wird, aber vielleicht hilft ja drehen. Das rote Kreuz markiert wieder die Südostecke der Kreuzung.



Das sieht doch schon deutlich besser aus und jetzt kann man auch schon ganz gut jene Gebäude zuordnen, die im Ausgangsfoto die graue Hintergrundkulisse gestellt haben.



Im Street View kann man das Panorama, das die Kulisse für das Ausgangsfoto bildete, schon ganz gut wiedererkennen.




OK, auch hier sind die Perspektiven aufgrund unterschiedlicher Standorte nicht ganz deckungsgleich, aber das Ausgangsfoto lässt sich in der Gegenwart noch einigermaßen gut nachvollziehen. Dieses Mal sieht die Hintergrundkulisse farbenfroh aus, während die knallrote LA RONDA COCKTAIL LOUNGE leider von einem völlig farblosen und unspannenden Nachfolgegebäude abgelöst wurde. 




Historische Fotos des einstöckigen Eckgebäudes aus der Zeit von vor 1981 habe ich ehrlich gesagt nicht gefunden, war aber erstaunt, festzustellen, dass ich mich vor ziemlich genau fünf Jahren schon einmal an diesen Ort verirrt hatte, um das Manhasset zu würdigen, das genau gegenüber auf der anderen Seite des Broadways steht. 

http://nygeschichte.blogspot.com/2015/01/manhasset-and-manchester.html

Für einen kurzen Moment hatte ich gedacht, dass die LaRonda Cocktail Lounge im Jahr 1983 Schauplatz eines spektakulären Verbrechens gewesen wäre. Einer der Kommentatoren hatte unter dem Foto folgenden Eintrag hinterlassen: 


Nachdem ich aber ein bisschen hin- und hergesucht habe, musste ich feststellen, dass es sich bei dem Post wohl um eine jener Fake-News handelt, vor denen uns ein gewisser US-Präsident immer warnt. 



Das wüste Verbrechen hat wohl wirklich stattgefunden, allerdings in Jamaica, Queens, wo ein Barbesitzer erst niedergeschossen und dann mit Steakmesser enthauptet wurde. Allerdings konnte ich nicht die geringste Verbindung zur La Ronda Cocktail Lounge - wie behauptet - herstellen. 

Die Schlagzeile "HEADLESS BODY IN TOPLESS BAR" funktioniert in der deutschen Übersetzung "Kopflose Leiche in Oben-Ohne-Bar" nicht so gut, war aber dank des originellen Wortspiels im englischsprachigen Raum sehr beliebt, so dass sie es u.a. auf T-Shirts schaffte und auch in leicht abgewandelter Form für ein Buch über 725 Strip-Club-Morde herhalten durfte. 


Die New York Times  veröffentlichte 2015 neben zahlreichen weiteren Zeitungen einen Beitrag, als der Verfasser der knackigen Headline, Vincent Musetto, im Alter von 74 Jahren verstorben war. 

siehe auch hier: 

Das ganze hat zwar mit dem zweiten Ausgangsfoto recht wenig zu tun, ich fand das aber so originell, dass ich das doch noch hier in den Beitrag mogeln musste. Nun geht es weiter zu Ausgangsfoto 3:



Vom letzten Aufnahmeort sind wir nur ein paar Straßenblöcke und Jahre entfernt. Das Schwarz-Weiß-Foto stammt von Augustine Lynas und wurde 1977 an der Kreuzung Broadway / 84th Street aufgenommen und auch hier ist die Südostecke der Kreuzung das Motiv gewesen. 



Wir bleiben auf der Westseite des Central Parks, wechseln aber von Manhattan Valley zur Upper West Side


Ohne schon einmal das Bürgersteig-Niveau besucht zu haben, sieht das hier für mich schon nach einem sparsamen ersten Blick so aus, als ob auf dem Grundstück an der Südostecke nicht mehr das gleiche Gebäude steht wie 1977.

Auch wenn man das ganze um 180 Grad dreht, wird es nicht besser:



Es sieht so aus, als ob von jener Bebauung auf dem Straßenblock an der 84th Street / Broadway, die 1977 photographiert wurde, nichts mehr bis in die Gegenwart erhalten geblieben ist. Stattdessen wurde die alte Substanz weiträumig abgerissen und durch ein modernes Hochhaus ersetzt.



Der Gestern-heute-Vergleich ist folglich ein Totalausfall:





Ich habe nur eine Verbindung zwischen den beiden Fotos entdecken können: auf dem 1977er-Foto sieht man rechts unten ein Kino namens LOEWS 84TH ST



Und auch in dem neuen Hochhaus gibt es im Erdgeschoss einen Zugang zu einem Kino, dieses Mal AMC 84TH STREET genannt. 



Ursprünglich hat das Marquee wohl noch den Namen LOEWS getragen (bis ca. 2011): 




Von innen sieht das neue Kino aber ziemlich ordentlich und bequem aus:





Tja, mehr konnte ich aus diesem Foto leider auch nicht herausholen. Mal schauen, wie es bei Ausgangsfoto 4 klappt.



Rich Allen hat dieses Photo 1973 an der Lafayette Street aufgenommen auf Höhe der Hausnummer 371 Lafayette Street. Wir bleiben also weiter auf Manhattan, wechseln aber wieder von den nördlicher gelegenen letzten zwei Standorten zurück zu einem südlicheren Aufnahmeort.



371 Lafayette befindet sich erneut an der Südostecke eine Kreuzung. Im vorliegenden Fall kreuzen sich die Great Jones Street und die Lafayette Street. Der Aufnahmeort liegt nördlich der Houston Street, also befinden wir uns in dem NoHo genannten Viertel.



Ich habe zunächst ungefähr 40 Minuten für die Katz gearbeitet, weil ich davon ausgegangen bin, dass das Foto Richtung Norden die Lafayette Street hinunter aufgenommen worden ist. Tatsächlich hat der Fotograf aber von Westen nach Osten die Great Jones Street hinunter fotografiert.



Da drauf gekommen bin ich erst dank eines Kommentars unter dem Bild, den ich besser mal zuerst gelesen hätte.


Überzeugt, dass dies der richtige Weg ist, hat mich aber noch die plötzlich mögliche Lösung eines Problems, das ich vorher allenfalls mit einem Abriss erklären konnte.



Auf dem Originalbild sieht man im Hintergrund links ein Gebäude / einen Turm mit einer Kuppel, das einen so nicht direkt anspringt.



An der Lafayette Street hatte ich das Kuppelgebäude nicht finden können und war daher davon ausgegangen, dass es nach 1973 irgendwann abgerissen worden ist. Auf der Great Jones Street habe ich dann nochmal einen neuen Versuch unternommen und siehe da:



Ein ganzes Stück weiter östlich steht die Church of the Most Holy Redeemer, deren Turm wiederum an der Great Jones Street steht, die hier East 3rd Street heißt, und dessen Optik mit der Kuppel sehr schön mit jenem Bauwerk übereinstimmt, dass sich auf dem 1973-Foto in der Ferne aufs Bild gemogelt hat.



Tatsächlich musste der Fotograf an der Lafayette Street vier Kreuzungen mit Avenues überwinden, bis er den verkuppelten Kirchturm einfangen konnte, der sich auf dem Block zwischen Avenue A und Avenue B ganz im Osten von Südmanhattan befindet.

Die Church of the Most Holy Redeemer wurde Anfang der 1850er errichtet und war für die katholische Bevölkerung von Little Germany in der Lower East Side ein sehr bedeutendes Gebäude.

Ursprünglich sah die Kirche mal so aus wie auf dieser Aufnahme, die ungefähr 1890 entstand:

Church of the Most Holy Redeemer, ca 1890, from the collection of the museum of the city of New York

1913 fand dann eine Renovierung statt, bei der die Kirche und vor allem der Turm jene Optik erhielt, die man auf den nachfolgenden Photographien von 1928 und 1941 sehen kann und die auch noch heute ihr Erscheinungsbild bestimmt:




Wiki: https://en.wikipedia.org/wiki/Church_of_the_Most_Holy_Redeemer_(Manhattan)

Zurück zur Lafayette Street! Heute sieht die Kulisse des Ausgangsfotos 4 so aus:



371 Lafayette Street, also der Ort, wo 1973 Jone's Diner stand, ist auf der Aufnahme oben mit einem roten Kreuz markiert. Diese Momentaufnahme im Google Street View stammt von April 2009, heute sieht es dort so aus:



Wie man sieht, steht inzwischen ein Apartment-Hochhaus auf dem Grundstück. Diner und Autowerkstatt sind Geschichte.

In der Häuserfront auf der linken Seite kann man noch mehr Gemeinsamkeiten wiedererkennen:




Ein paar Kommentatoren haben noch weitere Bilder eingestellt, darunter als erstes ein großartiges Fundstück. Auf den ersten Blick möchte man nicht glauben, dass es sich dabei nicht um ein Photo, sondern um ein Gemälde handelt.



Es stammt von Richard Estes und wurde 1979 gefertigt. Und es bildet die gleiche Kulisse ab, die wir auch auf Ausgangsfoto Nummer 4 sehen, sogar der Kirchturm im Hintergrund hat es wieder mit aufs Bild geschafft.



Offensichtlich war Jone's Diner bei Malern in New York beliebt, denn hier haben wir noch eine andere Arbeit von einem Künstler namens John Baeder, Entstehungsdatum unklar.



Bei der Aufnahme irgendwann aus den 1980ern bis 1990ern war ich etwas skeptisch, aber auch die zeigt Jone's Diner, dieses Mal nur von Norden nach Süden fotografiert in der Great Jones Street:



Man beachte das Gebäude oben rechts mit dem ornamentierten Walmdach, das schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hat. Dieser Street View von 2012 blickt ebenfalls von Norden nach Süden und zeigt links das noch nicht fertig bebaute Grundstück mit dem ehemaligen Standort von Jone's Diner und rechts im Hintergrund das Walmdach-Haus.



Die Gegenüberstellung zeigt den Blick nach Osten ungefähr vom gleichen Standort aus, einmal 1973 und einmal 2019:




Nachdem das geklärt ist, schauen wir nochmal zurück in die Vergangenheit. Es folgen ein paar Aufnahmen, die in der ersten Hälfte der 1930er entstanden sind.

Hier blicken wir 1934 vom Norden her auf die Südostecke der Kreuzung Great Jones Street / Lafayette Street:



Schon damals befanden sich auf dem Eckgrundstück an 371 Lafayette Street reichlich Reklametafeln und ein Diner. Das war allerdings damals noch um 90 Grad gedreht gegenüber Jone's Diner, wie wir es oben kennengelernt haben:



Ein Jahr später entstand 1935 die nachfolgende Aufnahme aus einer etwas nach Süden verschobenen Perspektive:



In der Vergrößerung kann man erkennen, dass schon damals die Konstellation links Diner - rechts Tankstelle auf dem Grundstück gab. Scheinbar hieß das Diner damals MAGIC DINER.




Hier haben wir noch zwei Aufnahmen von 1934 und 1935, die das Grundstück vom Süden her zeigen mit der Tankstelle und "Autowerkstatt" im Vordergrund:





Ein letztes möchte ich noch machen, bevor ich den Beitrag beende. Ausgangsfoto Nr. 5:



Don Brunson Sr. hat dieses schöne Foto 1977 aufgenommen, an der Mündung der Stanton Street in die Bowery mit Blickrichtung nach Norden.

Die Bowery verrät es bereits, wir bleiben im Süden von Manhattan, dieses mal allerdings nicht NoHo sondern SoHo.



Wenn ich die 3-D-Vogelperspektive sehe, dann habe ich so das böse Gefühl, dass oberhalb der Stanton Street vor nicht so langer Zeit noch mächtig neu gebaut wurde und deshalb vermutlich die ganze alte Bebauung, die auf Ausgangsfoto 5 zu sehen ist, weichen musste.



Auf dem Boden angekommen bestätigt sich das Befürchtete. Hinter der Mündung der Stanton Street sind keine kleinen schmutzigen Stadthäuser mehr zu sehen wie noch 1977, sondern da wurde ein großer moderner aber leider auch seelenloser Klotz hingesetzt.




In einem frühen Google Street View von 2007 sind im Anschluss weiter nördlich noch einige alte Häuser zu sehen....



... aber dabei ist es nicht geblieben:



Mit leicht verschobenen Perspektiven möchte ich auch hier wieder Alt und Neu gegenüberstellen. Die einzig verlässliche Größe als Orientierungspunkt ist leider nur noch das Empire State Building im Hintergrund links.




Die Mündung der Stanton Street in die Bowery 1932. Markantester Unterschied dürfte das noch Vorhandensein der Hochbahntrasse sein, denn die Third Avenue Elevated Railway führte damals noch entlang der Bowery von South Ferry kommend in Richtung Norden.



Dazu passt noch diese Fotografie von 1930, die die Gebäude an der Bowery nördlich der Mündung der Stanton Street zeigen, wieder vom Westen her unter der Hochbahntrasse der 3rd Ave El hindurch fotografiert:



Einen ähnlichen Blick wie auf dem 1977er-Foto scheinen wir hier zu haben, denn der Blick geht ebenfalls an der Nordostecke der Mündung in nördliche Richtung, allerdings 1934.



Ich habe sogar Übereinstimmungen gefunden, mindestens zwei Schilder / Gebäude scheint sich die 43 Jahre von 1934 bis 1977 gehalten zu haben:




Hier erfährt man noch ein wenig über Kabrams, das von den 1920ern bis 2008 hier ansässig war:



Und wer noch lesen möchte, was die New York Times hierzu im Mai 2000 geschrieben hat, der folge dem Link:
https://www.nytimes.com/2000/05/17/dining/the-diner-in-the-sky-no-on-the-bowery.html


Für alle anderen endet der Beitrag hier. Danke fürs Vorbeischauen, danke für die Aufmerksamkeit!

Weitere Folgen von COaN findest Du hier:
http://nygeschichterucksack.blogspot.com/2018/02/comparing-old-and-new.html



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