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Channel: New York - History - Geschichte
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Building Mystery

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google maps


Einen habe ich vor dem Ende des Wochenendes noch! Als ich für den Nachtrag zum Marine Midland Building-Beitrag mit dem Google Street View um die Federal Reserve Bank of New York gezogen bin, ist mir ein Stück entfernt im Hintergrund ein Gebäude aufgefallen mit etwas auf der Dachspitze, was wie ein geflügelter Reiter oder ein Pegasus oder vielleicht auch ein Engel aussieht. 

Ich habe jetzt extra mal nicht recherchiert, sondern ganz die Finger davon gelassen und stattdesen gedacht, dass das vielleicht ein schönes Leserrätsel sein könnte. Na dann mal los, das war der Startschuss :-) 



Lower Manhattan - A journey through time and space - Part 41

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In den vergangenen vier Jahren sind wir schon viele Male in die Geschichte von Südmanhattan abgetaucht, um die Entwicklung von Gebäudekonstellationen zu verfolgen, Verschwundenem nachzuspüren und alte photographische Aufnahmen zu interpretieren. Zahlreiche Leser waren an der Entstehung und Fortführung der Serie durch Interaktion mit dem Blogautor beteiligt, besonders erwähnen möchte ich Arnie Marriam, Michal Juroska, Andie Frieder, Dirk Stichweh und JPJ.

Hier kannst Du die bisherigen offiziellen und inoffiziellen Folgen der Serie abrufen:


1. Building Mystery aka 48 Wall Street


Teufel, dass ist ja schon im März gewesen, als ich die letzte Folge der Lower Manhattan Saga veröffentlicht habe! Schande über mein Haupt! Aber andererseits ist es ja auch nicht so, dass Südmanhattan seit dem gar keine Rolle mehr hier gespielt hat. Nur eben nicht unter dem Kopf dieser Langzeitserie. 


google street view


In der vergangenen Woche habe ich ein Bilderrätsel veröffentlicht, nämlich die Frage nach der Identität des Gebäudes mit der geflügelten Figur auf dem Dach. Dank Michal, Dirk und Ken, die alle zu demselben Ergebnis kommen, dürfte feststehen, dass es sich bei dem gesuchten Gebäude um das mit dem Namen und der Hausnummer 48 Wall Street handelt. Vielen Dank dafür!




Auf dieser Aufnahme, entstanden in den späten 1920ern, aus dem Fundus der Öffentlichen Bibliothek von New York (NYPL) sehen wir die beiden Gebäude östlich der Kreuzung Wall Street / Williams Street; 48 Wall Street (schmal mit geflügelter Figur auf der Spitze) und 52 Wall Street (mit dem Tempel auf dem Dach).

Tempel auf dem Dach? Da war doch was. Vor langer Zeit, genauer gesagt im Mai 2009 habe ich schon mal einen Beitrag über das Gebäude 52 Wall Street, also das mit dem Tempel auf dem Dach verfasst. 

Damals konnte man die Bilder bei der NYPL aber noch nicht hochauflösend abrufen. 



Den Umstand, dass dieser Zugriff zumindest bei hochauflösend digitalisierten Bildern inzwischen möglich ist, ....



.... möchte ich jetzt mal nutzen, um mich ganz langsam, ...




... Stück für Stück an der schönen Fassade von 48 Wall Street hochzuarbeiten, ....




... denn erst in der Detailansicht entfaltet sich die ganzes Pracht dieses New Yorker Hochhausklassikers, ....




eine Pracht, die bis ganz oben hinauf zur Gebäudespitze reicht, die von einer geflügelten Figur geschmückt ist. 

Als ich gerade Emporis besucht habe, musste ich feststellen, dass ich die Bildausschnitt ein wenig falsch gewählt habe, denn tatsächlich ist 48 Wall Street noch etwas breiter als gedacht: 


Die Frage, wo das Gebäude endet, ist von Bedeutung, wenn ich jetzt in die Gegenwart hinüberwechsel, in der 48 Wall Street noch vorhanden ist, 52 Wall Street aber nicht mehr. 

48 Wall Street trägt auch den Namen "Bank of New York and Trust Company Building", erstreckt sich präzise beschrieben auf die Hausnummern 48 und 50 Wall Street. Es wurde von 1927 bis 1929 errichtet und verfügt über 32 oberirdische Etagen bei gut 156 Metern Höhe.





Das Haus mit dem Tempel auf dem Dach an der Hausnummer 52 Wall Street wurde bereits 1928 fertiggestellt, es trug den Namen "National City Bank Building".
https://www.emporis.de/buildings/102563/national-city-bank-building-new-york-city-ny-usa

Die Geschichte dieses Bauwerks endete in den frühen 1980ern, als Platz für einen Hochhausneubau benötigt wurde.



Erstaunlich finde ich, wie detailliert der Tempel ornamentiert war, an einem Ort, wo kaum jemand so genau hinschauen konnte.









Ein Stück unter dem Tempel findet man an einer Terrasse noch eine Horde Flügeltiere, möglicherweise nur Ornamente, vielleicht auch Wasserspeier:




Aber auch an der Fassade vom 48 Wall Street habe ich einiges an Schmuckwerk gefunden...



... das natürlich aufwändiger wird, wenn man die enge Gebäudeschlucht der Wall Street verlässt...




... dann kommt zum Beispiel diese Kapelle zutage ....




... oder diese Teile, die wie Feuerkörbe aussehen, aber wahrscheinlich nicht so genutzt wurden ...



mal eben zurückzoomen, ja jetzt kommen wir zur Gebäudespitze ...



... da ist der Sockel der Gebäudespitze, möglicherweise mit Buntglasfenstern verziert, ist aber nur eine Vermutung von mir, nicht bestätigt ...



... darüber scheint es noch eine Art Aussichtsplattform gegeben zu haben ...



... es folgt die Verjüngung der Konstruktion hin zur Spitze ...



... und die wird wieder von einem geflügelten Tier geschmückt:



Hier ist ein guter Zeitpunkt, um an die Kommentare zum Bilderrätsel anzuknüpfen:

Michals Antwort ist knapp, aber präzise:

Eagle statue on top of 48 Wall Street Building.


Dirk hat etwas weiter ausgeholt, seine Antwort deckt sich aber mit der von Michal:

Hallo Schädel,
das ist natürlich 48 Wall Street. Das ehemalige Bank of New York Building. Erbaut 1928, ist es eines der wenigen älteren und schlanken Bürogebäude, das in den letzten Jahren nicht zu Apartmentgebäuden umgebaut wurden. Meines Wissens gehört es der Rockefeller Group. Lohnenswert ist besonders das Interieur, auf das man in den späten 1920er Jahren ja noch Wert gelegt hat. Die Spitze soll nach meinen Informationen ein kupferner Adler beim Landen sein. Alle anderen Daten bekommt man ja immer bei „Emporis“. Gruß, Dirk 




Also, ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es sich bei dem, was man hier sieht, um einen Adler aus Kupfer handelt.

Blogleser Ken war so freundlich und hat mir einen Artikel auf der Seite nyrej.com zugeleitet, der über den Abschluss der Renovierungsarbeiten an eben diesem Kupferadler berichtet:
http://nyrej.com/22153

Leider sind die mitgelieferten Photos etwas klein, aber auf dem zweiten kann man zumindest den patinaüberzogenen Kupferadler schon gut erkennen:



Oft ist der Kupferadler leider nicht aus der Nähe fotografiert worden, aber eine Aufnahme konnte ich noch bei Pinterest auftreiben:



Diese Aufnahme vom Gebäude kommt auch sehr schick daher, zugleich kann man hier auch einen guten Blick auf den Gebäudegiganten rechts daneben werfen, für dessen Bau die Nummer 52 Wall Street in den frühen Achzigern weichen musste, ich nehme an, wegen der Luftrechte:



Von diesem Kasten an der Adresse 60 Wall Street aus dürfte man allerdings einen guten Blick auf den Kupferadler haben, vorausgesetzt, das Büro befindet sich in einem passenden Stockwerk.

Vom Bürgersteigniveau aus kommt 48 Wall Street leider nicht so beeindruckend rüber wie von einem höher gelegenen Standpunkt aus gesehen, da die spektakulären Details sich dem Fußgänger entziehen.



Wir können aber auch mal einen kurzen Blick in das Innere des Gebäudes werfen, denn hier macht die Rockefeller Group Werbung für Büroräume im 48 Wall Street, die bestimmt kein Schnäppchen sind:





Aber auch andere Anbieter buhlen um Interessenten für die Büroflächen in diesem Gebäude, einem solchen verdanken wir diesen Grundriss einer (aber wohl nicht vollständigen) Etage von 48 Wall Street, ich konnte den Daten auf der Webseite allerdings nicht entnehmen, um welches Stockwerk es sich handelt.



Noch ein paar Bilder aus dem Inneren und Äußeren von 48 Wall Street, das neben Büroflächen heutzutage auch passen zum Viertel Financial District das "Museum of American Finance" beherbergt.

















Werfen wir zum Abschluss noch einen kurzen Blick auf den Standort und die Geschichte. Zunächst der Standort, der liegt natürlich mitten im Financial District und mitten im Süden von Manhattan:



48 Wall Street befindet sich - wie weiter oben schon erwähnt - an der Südostecke der Kreuzung William Street / Wall Street.



So ist auch das Bilderrätsel zustande gekommen, denn in der vergangenen Woche habe ich bei der "High Steel"-Gebäude-Suche auch zeitweise auf der Williams Street gestanden ... 



... und in diesem Fall ungefähr die Williams Street nach Südwesten heruntergeblickt, wo man dann die geflügelte Figur auf der Gebäudespitze von 48 Wall Street erblickt. 

In der 3-D-Ansicht bei Google Maps / Google Earth macht 48 Wall Street eine ziemlich gute Figur, ich habe Screenshots von unterschiedlichen Himmelsrichtungen aus versucht, eine funktioniert aber nicht, weil das Gebäude 60 Wall Street (Deutsche Bank Trust Co. America) im Weg steht. Ok, die Flügel vom Adler werden auch unterschlagen, aber das wäre dann vielleicht auch etwas viel verlangt.






Wie schon erwähnt, trägt 48 Wall Street auch den Namen "Bank of New York and Trust Company Building". Und dieser Name ist mit dem Grundstück an der Ecke Wall Street / Williams Street schon fast 220 Jahre lang verbunden, denn die Geschichte der "Bank of New York" beginnt 1797 in einem Gebäude, das genau hier auf diesem Eckgrundstück in der Altstadt von New York City errichtet wurde.



In der Sammlung des Museums der Stadt New York findet man ein ähnliches Bild, allerdings mit einem etwas breiteren Blickwinkel:

from the collection of the museum of the city of New York


Während des Amerikanischen Bürgerkriegs wurde vermutlich im Juni 1864 dieses Photo von den Gebäuden an der Wall Street aufgenommen. Das vierstöckige Gebäude rechts am Rand steht an der Ecke Wall Street / Williams Street und dürfte die zeitgenössische Niederlassung der "Bank of New York" sein. 



from the collection of the museum of the city of New York


Auf dieser Aufnahme von 1872 könnte dasselbe Gebäude abgebildet sein (etwa in der Bildmitte), wegen der ungünstigen Position des Photographen ist es aber kaum zu identifizieren. Dafür erhält man einen schönen Eindruck vom Financial District zu jener Zeit, einschließlich der Masten für das damals gebräuchliche Telekommunikationssystem Telegraphie.



Noch zwei Aufnahmen bzw. Abbildungen des vierstöckigen Gebäudes, leider mit vagen oder vermutlich falschen Datumsangaben:


from the collection of the museum of the city of New York


Auf diesem Street View von 1880 sieht man bereits ein sechsstöckiges Gebäude an der Ecke Wall Street / Williams Street:

from the collection of the museum of the city of New York


Dieses Gebäude ist vermutlich das vierstöckige Gebäude, das nach oben hin um zwei zusätzliche Stockwerke erweitert wurde, ein in New York nicht ungewöhnlicher Vorgang. Man findet das sechsstöckige auch in dem Standardwerk für alte Gebäude vom Ende des 19. Jahrhunderts,  King's Handbook, in den Ausgaben von 1893 und 1894. 





Eine Aufnahme, die Ende des 19. Jahrhunderts entstanden sein dürfte, im Hintergrund ist neben der Trinity Church auch das 1897 fertiggestellte Gillender Building zu sehen:



Bis zur Mitte der 1920er sollte sich die Situation an dieser Straßenecke nicht mehr großartig verändern, außer dass der Hauseingang etwas tiefer gelegt wurde, das zeigen die folgenden Aufnahmen von 1904, von 1916 und von 1921.




Byron Company, Williams Street and Wall Street, 1916, from the collection of the museum of the city of New York



Bank of New York Building, 1921, from the collection of the museum of the city of New York


Nach der Mitte des Jahrzehnts schlug den alten Gebäuden an 48 Wall Street, 50 Wall Street und 52 Wall Street aber dann einem nach dem anderen die letzte Stunde.

Eine Aufnahme von 1927, noch steht das alte Bank of New York Building rechts im Bild:

Bank of America, 1927, from the collection of the museum of the city of New York

Eine weitere Aufnahme aus 1927, hier ist das Gebäude abgerissen, stattdessen sieht man die bereits begonnenen Arbeiten an dem Nachfolger:

Bank of America, 1927, from the collection of the museum of the city of New York


Nochmal 1927, dieses Mal Bürgersteigniveau und der Blick vom Süden die Williams Street hoch auf die neu zu bebauende Straßenecke:



Das Ergebnis haben wir ja schon hinreichend bewundert, hier sind noch drei alternative Aufnahmen:




Liegts an der Perspektive oder war 1928 noch kein Adler auf der Spitze von 48 Wall Street?

Das nächste stammt von 1929, leider nicht hoch auflösend, allerdings ist ein Flügeltier auf der Spitze dieses Mal wahrscheinlicher:


Und fast zum Schluss noch eine Aufnahme von 1930, die von der Rückseite, also von der Pine Street aus auf den Gebäudekomplex blickt. Rechts der Wolkenkratzer ist nicht das damals gerade neu errichtete Irving Trust Building an der Hausnummer 1 Wall Street, wie ich zunächst geschrieben hatte, sondern selbstverständlich das Gebäude Nummer 40 Wall Street, ebenfalls damals nagelneu und heute mit dem Namen Trump Building versehen. Danke Dirk :-)





Und mit dieser letzten Aufnahme von 1929 verabschieden wir uns vom Kupferadler und betrachten das Bilderrätsel von letzter Woche als gelöst.















Links



2. Gasthaus zum Freiburger Hof


Ja ich weiß, das klingt eher nach Urlaub im Schwarzwald und nicht nach New York, aber da irrt Ihr!

Ein anonymer Blogleser hat in den letzten Tagen mehrmals Kommentare zu einem alten Beitrag von 2010 über Castle Garden hinterlassen, die sich allerdings nicht um das bekannte Gebäudefragment an der Südspitze von Manhattan drehen, sondern um ein in der Nähe gelegenes Gasthaus mit dem Namen "Gasthaus zum Freiburger Hof".

Hier haben wir ein Artefakt, das von diesem Gasthaus erhalten geblieben ist und das mir besagter Leser geschickt hat, eine Art Vorläufer von dem, was man heute in Neudeutsch einen Flyer nennen würde:



Ich weiß nicht, ob jeder von Euch in der Lage ist, Frakturschrift zu lesen, deshalb "übersetze" ich sicherheitshalber nochmal:

Gasthaus zum Freiburger Hof
von
Friedrich Reiss,
18 Greenwich Street, New York.
Gegenüber dem Castle Garden und in der Nähe der R.R. Depots.

Dieses auf's Bequemste eingerichtete Gasthaus verbunden mit Restauration empfiehlt
sich allen Reisenden durch seine prompte und solide Bedienung.
Man bittet diese Karte im Castle Garden an dem Hut zu befestigen.


Leider kann man nicht erkennen, aus welchem Jahr(hundert) dieses Artefakt stammt, aber es ist denkbar, dass das "Gasthaus zum Freiburger Hof" seine Kundschaft vor allem bei den deutschsprachigen Einwanderern suchte, die hier an der Südspitze von Manhattan ankamen und möglicherweise noch im Castle Garden von der Einwanderungsbehörde abgefertigt worden, um sie nach der Einwanderungsprozedur zum Essen und vielleicht auch Übernachten anzulocken.

Insofern ist es vorstellbar, dass die Karte oben den Einwandern vielleicht noch während des Wartens und Anstehens in die Hand gedrückt wurde. Die Einwandererabfertigung nahm allerdings schon 1892 ihren Betrieb auf Ellis Island auf und löste damit Castle Garden als bisherigen Sammelpunkt ab. Sollte die Karte also noch aus der Zeit der Einwanderungsstelle stammen, dann kann man die 1870er oder 1880er als Entstehungszeit annehmen.

Es ist aber denkbar, dass die Einwanderer auch danach an der Südspitze von Manhattan anlandeten, wenn sie die Einwanderungsprozedur auf Ellis Island erfolgreich durchlaufen hatten. Sollte dieses der Fall sein, könnte sie auch noch aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende stammen.


Über die Geschichte von Castle Garden habe ich 2010 eine mehrteilige Serie veröffentlicht, die Du hier abrufen kannst:
http://nygeschichte.blogspot.de/2010/11/complete-castle-clinton.html

Gegenüber dem Castle Garden und in der Nähe der R.R. Depots

R.R. Depots steht vermutlich für Rail Road Depots. Da könnte vielleicht eine Karte weiterhelfen, auch um herauszufinden, wo sich die Adresse 18 Greenwich Street genau befindet. Ich habe aber schon so eine Ahnung, welche R.R. Depots gemeint sein könnten.



Ich starte mal mit einem alten Bekannten, dem Bromley Stadtatlas von 1891. Die Greenwich Street ist eine westlich gelegene Parallelstraße vom Broadway, die ebenfalls grob in Nord-Südrichtung durch Manhattan verläuft.



Haus Nummer 18 Greenwich Street befindet sich ziemlich in der Nähe vom Südende (oder -anfang) der Straße:



Schräg gegenüber von 18 Greenwich Street sieht man zwei unbebaute (?) Flächen und ich meine mich erinnern zu können, dass dort am Südende der Greenwich Street in der Anfangszeit der 9th Avenue El, also der Hochbahn oberhalb der Ninth Avenue, ein Depot für die Hochbahnzüge untergebracht war.



Warum Castle Garden nicht in die 91er-Bromley-Karte eingezeichnet wurde, verstehe ich zwar nicht, aber ich habe dort einfach mal ein Kreuz reingepinselt, genauso wie an der Position von 18 Greenwich Street und an der Position des mutmaßlichen Hochbahnzugdepots, damit alle Koordinaten, die die Karte des Gasthauses verrät, sichtbar sind.



Gehen wir nochmal ca. 12 Jahre in die Vergangenheit zurück, als Castle Garden als Einwanderungsanlaufpunkt in Betrieb war. Wir schauen mal in den Bromley-Stadtatlas von 1879. Achtung, die Perspektive wechselt, der Norden liegt jetzt auf der rechten Seite!



Eins steht schon mal fest, das Gasthaus an der Greenwich Street war zwar günstig, weil nahe gelegen, allerdings führte direkt vor dem Haus die Hochbahn mit zwei Linien vorbei, von South Ferry als Ausgangspunkt kommend und sich unweit nördlich von 18 Greenwich Street in zwei Hochbahnstränge gabelnd, westlich entlang der Greenwich Street die 9th Ave El und östlich die Church Street hinauf die 6th Ave El.



Wenn ich Hausnummer 8, die eingezeichnet ist, weiter durchzähle, dann müsste das hier 18 Greenwich Street sein:



Und schräg gegenüber wie vermutet und angekündigt, sieht man zu jener Zeit noch ein Depot der New York Elevated R.R. Co. (Rail Road Company) eingezeichnet.



Wenn man ungewöhnliches Bildmaterial benötigt, dann ist man auf den Servern der Columbia Universität meistens gut aufgehoben, so auch dieses Mal.

Hier sieht man die Greenwich Street vom Süden her aufgenommen etwa in der Mitte der 1870er. Dort, wo man eine 13 an der Hausfront sieht, ist die Lücke, in der sich das Depot befand.



Leider kann man hier keinen Eindruck von 18 Greenwich Street gewinnen, das befand sich auf der linken Straßenseite. Wer genau hinsieht, kann vorne rechts aber zumindest Spuren von deutschen Einwanderern (oder für deutsche Einwanderer) erkennen:



Eine weitere Aufnahme der Greenwich Street, entstanden zwischen 1873 und 1875, leider ebenfalls ohne Blick auf die linke Straßenseite, auf der sich allerdings auch nicht das Motiv, die Hochbahntrasse, befand.



Und hier kommt das Bild vom R.R. Depot, das ich in Erinnerung hatte, aufgenommen im August 1876:


Es zeigt das kleine Eisenbahndepot für die Hochbahnzüge, dass sich zu jener Anfangszeit der 9th Avenue El auf diesem umbebauten Grundstück zwischen Broadway und Greenwich Street befand.

Zeitgenössisches und bearbeitetes Kartenwerk aus den 1870ern und 1880ern verdeutlicht, wie die Züge rechts und links von Haus Nummer 7 Broadway "geparkt" wurden.




Hier sieht man noch zwei Vergrößerungen mit Details vom Depotgelände:




Eine alternative Photographie zeigt mehr von der Bebauung südlich des Depots und den Hochbahnzug mit einigen Waggons an der Lokomotive:



Hier sieht man den Bowling Green Park am Südende des Broadways etwa um das Jahr 1890:



Das Haus Nummer 7 mit den Depots drumherum befindet sich am linken Bildrand:



Auf den nachfolgenden Aufnahmen kann man mit diesem Wissen das vierstöckige Haus Nummer 7 Broadway und die Freiräume für das Hochbahnzugdepot drum herum ganz gut nachvollziehen:



Und die Rückseite dieses Gebäude findet jetzt auch auf dem Depotphoto wieder:



Es ist mir nicht gelungen, passende Bilder aufzutreiben, schon gar nicht vom Gasthaus Freiburger Hof. Aber ich habe zumindest ein paar Bilder zusammenstellen können, die eine Annäherung ermöglichen. Wie zum Beispiel diese beiden Aufnahmen, die 1888 an der Rector Street Station etwas weiter nördlich entstanden sind und einen Eindruck von dem Leben unter der Hochbahn vermitteln.


from the collection of the museum of the city of New York


Räumlich näher dran aber wahrscheinlich zeitlich weiter entfernt sind diese beiden Aufnahmen von 1914, die südlich von 18 Greenwich Street an der Mündung der Greenwich Street in die Battery Place entstanden sind:


from the collection of the museum of the city of New York



Nochmal Rector Street Station, dieses Mal 1915:



Und dann habe ich noch drei Aufnahmen von der Westseite der Greenwich Street, entstanden in den 1930ern:







Heute ist von den drei Schauplätzen nur noch Castle Garden erhalten:

google maps


Da wo einst das Gasthaus an 18 Greenwich Street stand, fährt man heute auf der Manhattan-Seite aus dem Brooklyn-Battery-Tunnel heraus.




Und an der Position des Hochbahnzüge-Depots steht schon lange, schon seit der zweiten Hälfte der 1890er die Bowling Green Offices.




Zu meiner großen Überraschung bin ich am Ende mit etwas Glück doch noch auf Bildmaterial von Haus Nummer 18 Greenwich Street gestoßen. Bei Fundstück Nummer 1 handelt es sich um eine Serie von sieben Photos, die der Photograph Stanley P. Mixon am 22. März 1940 am und im Haus aufgenommen hat und die sich in der Sammlung der amerikanischen Kongressbibliothek befinden.
https://www.loc.gov/resource/hhh.ny0376.photos/?sp=1










Im Umfeld dieser Photoserie fand sich auch folgende Ablichtung vom Nachbarhaus 20 Greenwich Street, entstanden 2 Tage zuvor.



Man schaue sich jetzt nochmal das erste Bild aus der vorherigen Serie an, vom Eingang des Restaurant Neptun:



Über der Tür befindet sich ein Bogen, davor führt eine Treppe zur Tür hinauf und an den Geländern befinden sich rechteckige Werbeschilder mit dem Restaurantnamen, um diejenigen aufmerksam zu machen, die nicht frontal auf das Gebäude zu, sondern die Straße entlang laufen.

Diese Kulisse sieht man auch in dem Photo vom Nachbarhaus, nur aus einer anderen Perspektive und Entfernung:



Wenn man sich also dieses Bild nochmal aufmerksam ansieht, ...



... dann müsste 18 Greenwich Street dieses Haus hier sein:



Hier sieht man nochmal das Nebeneinander der beiden Hauseingänge und die Trennlinie zwischen den Gebäuden:



Diese Photos scheinen ja eher am Ende der Gebäudegeschichte entstanden zu sein, das zweite Fundstück führt uns danach vermutlich zu den Anfängen des Gebäudes. Die Sammlung der Kongressbibliothek und die Wikimedia enthalten auch Baupläne für 18 Greenwich Street. Und mit diesen möchte ich die 41. Folge der Lower Manhattan Saga sanft ausklingen lassen.
https://www.loc.gov/photos/?fa=segmentof:hhh.ny0376.sheet/%7Clocation:new%20york%7Ccontributor:historic%20american%20buildings%20survey&c=150&st=gallery&sb=shelf-id

Direkt die erste Seite der Pläne, die scheinbar auch 1940 entstanden sind, verrät neben den Architekten (Robinson, Moore and Smith) auch die Entstehungszeit (1815-20). Also haben wir auf den Photos tatsächlich das Haus gesehen, in dem sich irgendwann auch einmal das Gasthaus zum Freiburger Hof befunden hat.









 








Das war die 41. Folge der Lower Manhattan Saga. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

Weitere Folgen findest Du hier:
http://nygeschichterucksack.blogspot.de/2012/02/lower-manhattan-journey-through-time.html



Fernbloggerei 2

Public restrooms in the New York Subway

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Bei einer Bildrecherche zu einem anderen Thema bin ich unlängst auch auf der Seite untappedcities.com gelandet und dort wiederum auf einen Beitrag gestoßen, der ein Thema behandelte, was zwar nicht ganz auf diesen Blog passt, aber auch nicht total daneben liegt: öffentliche Toiletten in der New Yorker U-Bahn.

Ich habe mit Freude festgestellt, dass ich nicht der einzige bin, der sich alleine schon alleine bei dem Gedanken daran anfängt zu gruseln. Auch ephemeralnewyork, bei dem ich mir das Eingangsphoto stiebitzt habe, hegte vor acht Jahren ähnliche Gefühle bei dem Thema. 

Die New Yorker Subway ist ein sehr praktisches und für Touristen beinahe unverzichtbares Verkehrsmittel, um in der Hudson-Metropole von Hü nach Hott zu kommen. Sie ist schnell, fährt häufig und durchzieht die Stadt mit einem ziemlich dichten Netz. Die Züge sind im Regelfall auch in einem ordentlichen Zustand, nicht mehr so, wie man es aus Filmen aus den 1970ern oder 1980ern kennt. 

Die New Yorker U-Bahn-Stationen können da im Regelfall nicht mithalten, wenn man jetzt mal neue Stationen wie South Ferry außen vorlässt. Sie sind dreckig und marode, die Luft ist oft drückend warm und wenn jemand Lebensmittel auf den Gleiskörper hat fallen lassen, kann man dort auch gerne mal kleine freilebende Pelztierchen bewundern. 


Ich bin bisher noch nie auch nur auf die Idee gekommen, in der New Yorker U-Bahn eine Toilette aufzusuchen, denn das Kopfkino reicht schon aus, um mich in die Flucht zu schlagen.

Wobei ich allerdings fairerweise sagen muss, dass das Video, das ich genutzt habe, um hier den Albtraum "New Yorker U-Bahn-Toilette" zu illustrieren, in einer verlassenen Station in der Nähe der Bowery aufgenommen wurde. 



Ich denke, es ist aber durchaus mal einen "Blick" wert, um zu erkunden, wie es wirklich um die öffentlichen Toiletten in der New Yorker U-Bahn bestellt ist. 


Das eingangs gezeigte Photo spiegelt schon ganz gut die Bedenken wieder, zeigt den typisch schmutzigen und verramsackten Zustand der New Yorker U-Bahn-Stationen. Ich finde dieser Anblick ist jetzt keine Einladung, um mal eben für große Fußballspieler zu gehen. Allerdings spannt dieses Bild auch erfreulicherweise einen Bogen zum Blog, denn die Vergangenheit der New Yorker U-Bahn hat dort auch ihre Spuren hinterlassen. Man beachte die immer noch ansprechenden historischen Fliesen, die über dem Eingang den Geschlechtern den richtigen Weg weisen.

Kommen wir jetzt zu dem Beitrag, der mich auf das Thema gebracht hat:

Und direkt das erste Photo könnte schon eine passende Ergänzung zu dem Bild sein, das ich als Titel gewählt habe, es zeigt Toiletten an der 14th Street Station.



Diesem Beitrag vom Februar 2014 kann man entnehmen, dass es in New York 468 U-Bahn-Stationen gibt, von denen aber nur 129 mit Toiletten ausgestattet sind. Unter den 129 Stationen mit öffentlichen Toiletten wiederum gibt es nur 48 Stationen, in denen die Toiletten auch tatsächlich für die vorgesehene Nutzung zugänglich sind. 

Die anderen 81 sind entweder schlicht verschlossen oder wurden für eine andere Verwendung umgewidmet. 

Bestes Beispiel für eine Umwidmung ist diese Toilette in einer Station am Astor Place, Linie 6, in Manhattan. Das bedarf eigentlich keiner Erklärung, das spricht für sich selbst:





Viele von den nicht zugänglichen U-Bahn-Toiletten sind von Mitarbeitern der New Yorker U-Bahn umgewidmet worden, die sie leicht zugängliche und in der Peripherie der New Yorker U-Bahn verfügbare Abstellräume verwenden. Und als Abstellräume sind sie dann für die Allgemeinheit verschlossen. 


 Ein Beispiel für eine offene Toilette ist diese in der Delancey / Essex Street Station.




Naja, lecker sieht das jetzt nicht aus, aber so schlimm wie befürchtet auch nicht. Ich habe schon Toiletten in Kneipen gesehen, die in einem furchterregenderen Zustand waren als diese hier. Da spielt das Kopfkino also wohl doch eine große Rolle! Oder vielleicht doch nicht?

Für diejenigen, die gerne ihre Notdurft in der New Yorker U-Bahn loswerden möchten oder die tatsächlich mal dem Grauen ins Auge schauen und zeigen möchten, wie hart sie sind, für die hat Eron Watt eine Karte zusammengetragen, Bis 2012 hat er 45 zugängliche Toiletten in der New Yorker U-Bahn besucht und mit seiner Kamera gefilmt, 2014 schickte er noch ein Update mit weiteren 3 Toiletten hinterher. Viel Vergnügen!










Links





Lower Manhattan through time and space - Part 42

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In den vergangenen vier Jahren sind wir schon viele Male in die Geschichte von Südmanhattan abgetaucht, um die Entwicklung von Gebäudekonstellationen zu verfolgen, Verschwundenem nachzuspüren und alte photographische Aufnahmen zu interpretieren. Zahlreiche Leser und Leserinnen waren an der Entstehung und Fortführung der Serie durch Interaktion mit dem Blogautor beteiligt, besonders erwähnen möchte ich Arnie Marriam, Michal Juroska, Andie Frieder, Dirk Stichweh und JPJ. 

Hier kannst Du die bisherigen offiziellen und inoffiziellen Folgen der Serie abrufen:



1. Copulas at 15 Park Row

Das war jetzt mal eine gute Gelegenheit, vom einen in das andere Extrem zu fallen. Erst die Serie neun Monate austrocknen lassen und dann direkt zwei Folgen hintereinander hinaushauen. Los gehts!



Unter den Wolkenkratzerklassikern der ersten Generation in Lower Manhattan, die bis heute stehen geblieben sind, gehört das Park Row Building aka Syndicate Building aka 15 Park Row zweifellos zu meinen Favoriten, ist es doch das älteste erhalten gebliebene Bürogebäude in New York, das mit 30 Stockwerken und 119 Metern Höhe einst den Status "Höchstes Gebäude der Welt" tragen durfte, wenn auch nur von 1899 bis 1901. Danach ging der Staffelstab vorübergehend von New York nach Philadelphia:


google maps


Man findet es an der Park Row südlich vom City Hall Park, in illustrer Gesellschaft wie dem New Yorker Rathaus (City Hall), dem Woolworth Building, das auch mal das höchste Gebäude der Welt war, der St. Paul's Chapel (vermutlich ältestes erhaltenes Gebäude auf Manhattan) und auch nur einen Steinwurf weit weg vom World Trade Center. 



Bei früheren Besuchen in New York habe ich noch nicht so auf das Park Row Building geachtet, sondern mich von den höheren Gebäuden in der Umgebung ablenken lassen. Aber beim letzten Aufenthalt im vergangenen Jahr fand ich das Hochhaus von Angesicht zu Angesicht dann doch beeindruckend, der Klassiker ist auch heute noch ein ganz schön beeindruckender Kasten. Von oben kann man auch gut den ziemlich unregelmäßigen und assymetrischen Grundriss des Gebäudes nachvollziehen. Hier ein Blick von allen vier Seiten: 







Am Park Row Building wurde von 1896 bis 1899 gebaut und leider gibt es im Gegensatz zu den späteren Klassikern vom Bau dieses Gebäudes kaum verfügbare Photographien, außer dieser hier:



Um die Zeit der letzten Jahrtausendwende wurde das einstige Bürogebäude in ein Apartmentgebäude umgewidmet und im November 2013 kam schließlich ein Angebot auf den New Yorker Immobilienmarkt, dass mich bis heute fasziniert: Die obersten zwei Stockwerke einschließlich der beiden Kuppeln für 20 Millionen Dollar, später reduziert auf 19 Millionen Dollar. 

(also used as picture sources)


Wir reden bei dem Angebot vom 26. und 27. Stockwerk sowie von den beiden dreistöckigen Kuppeln, die die Stockwerke 28, 29 und 30 umfassen und ganz ganz früher auch mal als Aussichtsplattformen dienten. 

Ich habe die Bilder aus dem Inneren der Gebäudespitze zwar schon einmal hier gezeigt, aber ich finde die nach wie vor sehenswert, genauso wie vergleichbares Material aus anderen New Yorker Hochhausklassikern.

Ich vermute, dass die folgenden drei Aufnahmen aus den Stockwerken unter den Kuppeln stammen:





Das ist auch der Haken bei dem Angebot, denn die oberen Stockwerke des Park Row Buildings waren bzw. sind offenbar schlecht gepflegt worden und deshalb ziemlich heruntergekommen. Deshalb ist man nach Löhnen des Kaufpreises noch nicht von der Bezahlerei ab. Denn dann geht erst die Renoviererei los. 







Diese hübsch geschmückte Tür gehört zu dem Minifahrstuhl, der früher Gäste aus der Lobby direkt bis hinauf zur Aussichtsplattform auf dem (oder den?) Türmchen hochbeförderte. Einen vergleichbaren Weg zur Aussichtsplattform fand man auch im einst nahegelegenen World Building,

Hier ist der Punkt, wo es hinauf in einen der beiden Türme geht, rundherum sieht man noch das leere Stockwerk.





Und so sieht es aus, wenn man sich in dem anderen Turm nach oben arbeitet:














Und noch ein paar oben geschossene Bilder von den Türmchen von außen:








Ich habe mich seitdem immer mal wieder in unregelmäßigen Abständen auf die Suche begeben, ob die Stockwerke inzwischen einen Käufer gefunden haben. Und bin Anfang der Woche zum ersten Mal fündig geworden. 

Offenbar ist zumindest in einen der dreistöckigen Türme ein Architektenbüro eingezogen, wenn ich den Begleittext richtig interpretiert habe. Auf jeden Fall sieht es jetzt nicht mehr ganz so renovierungsbedürftig da oben aus. Aber andererseits schade, dass das Angebot nicht mehr auf dem Markt zu sein scheint, dort hätte man schön die 68 Millionen aus dem Eurojackpot einsetzen können :-)






Hier geht es zu der Firma, die den Umbau realisiert hat:


Wenn man sich die Bilder auf der Gebäudewebseite ansieht, könnte man den Eindruck gewinnen, dass die bisher immer etwas unaufgeräumt aussehende Dachterrasse von 15 Park Row unlängst schwer entschlackt worden ist. Stattdessen scheint sich auf einigen der zahlreichen Flügel des Gebäudes jetzt ein Dachgarten zu befinden. Vielleicht ist der aber auch nur geplant und noch nicht realisiert. 


Zur Erinnerung und zum Vergleich nochmal der Grundriss:



Zum Abschluss noch ein paar interessante aktuelle Photos vom 15 Park Row, die auf diesen Seiten veröffentlicht wurden: 







2. Pompeii in Lower Manhattan

Ja, richtig gelesen, die Überschrift lautet Pompeji in Südmanhattan. Im Mittelpunkt steht aber kein katastrophales Spektakel, es gab keinen erwähnenswerten Vulkanausbruch an der Südspitze der Stadt, der die junge Metropole am Hudson River in Schutt und Asche gelegt hätte.

Lediglich in Greenwich Village ereignete sich 1922 ein vulkanausbruchähnliches Ereignis, aber das ist eine andere Geschichte.
http://nygeschichte.blogspot.de/2010/04/greenwich-village-volcano.html

Nein, es geht um etwas anderes. In Südmanhattan sollen sich frei zugänglich Artefakte aus dem antiken Pompeji befunden haben. Und das kam so zustande: 1827 eröffneten zwei zugewanderte Schweizer in New York City ein Cafe, mit Namen Giovanni und Pietro Delmonico. Das nach ihnen benannte Restaurant zog - auch durch wiederholte Brände bedingt - mehrfach in Südmanhattan um, bis man schließlich im August 1837 an der Adresse 2 South Williams Street ankam.




Auf der Karte von 1857 kann man das Gebäude schon gut erkennen, es befand sich auf einem Grundstück mit dreiecksähnlichem Grundriss am Treffpunkt von South Williams Street, Beaver Street und William Street. 



In den 1880ern entstand diese Aufnahme vom Gebäude, die auch das zeigt, worum es eigentlich geht:

from the collection of the museum of the city of New York


Das Gebäude in der Mitte ist das Delmonico's. Den Eingangsbereich des Restaurants sieht man von vier Säulen umrahmt:



Diesen vier Säulen wurde nachgesagt, dass es sich um Originalsäulen aus Pompeji handele, also aus der bei einem Vulkanausbruch im Jahr 79 nach Christus verschütteten Stadt. Ob das wirklich der Wahrheit entspricht oder ob es sich um einen schlauen Werbetrick handelte, der Neugieriger gleichermaßen wie geschichtlich und klassisch Interessierte anziehen sollte, vermag ich nicht zu sagen. Fest steht aber, dass das Restaurant ab den 1850ern die Prominenz von New York anzuziehen begann, wohl auch wegen der exquisiten Küche. Bereits 1860 speiste der damalige Prinz of Wales im Delmonico's und ihm folgten viele nahmhafte amerikanische und internationale Prominente.

1890 wurde das Restaurant geschlossen und an derselben Adresse neu gebaut. Die Form blieb wegen des Grundstücks ähnlich, nur höher wurde der Neubau. Diese Version des Restaurants, die 1891 eröffnet wurde und bis 1917 in Betrieb blieb, ist die bekanntere.



Säulen sieht man auch dort im Eingangsbereich, wenn auch etwas anders angeordnet als ursprünglich. Auf die Attraktionen des alten Gebäudes wollte man offenbar auch nach dem Neubau nicht verzichten.



Auch wenn man das Gebäude mit dem Google Street View in der Gegenwart besucht, stößt man weiterhin auf die historisch anmutenden Säulen:





Links: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Delmonico%E2%80%99s_Restaurant
https://en.wikipedia.org/wiki/Delmonico%27s
http://www.atlasobscura.com/articles/nycs-possible-pompeii-relics-that-link-its-great-fire-to-ancient-volcanic-doom
http://hyperallergic.com/225383/new-york-citys-oldest-public-art-is-pompeii-ancient/
http://www.nyc-architecture.com/LM/LM044-DELMONICO'S.htm


3. 331 Pearl Street (1870)

Auf der Facebook-Seite "The Old New York Page" habe ich vor wenigen Wochen die nachfolgende Aufnahme entdeckt, die aus der Sammlung des MCNY stammt und bei der ich dachte, dass sie ganz gut in eine Folge der Lower Manhattan Saga passen würde.

331 Pearl Street, ca 1870, from the collection of the museum of the city of New York


Ca. 1870 entstanden bedeutet, dass wir mit dieser Aufnahme um die 146 Jahre zurück in die Vergangenheit von New York blicken. Die Holzmasten links im Bild sind keine Strommasten, die gab es 1870 noch nicht. Die Masten sind Teil des damals üblichen Kommunikationsmittels Telegraphie, über sie waren die Drähte gespannt, über die die Informationen gemorst wurden.

Der Umstand, dass diese Aufnahme laut einem Kommentar am Franklin Square entstanden sein soll, hat mich aufhorchen lassen. Aus der Berichterstattung über den Verlauf der Hochbahnlinie oberhalb der Third Avenue, der 3rd Ave El, habe ich in Erinnerung, dass der Franklin Square ein Platz in Südmanhattan war, der ab den 1870ern durch den Bau der Brooklyn Bridge beeinträchtigt wurde, weil der Verlauf der Brückenauffahrt bzw. -abfahrt auf der Manhattanseite mitten über den Franklin Square führte und führt.


Ich habe deshalb mal den Stadtatlas von Bromley aus dem Jahr 1879 gezogen, um nachzuschauen.



Dank des Harpers Buildings ist die Orientierung hier sehr einfach, den das Harpers Bros Publishing House ist auf der ungefähr neun Jahre nach dem Foto entstandenen Karte immer noch kaum zu übersehen. Und mit der Brooklyn Bridge hatte ich recht gehabt, die Trasse verläuft nur Meter neben dem rechten Rand des Photos.



Durch die langen Belichtungszeiten, die Fotos zu jener Zeit noch benötigten, erscheint das Pferdefuhrwerk vor dem Bürstengeschäft von John K. Hoppel etwas unscharf oder doppelt.



Bei "Sammis and Keyes" rechts nebenan vom Harpers werden Stühle und Hocker verkauft.



Rechts davon sieht man einen Schneider und dann noch ein drittes Haus mit unbekannter Nutzung. Auf der Karte von 1979 ist das Haus des Schneiders schon etwas zurechtsgestutzt und das dritte Haus deutlich zurückverlegt oder schon gar nicht mehr vorhanden, diese Veränderungen scheinen im Zusammenhang mit der Brooklyn Bridge zu stehen.





Links vom Harpers stehen noch sieben weitere Gebäude, wie auch auf der Karte von 1879. Bürsten scheinen in den 1870ern noch ein nachgefragter Markt gewesen zu sein, wir sehen als Blickfang im Bild eine Werbung für ein Bürstengeschäft an einem Haus auf der gegenüberliegenden Seite hängen.




In der Sammlung des MCNY befindet sich neben der Aufnahme von 1870 noch eine undatierte Zeichnung, die aber in etwa das gleiche Szenario abbildet wie das Photo.




Der Franklin veränderte sich nicht nur durch die in unmittelbarer Nähe vorbeiführende Auf- und Abfahrt zur Brooklyn Bridge, sondern auch durch die Hochbahntrasse der 3rd Ave El, die etwa im rechten Winkel zur Brooklyn Bridge verlief und sich unter der Brücke hindurchquetschte.

Franklin Square 1946, from the collection of the museum of the city of New York


Mehr über die Hintergründe des Photos und über Harpers erfährt man hier in englischer Sprache:
http://visualizingnyc.org/essays/the-harper-establishment-or-how-a-new-york-publishing-giant-was-made/

Das war die 42. Folge der Lower Manhattan Saga. Vielen Dank fürs Vorbeischauen.

Weitere Folgen kannst Du hier abrufen:
http://nygeschichterucksack.blogspot.de/2012/02/lower-manhattan-journey-through-time.html




Article 1

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Folgende Beiträge wurden seit dem vergangenen Wochenende bei NYHG veröffentlicht:


Lower Manhattan - A journey through time and space - Part 41
http://nygeschichte.blogspot.de/2016/12/lower-manhattan-journey-through-time.html


Fernbloggerei 2
http://nygeschichte.blogspot.de/2016/12/fernbloggerei-2.html


Public Restrooms in the New York Subway
http://nygeschichte.blogspot.de/2016/12/public-restrooms-in-new-york-subway.html


Lower Manhattan - A journey through time and space - Part 42
http://nygeschichte.blogspot.de/2016/12/lower-manhattan-through-time-and-space.html


Delmonico's at Beaver / William Streets (ca. 1900)

Lower Manhattan 1897

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Na ich weiß auch nicht, wo in der letzten Zeit immer die Wochenenden verschwinden. Kaum hab ich am Freitag Abend das Licht an meinem Schreibtisch ausgeknipst, ist es auch schon wieder Sonntag, später Nachmittag. Aber ich möchte dieses Wochenende zumindest ein Lebenszeichen in die Welt hinausposaunen. 

Vor dem Jahreswechsel habe ich im Rahmen der Lower Manhattan Saga auch das Park Row Building noch mal näher beleuchtet. Dabei fiel mir auf, dass ich bisher nur zwei Aufnahmen von der Bauphase des einst höchsten Gebäudes kenne. 

Deshalb habe während des Schreibens einen kleinen Ausflug in die Bildarchive gemacht und nachgesehen, ob ich noch mehr Bildmaterial von der Bauphase dieses Gebäudes finde. Das ist mir leider nicht gelungen, aber in der Sammlung der NYPL bin ich auf eine Serie von Bildern gestoßen, die die Skyline von Lower Manhattan etwa um das Jahr 1897 zeigen. 

Gefallen haben mir diese Bilder wegen ihrer Alltäglichkeit, wegen des unspektakulären Charakters. Es sind einfach Fotos, die damals vor ca. 120 Jahren im Hafen von New York bei vermutlich gutem Wetter rund um Südmanhattan von verschiedenen Ausgangspunkten aus aufgenommen wurden, ähnlich wie auch in der Gegenwart pro Tag hunderte bis tausende von Touristenfotos vom gleichen Motiv aufgenommen werden, nur eben 120 Jahre später. 

Fangen wir mal mit dem Foto oben an, das am Beginn dieses Beitrags steht und bei dem der Photograph vermutlich auf einem Schiff oder einer Fähre im Hafenbecken nicht allzuweit südlich von Manhattan stand: 



Links im Bild fallen direkt mehrere Klassiker ins Auge:


Mit dunkler Fassade und zentralem Türmchen in der linken Bildmitte das Washington Building an der Hausnummer 1 Broadway aus der Mitte der 1880er, wahrscheinlich der älteste erhalten gebliebene Hochhausklassiker in Südmanhattan, er steht heute noch, nur mit anderer Verkleidung. Direkt dahinter das monumentale Bowling Green Offices Building, gebaut ca. 10 Jahre nach dem Washington Building.



Rechts dahinter mit den vielen Türmchen im Dach der Ostflügel des Columbia Buildings an der Ecke Morris Street / Broadway, des dritten Hochhauses im Manhattan, das in Stahlskelett-Bauweise errichtet wurde. Rechts dahinter der Teil vom Aldrich Court Building, der an den Broadway grenzt. 



Ganz links außen im Hintergrund noch ein paar Schriftzüge auf niedrigeren Gebäuden, die ich aber nicht mit Sicherheit entziffern kann, mit Ausnahme des Wortes "SOAP", wahrscheinlich wurde dort Seife produziert. 

In der Bildmitte mit markanten Türmchen das "U.S. Barge Office", dem ich vor zwei Jahren mal einen ausführlicheren Beitrag gewidmet habe.



Davor am Pier die John E. Moore, ein kleineres, damals typisches Dampfschiff mit Schaufelradantrieb.


Hinter dem U.S. Barge Office sticht ein weiteres Gebäude mit markantem Turm und dunkler Fassade hervor: das Produce Exchange Building.



Dahinter wird es etwas kompliziert. Nehmen wir zuerst mal die sicheren Kandidaten:



Zum Beispiel das einst mit 106 Metern höchste Gebäude der Welt von 1894 bis 1899, das Manhattan Life Insurance Building; richtig, zum Zeitpunkt der Aufnahme 1897 was es noch der Inhaber des Staffelstabs. Zu identifizieren über den Kuppelturm an der Broadwayfront und die Wetterstation auf der Ostseite des Gebäudes:


Im Bild daneben, tatsächlich aber auf der anderen Broadwayseite vermute ich das Washington Life Insurance Building an der Position, an dem man heute den Zuccotti Park findet. 



Rechts vom Turm der Produce Exchange sehen wir zwei Kuppeln, die aber nicht zum gleichen Gebäude gehören.



Die linke Kuppel gehört zum Commerical Cable Building, direkter Nachbar der New York Stock Exchange und gelegen zwischen New Street und Broad Street. 



Im Bild direkt daneben, tatsächlich aber schon ein paar Meter entfernt die Kuppel des Gillender Buildings an der Ecke Nassau Street / Wall Street, fertiggestellt 1897. 



Ein bisschen Background liefert diese Aufnahme, die ungefähr im selben Zeitfenster entstanden sein dürfte: 



Das hier ist etwas schwerer zu interpretieren....



... weil sich hier zwei Gebäude übereinanderschieben.

Da haben wir zum einen das 1895 vergrößerte Standard Oil Building an der Ostseite des Broadways. 



Wegen der ebenfalls hellen Außenfassade vermischt sich Rockefellers Standard Oil Building scheinbar mit dem Empire Building auf der Westseite des Broadways und einige Meter weiter den Broadway hinauf gelegen. 




Kommen wir nun noch zum rechten Bildteil. Den markanten Klotz mit der dunklen Fassade hier haben wir bisher - glaube ich - noch nie im Blog erwähnt. Dabei handelt es sich um das U.S. Army Building an der Ecke White Hall Street / Pearl Street. 




Dahinter sehe ich etwas, was ich gerne sehen möchte, ohne zu wissen, ob es das wirklich schon ist. Aber die Zeitangaben sind ja häufig Schätzungen und daher vage. 



Vor diesem Hintergrund, das das Foto 1897, vielleicht aber auch später aufgenommen wurde, könnte es durchaus sein, dass man im Hintergrund hinter dem U.S. Army Building tatsächlich auch das Park Row Building in der Bauphase erkennen kann, schon mit den markanten Türmchen an der City Hall Park Front, aber noch nicht komplett fertiggestellt. 



Die Aufnahme würde demnach sowohl das zum damaligen Zeitpunkt höchste Gebäude in New York und auf der Welt abbilden als auch den zukünftigen Nachfolger, der noch nicht fertiggestellt ist. 

Bei der Identität dieses oder dieser Gebäude am rechten Bildrand schwimme ich aber, weshalb  ich die Frage mal unbeantwortet lasse. Ich wundere mich, dass ich nicht schon mal früher über dieses nicht gerade unauffällige Hochhaus gefallen bin.



Hier nochmal die Gesamtaufnahme und die Bildbeschreibung in der Sammlung der NYPL:




Passend dazu der Bromley-Stadtatlas von 1897 mit den meisten genannten Gebäuden.






Die Karte ist übrigens auch so freundlich und löst das Rätsel mit den Schriftzügen auf den Gebäuden ganz links im Bild auf. 



Dabei handelt es sich um ein Gebäude, nämlich um eine Seifenfabrik namens "B.T. Babbit Soap Works" im Südwesten von Manhattan auf dem Block zwischen West Street und Washington Street.



Man beachte die Hochbahntrasse der 9th Avenue Elevated Railway, die sowohl in der Karte als auch in der Zeichnung berücksichtigt wurde und die direkt östlich neben der Seifenfabrik oberhalb der Washington Street vorbeiführte. 





Springen wir jetzt mal weiter zur zweiten Photographie, die auf das Entstehungsjahr 1897 datiert wurde. 



Der Photograph befand sich südöstlich von Manhattan, vielleicht auf einem Wasserfahrzeug, vielleicht aber auch auf Governors Island oder am Ufer von Brooklyn, jenseits des East Rivers.

Ich starte wieder links im Bild. 



Da haben wir die einstige Festung Castle Clinton, zum Zeitpunkt der Aufnahme befand sich in dem historischen Gemäuer das New Yorker Aquarium.



Im Vordergrund sehen wir ein typisches Fährschiff, wie sie damals noch in großer Stückzahl auf Hudson River und East River vertreten waren, um den Personentransport über die Wasserhindernisse sicherzustellen. Mit Ausnahme der Brooklyn Bridge gab es zwischen Südmanhattan und New Jersey bzw. Brooklyn noch keine Brücken und Tunnels wie in der Gegenwart, damals spielten diese Fähren eine enorm wichtige Rolle für den Personennahverkehr.



Hinter der Fähre die schloßähnlichen Gemäuer des U.S. Barge Office



Der nächste Bildausschnitt gibt mir bereits Rätsel auf. 



Ok, in der Mitte ist klar das Washington Building an 1 Broadway und dahinter wieder die Bowling Green Offices. Aber was ist das für ein Hochhaus mit heller Fassade, das hier dem Washington Building quasi gegenüberzustehen scheint. Das sagt mir überhaupt nichts. Ich nehme an, dass einem die Perspektive hier einen Streich spielt und dass dieses Hochhaus tatsächlich ein paar Blöcke vom Washington Building entfernt steht. Hat jemand einen Tipp?




Daneben die zwei dunkleren Klassiker hatten wir eben auch schon. 



Im Hintergrund das Columbia Building (1) , davor etwas dunkler und schlechter wiederzuerkennen das U.S. Army Building (2).



Rechts daneben zwei weitere Bekannte, der Turm der Produce Exchange (3) und das erweiterte Standard Oil Building (4) von der Firma Rockefellers. Ich vermute, dass die dunkle Ostfassade rechts neben dem Turm der Produce Exchange auch noch zum Standard Oil Building gehört. 



Interessant, aufgrund der verschobenen Perspektive finden wir die helle Fassade des Empire Buildings (5) jetzt rechts und nicht mehr links neben dem Standard Oil Building. 



In gelb herausgearbeitet das damals noch höchste Gebäude New Yorks und auf der Welt, das Manhattan Life Insurance Building. 

Rechts daneben wieder die beiden Kuppelgebäude aus dem ersten Foto, links das jetzt besser zu erkennende, wunderschöne und leider verlorene Commercial Cable Buidling mit der Doppelkuppel und rechts der kurzlebige Klassiker Gillender Building, der nur dreizehn Jahre in der Skyline von Südmanhattan mitspielen durfte. 



Den Klotz "dazwischen" halte ich für das American Surety Building, der eigentlich versetzt dahinter am Broadway steht. 





Rechts neben dem Gillender Building, aber weiter im Vordergrund sieht man wieder dieses mir unbekannte schmale und längliche Hochhaus. 



Noch etwas weiter rechts versteckt sich etwas unscharf im Vordergrund noch ein weiterer wunderschöner und leider verloren gegangener Klassiker. 


Dabei handelt es sich um das Gebäude der New Yorker Baumwollbörse, das Cotton Exchange Building am Hanover Square. 




Und direkt noch ein Gebäuderätsel, was ist das für ein Kasten schräg links über den Cotton Exchange Building?

Gehen wir noch weiter nach rechts im Foto, dort erreichen wir die beiden Klassiker im Süden des City Hall Parks.



Das Gebäude links halte ich für das St. Paul's Building von 1898, auch wenn es mir hier etwas mickrig vorkommt, was aber vermutlich auf die Südperspektive zurückzuführen ist. Dafür sieht das Park Row Building rechts von außen schon ziemlich fertiggestellt und vor allem ziemlich groß aus, faktisch hat es das Manhattan Life Insurance Building als höchstes Gebäude der Welt schon abgelöst. 




Ganz aufmerksame Betrachter entdecken direkt rechts neben dem Park Row Building noch einen Hochhausklassiker aus der Mitte der 1890er, der bis heute stehen geblieben ist: das Home Life Insurance Company Building




Ganz rechts außen erkenne ich zwei weitere Klassiker vom Newspaper Row / Printing House Square - Umfeld. 



Links mit geschwungenem Dach das American Tract Society Building, ein weiterer bis heute erhalten gebliebener Hochhausklassiker aus dem 19. Jahrhundert. Rechts der Dom des World Buildings, noch ein ehemaliges höchstes Gebäude in New York, noch ein verlorener Gebäudeklassiker. 

Wen ich aber vermisse, ist das Tribune Building, dessen spitzes Türmchen eigentlich zwischen den beiden sichtbar sein sollte, auf das man hier mysteriöserweise aber keinen Hinweis findet. 


Drittes Photo, ebenfalls eine East River-Ansicht aus gegenüber der vorherigen Aufnahme nur geringfügig versetzten Perspektive. 



Deswegen müssen wir das jetzt nicht mehr so elegisch auswalzen. Bildausschnitt 1 von ganz links zeigt Washington Building (1), Bowling Green Offices (2) und U.S. Army Building (3). 



Weiter geht es mit dem Columbia Building (4) etwas abgetaucht, dem Turm der Produce Exchange (5) und dem Standard Oil Building (6):



Nächste Station zeigt das Empire Building (7) und das Manhattan Life Insurance Building (8):



Weiter geht es mit dem Commercial Cable Building (9), dem American Surety Building (10) und bis auf die Kuppel verdeckten Gillender Building (11):



Diese Photographie klärt die Identität des schmalen, mir unbekannten Hochhauses auf den ersten zwei Photographien. Der Aufschrift nach handelt es sich um den "Lord's Court" an der Ecke Williams Street / Exchange Place. 



Rechts daneben ein etwas konstrastereicheres Gebäude der Cotton Exchange (12) und darüber eines der eingestreuten Gebäuderätsel, was ist das für eine Klotz?



Seltsam, auf dieser Aufnahme ist das St. Paul's Building überhaupt nicht wiederzufinden, ich hoffe, dass es nur hinter einer besonders großen Kaminrauchschwade in Deckung gegangen ist (13). Zumindest das Park Row Building (14) und das Home Life Insurance Building (15) stellen sich am äußerst rechten Bildrand ordentlich in Pose. 



Nach zweimal East River wechseln wir mit der vierten wunderschön fleckigen und angefressenen Photographie auf die andere Seite von Manhattan, dieses Mal stand der Photograph auf einem Boot auf dem Hudson River oder am Ufer in New Jersey. 



Ok, einmal durchatmen, bevor es wieder an das Gebäudeidentifizieren geht und ein kurzer Blick auf die beiden Schiffe im Vordergrund der Aufnahme. 






Naja, eigentlich gehören die ja zusammen, das dampfbetriebene Schleppschiff links zieht den Lastkahn rechts im Bild. 

Um die Vergleichbarkeit mit den vorherigen Bildern und den dort entwickelten Gebäude-Flow beizubehalten, starte ich jetzt mal rechts außen im Bild. 



Wie gewohnt starten wir mit dem Washington Building an 1 Broadway (1) und den Bowling Green Offices (2). 

Als nächstes folgen das Standard Oil Building (3) und das auf der Westseite etwas breitere Columbia Building (4):



Unter dem E sehen wir ein bisher noch nicht erwähntes Gebäude, den "Exchange Court" am Broadway. Links daneben und im Vordergrund wieder der Schriftzug der inzwischen bereits vertrauten Seifensiederei Babbitt (5).



Links hinter Babbitt das noch höchste Gebäude New Yorks, das Manhattan Life Insurance Building (6) und links daneben, ebenfalls neu in der Reihe das Union Trust Building (U) am Broadway, ein weiterer verlorener Hochhausklassiker aus dem 19. Jahrhundert. 



So - hier ist der Zeitpunkt, um etwas zurückzuzoomen. Die bisher besprochenen Photographien habe ich wegen des fortgeschrittenen bzw. weit fortgeschrittenen Baustadium des Park Row Buildings (1899 fertiggestellt) in Verdacht, dass sie nicht - wie angegeben - 1897 aufgenommen wurden, sondern später, vermutlich 1898 oder sogar 1899. Diese Aufnahme dagegen könnte tatsächlich von 1897 stammen. 



Das Empire Building, gebaut von 1895 bis 1898 und quasi unmittelbarer Nachbar der Trinity Church im Süden an der Ecke Broadway / Rector Street ist auf dieser Aufnahme nicht wiederzufinden. Deswegen kann man hier auch noch fast ungehindert auf das Union Trust Building und das Manhanttan Lifen Insurance Building blicken.  




Das 1897 fertiggestellte Gillender Building (7) ist dagegen rechts von der Turmspitze der Trinity Church (T) zu erkennen und das American Surety Building (8) links davon. 



Nummer 9 ist das immer noch ungelöste Gebäuderätsel. 



Weiter rechts sehen wir die Wetterstation auf dem ansonsten verdeckten Western Union Building (W) in der renovierten Version nach dem Brand von 1890. Dieses Mal gut sichtbar ist das St. Paul's Building (P), im Gegensatz zu dem dieses Mal unsichtbaren Park Row Building. Durfte damals immer nur einer von denen aufs Bild ?   :-)




Am linken Bildrand dann die übrigen Klassiker vom City Hall Park: das American Tract Society Building (10), die Spitze vom Tribune Building (11) und der Dom vom World Building (12). Hier klärt sich auch, warum vom East River aus die Spitze des Tribune Buildings nicht zu sehen war. Das war damals einfach noch zu niedrig, um zwischen den umgebenden Hochhäusern aufzufallen, dieses änderte sich erst mit einer später vorgenommenen Aufstockung, mit der das Tribune Building höhenmäßig zum World Building und zum American Tract Society Building aufschloss. 



Allerdings verstecken sich noch zwei weitere New Yorker Gebäudeklassiker in diesem Ausschnitt. Dort, wo ich die 10 hingepinselt habe, müsste eigentlich nicht das ATSB sein, sondern das Hauptquartier der New York Times, hier allerdings etwas schwer auszumachen. 

Und natürlich darf man den ungehobelten Klotz nicht vergessen, das damalige Hauptpostamt der Stadt am Südende des City Hall Parks. 




Ok, durch zwei Aufnahmen müssen wir noch hindurch. Hier kommt wieder die Westseite von Südmanhattan, wahrscheinlich von New Jersey aus photographiert. 



Und wieder geht es los auf der rechten Seite. 



Unten rechts das New Yorker Aquarium im alten Castle Clinton (1), dahinter oder links im Hintergrund das U.S. Army Building (2a oder 2b) und links im Vordergrund das bis heute vorhandene Gebäude mit spitzem Türmchen am Ende von Pier A (PA).

Es folgen die Produce Exchange mit Turm (3) und das Washington Building (4). 



Daneben lauert eine kapitale Überraschung, denn die Bowling Green Offices nördlich von 1 Broadway sind noch nicht sichtbar. Damit haben wir wohl die bisher früheste Aufnahme in der Sammlung erreicht. Ich denke, die nichtchronologische Reihenfolge schadet hier nicht, denn umso mehr fallen jetzt die später eingetretenen Veränderungen auf.  

Die Bowling Green Offices wurden 1896 fertiggestellt, also ist die Aufnahme 1895 oder früher entstanden. 



Eher früher, denn wir können hier auch einen Blick auf das ursprüngliche Standard Oil Building (6) werfen, wie es vor dem Umbau von 1895 aussah. Rechts daneben das Welles Building (5). Zum Vergleich eine Aufnahme aus größerer Nähe, 1886 datiert: 



Es folgen das Columbia Building (7) ...



... das Manhattan Life Insurance Building (8) und das Union Trust Building (9).




Für das Alter der Aufnahme spricht auch das Nichtvorhandensein des Gillender Buildings, das American Surety Building (10) steht bereits. Ich tippe mal auf ein frühes 1895 als Aufnahmedatum. 



Im Vordergrund fällt wieder die Seifenfabrik von Herrn Babbitt ins Auge und links dahinter kann man einen Blick auf das alte, 1912 abgebrannte Equitable Building werfen. 

Das Haus im Mittelpunkt dieses Ausschnitts müsste wiederum das Washington Life Building (11) sein, einst dort, wo heute der Zuccotti Park vor sich hin parkt. 



Links davon verschieben sich die Perspektiven dann doch noch etwas. Der spitze Turm gehört natürlich zur St. Paul's Chapel an der Ecke Fulton Street / Broadway. 



Die Gebäude rechts davon sind unter anderem das renovierte Western Union Building.  Dahinter ragen das American Tract Society Building (12) und das World Building (13) hervor. 



So wir haben es fast geschafft. Einmal müssen wir noch durch einen verkürzten Parcour durch. Die letzte, sechste Aufnahme wurde wohl von einer Position südwestlich von Manhattan aufgenommen, wahrscheinlich von einem Schiff aus. 



Los geht es am rechten Bildrand. 



Unten im Vordergrund wieder das New York Aquarium im Castle Clinton (1), dahinter jene zwei Häuser mit heller Fassade, die mir eben als vermeintliche Gegenüber vom Washington Building schon einmal Rätsel aufgegeben haben. 

Als nächstes nochmal Pier A mit dem spitzen Turm im Vordergrund und der dunkle Koloss namens Produce Exchange (2) dahinter. 



Kleiner Exkurs, mal kurz den historischen Raddampfer "Columbia" in den Vordergrund rücken. Auch so ein damals völlig alltägliches Verkehrsmittel, das schon lange verschwunden ist. 



Darüber auf der Insel sehen wir jetzt das Washington Building (3), die Bowling Green Offices (4) und ein schmaler Streifen vom ansonsten verdeckten, aber dafür wieder umgebauten und erweiterten Standard Oil Building (5).



Weiter geht es mit noch mehr Bekannten: dem Columbia Building (6), dem Commercial Cable Building (7), dem Manhattan Life Insurance Building (8) und dem fast verdeckten Union Trust Building (9): 




Das Gillender Building und das American Surety Building werden von diesem Standpunkt aus ziemlich vollständig durch das Empire Building (10) verdeckt. 

Dafür gibt es zum Abschluss nochmal einen letzten Blick auf das alten Equitable Building (11), das etwas vorwitzig am linken Bildrand hervorlünkert. 



Danke für die Aufmerksamkeit und 
die gemeinsame Reise zurück in das Manhattan des ausgehenden 19. Jahrhunderts. 




The Bridge from Trinity to U.S.Realty

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Ja, diese schöne Aufnahme von ny.curbed.com, die vom Equitable Building aus aufgenommen wurde und die Brücke zwischen dem Trinity Building (links) und dem U.S. Realty Building (rechts) über der Thames Street (unten zwischen den Gebäuden) zeigt, wollte ich auch noch schnell teilen, weil ich diese beiden Gebäudeklassiker am einen und anderen Ende der Brücke einfach liebe. 



Das Türmchen im Anbau des Trinity Buildings diente im frühen 20. Jahrhundert als eine der Aussichtsplattformen, die man in Manhattan besuchen konnte, um von einem der zahlreichen Hochhäuser hinunter auf die Stadt zu blicken. Spätestens seit dem zweiten Weltkrieg ist diese Aussichtsplattform auf dem Trinity Building aber nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Allzu viele gleichzeitig dürften da oben aber auch keinen Platz zum Ausschau halten gehabt haben. 



Interessant wäre es auch, zu erfahren, wie oft die 102 Jahre alte Lügenbrücke zwischen den Gebäuden heute noch genutzt wird. Ob man die Frequenz mit "pro Tag" messen kann oder ob "pro Woche" ausreicht?

Im Originalbeitrag gibt es noch mehr interessante Bilder vom Equitable Building, vom Ausblick von diesem Gebäude aus, von seiner Fassade und aus seinem Inneren. 

all photos by Evan Bindelglass


The Junction Saloon

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https://www.facebook.com/TheOldNewYorkPage/, picture from the collection of the museum of the city of New York



Die Facebook-Seite "The Old New York Page" hat mir mal wieder Stoff geliefert. Neben den ganzen Gebäudebildern finde ich auch immer wieder Material faszinierend, dass ungeschminkt den Alltag im historischen New York City abbildet. 

So wie die Aufnahme oben, die Robert Bracklow ungefähr im Jahr 1900 hoch im Norden von Manhattan aufgenommen hat an der Amsterdam Avenue / 163rd Street im Stadtteil Washington Heights.

google maps


Das befindet sich - wie man sieht - ein ganzes Stück nördlich vom Central Park. Hier nochmal eine Detailkarte vom Schauplatz an der Amsterdam Avenue und mit dem Broadway, der einen Blick weiter im Westen verläuft. 






Ein Blickfang in diesem Bild ist natürlich der Saloon von G. Bergau mit dem Namen "The Junction", auf Deutsch "Die Kreuzung", in der Bildmitte.



Dort wird feiner Gerstensaft aus der Manhattan Brauerei ausgeschenkt, wie die Schilder am Gebäude verraten. 




Und wenn man ein echter Saloon sein möchte, dann braucht man auch eine Schwingtür im Eingangsbereich:



Man musste damals also gar nicht bis in den Wilden Westen hinausfahren, um mal einen echten Saloon mit einer echten Schwingtür zu betreten. Der Norden von Manhattan reichte da völlig.

Im Gebäude dahinter wird mit Immobilien und Versicherungen gehandelt, so verrät es jedenfalls die Fassadenbemalung. Der Name über Cornelius könnte allerdings mal nachgepinselt werden. Oder soll das SHARP and CORNELIUS heißen?



Angetan haben es mir auch diese beiden Herren, die mit einem kleinen Jungen an der Hand die Amsterdam Avenue hinablaufen. Im Deutschen Kaiserreich hätte man ihn zur gleichen Zeit wahrscheinlich in einen Matrosenanzug gepackt, hier trägt er eine Latzhose und eine Mütze. 



Wenn das Foto 1900 aufgenommen wurde und der Junge 2-3 Jahre alt war, dann würde er jetzt, falls er noch lebt, auf die 120 Jahre zulaufen.



Heute völlig ungewohnt, früher ganz normal: alle Herren tragen außerhalb des Hauses eine Kopfbedeckung:



Der hier kauft wahrscheinlich eine Zeitung oder etwas Essbares an einem Straßenkiosk:



Im Hintergrund, hinter Hardware und Flaggen folgt der Bürgersteig dem hügeligen Untergrund und führt nach oben.



Die ansteigende Straße wird mit zwei Arten von Fahrzeugen befahren: Pferdefuhrwerke und Straßenbahnen. Das deutet darauf hin, dass das Photo wirklich von der Jahrhundertwende stammen könnte, zu jener Zeit waren Automobile noch absolute Mangelware. In den Folgejahren sollte sich das stark ändern und zugleich auch das Straßenbild. 





Heute sieht es an dieser Kreuzung so aus: 



Der Saloon ist verschwunden, an seine Stelle ist eine evangelische Methodistenkirche getreten, die ihre Gemeinde aus dem hispanischen Bevölkerungsanteil rekrutiert. 






Interessant finde ich die Frage, ob das Gebäude hinter der Kirche immer noch jenes ist, in dem 116 Jahr vorher Immobilien und Versicherungen gehandelt wurden.




Die ansteigende Straße ist übrigens auch vorhanden, nur muss man in der Gegenwart ein bisschen zoomen, bis man sie erkennen kann. 







Und damit endet dieser kleine Ausflug 116 Jahre zurück in die Vergangenheit.



Beatrice and Rose

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Einen kurzen Blick möchte ich auf die junge Dame auf dem Photo oben lenken. Dabei handelt es sich um die amerikanische Künstlerin Beatrice Wood, deren Leben zwar nicht schwerpunktmäßig, aber durchaus auf mehreren Wegen mit der Hudsonmetropole verknüpft war.

Beatrice wurde im März 1893 in San Francisco geboren und zog 1898 mit ihrer Familie nach New York City, wo sie in der Folgezeit aufwuchs. Die Eltern waren wohlhabend und bereisten im frühen 20. Jahrhundert zusammen mit Beatrice mehrfach Europa. Nach ihrem Schulabschluss lebte Beatrice bis zum Beginn des ersten Weltkriegs in Paris, wo sie ab 1912 Kunstgeschichte studierte. 



1914 reiste die Studentin kurz vor Kriegsbeginn in ihre Heimatstadt New York City und kehrte von diesem Heimaturlaub nicht wieder zurück. Stattdessen tauchte sie tief in die heimische Kunstszene in Greenwich Village ein und war zusammen mit dem Künster Marcel Duchamp und dem Schriftsteller Henri-Pierre Roche war als Mitherausgeberin des Kunstmagazins "The Blind Man" eine Schlüsselfigur der New Yorker Dada-Bewegung, was ihr später den Namen "Mama of Dada" einbrachte. 



Später verließ sie New York City und landete nach einer Zwischenstation als Variete-Schauspielerin in Montreal Anfang der 1930er schließlich in Los Angeles, wo sie das Töpfern lernte, um ihren Lebensunterhalt selber zu verdienen und sowohl finanzielle als auch künstlerische Unabhängigkeit zu erhalten. 



In Kalifornien blieb sie dann dauerhaft und ließ sich dauerhaft in Ojai nieder, einer Kleinstadt nordwestlich von Los Angeles, etwa auf der Hälfte zwischen L.A. und Santa Barbara, allerdings nicht direkt an der Küste gelegen.



Anlässlich ihres hundertsten Geburtstags wurde Beatrice mit einem Dokumentarfilm geehrt: "Beatrice Wood: Mama of Dada" aus dem Jahr 1993. 

Das rüstige Geburtstagskind nahm übrigens an der Premierenfeier des Films teil und begrüßte alle Gäste mit Handschlag, darunter auch den amerikanischen Songschreiber Will Jennings, der vor allem im Bereich der Filmmusik tätig ist. 



Drei Jahr später erhielt Will Jennings einen Anruf von seinem ebenfalls im Bereich Filmmusik tätigen James Horner. Dieser bittet ihn, für einen Filmsong einen Text zu schreiben. Auch wenn er der Geschichte des Films zunächst eher skeptisch gegenübersteht, erinnert er sich an Beatrice Wood und ihre Lebensgeschichte und verarbeitet diese in dem Text für den Filmsong.

Zeitzeugen, die die Jahre 1997 und 1998 aktiv erlebt haben, können sich bestimmt noch daran erinnern, dass man diesem extrem erfolgreichen Song kaum entkommen konnte, der damals bis an die Grenze der Übelkeit in den Radios rauf und runtergespielt wurde. Da ich selber auch einen dauerhaften und irreparablen Hörschaden davongetragen habe, verzichte ich darauf, den Titel und die Interpretin zu nennen. 




Auf der Feier rund um die Golden Globes 1998 trafen der Regisseur des Films, James Cameron, und der Songschreiber des Titelsongs, Will Jennings, zusammen und erst hier erfuhr Jennings, dass die Künstlerin Beatrice Wood nicht nur ihn beim Inhalt des Titelsongs inspiriert hatte, sondern auch den Regisseur Cameron, als er die fiktive weibliche Hauptrolle des Films, Rose DeWitt Bukater, schuf. Und hier schließt sich dann der Kreis des echten und des erfundenen Lebenslaufs und der Geschichte von der Töpferin, die einst mittels Dampfschifffahrt zwischen New York City und Europa pendelte, die gegen die sie einengenden Lebensbedingungen in den 1910er-Jahren aufbegehrte und ihren eigenen Weg ging und die man im dem Spielfilm durchaus wiedererkennen kann, wenn man den Hintergrund kennt. 







Beatrice Wood starb kurz nach ihrem 105. Geburtstag im März 1998. 

Danke an das Buch pop-splits (Volume 1 und 2) für die Idee zu diesem Beitrag. Wer an Hintergrundgeschichten von bekannten Songs interessiert ist, sollte mal einen Blick riskieren!



Wikis:



Lower Manhattan at night (1910)

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https://www.facebook.com/TheOldNewYorkPage/ - photo from the collection of the museum of the city of New York


Und noch ein Photo aus der Sammlung des MCNY, das auf der Facebook-Seite "The Old New York Page" veröffentlicht wurde. 

Diese Aufnahme des spätabendlichen Südmanhattans entstand etwa um das Jahr 1910, es stammt von der New York Edison Company und zeigt die Stadt südlich der Canal Street. 

Kein Wunder, dass das Foto von der Edison Company stammt, zeigt es doch genau den Zauber, den diese Firma mit ihren Elektrizitätswerken und ihren Glühbirnen schafft. Und der funktioniert heute noch genauso wie schon vor 106 Jahren, als die Aufnahme oben entstanden ist.

Im nächstlichen Manhattan habe ich auch ein paar Bezugspunkte wiederentdeckt, die man eher selten in Nachtaufnahmen zu sehen bekommt.



In der Mitte dieses Bildausschnitts sieht man das imposante Park Row Building mit seinen Doppeltürmen, das höchste Gebäude in New York City von 1899 bis 1908.



Links außen kann man eher vermuten als erkennen: das spitze Türmchen mit den runden beleuchteten Ziffernblättern der Turmuhr würde ich dem Tribune Building zuordnen. Schade, dass man das nahe gelegene World Building nicht erkennen kann, das wahrscheinlich gerade links vom Bildrand zu suchen wäre, denn der beleuchtete Dom hätte die Nachtaufnahme bestimmt noch mit bereichert. 

Den wichtigsten Vertreter aus der historischen Skyline habe ich mir bis zum Schluss aufbewahrt. Das Singer Building war zum Zeitpunkt der Aufnahme 1910 zwar schon nicht mehr das höchste Gebäude in New York, denn es wurde nach seiner Fertigstellung 1908 bereits ein Jahr später vom Metropolitan Life Tower am Madison Square abgelöst, aber in Südmanhattan blieb es weiterhin die höchste Erhebung.




Mr Trump and Mr Spicer

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Ob man will oder nicht, in den letzten zwei Wochen kann man dem Herrn mit Wohnsitz an der Fifth Avenue irgendwie kaum entgehen. Wer der Mittelpunkt des Universums ist, der hat auch das Recht, alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sein Vorgänger war bei weitem nicht so (hyper)aktiv, dass man ständig das Bedürfnis hat, in die Nachrichten zu schauen, ob der neue Präsident schon wieder Schlagzeilen gemacht hat. 





Um einen nicht repräsentativen Eindruck davon zu gewinnen, wie die New Yorker über das Handeln ihres berühmten Mitbürgers denken, bietet sich eine Fernsehshow an, die der Fernsehsender NBC in New York City produziert. 





Ihren Humor haben die New Yorker jedenfalls noch nicht verloren. Mal schauen wie es weitergeht, ehrlich gesagt habe ich im Moment gar nicht so das Bedürfnis, dabei zu sein, wenn Geschichte geschrieben wird. 




Rockenfeld Relief

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Was hat ein verschwundenes Dorf in der Westerwald-Region zwischen Rhein und A 3, nördlich von Neuwied mit New York City zu tun?

Ganz einfach, die Bewohner des ehemaligen Dorfes Rockenfeld waren Rockenfelder. Im plattdeutschen Dialekt sagte man aber nicht Rockenfelder, sondern Rockefeller und jetzt dürfte jedem klar sein, wie die Verbindung zu New York zustande kommt. 

Ich habe zu Beginn dieses Jahrzehnts das eine oder andere Mal über Rockenfeld berichtet:
http://nygeschichte.blogspot.de/2010/11/rockenfeld.html
http://nygeschichte.blogspot.de/2010/12/rockenfeld-2.html
http://nygeschichte.blogspot.de/2011/01/rockenfeld-rockefeller-nachschlag.html


Sebastian aus Neuwied hat mir vor ein paar Tagen eine Luftaufnahme von dem Gebiet geschickt. Wer sich mit Archäologie beschäftigt, weiß, dass Luftbilder oftmals Aufschluss über ehemalige Besiedelungen geben, dass Siedlungen Spuren in der Landschaft hinterlassen, die man am Boden unter Umständen gar nicht wahrnimmt, die vom Flugzeug aus oder auf Satellitenbildern aber zu erkennen sind. 

Und solche Spuren hat auch das vor über 45 Jahren verschwundene Dorf Rockenfeld hinterlassen. Ich hatte in meinem Ursprungsbeitrag den Bildausschnitt wohl falsch gewählt, Sebastian hat mir jetzt einen geschickt, der die richtige Position zeigt, an der das Dorf einst stand. Vielen Dank dafür, Sebastian.

Er schreibt: 

Anbei ein Bild mit exakter Lage vom ehem. Rockenfeld. Zu erkennen sind die Reliefs im Boden und der unregelmäßige Baumbewuchs. Du musst also noch etwas nach oben links gehen. Deine erkannten Unregelmäßigkeiten waren aber in der Tat auch Felder und sind jetzt bewaldet worden. 




Wer Interesse hat, noch mehr über Rockenfeld zu erfahren, dem empfehle ich die folgenden Links.
http://www.neuwied-feldkirchen.net/rockenfeld/historie/rockenfeld_historie.html
http://www.neuwied-feldkirchen.net/rockenfeld/1969feuer/rockenfeld1969.html


Irgendwann ist das Dorf auch mal als H0-Modellbau gefertigt worden, die Fotos vermitteln einen guten Eindruck davon, wie Rockenfeld mal ausgesehen hat. 
http://www.stummiforum.de/viewtopic.php?t=50628&start=550






















The Plaza (Hotel)

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Nach dem ganzen Kummer über die ständigen Neuigkeiten aus Washington D.C. ist es mal an der Zeit, zu den Kerninhalten des Blogs zurückzukehren, nämlich die Beschreibung der Geschichte von New York City in all ihren Facetten. 

Da kam es mir ganz gelegen, dass einer der alten Weggefährten, nämlich Andy Frieder, sich mit einem Themenvorschlag gemeldet hat, den ich dankbar aufgreifen möchte. Auch wenn der uns schon wieder an die Fifth Avenue führt. Aber was kann die Fifth Avenue für ihre Bewohner? 

"Das Plaza in New York" verbindet vermutlich jeder mit einer exklusiven und teuren Hotelunterbringung in der Hudson-Metropole. Aber wie hat sich das entwickelt? Heute verbinden wir mit "The Plaza" vor allem jenes klassische Hochhaus, das seit Oktober 1907, also seit 109 Jahren an der Südostecke des Central Parks und in Steinwurfweite von der Kreuzung 59th Street / Fifth Avenue entfernt zu finden ist. 



Vorher stand an dieser Stelle bereits ein Vorgang, ebenfalls "The Plaza" genannt, das 1890 errichtet und 1905 wieder abgerissen worden war. Und dieses Hotel hatte einen weiteren Vorgänger, der sich "Fifth Avenue Plaza Hotel" nannte. Und das wollen wir uns jetzt mal anschauen, wie das so war in der Vergangenheit dieses Grundstücks an der Südostecke des Central Parks. 

Ich spring als erstes mal ganz weit zurück in die Vergangenheit, bis ins Jahr 1836, weil ich von dort eine hochauflösende, vergleichende und sehr praktische historische Karte bei Smithsonian.com greifbar habe. Damals vor 180 Jahren war die Mitte von Manhattan noch keine Stadt, sondern allenfalls spärlich mit Bauernhöfen oder kleinen Dörfern besiedelt. Erst die großen Einwanderungswellen ab Mitte des 19. Jahrhunderts spülten dann soviel neue Bewohner ins Land, dass die Stadt New York immer mehr Bewohner bekam und die Stadtgrenze zugleich immer weiter nach Norden wanderte. 



Eins fällt schon mal direkt auf. 1836 war der Central Park, der heute immer einen praktischen Orientierungspunkt im gleichförmigen Straßennetz darstellt, noch nicht vorhanden. Der wurde nämlich erst in den Jahren 1859 bis 1873 angelegt. "The Grid", das Straßennetz von New York gab es 1836 schon, denn "The Commissioner's Plan" stammte bereits aus dem Jahr 1811. 

Was man aber erkennen kann, ist das die Topographie im Bereich des heutigen Central Parks etwas ausgeprägter war und mehr Hügel und Täler aufwies als bereits besiedelte Teile der Insel. Ein nützlicher Bestandteil der Karte ist die Möglichkeit, ein aktuelles Luftbild über die alte Karte zu legen (oder andersrum die alte Karte über das Luftbild) und sich so zu orientieren. 



Kommen wir jetzt mal zum Kern des Beitrags, nämlich der Ecke 59th Street / Fifth Avenue, die 1836 auch noch nicht besiedelt, aber von den vorausschauenden Stadtplanern schon geplant war. Ich fahr mal etwas näher an die interessante Ecke heran und gleichzeitig tief in die Vergangenheit der Stadt New York hinein, so wie man sie vor 180 Jahren erlebt hat. 



Links im Bild habe ich die 57th Street markiert, darüber eine X-förmige Straßenkreuzung. Dort, wo sich das X kreuzt, findet man heute den "Columbus Circle", also den Schnittpunkt von 57th Street, 8th Avenue und Broadway, zugleich auch die Südwestecke des Central Parks. Darunter sieht man noch einen "Platz", den "Bloomingdale Square", einen Ort, der schon lange aus den Karten von New York City verschwunden scheint und von dem ich auch sonst keine Abbildungen auftreiben konnte. Vielleicht war das mal eine Art Marktplatz für die Menschen, die in der Umgebung wohnten und ihre Farmen hatten. 



Rechts auf der Karte oben sieht man eine Bahnlinie in grober Nord-Südrichtung, die "Harlem Rail Road", die bereits dort verläuft, wo auch heute noch die Eisenbahnen durch Manhattan fahren, nämlich unter der Park Avenue, heutzutage aber nicht mehr offen, sondern unterirdisch. 



Rechts der Bahnlinie sieht man einen weiteren alten (Markt?)Platz, den Hamilton Square, der südlich einer Kirche (Episcopal Church) angelegt war. Links von der Bahnlinie verläuft parallel zu den Gleisen die "Middle Road" und die ist von Bedeutung, denn hierbei handelt es sich um jene Straße, die heute Fifth Avenue heißt. 

Bei genauer Betrachtung des Kartenwerks komme ich zu dem Ergebnis, dass das Grundstück, auf dem später die Vorläufer des Plazas gebaut wurden, 1836 noch nicht bebaut war. 




Von 1836 mache ich jetzt mal einen großen Schritt von 43 Jahren in die Zukunft zum Bromley Stadtatlas von 1879. 



Wir erinnern uns, der Central Park wurde 1873 fertiggestellt, war also schon vorhanden, als die Daten für dieses Kartenwerk erhoben wurden. 


Was kann man hier sehen? Die Grundstücke an der Südostecke des Central Parks sind bereits ordentlich in Parzellen eingeteilt, aber 1879 noch eher spärlich bebaut. Zwischen Sixth Avenue links unten und Fifth Avenue rechts  sind nur wenige Parzellen bebaut (Gebäude rosa eingefärbt). Für Hochbahnfreunde noch interessant: links unten im Bild sieht man auch die Endstation der Sixth Avenue Elevated Railway und den Wendepunkt, ab dem die Züge unweigerlich nur noch wieder gen Süden fahren konnten, weil die 59th Street und die Südgrenze des Central Parks dem damals hochmodernen Verkehrsmittel eine Grenze setzten. 

Ein Hotel war an der entscheidenden Stelle offenkundig noch nicht errichtet und vermutlich stand dort bislang entweder noch gar kein oder kein bedeutendes Gebäude, denn sonst wäre es eingezeichnet worden. Was man aber bereits gut erkennen kann, ist das "Grand Army Plaza", also jener große Platz, der sich von der 58th Street im Süden bis hinauf zur 60th Street erstreckt und in der Mitte durch die 59th Street geteilt wird. Dieser Platz, sprich Plaza war der Namensgeber für die Hotels, die an dieser exponierten Position errichtet werden sollten. 

google maps


Diesen Platz wollen wir uns noch mal kurz im Google Street View ansehen, Zuerst stellen wir uns im Südosten an die Ecke Fifth Avenue / 58th Street, Blickrichtung nach Norden:



In der linken Bildmitte befindet sich der südliche Teil der Plaza, umrandet von Bäumen. Links im Hintergrund die helle Fassade des "The Plaza". Rechts im Hintergrund die dunkle Fassade des "The Sherry-Netherland", ebenfalls ein Hotel. Davor am rechten Bildrand der Glaswürfel, der oberirdische Teil des ansonsten unterirdisch gelegenen Apple-Stores, in den sich sicherlich der eine oder andere bereits im Anschluss an den Besuch des Central Parks verirrt hat. 

Als nächstes gehen wir die Fifth Avenue hinauf bis zur 60th Street und blicken nun nach Süden hinunter. 



Hier erstreckt sich die Plaza von der Bildmitte nach rechts, der nördliche Teil ist allerdings nicht so üppig mit Pflanzen ausgestattet wie der südliche. Das Hotel "The Plaza" ist jetzt gut in rechten Bildhintergrund zu erkennen.

Ich kehre jetzt zur Vergangenheit zurück und zu der Karte, die mir Andy Frieder geschickt hat. Nämlich eine Ansicht von Manhattan aus dem Jahr 1885. 



Und dort ist an entscheidender Stelle jetzt ein Hotel eingezeichnet: das "Fifth Avenue Plaza Hotel". 



Wann genau das gebaut worden ist, konnte ich nicht herausfinden, aber soviel steht fest: es ist nach 1879, aber vermutlich vor 1885 entstanden und wurde 1890 bereits durch das erste "The Plaza" ersetzt. 

Das "Fifth Avenue Plaza Hotel" hat also nur für wenige Jahre, wahrscheinlich weniger als 10 Jahre, die Südostecke des Central Parks mit seiner Präsenz bereichert. Das dürfte auch der Grund sein, warum ich keine belastbare Abbildung von diesem Gebäude gefunden habe, obwohl ich gefühlt unzählige Photographien gesichtet habe. 

OK, es gibt da noch diese Photographie hier, die auf 1886 datiert wurde:

 5th Avenue and 59th Street, 1886, from the collection of the museum of the city of New York


Da das hier photographierte Gebäude mit dem ersten Plaza, zu dem wir im Anschluss kommen, identisch ist, gibt es zwei Möglichkeiten: 

1) Die Zeitangaben zu den Photographien in der Sammlung des Museums der Stadt New York sind bei weitem nicht immer zuverlässig. Deshalb liegt der Verdacht nahe, dass sich auch in diesem Fall mal wieder jemand in der Zeit vergriffen hat. 

2) Das erste "The Plaza" war kein Neubau, sondern nur eine Umbenennung des bereits vorhandenen "Fifth Avenue Plaza Hotels". Dem steht allerdings die an verschiedenen Stellen nachzulesene Chronologie des Plaza-Hotels entgegen, wonach das erste Plaza 1890 gebaut und eröffnet wurde. 

Dafür könnte sprechen, dass der Grundriss des Fifth Avenue Plaza Hotels und der des ersten "The Plaza" bis auf einen Anbau im Innenhof ziemlich identisch sind, wie der nachfolgende Vergleich der 1885er-Karte mit dem Bromley Atlas von 1891 zeigt: 




Solange aber keine vernünftigen Bildbeweise vorliegen, neige ich zu der Annahme, dass wir das Fifth Avenue Plaza Hotel noch nicht gesehen haben. 

+++ Die Informationen fließen nicht immer chronologisch in die Hände des Autoren. Erst kurz vor Fertigstellung des Beitrags habe ich doch noch Informationen über die Entstehung des Plazas gefunden. Da sie von der Webseite des Hotels selbst stammen, halte ich sie für verhältnismäßig belastbar. Allerdings ist dort vom "Fifth Avenue Plaza Hotel" keine Rede, nur vom Plaza. 

Demnach begannen die Bauarbeiten am ersten Plaza Hotel bereits 1883. Das Gebäude wurde auf einem Grundstück errichtet, das zuvor dem "New York Skating Club" gehörte. Allerdings lief die Fertigstellung nicht ohne Geldprobleme ab, weshalb das Gebäude 1885 zwar in die Karte von Manhattan eingezeichnet, aber zu diesem Zeitpunkt vermutlich noch nicht fertiggestellt war. Die New York Life Insurance Company investierte Geld und beauftragte das berühmte Architekturbüro McKim, Mead and White mit der Fertigstellung des Hotels, die dann 1890 erfolgte. Die Eröffnung des ersten Plaza Hotels wird auf den 1. Oktober 1890 datiert. +++



Die wahrscheinlich älteste Aufnahme vom ersten "The Plaza" ist diese hier, die am 18. August 1890 aufgenommen worden sein soll: 

 the plaza 18 Aug 1890, from the collection of the museum of the city of New York


Vielleicht von 1890, wahrscheinlich aber von später stammt diese Aufnahme: 



Die folgenden zwei Aufnahmen sind auf das Jahr 1894 datiert: 

the plaza 1894, from the collection of the museum of the city of New York


Plaza Hotel, 1894, from the collection of the museum of the city of New York


Unbekannt ist das Entstehungsdatum dieser Aufnahme:



1896 wurden vom Central Park aus die Hotels Savoy und Plaza aufgenommen, das Savoy sichtbar in der Bildmitte mit heller Fassade, das Plaza mit dunklerer Fassade rechts daneben: 

savoy and plaza, ca 1896, from the collection of the museum of the city of New York


Zwei vermutlich identische Aufnahmen, die das erste "The Plaza" zusammen mit der Plaza zeigen, photographiert in südliche Richtung. In der Nachbarschaft stehen noch die Mansions, jene alleinstehenden prächtigen Wohnhäuser der besonders wohlhabenden Bevölkerung von New York City, die damals im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts ihre Wohnstätten entlang der Fifth Avenue errichtet hatten


Grand Army Plaza, ca 1901,  from the collection of the museum of the city of New York


Hier sehen wir noch eine Aufnahme, bereits 1898 entstanden, die von einer etwas westlicheren Position nach Süden blickt: 

Looking Southeast from the Plaza Hotel, 1898, from the collection of the museum of the city of New York


Und zum Abschied vom ersten Plaza noch eine Aufnahme vom Süden her nach Nordwesten hoch: 

Plaza Hotel Winter, from the collection of the museum of the city of New York


Gegenüber vom "The Plaza", also auf der Ostseite der Fifth Avenue, standen diese beiden Hotelgebäude, links etwas höher das "The Netherland" und rechts etwas niedriger das "The Savoy", die 1892 hinzugekommen waren.


Hotel Netherland and Hotel Savoy, ca 1900, from the collection of the museum of the city of New York


Diese Gebäude findet man auf dem folgenden Photo im Bildhintergrund wieder, dass den bereits stark fortgeschrittenen Abriss des ersten "The Plaza" dokumentiert und 1905 aufgenommen wurde. 



Eine weitere Aufnahme vom Abriss 1905: 



Der Nachfolger wurde innerhalb von 27 Monaten errichtet und kostete 12,5 Millionen Dollar und öffnete wie sein Vorgänger die Türen am 01. Oktober, dieses Mal aber im Jahr 1907, 17 Jahre nach dem ersten Plaza Hotel. 

Vom Bau des neuen Plazas habe ich erstaunlicherweise bisher nur eine Aufnahme entdeckt. 



Das neue, bis heute in Betrieb befindliche "The Plaza" wurde wie oben erwähnt am 01. Oktober 1907 eröffnet. Und es wurde recht häufig photographiert, sowohl von außen als auch von innen. Die nachfolgenden Außenaufnahmen sind alle auf das Eröffnungsjahr 1907 datiert: 






The Plaza, New York, from the collection of the museum of the city of New York


Aus dem Jahr 1907 sollen auch die zahlreichen Aufnahmen stammen, die das opulent ausgestattete Innere des Luxushotels vor 110 Jahren zeigen. 























all Plaza Hotel interior pics taken about 1907, from the collection of the museum of the city of New York

Und mit zwei Außenaufnahmen, die 1909 nach Einbruch der Nacht entstanden sind, möchte ich den Beitrag über das Plaza Hotel ausklingen lassen. 



Plaza Hotel illuminated for the Hudson-Fulton Celebration, 1909, from the collection of the museum of the city of New York



Wikis:




Zwischennachricht

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photo: Schaedel


Der nächste Beitrag ist bereits in Produktion, braucht aber noch ein paar Minütchen, bis er fertig ist. Please stay tuned....

Es geht wieder an die Fifth Avenue, wie bereits letzte Woche.

gruß vom Schaedel

William Starr Miller Residence

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Fifth Avenue and 86th Street, William Starr Miller Residence, ca 1915, from the collection of the museum of the city of New York


Dieser Beitrag folgt dem Vorschlag eines anonymen Bloglesers und richtet sich vor allem an kunstinteressierte Leser, die bei einem Besuch der Hudson-Metropole vielleicht auch mal das eine oder andere Museum abklappern möchten anstelle der üblichen Touristenziele. Aber auch an jene, die wissen möchten, wie sich die Gegend an der Upper East Side im Laufe der Jahre verändert hat. 

Zugleich ist es aber auch die Gelegenheit, ein historisches Gebäude in New York City zu besuchen, das noch nicht der Abrisswut der New Yorker Baulöwen zum Opfer gefallen ist und bereits auf eine mehr als einhundertjährige Geschichte zurückblicken kann. 

Zuerst mal der Hinweis im Kommentarbereich unter einem kürzlich veröffentlichten Beitrag: 

Hallo, ich hätte einen Tip für einen neuen Artikel. Und zwar gibt es an der Fifth Avenue ein Gebäude, das sem Duke(s) House, einem der teuersten Gebäude New Yorks, sehr ähnelt (auch an der Fifth Avenue). Es liegt auf einem Eckgrundstück an der 86. Straße und ist genauso wie das vorher genannte Gebäude ausgerichtet. Was es neben seinem Aussehen interessant macht, ist, dass es unglaubliche Kunstschätze beherbergt und es trägt den offiziellen (auch in New York) Namen "Neue Galerie". Vielleicht ist es ja einen kleinen Artikel wert. 


Ich würde sagen, ja! Passt auch gut zu dem Beitrag in der vergangenen Woche, der ja auch schon an die Fifth Avenue geführt hat. Schauen wir mal kurz in die Gegenwart. Die Neue Galerie, gelegen an der Ostseite des Central Parks, ist bei Google Maps gut ausgeschildert, wie man hier sieht:

google maps


Mit dem Google Street View nähere ich mich mal von Norden her über die Fifth Avenue, rechts die Upper Eastside und links der Central Park. 




Wie man hier sieht, scheint das Museum nicht ganz unbeliebt zu sein, es lohnt sich wahrscheinlich, rechtzeitig aufzustehen, um einen guten Platz in der Schlange zu erhalten, wenn man sich die Schätze im Innern mal zu Gemüte führen möchte. 



Dort gibt es auf zwei Etagen Kunst und Kunsthandwerk aus Deutschland und Österreich zu bewundern, der Name "Neue Galerie" ist also nicht nur schön schick exotisch für New York gewählt, sondern tatsächlich Programm, was den präsentierten Inhalt angeht. 







Auf der deutschen Wikipediaseite war beinahe noch mehr über die Geschichte des Gebäudes zu erfahren als auf der englischsprachigen Seite 

Das Gebäude, das man heute an der Südostecke der Mündung 86th Street / Fifth Avenue stehen sieht, wurde offenbar 1914 von dem Architekturbüro  Carrere und Hastings gebaut, die auch für einige bekanntere Klassiker in Manhattan wie die New York Public Library oder das Standard Oil Building verantwortlich zeichneten. 

1879 war die Ecke nur sehr spärlich bebaut, was die braune Einfärbung zu bedeutet hat, kann ich nur mutmaßen, deshalb lasse ich es lieber. Städtische Bebauung ist auf den Straßenblöcken hier noch kaum vorhanden, sieht alles eher ländlich aus. Weiter östlich sieht man eine kleine Eisengießerei und eine katholische Kirche mit angegliedertem Schulgebäude eingezeichnet. Auf dem Eckgrundstück 86th Street / Fifth Avenue schien aber noch nichts gestanden zu haben (oben rechts). 



Gut eine Dekade später ist der Straßenblock und die Umgebung schon deutlich stärker bebaut und auch das Eckgrundstück 86th Street / Fifth Avenue wurde in der Zwischenzeit mit einem Gebäude versehen. (Bromley 1891, Karte ist hier um 90 Grad gedreht, Norden befindet sich rechts).



Auf dem gleichen Straßenblock, aber der Seite zur Madison Avenue hat sich das Depot einer Straßen(?)Bahngesellschaft niedergelassen. Das sieht man auch auf dieser Karte von 1902, die nun wieder den Norden oben hat. 



Ein ähnliches Bild 1911, jetzt ist die Karte wieder nach rechts gekippt, der Norden ist rechts.



1914 soll die Residenz von William Starr Miller gebaut worden sein, also müsste auf der Karte von 1916 eine Änderung zu erkennen sein (Norden ist dort wieder oben).



Und tatsächlich: für mich sieht das so aus, als ob bei dem Neubau das Gebäude an der Ecke auf das südlich gelegene Grundstück ausgedehnt und somit breiter wurde. 

Namensgeber für das Gebäude war William Starr Miller II, im Oktober 1856 in New York City geboren und 1935 in besagter Residenz verstorben. Der Herr war ein vermögender New Yorker Industrieller und Immobilienhändler. 




Es ist mir leider bisher nicht gelungen, eine Photographie von dem schmaleren Vorgängergebäude aufzutreiben. Das hier ist möglicherweise die älteste verfügbare Gebäude der William Starr Miller Residence, datiert auf den 06. Oktober 1913. 

William Starr Miller Residence, October 6 1913, from the collection of the museum of the city of New York


Und eine weitere Aufnahme, auf 1920 datiert, also etwa sechs Jahre nach Fertigstellung.

William Starr Miller Residence, ca 1920, from the collection of the museum of the city of New York



Eine weitere Aufnahme, vor 1922 datiert, stammt aus der Sammlung der NYPL Digital Collections. leider nicht besonders hoch aufgelöst. 




Die Nachbarn, die direkt östlich an der Südseite der 86th Street angrenzen, wurden kurz vor ihrem Ende noch einmal auf dieser Aufnahme 1925 verewigt. Ich liebe diese Photographie wegen der schönen historischen Automobile, die hier vor den Häusern stehen. 





Dass diese Häuser schon kurz danach abgerissen wurden, um Platz für ein großes Apartmenthaus zu schaffen, kann ich per Photobeweis bestätigen. 

Diese auf ca. 1929 datierte Aufnahme zeigt "The Adams", das 22stöckige Apartmenthaus, das den Platz der gemütlichen vierstöckigen Wohnhäuser eingenommen hat. Die Miller Residence ist rechts unten vom Osten her zu sehen. 






Das "Adams" ist genauso wie die Miller Residence bis in die Gegenwart erhalten geblieben. 

Springen wir nochmal knapp 10 Jahre zurück in das Jahr 1920 und werfen von der Madison Avenue, also von Osten aus gesehen einen Blick in die 86th Street. Im September 1920 fanden dort Straßenbauarbeiten statt, die mit einem VORHER- und einem NACHHER-Photo dokumentiert wurden. Als glücklichen Nebeneffekt gibt es weitere historische Aufnahmen von den Wohnhäusern und der Millers Residence.









Ein solche VORHER / NACHHER - Gegenüberstellung gibt es auch noch von weiter weg aufgenommen, also von jenseits der Madison Avenue. Und das ist insofern nicht uninteressant, weil sich hier endlich aufklärt, was es mit dem Railway Depot auf sich hat, das in den Karten oben unter wechselnden Namen, aber beständig eingezeichnet wurde. Über die 86th Street verliefen nämlich zumindest bis zur Madison Avenue Straßenbahngleise und dort auf demselben Straßenblock an der Ostseite befand sich tatsächlich ein Abstellplatz für Straßenbahnwaggons. 





Die Mauern des Straßenbahn-Depots wurden großzügig als Werbeflächen vermietet, wie man hier auf diesen Aufnahmen sehen kann, die an der 85th Street / Madison Avenue entstanden sind:





Ich denke, dass die Position des Depots nicht ganz zufällig ist. Die Straßenbahn, die auf der linken Seite ins Bild fährt, kommt von Westen her und so, wie ich das sehe, führten die Straßenbahngleise auch entlang der "85th Street-Traverse" quer durch den Central Park und stellten eine wichtige Verkehrsverbindung zwischen der Upper East Side und der Upper West Side dar. 

Die folgenden Fotos sind einen Block weiter westlich an der Kreuzung 85th Street / Fifth Avenue / 85th Street-Traverse aufgenommen worden und zeigen Straßenbahngleise, die hinter dem Photographen weiter in den Central Park hinein führen. 







Kommen wir nochmal auf das Depot zurück: 



So ein großes Grundstück in der Upper East Side verlockt natürlich, dort auf was mächtig Großes hinzubauen und das folgte nur wenige Jahre nach der Aufnahme oben, die aus dem Jahr 1920 stammte. 

1923 wurde nämlich auf dem Grundstück an der Madison Avenue zwischen 85th und 86th Street ein modernes Luxushotel hochgezogen, das Croyden Hotel

The Croyden, 12 East 86th Street, ca 1936, from the collection of the museum of the city of New York


The Croyden 12 East 86th Street, ca 1923, from the collection of the museum of the city of New York

Die letzte Abbildung mag vielleicht etwas irritieren, aber man muss hier wissen, dass das Apartmenthaus "The Adams" hier noch nicht gebaut ist und das "dunkle Haus"am rechten Bildrand nicht die Miller Residence ist, sondern jene Wohnhäuser, die in den 20ern noch dort standen, wo gegen Ende der 20er "The Adams" gebaut wurde. Zum Vergleich eine 3-D-Aufnahme des Blocks mit Google Earth erstellt: 




So, das meiste rund um die Miller Residence müsste ich jetzt ausgeleuchtet haben. Ein Lost Building habe ich aber noch: 

Direkt südlich von der Miller Residence befand sich an der Fifth Avenue dieses schmucke schmale Wohnhaus, das hier am 22. Dezember 1944 aufgenommen wurde, Hausnummer 1046 5th Ave



An seiner Stelle steht heute dieser nichtssagende Neubau, der - ich weiß nicht wann, ist mir auch egal wann - entstanden ist und der vielleicht mehr Wohnungen oder Arbeitsplätze als sein Vorgänger beherbergen kann, aber nicht annähernd über die gleiche Ausstrahlung und Atmospäre wie dieser verfügt. 

Und damit lasse ich den Beitrag ausklingen.



google maps


Links


Brooklyn Bridge Vaults

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Einen habe ich noch an diesem Wochenende. Über das Thema bin ich vor ungefähr einer Woche gefallen, als ich für den Beitrag über "The Plaza" recherchiert habe. 

"Was hinter verbotenen Türen auch steckt, wir kennen kein Zurück - es wird von uns entdeckt."

Als Kind der 1970er bin ich mit den fünf Freunden aufgewachsen und habe alles verschlungen, was da so im Angebot war, ob Buch, Hörspielkassette, Langspielplatte oder auch Fernsehserie (aus dessen Titelsong das Zitat oben stammt). 

Und dort wurde sicherlich auch eine gewisse Faszination für alte Gemäuer, verborgene Geheimgänge, unterirdische Wege, Keller und Gewölbe gelegt. Und gelegentlich entdecke ich auch in der Unterwelt von New York auch ein Kleinod, das es verdient, mal hier Erwähnung zu finden. 



Drehen wir die Uhr einfach mal 140 Jahre zurück bis zum Jahr 1876. Was war damals das höchste Bauwerk in New York? Eine Kirche? Ein Hochhaus. Ein Brückenpfeiler? Ob die Lösung stimmt, weiß ich nicht und die Photographie oben von der New Yorker Skyline 1876 ist wegen der Perspektivenverschiebungen auch nicht geeignet, um die Frage klar zu beantworten. Laut der oberschlauen Wikipedia ist es aber so, dass der Westpfeiler der Brooklyn Bridge rechts im Bild mit 84,5 Metern das zweithöchste Bauwerk in Manhattan war und die Trinity Church mit 86 Metern (Tumspitze) das höchste Bauwerk. 

from the collection of the museum of the city of New Yorki


Die Bauarbeiten an den Pfeilern der Brooklyn Bridge begannen um das Jahr 1870, die Fertigstellung zog sich bis in das Jahr 1876 hin, also ca. sieben Jahre. Danach dauerte es nochmal weitere 7 Jahre, bis die Kabel und Seile gespannt und die Fahrbahnen eingehängt waren und die Brücke 1883 eröffnet werden konnte. Soweit - so gut. 



Die Photos aus den ersten Jahren der Bauarbeiten zeigen, dass es sich bei den Pfeilern um imposante Mauerwerke handelte. 



Imposante Mauerwerke verfügen ja meistens auch über Gewölbe und Kellerräume. Die Gewölbe unter den Pfeilern der Brooklyn Bridge während der Bauphase sind allgemein bekannt, denn sie waren während der Entstehung der Brückenpfeiler Orte des Schreckens, was die Photos oben so nicht verraten. 

1. Caissons (Senkkästen)

Die Senkkasten-Technik, mit der die Pfeiler in das Flussbett des East Rivers gesetzt wurden, war damals noch neu und nicht ausgereift. Die Arbeiter schaufelten unter den Brückenpfeilern den Sand aus dem Flussbett und überhöhter Luftdruck hinderte das Wasser des East Rivers daran, die Baustelle zu fluten. Allerdings konnte man die Empfindlichkeit, mit der der menschliche Körper auf abrupte Luftdruckwechsel reagierte, noch nicht treffend einschätzen. Mit der Folge, dass eine Menge Arbeiter beim Verlassen des Arbeitsplatzes unter Überdruck zu schnellen Druckwechseln ausgesetzt waren und dabei dauerhafte gesundheitliche Schäden davon trugen. 



Prominentestes Opfer war Washington Roebling, der das Bauprojekt leitete und der danach auf den Rollstuhl angewiesen war und nur noch über ein eingeschränktes Sprechvermögen verfügte.



Auf der Brooklyn-Seite mussten die Erbauer der Brücke bis 13 Meter unter der Wasseroberfläche graben, um auf tragfähigen Felsboden zu stoßen. Der Pfeiler auf der Manhattan-Seite war ungleich schwerer zu erbauen, die Männer mussten bis 23 Meter Tiefe hinunter, um tragfähigen Grund zu erreichen. 

Die damaligen Arbeitsbedingungen bei Überdruck, schlechter Belüftung und Petroleumlicht kann man sich kaum noch vorstellen. Aber auch der Arbeitsschutz bzw. die Notwendigkeit mussten erst einmal entdeckt werden. 

Photos aus den Senkkästen existieren meines Wissens nicht, wohl aber einige Zeichnungen aus zeitgenössischen Magazinen:



















Ich gebe zu, mir als Nichttechniker fällt es ziemlich schwer, die Funktionsweise des Senkkasten-Verfahrens nachzuvollziehen. Die beste Zeichnung, die ich hierzu gefunden habe, ist diese hier, die verdeutlicht ganz gut, wie unten im Senkkasten geschaufelt wird und oben wieder aufgemauert, wenn sich der Klotz weiter in das lose Flussbett abgesenkt hat. Zu beneiden sind diese Arbeiter nun wirklich nicht.



Senkkästen / Caissons wurden in Südmanhattan übrigens nicht nur beim Bau der Brooklyn Bridge verwendet, sondern kamen auch beim Bau einiger Wolkenkratzer zum Einsatz, die ebenfalls auf losem Untergrund errichtet wurden. 

2. Wine Cellars

Kehren wir jetzt wieder zum Startpunkt in der Vergangenheit zurück, also die Zeit nach Fertigstellung der Pfeiler und das Jahr 1876. 



So ein massives Gemäuer hat - auch wenn es neu ist - ein paar Eigenschaften, die es über seine eigentliche Verwendung hinaus interessant macht. Zum Beispiel ist es dunkel, feucht und kalt von innen. 

Der Bau der Brooklyn Bridge war für die damalige Zeit wahrlich kein Schnäppchen, die Kosten waren enorm und bereits der erste Bauherr, John Roebling, hatte die Idee, in die Pfeiler auch gewerblich nutzbare Gewölbe zu integrieren. Nach seinem tragischen Tod zu Beginn der Bauarbeiten 1869 wurde diese Idee von seinem Sohn, dem oben erwähnten Washington Roebling, beim Bau der Pfeiler tatsächlich auch umgesetzt. 

Und so kam es, dass 1876 sowohl im Pfeiler auf der Brooklyn-Seite als auch auf der Manhattan-Seite ein Weinkeller in Betrieb genommen wurde. Denn wie der Mensch so ist, Alkohol genießt eine hohe Priorität, damals wie heute. Und in beiden (damals noch nicht vereinigten Städten) gab es in Brückennähe Alkoholhändler, die händeringend geeignete Aufbewahrungsorte für ihre Schätzchen suchten und die Gewölbe in den Pfeilern der Brooklyn Bridge dankend annahmen. 

Wo genau sich die Gewölbe in den Pfeilern befinden, kann ich leider nicht sagen. Aber Photos aus dem Inneren existieren. 






Und auch wenn es da drin vermutlich arschkalt und sau-ungemütlich ist, hindert das offenbar manche Zeitgenossen nicht daran, sich die Kleider vom Leib zu reißen. Ja, ja, die New Yorker mit ihrem ewigen Kampf um Aufmerksamkeit ....



So richtig kann ich mir das mit den Gewölben in den Pfeilern immer noch nicht vorstellen. Und passend zu meinen Zweifeln bin ich gerade auf eine Seite gestoßen, die das Rätsel auf eine Weise auflöst, die ziemlich schlüssig erscheint. 

Demnach befinden sich die Gewölbe, die als Weinkeller genutzt wurden, nicht in den Pfeilern, sondern in anderen, zum Bauwerk "Brooklyn Bridge" zugehörigen Bauwerksteilen. 



Wenn ich da jetzt mal hinter dem Pfeiler auf die Manhattanseite zoome, dann sehe ich vor der Endstation der Kabelbahn noch einige gemauerte Bauwerke, auf die die Fahrbahn der Brücke aufliegt. 


Und da kann man sicher prima ein paar Weinkeller drin unterbringen. 

Für diese These sprechen auch die Photos aus dem flickr-Photostream von Pauletto alias Paul Fitzpatrick. Der hat nämlich die Gelegenheit gehabt, an einer Führung unter die Brooklyn Bridge teilzunehmen. Und der hat von dort tolle Photos mitgebracht, die voll und ganz zu dem eingangs erwähnten Zitat der Fünf Freunde passen "Was hinter verbotenen Türen auch steckt...".

Bei Pauletto heißt das dann "Under the Brooklyn Bridge - A chance to see some spaces behind closed doors." Und mit einer Auswahl von Pauls Erkundungstour möchte ich den Beitrag ausklingen lassen. Ein Photo daraus haben wir oben bereits gesehen. Das volle Set findest Du hier: 















Wie ging die Geschichte weiter mit den Gewölben unter der Brooklyn Bridge. Alkohol war nach dem ersten Weltkrieg ja bekanntermaßen nicht mehr pöök in den Vereinigten Staaten und wurde kurzerhand verboten, die Prohibition dauerte eine gute Dekade an. Und auch wenn die Gewölbe 1920 erstmal geräumt wurden, scheinen sie in den Folgejahren auch als Speakeasy, also als geheime Kneipe mit Alkoholausschank genutzt worden zu sein. 

In den 1930ern gab es dann wieder Weinhändler, die die Gewölbe offiziell nutzten, wie zum Beispiel dieser hier mit einer Werbeanzeige aus dem Jahr 1936. 



In späteren Jahren und Jahrzehnten wurden dann auch andere Güter eingelagert. So berichtete die New York Times, dass Arbeiter der Stadt New York 2006 in den Mauerwerken unter der Brooklyn Bridge einer Art Zeitkapsel aus den Jahren des kalten Kriegs entdeckten, die nahezu 50 Jahre unberührt geblieben war. 

Während des kalten Krieges, nach Sputnick-Schock und Kuba-Krise waren dort Medikamente eingelagert worden, medizinische Geräte, Laken aus Papier, Wasserfässer und tausende kalorienreiche Kekse in wasserdichten Metallkanistern. Und damit wären wir dann wieder beim Photo angekommen, das diesen Beitrag eingeleitet hat: 




Links:

Zwischenruf

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photo by Schaedel


Der nächste Beitrag ist vor einigen Minuten in Produktion gegangen. Ich bin heute spät dran, deshalb wird es auch wohl bis nach Sonnenuntergang dauern, bis ich was online stellen kann. 

Es wird die erste Folge eines schon länger geplanten Projekts über die 42nd Street werden. 

Im Kopfhörer begleiten mich "The Helio Sequence" aus Portland, Oregon. Stay tuned. 


Forty Second Street - Part 1

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William David Hassler, West 42nd Street, ca 1912, from the collection of the museum of the city of New York


Es ist schon wieder gute zwei Jahre her, dass ich hier im Blog eine Miniserie über eine der bekanntesten Straßen in New York City veröffentlicht habe, nämlich über die Christopher Street.


Damals hatte ich mir vorgenommen, das später mit weiteren bekannten Straßen zu wiederholen. Und so schiebe ich schon seit gut zwei Jahren den Beginn der nächsten Serie vor mir her, nämlich einer Serie über die 42nd Street

Abschreckend gewirkt hat sicherlich die unübersichtliche Flut an Bildmaterial. Schon bei der Christopher Street war das Bildmaterial schwer zu bändigen und entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten hatte ich damals im Vorfeld der Serie schon sehr viel gespeichert und sortiert. Ich befürchte aber, dass ich, wenn ich bei der 42nd Street genauso vorgehe, wahrscheinlich niemals mehr mit der Serie anfange und deshalb mache ich das dieses Mal anders, nämlich nicht chronologisch, sondern ich werde mich durch die zahlreichen Schauplätze und Dekaden wie durch einen Flickenteppich hindurcharbeiten, so dass man schließlich, wenn die Serie abgeschlossen ist, das ganze Gebilde 42nd Street nicht linear, aber facettenreich erlebt hat. Mal schauen ob das funktioniert. Bei einigen Schauplätzen kann ich auch schon auf vorhandene Beiträge verlinken, denn der Blog war in den vergangenen Jahren schon des öfteren an der 42nd Street zu Gast und hat das eine oder andere Gebäude bereits im Detail beleuchtet. 

Schauen wir zunächst mal auf ein paar technische Details. Die 42nd Street wurde - wie sehr viele andere Straßen in Manhattan auch - künstlich geschaffen, als man 1811 ein Gitter mit einem gleichförmigen Straßennetz über die Karte von Manhattan Island legte und die Insel oberhalb der "Altstadt" in mehr oder weniger gleichgroße Straßenblöcke einteilte. 

google maps


Die 42nd Street gehört zu den zahlreichen Straßen, die grob beschrieben von Ost nach West (oder andersrum) gerade durch Manhattan verlaufen und dabei die Avenues, die Nord-Südachsen, im rechten Winkel kreuzen.

Allerdings gehört sie zu einem bevorzugten Kreis von Straßen, die etwas breiter angelegt wurden als der Großteil der parallel verlaufenden Straßen. Woran genau das liegt, kann ich nur vermuten, ich weiß aber, dass über manchen der breiteren Straßen teilweise eine Hochbahntrasse verlief und fast alle kreuzen einen Schnittpunkt des Broadways mit einer Avenue.



42nd Street - Times Square; 34th Street - Herald Square; 23rd Street - Madison Square, 14th Street - Union Square. Etwas aus der Reihe tanzt die 57th Street, da liegt der Schnittpunkt etwas höher an der 59th Street. Dafür setzt sich das Muster aber weiter oben wieder fort mit 65th Street - Lincoln Square und 72nd Street - Verdi Square. 

Die "42nd Street" verläuft vom Ostufer der Insel am East River über eine Länge von ungefähr dreieinhalb Kilometern bis zum Westufer der Insel am Hudson River. Auf ihrem Weg quer durch Manhattan kreuzt sie 12 Straßen, wird zweimal überbrückt, ist zweimal Ort einer Straßenmündung und sie mündet jeweils in die Uferstraßen an beiden Seiden von Manhattan. 



Schauen wir uns die 42nd Street mal in der Gegenwart an, bevor wir in die Vergangenheit abtauchen. Die Karte oben markiert die erste Etappe vom East River bis zur Lexington Avenue. 


google street view


Als Intro dient die  höhergelegte Abfahrt vom FDR Drive. Links sehen wir die drei Hochhäuser, die die Ostseite des Viertels "Tudor City" schmücken. Das Hochhaus mit der hellen Südfassade in der Mitte rechts ist der Blickfang des UNO-Komplexes, ganz rechts sieht man den Hudson River und im Hintergrund die Queensboro Bridge. 



Hier befinden wir uns am Übergang von der Nordsüdachse "FDR Drive" zum Mündungs- / Ausgangspunkt der "42nd Street". Die führt - wie man sieht - zwischen zwei der Hochhäuser von Tudor City hindurch, rechts im Bild wieder das UNO-Hochhaus. Links im Hintergrund eines der bekanntesten Gebäude an der 42nd Street: das Chrysler Building, gut zu erkennen dank der charakteristischen Spitze. 


Ein Stockwerk tiefer taucht dann der FDR Drive als Nord-Südachse am Inselufer unter dem UNO-Komplex hindurch. 



Für eine Stadt mit dem Format von New York ist das aber noch nicht dreidimensional genug, deshalb steigen wir noch ein Stockwerk tiefer in den Untergrund der Insel hinab. Denn dort trifft der Queens Midtown Tunnel, der von Queens kommend unter dem East River verläuft, auf Höhe der 42nd Street auf die Insel Manhattan und dreht dann unter dem südlich der 42nd Street gelegenen Robert Moses Playground nach Süden ab. 



Am Ende der FDR Drive-Abfahrt stoßen wir auf die erste Kreuzung der 42nd Street. Ganz im Osten schneidet sie die First Avenue am Fuß der Tudor City-Hochhäuser.



Immer noch im Tudor City-Viertel und nur unweit dahinter dann die erste Überbrückung. Dort oben kreuzt ein kurzes Sträßchen namens "Tudor City Place".


Als nächstes folgt die Kreuzung mit der Second Avenue. An diesem Ort ist ein berühmtes Standphoto aus dem Film "Leon der Profi" entstanden. Nach dem Ort habe ich ziemlich lange vergeblich gesucht. 



Je weiter wir nach Westen kommen, umso straßenschluchtiger scheint die 42nd Street zu werden. 


Hier kreuzt die Third Avenue die 42nd Street. Und die Wasserspeier am Gebäude in der Bildmitte rechts kündigen an, dass hier bald ein Gebäude gestreift wird, das für kurze Zeit mal das höchste Gebäude der Welt war: das Chrysler Building



Am Fuß des Chrysler Buildings erreichen wir dann die nächste Straßenkreuzung. 



Bei der Avenue, die hier kreuzt, handelt es sich um die Lexington Avenue. Rechts die helle Fassade gehört zum Chrysler Building, links in braun die Fassade des schräg gegenüber errichteten Chanin Buildings. 



Puristen würden natürlich zu Recht darauf hinweisen, dass die 42nd Street in diesem Bereich genaugenommen "East 42nd Street" heißt, weil wir uns immer noch östlich der Fifth Avenue befinden, die darüber entscheidet, ob zum Straßennamen ein "East" oder ein "West" hinzuzufügen ist. 


Zeit, mal wieder eine Karte einzuschieben, denn wir erreichen die zweite Etappe entlang der 42nd Street, die uns von der Lexington Avenue zur Fifth Avenue führt. 



Kurze Rast hinter der Kreuzung Lexington / 42nd Street und Orientierung:



In der Bildmitte sieht man, dass sich die zweite Brücke über die 42nd Street nähert, rechts davon erkennt man die klassische Fassade des nach wie vor größten Bahnhofs der Welt, des Grand Central Terminals, zumeist Grand Central Station genannt. 




Der "Platz" unter der Brücke wurde nach General Pershing benannt, der im Ersten Weltkrieg Oberbefehlshaber der amerikanischen Truppen war: Pershing Square.  



Oben über die Brücke führt wieder ein Sträßchen, in diesem Fall das "Park Avenue Viaduct", das auf dem höher gelegten Level um die Grand Central Station herumführt. 




Brücke heißt ja auch oft Aussichtspunkt. Und von hier oben schauen wir zum einen mal rüber nach Osten auf das Stück der "42nd Street", das wir bereits zurückgelegt haben....



... und selbstverständlich riskieren wir auch einen Blick nach Westen auf die Dinge, die noch kommen werden: 



In dem ganzen Krawall und Getümmel rund um die Grand Central Station kann man leicht die Straßenmündung übersehen, die sich direkt westlich vom Bahnhofsgebäude befindet. 





Dort endet ein schmales und nur wenige Straßenblöcke langes Sträßchen namens "Vanderbilt Avenue" an der 42nd Street. 



Nur ein kleines Stück weiter westlich stoßen wir dann auf wieder auf eine große Nord-Süd-Achse, die unseren Weg kreuzt. Hier ist es die Madison Avenue



Das Hochhaus mit der weißen Gebäudespitze, das in der Mitte im Bildhintergrund langsam anfängt, den Blick auf sich zu ziehen, ist das Bank of America Building, das schon vor seiner Fertigstellung 2009 für einige Jahre das zweithöchste Gebäude in New York nach dem Empire State Building war.

Weiter westlich, aber noch vor Erreichen der Fifth Avenue, bin ich auf dieses wunderschöne Holdout gestoßen, also ein Gebäude mit wenig Stockwerken, das neben oder wie in diesem Fall zwischen benachbarten Gebäuden steht, die deutlich höher ausfallen. Für diese Kleinode habe ich schon länger eine Schwäche und dieses hier war mir bisher noch nicht aufgefallen.




Wir erreichen die Fifth Avenue als nächsten Kreuzungspunkt und dort in der Bildmitte, etwas hinter den Bäumen verborgen liegt eine Quelle, die ich im Blog auch oft und gerne nutze, die öffentliche Bibliothek der Stadt New York, die New York Public Library (NYPL)



Wir kommen zum Beginn der dritten Etappe entlang der 42nd Street. Da die Abstände zwischen den Kreuzungen jetzt zumeist etwas größer ausfallen als entlang des östlichen Straßenabschnitts, habe ich den Ausschnitt etwas größer ausgewählt. Die dritte Etappe reicht von der Fifth Avenue bis zur Ninth Avenue. 



Hinter der New York Public Library stoßen wir auf einen öffentlichen Park an der Südseite der 42nd Street, den Bryant Park



Nur ein paar Steinwürfe weiter westlich kommt dann die Sixth Avenue im rechten Winkel versetzt des Weges daher. 



Früher befand sich oberhalb der 6th Avenue eine Hochbahntrasse und von der Station am Bryant Park aus wurde ca. 1911 das Photo in östliche Richtung aufgenommen, das den Beginn dieses Beitrags markiert.

 
Rechts sieht man immer noch den Bryant Park und dahinter die New York Public Library, aber ansonsten hat sich in den letzten 105 Jahren schon einiges verändert. 



Was einem nicht direkt ins Auge fällt, ist der Umstand, dass die "Aeolian Hall", also jenes Hochhaus, das 1911 gerade gebaut wurde, bis heute an der 42nd Street steht. 





Nach Überqueren der Sixth Avenue nähern wir uns einem der bekanntesten Orte in New York City, dem Times Square. Vor 40 Jahren war der Times Square rund um die 42nd Street noch so etwas wie die Reeperbahn von Manhattan, heute hat sich das Bild grundlegend verändert, die Pornokinos, die Bordelle und die Schmuddellädchen sind verschwunden, an ihre Stelle ist ein blitzsauberer und greller Touristenanziehungspunkt getreten, Stichwort: Disneyfizierung. 



Der Times Square hieß unsprünglich Longacre Square und beginnt im Süden etwa dort, wo Broadway, 7th Avenue und 42nd Street einander kreuzen. Da wir vom Osten kommen, stoßen wir zuerst auf den Broadway, der sich unbeeindruckt von dem Verlauf im Straßengitter etwas verquer seinen Weg in nördliche Richtung sucht. 



Das mag im Gewühl etwas untergehen, aber vor uns kreuzt der Broadway die 42nd Street. Und dieses Haus hier in der Bildmitte, das schon mehr als 110 Jahre alt ist, aber durch Umbauten zu einem reinen Werbetafelträger völlig entstellt wurde, war 1904 der Grund, warum aus dem Longacre Square der Times Square wurde. Denn hier befand sich das neue Hauptquartier der "New York Times", die von ihrer alten Niederlassung am City Hall Park hier hoch gezogen war. 



Man kann sicherlich darüber streiten, aber man kann durchaus der Meinung sein, dass die Position des Times Buildings auch das Südende des Times Squares markiert und passenderweise auch die Hausnummer "One Times Square" trägt. 



Vor uns die Rück / Südseite des Times Buildings, rechts führt der Broadway vorbei und links die Seventh Avenue.

Und hier der Blick um 90 Grad nach Westen gedreht, die 42nd Street hinunter und die Kreuzung mit der Seventh Avenue direkt vor dem Betrachter gelegen:



Früher in den 1970ern war dieser Abschnitt der 42nd Street westlich der 7th Avenue das Revier der Schmuddel- und Pornokinos, der sogenannten Grindhouses. Unter anderem verewigt in Martin Scorseses "Taxi Driver". 



Heute haben die Musicals den Abschnitt fest in der Hand. Auch eine Filiale eines berühmten englischen Wachsfigurenkabinetts hat sich ein Plätzchen zwischen den Sing-Sang-Theatern gegönnt. 



Und das New Amsterdam Theatre links in der Mitte dürfte wohl wesentlicher Grund gewesen sein, dass für die Veränderung dieses Ortes nicht unbedingt wohlwollend der Begriff Disneyfication geprägt wurde. 



An der Eigth Avenue sind die Auswirkungen des nun hinter uns gelegenen Times Squares noch zu spüren, einige überdimensionale Werbetafeln versuchen weiterhin die Blicke auf sich zu ziehen. Aber es fällt bereits einen Block weiter westlich auf, dass die Hochhäuser und die Glashäuser, die uns jetzt geraume Zeit begleitet haben, weniger werden. 

Na gut, nicht ganz, aber ein bisschen weniger.


Wahrscheinlich ist es die weltweit bekannte "Marke" 42nd Street, die über die ganze Länge der Straße die Hochhäuser anzieht, so wie hier an der Kreuzung 42nd Street / Ninth Avenue

Es ist Zeit, die letzte Etappe zu stecken, denn die dreieinhalb Kilometer lange Strecke entlang der 42nd Street neigt sich ihrem Ende entgegen. Etappe vier reicht von der Ninth Avenue bis zur 12th Avenue, die zugleich die Uferstraße am Hudson River und an der Westseite von Manhattan darstellt. 



Nur ein kleines Stück hinter der Ninth-Avenue-Kreuzung befindet sich die zweite Straßenmündung in die 42nd Street nach der Vanderbilt Avenue



Die Dyer Avenue, die hier ihren nördlichen Ausgangspunkt hat, erstreckt sich aber ebenfalls nur über einige Blöcke südwärts und verläuft durch das unübersichtliche Geflecht an Straßen und Wegen rund um die Ein- und Ausfahrt des Lincoln Tunnels



Auch wenn das Wetter im Westen von Manhattan schlagartig schlechter wird, wollen wir weiter dem Verlauf der 42nd Street folgen. 



Vor uns liegt die Kreuzung mit der Tenth Avenue und ich bilde mir ein, dass ich ganz in der Mitte im Hintergrund schon die Hügel von New Jersey auf der anderen Seite des Hudson Rivers sehen kann. 



Respekt, inzwischen haben wir die Kreuzung Eleventh Avenue / 42nd Street erreicht und immer noch mangelt es nicht an Hochhäusern. Aber trotzdem wird sich die Reise bald dem Ende zuneigen. 



Da vorne hinter dem Schulbus ist Feierabend. 



Schnell noch einmal wehmütig umdrehen und nach Osten blicken. 



Tief Luft holen und hinein in die Twelfth Avenue, die so breit wie zwaaaanzig Kölner Karnevalisten daherkommt. Es reicht für zwei Fahrspurbänder, eines nach Norden und eines nach Süden. 



Na bitte, auf der Spur Richtung Süden ist das Wetter prompt wieder besser!



Ganz am Westende kann die 42nd Street noch mit der Nähe von zwei Touristenattraktionen glänzen. 



Links ist der Ausgangspunkt der Circle Line, einer mehrstündigen Schiffrundfahrt rund um die Insel Manhattan, rechts sieht man den Turm des Flugzeugträgers Intrepid, ein Museum für alle, die gerne mal Flugzeugträger, U-Boote, Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge besichtigen möchten. Ein Weltraumfahrzeug befindet sich auch in der Sammlung. 





Byron Company, Fifth Avenue and 42nd Street, 1928, from the collection of the museum of the city of New York


Kehren wir der Gegenwart nun den Rücken und tauchen ab in die vielfältige Vergangenheit der 42nd Street. Startposition soll wieder mal das Jahr 1836 sein und die praktische historische Karte, die aus diesem Jahr verfügbar ist. 

Und die 42nd Street ist prompt die letzte Straße, die vom Straßengitter regulär prägnant in die Karte eingezeichnet wurde. 



Hier sieht man den östlichen Teil der damaligen 42nd Street: 



Die First Avenue reicht hier noch nicht bis zur 42nd Stret hinauf. Überhaupt scheint es fraglich, ob die Straße damals schon bis zum East River reichte oder ob da zwischen Straßenende und Uferlinie noch ein Sumpf oder ein Wald oder beides war. Dort wo heute die UNO ansässig ist, befand sich damals eine kleine Bucht mit dem Namen "Turtle Bay". Der Schriftzug 42nd STREET ist auf der Karte von der Second Avenue im Osten und der Third Avenue im Westen "eingerahmt" Der Vorläufer der Lexington Avenue, "Irving Place" genannt, endete damals an der 42nd Street. Dann verläuft in der Nähe noch Broadway-ähnlich ein Weg, der sicherlich schon aus der Zeit vor dem Straßengitter stammt und der auch grob in die Nord-Süd-Richtung führt, aber nach Norden hin Richtung Osten hält und wahrscheinlich um natürliche Hindernisse herum verläuft. Links sieht man entlang der "Fourth Avenue" eine Bahnlinie verlaufen, dort wo die Park Avenue sich befindet. Allerdings endete die Bahnlinie auf der Karte nicht sichtbar in einem Bahnhof oder einem Depot, sondern ein Stück unterhalb des Cooper Squares auf der Bowery



Das an der Ecke 5th Avenue / 42nd Street eingezeichnete Trinkwasserreservoir wurde zwar 1836 schon geplant, der Bau begann aber erst 1837. Das "Distributing Reservoir" oder auch "Croton Reservoir" war ein früher Monumentalbau in New York City, der eine der ersten Attraktionen an der 42nd Street darstellte. 




Auf dem Gebiet des Longacre Squares und späteren Times Squares scheint eine kleine Siedlung eingezeichnet worden zu sein. Ob es sich dabei um das Dorf handelt, das sich auf den Bau von Kutschen spezialisiert hatte, vermag ich aber nicht zu sagen. 



Danach kreuzt die 42nd Street die 8th Avenue und die 9th Avenue...

.... sowie die 10th Avenue und die noch unvollständige 11th Avenue, bevor sie interessanterweise an einem künstlichen Hafenbecken endet, das den Namen "Lumber Basin (Holzfäller-Becken)" trägt und in Erweiterung einer natürlichen Bucht mit dem Namen "Norton's Cove" gebaut wurde. Der Name "Lumber Basin" lässt vermuten, dass hier vielleicht Stämme von in der Umgebung gefällten Bäumen auf dem Wasser gelagert und später verschifft oder verfloßt wurden.





Nach diesem Sprung 170 Jahre zurück in die Vergangenheit wollen wir uns jetzt mal in den wilden Wirbel der Zeit stürzen. 

Es geht los mit dem Jahr 1869, als an der östlichen 42nd Street diese Zeichnung entstand: 

from the collection of the museum of the city of New York


Sie zeigt eine Shanty-Town, also eine Siedlung ärmerer Bewohner in der damals noch stark hügeligen Umgebung der 42nd Street. Die Siedlung befand sich auf Höhe der Second Avenue, der Blick zeigt nach Westen. 



Wir erinnern uns, rechts und links von der 42nd Street zwischen First und Second Avenue findet man heute Tudor City und eine kleine Brücke überspannt dort die 42nd Street, um die beiden Teile von Tudor City miteinander zu verbinden. 


Ein klein wenig von der hier abgebildeten Topographie scheint also erhalten geblieben zu sein.

Es folgt ein Sprung in das Jahr 1919 zur nächsten Zeichnung. Genau peile ich nicht, was das sein soll, ich vermute eine städteplanerische Fiktion, bei der die 42nd Street gegenüber der Gegenwart deutlich verbreitert wurde. 

from the collection of the museum of the city of New York


Der Blick fällt aus östlicher Richtung über die gesamte Straße bis hin nach Westen. Ich werde Vergrößerungen ziehen und mich scheibchenweise von Osten nach Westen vorarbeiten wie zuvor auch. 






Sprung ins Jahr 1927, Kreuzung Lexington Avenue / 42nd Street. 

Byron Company, Lexington Avenue at 42nd Street, 1927, from the collection of the museum of the city of New York

Wir befinden uns auf dem Dach eines Gebäudes an der Südostecke der Kreuzung, die Lexington Avenue verläuft von der Mitte unten nach Hintergrund rechts. Beherrschendes Bauwerk in dieser Photographie ist das Hotel Commodore aus dem Jahr 1919 an der Nordwestecke der Kreuzung. 

Ihm gegenüber auf der Nordostecke wurde ab 1928 das Chrysler Building gebaut. Und vorne links sieht man bereits die Baustelle, wo das Chanin Building ab 1927 entstand. 

Chanin Building und Chrysler Building sieht man schön vom Osten her auf dieser Photographie, die 1930 von Tudor City aus aufgenommen wurde:

Samuel Gottscho, 42nd Street from Tudor City, 1930, from the collection of the museum of the city of New York


Und nochmal das neugebaute Chanin Building alleine im Dezember 1928: 

Samuel Gottscho, Dec 17 1928, Chanin Building, from the collection of the museum of the city of New York


Eine wunderbare Momentaufnahme der zwar schon fertig gebauten, aber erst drei Jahre später eröffneten New York Public Library aus dem Jahr 1908 sehen wir hier: 

Byron Company, 42nd Street and 5th Avenue, 1908, from the collection of the museum of the city of New York


11 Jahre später die gleiche Kulisse, aber eine andere Szenerie. Die Straßen sind gefeiert, große Ornamente vor der Bibliothek aufgebaut. Man feiert wohl das für die Vereinigten Staaten siegreiche Ende des Ersten Weltkriegs. 

Byron Company, 42nd Street and 5th Avenue, 1919, from the collection of the museum of the city of New York

Weiß jemand, was das für ein Hochhaus im Bildhintergrund ist?

Von 1919 geht es weiter ins Jahr 1932 und zur Kreuzung Madison Avenue / 42nd Street. Dort steht das Gebäude mit der Hausnummer 50 East 42nd Street im Mittelpunkt der Photographie:

Byron Company, 50 East 42nd Street, 1932, from the collection of the museum of the city of New York

Eine kleine Karte erklärt am einfachsten, wo der Photograph stand. Im Vordergrund verläuft die 42nd Street, die Madison Avenue sieht man rechts. 



Die Basis des gleichen Gebäudes nochmal bei Dunkelheit, ich glaube aber nicht, dass die Aufnahme wie angegeben aus dem Jahr 1993 stammt, dann müssten sich alle auf dem Photo schwer verkleidet haben. 

Byron Company, 50 East 42nd Street, from the collection of the museum of the city of New York


Auf der schräg gegenüberliegenden Seite der Kreuzung sah man die folgenden Gebäude: 

Byron Company, 42nd Street and Madison Avenue, ca 1925, from the collection of the museum of the city of New York


Im Bildhintergrund links verschwindet die Madison Avenue, die 42nd Street führt in der Bildmitte von rechts nach links. Das Gebäude direkt vorne auf der Ecke rechts trug den Namen Carbide and Carbon Building

1904 wurde das folgende Restaurant an der 42nd Street aufgenommen, dass mit Szenen aus dem klassischen Griechenland dekoriert war. Wo sich genau dieses Restaurant befand, verrät die Bildbeschreibung leider nicht. 

Byron Company, A greek restaurant on 42nd Street, 1904, from the collection of the museum of the city of New York


Auch die genaue Position dieser Billiard-Hölle, die 1898 aufgenommen wurde, bleibt mit Ausnahme der 42nd Street unklar. 

Byron Company, Billiards, Ives, 42nd Street, 1898, from the collection of the museum of the city of New York


Aber die schlaue Suchmaschine Google weiß weiterzuhelfen, demnach befand sich das 1897 eröffnete "Ives Billiard Parlor" an der Ecke 42nd Street / Broadway, also nahe am späteren Times Square. 



Die Herren oben und die auf dem nachfolgenden spielen das klassische Billiard mit drei Kugeln und ohne Taschen. 

Byron Company, Billiards, Ives, 42nd Street, 1898, from the collection of the museum of the city of New York


Tische, an denen Pool Billard gespielt werden konnte, gab es im Ives aber auch: 

Byron Company, Billiards, Ives, 42nd Street, 1898, from the collection of the museum of the city of New York


Na gut, wenn wir schon am Longacre Square, dem späteren Times Square sind, dann können wir auch dort weiter machen.

Diese reizende Aufnahme ist auf 1869 datiert und soll die Südwestecke der Kreuzung Broadway / 42nd Street zeigen: 

Broadway and 42nd Street, 1869, from the collection of the museum of the city of New York


Ich behaupte mal, dass von dieser Szenerie 148 Jahre später (also heute) nichts mehr erhalten geblieben ist. 1875, als diese Zeichnung entstanden sein soll, war das dagegen noch anders. 

Broadway and 42nd Street, ca 1875, from the collection of the museum of the city of New York


Das Gebäude rechts kann man ohne Probleme als jenes wiedererkennen, welches auch schon auf der 1869er Photographie rechts außen zu sehen war. 



Allerdings mussten die Gebäude, die unter dem Schild "UNION COAL YARD" direkt südlich angrenzten, in den sechs Jahren zwischen Aufnahme und Zeichnung weichen und wurden 1874 durch einen siebenstöckigen Neubau namens "Rossmore Hotel" ersetzt. 



Ich habe noch zwei weitere wundervolle Aufnahmen vom Rossmore Hotel gefunden und dem Gebäude auf der Ecke, das vermutlich das Broadway Hotel ist. 

Gegenüber auf der Ostseite des Broadways befand sich das St. Cloud Hotel, das teilweise in den Aufnahmen reinragt und das auf den kleinen nachfolgenden Zeichnungen verewigt ist. 






 from the collection of the museum of the city of New York



Die nächste Aufnahme von 1898 hatten wir hier schon öfter, sie zeigt die Südseite des dreieckigen Grundstücks, das bis heute den Times Square nach unten abschließt. 

Byron Company, Broadway and 42nd Street, 1898, from the collection of the museum of the city of New York


Im Vordergrund führt der Broadway vorbei, links geht die 42nd Street hinauf nach Westen und in der Bildmitte führt die 7th Avenue auf der anderen Seite nach Norden. Auf dem Grundstück mit der Theaterreklame rechts wurde kurze Zeit später das kurzlebige Pabst Hotel errichtet. 

Pabst Hotel, from the collection of the museum of the city of New York

Hier ist der Blickwinkel genau von der anderen Seite, im Vordergrund verläuft wieder die 42nd Street, nach links verläuft die 7th Avenue und hinter dem Hotel Pabst der Broadway. 

Ich habe dem Pabst Hotel vor ziemlich genau einem Jahr einen ausführlichen Beitrag gewidmet, deshalb fasse ich mir hier jetzt mal kurz. Wer mehr erfahren möchte, kann sich hier schlau machen: 


Die Folge 1 möchte ich mit einer zunächst ungewöhnlichen Photographie abschließen, die 1890 entstanden sein soll:

42nd Street, ca 1890, from the collection of the museum of the city of New York


Auch das ist ein Teil der Geschichte der 42nd Street. Denn die war zwar nicht vollständig, wohl aber für einen kurzen Abschnitt von einer Hochbahnstrecke überbaut. 


Rot ist in dieser Karte von 1904 die damals nagelneue erste U-Bahnstrecke IRT, blau sind die vier Hochbahnstrecken, (2nd Ave El, 3rd Ave El, 6th Ave El und 9th Ave El), die vornehmlich auch von Süd nach Nord und zurück führten. 



Die Strecke der Third Avenue Elevated Railway hatte auf Höhe der 42nd Street aber einen kleinen Ausreißer, der in einen Sackbahnhof oder besser gesagt, eine Sackstation führte. Der Grund für diesen bilddarmartigen Ausreißer liegt auf der Hand: Die Hochbahntrasse führte bis vor die Tür des größten Bahnhofs in New York City, des Grand Central Terminals. 

Die sogenannte "42nd Street Spur" als Seitenarm der 3rd Ave El war von August 1878 bis Dezember 1923 in Betrieb. 

Ich denke, wir werden in späteren Folgen bestimmt noch Photos von der Hochbahnstation und der Trasse zwischen Third Avenue und Grand Central Station zu sehen bekommen. 

Achso, da hier die markante Fassade des Grand Central Depots nicht zu erkennen ist, gehe ich davon aus, dass das Photo von der Hochbahnstation am Bahnhof aus in östliche Richtung aufgenommen wurde, man also auf den Verlauf der Hochbahntrasse oberhalb der 42nd Street über die Lexington Avenue und bis hin zur Third Avenue blickt. 



Die Station in der Bildmitte im Hintergrund müsste demnach die 42nd Street Station der 3rd Ave El sein. Und dieses Gebäude hier in Gelb markiert vermute ich an der Stelle, an der heute das Chrysler Building steht:


Damit endet die erste Folge der Miniserie über die Geschichte der 42nd Street. Die nächste Folge erscheint in Kürze. 

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. 


FORTSETZUNG FOLGT



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