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Channel: New York - History - Geschichte
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Urlaubsgruß

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photo by Schaedel


Liebe Blogleserinnen und -leser, ich habe Euch nicht vergessen und eigentlich hatte ich auch vor, die Serie über die 42nd Street während meines Urlaubs fortzusetzen. Aber ich war so schlau, eine Unterkunft aufzusuchen, die (noch) nicht mit WLAN ausgestattet ist, passenderweise ist der IT-Klempner für April 2017 angekündigt, um dann die Ferienwohnung anzuschließen. GRRRRR.

Na gut, dann muss der Blog eben wieder pausieren. Letzte Wochenende war ja schon Pause und am kommenden Wochenende wird es genauso sein. Die nächste Veröffentlichung folgt dann wahrscheinlich am dritten Märzwochende. 

Wie Ihr seht, sitze ich gerade in einem schottischen Feinkostgeschäft in der Nähe, aber die "Arbeit" an einem Beitrag dauert definitv zu lange, um das mal eben hier unter den goldenen Bögen zu machen. 

Dafür habe ich am Urlaubsort aber schon Anregungen für einen weiteren Beitrag geholt, den ich dann nach meiner Rückkehr realisieren werde. Denn es gibt auch eine nicht uninteressante historische Verbindung zwischen meinem Urlaubsort und New York City, von der ich bisher nichts wusste. 

Bis dahin
Tschau, der Schaedel.



Marine Midland Building Construction

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Heute schauen wir mal nicht hundert Jahre und mehr in die Vergangenheit, sondern "nur" ungefähr 50 Jahre, um die Errichtung eines noch jüngeren Gebäudeklassikers nachzuvollziehen. Es geht um das Marine Midland Building im Süden von Manhattan, das 1967 fertiggestellt wurde. Auf dem Photo oben ist es das Gebäude mit der dunklen Fassade  hinter dem Equitable Building und rechs vom Singer Tower.

Ende Oktober ist ein virtueller Leserbrief eingegangen, der folgenden Wunsch übermittelte:


Ich weiß nicht genau, es ist schon ein bis zwei Jahre her, da bin ich in irgendeinem Zusammenhang schon mal auf das Marine Midland Building gestoßen. Ich habe mal nachgesehen, aber nichts gefunden, das hat dann wohl seinerzeit keine dauerhaften Spuren im Blog hinterlassen. Bei der Suche nach den Spuren bin ich dann aber noch auf einen anderen Pfad gestoßen, an den ich mich gar nicht mehr erinnern konnte. Zu dem kommen wir später. 

Ich fange mal mit dem Gebäude selbst an. Das wie gesagt, steht in Südmanhattan am Broadway. Die Fassade grenzt aber nicht direkt an den Broadway, sondern das Gebäude wurde etwas versetzt nach Osten errichtet:

google earth

Mit der Rückseite grenzt das Marine Midland Building an die Nassau Street, mit der Südseite an die Cedar Street und mit der Nordseite an die Liberty Street. Direkter Nachbar im Süden ist das H-förmige "neue" Equitable Building von 1915. Gegenüber auf der anderen Seite des Broadways, also nach Westen hin liegt der Zuccotti-Park, der 2011 das Zentrum der Occupy-Wall-Street-Protestaktion war.



Ich denke, die meisten New York-Touristen haben das Marine Midland Building schon mal gesehen, ohne es aber wirklich wahrzunehmen oder zu hinterfragen. Es gehört eher zu jenen Gebäuden, die Teil der unglaublichen Kulisse in Südmanhattan sind, ohne aufgrund besonderer Merkmale daraus hervorzustoßen. 

Ich werfe den Google-Street-View-Mann mal an der Südostecke des ehemaligen Ground Zero-Gebiets und World Trade-Center-Geländes ab und blicke von der Kreuzung Church Street / Liberty Street in östliche Richtung:


Das Marine Midland Building ist das dunkle schmale Hochhaus mit dem roten Kreuz in der Bildmitte. Im Vordergrund der Zuccotti-Park, links am Rand ein Teil vom One Liberty Plaza, dem Nachfolger des Singer Buildings, rechts die Nordfassade des U.S.Realty-Buildings und dahinter das Equitable Building


Emporis verrät, das das Marine Midland Building, auch HSBC Bank Building genannt, knapp 210 Meter hoch ist und über 52 Stockwerke und 24 Aufzüge verfügt. An einem anderen Ort wäre das Gebäude sicherlich ein Kracher und Hingucker, in Südmanhattan dagegen ist es wegen der enormen Konkurrenz eher unauffällig. Allerdings schaue ich auch nicht mit den Augen eines Architekten oder Bauingenieurs darauf, vielleicht war es ja durchaus ein Meilenstein in der Baugeschichte. Fakt ist, dass es sich seit 2013 unter Denkmalschutz befindet. 


Vielleicht ist dem einen oder anderen, der hier vorbeikam, eher die Kunst am Bau auf dem kleinen Platz vor dem Gebäude in Erinnerung geblieben. Die Skulptur "Cube" von Isamu Noguchi hat eher die Qualität eines Blickfangs als das Bauwerk dahinter und ist vielleicht von dem einen oder anderen Photoapparat eingefangen worden.



Vorher standen dort auf dem Grundstück nachfolgende Gebäude; die Aufnahme wird 1912 oder 1913 nach dem Brand des alten Equitable Buildings und vor dem Bau des neuen, das 1915 fertiggestellt wurde, entstanden sein:



Die Aufnahme der Gebäude aus dieser Perspektive vom Süden aus war nur für ein kurzes Zeitfenster möglich, weil das Grundstück südlich nach dem verheerenden Brand des alten Equitable Buildings am 09. Januar 1912 und dem Abriss der hinterlassenen Brandruine temporär unbebaut war.  

Hier nochmal eine ähnliche Aufnahme aus südöstlicher Position von der Nassau Street aus zum Broadway hin, links am Rand das Trinity Building und direkt daneben hinter der Brandlücke das U.S.Realty Building. Das Grundstück, auf heute der Zuccotti Park zu finden ist, war damals noch anderweitig bebaut. 


Die Gebäude, die sich damals an der Cedar Street Front zwischen Broadway im Westen und Nassau Street im Osten gedrängt haben, war die American Exchange Bank von 1901 an der Ecke Cedar Street / Broadway ...



.... rechts daneben das kleine markante Kuppelgebäude ist das "New York Clearing House" von 1896... 


... und das Gebäude an der Ecke Cedar Street / Nassau Street trug den Namen "National Bank of Commerce Building" und stammte von 1897. Das Bild zeigt links auch schön die Enge, die seinerzeit an der Cedar Street herrschte, bevor das alte Equitable Building abbrannte:


Ob alle drei Gebäude noch da standen, als Mitte der 1960er die Abrissbirne kam, um Platz für das Marine Midland Building zu schaffen, habe ich jetzt nicht mehr versucht nachzuvollziehen, weil der Forschungsauftrag ja auch ein anderer war. 

Für die weitere Orientierung auf historischen Aufnahmen von Südmanhattan ist es wichtig, nochmal die unmittelbare Nähe von Marine Midland Building und "neuem"Equitable Building zu verinnerlichen, die direkt nebeneinander stehen und nur durch das schmale Band der Cedar Street voneinander getrennt sind. 





So dann schauen wir mal. "Bienchen Mauli" hat ja um Bilder vom Bau des Marine Midland Buildings gebeten. Da das vom Zeitfenster her passt, greife ich auf eine umfangreiche Quelle zu, die viele Bilder vom New York der 1960er abrufbar hält: 

Da das Gebäude 1967 fertiggestellt wurde (siehe Aufnahme zu Beginn des Beitrags vom Juni 1967), müsste man auf Bildern von 1966 ja dementsprechend noch die Bauphase entdecken können. 

Ich könnte mir vorstellen, dass direkt die erste Aufnahme, die ich aufgemacht habe und die auf Mai 1966 datiert wurde, ein Treffer ist:




In der Skyline versteckt sich nämlich ein Gebäude, das sich eindeutig noch in der Bauphase befindet. Für einen kurzen Moment ist mir der Gedanke durchs Hirn geblitzt, dass das ja auch das One Liberty Plaza während der Bauphase sein könnte, aber das kann ja nicht sein, da das Singer Building auf dieser Aufnahme noch steht und das OLP der Nachfolger vom Singer Building war. 



Leider ist das Equitable Building als Orientierungspunkt nicht sichtbar, aber die Konstellation, in der sich der nicht fertiggestellte Neubau und das Singer Building zueinander befinden, könnte in etwa passen. Hier nochmal ein Ausschnitt des Fotos vom Juni 1967, das vom Westen her aufgenommen wurde und beide Gebäude zeigt:



Die nächste Aufnahme ist auf Juli 1966 datiert. Dieses Mal stand der Hubschrauber im Süden und blickte recht steil von oben auf Lower Manhattan hinunter.




Ich fange mal an, diesen Bildausschnitt zu interpretieren. Da haben wir den Singer Tower....



... dann ist da der Doppelkomplex mit dem Trinity Building und dem U.S.Realty Building....


Und schräg gegenüber das neue Equitable Building



Wenn ich das alles richtig ausklamüsert habe, dann könnte das hier das noch nicht fertiggestellte Marine Midland Building sein:


Hier zum Vergleich noch mal das Bild vom Juni 1967: 


Hundert Prozent sicher bin ich mir bei der Interpretation zwar nicht, aber völlig an den Haaren herbeigezogen ist das auch nicht.

Nochmal Juli 1966, dieses Mal vom Südwesten her, aber wenn ich behaupte, ich würde hier irgendwas relevantes erkennen, dann wäre das glatt gelogen:



Dafür ist das nächste Photo vom August 1966 ein umso größerer Treffer und das, was man dort sieht, passt in den bisher aufgebauten Kontext wie Arsch auf Eimer. Hah!!!



Auch hier sieht man hinter dem Equitable Building einen noch nicht fertiggestellten Neubau, der optisch zu dem passt, den wir auf dem Steil-Photo von Juli 1966 gesehen haben:


Freundlicherweise hat aber auch noch jemand eine Bildbeschreibung hinterlassen, die jeden Zweifel ausschließt: 



Noch eine Luftaufnahme vom August 1966, dieses Mal von etwas höher. Dank der großen Auflösung besteht aber keine Suchbildgefahr, das bisher Festgestellte lässt sich auch hier nachvollziehen:





Tja, auf dieser Aufnahme vom Februar von 1967 steht Miss Liberty ziemlich blöd im Weg rum und verdeckt den interessanten Teil des Photos, da können wir leider nix mit anfangen: 



Im März 1967 war das Marine Midland Building von außen schon ziemlich weit fertiggestellt. Der Schöpfer der Bilderquelle hat dem MMB ein Special gewidmet und es als Spielplatz für Minimalisten beschrieben. 



Die nächste Aufnahme stammt von Mai 1967:


Es könnte sein, dass das, was hier drüberherragt, die noch nicht fertiggestellte Südfassade des Marine Midland Buildings ist, aber mehr als Spekulation ist diese Interpretation nicht. 



Nochmal Mai 1967, dieses Mal vom Norden her, der dunkle Kasten könnte das Marine Midland Building sein:





Auf diesem Photo vom Juli 1967 ist nicht alles wirklich gebaut worden, was man sieht, aber auch hier vermute ich das Marine Midland Building im Hintergrund:




Nochmal Juli 1967, dieses Mal vom Osten her:





Das ergänzt ganz gut die erste Aufnahme, die ich im Mai 1966 gepflückt hatte:


Im ersten Moment hatte ich da ein paar Zweifel, aber das könnte passen, denn das zum Broadway hin schmalere Gebäude wird zur Nassau Street hin breiter: 



Dezember 1967, jetzt steht auch "The Cube" vor dem Marine Midland Building:



So - wir haben also ein paar Bilder vom Bau des Marine Midland Buildings gesehen, die 1966 und 1967 aufgenommen wurden. Ich schaue jetzt nochmal in die Zeit davor, ob noch mehr vorhanden ist. 

Nein, da ist leider nicht viel Ergänzendes vorhanden mit einer Ausnahme. Aufgenommen im Juli 1965 führt uns diese Photographie ganz an den Anfang zurück:




Ich möchte hier das Augenmerk auf das unbebaute Grundstück hinter dem sechzigstöckigen One Chase Plaza (1961 fertiggestellt) lenken, das hier links im Bildausschnitt so spektakulär in den Himmel ragt. 


Das ist nämlich der Ort, wo wenig später das Marine Midland Building errichtet wurde. Vielleicht haben zum Zeitpunkt der Aufnahme schon Arbeiten an den Gebäudefundamenten stattgefunden, aber oberhalb vom Bürgersteigniveau ist noch nichts zu erkennen. Zum Quervergleich mit der Gegenwart nochmal ein Bildausschnitt von Google Maps:



Forschungsauftrag erfüllt würde ich sagen. Danke an Bienchen Mauli für den interessanten Vorschlag, der diesen Beitrag inspiriert hat. 

Links: 

Main picture source:



Bonustrack:

Einen habe ich noch. 


Bei der vor Beginn des Beitrags durchgeführten bloginternen Suche nach Spuren vom Marine Midland Building bin ich auf einen eigenen Beitrag gestoßen, den ich im September 2010 veröffentlicht habe und der sich mit einem knapp 14minütigen Kurzfilm namens "High Steel" aus dem Jahr 1965 befasst. Es geht da um amerikanische bzw. kanadische Ureinwohner, die als Stahlarbeiter bei der Konstruktion von Wolkenkratzern in Manhattan mitwirken. Den hatte ich zwar noch in Erinnerung, aber nicht, dass er im Zusammenhang mit dem Marine Midland Building stand.




Dirk Stichweh hatte seinerzeit gemutmaßt, dass die Baustelle, die man im Film zu sehen bekommt, diejenige vom Marine Midland Building ist. Und wenn ich mir diesen exzellent fotografierten Farbfilm so ansehe, mit dem Wissen nach dem heutigen Beitragschreiben, dann könnte ich mir vorstellen, dass er richtig liegt mit seiner Vermutung.





Links:


Nachtrag (04/12/2016):

Dieser Beitrag hat noch eine Ergänzung erhalten, die Du hier aufrufen kannst:
http://nygeschichte.blogspot.de/2016/12/marine-midland-building-nachtrag.html

- Nachtrag Ende - 



Solomon R. Guggenheim Museum Construction

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Progressive Publications Inc., Guggenheim Museum, ca. 1960, from the collection of the museum of the city of New York


Das ist jetzt Zufall, dass zweimal Gebäudebau aufeinander folgen. Nach Marine Midland Building nun das Guggenheim Museum.

Irgendwie hat es sich für mich noch nicht ergeben, mal in dieses Museum hereinzukommen, obwohl ich schon dreimal, nämlich 2006, 2010 und 2015 davor gestanden habe. Aber einmal wurde umgebaut und ein anderes Mal war eine Warteschlange bis um den nächsten Häuserblock. Was nicht ist, kann ja noch werden. 

Wenn man zum Guggenheim Museum möchte, nimmt man entweder die U-Bahn unter der Lexington Avenue bis zur Station an der 86th Street oder man läuft die Fifth Avenue an der Ostseite des Central Parks ein kapitales Stück hinauf bis zu dem Straßenblock, der nach Süden an die East 88th Street und nach Norden an die East 89th Street grenzt.

google maps


Dort steht der zwischen 1956 und 1959 errichtete Museumsbau, fast ein Häuschen am See, aber auch nur fast. Die Erscheinung immer noch ungewöhnlich, selbst für New Yorker Verhältnisse, und unlängst 60 Jahre alt geworden. 




Namensgeber des Museums war Solomon R. Guggenheim, ein amerikanischer Industrieller und Kunstsammler (1861 - 1949) mit einem Faible für die sogenannte "Moderne Kunst" und mit Kontakten zu zeitgenössischen Vertretern dieser Kunstrichtung wie zum Beispiel die Herren Kandinsky oder Chagall.




Vasily Kandinsky im Guggenheim


Marc Chagall im Guggenheim


Um die Sammlung auch in geeigneter Form dem geneigten Publikum präsentieren zu können, wurde 1937 zunächst eine Stiftung gegründet und 1939 dann ein Museum, das zunächst in einem ehemaligen Autohaus an der 24th East Street ausstellte, also auf Höhe, aber östlich vom Madison Square Park, genannt "Museum of Non-objective Painting":



Neunzig Jahre vor der Eröffnung des Guggenheim Museums war der Flecken Land an der Fifth Avenue und der Mündung 89th Street noch sehr ländlich geprägt, die schlichten Häuser, die 1869 dort standen, ließen noch nichts von dem Kunsttempel ahnen, der später mal an ihre Stelle treten sollte.



Ich habe dann mal auf dem Luftbild von 1924 gelünkert, wie es vor dem Bau des Guggenheim Museums dort an der Fifth Avenue aussah. Der Straßenblock sieht wegen der suboptimalen Bildanschlüsse etwas zerschreddert aus, aber der entscheidende Teil ist gut zu erkennen:




Die vier Häuser an der Nordostecke der Mündung 88th Street / Fifth Avenue wurden hier im Juni 1925, also nur unwesentliche Zeit nach Entstehung des Luftbildes photographiert:



Im März 1929 wurde an der Ecke dann der Neubau eines Hochhauses photographiert, das die fünf- und sechsstöckigen Häuser, die zuvor dort standen, ersetzte:



Auch das Gebäude an der Südostecke der Mündung der 89th Street in die Fifth Avenue wurde 1925 photographiert.




Auch diese Ecke wurde im März 1929 aufgenommen, mit etwas größerem Abstand vom Central Park aus:



Auf dieser Aufnahme, ebenfalls von 1929, kann man auch die Baustelle mit dem Hochhaus erkennen, das damals auf demselben Block an der nächstsüdlicheren Straßenecke errichtet wurde.




Bereits 1912 entstand diese Photographie, die von oberhalb der 89th Street die Fifth Avenue nach Süden hinunterblickt und sowohl das Gebäude an der Südostecke als auch den weiter oben kennengelernten Viererblock abbildet. 



Hier ist das alleinstehende Eckhaus nochmal auf einem Bild von 1921, beachtenswert finde ich auch das schmale Haus, dass sich weiter hinten an der Südseite der 89th Street anschließt.

Byron Company, Fifth Avenue and 89th Street, ca. 1921, from the collection of the museum of the city of New York

Bei diesem Gebäude, das auch nachfolgend vermutlich zur Zeit des Ersten Weltkriegs oder danach abgelichtet wurde, handelt es sich um die "B.N. Duke Residence" an der Adresse 1074 Fifth Avenue.

from the collection of the mueum of the city of New York


Jetzt hat das Intro doch wieder länger gedauert als eigentlich geplant. kommen wir nun zum eigentlichen Punkt, nämlich der Errichtung des ungewöhnlich aussehenden Museumsbaus. Dieses Mal kann ich nicht auf meine bewährten Bildquellen zurückgreifen, die schweigen sich dazu aus. Stattdessen muss ich das mal aus diversen Quellen quer durchs Internet zusammenstückeln. 

Vom Entwurf eines neuen Museums auf dem heute genutzten Straßenblock 1943 und der Eröffnung 1959 gingen nochmal 16 Jahre ins Land. Weder Salomon Guggenheim noch Architekt Frank Lloyd Wright erlebten die Fertigstellung ihres Museums. Hier sieht man beide 1945 vor einem Modell des noch im Entwurfstadium befindlichen Museums:





Aus der Zeit der Entwürfe stammen auch die nachfolgenden zwei Zeichnungen und auf denen die Endfassung noch nicht ganz erreicht war, das angestrebte Ziel aber schon gut zu erkennen ist:







1948 öffnet in einem Stadthaus an der Adresse 1071 Fifth Avenue, also auf dem Grundstück des heutigen Guggenheim-Museums ein Museum, in dem die Guggenheim-Sammlung vorgeführt wird und das das 1939 gegründete "Museum of Non-objective-Painting" ersetzt. 


Es handelt sich dabei um das zweite der vier Häuser an der Nordostecke der Mündung 88th Street.



1952 wurde dieses Museum, wohl im Zusammenhang mit dem Tod des Stiftungsgründers drei Jahre zuvor in Solomon R. Guggenheim Museum umbenannt. 



1953 entstand auf dem freien Grundstück, auf dem später das Museum errichtet werden sollte, ein Usonian House und ein Pavillon. Usonian-Häuser sind ein Produkt des Guggenheim-Architekten Frank Wright, über die man hier mehr erfahren kann: 

Interessant fand ich den Umstand, dass im Zusammenhang mit den Usonia-Häusern der Begriff "Carport" geprägt wurde, der auch in unsere Sprache aufgenommen wurde.

Bevor 1956 die Bauarbeiten für das heutige Guggenheim-Museum beginnen konnten, musste die Kunstsammlung aus 1071 Fifth Avenue, das ebenfalls abgerissen wurde, in ein Stadthaus an der Adresse 7 East 72nd Street umziehen.

Im August 1956 erfolgte die Grundsteinlegung für das neue Museum.
































In einem bereits fortgeschrittenen Rentenalter begleitete Architekt Frank Wright noch die Entstehung des von ihm geschaffenen Bauwerks. Im Januar 1959 besuchte er zum letzten Mal die Baustelle, bevor er im April 1959 mit 91 Jahren in Arizona starb.



Die Eröffnung des Museums am 21. Oktober 1959 verpasste er somit nur um ein gutes halbes Jahr. 
















Links:

Ein Dankeschön geht noch an meine Mutter, die die Inspiration zu diesem Beitrag geliefert hat.


Bonustrack:

Ein besonderes Stück Performance-Kunst haben die Macher des Films "The International" um den deutschen Regisseur Tom Tykwer vor ein paar Jahren im Guggenheim-Museum aufgeführt. Da wird sich die Schadensabteilung der Haftpflichtversicherung aber gefreut haben! Oder waren das doch nur Filmtricks? Wer weiß? Vielleicht stand dieses spezielle Guggenheim-Museum ja auch in Babelsberg und nicht an der Fifth Avenue.







Steubenhöft

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Das hier ist das erste Mitbringsel aus meinem unlängst geendeten Urlaub in Cuxhaven. Als ich dorthin gefahren bin, war mir noch nicht klar, dass es eine bedeutende Verbindung zwischen Cuxhaven und New York City gibt. Und die heißt Steubenhöft. 

Steuben kommt natürlich von General Friedrich Wilhelm von Steuben, zu dessen Ehren die New Yorker noch jedes Jahr die Steubenparade durch ihre Straßenschluchten ziehen lassen. Und Höft ist wohl ein altertümliches norddeutsches Wort für Halbinsel. 

google maps

Für alle Feinde der Erdkunde und Orientierungswunder hier die Position von Cuxhaven auf der Karte, nämlich am äußersten Südrand der Elbemündung.



Der rote Pfeil weist bereits auf die Halbinsel Steubenhöft und da, wo oben Kugelbake steht, befindet sich der nördlichste Punkt des Bundeslandes Niedersachsen.



Und hier haben wir Steubenhöft in seiner ganzen gegenwärtigen Pracht. Wer heute einen Flughafen betritt, um die Vereinigten Staaten zu fliegen, wird diese undefinierbare Kribbeln kennen, das einen befällt, wenn man davor ist, den heimischen Kontinent zu verlassen und die Ferne zu verreisen. 

Und ein ähnliches Gefühl hat früher sicherlich auch von den Menschen Besitz ergriffen, die auf dieser Halbinsel angekommen sind, um dann genau das Gleiche zu machen: den heimischen Kontinent verlassen, häufig für immer. 

Denn Cuxhaven war einst ein Auswandererhafen, über den 5,5 Millionen Menschen Europa verlassen haben, viele davon in Richtung New York City und Steubenhöft der Kai, an dem die großen Pötte anlegten, die die Menschen in die Neue Welt brachten. 



Ursprünglich sind die Menschen natürlich von der großen Stadt an der Elbe, Hamburg, ausgewandert. Doch irgendwann wurden aus den Segelschiffen Dampfschiffe und aus den Dampfschiffen große Passagierdampfer und das wurde wohl irgendwann zu schwierig, diese Teile noch in den Hamburger Hafen zu manövrieren. 

Doch da gab es ja noch Cuxhaven und Cuxhaven war nicht immer eine eigenständige Stadt, so wie heute, sondern bis 1937 ein Stadtteil von Hamburg. Und deshalb fiel es den Hamburgern nicht sonderlich schwer, ihr Problem mit den großen Pötten im Hafen zu lösen, die legten einfach zukünftig im Stadtteilhafen an der Elbemündung an. 



Die Hapag-Hallen waren bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden, um Passagierschiffe angemessen abfertigen zu können und diese Anlage wurde dann ab 1911 um einen Anleger erweitert, an dem die riesigen Schiffe der transatlantischen Linien anlegen konnten.



Und der transatlantische Verkehr an der voll ausgebauten Anlage von Steubenhöft begann am 11.03.1914, als sich die "Imperator" auf den Weg nach New York City machte. 



Tatsächlich hatte der Schiffverkehr der Hapag zwischen Cuxhaven und New York aber bereits im Jahr 1889 mit der Ankunft der "Hammonia" aus New York begonnen.






Der Dampfer Resolute, etwa im Jahr 1924:




Hier sehen wir den Anleger in den 1950ern, als der Transatlantikverkehr sich langsam von den Schiffen auf die Flugzeuge zu verlagern begann. Beide Bilder zeigen die Hanseatic. 




Anfang der 1970er wurde der Linienverkehr nach Übersee eingestellt. Die Anlage wird aber bis in die Gegenwart weitergenutzt für Kreuzfahrtschiffe und Fährschiffe.


Wikis:


Forty Second Street - Part 2

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42nd Street, ca 1912, from the collection of the museum of the city of New York


Nachdem seit dem ersten Teil von "Forty Second Street" schon fast wieder ein Monat ins Land gezogen ist, scheint es an der Zeit, den nächsten Teil hinzuzufügen.

Für die, die Teil 1 nicht mehr auf dem Schirm haben:
http://nygeschichte.blogspot.de/2017/02/forty-second-street-part-1.html

Ansonsten will ich dieses Mal nicht lange schnacken, sondern direkt wieder in die bunte Vergangenheit der zweiundvierzigsten Straße in Manhattan abtauchen.

Byron Company, Broadway and 42nd Street, 1909, from the collection of the museum of the city of New York


Zum Einstieg etwas einigermaßen Vertrautes: der ganz frühe Times Square im Jahr 1909, vom Süden her gesehen, mit hoher Wahrscheinlich vom Times Building aus fotografiert. Das langezogene X, wo sich Seventh Avenue und Broadway kreuzen, sieht man rechts. Der größte Teil des Bildes wird vom Hotel Astor eingenommen, das von 1904 bis 1967 an der Westseite des Times Squares auf Höhe der 44th Street stand.


Die Photographie ermöglicht auch einen schönen Blick auf den Dachgarten des Hotels, der zum Zeitpunkt der Aufnahme zumindest im vom Times Square abgewandten Teil ganz gut besucht gewesen zu sein scheint. Vielleicht gab es zu diesem Zeitpunkt auch irgendetwas interessantes auf dem Hudson River zu sehen, zu dem man vom Hotel aus als Aussichtspunkt sicherlich gut hinüberblicken konnte, vielleicht die Ankunft eines bekannten Schiffes. 







Die interessante Tradition der Rooftop Gardens hat sich in New York ja bis in die Gegenwart gehalten. Besonders viele dieser Exemplare hat man im frühen 20. Jahrhundert am Broadway und im Umfeld des Times Squares gefunden. 

Von der nachfolgenden Aufnahme, die von der 42nd aus den Broadway hoch in nördliche Richtung aufgenommen wurde und auf der man das Hotel Astor im Hintergrund sieht, ist der Entstehungszeitraum leider nicht bekannt, wegen der Anwesenheit des Hotels Astor ist sie aber wahrscheinlich nach 1903 entstanden. 

Broadway and 42nd Street, from the collection of the museum of the city of New York


Ich vermute, dass sie während des Baus der ersten New Yorker U-Bahn-Linie (IRT) entstand, die auch über die 42nd Street und den Times Square verlief. Das würde die nicht unerhebliche Baustellenpräsenz auf dem Broadway erklären, die man hier sieht. 

Wenn man zu jener Zeit statt den Times Square hinauf in die 42nd Street (westliche Richtung) hineinblickte, bot sich dieses Bild: 

Byron Company, New Amsterdam Theatre, 42nd Street, 1903, from the collection of the museum of the city of New York


Dass in der 42nd Street mal Fliesen verkauft wurden (Wood Mantels Tiles) oder sogar ein Gotteshaus stand, kann man sich angesichts der weiteren Entwicklung gerade dieses Straßenabschnitts heute kaum noch vorstellen, die Aufnahme ist andererseits aber auch schon 114 Jahre alt. 

Über das New Amsterdam Theatre, das man im Bildmittelpunkt findet, habe ich vor über drei Jahren mal recht ausführlich geschrieben: 

Diese Nachtaufnahme der 42nd Street von 1919 war damals noch nicht verfügbar, deshalb möchte ich sie ergänzen. Wie man sieht, ist die Kirche in den 16 Jahren seit der Aufnahme oben bereits verschwunden und durch ein Hochhaus ersetzt worden. 



Die hier festgehaltene Erscheinungsform der 42nd Street im Times Square-Umfeld mit üppiger Neonbeleuchtung hat sich im Prinzip bis heute gehalten, wenn sich auch die thematischen Schwerpunkte im Laufe der Zeit immer mal wieder verlagert haben. 

Links oben sieht man ganz hoch auf dem New Amsterdam Theatre noch eine Werbung für Ziegfeld Frolic, eine exklusive Tanzdarbietung im Dachgarten des Theaters. Und dort trat während des Ersten Weltkriegs Olive Thomas als Tänzerin auf, die 1920 auf tragische Weise ums Leben kam und bis zum heutigen Tag im New Amsterdam Theatre spuken soll. 



Wir bleiben noch mal kurz im Umfeld von 42nd Street und Times Square, springen aber in der Zeit weit nach vorne bis zum Beginn der 1980er, als diese Gegend unter dem Namen "The Deuce" bekannt und so etwas wie die Reeperbahn von Manhattan war. Dort entstanden die zwei nachfolgenden Aufnahmen des Starfotografen Andreas Feininger, der präzise festgehalten hat, mit was für Artefakten zu jener Zeit am Times Square gehandelt wurde. 


Andreas Feininger, West 42nd Street, 1981, from the collection of the museum of the city of New York


Verlassen wir nun den Times Square und die frühen 1980er und springen zurück in die späten 1930er, als zwischen Broadway und 6th Avenue an der Südseite der 42nd Street ein Hochhaus aufgenommen wurde.

Byron Company, Bush Terminal Building, 130 West 42nd Street, 1938, from the collection of the museum of the city of New York


Eine großartige Aufnahme oder?  Es geht hier um das Bush Terminal Building an der Hausnummer 130 West 42nd Street, das 1938 in das Zentrum der Aufnahme gerückt, aber schon von 1916 bis 1918 gebaut wurde. 


Die hinter den Kulissen des Blogs für den Schreiber verfügbare Suchmaschine hat mir verraten, dass ich über das Bush Terminal Building bisher noch nichts geschrieben habe. Deshalb erlaube ich mir mal einen kleinen Exkurs, der andererseits ja an der 42nd Street und damit beim Thema bleibt. 

Vernon Howe Bailey, Bush Tower under Construction form 5th Avenue and 42nd Street, 
1917, from the collection of the museum of the city of New York

Auf der Zeichnung oben sieht man das Bush Terminal Building während der Bauphase im Jahr 1917. Der Zeichner Vernon Howe Baily scheint auch am fertigen Hochhaus seinen Spaß gehabt zu haben, denn 1924 hat er es noch dreimal von unterschiedlichen Standorten aus gezeichnet. 

Vernon Howe Bailey, Bush Tower from Broadway and 40th Street, 1924 from the collection of the museum of the city of New York


Vernon Howe Bailey, Bush Tower from 6th Avenue and 48th Street, 1924, from the collection of the museum of the city of New York


Vernon Howe Bailey, Bush Tower from West 40th Street over Bryant Park, 1924, from the collection of the museum of the city of New York


Aber es gibt natürlich nicht nur Zeichnungen, sondern auch Photographien vom historischen Bush Terminal Building. Wie zum Beispiel diese zwei Postkarten: 

Success Postal Card Co, The Bush Terminal Sales Building, ca 1915, from the collection of the museum of the city of New York


Haberman's, The Bush Terminal Sales Building, 1920s, from the collection of the museum of the city of New York


Diese Aufnahme ähnelt dem Ausgangsfoto, ist aber bereits 1920 aufgenommen worden, also 18 Jahre vor dem anderen, welches ich noch mal zum Vergleich darunter setze. 

Byron Company, Bush Terminal Building, from the collection of the museum of the city of New York



Bereits auf dem 1938er-Foto war mir das kleine Gebäude mit dem Uhrenturm zwei Häuser links neben dem Bush Terminal Building aufgefallen. Auf dem 1920er-Foto ist es noch etwas besser zu erkennen. 



Wunderschön oder? Da das Bild in der Sammlung in hoher Auflösung hinterlegt ist, lohnt sich auch hier, noch näher heranzugehen: 









Hier nochmal eine Vergrößerung aus der Aufnahme von 1938:



Leider habe ich auf die Schnelle nicht mehr über das Uhrenturmgebäude herausfinden können. Aber vielleicht begegnet es uns ja später auf der Reise nochmal. Eins kann ich aber sagen: im Gegensatz zum Bush Terminal Building ist das kleine Uhrenturmgebäude nicht mehr existent.

google street view


Diese Fotografien neueren unbekannten Datums verraten zumindest, dass vor dem Glaskasten auch schon eine Ersatzbebauung gestanden hat und nicht mehr das Uhrenturmgebäude:




Gehen wir mal weiter zu einem anderen Blickfang. Auf der 1920er-Aufnahme (und auch auf der 1938er) fällt am rechten Rand ein großzügig ausgestattetes Hochhaus auf. 



Man sieht auf dem Dach eine noch nicht angeschaltete Leuchtreklame mit dem Namen des Gebäudes, mal schauen, ob ich die noch näher heranbekomme....



... na bitte, wenn das mal nicht das HOTEL KNICKERBOCKER ist. Mal schauen, ob das passt...



Passt, würde ich sagen und steht heute noch. 



Das Knickerbocker wurde 1906 eröffnet und blickt auch schon auf eine 110jährige Geschichte zurück. 

Hier haben wir noch zwei historische Aufnahmen vom Bush Terminal Building, bei denen der Photograph seinen Standort am Bryant Park hatte. 


 John Wallace Gillies, View of Bryant Park and Bush Tower, from the collection of the museum of the city of New York


Und noch ein alternativer Blick auf die historische 42nd Street rund um den Bush Tower, aufgenommen in den 1930ern:

http://vintagemanhattanskyline.tumblr.com/page/18


Das Bush Terminal Building - auch Bush Tower genannt - steht bis in die Gegenwart an der 42nd Street und wird demnächst seinen 100. Geburtstag feiern. 



Die Spitze des Gebäudes kann man hier quasi "aus der Nähe" bewundern:



Sehr viele Gebäudeklassiker sind in der direkten Umgebung wohl nicht stehen geblieben, man gewinnt den Eindruck, dass dieser Bereich vor allem von Glaspalästen geprägt ist. 



Einen Blick in das Innere möchte ich nicht vorenthalten, es geht per Video in das 20. und das 22. Stockwerk des 29 Stockwerke hohen Gebäudes. Leider kann man die Videos nicht einbetten, deshalb folgen hier die Links: 




Ich könnte noch ein zwei Stunden weitermachen, aber leider drängt die Zeit, in einer halben Stunde bin ich zum Essen eingeladen. Deshalb schließe ich diese Folge mit den nachfolgenden zwei Photos des Croton Reservoirs, das wir auch schon in der ersten Folge kennengelernt haben und die ich bisher noch nicht kannte. Heute steht an dieser Stelle die New York Public Library, an der Kreuzung 42nd Street / Fifth Avenue. 



Da das Croton Reservoir bereits 1899 abgerissen wurde, sollte man davon ausgehen, dass die Photographien in den Jahr(zehnt)en davor entstanden sind. 











- F O R T S E T Z U N G   F O L G T -


P.S. Auf die Antworten zu den Rätseln in der ersten Folge wollte ich eigentlich auch noch hier eingehen, aber dazu fehlt wie gesagt die Zeit. Dann eben beim nächsten Mal...

The Flapper (1920)

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In der letzten Woche habe ich mich mal wieder dazu hinreißen lassen, Olive Thomas hier im Blog zu erwähnen. Es scheint so, dass die gute Olive sich auch so langsam aber sicher in die Liste der Themen einreiht, zu denen ich in unregelmäßigen Abständen immer wieder zurückkehre. Ich finde die tragische Geschichte von der bereits im September 1920 verstorbenen Schauspielerin, die angeblich immer noch als Gespenst im New Amsterdam Theatre an der 42nd Street erscheinen soll, aber auch einfach großartig, ein fantastisches Exemplar einer Großstadtsage. 

Vor ihrem frühen Tod trat sie ab 1917 in diversen Filmen auf, darunter ist der noch erhaltene Stummfilm "The Flapper", der im Mai 1920 uraufgeführt wurde, einer der bekanntesten. Der in diesem Film erstmals vorgeführte und damals noch sehr ungewöhnliche Lebensstil einer Frau, die kurze Haare trägt, Alkohol trinkt, raucht und wilde neumodische Musik (in diesem Fall Jazz) hört, sollte in den 1920ern eine ganze Generation mitprägen. Kommt einem irgendwie bekannt vor, auch wenn es schon fast 100 Jahre her ist. 

Ich hatte letzte Woche während des Schreibens der zweiten 42nd Street-Folge mal einen kurzen Blick in den Youtube-Stream von "The Flapper" riskiert und dort zwischen vielen Studioszenen auch eine kurze Sequenz mit interessanten Außenaufnahmen aus New York City entdeckt. 




Die interessante Sequenz beginnt im Film ab Minute 51:00 mit einem Telegramm aus New York City an die Hauptdarstellerin:



Die Außenaufnahmen werden mit diesem Zwischentitel eingeleitet (Alleine in der bösen Stadt):



Dann sieht man das Oberdeck eines zweistöckigen Stadtbusses, der auf einer vielbefahrenen und -genutzten Großstadtstraße unterwegs ist. 



Die junge Ginger (Olive Thomas) betritt über eine von unten hochführende Treppe das Oberdeck des Busses samt einem Köfferchen...




... und blickt sich staunend um, während der Bus langsam seinen Weg entlang der Hauptstraße fortsetzt. 






Währenddessen kommt ein Herr fortgeschrittenen Alters auf das Oberdeck...





... der einen von ihr fallengelassenen Handschuh? Taschentuch? aufnimmt und zurückreicht. 




Der sich anschließende Anbandelungsversuch verläuft allerdings nicht erfolgreich, wie man sieht denn Ginger steht abrupt auf und verlässt sofort das Oberdeck:




Auch wenn diese Sequenz nur knapp zwei Minuten dauert und leider die einzige Außenaufnahme im Film ist, die die Stadt New York wiedergibt, so finde ich sie dennoch großartig. Über ein kleines Zeitfenster von zwei Minuten ist so ein Eindruck vom Manhattan der ganz frühen 1920er konserviert worden. 

Schaut man mal die Sequenz losgelöst von der Handlung, so bekommt man den Eindruck, dass der Bus die gleiche Straße ein paar Mal hinauf und wieder hinunter gefahren ist. Jener markante Turm erscheint jedenfalls mehrfach. 

Ich habe auch schon so eine Ahnung, wo das gefilmt worden sein könnte, denn der Turm wurde hier im Blog schon früher erwähnt. Ich habe einfach mal "Traffic Tower" durch die für Blogautoren zur Verfügung stehende Suchmaschine geschickt und den Beitrag gefunden, die meine Vermutung voll bestätigt hat. Das war nämlich der erste Teil aus der Miniserie über die jüdische Synagoge "Temple Emanu El".


Bei der Hauptstraße, auf der die Filmsequenz entstanden ist, handelt es sich um die Fifth Avenue in New York. Und nicht nur das: passend zu der Serie über die 42nd Street handelt es sich bei dem Drehort auch noch genau um die Umgebung des Schnittpunktes der Fifth Avenue mit der 42nd Street. 

Fifth Avenue and 42nd Street, New York, ca 1906, from the collection of the museum of the city of New York


Auf dieser Photographie sehen wir schon einmal die markanten doppelstöckigen Busse, die im Film als Aufnahmeort genutzt wurden. Eine Postkarte vom Traffic Tower darf natürlich auch nicht fehlen:

Traffic Tower, 5th Avenue and 42nd Street, Looking North, ca 1914, from the collection of the museum of the city of New York


Und hier ist jener Kreuzungspunkt, an dem die Sequenz entstanden ist:

5th Avenue and 41st Street North 1915, from the collection of the museum of the city of New York


Das auffällige Gebäude, das man hier auf der Panoramaaufnahme im Hintergrund links sieht und das auch ein wesentlicher Teil der Großstadtkulisse während der Filmsequenz darstellt, ist das Hotel Bristol an der Ecke 42nd Street / Fifth Avenue. 




Das Hotel Bristol wurde 1875 eröffnet und stand bis zum Ende der 1920er an dieser prominenten Stelle, also gut 50 Jahre. 1930 wurde dort ein moderner Wolkenkratzer errichtet mit dem Namen 500 Fifth Avenue, der bis heute dieses Grundstück besetzt. 


Wem das Hotel Bristol als Bildbeweis noch nicht ausreicht, für den habe ich noch einen anderen untrüglichen Anhaltspunkt. Während der Fahrt die Fifth Avenue hinab sieht man links neben dem Bus mehrfach ein bis zwei steinernde Miezekatzen. 



Zusätzlich zu den Miezekatzen schiebt sich ganz links noch eine Art griechischer Tempel ins Bild, der aber im letzten Abschnitt der Sequenz wieder verschwindet, weil der Bus da an einem anderen Teil der Straße entlang fuhr, als die Aufnahme lief. 

Kenner der Gegend, Freunde der 42nd Street und / oder Fifth Avenue und Roland Emmerich-Fans wissen natürlich, dass es dort an der Ecke 5th Ave / 42nd Street tatsächlich seit vielen Jahren ein Gebäude gibt, das wie ein klassischer Tempel aussieht, nämlich die Öffentliche Bibliothek der Stadt New York, die New York Public Library. 




Und damit soll der Beitrag über den Außendrehort des Stummfilms "The Flapper" dann auch enden.


Wikis:


Battery Park Building and Chesborough / Chesebrough Building

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Battery Park showing Custom House, Battery Park and Chesborough Buildings, ca 1916, from the collection of the museum of the city of New York


Abteilung Leserbriefe. Am vergangenen Wochenende hat mich ein sehr freundlicher Leserbrief erreicht, in dem neben anderem auch um eine Gebäudesuche ging. Es handelt sich dabei um das Battery Park Building (Adresse 21-24 State Street) und das Chesborough Building (Adresse 15-19 State Street).  Kein Problem, mache ich gerne und löse ich direkt mal hier in einem kurzen Beitrag auf. 

Das gesuchte Battery Park Building ist auf dem Photo oben das Gebäude in der Bildmitte und das Chesborough Building ist jenes auf der rechten Seite. Es scheint auch noch die Schreibweise Chesebrough Building dieses Gebäude zu geben, aber dazu später. Links und ungesucht ist das Custom House. 

Byron Company, The Battery, 1905, from the collection of the museum of the city of New York


Auf der zweiten Aufnahme sehen wir links die Bowling Green Offices und das Washington Building an 1 Broadway in seiner ursprünglichen Erscheinungsform. In der Mitte mit heller Fassade das Custom House, überragt vom Turm der dunklen Produce Exchange dahinter. Rechts im Bild das Battery Park Building und ganz links und nur mit einem schmalen Streifen im Bild das Chesborough Building. 

Broadway and the Battery, ca 1915, from the collection of the museum of the city of New York


Die gleiche Kulisse nur von einem etwas höher gelegenen Standort aus betrachtet, wahscheinlich vom Whitehall Building aus. Links im Bild und im Vordergrund wieder die Bowling Green Offices mit dem Washington Building davor, rechts schräg dahinter das Custom House und daran anschließend mit viereckig / quadratischem Grundriss das Battery Park Building und faszinierenderweise tortenstückartigem Grundriss das Chesborough Building. Davor sehen wir die damals noch voll im Betrieb befindliche Hochbahntrasse der 9th Avenue und 6th Avenue Elevated Railway, deren Züge am South Ferry Anleger im Bildhintergrund rechts ihre südlichste Haltestelle hatten.

 Irving Underhill, Battery Park 1906, from the collection of the museum of the city of New York


Auch diese Aufnahme von 1906 zeigt die inzwischen bereits mehrfach beschriebene Gebäudekonstellation. 

Eine Einzelaufnahme des Battery Park Buildings von 1923, das irgendwann in den vorausgegangenen Jahren wohl noch zusätzliche Stockwerke erhalten hat:

Battery Park Building, 21-24 State Street, 1923, from the collection of the museum of the city of New York


Diese Aufstockung kann man auch auf der nachfolgenden Photographie von 1928 erkennen:

Battery Park, 1928, from the collection of the museum of the city of New York


Sprung gut zwei Jahrzehnte zurück: die Battery 1903:

Battery from New York Harbour, 1903, from the collection of the museum of the city of New York


Noch eine Aufnahme von 1906 und eine von 1920: 

The Battery 1906, from the collection of the museum of the city of New York


Battery Park, Custom House and State Street buildings, June 7 1920, from the collection of the museum of the city of New York


Interessant ist noch diese Aufnahme, die erst recht spät in den Suchergebnissen auftaucht und die wahrscheinlich um das Jahr 1896 entstanden ist:

Battery Water Front, ca 1896, from the collection of the museum of the city of New York


Ganz links sieht man das Washington Building, das Gebäude mit der hellen Fassade links im HIntergrund und dem kleinen würfelartigen Türmchen an der Broadwayseite ist das alte Standard Oil Building in der Version von 1895. Teilweise verdeckter Orientierungspunkt in der Mitte des Bildes ist die Produce Exchange mit dunkler Fassade und fast vollständig verdecktem Turm. Das Custom House steht offenbar noch nicht. Und das Battery Park Building hat offenbar noch ein Stockwerk weniger als die Version, die auf den Bildern ab dem frühen 20. Jahrhundert zu sehen ist. Das Chesborough Building war zu jenem Zeitpunkt noch gar nicht gebaut, sondern allenfalls eine Zeichnung auf dem Reißbrett eines Architekten. 

Mit Chesborough Building habe ich nur das Photo zu Beginn des Beitrags gefunden, unter der alternativen Schreibweise Chesebrough Building, die auch im Leserbrief verwendet wurde, tauchen aber noch einige weitere Photos auf. 

State Street at the corner of Pearl Street. Chesebrough Building, ca 1910, from the collection of the museum of the city of New York


Und zuletzt noch eine ungefähr 117 Jahre alte Einzelaufnahme vom Chesebrough / Cheseborough Building: 

State Street and Pearl Street, Chesebrough Building, ca 1900, from the collection of the museum of the city of New York


Ein Sprung in die frühen 1960er: wir sehen die Skyline von Südmanhattan und mittendrin kann man immer noch das Battery Park Building und das Chesebrough Building erkennen:






Aber was jetzt kommt, könnt Ihr sicher schon ahnen. Die 1960er sind sicherlich nicht als das Jahrzehnt in die Geschichte eingegangen, in dem man in New York nett mit historischen Gebäuden umgesprungen ist. Und infolge dessen konnten sich das Battery Park Building und das Chesborough Building in der langen Reihe der Lost Buildings von New York anschließen. 

Hier ein paar Impressionen von Südmanhattan aus dem Jahr 1969:






Heute sieht es dort nochmal wieder anders aus, denn jenes Gebäude mit der sechseckigen (?) rotbräunlichen Fassade ist ebenfalls schon geraume Zeit Geschichte und wurde durch einen modernen Glaspalast ersetzt.




Ich hoffe, ich konnte die Suchanfrage damit erstmal erschöpfend beantworten. 




Beach Pneumatic Transit

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Noch so ein Thema, zu dem man immer mal wieder zurückkehren kann und muss. Muss, weil das Netz ja in ständiger Bewegung ist und neues Material verfügbar wird, das bei der letzten Suche noch nicht greifbar war. 

Im Jahr 1870, als das Deutsche Reich mit dem Nachbarland Frankreich im Krieg lag, wurde im Süden von Manhattan eine heimlich gebaute experimentelle U-Bahn ausprobiert und dem geneigten Publikum vorgeführt, die nach dem Rohrpostprinzip funktionierte. 



So ganz habe ich Nichttechniker das Funktionsprinzip dieser allerersten U-Bahn in New York bis heute nicht verstanden, aber zum Glück gibt es seit einiger Zeit einen computeranimierten Film dieses legendären Gefährts, der zumindest schon mal ein paar Fragen beantwortet und nebenbei auch ein Fenster in jene Zeit vor fast 150 Jahren öffnet, als Beachs Pneumatic Transit tatsächlich zwei Stockwerke tief aus einem Kaufhauskeller heraus von der Warren Street aus knapp 100 Meter in einen Tunnel unter den Broadway fuhr. Und das in Steinwurfnähe zum New Yorker Rathaus. 

Eins steht jedenfalls fest. Eine Fahrt mit der Rohrpostbahn dürfte nichts für Fahrgäste mit Klaustrophobie gewesen sein. 


Genug geredet, jetzt nehmt Euch die Zeit, reist zurück in das Jahr 1870 und unternehmt eine Reise mit der pneumatischen Untergrundbahn von Alfred Ely Beach:






Deutsches Auswandererhaus in Bremerhaven

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Vor einigen Wochen habe ich hier im Blog schon über Stübenhöft berichtet, den einstigen Amerika-Pier im Hafen von Cuxhaven. Cuxhaven ist als Auswandererhaven außerhalb von Norddeutschland aber eher unbekannt und was das Ablegen von Auswandererschiffen aus Kontinentaleuropa angeht, kennt man neben Rotterdam vor allem eine andere norddeutsche Stadt: Bremerhaven

Vor etwa zwei bis drei Jahren erhielt ich durch Thomas R. aus der Stammtischrunde, an der ich jeden Sonntagmorgen teilnehme, das erste Mal einen Hinweis auf das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven. So nach dem Motto: "Du schreibst doch ständig über New York. Kennst Du eigentlich das Deutsche Auswandererhaus? Das musst Du Dir unbedingt mal ansehen, wenn Du mal nach da oben kommst, das passt total gut zu dem, was Du immer so veröffentlichst."

Später habe ich den Tipp noch ein paar Mal bekommen, und zuletzt hat mir auch Dirk Stichweh das Auswandererhaus nochmals wärmstens ans Herz gelegt. 



Also habe ich die räumliche Nähe während meines Urlaubs in Cuxhaven genutzt und dem Deutschen Auswandererhaus tatsächlich einen Besuch abgestattet. Und die Besuchsempfehlung kann ich ohne Bedenken weitergeben an alle, die sich hier im Blog gerne mit der Vergangenheit von New York beschäftigen, denn in diesem Museum in Bremerhaven wird durchaus etwas präsentiert, was auch mehr oder weniger eng mit der Stadtgeschichte von New York City verknüpft ist. Und die auf deutschem Boden erleben zu können, ist für eine Anhänger der New Yorker Stadtgeschichte ja durchaus praktisch. 



Man hat sich einige Mühe gegeben, um für den Museumsbesucher die historischen Bedingungen einer Auswandererfahrt von Europa nach Amerika nachvollziehbar zu machen. Neben den museumsüblichen Schaukästen und -tafeln gibt es deshalb auch immer wieder Geschichte in Lebensgröße zu erleben. 

Zum Beispiel das Betreten des Passagierdampfers zu später Abendstunde...





... oder die harten Bedingungen für die Auswanderer während der mehrwöchigen Überfahrt mit einem Segelschiff in den 1850ern.




Der Fußboden der Ausstellung ist auch nicht ganz wasserwagengerecht, so dass man sich als Museumsbesucher ähnlich wie die Landratte auf hoher See fühlt.



Neben der Segelschiffüberfahrt gibt es auch noch die Bedingungen der Überfahrt mit einem Schnelldampfer etwa um das Jahr 1880...



https://www.bremerhaven.de/de/tourismus/museen-erlebniswelten/deutsches-auswandererhaus-bremerhaven.16123.html


... und mit einem Passagierdampfer 1929 (3. Klasse) anzusehen.


Von Jürgen Howaldt - Eigenes Werk (selbst erstelltes Foto), CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=738714


Das Erleben setzt sich auch nach Ankunft in der neuen Welt fort, als weitere Stationen durchläuft man Ellis Island und die Befragung durch einen Einwanderungsbeamten vor Ort...



...bis schließlich in einem Nachbau der Grand Central Station die simulierte Auswanderung und Einreise endet, dem Tor zum kontinentalen Nordamerika. 



Auch wenn der Schwerpunkt der Informationen bei der Ausreise nach Nordamerika gesetzt wurde, erfährt man auch einiges Interessantes über anderer Auswandererziele wie zum Beispiel Südamerika oder Australien. Desweiteren gibt es in einem Anbau noch eine weitere Ausstellung, die sich anhand der Geschichten von Angehörigen verschiedener Nationen mit der Einwanderung nach Deutschland befasst. Die Lösung, dieses über eine nachgebaute Einkaufspassage der frühen 1970er aufzubereiten, halte ich aber nicht für so gelungen wie die Präsentation der Auswandererthematik. 

Wer sich über den Beitrag hinaus noch weiter informieren möchte, kann das hier tun: 


Zum Abschluss habe ich noch einen schönen Kurzfilm gefunden, der das alles noch einmal zusammenfasst:




BONUSTRACK:

http://melusines-welt.blogspot.de/2016/01/deutsches-auswandererhaus-bremerhaven.html


Eine Verbindung zur eigenen Familiengeschichte kann man im Raum für Familienrecherche herstellen. Über die Terminals hat man Zugriff auf zwei große Datenbanken und kann beispielsweise die Daten derjenigen, die über Bremerhaven Europa verlassen haben auf Personen mit dem gleichen Nachnamen abklopfen oder auf solche, die aus dem gleichen Ort stammen wie man selbst. 

Mir ist es nach zwei Anläufen gelungen, die Daten derjenigen aus dem Computer zu kitzeln, die den nordamerikanischen Ast meiner Familie begründet haben. Im September 1933 ist nämlich eine Schwester meiner Großmutter mütterlicherseits zusammen mit ihrem belgischen Ehemann auf der "Bremen"über Bremerhaven nach New York City ausgewandert. Dieser war gelernter Orgelbauer, ein in Nordamerika sehr nachgefragter Beruf, was eine gute Ausgangsposition für den Neustart in den Vereinigten Staaten bedeutete. Nach der Ankunft in der neuen Welt ließen sich die zwei in Waynesboro, einer Kleinstadt im Staat Virginia nieder und gründeten dort eine Familie, die sich im Laufe der Jahre zunächst auf sechs Köpfe vergrößerte. Einer der Cousins meiner Mutter studierte Mitte der 1960er an der Universität in Darmstadt Physik und war bei der Hochzeit meiner Eltern 1966 als Trauzeuge eingespannt. Heute bewegt sich die Zahl der Köpfe dank einiger Ehepartner, Enkel und Urenkel schon lange im zweistelligen Bereich, dafür ist aber die Generation der Auswanderer von 1933 nicht mehr unter den Lebenden. Der bekannteste Spross der dortigen Familie ist John Wetzel, auch ein Cousin meiner Mutter: https://en.wikipedia.org/wiki/John_Wetzel






Erste Amerika-Fahrt Deutscher Konditoren 1929

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Im März habe ich einen netten Leserbrief von einem "Kollegen" erhalten, der ebenfalls über die Vergangenheit im Internet schreibt. Dabei handelt es sich um einen Blog mit dem Titel "Erste Amerika-Fahrt Deutscher Konditoren 1929", auf den ich hier gerne einmal aufmerksam machen möchte. 



Der Großvater des dortigen Blogschreibers hatte 1929 an der 1. Amerikafahrt Deutscher Konditoren teilgenommen, die u.a. nach New York City führte und an die er sich später gerne erinnert und von ihr erzählt hat. Aus dem Nachlass des Großvaters sind ein Fotoalbum und ein Reisebericht erhalten geblieben sowie die 1926er-Ausgabe von King's Views of New York City, die die inhaltliche Grundlage für den Blog bildeten. 

Ich will auch gar nicht mehr lange herumerzählen und Euch aufhalten, springt einfach mal rüber zu dem Blog und schaut Euch dort um, das ist alles mit viel Liebe zusammengetragen und es gibt einiges zu lesen da drüben. VIEL SPASS!!!






The Great Horse Manure Crisis of 1894

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Dieser Beitrag ist ebenfalls durch einen Leserbrief ausgelöst und er dreht sich um "Horse Manure". Ich will mal gar nicht um den heißen Brei herumreden, es geht hier um Pferdescheiße

Ich fand die Fragestellung einfach sehr interessant. So lange gibt es ja die Automobile mit den Verbrennungsmotoren noch nicht. In einer Metropole wie New York City wurde noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ein großer Teil des öffentlichen Verkehrs mit von Pferden gezogenen Fahrzeugen bewältigt, egal ob Warentransport mit Pferdefuhrwerken oder Personentransfer mit Kutschen und Pferdeomnibussen. 



Nun funktionieren die Verbrennungsmotoren der Pferde ja bekanntermaßen durch das Füttern mit Heu, Hafer, Äpfeln und Möhren und als Produkt des Stoffwechsels kommen dann nach Abschluss eben Pferdeäpfel aus den Huftieren. Und wenn man heute so auf die Straßen von New York schaut, wie viele Autos da unterwegs sind, dann kann man sich durchaus vorstellen, dass dort vor 120 Jahren auch eine ganz schön große Menge an Pferden unterwegs war, die eine ganz schön große Menge "Horse Manure" auf die Straßen von Manhattan und Umgebung haben fallen lassen. 

Und aus dem Grund kam die Frage auf, wie die Straßen von New York damals ausgesehen haben mögen und vor allem, wie es damals dort gerochen haben mag. Ich befüchte, nach unseren heutigen Riechgewohnheiten wahrscheinlich ziemlich heftig. An verschiedenen Stellen im Netz werden Zahlen genannt, was da einst so an Färdepfäkalien auf dem Kopfsteinpflaster von New York City landete, ob die so stimmen oder nur wüst geschätzt sind, weiß ich nicht, ganz unrealistisch werden sie aber wohl nicht sein. 



Gegen Ende des 19. Jahrhunderts sollen sich auf dem Stadtgebiet von New York City permanent mehr als 150.000 Pferde aufgehalten haben. Diese 150.000 Pferde sollen pro Tag über 3.000.000 Pfund feste Ausscheidungen abgeworfen haben und dazu noch 40.000 Gallonen flüssiger Stoffwechselprodukte. Man kann davon ausgehen, dass die davon ausgehenden Gerüche nicht nur in der Nase gekitzelt, sondern auch der Zunge gebritzelt haben. Denn wenn es draußen länger nicht geregnet hatte, sind die Pferdeäpfel getrocknet und haben herrlich auf den Straßen herumgestaubt. Na denn Mahlzeit!

Offenbar kamen die Erfinder der Verbrennungsmotoren und Selbstfahrer mit ihren Kreationen genau zur richtigen Zeit, denn in den 1890ern prognostizierte man für New York City, dass - falls sich nichts ändern würde - in den 1930ern die Scheiße in den Straßen bis zu den Fenstern im dritten Stock der Häuser reichen würde. 

Deswegen war es damals nicht ungewöhnlich, dass in Konferenzen, die sich mit städtebaulichen Fragen beschäftigten, das Thema Pferdemist auf den Tagesordnungen ganz oben stand, weil es damals omnipräsent war. 

Interessant finde ich, dass es zu dem Thema im englischen Sprachraum eine Reihe von einschlägigen Seiten gibt. Ob die alle ernst gemeint sind, konnte ich jetzt mal so auf die Schnelle nicht bewerten.





Interessant finde ich auch, dass das Thema sich bisher noch nicht aufgedrängt hat, obwohl wir in den vergangenen 10 Jahren hier schon eine große Menge an historischen Fotos betrachtet haben, auf denen auch zahlreiche Pferdefuhrwerke abgebildet waren. Aber was ist mit den Pferdeäpfeln? Haben wir die einfach nur übersehen oder haben die Photographen ihre Geräte immer dann am Straßenrand aufgestellt, wenn gerade gefegt worden war?





Frisch gereinigt? Naja, und das hier aus der Mulberry Street ist ja weltbekannt, aber da stehen soviel Zweibeiner auf der Straße herum, dass man die Hinterlassenschaften der Vierbeiner gar nicht mehr ausmachen kann:




Aber vielleicht muss man einfach auch nur den richtigen Moment erwischen und entschlossen sein, ALLES zu fotografieren. 





Na, das ist doch schon mal ein Anfang. Oder hier - lecker !





Aber man braucht gar nicht unbedingt Shorpy mit seinen hochauflösenden Bilddokumenten. Auch hier kann ich was in der Bildmitte unten erkennen. 





Wahrscheinlich muss man einfach nur richtig hinsehen. Das zeigt mir auch ein Besuch bei meiner gerne genutzten Bildquelle, dem MCNY:

Horse Ambulance, ca 1915, from the collection of the museum of the city of New York


Horse and wagon, ca 1870, from the collection of the museum of the city of New York


Horse Show 1899 Madison Square Garden, from the collection of the museum of the city of New York


Horse drawn water Tower, 1915, from the collection of the museum of the city of New York


Horses, Durlands, 1891, from the collection of the museum of the city of New York


Robert Bracklow, Street scene with pedestrians on the corner and horse and buggy, ca 1900, from the collection of the museum of the city of New York


Robert Bracklow, Street scene with refuse dump and horse cart, ca 1900, from the collection of the museum of the city of New York




Horse drawn fire truck, ca 1910, from the collection of the museum of the city of New York


Ist schon interessant, wie schnell sich der Schwerpunkt der Aufmerksamkeit verlagern kann, wenn man ein Randthema anschneidet. 

Aber nun möchte ich auch Schluss machen, bevor sich noch jemand von mir veräppelt fühlt. Dann doch lieber eine Pferdedusche. 


Free shower baths for horses only, ca. 1913, from the collection of the museum of the city of New York



Zwischennachricht

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Am letzten Wochenende war leider keine Zeit für neue Beiträge, da die wenigen Stunden bereits mit vielen anderen Aktivitäten zugestopft gewesen sind. 

Dies wird sich auch am kommenden Wochenende nicht ändern. Neues Material ist deshalb erst Ende Mai wieder zu erwarten. 

Sorry! Gruß vom Schaedel

Statue of Diana

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Dieses Thema ist hier im Blog zwar nicht ganz neu, aber ich will heute mal den Fokus genau auf das Detail scharf stellen, das einst gut 30 Jahre lang die Spitze eines sehr bekannten und schon lange verlorenen Gebäudes am Madison Square in New York schmückte. 



Bei der Dame, die mit der Statue verewigt wurde, handelt es sich um Diana, die in der römischen Mythologie unter anderem die Göttin der Jagd war, daher auch die Ausstattung mit den Attributen Pfeil und Bogen. Bei den Griechen hieß die Göttin Artemis


Wie kam die römische Göttin nun auf die Spitze eines Gebäudes in New York? Dafür war unter anderem der Herr auf dem Photo oben verantwortlich. Der Name Augustus Saint-Gaudens klingt zwar nicht so, aber es handelte sich um einen einst sehr gefragten amerikanischen Bildhauer, der von 1848 bis 1907 lebte. Und der war wiederum mit diesem Herrn befreundet: 


An Stanford White kommt man kaum vorbei, wenn man einen Blog über die Geschichte von New York City betreibt, denn das Architekten-Büro McKim, Mead and White entwarf in New York viele der Gebäudeklassiker des ausgehenden 19. Jahrhunderts und des beginnenden 20. Jahrhunderts. 



Der Architekt Stanford White (1853 - 1906) und der Bildhauer Augustus Saint-Gaudens waren beide Anhänger des neoklassischen Architekturstils Beaux-Arts, Und so überrascht es nicht, dass White seinen Freund Saint-Gaudens bat, eine Skulptur für sein neues Projekt zu kreieren. Bei diesem Projekt handelte es sich um den Neubau des Madison Square Gardens, einer Mehrzweckhalle, die sich in einem ehemaligen Eisenbahndepot an der Nordostecke des Madison Squares oberhalb der 26th Street zwischen Madison Avenue und Fourth Avenue befand. 



Der Neubau der Mehrzweckhalle sollte als weithin sichtbaren Blickfang einen Turm nach dem Vorbild der Giralda, dem Minarett von Sevilla, erhalten. 

Madison Square Garden, from the collection of the museum of the city of New York




Und genauso wie das Vorbild in Sevilla sollte auch die neue Giralda in New York eine Bronzestatue als "Wetterhahn" erhalten, als krönenden Abschluss oben auf der Turmspitze. Und den Auftrag für diesen Wetterhahn erhielt Augustus Saint-Gaudens. Als der neue Madison Square Garden 1890 eröffnet wurde, befand sich noch keine Statue auf dem Turm.


Bei der Dame oben handelt es sich um Julia Baird (1872 - 1932), genannt "Dudie", eine gebürtige New Yorkerin, die mit 17 Jahren für den Körper der Diana-Statue Modell gestanden hatte.



Vorbild für den Kopf der Statue war dagegen Saint-Gaudens Langzeitmodell Davida Johnson Clark (1869-1910), eine gebürtige Schwedin, die mit ihrer Familie im Kindesalter nach New York City emigriert war.



Diese Skulptur von Davida Johnson Clark aus dem Jahr 1886 gilt als frühe Studie, die später zu Saint-Gaudens berühmter Diana-Statue führte. 

Hier sehen wir ein Modell der Statue, bei dem man schon ganz gut erkennen kann, was später einmal werden soll, aufgenommen zwischen 1887 und 1891: 

Model for Diana sculpture for tower of Madison Square Garden, from the collection of the museum of the city of New York


Interessant finde ich auch den Gedanken, dass die Entscheidung für Diana möglicherweise wegen des Madison Square Parks zu Füßen des Madison Square Gardens getroffen wurde, einem kleinen Wäldchen mitten auf der Stadtinsel Manhattan, in dessen Nähe die Göttin der Jagd nicht völlig deplaziert wirkte.

Irving Underhill, Madison Square, ca 1899, from the collection of the museum of the city of New York


Dianas Statue wurde 1891 fertiggestellt, war fünfeinhalb Meter hoch und wog 820 Kilogramm. Dieses Foto der Statue wurde in der Mullins Manufacturing Company in Salem, Ohio, aufgenommen, wo die Statue gegossen worden war: 



Das vom Wind geblähte Tuch hinter Diana war dem Umstand geschuldet, dass die Statue durchaus als Wetterhahn gedacht war und deshalb eine Struktur benötigte, die auch geeignet war, den Wind einzufangen. Deshalb trat hier anstelle der gespreizten Schwanzfedern des Wetterhahns ein aufgeblähtes Tuch. Eigentlich sollte Diana mit den Zehenspitzen auf dem Ball balancieren. Die Metallfirma, die die Statue gießen sollte, war aber nicht in der Lage, die für die Wetterhahnrotation notwendige Stange durch die Zehenspitze der Statue zu führen. Deshalb musste die Statue umgestaltet werden und stand - etwas weniger anmutig wie ursprünglich geplant - mit der Ferse auf dem Ball. 

Madison Square Garden, 1891, from the collection of the museum of the city of New York


Nun war es Zeit für Dianas großen Auftritt. Ihr beabsichtigter Standort war damals 1891 durchaus an exponierter Stelle in New York City. Der 1890 fertiggestellte Turm war gut 92,5 Meter hoch und damit nach dem World Building (ebenfalls 1890) am City Hall Park das zweithöchste Gebäude in New York. 

Am 29. September 1891 wurde die Diana-Statue auf der Spitze der Giralda enthüllt. Und gleich gab es Ärger. Zum zeigte sich die Göttin der Jagd vom Wind eher unbeeindruckt und weigerte sich, wie ein Wetterhahn auf der Turmspitze zu rotieren, was wohl an ihrem hohen Gewicht gelegen hat. Und dann gab es da noch diesen Herrn:


Anthony Comstock (1844-1915) war der Begründer der New Yorker Gesellschaft für die Unterdrückung des Lasters und alles andere als begeistert darüber, dass jemand eine fünfeinhalb Meter hohe unbekleidete Frau über der Stadt aufgestellt hatte. 

Um den zeternden Moralapostel zu besänftigen, hüllte Saint-Gaudens die Diana-Statue in Kleider. Hier hatte er aber die Rechnung ohne den Wind gemacht, der fand die Klamotten an der Statue total uncool und fegte sie kurzerhand davon. 

Tower of Madison Square Garden, 1887-1891, from the collection of the museum of the city of New York

Vielleicht waren es die zuvor beschriebenen Querelen, vielleicht aber auch nicht, jedenfalls kamen White und Saint-Gaudens schon kurze Zeit nach der Installation der Statue zu der Entscheidung, dass die Figur zu groß für das Gebäude war. Man beschloss, sie durch eine zweite, kleinere und leichtere Statue zu ersetzen. 

Aerial View of Madison Square Garden, from the collection of the museum of the city of New York


Infolgedessen wurde die ungeliebte Diana nach nicht einmal einem Jahr auf der Spitze des Madison Square Gardens wieder heruntergeholt und durfte in eine andere amerikanische Großstadt wechseln, nämlich nach Chicago. Dort fand 1893 die "World's Columbian Exposition" statt. Saint-Gaudens hätte sie dort gerne auf dem Frauenpavillon platziert, diese Absicht erntete aber wiederum Protest seitens einer Vereinigung christlicher Frauen, die angesichts der nackten Diana rot sahen. Stattdessen erhielt sie dann einen Platz auf der Spitze des "Agriculture Buildings". 






Die erste Diana-Statue ist nicht bis in die Gegenwart erhalten geblieben. Acht Monate nach Ende der Weltausstellung in Chicago brach im Juni 1894 auf dem Ausstellungsgelände ein schweres Feuer aus, bei dem auch die Statue teilweise zerstört wurde. 




Was das Feuer noch von der Statue überließ, ging später verloren. Mit dem Ende der ersten Statue endet aber nicht die Geschichte der Diana-Statue auf dem zweiten Madison Square Garden-Gebäude. 

Hier sind wir vermutlich im Jahr 1893, das Foto wurde aufgenommen, nachdem Statue Nummer Zwei fertiggestellt worden war. Im Hintergrund sehen wir noch ein Modell aus Stein, das Vorbild für die Metallstatue gewesen sein dürfte.



Die gute Diana war von Saint-Gaudens nochmal deutlich überarbeitet worden, in der zweiten Version nahm sie eine elegantere Pose ein, auch weil sie jetzt wie ursprünglich geplant auf ihrer Zehenspitze auf dem Ball balancierte. Außerdem war sie dünner, ihre Brüste waren verkleiner worden, ihr Körper und ihre Beine standen in einem anderen Winkel zueinander. Vor allem aber war sie kleiner und leichter geworden. Kleiner, um ihre Proportionen im Verhältnis zu dem Turm, auf dem sie stehen sollte, harmonischer zu gestalten und leichter, damit zukünftig in der Lage war, den "Wetterhahn" auch zu bewegen. Die Größe schrumpfte von 5,5 auf 4.4 Meter, das Gewicht von 820 kg auf 318 kg, mehr als 60 Prozent weniger als die erste Version. Das war möglich, weil die Statue dieses Mal aus Kupfer bestand, von innen hohl. Ich denke, das muss man sich im Prinzip so wie die Freiheitsstatue vorstellen, nur eben in etwas kleiner. 

Im Gegensatz zu Miss Liberty war Diana allerdings von außen vergoldet, was sie zu einem schwer zu übersehenden Blickfang machen sollte und das mit voller Absicht der Erbauer. Tagsüber würde die goldene Statue auf dem Madison Square Garten das Sonnenlicht reflektieren und so in der ganzen Stadt und auch in der Nachbarstadt New Jersey sichtbar sein, da Anfang der 1890er die Zahl der "Wolkenkratzer" in New York noch überschaubar war. Für die Nacht hatte man sich eine Attraktion ausgedacht, die zu diesem Zeitpunkt absolut neu war: Flutlichter würden die Statue anstrahlen und Diana zur ersten Statue machen, die dank elektrischem Licht zum Leuchten gebracht würde. 

Am 18. November 1893, gut zwei Jahre nach der ersten wurde die zweite Diana auf die Spitze der Giralda des Madison Square Gardens gehievt. Und sie blieb länger dort oben, nämlich gut 30 Jahre bis zum Abriss des zweiten Madison Square Gardens im Jahr 1925. 


Dabei gab es zwei Erscheinungsformen, eine mit Stola und eine ohne. Ich habe das bisher nirgendwo gefunden, wie die Reihenfolge war, aber ich gehe im Moment davon aus, dass die Diana, die 1893 auf dem Madison Square Garden aufgestellt wurde, mit der Stola geschmückt war. Das Foto oben nach Fertigstellung zeigt sie mit Stola und es macht mit Blick auf die gewünschte Wetterhahn-Funktion ja auch Sinn, sie so zu konstruieren, dass sie vom Wind bewegt wird, dafür wurde die Stola benötigt. 





 Madison Square Garden, from the collection of the museum of the city of New York 


Irgendwann später ist der Kupferschal entfernt worden (oder vielleicht wegen Korrosion oder Sturm abgefallen?). Es existieren jedenfalls zahlreiche weitere Photos, auf denen nur noch die Statue, aber nicht die Stola zu sehen ist. Ob sie zu der Zeit weiterhin vom Wind bewegt wurde, kann ich nicht sagen.










Wie man auf diesem Foto vom 15. Juli 1925 sieht, wurde mit dem zweiten Madison Square Garden ziemlich schnell kurzer Prozess gemacht. Von der riesigen Veranstaltungshalle und vom Turm sind bald nur noch Reste übrig:

Madison Square Garden, looking north east, from the collection of the museum of the city of New York


Die Diana-Statue von der Turmspitze kam dabei aber nicht unter die Räder, sie wurde vorher von der Turmspitze gehoben und sichergestellt. 

from The Stanley Weston Archivehttp://www.gettyimages.de/license/640027774

Die Statue landete zunächst in einem Depot, aber die Bemühungen, in den nächsten Jahren einen anderen Platz zu finden, auf dem sie in New York hätte aufgestellt werden können, erwiesen sich als vergeblich. 1932 schließlich machte die New York Life Insurance Company, die Erbauerin des Nachfolgegebäudes vom MSG II, die Statue dem Philadelphia Museum of Art zum Geschenk. 

Dianas Wechsel von New York nach Philadelphia war dauerhaft, aber dafür ist Statue Nummer Zwei im Gegensatz zu Statue Nummer Eins bis heute erhalten geblieben. Sie schmückt immer noch die Große Halle des Philadelphia Museums of Art. 





2013 erhielt Diana von den Restauratoren des Philadelphia Museums ein besonderes Geschenk. Die zwischenzeitlich 120 Jahre alte Statue war von dem dreißigjährigen Aufenthalt an der frischen Luft hoch oben über New York und den sich anschließenden 80 Jahren in der Museumshalle doch ein wenig mitgenommen, vom alten Kupfer- und Goldglanz war nichts mehr übriggeblieben. 

Seither erstrahlt sie wieder so, wie sie einst aussah, als man sie als Blickfang auf dem Turm des Madison Square Gardens aufstellte: 







Ganz hat Diana New York City aber dennoch nicht verlassen. Im Museum of Modern Art befindet sich noch eine weitere Version der Statue, die allerdings knapp 2 Meter hoch und damit nur halb so hoch wie das Original ist. 



Und damit endet die Geschichte von der Göttin der Jagd, die einst auf dem zweithöchsten Gebäude in New York stand. 


Wikis:


BONUSTRACK:

Für alle, die es interessiert, gibt es hier noch ein interessantes Video von der Restaurierung der Statue, das uns nochmal ganz nah an Diana und heranführt und sogar in die Statue hinein:





North East Corner of Fifth Avenue and 56th Street

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Steigen wir direkt mal tief ein in die Vergangenheit: wir befinden uns im Jahr 1876, der Photograph steht hier auf der Ostseite der Fifth Avenue unterhalb der 55th Street und blickt in nördliche Richtung. Links wird gerade die Fifth Avenue Presbyterian Church gebaut, aber um die geht es hier nicht. Interessant ist das Grundstück auf der Nordostseite der Kreuzung Fifth Avenue / 56th Street:



Leider ist das Grundstück, auf das wir schauen, auf dem Photo verdeckt, es befindet sich zwischen dem Haus rechts im Vordergrund und dem gelb markierten Haus an der 57th Street im Hintergrund. Man kann noch nicht einmal nachvollziehen, ob es schon bebaut ist. 






Leider ist das Grundstück an der Nordostecke 56th Street / 5th Avenue in der Vergangenheit eher selten photographiert worden, wohl, weil es relativ unspektakulär mit für Fifth Avenue-Verhältnisse "normalen" Wohnhäusern bebaut war. 

Zum Glück hat sich 1905 mal jemand erbarmt und zwei Photos von diesem Teil der Straße aufgenommen. Der Blick fällt von Norden her die Fifth Avenue nach Süden hinter, Osten ist hier auf der linken Seite: 



Am linken Bildrand sieht man die Bebauung der gesuchten Straßenecke, allerdings ist der Standpunkt de Photographen, der sicherlich eher die Gebäude im Hintergrund einfangen wollte, noch zu ungünstig. 



Dieser Standort auf dem westlichen Bürgersteig der Fifth Avenue passt wesentlich besser, das Haus mit den zwei Giebeln am linken Bildrand steht auf besagter Nordostecke der Kreuzung.



Wie immer bei Shorpy handelt es sich auch hier um eine hochauflösende Wiedergabe, in der man glatt verloren gehen könnte. Ich will nur zwei Details herausarbeiten, einmal die Ornamente im Dachbereich und einmal das frühe Automobil im Vordergrund mit dem Hauseingang im Hintergrund. 





Auch auf der Karte aus dem Stadtatlas von Bromley vom Jahr 1916 ist das Haus an der Ecke weiterhin namenlos:




Etwa zu Beginn der 1920er hat Arthur Vitols die Fifth Avenue abschnittsweise photographiert. Hier sehen wir die Ostseite zwischen 57th (links) und 56th Street (rechts):

Byron Company, East Side of 5th Ave from 57th to 56th Street, ca. 1920, from the collection of the museum of the city of New York 


Leider mag die Webseite des MCNY heute keinen Zoom ins Bild zulassen, weshalb ich die drei Häuser auf dem südlichen Teil des Straßenblocks nicht noch näher heranholen kann. 



Eins ist aber nicht zu übersehen: seit Anfang des 20. Jahrhunderts sind irgendwann die Erdgeschosse der Häuser in Ladenlokale umgewidmet worden. 

Wir machen einen Sprung in den Mai des Jahres 1928 und schauen jetzt wieder vom Süden auf die Straßenecke auf der rechten Bildseite:



In dieses Bild darf man freundlicherweise auch mal wieder hineinkriechen:



Allerdings ist das quasi ein Abschiedsfoto gewesen, denn wenig später wurden die drei Häuser im Südteil des Blocks abgerissen, wie man auf dieser Aufnahme vom August 1928 erkennen kann:



Innerhalb eines Jahres wurde hier ein Neubau errichtet und 1929 photographiert: das Gebäude von Stewart and Company:

Wurts Bros, 56th Street and Fifth Avenue, Stewart and Company, 1929, from the collection of the museum of the city of New York


Hier noch eine Detailaufnahme vom Eingangsbereich:

Stewart and Company, 1929, from the collection of the museum of the city of New York


Später im den 1930ern wurde das Gebäude von Bonwit Teller and Company übernommen, die seit 1895 mit ihrem Warenhaus in Manhattan immer wieder von Ort zu Ort weiterwechselten.

1938 erhielt das Gebäude von der Ostseite her einen Anbau an der 56th Street:



Wurts Bros, 7 East 56th Street, 1938, from the collection of the museum of the city of New York


Die Schaufenster an der Straßenecke, 1940 photographiert:


Wurts Bros, Bonwit Teller, Display Windows, 1940, from the collection of the museum of the city of New York


Und das nun unter der Flagge von Bonwit Teller laufende Warenhaus photographiert 1945:

Bonwit Teller, 1945, from the collection of the museum of the city of New York


Der Eingang von Bonwit Teller in einigen Detailaufnahmen:







Bonwit Teller, from the collection of the museum of the city of New York


Und nun betreten wir das Bonwit Teller und schauen uns das Innere dieses New Yorker Kaufhauses, das wohl eher für Kunden mit gutgefüllten Geldbörsen gedacht war, während der 1930er an:

























Im Dezember 1936 wurde kein geringerer als Salvador Dali engagiert, um die Schaufensterdekoration bei Bonwit Teller zu gestalten. Das Ergebnis war wie nicht anders zu erwarten recht surreal:







Ob das auch einen posiven Effekt auf die Kauflust der New Yorker gehabt hat, entzieht sich leider meiner Kenntnis.

In welcher Liga Bonwit Teller gespielt hat, verrät dieses Photo, dass den neuen direkten Nachbarn nördlich mit der Hausnummer 727 Fifth Avenue zeigt: Das New Yorker Juweliergeschäft Tiffany zog 1940 dorthin um:

 727 Fifth Avenue, Tiffany, 1941, from the collection of the museum of the city of New York


Zum Abschluss noch das Ende vom Lied. 1979 wurden das Gebäude von einem gewissen Donald Trump erworben und bald darauf abgerissen mit der Absicht, das erste Super-Luxus-Hochhaus der Stadt zu errichten. Dort entstand von 1979 bis 1983 der Trump Tower, 58 Stockwerke hoch und bis heute Wohnsitz seines inzwischen bekannteren Erbauers. Den Zweitwohnsitz in Washington D.C. während der Arbeitswoche übersehen wir mal großzügig, der ist ja auch im Vergleich eher schlicht und mickrig und deshalb nicht der Rede wert.









Ich kann versichern, beim Trump Tower handelt es sich nicht um Fake News, ich habe das Teil schon mit meinen eigenen Augen gesehen und 1992 auch einen kurzen Aufenthalt im Inneren gewagt. 



Wann es wieder an der Zeit sein wird, am Nordost-Eckgrundstück 56th Street / Fifth Avenue ein neues Gebäude zu errichten, kann heute noch keiner sagen. Lassen wir uns überraschen. Der derzeitige Platzhalter steht ja "erst" seit 34 Jahren, seinem Vorgänger waren immerhin 50 Jahre vergönnt. Vielleicht hat der letzte Bauherr ja noch eine klasse Idee, zum Beispiel, dort ein Super-Duper-Mega-Luxus-Highrise zu bauen, das fehlt ja schließlich noch in New York. Oder etwa nicht?





Dieses Wochenende bei NYHG


Lunch Wagon No. 8

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Dieses Foto ist mir gestern aufgefallen, als ich mich auf meinen schlauen Telefon durch die Neueinträge auf Facebook geschubbert habe. Das ist einen kleinen Beitrag wert.

STREET FOOD - das liest man ja in der letzten Zeit auch öfter und bis vor kurzem habe ich diesem Trend (?), Hype (?) recht kritisch gegenüber gestanden. Allerdings war ich vor zwei Wochen in Brighton in Großbritannien auf einem Musikfestival und dort waren ein paar Street Food Trucks, die mich mit dem, was da so über die Theke gereicht wurde, eines besseren belehrt haben. Echt gefährlicher Stoff. Unter anderem mit die besten Burger, die ich bisher essen durfte. Zum Niederknien!

Und weil ich den ganzen Gaumenschmeichlern immer noch ein wenig hinterhertrauere, kam dieses Foto genau richtig, zeigt es doch offensichtlich einen historischen Street Food Truck. Oder - um mal bei der zeitgenössischen Bezeichnung zu bleiben: einen Lunch Wagon. 

Leider kann man nicht erkennen, mit welchen Delikatessen hier gehandelt wird und wann das Foto aufgenommen wurde. Aus dem Kontext heraus war aber klar, dass es sich nicht um ein vollständiges Foto, sondern um einen Bildausschnitt aus einem größeren Foto handelt, eben das, was ich auch gerne schon mal in den hq-Aufnahmen bei Shorpy mache, auf Entdeckungsreise nach nebensächlichen Bilddetails gehen. Darauf deutet auch die Bildbeschreibung "a closer look at the truck" hin.


Eine Kommentatorin hat zu dem Beitrag noch ein weiteres interessantes Foto veröffentlicht, dass dazu passend einen Lunch Waggon No. 9 zeigt. Es gab von den Teilen also offenbar eine ganze Armada, die alle relativ baugleich daherkommen:



Jetzt ist es so, dass die Macher der Facebook-Seite "Postcards from old New York" in der Regel, keine Einzelfotos, sondern immer zusammenhängende Serien mehrerer Bilder zu einem Thema veröffentlichen. Und die Aufnahme vom "Lunch Wagon No. 8" erschien im Kontext mit einer Serie von historischen Bildern, die rund um den Union Square entstanden sind. Und dort vermute ich auch den Standort des bzw. der Lunch Wagons. 

Ich bin also bei den zuvor veröffentlichten Bildern mal suchen gegangen und fündig geworden. Hier sehen wir eine Aufnahme des Union Squares, die ca. 1905 entstanden sein soll. Wir schauen also auf einen Verkäufer von Straßenessen vor mehr als 110 Jahren.



Der Standort des Photographen ist vermutlich an der Südostecke des Union Squares, der Blick die Park Avenue hinauf. 

google maps


Auch auf dieser Aufnahme, die von einem etwas höher gelegenen Standort und ein paar Jahre zuvor ca. 1900 entstanden sein soll, sieht man den Lunch Waggon an bekannter Stelle:




Ich bin selbst nochmal auf die Suche nach Aufnahmen vom Union Square gegangen. Hier haben wir ein Photo bei Shorpy, etwa 1910 entstanden:



Und ganz rechts unten sieht man den Lunch Wagon im gewohnten Erscheinungsbild, auch wenn er zu großen Teilen vom Grünzeug verdeckt ist.



Und auch auf dieser Postkarte von ca. 1910 ist der Lunch Wagon verewigt. 

Union Square, ca. 1910, from the collection of the museum of the city of New York


Leider habe ich es nicht geschafft, eine Übersicht über die angebotenen Speisen vom Lunch Wagon zu erhalten. Als Ersatz gibt es zum Abschluss zwei andere Food Trucks, die aber in etwa aus der gleichen Zeit stammen könnten und die zumindest eine Vorstellung von dem ermöglichen, was damals am Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert so an Street Food (und Street Drinks) verkauft wurde:







Broadway near 53rd or 54th Street (1869)

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Auch diese faszinierende und bald 150 Jahre alte Aufnahme habe ich in einer Facebook-Gruppe entdeckt (The Old New York Page), allerdings stammt sie im Original aus der Sammlung des Museums der Stadt New York. 



Leider kann man / kann ich dort im Augenblick nicht in die Bilder hineinzoomen, entweder man hat da was umgestellt oder da wird gerade wieder im Hintergrund die Software verändert. Es wäre sicherlich interessant gewesen, in dieser Aufnahme noch ein wenig auf die Suche nach Details zu gehen. Schade!

google maps


Wir befinden uns am Broadway auf dem Abschnitt oberhalb des heutigen Times Squares, damals Longacre Square, und unterhalb des Central Parks. Es ist weder die Straßenseite genau bestimmt noch der Standort der Kreuzung, die sich am äußeren linken Bildrand andeutet, vermutlich ist es entweder die 53rd Street oder die 54th Street. 

In einer Hinsicht beißt die Maus aber keinen Faden ab: aus dem eher kleinstädtischen Erscheinungsbild, das 1869 am Broadway herrschte, ist Großstadt pur geworden. Hier die Kreuzung Broadway / 53rd Street vom Süden her Richtung Norden aufgenommen:



Nein, das helle Gebäude in der Mitte links ist nicht identisch mit dem auf dem historischen Foto links. Schön wär's....  Und hier haben wir die Kreuzung Broadway / 54th Street vom Norden her Richtung Süden aufgenommen:




Ich habe noch eine Reihe von historischen Aufnahmen gewälzt, aber keine Abbildungen gefunden, die sich belastbar an die Photographie von 1869 anknüpfen lassen.



Auch diese hier nicht, die aber vielleicht als einzige von einem jenseits des rechten Bildrands gelegen und 30 Jahre später aufgenommen die gleiche Straßenfront zeigt. Vielleicht aber auch nicht und der Wunsch ist nur Vater des Gedanken:

George P. Hall, Broadway and 54th Street, ca. 1900, from the collection of the museum of the city of of New York



Summer in New York City - 1911

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Vielleicht hat der eine oder andere den Film auch schon entdeckt, seit kurzer Zeit ist ein "neuer" Film aus dem historischen New York City verfügbar, der den Betrachter 106 Jahre zurück in die Vergangenheit reisen lässt. Mit recht gewöhnlichen Ansichten erfährt man dank der bewegten Bilder ein wenig mehr darüber, wie es damals im Sommer 1911 in New York so war. 

Solche kleinen Fenster mit Blick in die Vergangenheit sind einfach unbezahlbar. Viel Spaß beim Anschauen!!! Und danke an "The Old New York Page" für den wertvollen Tipp! And THANK YOU to the one, who shared the clip in the WWW!






Wrapped Buildings

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Ich habe das Künstlerehepaar Christo und Jeanne-Claude als nicht kunstinteressierter Mensch erst vor gut 20 Jahren wahrgenommen, als sie in Berlin den Reichstag verhüllt haben. Dabei waren sie zu der Zeit schon 30 Jahre aktiv. 

Sie hatten bereits im September 1964 ihren Wohnsitz endgültig von Europa hinüber nach New York City verlagert. Im Jahr 1968 entstanden mehrere Zeichnungen und Collagen, die eingehüllte Gebäude in Manhattan zeigten, darunter das One Times Square. Und das bietet für und wiederum die Möglichkeit, in eine fiktive Vergangenheit von New York zurückzureisen und uns ein Ereignis anzusehen, das gar nicht stattgefunden hat. 





Und bereits 1964 spukte die Idee in den Köpfen, im Süden von Manhattan Gebäude zu verhüllen, wie dieses Bilddokument hier zeigt:



Bei den Collagen ist es zunächst mal geblieben, ich denke weil das Künstlerehepaar damals weder über Beziehungen noch über Mengen von Geld verfügt hat, die die Realisierung solcher Projekte zugelassen hätte. 

Im frühen 21. Jahrhundert konnten sich Christo und Jeanne-Claude dann aber doch noch mit einem Projekt in der Stadtgeschichte von New York verewigen, als im Februar 2005 die Wege des Central Parks mit Toren geschmückt wurden ("The Gates").





Links:
https://de.wikipedia.org/wiki/Christo_und_Jeanne-Claude#.E2.80.9EVerh.C3.BCllter_Reichstag.E2.80.9C
http://christojeanneclaude.net/projects/wrapped-buildings-new-york-city
http://christojeanneclaude.net/mobile/projects?p=the-gates






The Brennan Farmhouse (1879)

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Auf der Facebook-Seite "The Old New York Page" habe ich in der vergangenen Woche diese fantastische alte Fotografie entdeckt, die 1879 entstanden ist und das Bauernhaus der Familie Brennan an der Ecke 84th Street und Broadway in Manhattan zeigt. 

Eine schöne Erinnerung an jene Zeit, als die Insel Manhattan noch nicht komplett mit Stadt überzogen, sondern vor allem im Norden das Erscheinungsbild noch eher ländlich war. 

google maps


Der Entstehungsort des Photos liegt westlich vom Central Park und etwa auf Höhe seiner Mitte. Das Viertel trägt heute den Namen "Upper West Side".

Ich habe mal auf der passenden Seite des Bromley-Stadtatlas von 1879 nachgeschlagen, um zu schauen, ob an dieser Kreuzung tatsächlich ein Haus eingezeichnet worden ist. Achtung, die Karte ist nicht wie gewohnt eingenordet, der Norden liegt hier auf der rechten Seite. 





Die Straßenbezeichnungen weichen hier noch etwas von den heute gewohnten ab, dieser Abschnitt des Broadway trägt 1879 auf der Karte den Namen "Bloomingdale Boulevard", dafür heißt die heutige "West End Avenue" noch schlicht 11th Avenue und die heutige "Amsterdam Avenue" noch 10th Avenue.

Sollte das Brennan Farmhouse tatsächlich jenes markierte an der Ostseite des Broadways an der Front zwischen 84th und 83rd Street sein, dann wäre ein Vergleich zwischen einst und jetzt möglich:





Ob die Ortsangabe aber wirklich zutrifft, kann ich nicht zu 100 Prozent bestätigen, da der Standort der Farm je nach Quelle auch schon mal unterschiedlich ausfällt. 

Das Brennan Farmhouse ist zwar schon lange verschwunden, aber einigen New Yorkern noch in Erinnerung geblieben, weil sich mit ihm ein anderer Name verbindet, der immer mal wieder die Stadtgeschichte von New York gekreuzt hat: Edgar Allan Poe




Der berühmte amerikanische Schriftsteller soll 1844 im Brennan Farmhouse einige Zimmer angemietet haben, als sich der Gesundheitszustand seiner tuberkulosekranken Ehefrau in der Stadtluft verschlechtert hatte und ihm seitens der Ärzte dringend empfohlen wurde, aufs Land hinauszuziehen. 

Hier soll das berühmte Gedicht "Der Rabe" entstanden sein. Später rückte Poe noch weiter von der Stadt ab und wechselte hinüber nach Fordham in der Bronx. 

Vom Brennan Farmhouse gibt es neben der Photographie von 1879 noch weitere Abbildungen, die ich nicht vorenthalten möchte: 





Links: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Edgar_Allan_Poe
http://blog.insidetheapple.net/2015/08/postcard-thursday-lost-brennan.html
http://www.manhattanpast.com/2014/edgar-allan-poe-street/
http://www.joannerendell.com/?page_id=229
https://www.walksofnewyork.com/blog/edgar-allan-poe-in-new-york


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