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Chatham Square Cemetery

Jewish Cemetery, Chatham Square, from the collections of the museum of the city of New York


Auf der Suche nach einem inhaltlichen Gegengewicht zum vorletzten Beitrag bin ich auf dieses alte Foto gestoßen, das einen kleinen jüdischen Friedhof in der Nähe des Chatham Squares zeigt. 

Es handelt sich dabei um den "Chatham Square Cemetery" oder auch "First Shearith Israel Graveyard".

Man findet ihn im Süden von Manhattan an der Adresse 55-57 St. James Place. Es soll sich dabei um das einzige Bauwerk in Manhattan aus dem 17. Jahrhundert handeln, das bis heute erhalten geblieben ist. 


Ich habe mal im Bromley-Stadtatlas von 1891 nachgeschlagen, ob man dort den Friedhof finden kann. Die Straße "St. James Place" hieß damals noch "New Bowery": 



Kurz bevor die New Bowery auf den Chatham Square trifft, sieht man auf der rechten Straßenseite eine Lücke zwischen den Gebäuden, die mit "Graveyard" beschriftet ist. Das dürfte der Chatham Square Cemetery sein, zumal die räumliche Nähe zum Chatham Square unbestritten vorhanden ist. 





Die Bildbeschreibung zur nachfolgenden Photographie verrät uns, dass es sich bei dem Chatham Square Cemetery um den ältesten jüdischen Friedhof der Vereinigten Staaten handelt, als Datum wird hier 1656 genannt. Auf dieser Abbildung sieht man auch, dass seinerzeit die Hochbahntrasse der Third Avenue Elevated Railway direkt am Friedhof vorbeigeführt hat. 


Jewish cemetery at Bowery near Chatham Square, First Jewish cemetery in the U S 1656, ca 1930, from the collections of the museum of the city of New York


Es folgen zwei weitere "Außenansichten" des Friedhofs, auf dem seinerzeit offenbar Juden spanischer und portugiesischer Herkunft begraben wurden.


Spanish and Portuguese Jewish cemetery, New Bowery near Chatham Square, 1939, from the collections of the museum of the city of New York



Die nächsten drei Aufnahmen entstanden auf dem Friedhofsgelände, auf der letzten zwei Aufnahmen sieht man die Hochbahntrasse im Hintergrund. 



Spanish and Portuguese Jewish cemetery, New Bowery near Chatham Square, 1939, from the collections of the museum of the city of New York


Die räumliche Enge und die Nähe zu den benachbarten Wohnhäusern ist nicht zu übersehen: 

Jewish Portugese Cemetery, ca 1925, from the collections of the museum of the city of New York


Spanish and Portuguese Jewish cemetery, New Bowery near Chatham Square, 1950, from the collections of the museum of the city of New York


 First Shearith Israel Graveyard, 1950, from the collections of the museum of the city of New York



Ein näherer Blick auf einzelne Grabsteine und Monumente soll ebenfalls nicht fehlen: 

Henry Daniel's tombstone in the Spanish and Portuguese Jewish cemetery on New Bowery near Chatham Square, 1939, 
from the collections of the museum of the city of New York



Monument Mendes Seixas, Spanish Portuguese Jewish cemetery, New Bowery near Chatham Square, 1939, 
from the collections of the museum of the city of New York


Spanish and Portuguese Jewish cemetery, New Bowery near Chatham Square, 1939, from the collections of the museum of the city of New York




Spanish and Portuguese Jewish cemetery, New Bowery near Chatham Square, 1950, from the collections of the museum of the city of New York




Spanish and Portuguese Jewish cemetery, New Bowery near Chatham Square, 1950, from the collections of the museum of the city of New York




Spanish and Portuguese Jewish cemetery, New Bowery near Chatham Square, 1950, from the collections of the museum of the city of New York



Vor noch nicht so langer Zeit wurde der Eingang erneut fotografiert: 

Entrance to the First Shearith Israel Graveyard, 1970-1990, from the collections of the museum of the city of New York


Das dazugehörige Gotteshaus steht übrigens einige Kilometer weiter nördlich an der Westseite des Central Parks, um genau zu sein an der Mündung der 70th Street in die Central Park West.

Congregation Shearith Israel, 1950, from the collections of the museum of the city of New York



The Spanish and Portuguese Synagogue, 1980-2000, from the collections of the museum of the city of New York


Einiges über den Friedhof (in englischer Sprache) kann man erfahren, wenn man den Links unter den nachfolgenden Bildern folgt: 













Zu allerletzt werfe ich noch kurz den Google Street View-Mann am Chatham Square ab, der von dort in südliche Richtung in die St. James Place hineinblickt und links den Friedhof erkennt. 



google maps




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Lower Manhattan - A journey through time and space - Part 34




In den vergangenen drei Jahren sind wir schon zahlreiche Male in die Tiefen der Geschichte von Südmanhattan abgetaucht. Mit beteiligt an der Gestaltung der Serie durch Übersendung von Material und Themenvorschlägen waren auch die Leser Arnie Merriam, Michal Juroska, Andy Frieder und JPJ.

Hier kannst Du die bisherigen offiziellen und inoffiziellen Folgen der Reihe abrufen.



1. The Death of an Icon 

shared by Michal Juroska


Michal Juroska hat mir vor einigen Wochen diese Farbphotographie zugeschickt, auf der die Südspitze von Manhattan im Jahr 1967 zu sehen ist. Eigentlich eine ganz gewöhnliche Abbildung von Lower Manhattan, so wie man sie schon viele Male aus unterschiedlichen Dekaden gesehen hat. Ok - einige Gebäude, die heute den Blick einfangen, stehen noch nicht, auch das World Trade Center hatte noch nicht seinen Platz im Westen der Südspitze eingenommen, andere waren schon wieder verschwunden, Und damit sind wir schon beim richtigen Thema, einige werden es bestimmt bereits geahnt haben, als sie 1967 gelesen haben. Auf diesem Bild ist sieht man ein Gebäude verschwinden, das 60 Jahre lang das Bild der Skyline entscheidend mitgeprägt hat, für ein Jahr lang sogar als das höchste Gebäude der Welt (1908-1909). 

Um es zu finden, blickt man in den linken Teil der Bildmitte, dort ragt es im Hintergrund hervor. Noch ist die markante schlanke Turmlaterne vorhanden, auch wenn sie ihre Krone schon verloren hat. Das verrät uns, dass die Abrissarbeiten am Gebäude zur Entstehungszeit des Photos bereits im Gange waren. 



Hier zum Vergleich der noch vollständige Turm, photographiert wahrscheinlich nicht allzu lange Zeit zuvor: 



Natürlich wissen Leser, die dem Blog schon länger folgen, dass es sich hier um das Singer Building handelt, das von 1908 bis 1968 an der Ecke Broadway / Liberty Street stand. 

Auf dieser Aufnahme aus dem Shorpy-Fundus sehen wir das noch ziemlich neue Singer Building im Jahr 1913, fotografiert vom Süden her von einem anderen Gebäude am Broadway aus. Wer die ganze Pracht der in den Anfangsjahren noch üppigeren Ornamentierung sehen möchte, sollte diesem Link hinüber nach Shorpy folgen, nur da offenbart sich die volle Schönheit dieses klassischen Wolkenkratzers: http://www.shorpy.com/node/9157?size=_original#caption






2. Immigrants on Brooklyn Bridge


Immigrants on Brooklyn Bridge, ca 1890, from the collection of the museum of the city of New York


Diese Aufnahme habe ich selbst vor einer Woche in der Sammlung des Museums der Stadt New York entdeckt. Sie zeigt eine Gruppe von Einwanderern, die etwa im Jahr 1890 aufgenommen worden sind, als sie die Brooklyn Bridge überquert hatten. 

Zu jener Zeit erreichten Einwanderer noch per (Dampf)Schiff die neue Welt und nicht per Flugzeug, so wie wir es heute gewohnt sind. Da Ellis Island erst 1892 seinen Betrieb aufgenommen hat, ist es möglich, dass diese drei Personen noch in Castle Garden die Einwanderungsprozedur über sich ergehen lassen mussten. Castle Garden ist das runde Fort am Südende von Manhattan, wo man heute die Karten für die Fahrt nach Liberty Island und Ellis Island kauft. Dort war für mehrere Jahrzehnte die erste Anlaufstelle für alle Einwanderer, die in New York eintrafen, bevor sie auf die vorgelagerte Insel Ellis Island wechselte. 

Die Einwanderer überqueren auf dem Foto zu Fuß die Brooklyn Bridge. Manhattan liegt im Hintergrund, vor ihnen befindet sich das Ziel des Fußmarsches, die Stadt Brooklyn. Ja, zur Entstehungszeit der Aufnahme waren New York und Brooklyn noch zwei separate Städte. Erst einige Jahre später entstand zum Jahreswechsel 1897 / 1898 die Stadt New York, so wie wir sie heute kennen, mit den Boroughs Manhattan, Brooklyn, Bronx, Queens und Staten Island. 

Es ist für mich nicht unwahrscheinlich, dass die Aufnahme schon vor 1890 entstanden ist, vielleicht sogar ein bis zwei Jahre vorher. Ein wichtiges Gebäude, das ab 1890 das Bild dieses Teils der New Yorker Skyline mitgeprägt hat, stand zur Entstehungszeit der Aufnahme noch nicht: das World Building, auch Pulitzer Building genannt. 

Hier ist eine Abbildung, die eine ähnliche Perspektive bietet und die ca. 1890 von der Brooklyn Bridge aus in Richtung Manhattan blickt: 

 Brooklyn Bridge, ca 1890, from the collection of the museum of the city of New York


Zum Vergleich noch einmal die Aufnahme mit den Immigranten, vom World Building ist dort noch nichts zu erkennen und das hat ja auch eine Zeit lang gedauert, bis das dort vom Osten her gesehen rechts neben dem Tribune Building hochgeragt hat.  



Die Situation am Printing House Square dürfte also noch so gewesen sein wie auf diesem Foto aus den 1880ern, als das Tribune Building mit seinem markanten Turm der einzige Platzhirsch rund um den City Hall Park war: 



Tribune Building, 1880s, from the collections of the museum of the city of New York


Die Gebäudeansammlung rechts neben der Laterne lässt sich nicht klar interpretieren, irgendwo dadrin oder dahinter befindet sich unter anderem das City Hall Post Office, aber zumindest die Spitze links davon kann man klar der St. Paul's Chapel an der Ecke Fulton Street / Broadway zuordnen. 





Moment, direkt rechts neben der Laterne fallen mir zwei Pyramiden auf und zu denen fällt mir dann doch noch was ein. 



Dabei handelt es sich mit Sicherheit um das 1883 feriggestellte, faszinierende Temple Court Building an der Hausnummer 5 Beekman Street: 



Noch ein Gebäude habe ich wiedererkannt. Auf der linken Seite des Bildes sieht man das markante Türmchen des Western Union Buildings, ebenso wie das Tribune Building 1875 fertiggestellt. 


Panorama south from above Ann Street, ca 1875, from the collection of the museum of the city of New York



Wegen der Präsenz des Western Union Buildings in seinem ursprünglichen Erscheinungsbild lässt sich eines mit Sicherheit sagen: das Ausgangsbild wurde vor dem 18. Juli 1890 aufgenommen. 



An diesem Tag nämlich geriet das Western Union Building in Brand und wurde dabei schwer beschädigt. Nach Renovierung und Neubau der oberen Stockwerke war das Erscheinungbild des Gebäudes nicht mehr dasselbe wie vor dem Brand. 

Western Union Building 1895 - shared by Michal Juroska




Bleibt zum Abschluss nur zu wünschen, dass die drei unbekannten Gestalten ihr Glück in Brooklyn, New York oder wo auch immer gefunden haben, nachdem die Brücke überquert war. 


3. World Building Observatorium


Mit den Aussichtsplattformen auf modernen und klassischen Wolkenkratzern in New York haben wir uns hier im Blog ja schon einige Male beschäftigt, aber eine haben wir dabei bisher immer übersehen. Auch das Pulitzer Building / World Building, das von 1890 bis 1955 an der Park Row stand und für die erweiterte Auffahrt / Abfahrt zur Brooklyn Bridge weichen musste, verfügte über eine Aussichtsplattform. http://www.shorpy.com/node/11259?size=_original



Die Frage ist nur, wo sich das "Observation Deck" des World Buildings befand. War es eine Indoor- oder eine Outdoor-Plattform?



Die virtuellen Ausstellung bei skyscraper.org verraten mehr zum Thema, dort gibt es auch Baupläne vom Kuppelturm des World Buildings einzusehen: 




Links dürfte eine sehr seltene Aufnahme zu sehen sein, die während der Bauphase den noch unvollendeten Turm zeigt. In der Mitte eine Zeichnung mit der geplanten Außenansicht. Rechts sieht man eine Schemazeichnung, die die einzelnen Stockwerke zeigt und den in die Mitte des Turmes eingebetteten Aufzug, der zur Aussichtplattrom hinauffährt. Unten schließlich Querschnittszeichnungen der einzelnen Stockwerke des Turmes. 

Dem Text bei skyscraper.org habe ich entnommen, dass sich die Aussichtplattform in der Laterne oberhalb der Kuppel befand. Allerdings vermute ich, dass auch die beiden Stockwerke innerhalb der Kuppel bei schlechtem Wetter als Indoor-Aussichtsplattform genutzt werden konnten, denn sie sind ja offenkundig mit bullaugenartigen Fenstern versehen. 

Für eine Preis von 5 Cent konnten Touristen diese öffentliche Aussichtsplattform besuchen. Um dort hinaufzukommen, fuhr ein Expresslift direkt von der Lobby des Gebäudes aus hinauf bis in den 22. Stock. Das ist jenes Stockwerk, in dem die Kuppel beginnt. Von dort aus musste man den Rest über Treppen hinaufsteigen

In den übrigen niedrigeren Stockwerken des Turms befanden sich die Büros der Herausgeber der "New York World", weiterhin ein Konferenzraum und auch ein Büro von Joseph Pulitzer, obwohl dieser sich 1890 bereits aus gesundheitlichen Gründen aus dem Herausgeberkreis zurückgezogen hatte. 

Den Aufzug zur Aussichtsplattform (Dome Elevator) findet man auch auf diesem Grundriss, der Aufschluss über die Raumaufteilung in den übrigen Stockwerken des World Buildings gibt. 



Mehr Pläne des Gebäudes, allerdings unschärfer, kann man sich hier ansehen: 

Demnach könnte die Treppe, die vom Ankunftsort des Dome Elevators bis hinauf zur Aussichtsplattform führte, eine Wendeltreppe gewesen sein, die sich wie der Aufzug in der Mitte der Kuppel befand. 

Leider habe ich kein geeignetes Bild aus der Lobby oder aus Mr. Pulitzers Büro auftreiben können. Wer da Ressourcen hat, wird gebeten, sie zu teilen. 

Sensationell sind aber auch die Bilder von der Aussichtsplattform des World Buildings, die 1892 in "King's Handbook of New York City" veröffentlicht wurden und die Lower Manhattan so zeigen, wie man es nach Eröffnung des World Buildings von dort oben erleben konnte, als es noch das höchste (Büro-)Gebäude in der Stadt und auf der Welt war. 




Um das Ganze noch etwas nachvollziehbar machen, habe ich nach den Übergängen der Einzelfotos gesucht, aus denen diese beiden Panoramen zusammengeflickt wurden: 









Den umfangreichsten Beitrag zu den Aussichtsplattformen findest Du hier: 



4. Cleaning the facade


shared by Michal Juroska


Auch diese Foto habe ich von Michal Juroska erhalten, das ein bemerkenswertes Detail enthält: es entstand 1932, während gerade die Fassade des Woolworth Buildings gereinigt wurde. 



Wow! War die Fassade des Woolworth Buildings in den 19 Jahren zwischen 1913 bis 1932 tatsächlich schon so dramatisch nachgedunkelt wie hier auf dem Foto, allein durch den Einfluss der dreckigen Luft in New York City?

Möglicherweise ja, denn auf skyscraper.org gibt es auch einen Beitrag zur Fassadenreinigung beim Woolworth Building im Jahr 1932, mit vorher-nachher-Bildern: 




Das war mir bisher gar nicht so aufgefallen, dass das Woolworth Building zwischendurch mal so "schmäärich" gewesen sein soll. Ich bin selber noch mal ein wenig auf die Suche gegangen. 

Dieses Foto von ca. 1930 zeigt das Gebäude jetzt nicht in einem so dramatischen Zustand, außer vielleicht der Gebäudeteil, den man in der Mitte unten sieht: 



Ein bisschen ernster sieht es auf dieser Aufnahme vom Februar 1930 aus, allerdings kommt hier das gesamte Bild etwas rußig herüber. 



Schon von 1928 stammt diese Aufnahme des Woolworth Buildings zusammen mit einem Luftschiff. Das die Fassade hier recht grau ist, kann am Dreck liegen, aber auch andere Gründe haben, zum Beispiel einen Schattenwurf durch Wolken. 



Ich habe allerdings zwei spektakuläre Bilder entdeckt, die wohl entstanden sind, als 1932 die Fassade gereinigt wurde: 






Noch ein Foto von 1932, mit einem recht deutlichen sauber - nicht sauber - Kontrast:



Zum Abschluss noch ein weiteres spektakuläres Foto, das bereits 1926 entstand und Anstreicher oder Putzer in den oberen Regionen des Woolworth Buildings zeigt. Wenn man sich da den Zustand des Türmchens in der Bildmitte ansieht, dann könnte man den durchaus als ziemlich verdreckt bezeichnen. So war vermutlich der Gebäudezustand, der die Großreinigung 1932 auslöste. 



5. Demolition of the Tribune Building

shared by Michal Juroska


Ihr habt es sicherlich schon bemerkt. Heute arbeite ich einen ganzen Teil der Fotos ab, die mir Michal Juroska in den letzten Monaten zugeschickt hat. Dieses Farbfoto oben ist 1966 entstanden und könnte nach seiner Meinung unter anderem auch das alte Tribune Building während der Abrissphase festgehalten haben. 

Wir haben das Tribune Building ja schon oben auf dem Einwandererphoto im zweiten Teilbeitrag von der Rückseite aus gesehen.



Hier ein Bildausschnitt, der die noch stehenden Gebäudeteile zeigen könnte, links neben der Brooklyn Bridge: 



Ich kann natürlich nur Vermutungen anstellen, aber ich würde das alte Tribune Building dort vermuten, wo ich im Farbfoto gelb herummarkiert haben: 



Das Türmchen ist offensichtlich schon verschwunden und teilweise ist das Gebäude schon soweit entmantelt, dass man wieder die Struktur der einzelnen Stockwerke und Gerüste erkennen kann. 

Es gibt eine bekannte Aufnahme vom Abriss des Tribune Buildings, die hier schon früher einmal präsentiert wurde, die allerdings durch skyscraper.org auf 1965 datiert wurde. 



Das würde von der Chronologie zwar nicht ganz korrespondieren, aber ich halte dennoch für möglich, das beide Aufnahmen den Abriss des Tribune Buildings zeigen, wenn man akzeptiert, dass eine der beiden Datierungen vermutlich falsch ist. 

Vom Gefühl her würde ich sagen, dass die Farbaufnahme zeitlich vor der Schwarz-Weiß-Aufnahme entstanden ist. 

Bei der Recherche zu diesem Teilbeitrag bin ich noch auf einen interessanten Nebenaspekt gestoßen, der mir bisher ebenfalls nicht geläufig war. Zu Füßen des Tribune Buildings hat sich offenbar zeitweilig ein Filmtheater befunden. 



Laut cinematreasures entstand diese Aufnahme im März 1966, als das "Tribune Theatre" bereits nicht mehr in Betrieb war.  Das Marquee des Kinos soll sich zwischen Nedicks und Fedders befunden haben. 



Etwas irritierend ist das Hinweisschild über dem Fedders, das auf den Eingang des Kinos zeigt und verrät, dass sich dort das "City Hall Cinema" befindet (?) oder befand (?). 



Erfreulicherweise hält cinematreasures dank der Kommentarfunktion noch einige weitere Information und Photographien vor. 



Demnach nahm das "Tribune Theatre" seinen Spielbetrieb am 01. Mai 1935 am Fuße des Tribune Buildings auf, Hausnummer 170 Nassau Street. Auf der folgenden Aufnahme sieht man im Hintergrund den Namen und das Marquee des Kinos: 





1959 wechselte das "Tribune Theatre" zu einem anderen Standort weiter östlich die Frankfort Street hinunter. 1961 wurde das bis dato wohl leerstehende Kino dann als "City Hall Cinema" wiedereröffnet und blieb noch bis zum Abriss des Tribune Buildings 1966 in Betrieb, Schließung im März 1966. 

Ich war ganz überrascht, dass man das Tribune Theatre auch auf der berühmten Farbaufnahme, die in den 1940ern vom World Building und Tribune Building entstand, problemlos wiederfinden kann, das war mir bisher noch nie aufgefallen, obwohl ich das Foto schon viele Male betrachtet habe: 



Ein paar Spuren hat das "City Hall Cinema" während der 1960er hinterlassen, die es bis ins Internet geschafft haben, vor allem deshalb, weil dort von Januar bis Mai 1965 die "Film-makers Cinematheque" beheimatet war. 







Dort hatte auch der Film "Empire" von Andy Warhol seine Weltpremiere. Mit einem gut neunminütigen Ausschnitt aus diesem Stummfilm, der insgesamt 8 Stunden lang dauert, beende ich Folge Nummer 34. 







Vielen Dank fürs Vorbeischauen. Möchtest Du Dir mehr Folgen der Lower Manhattan Saga ansehen, dann folge einfach diesem Link:

http://nygeschichterucksack.blogspot.de/2012/02/lower-manhattan-journey-through-time.html



Neal McCoy - The City Put The Country Back in Me



Helau! Ich bin diese Nacht entgegen meiner eigentlichen Absichten doch noch in die letzten Nachwehen einer Karnevalsveranstaltung hineingeschlittert und heute Morgen etwas verbeult. Deswegen kann das noch dauern, bis wieder ein Beitrag entsteht. 

Dieses Video habe ich gestern Nachmittag irgendwann entdeckt und gestaunt. Auch wenn es schon zwanzig Jahre her ist, als der Song veröffentlicht wurde - so hatte ich Brooklyn nicht in Erinnerung.

Wiki: http://en.wikipedia.org/wiki/The_City_Put_the_Country_Back_in_Me


Lower Manhattan Cinemas



In der letzten Folge der Lower Manhattan Saga bin ich gegen Ende unerwartet auf ein Kino in Südmanhattan gestoßen, das sich einst am Fuß des Tribune Buildings befunden hatte.

http://nygeschichte.blogspot.de/2015/02/lower-manhattan-journey-through-time.html

Kinos in Lower Manhattan? Das hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm, das sich im Financial District und Umgebung auch Lichtspielhäuser befunden haben bzw. vielleicht sogar noch befinden. Dieser Frage will ich heute mal nachgehen. 


1. Regal Battery Park Stadium 11



Ganz schön langer Name für ein Kino oder? Unsere erste Station wirft einen Blick auf ein Kino in Lower Manhattan, das noch existiert, das in seiner noch nicht allzu langen Geschichte aber bereits einen schweren Schlag hinnehmen musste - im wahrsten Sinne des Wortes. 

google maps


Man findet das Regal Battery Park Stadium 11 an der Adresse 102 North End Avenue. Der Name verrät bereits, dass es sich um ein Gebäude in dem noch jungen Stadtteil Battery Park City handelt, der ab den 1970ern entstanden ist, als die Piere an den Ufern von Südmanhattan verschwanden und durch Landgewinnung die Fläche der Inselspitze vergrößert wurde


Hier blicken wir vom Westen her auf Battery Park City, um einen ungestörten Blick auf jenes Gebäude zu erhaschen, in dem man das Kino findet. 

google earth




Eröffnet wurde das Kino am 14 Juli 2000, zu diesem Zeitpunkt verfügte es noch über 16 Leinwände. 



Bereits ein gutes Jahr später wurde es beim Kollaps der Zwillingstürme schwer beschädigt, die sich in großer räumlicher Nähe befunden hatten: 



Nach einen Monaten, in denen das Kino für die Reparaturarbeiten geschlossen blieb, erfolgte die Wiedereröffnung im Mai 2002.



Das Kino, das inzwischen nur noch mit 11 Leinwänden betrieben wird, ist heute unter anderem einer der Veranstaltungsorte für das Tribeca Film Festival. 

Ich setze den Google Street View - Mann jetzt mal auf der Vesey Street westlich vom Gebäude ab. Der Blick fällt nach Osten, der große rote Klotz links im Bild ist das Gebäude, in dem sich das Regal Battery Park Stadium 11 befindet. Im Hintergrund erkennt man das One World Trade Center. Die optischen Hinweise auf das Kino im Inneren des Gebäudes fallen für amerikanische Verhältnisse erstaunlich spärlich aus. 







Die Songlines erwähnen das Kino nicht, man kann hier aber erfahren, dass das Gebäude hauptsächlich als Hotel genutzt wird.



Das Regal Battery Park Stadium 11 bei cinematreasures.org:

38 Bilder vom Kino bei yelp.com

Die Webseite des Kinos: 



2. Cortland Street / West Street Mystery


Unter den Kommentaren zu Regal Battery Park Stadium 11 bei cinematreasures habe ich noch einen sehr interessanten Beitrag von einem Joe Vogel entdeckt, der Hinweise auf ein verschollenes Kino gibt, das sich einst auf dem Gebiet befunden haben soll, wo ab den späten 1960ern das Radio Row-Viertel abgerissen und das World Trade Center gebaut wurde: 


Mal schauen, ob man dazu etwas finden kann, die Angaben sind ja recht vage und es bleibt offen, ob das Kino nur geplant oder tatsächlich 1927 in Betrieb genommen wurde. Die Südwestecke der Kreuzung Cortlandt Street / West Street würde außerdem bedeuten, dass das Kino im Gebäude einer Fährgesellschaft in Betrieb genommen wurde.

Vielleicht ist auch die Südostecke gemeint, dann wäre das dieser Block hier auf dieser Luftaufnahme von 1924 bei NYCityMaps:




Ich habe mir in der Sammlung der NYPL Digital Collections mal ein paar Bilder angesehen, die im Umfeld der Ecke Cortlandt Street / West Street entstanden sind, aber ein Kino konnte ich da nicht finden. Hier der Blick 1919 auf die Westseite der "Kreuzung", wohl eher Mündung, mit dem Gebäude der Delaware Lackawanna und Western Fährgesellschaft, die den Personentransport über den Hudson River durchführte, als es dort noch keine Tunnels und Brücken nach New Jersey gab.

NYPL Digital Collections, ca 1919


Drei Jahre später entstand die folgende Aufnahme mitten auf der West Street:

NYPL Digital Collections, 1922


Wir erreichen das Ende der 1920er, allerdings ist hier die Nordostecke der Mündung im Blick des Fotografen.



NYPL Digital Collections, 1929


1933 entstand die nächste Aufnahme, die von der Cortlandt Street aus auf die Südostecke blickt, mit der West Street rechts im Hintergrund. Also der Ort mit der größten Wahrscheinlichkeit für den Standort des Phantom-Kinos.



NYPL Digital Collections, 1933



Und nochmal zwei Aufnahmen der Südostecke, dieses Mal 1937 und 1940, aber immer noch kein Kino in Sicht.





NYPL Digital Collections, 1937 / 1940


Zum Abschluss zwei weitere Aufnahmen der West Street vom Ende der 1930er, immer noch kein Kino, aber dafür die faszinierende Kulisse des Vesey Buildings, damals noch ein Goliath, heute nur noch ein David neben dem One World Trade Center.


NYPL Digital Collections, 1938



Heute ist das Vesey Building fast völlig hinter dem One World Trade Center versteckt, wenn man die West Street hinunterblickt. Rechts wo der Weg vom Gelände herunterkommt, könnte früher die Cortlandt Street gemündet sein.





Zum Abschluss noch ein weiteres Foto der Cortlandt Street, die am 12. September 1960 nach einem Hurricane unter Wasser stand, 41 Jahre, bevor ein spektakulärer Anschlag an diesem Ort die Augen der ganzen Welt auf sich zog.




3. Essex Theatre



Wir wechseln jetzt auf die andere Seite von Lower Manhattan hinüber, um einen Blick auf ein historisches Kino zu werfen, das sich an der Hausnummer 375 Grand Street befand.



Das Essex Theatre wurde 1962 in Betrieb genommen als Teil eines neuen Apartmenthaus-Komplexes, der dort im Südosten von Manhattan gebaut worden war.






Das neue Theater bot Kinovergnügen auf einer Leinwand, vor der sich fast 600 Sitze befanden.



Seine besten Jahre hatte das Essex in den späten 1970ern und frühen 1980ern, als dort dem geneigten Publikum ein Programm präsentiert wurde, das seine Schwerpunkte in den Genres Action, Horror und Kung-Fu setzte.

Allzuviele Spuren hat das Essex nicht im weltweiten Netz hinterlassen, da sind ein paar Anzeigen, eine Eintrittskarte und ein "Tax Photo" in schlechter Auflösung.









Für Erstaunen sorgt der Blick in die Vergangenheit mit NYCityMaps. Die dreieckige Grundfläche des Apartmenthäuser-Komplexes war dereinst dicht bebaut.
(1924 - 1951 - 1996)





Dieses Foto wurde 1909 an der Grand Street östlich der Essex Street aufgenommen. Ob hier allerdings die Straßenseite abgebildet ist, an der später das Kino stand oder die gegenüberliegende, lässt sich nicht nachvollziehen.



In der Gegenwart ist die Grand Street östlich der Essex Street viel luftiger und viel weniger wuselig. In den Räumlichkeiten des Essex Theatre befindet sich heute wohl ein Medical Center.





Das Essex Theatre bei cinematreasures.org:
http://cinematreasures.org/theaters/7881

Es hat vermutlich in den 1990ern seinen Betrieb eingestellt.



4. Sun Sing Theatre


Die nächste Station befindet sich ebenfalls in der Lower East Side, nur einen kleinen Fußweg weit entfernt vom letzten Filmtheater.



Dort befand sich an der Adresse 75-85 East Broadway. Man sieht es schon auf der Karte und auch das Luftbild von oben verrät die besondere Position des Sun Sing Theaters: es war in einem Gebäude unterhalb der Manhattan Bridge.



Ebenfalls nicht zu übersehen ist der Umstand, dass wir uns hier in Chinatown befinden und das Filmtheater wohl in erster Linie dazu diente, die dort ansässige Bevölkerungsgruppe zu unterhalten.

Die Geschichte des Sun Sing Theatres beginnt je nach Quelle mal 1911, mal 1921. Zu diesem oder jenem Zeitpunkt wurde unter der Manhattan Bridge ein jiddisches Vaudeville und Filmtheater eröffnet, das "New Strand Theatre" oder "Florence Theatre" (je nach Quelle).




1941 wurde aus dem Florence das "New Canton Theatre", das Programm wechselte von jiddischen Inhalten hinüber zu chinesischen, auf dem Zettel stand jetzt die Aufführung von Peking Opern. 1950 wurde es dann in "Sun Sing Theatre" umbenannt, aus dem Theater wurde ein Filmtheater.



Das Sun Sing Theatre stellte seinen Betrieb im Jahr 1993 ein. Ich nehme an, dass es danach irgendwann abgerissen und durch den Neubau ersetzt wurde, den man hier links sieht:


Und andersrum:



Sources: 
http://cinematreasures.org/theaters/10396
http://openthecity.org/?p=3560
http://macaulay.cuny.edu/eportfolios/chinatown13/2013/05/14/243/


Edmund Gillon, Underneath the Manhattan Bridge, ca 1978, from the collection of the museum of the city of New York



Mit Erstaunen habe ich festgestellt, dass ein Teil dieses Beitrags bereits geschrieben ist.  Es gibt zwei frühere Beiträge, in denen Kinos aus der Lower Manhattan Area erwähnt wurden.




Das ist zum einen "The Jefferson", das schon vor dreieinhalb Jahren in einem Beitrag über die Lower East Side 1913 Erwähnung fand:
http://nygeschichte.blogspot.de/2011/08/lower-east-side-1913.html



 from the collection of the museum of the city of New York


Und das "Windsor Theatre" ist in einem Beitrag über die Photographien von Charles von Urban aufgetaucht:
http://nygeschichte.blogspot.de/2012/05/charles-von-urbans-new-york-part-4.html


Wenn ich mir so die Übersichten bei Cinematreasures.org ansehe, dann stelle ich fest, dass das Gefühl, das Kinos in Lower Manhattan eher die Ausnahme sind, aber doch nicht ganz so falsch war, die Kinodichte nimmt erst zu, wenn man sich nach Midtown Manhattan begibt.






FAQ - Zwei Stichwortverzeichnisse?

Vor dem letzten Jahreswechsel habe ich ein älteres bloginternes Projekt wieder verstärkt aufgenommen, das irgendwann angefangen, aber jahrelang stark vernachlässigt wurde: das Stichwortverzeichnis, das man in der linken Sidebar findet, unterhalb vom Blogarchiv. 

Grund für die verstärkte Befüllung des Stichwortverzeichnisses war in erster Linie die Aufnahme des "Live Traffic Feeds" am Ende der linken Sidebar, der anzeigt, was sich die Blogleser gerade so für Seiten im Blog ansehen. Und dort habe ich dann immer so die eine oder andere Seite herausgepickt und ins Stichwortverzeichnis eingefügt, die dort noch nicht drin war. So zwischen 2 und 5 Seiten am Abend. 

Dabei ist mit der Zeit dann auch einiges zusammengekommen. In der letzten Woche habe ich dann gemerkt, dass es offenbar eine Mengenbegrenzung für das Gadget "Linkliste" bei Blogger gibt. Zweihundertfünzig Links können aufgenommen werden und dann scheint Feierabend zu sein. Ich habe jedenfalls nichts gefunden, wie das umgegangen werden kann, da muss man wahrscheinlich ins HTML rein. 

Da das Stichwortverzeichnis zwar alphabetisch sortiert, aber bei weitem nicht vollständig ist und eher als Anregung und Inspiration dient und nach dem Lexikon-Effekt funktionieren soll so nach dem Motto "hmm - der Eintrag sieht aber interessant aus, mal eben anklicken, was sich dahinter verbirgt", halte ich es für unschädlich, die Mengenbegrenzung durch die Eröffnung eines zweiten Stichwortverzeichnisses zu unterlaufen. 

Dass die Blogleser das Stichwortverzeichnis annehmen, konnte ich schon an den angeklickten Seiten ablesen, das Angebot wird genutzt und der gewünschte Effekt ist eingetreten. 

Zusammenfassung: Es gibt kein System hinter der Zuordnung von Links zu Stichwortverzeichnis 1 und Stichwortverzeichnis 2. Verzeichnis 2 ist lediglich eine Fortsetzung von Verzeichnis 1, das aus technischen Gründen nicht mehr erweitert werden konnte. 

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


The Lost Villages of Jamaica Bay - Part 3




In den Weihnachtsferien des vergangenen Jahres habe ich dieses Projekt begonnen, bei dem der Fokus mal nicht auf Manhattan, sondern auf einen Teil von New York gerichtet wurde, der eher am Rand der Stadtkarte liegt. "The Lost Villages of Jamaica Bay" beschäftigt sich vor allem mit der Frage: "Was war früher da, wo sich heute der John F. Kennedy Airport befindet?", also der Ort, über den die meisten internationalen Besucher von New York City das Stadtgebiet betreten. 

Zwei Teile habe ich direkt nach dem Jahreswechsel gebaut, dann haben sich die Prioritäten aufgrund der plötzlichen schweren Erkrankung eines nahen Angehörigen am 06.01.2015 schlagartig verändert, weshalb das Projekt zunächst einmal in der Warteschleife gelandet ist. Die Erkrankung ist inzwischen überstanden und nun ist wieder Zeit und auch Denkkapazität da, um das Projekt weiter fortzusetzen, denn das Hantieren mit alten Karten und Luftbildern auf weitestgehend unbekanntem Terrain fordert einen doch einen Tick mehr heraus als die üblichen Projekte hier im Blog. 

Im ersten Teil hatten wir einen kurzen Blick auf die Geschichte des Idlewild Airport, später JFK International Airport, geworfen und im Vergleich von Luft- und Satellitenbildern aus den Jahren 1924, 1951, 2006 und heute versucht herauszufinden, wo es in dem Marschland, in das der Flughafen gebaut wurde, zuvor Dörfer oder kleine Siedlungen gegeben hat. 



Im zweiten Teil sind wir dann beim Vergleich von alten Luftbildern (vor allem 1924) und alten Karten von Queens aus dem Jahr 1909 der Identität von mehreren Siedlungen im östlichen Sektor des JFK-Geländes auf den Leib gerückt, darunter "Warnerville", "Meadowmere" und "Harbor Haven".



Luftbild von 1924 bei NYCityMaps: http://maps.nyc.gov/doitt/nycitymap/




Den dritten Teil möchte ich nun zunächst einleiten mit ein paar historischen historischen Karten von der Jamaica Bay, die die Gegend vor 1909 oder 1924 zeigen, unserem bevorzugten Suchfeld. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die etwas intensivere Besiedlung des Marschlands in der Jamaica Bay erst ab Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte, vermutlich als der Platz durch die zunehmende Zahl von Einwanderern in New York und Brooklyn und den angrenzenden Regionen immer enger wurde, so dass neue Wohngebiete auch in unwohnlicherem Gelände erschlossen wurden. 

1829 war die Küstenlinie der Jamaica Bay noch ziemlich spärlich besiedelt, wie es scheint, es finden sich keine Hinweise auf Dörfer:

New York 1829 - http://www.davidrumsey.com/


Dann ist da eine alte Karte vom New Yorker Hafen und der angrenzenden Küste aus dem Jahr 1844, zu finden in David Rumseys Sammlung, die Besiedlung des Raums kann man weiterhin als zurückhaltend beschreiben: 





Wir erreichen das Jahr 1873 - hier wurde zumindest das eine oder andere Haus eingezeichnet: 





Eine Karte von 1891 zeigt eine Ausweitung der Infrastruktur in das Gebiet hinein, hie und da erkannt man Wege: 




Ich vermute, so eine Ortsangabe wie hier ist heute nicht mehr möglich, 1891 war die Political Correctness offensichtlich noch nicht geboren: 



Die Karte von 1895 ist zwar sehr umfangreich, aber in unserem Suchgebiet gibt es keine bedeutsamen neuen Erkenntnisse: 





Vor Ende des 19. Jahrhunderts entstand noch die folgende Jamaica-Bay-Karte, nämlich 1898:



Wenn ich das richtig verfolgt habe, dann taucht hier zum ersten Mal der Name "Idlewild" auf, der dem Flughafen später den Namen seinen ersten akzeptierten Namen gab.



Danach wäre schon das Kartenwerk von 1909 einzusortieren, das ich für die Identifizierung nutze: 



Dann gibt es da noch diese Karte von 1927, die eine Fiktion abbildet. So dicht wir hier dargestellt ist das Ufergebiet der Jamaica Bay nie besiedelt gewesen. Dann hätte ja auch eine ganze Menge Häuser abgerissen werden müssen, um den Flughafen zu bauen. Aber eine ganze Menge Häuser! Ich denke, Ende der 1920er gab es noch andere Pläne für die Gegend als einen Flughafenbau, deshalb hat man auf dieser Karte schon mal das übliche Straßengitter über die Gegend gelegt, um die spätere Besiedlung zu organisieren. 



In einer der ersten zwei Folgen haben wir bereits eine Abbildung eines umfangreichen Seehafenprojekts gesehen, das einst für diese Bucht vorgesehen war. Diese Karte von 1907 sieht eine Besiedlung der Küstenlinie vor, die der von 1927 gleicht:



Diese Karte von 1938 bildet wohl eher die realistischen Verhältnisse ab, bevor der Idlewild Airport ab 1942 gebaut wurde. Besonders dicht besiedelt war das Gebiet auch Ende der 1930er noch nicht: 

NYPL Digital Gallery


Damit will ich die Reise durch den Kartenschrank beenden und zum Luftbild von 1924 bei NYCityMap zurückkehren, dem Ausgangspunkt für die Suche nach Siedlungsspuren auf dem Flughafengelände des JFK Airports. 



In der zweiten Folge haben wir uns diese Siedlungen hier genauer angesehen, unten rechts "Warnerville" und "Meadowmere", in der Mitte "Harbor Haven" und links eine Siedlung ohne konkrete Namensgebung, die vielleicht als Teil der nördlich davon gelegenen Siedlungen "Jamaica Court" und "Jamaica Gardens" einzuordnen ist: 



Ich setze die Suche fort mit einer Siedlung, die oberhalb der namenslosen Siedlung zu finden ist und die ich in Folge 1 mit der laufenden Nummer 6 versehen hatte: 






Diese Siedlung hat mir einiges Kopfzerbrechen bereitet, weil sie auf den 1909er-Karten nicht zuzuordnen war, auch dadurch bedingt, dass sie sich im Übergangsbereich zweier Karten befindet, die zudem noch unterschiedlich eingenordet wurden, nämlich die Karten 43 und 41. 




An dieser Stelle war die Fortsetzung der Serie über die "Lost Villages of Jamaica Bay" im Januar zunächst gescheitert. Als ich mir heute in Ruhe nochmal beide Karten angesehen habe, bin ich auf das Puzzleteil gestoßen, das beide Karten miteinander verknüpft: eine Straße namens "FARMERS AVE". Diese mündet in die "ROCKAWAY TURNPIKE", die weiter westlich zur "ROCKAWAY PLANK" wird. Zuerst Plate 41, dann Plate 43. Zur besseren Vergleichbarkeit habe ich noch zwei südliche Straßenmündungen in die FARMERS AVE mitmarkiert. 




Mit dem Wissen über den Verlauf der Straße kann man die FARMERS AVE auch auf dem Luftbild von 1924 ausmachen. Die Mündung liegt unweit von Siedlung 6 auf der anderen Seite des ROCKAWAY TURNPIKES.



Diese Position von Siedlung 6 verdeutlicht, warum diese Siedlung auf dem Kartenwerk von 1909 so sauschwer wiederzufinden ist.

1) Sie liegt wirklich genau im Übergangsbereich von Plate 43 zu Plate 41, der in diesem Sektor auch noch versetzt ineinandergreift ähnlich wie bei einem Puzzle-Teil. 

2) Die Siedlung ist so schwer zu identifizieren, weil sie 1909 schlicht und einfach noch nicht existierte und auch noch nicht eingeplant war. 

Auf Plate 43 läge Siedlung 6 irgendwo links neben der Rockaway Turnpike, bis ungefähr dorthin, wo der Wasserarm des "East Branch Long Neck Creek" hinreicht, auf Plate 41 vor allem im Umfeld von Sarah M. Smiths Grundstück. 





Auch auf der zusammenfassenden Übersichtskarte (siehe Titelbild dieses Beitrags) erkennt man, dass sich 1909 noch keine Siedlung am Ende des East Branch Long Neck Creek befand.



Jene winzige Siedlung dagegen, die man 1924 auf der stiefelförmigen Halbinsel an der Westseite des Creeks entdecken konnte und die ich "Siedlung 7" genannt hatte, ist 1909 schon verzeichnet, trägt allerdings keinen eigenen Namen. 





Man findet sie auf Plate 41 links unten, das Land gehörte einem J.A. Epping. 




Ich kehre nochmal zurück zur Übersichtskarte. Links von dem Gebiet, in dem später Siedlung 6 oberhalb des East Branch Long Neck Creek entstand, entdeckt man ein etwas größere menschliche Siedlung: 



Und die kann man auf Plate 41 auch problemlos wiederfinden: 



Erfreulicherweise sind hier sogar mal wieder zwei Ortsnamen hinterlassen: IDLEWILD PARK und JAMAICA FALLS. 



Damit haben wir endlich jene Siedlung gefunden, die später dem Flughafen bis in die frühen 1960er den Namen gegeben hat. 




"Idlewild Park" müsste jene Siedlung sein, die von mir in Folge 1 mit "Siedlung 9" benannt wurde. Das schauen wir uns nochmal genauer an. "Idlewild Park" und "Jamaica Falls" werden auf der 1909er-Karte durch durch einen Arm des "Cornell Creek" getrennt. 



Die beiden Siedlungen lassen sich auf dem 1924er-Luftbild gut wiederfinden, wenn auch um 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn gekippt: 



1951 waren die nördlichen Teile von "Jamaica Falls" und von "Idlewild Park" noch vorhanden, der südliche Abschnitt der Siedlungen war dem Flughafenbau zum Opfer gefallen. 



Heute existiert nur noch drei Straßen der Idlewild Park-Siedlung, die allerdings erst nach 1924 entstanden waren, als sich die Siedlung nach Osten ausgedehnt hatte. 




Auch südlich von Idlewild Park waren die Ufer des Cornell Creek sporadisch besiedelt. Diese Siedlungen habe ich in Folge 1 mit "Siedlung 8" beschrieben. 



Die Cornell Creek-Siedlungen findet man auf dem 1909er-Kartenwerk ebenfalls gut wieder. 



Um 90 Grad nach links gedreht auf dem Luftbild von 1924: 



Vermutlich hieß diese Siedlung "Cornell Creek", vielleicht auch "Cornell Park", wie man in einem Kommentar bei Forgotten NY nachlesen kann: 



In einer Leseprobe aus dem Buch "Old Queens, NY, in Early Photographs"...


... von Vincent F. Seyfried und William Asadorian bin ich auf ein altes Foto gestoßen, das am 24. Oktober 1901 am Cornell Creek aufgenommen wurde: 




In dieser Leseprobe bin ich noch auf weitere Abbildungen aus unserem Suchgebiet gestoßen. Wo "Springfield Dock" genau lag, weiß ich nicht, aber die Lage des Ortsteils Springfield lässt vermuten, dass es irgendwo dort ist, wo diese schnurgeraden Siedlungen entlang der Wasserstraßen wie "Harbor Haven" lagen. 




Irgendwo dort könnte das nachfolgende Foto von "Springfield Dock" entstanden sein, das ich hier zweiteilen musste, weil es im Buch über zwei Seiten verläuft: 





Und zum Schluss gibt es noch zwei Aufnahmen, die uns nach Meadowmere führen, die rechte der im nachfolgenden Bildausschnitt gelb markierten Siedlungen: 



Beide Aufnahmen sind in der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende entstanden. 






ENDE DER DRITTEN FOLGE - FORTSETZUNG FOLGT



Inhaltsverzeichnis Blog Teil 8 - November 2014 bis

Es ist an der Zeit, mal wieder eine neue Inhaltsverzeichnisseite anzulegen.

Der Blog läuft jetzt schon seit mehr als acht Jahren (11.10.2006) und 1.566 Beiträge wurden bisher veröffentlicht (Stand: 07.03.2015). Genug neuer Text. Jetzt kommt der alte Inhaltsverzeichnistext:

Für alle Freunde dieses Blogs, die nochmal ungebremst im Inhalt des Blogs stöbern wollen, habe ich dieses Verzeichnis zusammengestellt, digital zwar, eigentlich aber analog. Keine Suchfunktion, keine Links, nur bedrucktes virtuelles Papier. Wie im Blog ist das neueste oben. Zur Erklärung für alle, die es interessiert, von links nach rechts. Ganz links kommt der Posttitel, manchmal auch mit Tags versehen, in der letzten Zeit nicht mehr so häufig, bin da etwas schlampig geworden. Dann kommt der Name des veröffentlichenden Autors, dann kommt die Zahl der Kommentare, dann die Zahl der Direktzugriffe von außen auf den jeweiligen Beitrag und schließlich das Veröffentlichungsdatum (bzw. Zeit bei ganz aktuellen Beiträgen). Die Zahl der Direktzugriffe gibt natürlich auch Auskunft über die Popularität einzelner Beiträge, was hier aber unter den Tisch fällt, sind diejenigen Zugriffe von Bloglesern, die nicht einzelne Seiten aufrufen, sondern einfach nur die Blogadresse an sich aufrufen und dann von oben runterlesen. Also sicher ein Gradmesser für Leserinteresse, aber eben nicht die ganze Wahrheit. Achja, und was man hier sieht, ist ein Blick in den Backstage des Blogs, dorthin, wo der Autor sein mühsames Handwerk verrichtet. In dieser Liste, von der ich Screenshots gezogen habe, werden die einzelnen Beiträge verwaltet.








Comparing Old and New




Nachdem ich am letzten Wochenende schon keinen Beitrag zustande gebracht habe und das Zeitfenster an diesem Wochenende erneut denkbar eng ist, werde ich mal leichte Kost angehen, um zumindest ein wenig neues Material in den Orbit zu bringen.

Quelle ist wieder einmal die wunderbare Seite Dirty Old 1970s New York, die einen zwar etwas verklärten, aber auch liebevollen Blick auf jenes York vor 40 Jahren wirft, das den Ruf genoss, schmutzig und gefährlich zu sein. 


Das oben gezeigte Foto soll 1970 entstanden sein und zwar an der 120th Street, Blickrichtung nach Osten auf die Straße "Mt. Morris Park West". Der Park, den man im Hintergrund erkennen kann, heißt heute "Marcus Garvey Park" und liegt mitten in Harlem.

Um den Schauplatz für das erste Foto wiederzufinden, müssen wir also hinaus nach Upper Manhattan, in die Viertel oberhalb des Central Parks. 


google maps


Die brennenden Mülltonnen sind heute verschwunden und die Bäumchen, die damals noch klein waren, sind 45 Jahre später schon beachtlich groß geworden. 









Das nächste Foto macht einen größeren Sprung aus den 1970ern hinaus in die erste Hälfte der 1960er hinein, aber ich finde es so schön, dass ich da einfach nicht dran vorbei kann: 

Bob Walk, Charles Marino, Roberto Talavera, Andrew Zuckerman - 


Der Photograph stand hier 1962 an der Seventh Avenue auf Höhe der 49th Street und blickte in südliche Richtung hinunter. Kenner wissen natürlich, das wir hier auf den Times Square blicken, so wie man ihn vor 50 Jahren erleben konnte. Das hohe Gebäude im Hintergrund ist das Paramount Building von 1928, das heute noch vorhanden ist, durch die zahlreichen höheren Wolkenkratzer rundherum aber mickrig gemacht wird. Davor mit grünspanigem und bullaugigem Dach das Astor Hotel, das allerdings bereits die allerlängste Zeit am Times Square gestanden hatte. 









Das dritte und letzte Foto trägt uns zurück in die 1970er und zwar in die zweite Hälfte: 



Es entstand 1977 an der Ecke Hudson Street / Franklin Street, der Blick geht hier in nordöstliche Richtung. Der Weg führt uns also in den Süden von Manhattan in das Tribeba-Viertel:




Auch diese Gegend wirkt heute freundlicher, als das vor 38 Jahren der Fall war. Das Lo-Jan Restaurant ist inzwischen Geschichte: 








Lesefutter - Historische Romane über New York




Ein Leser hat mich mit einem Kommentar auf "NEULAND" von Kurt Andersen aufmerksam gemacht, der im New York des Jahres 1848 spielt. Mehr über den Inhalt des Romans erfährst Du hier, wenn Du diesem Link folgst: 




Vor geraumer Zeit habe ich aufgrund eines anderen Leserhinweises bereits auf den Roman "DER TEUFEL VON NEW YORK" von Lyndsay Faye aufmerksam gemacht, der 1845 in New York spielt. 



Dieser Roman hat in der zwischenzeit eine Fortsetzung erhalten, die ich hier nicht unterschlagen möchte und die 1846 spielt: "DIE ENTFÜHRUNG DER DELIA WRIGHT".




Über die Amazon-üblichen Vorschläge bin ich noch bei ein paar weiteren Romanen gelandet, die im historischen New York spielen: 

Da ist zum einen "STADT IN ANGST" von John Matthews, der 1891 spielt und der sich an die Londoner Rippermorde von 1888 anflanscht. 




Dann ist mir "IM RAUSCH DER FREIHEIT" von Edward Ruhterfurd aufgefallen, der offenbar nicht in einem spezifischen Jahr spielt, sondern mehrere Jahrhunderte abdeckt: 




Dann wäre da "DIE STRASSE ZUM PARADIES" von Kevin Baker, der abweichend vom Namen im Armenviertel von New York im Jahr 1863 spielt und damit ähnlich eingenordet sein dürfte wie die Geschichte von "GANGS OF NEW YORK". 




Und schließlich "EAST SIDE STORY" von Louis Auchincloss, dessen Handlung sich über eine längere Ära zu erstrecken scheint.




Ich habe von diesen sieben Romanen bisher nur "Der Teufel von New York" gelesen, der war völlig in Ordnung und gut zu lesen, wenn man jetzt keine hochqualitative Spitzenliteratur erwartet. Und ich denke, in der Liga werden auch die anderen Romane spielen. Nicht unbedingt das Zeug zum Literaturklassiker, aber für Freunde der Geschichte von New York nicht uninteressant. 

Deshalb durchbreche ich hier mal ausnahmsweise die selbst auferlegte Sperre für Produktwerbung, aber auch nur in den engen inhaltlichen Grenzen dieses Blogs. Vielleicht ist ja für den/die eine/n oder andere/n Leser/in ja was dabei. 







27 Engine and Patrol Steamer at Work

27 Engine and patrol steamer at Work, ca. 1905, from the collection of the museum of the city of New York


In das Viertel Tribeca (Triangle below Canal Street) in Südmanhattan führt uns dieses historische Foto aus der Sammlung des Museums der Stadt New York, das vor ungefähr 110 Jahren aufgenommen wurde. 



Wir sehen zwei sogenannte Engines, fahrbare und mit dampf angetriebene Pumpen, die die damalige Feuerwehr dazu nutze, Wasser mehrere Etagen hoch in brennende Gebäude hineinzutransportieren.




Gebrannt zu haben scheint hier das Gebäude im Hintergrund, auf das man geradeaus blickt.  Vor dem Gebäude, insbesondere hinter dem linken Pumpenfahrzeug sieht man eine Menge an Schutt und Gerümpel vor dem Haus liegen. Das Feuer dürfte auch der Grund sein, warum die Hinweisschilder auf die in diesem Gebäude ansässigen Mieter teilweise kaum leserlich erscheinen.



An dem Fenster links unten am Gebäude hängen so Gebilde herunter, die an Eiszapfen erinnern, das sieht man häufiger auf Fotos von Bränden, die sich in bitterkalten Wintertagen und -nächten ereigneten. Hier bin ich mir aber nicht sicher, das könnte auch was anderes sein, denn bis auf diese Gebilde sind keine weiteren Hinweis auf Eiswildwuchs zu finden. 



Laut Informationen zum Bild befindet sich der Schauplatz an der Franklin Street in der Nähe des West Broadways. Mit diesen beiden Straßen als Suchbegriff habe ich noch eine weitere Aufnahme des Ereignisses entdeckt, das auch den Namen "Barron's Fire" trug, nämlich eine Detailaufnahme des Gerümpelberges vor dem abgebrannten Gebäude. 

Barron's Fire, Franklin Street and West Broadway, ca 1905, from the collection of the museum of the city of New York


Rechts im HIntergrund sieht man hier übrigens die Trasse der 6th Avenue Elevated Railway oberhalb der Church Street vorbeiführen, die hier an der Franklin Street eine Hochbahnstation hatte. 


6 Ave Line, Franklin Street, 1903, from the collection of the museum of the city of New York


Aufmerksame Beobachter werden vielleicht festgestellt haben, dass man links eine Werbetafel mit dem Namen "GARRARA" lesen kann, ein Name, der auch an dem abgebrannten Gebäude wiederholt auftauchte. Dieses war vermutlich ein Hinweis auf das in der Nähe und nur einen kurzen Fußweg von der Station befindliche Geschäft, das 1903 bei Entstehung des Stationsfotos ja noch nicht gebrannt hatte. 


google maps


Der Ereignisort befand sich in der Nähe eines Platzes mit schmalem dreieckig spitzem Grundriss, der heute den Namen "Finn Square" trägt. 




Ich habe die Franklin Street zwischen West Broadway und Church Street aufmerksam abgesucht, aber mir ist kein Gebäude untergekommen, das dem abgebrannten ähnelt. Vielleicht war es nach dem Brand nicht mehr zu retten und wurde schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgerissen. Vielleicht ist es aber auch erst später der Abrissbirne zum Opfer gefallen, rechts an der Südseite der Franklin Street sieht man ja hier aktive Neubaumaßnahmen. 



Nachträglich 
füge ich noch zwei Fotografien von Engine 27 hinzu, die ebenfalls 1905 entstanden sind und jene Feuerwehrmannschaft zeigen, die den auf dem Ausgangsfoto dokumentierten Gebäudebrand gelöscht hat.


Firemen outside the station for Engine 27, 1905, from the collection of the museum of the city of New York



271 West 72nd Street - Aldrich Mansion


271 West 72nd Street, ca 1975, from the collections of the museum of the city of New York


Schon vor geraumer Zeit habe ich ein Lesezeichen bei diesem Foto aus der Sammlung des Museums der Stadt New York eingefügt, das ein interessantes altes Gebäude zeigt, welches sich an der Upper Westside von Manhattan befand und vielleicht auch noch befindet, ein Gebäude mit der Hausnummer 271 West 72nd Street




Christopher Gray, der Experte der New York Times für historische Gebäude, hat dieses alte Foto von 271 West 72nd Street und Umgebung ausgegraben, das um das Jahr 1905 aufgenommen wurde und verdeutlicht, wie sich das Gebäude und seine Umgebung in den 70 Jahren zwischen den beiden Fotos verändert haben. 

Um es mal gleich vorwegzunehmen, das Gebäude steht bis in die Gegenwart, wie dieses Vergleichsbild aus dem Google Street View zeigt: 




Der Macher von "Daytonian in Manhattan" hat sich sehr ausführlich mit dem Gebäude auseinandergesetzt, das 1897 errichtet wurde und einst das Wohnhaus von Spencer Aldrich war und deshalb auch den Namen "Aldrich Manson" trug. 

Dort gibt es auch ein paar schöne Detailansichten von der Fassade: 





Das Gebäude befindet sich übrigens an der Nordostecke der Kreuzung der West 72nd Street mit der West End Avenue. 


Auf der DDD-Ansicht (hier um 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn vom Westen her) liegt die Aldrich Mansion etwas abgedunkelt in der Schlucht der sie umgebenden Gebäude. 



Mir gefällt diese Aufnahme bei streeteasy besonders gut, die irgendwann in der Dämmerung entstanden ist: 



Wer abschließend noch in das Innere des Gebäudes in die einzelnen Wohneinheiten schauen möchte, kann dieses hier bei Streeteasy machen: 




Subway below Broadway and 72nd Street (1902)

ca. 1905, from the collection of the museum of the city of New York


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand in Manhattan als Alternative zu den lauten und schmutzigen Hochbahnen die erste Untergrundbahnlinie, die IRT, die ab 1904 ihre Fahrgäste zunächst von der City Hall Station in Lower Manhattan bis hinauf zur 145th Street in den Norden von Manhattans beförderte.  

Dabei streifte sie auch jenen Platz, der am Schnittpunkt von Broadway, Amsterdam Avenue und 72nd Street liegt und Lincoln Square heißt. 1883 sah dieser Ort an der Upper West Side von Manhattan noch fast ländlich aus: 

Broadway and 72nd Street, 1883, from the collection of the museum of the city of New York


Bis in die 1890er entwickelte sich die Bebauung weiter und weiter fort und die Bilddokumente aus diesem Jahrzehnt sind manchmal mehr aufgeregt (1894), manchmal weniger (1896 - 1897): 

72nd Street and Broadway - The Good Old Bustle Days - Year 1894 - from the collection of the museum of the city of New York


 Street Scenes Broadway 72nd Street, ca 1896, from the collection of the museum of the city of New York


Street Scenes Broadway at 72nd Street, 1897, from the collection of the museum of the city of New York


 Street Scenes 1897 Broadway 72nd Street, from the collection of the museum of the city of New York


Und nun kommen wir zum Kern der Sache, denn ab 1902 wurde es am Lincoln Square ungemütlich, weil der Bau der U-Bahn diesen Ort erreichte und die Street Scene bis 1903 entscheidend prägte: 









Broadway and 72nd Street, 1902 - 1903, from the collection of the museum of the city of New York




West End Avenue

Looking South on West End Avenue, March 3 1914, from the collection of the museum of the city of New York


Der letzte Beitrag an diesem Wochenende ist der West End Avenue im Nordwesten von Manhattan gewidmet, von der ich ein paar interessante Fotografien entdeckt habe. Sie beginnt im Süden auf Höhe der 22nd Street als "11th Avenue" und wechselt ihren Namen oberhalb der 59th Street in "West End Avenue". Sie endet auf Höhe der 108th Street, wo sie sich mit dem Broadway vereinigt.


94th Street and West End Avenue ca 1889, from the collection of the museum of the city of New York


Foto Nummer 1 entstand 1889 an der West End Avenue, Höhe 94th Street zu einer Zeit, als die Stadt noch nicht im Norden von Manhattan angekommen war. Das Straßenbild ist ländlich und von einzelnen Häusern und Farmen geprägt. 


West End Avenue between 80th and 81st Street, 1894, from the collection of the museum of the city of New York


Mit Foto 2 erreichen wir das Jahr 1894, aus der ländlichen wird eine dörfliche Umgebung, wir sehen noch Holzhäuser wie hier an der West End Avenue zwischen 80th und 81st Street. 


Squatter Mansion, West End Avenue and 89th Street, 1903, from the collection of the museum of the city of New York


Foto Nummer 3 markiert das Ende der ländlichen Umgebung, jenseits vom Zaun der Squatter Mansion beginnt 1903 bereits unübersehbar die Stadt. 

Das nächste Foto war der Grund, warum dieser Beitrag entstanden ist: 


519 West End Avenue at the corner of 87th Street, ca 1905, from the collection of the museum of the city of New York


Kaum zu glauben oder? Wenn man es nicht besser wüsste, wäre man wohl nicht darauf gekommen, dass dieses Foto in New York City aufgenommen wurde. Ich hätte auf eine Stadt in Belgien oder den Niederlanden getippt. Aber wir befinden uns hier an der West End Avenue, wo auf Höhe der 85th Street 1905 die Aufnahme entstanden ist. 

Tja, was soll ich sagen. Diese Gebäude sind wohl nicht mehr an dieser Stelle vorhanden, nicht an der 87th Street wie in der Bildbeschreibung angegeben und auch nicht an der 85th Street, wo einen die Adresse 519 West End Avenue mit dem Google Street View hinführt. Heute fehlt mir die Zeit, aber diesem prachtvollen und völlig untypischen Gebäudekomplex muss ich zu einem späteren Zeitpunkt noch mal hinterherspüren. 

Auch das letzte Haus hat es nicht in die Gegenwart geschafft, wie es mir scheint, jedenfalls ist an der Ecke West End Avenue / 75th Street nichts annähernd entsprechendes zu finden. New Yorker Wohnhaus-Architektur vor 100 Jahren: 


 West End Avenue and 75th Street, ca 1915, from the collection of the museum of the city of New York



Article 1

An diesem Wochenende wurden im Blog die nachfolgenden fünf Beiträge veröffentlicht: 


Lesefutter - Historische Romane über New York
http://nygeschichte.blogspot.de/2015/03/lesefutter-historische-romane-uber-new.html


27 Engine and Patrol Steamer at Work
http://nygeschichte.blogspot.de/2015/03/27-engine-and-patrol-steamer-at-work.html


271 West 72nd Street - Aldrich Mansion
http://nygeschichte.blogspot.de/2015/03/271-west-72nd-street-aldrich-mansion.html


Subway below Broadway and 72nd Street (1902)
http://nygeschichte.blogspot.de/2015/03/subway-below-broadway-and-72nd-street.html


West End Avenue
http://nygeschichte.blogspot.de/2015/03/west-end-avenue.html





Morningside Heights - The Boulevard 1895

A Most Violent Year

West End Avenue Mystery


Wurts Bros, 519 West End Avenue at the corner of 87th Street, ca 1905, from the collection of the museum of the city of New York



Ich hatte ja in der vergangenen Woche schon angedroht, dass ich nochmal auf dieses Foto zurückkommen würde, das ich am letzten Wochenende in der Sammlung des Museums der Stadt New York entdeckt habe und das eine Anzahl historischer Gebäude zeigt, die vor rund 100 Jahren an der Upper West Side in Manhattan aufgenommen wurden. 

(der Beitrag aus der vergangenen Woche: http://nygeschichte.blogspot.de/2015/03/west-end-avenue.html )


Die benelux-lastige Optik dieser Gebäude ist schon sehr prägnant, so geballt habe ich das in New York bisher selten gesehen. Die Erinnerung an die Bauweise in den Niederlanden und Belgien war in New York City wohl gerne gesehen, denn sie führte zu den Wurzeln der Stadt zurück, die einst als kleine niederländische Siedlung namens Nieuw Amsterdam begonnen hatte. 

Ein bekannter Vertreter unter den verloren gegangenen Gebäuden in New York, dessen Fassade in dieser Optik ornamentiert war, ist das John Wolfe Building, das einst an der Ecke William Street und Maiden Lane stand. 

William Street and Maiden Lane, from the collection of the museum of the city of New York


Jetzt gehen wir wieder zurück zum Ausgangsfoto, das man sich hier auch im Original ansehen kann: 

Wurts Bros, 519 West End Avenue at the corner of 87th Street, ca 1905, from the collection of the museum of the city of New York


Die Bildbeschreibung verrät, dass es aus der Sammlung der Wurts Brothers stammt, etwa 1905 aufgenommen wurde und zwar an der Ecke der Kreuzung West End Avenue und 87th Street, Hausnummer 519 West End Avenue. 

Diese Bildbeschreibung ist zwar einerseits ziemlich präzise, andererseits aber auch widersprüchlich. Wo das Problem liegt, kann jeder mit Google Maps leicht nachvollziehen. 

Hier ist 519 West End Avenue markiert, wir sehen, dass der Aufnahmeort westlich vom Central Park unweit des Hudson Rivers liegt und etwa auf Höhe der Parkmitte. 

 google maps

Fahren wir aber näher heran, müssen wir feststellen, dass die Adresse 519 West End Avenue sich nicht an der Kreuzung 87th Street / West End Avenue befindet, sondern zwei Blocks weiter südlich an der Kreuzung 85th Street / West End Avenue. 



Schauen wir mal, ob das Bild selbst Informationen liefert, die eine Standortbestimmung zulassen. 



Mit Blick auf die Hauseingänge vermute ich, dass man im Vordergrund drei Gebäude sieht. Da haben wir zunächst Haus Nummer 1, das sich direkt an der Straßenecke befindet und der Blickfang des Bildes ist. 



Dann in der Mitte Haus Nummer 2:



Und am rechten Rand Haus Nummer 3:



Rechts von Haus Nummer 3 sieht man noch ein nicht unmittelbar angrenzendes, aber dennoch recht hohes Gebäude, von dem aber nur die Seitenwand sichtbar ist, nicht jedoch die Straßenfront. Zwischen Haus Nummer 3 und diesem Gebäude kann man eine Art Bauzaun erkennen. 




Links die Straße hinunter setzt sich der Baustil noch eine Weile lang fort. Aufgrund der Perspektive kann man schwer erkennen, um wieviele Häuser es sich hierbei handelt. Orientiert an den Treppenaufgängen möchte ich vermuten, dass es sich um weitere drei Häuser handelt, deren Fronten man hier sehen kann, also die Häuser Nummer 4, Nummer 5 und Nummer 6



Wenn man etwas näher herangeht, sieht man es besser: 



Zwischen den ersten beiden gemauerten Treppengeländern im Vordergrund befindet sich der Aufgang zum Haus Nummer 4. Hinter dem Efeu die nächsten zwei Treppengeländer zum Haus Nummer 5 und beim schon ziemlich im Hintergrund befindlichen Haus Nummer 6 eine andere Bauweise, bei der eine nicht sichtbare Treppe auf eine Plattform führt, die sich vor der Eingangstür befindet. Ein interessantes Detail sieht man noch an Haus Nummer 5, das wurde wohl zum Zeitpunkt der Aufnahme zum Kauf angeboten, denn man kann gut ein "FOR SALE"-Schild auf Höhe der Haustür erkennen, auch wenn es nicht ganz vollständig erscheint.



Ich schlage vor, jetzt mal Haus Nummer 1 vorne auf der Ecke mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, auch wegen der schönen Ornamente, die dort angebracht sind und die man in der Totalen nicht in ihrer vollen Pracht erfassen kann. Ich fange oben im Giebel an. 






Hier kann man gut die abgestuft gemauerte Abgrenzung zwischen den Häusern 1 und 2 erkennen. 



Weiter geht es die Fassade hinab... 




... um schließlich auf Bürgersteigniveau im Eingangsbereich anzukommen: 


Unten rechts gibt es einen Kellereingang und unter der Treppe einen Raum mit Fenster...


 ... links davon den Treppenaufgang zur Haustür...


... und schließlich die Haustür.



Hier wird uns die Hausnummer von Haus Nummer 1 verraten: 



Da könnte wohl "519 W END AVE" stehen, wobei ich mir bei dem ersten Buchstaben nicht so ganz sicher bin, das muss ich später nochmal prüfen, ob es noch Alternativen zur West End Avenue gibt. Außerdem stellt sich die Frage, warum in dem Gekrösel über der Tür die Zahl 319 steht und nicht 519. Was soll das jetzt wieder bedeuten?



Einen weiteren Datenträger mit einer wichtigen Information findet man links vom Hauseingang:




Wenn man sich hier an die üblichen Gepflogenheiten gehalten hat, dann müsste man dort das Baujahr von Haus Nummer 1 ablesen können: 



ANNO DOMINI MDCCCXCI - (Gebaut) Im Jahre des Herrn 1891

Somit war Haus Nummer 1 zum Zeitpunkt der Aufnahme etwa 14 Jahre alt. 


Kommen wir nun zu Haus Nummer 2. Die beiden Giebel sind zwar ähnlich aber nicht völlig gleich gestaltet. 



Der linke der beiden ist etwas aufwändiger ornamentiert und trägt einen halben Wetterhahn mit Windwetterfahne, aber ohne Hahn. 




Das Ornament an der zweiten Giebelspitze finde ich interessant, das sieht fast so aus, als ob dort ein knollennasiges Männchen mit Irokesenschnitt an den Träger der zwei Spitzen angelehnt sitzt. Vielleicht geht da aber auch nur die Phantasie mit mir durch. 

Hier ein typisches Fenstermotiv. In den halbrunden Bögen über den Fenstern scheinen sich keine Texte oder Zahlen, sondern nur Ornamente zu befinden. 




Der Eingangsbereich ähnelt in seiner Gestaltung dem von Haus Nummer 1. Rechts am Übergang zu Haus Nummer 3 ist Efeu gepflanzt worden, inzwischen schon bis an den unteren Rand der Fenster im zweiten Stock reicht. Links wiederholt sich grundsätzlich die Gestaltung des Eingangsbereichs in einer gespiegelten Version. Ganz links unten gibt es einen Gang hinunter zum Keller, daneben ein Treppenaufgang mit einer Plattform vor der Haustür und einem halbrunden Kellerfenster unterhalb der Plattform. 




Allerdings ist der Eingangsbereich anders und noch ein wenig opulenter geschmückt als bei Haus Nummer 1. 





Auch hier findet man wieder eine Zahl über der Tür und eine auf halber Höhe neben der Tür, dieses Mal handelt es sich in beiden Fällen um die Zahl "300". 




Ich habe die gesamte Gebäudefassade von Haus Nummer 2 zweimal nach einem Hinweis auf das Baujahr abgesucht, aber keinen gefunden. Obwohl Haus Nummer 1 und Haus Nummer 2 unterschiedlich gestaltet sind, gibt es auch zahlreiche Gemeinsamkeiten, weshalb ich vermute, dass die Häuser, über die ich in diesem Beitrag schreibe, seinerzeit gemeinsam von einer Hand geplant und gebaut wurden und sich die Tafel an Haus Nummer 1 nicht nur auf dieses Gebäude, sondern auch auf die angrenzenden bezieht. 

Haus Nummer 3 birgt bei näherem Hinsehen auch eine Überraschung, tatsächlich sind es nämlich zwei Häuser oder Haushalte, die hier unter einem Dach zusammengefasst wurden: 



Nicht umsonst oder nur aus optischen Gründen gibt es hier zwei Treppen, zwei Haustüren und zwei Kellertreppen und -türen zu sehen. 

Die linke Gebäudehälfte wird der Hausnummer "302" zugeordnet....




... und die rechte Gebäudehälfte der Hausnummer "304". 




Ob es hier wie beiden ersten zwei Häusern auch Nummern in den Ornamenten oberhalb der Tür gab, kann man aufgrund der tiefen Scharten, die über den Türen und Fenstern angebracht sind, nicht sehen.

Der vermeintlich gemeinsame Balkon über den Türen war tatsächlich dann doch mit einem Gitter zweitgeteilt. 




Anders als bei den Häusern Nummer 1 und 2 wurde bei der Gestaltung von Haus Nummer 3 Wert auf ein symmetrisches Erscheinungsbild gelegt. 






Auf dem Dach scheint ein Bär hinter einem Schild zu stehen (oder was hält der da in seinem Pranken? Im ersten Moment habe ich an eine Schildkröte gedacht, aber das wird es wohl nicht sein). Das knollennasige Männchen mit dem Irokesenschnitt taucht hier unterhalb des Bären auch wieder auf, scheint aber wohl tatsächlich nur so eine blumen / pflanzen /stuckartiges Fassenelement zu sein. Oder ist das ein sitzender Hahn?  :-) 



Auch bei den Häusern um die Ecke kann man bestimmte Gestaltungselemente wiederfinden, die sie gemeinsam mit den Häusern 1-3 innehaben,  so zum Beispiel den halben Wetterhahn ohne Hahn auf dem Dach, die Doppelspitzen-Ornamente, die flämischen Giebel, das Efeu an der Fassade, die abwechselnd hell-dunkel gemauerten Fensterrahmen oder Erkerwände sowie die höhergelegten Eingänge mit der Plattform und dem Treppenaufgang. Dieses lässt die Vermutung zu, dass der gesamte Häuserkomplex, der hier im Mittelpunkt des Ausgangsfotos steht, auf einen Rutsch und von einer Hand entworfen und 1891 fertiggestellt wurde. 





Selbst den Bär, der mit der Schildkröte knuddelt, findet man in der Fassade des Hauses hinter dem Efeuhaus wieder. Aus dieser Perspektive könnte es auch ein Pinguin sein, der vom Bär geknuddelt wird. Oder vielleicht ein Löwe, der da knuddelt?





Sicher bin ich mir da nicht, aber ich habe nochmal genauer auf die Häuser Nummer 1 und 2 geschaut und an deren Fassaden findet man das Motiv bei genauerem Hinsehen auch wieder: 




Hat jemand, der sich vielleicht etwas besser mit klassischer (europäischer) Architektur und Fassadengestaltung auskennt als ich vielleicht eine Ahnung, was hier als wiederkehrendes Motiv an den Häusern auftaucht?

Als Bildbeschreibung soll das mal reichen. Jetzt schauen wir mal, ob die Häuser irgendwo Spuren hinterlassen haben. Mit Blick auf das Baujahr 1891 drängt es sich aus meiner Sicht geradezu auf, den Stadtatlas von Bromley aus dem Jahr 1891 zu ziehen und dort mal nachzuschauen, ob die Häuser auf einer Karte auftauchen. Wir schauen mal auf die Kreuzung West 85th Street / West End Avenue: 





Ja, das Ergebnis ist etwas ernüchternd, denn dort wo sich bei Google Maps die Hausnummer 519 West End Avenue befindet, ist hier 1891 fast nur Leere. Auch Hausnummern sind auf diesem Block fast noch nicht vergeben, außer unten zwei Stück an der 84th Street. 



Springt man einen Straßenblock weiter in nördliche Richtung, der schon dichter besiedelt ist, stellt man fest, dass dort an der West End Avenue Hausnummern vergeben sind, die noch unterhalb von Hausnummer 519 zu suchen sind, nämlich zwischen 421 und 439.



Es ist also nicht ausgeschlossen, dass 1891 die Hausnummern entlang der 11th Avenue, die später West End Avenue heißt, noch anders organisiert waren als heute. Hausnummer 519, die wir suchen, lag jedenfalls noch weiter nördlich. Um mehr Klarheit zu bekommen, werde ich jetzt auf die nächste Karte rüberwechseln müssen. 

An der Ecke 87th Street / West End Avenue, wie in der Bildbeschreibung des Ausgangsfotos angegeben, findet man ebenfalls keine passende Konstellation, die Hausnummer dort an der Ecke lautet erst "459"




Tatsächlich ist es so, dass wir die West End Avenue noch weiter hinauf bis zur Kreuzung mit der 90th Street hinauflaufen müssen, um endlich bei der Hausnummer 519 West End Avenue anzukommen. 




Wenn man jetzt Karte und Ausgangsfoto gegenüberstellt, dann ist es nicht ausgeschlossen, dass das Foto an der Ecke 90th Street / West End Avenue aufgenommen wurde, allerdings sind die auf dem Foto von 1905 abgebildeten Gebäude und jene auf der Karte von 1891 nicht wirklich deckungsgleich:




Es wäre dann möglich, wenn sich entlang der 90th Street nach 1891 die Hausnummern nochmals geändert haben und wenn die ursprüngliche Version der Häuser noch anders aussah als jene, die 1905 photographiert wurde. Oder wenn in der Karte von 1891 nur die geplanten Häuser eingetragen waren, nach Redaktionsschluss für den Atlas aber noch Änderungen an den Gebäudeplänen vorgenommen wurden, die hier nicht mehr aufgenommen wurden. 

So richtig zufrieden stellt das Ergebnis noch nicht. Ich wechsel jetzt mal hinüber in die Bildersammlung der Öffentlichen Bibliothek von New York, die ihre Software aktuell umgestellt hat und jetzt auch komfortable Vergrößerungen des dort präsentierten Bildmaterials zulässt. Dort habe ich mir den Bromley-Stadtatlas von 1897 gezogen. 



Mit der hier notwendigen niederrheinischen Sturheit schauen wir zunächst mal auf die Kreuzung 85th Street / West End Avenue, um nachzuvollziehen, ob es dort interessante Information abzugreifen gibt. 



Ganz uninteressant ist das nicht. Ich muss ja zugeben, dass ich zuerst an dieser Karte vorbeigezogen bin und zunächst weiter ohne Erfolg nach den Gebäuden gesucht habe. Erst über eine Karte von 1916 bin ich dann letztendlich wieder hierhin zurückgekehrt, weil dort eigentlich genau das abgebildet ist, was wir suchen. Mit nur einem Makel: das Haus an der Ecke trägt die Nummer 419.  




Ansonsten ist aber an der Südwestecke der Kreuzung 85th Street / West End Avenue alles so, wie es sein sollte. Es befinden von der Ecke aus gerechnet zunächst einmal vier Häuser in Folge bis zur nächsten Lücke und das zweite Haus trägt wie auf dem Foto die Hausnummer 300, das dritte (ungeschrieben) die Hausnummer 302 und das vierte die Hausnummer 304. Passt also. Dann kommt die (Bauzaun-)Lücke und im Anschluss folgt jenes teilweise am rechten Rand des Fotos sichtbare Gebäude, von dem man nur die Seitenwand erblickt. Entlang der West End Avenue ist die Straße auch in einer ähnlichen Taktung bebaut wie auf dem Foto. 




Ich springe weiter von 1897 hinauf bis ins Jahr 1909, wo wir wieder einen Bromley-Atlas greifbar haben. 



Und jetzt tief durchatmen....Kreuzung 85th Street / West End Avenue: STRIKE!!!



Die Gebäudekonstellation ist auch vier Jahre nach dem Foto noch in den wesentlichen Teilen erhalten geblieben. Und was das wichtigste ist. Zwischen 1897 und 1909 sind die Hausnummern an der West End Avenue tatsächlich verändert worden, das Haus an der Ecke hat jetzt die gesuchte Hausnummer 519!




Von 1909 geht es weiter in der Zeit bis zu dem oben bereits kurz erwähnten Kartenwerk von 1916. Und auch noch mitten im Ersten Weltkrieg, aber noch vor dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten passt die abgebildete Gebäudekonstellation samt Hausnummern mit dem Foto überein. 




Ein weiterer Bromley-Stadtatlas von 1920-1922 ist zwar an der entscheidenden Stelle durch einen bösen Ratsch entstellt, aber man kann noch genug erkennen, um zu sehen, das noch alles wie gewohnt erhalten ist: 




Von 1922 aus sind es nur zwei Jahr bis 1924, dem Jahr, als New York fast komplett aus der Luft fotografiert wurde. Mal schauen, was die NYCityMaps uns bieten können. Zunächst die Gegenwartskarte zur Orientierung, über die ich dann das Luftbild von 1924 lege.




Das ist ein wenig schwierig zu erkennen, aber die Schatten auf der 85th Street lassen vermuten, dass die Gebäude 1924 noch gestanden haben. Ich meine jedenfalls, die vier flämischen Giebel aus dem Ausgangsfoto noch wiedererkennen zu können, natürlich nur in umgedrehter Reihenfolge. Zum Glück stand damals wohl die Sonne passend: 





Allerdings ist auch nicht zu übersehen, dass die alten benelux-artigen Häuser neue Nachbarn bekommen haben. Sowohl an der 85th Street als auch an der West End Avenue drängt sich in unmittelbarer Nähe jeweils ein Hochhausblock an die alten Häuser. 

Wann genau die Geschichte der Benelux-Häuser geendet ist, vermag ich nicht zu sagen, da das verfügbare historische Kartenmaterial nach Mitte der 1920er erstmal fast versiegt.

Fakt ist aber, dass die Luftaufnahme von 1951 bei NYCityMap bereits ein weiteres Hochhaus an der Stelle zeigt, wo 1924 noch die Häuser vom Ausgangsfoto standen: 



Diese Information wird auch durch eine weitere Bromley-Karte gestützt, die auf 1955 datiert ist und ebenfalls eine veränderte Gebäudekonstellation an der Südwestecke der Kreuzung 85th Street / West End Avenue abbildet: 




Auf dem Luftbild bei NYCityMap von 1996 ist diese Gebäudekonstellation ebenfalls abgebildet:



Ich werde jetzt, wo wir den Entstehungsort des Fotos mit hoher Wahrscheinlichkeit gefunden haben, den Google Street View-Mann über der Kreuzung 85th Street / West End Avenue abwerfen, um den Ort nach der vergangenen Woche mit dem neuen Wissen nochmal in Augenschein zu nehmen.





Die West End Avenue heute...



... und die 85th Street in der Gegenwart:



Von jenseits der Hausnummer 310 West 85th Street blicken wir auf die Kreuzung zurück und auf den Ort, wo einst die flämisch angehauchten Häuser standen, bis hin zur Hausnummer 304.




Schräg gegenüber auf der anderen Seite des heutigen 519 West End Avenue, also an der Nordostecke der Kreuzung habe ich noch ein Gebäude entdeckt, das noch als Relikt aus der alten Zeit übergeblieben zu sein scheint: Haus Nummer 520 West End Avenue.




Als ich in der vergangenen Woche bereits kurz nach den Häusern gesucht hatte, konnte ich die zwar nicht finden, wohl aber ist mir aufgefallen, dass in der Umgebung noch weitere Flamenhäuser stehen, hier und da zwischen die übrigen Apartment- und Hochhäuser gestreut. Wie zum Beispiel hier an der West End Avenue zwischen 83rd und 84th Street:




Oder dieser vermutlich frisch renovierte Kasten an der Ecke 82th Street / West End Avenue:



Ein klein wenig auch dieses Gebäude an der Ecke 87th Street / West End Avenue:



Eine sehr hohe Dichte an Benelux-Häusern kann man in der 88th Street westlich der West End Avenue entdecken:







An der West End Avenue zwischen 90th und 91st Street:



Oder wie hier in der 90th Street etwas versteckt hinter den Bäumen. Wenn man weiter am Ball bleibt, wird man vermutlich auch noch weitere Häuser finden, aber ich denke das reicht fürs Erste.

Ich habe in der letzten Woche auch erfolglos versucht, weitere Aufnahmen der Häuser zu finden, bin aber auch heute nicht fündig geworden. Hier sind aber zumindest noch zwei frühe Aufnahme des schräg gegenüberliegenden Hauses, einstmals die Residenz eines Hr. John B. Leech.

Mr Leachs Residence 85th Street and West End Avenue, ca 1896, from the collections of the museum of the city of New York


1924, NYPL Digital Collections





Und damit soll es für heute nach ungefähr 11 Stunden (mit Unterbrechungen) auch genug sein. Danke für die Aufmerksamkeit.



It happened on 85th Street

Bei der Bildrecherche zum letzten Beitrag bin ich zwar nicht auf das gestoßen, was ich eigentlich gesucht habe, in die Hand gefallen sind mir aber die nachfolgenden zwei historischen Pressefotos, die beide an einer 85th Street in New York entstanden sind (einmal in Manhattan und einmal in Queens). 

Hier sehen wir einen 11jährigen Jungen, der 1958 von einem 15jährigen Autodieb angefahren wurde: 

Enzo Aloisi, 11, struck down by a stolen car driven by a 15-year-old, 85th Street, 1959, from the collections of the museum of the city of New York


Die Bilder stammen aus einem Album mit herausragenden Nachrichtenfotos, die 1959 für den Pulitzerpreis zusammengestellt worden waren. Der Fotograf war hier Tom Gallagher, das Bild entstand in Queens an der Ecke 85th Street / 89th Avenue. 

 from the collections of the museum of the city of New York


Noch tragischer und trauriger ist die zweite Aufnahme, die einen 70jährigen Mann zeigt, der gerade erfahren hat, dass seine Frau von einem Auto angefahren und dabei tödlich verletzt wurde. 

Police comforting Irving Wolman, 70, after his wife was hit by a car at 85th Street and Madison Avenue, 1959, 


Diese Aufnahme wurde von Alan Aaronson 1959 an der Ecke 85th Street / Madison Avenue photographiert. 

 from the collections of the museum of the city of New York




A tower for the South Reformed Dutch Church

 South Reformed Dutch Church, February 6, 1911, from the collections of the museum of the city of New York

Am 06. Februar 1911 entstanden diese zwei Aufnahmen, als die "South Reformed Dutch Church" an der Ecke Park Avenue / 85th Street einen kleinen Turm erhielt. Interessant finde ich auch das Gerüst, das damals für die Arbeiter errichtet wurde. 

Park Avenue and 85th Street, February 6, 1911, from the collections of the museum of the city of New York


Hier wurde die 1911 fertiggestellte Kirche fotografiert, angeblich in den 1920ern, was mir mit dem Blick auf das rechts unten abgestellte Auto etwas spanisch vorkommt: 



Heute trägt die Kirche den Namen "Park Avenue Christian Church", das Türmchen ist bis in die Gegenwart erhalten geblieben. 



Mehr über die Park Avenue Christian Church kannst Du hier erfahren: 


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