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Lower Manhattan - A journey through time and space - Part 26

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Seit Januar 2012 sind wir schon zahlreiche Male in die Tiefen der Geschichte von Südmanhattan abgetaucht. Mit beteiligt an der Gestaltung der Serie durch Übersendung von Material und Themenvorschlägen sind auch die Leser Arnie Merriam, Michal Juroska, Andy Frieder und JPJ.
Hier kannst Du die bisherigen offiziellen und inoffiziellen Folgen der Reihe abrufen.
http://nygeschichterucksack.blogspot.com/2012/02/lower-manhattan-journey-through-time.html

1. John Wolfe again
 

Ihr habt ja bestimmt schon bemerkt, dass es da einige Gebäude gibt, die auf der heimlichen Favoritenliste stehen und die hier immer mal wieder auftauchen, wenn neues Material gefunden wurde. Dazu gehört auch das John Wolfe Building, das gefühlsmäßig einfach so selten für die Nachwelt erhalten wurde, dass man sich über jedes neue Bild wie ein Schneekönig freut.
 
Michal Juroska hat in der Sammlung des Museums der Stadt New York ein neues noch unbekanntes Bild vom John Wolfe entdeckt, das ich allen heimlichen John Wolfe Fans nicht vorenhalten möchte.
 
Irving Underhill, German American Insurance Building, ca 1908, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Interessanterweise ist diese Aufnahme entstanden, als gerade das ganze restliche dreieckige Grundstück zwischen Maiden Lane, William Street und Liberty Street abschließend mit dem German American Insurance Company Building bebaut wurde. Ich glaube, aus dieser Perspektive haben wir bisher weder das John Wolfe noch das GAICB gesehen.
 
Ich habe die Vergrößerungsfunktion bei MCNY mal benutzt, um einige Bilddetails näher heranzuholen:
 



 
 
Mehr Material über die beiden Klassiker auf dem dreieckigen Grundstück findest Du hier:
 
Üblicherweise wird das GAICB meist vom Osten her fotografiert, wohl auch, um die Besonderheit des dreieckigen Grundrisses hervorzuheben.
 
Wurts Bros Gold Street between Liberty Street and Maiden Lane, ca 1908,  from the collections of the museum of the city of New York
 
 
In Verbindung mit dem zuerst gezeigten Foto habe ich auch noch diese schöne Detailaufnahme vom GAICB entdeckt:
 
Detail of German American Insurance Company Building, ca 1908, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Auf die Idee, nach den beiden Gebäuden auf alten Luftaufnahmen zu suchen, bin ich bisher noch gar nicht gekommen, aber dank der Bildervorschläge kann ich hier zwei Beispiele davon liefern, wie sich das John Wolfe und das GAICB vor 105 Jahren in die Skyline eingebettet haben.
 
 Byron Company, View 1908 West from Broadway and Vesey Street, 1908, from the collections of the museum of the city of New York


 
 
Byron Company, View 1908 East from Equitable Building Broadway and Cedar Street, 1908, from the collections of the museum of the city of New York


 
 
Zum Abschluss noch eine Farbaufnahme aus dem Jahr 1959, wieder aus der altbekannten Perspektive:
 
 
 
 
2. Aerial View of Lower Manhattan 1906
 
 
 
 
Wann und wo ich dieses Bild abgespeichert habe, weiss ich ehrlich gesagt nicht mehr. Es stammt weder von der NYPL noch vom MCNY. Egal, schauen wir uns das ganze mal ein wenig genauer an. Da sieht das geübte Auge zum Beispiel den Verlauf von zwei Hochbahnlinien, zum einen die 3rd Avenue El (rot), die wir uns vor noch gar nicht so langer Zeit mal sehr genau angesehen haben und zum anderen die 6th and 9th Ave Els (blau), die wir uns noch ansehen werden.
 
 
 
 
Schauen wir uns jetzt den Sektor links oben an im Bild an:
 
 
 
Das was ich meine, identifizieren zu können, habe ich markiert.
 
1 = Washington Building aka One Broadway
2 = Bowling Green Offices
3 = Bowling Green Park
4 = Standard Oil Building (old)
5 = Empire Building
6 = Manhattan Life Insurance Building
7 = Commercial Cable Building
8 = Trinity Building (die dunkle Spitze davor ist der Turm der Trinity Church)
9 = Gillender Building
10 = Hanover Bank Building
11 = Produce Exchange
 
 
 
Je länger ich da darauf gucke, um so mehr finde ich. Hier sind noch drei:
 
12 = Columbia Building
13 = Aldrich Court
14 = Wells Building und Produce Exchange Bank
 

 
 
Und dann habe ich noch ein schönes Rätsel. Hat jemand eine Ahnung, was das für ein schmales Gebäude mit der hellen Fassade ist, das man da oberhalb des Coenties Slip an der Pearl Street sieht?
 
 
 
Ich glaube, dass es sich um das gleiche Gebäude handelt, das man auch auf diesem Foto von 1893 in der linken Bildmitte sieht:
 
View Broad Street and Harbor ca 1893 Southeast from Broad Street and Exchange Place, 1893, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Mal schauen, ob Bromley 1891 weiterhilft. Leider nein. Dort sticht noch nichts in der Umgebung von Pearl Street und Broad Street hervor.
 

 
 
Springen wir mal 16 Jahre in die Zukunft bis zum Jahr 1909
 

 
Das sieht schon besser aus. Ich würde sagen, das gesuchte Gebäude zwischen Pearl Street und Stone Street, nähe Broad Street, müsste das "Importers & Traders Building" sein.
 
 
 
Hmmm - laut Emporis wurde dieses Gebäude erst 1908 gebaut und 1971 wieder abgerissen, die Fotos oben stammen aber von 1906 und 1893. Scheint sich um ein Vorläufergebäude des Importers & Traders Building zu handeln.
 
 
 
Vom Importers & Traders Building, habe ich zwei Aufnahmen entdeckt, das sieht etwas anders aus.
 
Byron Company, 59 Pearl Street, ca 1935, from the collections of the museum of the city of New York
 

Safes, Bankers Trust Company Vaults, ca 1911, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Direkt gegenüber auf der anderen Seite der Pearl Street an der Ecke Broad Street findet man ein berühmtes historisches Gebäude, die Fraunce's Tavern.
 
Fraunce's Tavern, Washington's headquarters, ca. 1920, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Ich bin noch auf zwei weitere Bilder gestoßen, die mir allerdings auch noch keine Lösung zur Identität des älteren Gebäudes an der Adresse 59 Pearl Street bzw. 24 Stone Street liefern scheinen.
 
 
Looking north on Broad Stret from Pearl, NY, ca. 1911, from the collections of the museum of the city of New York
 

Foreign Merchantile section south from Stone and Beaver Streets, ca 1915, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Hat jemand eine Idee, welchen Namen das ursprüngliche, ältere Hochhaus an dieser Stelle trug?
 
 
 
3. Happy Birthday Woolworth Building
 
 
Michal Juroska hatte mir irgendwann im letzten Jahr geschrieben, dass er fest plant, sich zum hundertsten Geburtstag des Woolworth Buildings am 24. April 2013 in New York City aufzuhalten und vor dem Gebäude zu stehen, wenn sich die Eröffnung zum einhundertsten Mal jährt.
 
Was soll ich sagen, er hat es wirklich getan:
 
 
 
 
 
Woolworth Building at Night, April 24, 1913. Library of Congress
 
 
 
 
Das erste Woolworth Building stand übrigens nicht in New York, sondern dieses sechsstöckige Kleinod wurde in Lancaster, Pennsylvania errichtet.
 
 
 
 
4. The 72nd story of the Bank of Manhattan
 
 
Der Fotograf Jack Reilly turnt hier ziemlich kühn außen auf Höhe des 72. Stockwerks an der Spitze des Bank of Manhattan Towers herum, der für kurze Zeit einmal das höchste Gebäude New Yorks und auf der Welt war, bevor das Chrysler Building kam und den Staffelstab mit einer List übernahm.
 
 
 
Das Bank of Manhattan Building alias 40 Wall Street wurde 1930 eröffnet.
 
 
 
 
 
5. Cities Service Building
 
Der letzte Unterabschnitt in dieser Folge widme ich einem Gebäude, das eines der Markenzeichen in diesem Blog darstellt: dem Cities Service Building, auch A.I.G. Building genannt oder 70 Pine Street oder 60 Wall Street oder Pine Street Building, gebaut von 1930 - 1932.
 
Ihr kennt es, weil es jede geöffnete Seite dieses Blogs links oben am Beginn der Sidebar einleitet:
 
 
Bei den Bildrecherchen zu einem anderen Unterabschnitt in dieser Folge bin ich direkt auf einen ganzen Karton voller Bilder gestoßen, die die Geschichte dieses Gebäudes erzählen, das wir hier bisher immer etwas vernachlässigt haben.
 
Hier sehen wir 1929 noch die Bebauung, die sich zuvor auf dem Grundstück befand und kurz nach dem Foto weichen musste, um Platz zu schaffen für den nächsten New Yorker Wolkenkratzer. Im Vordergrund die Hochbahntrasse der 3rd Ave El, die bekanntermaßen auf ihrem Weg durch die Pearl Street zog.
 
 
Pearl Street from Pine Street, 1929, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
70 Pine Street. Cities Service Building. Buildings on site before construction, ca. 1930, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Nach dem Wüten der Abrissbirne sah das Ganze dann so aus:
 
Pine Street Building - Contruction of Cities Service Building, 1930, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Weitere Aufnahmen von den Bauarbeiten im Jahr 1930:
 
Pine Street Building - Contruction of Cities Service Building, 1930, from the collections of the museum of the city of New York
 

Pine Street Building - Contruction of Cities Service Building, 1930, from the collections of the museum of the city of New York
 

Pine Street Building - Contruction of Cities Service Building, 1930, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Auch im Jahr 1931 setzen sich die Bauarbeiten weiter fort:
 
Pine Street Building - Contruction of Cities Service Building, 1931, from the collections of the museum of the city of New York
 

Pine Street Building - Contruction of Cities Service Building, 1931, from the collections of the museum of the city of New York
 

Pine Street Building - Contruction of Cities Service Building, 1931, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
1932 - und fäddich is datt Ding:
 
View of Cities Service Building and Lower Manhattan 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

View of Cities Service Building and Lower Manhattan 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Zwar hatte das Cities Service Building nicht die höchste Aussichtsplattform in der Stadt, aber dennoch sieht es so aus, als ob ein Besuch dort oben damals spektakulär war:
 
70 Pine Street - View from observatory, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

70 Pine Street - Interior observatory, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

70 Pine Street - Interior observatory, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

70 Pine Street - Interior observatory, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

Exterior detail, aluminum observatory, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
60 Wall Street - Elevator girl looking out of window at view, ca 1933, from the collections of the museum of the city of New York
 

 70 Pine Street View from observatory window looking south to Governors Island, ca 1932, from the collections of the museum of the city of New York 
 

Gouverneur Lane and East River - Birds eye view of New York Assay Office from 70 Pine Street, 1932,
from the collections of the museum of the city of New York
 

Financial District Rooftops from 70 Pine Street , 1938, from the collections of the museum of the city of New York
 

City Arabesque, 1938, from the collections of the museum of the city of New York
 

 Look from 70 Pine Street - Financial District Rooftops, 1938, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
 City View from 60 Wall Tower looking north up East River with Brooklyn Bridge, Manhattan Bridge and Williamsburg Bridge 1933,
from the collections of the museum of the city of New York
 

 60 Wall Street View From Cities Service Tower, looking northwest, 1933, from the collections of the museum of the city of New York
 

60 Wall Street  looking south toward New York Harbor and Governors Island, 1933, from the collections of the museum of the city of New York
 

60 Wall Street  looking south toward New York Harbor and Governors Island, 1933, from the collections of the museum of the city of New York
 

70 Pine Street, View from Tower looking north, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

 View form the american International Building, ca. 1977, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Nach dem Besuch der Aussichtsplattform wollen wir uns das Gebäude dann auch nochmal etwas genauer von innen her anschauen. Dazu drehen wir alles auf Null zurück und starten unten draußen vor dem Gebäude:
 
 70 Pine Street - Exterior, detail of granite base, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

70 Pine Street - Main entrance, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

70 Pine Street - Entrance, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Durch den Eingang betreten wir die Lobby des Gebäudes:
 
 70 Pine Street - Interior, entrance hall, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

70 Pine Street - Interior, information desk, main lobby 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

 70 Pine Street - Entrance lobby, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

 70 Pine Street - Interior, cutler mail box, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Diese kann man auf unterschiedlichen Wegen verlassen, ganz nach persönlichem Geschmack. Zum Beispiel über die Staircases, die Treppenhäuser:
 
70 Pine Street - Interior - entrance vestibule staircases, from the collections of the museum of the city of New York
 

70 Pine Street - Interior - entrance vestibule staircases, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Oder wie wäre es mit den Escalators, den Rolltreppen?`
 
 70 Pine Street - Interior escalators, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

 70 Pine Street - Interior escalators, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

 70 Pine Street - Interior escalators, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Was sich Hochhaus nennt, muss natürlich auch Elevators, also Aufzüge haben. Die hier sind sogar doppelstöckig:
 
Interior, main elevator corridors, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

 70 Pine Street  - Interior - elevator bank, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

60 Wall Street - Interior detail, elevator door, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

70 Pine Street - Interior - double deck elevators, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

70 Pine Street - Interior - double deck elevators, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Der erste Weg führt hinunter in den Keller, zur Heizungsanlage:
 
70 Pine Street - Interior, Riggs-Diestler Heat units, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Dann geht es hinauf in den 29. Stock zur Bibliothek:
 
70 Pine Street Interior lower law library, 29th floor, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Wo genau Mr. Jones sein Büro hatte, weiss ich nicht, aber irgendwo im Gebäude wird es gewesen sein:
 
 70 Pine Street - Interior of Mr Jones office, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

 70 Pine Street - Interior of Mr Jones office, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

 70 Pine Street - Interior of Mr Jones office, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 

70 Pine Street - Interior boardroom, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Wir fahren weiter in den 55. Stock, wo sich diese Büro befindet:
 
70 Pine Street - Interior Office on 55th Floor, 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Der letzte Halt findet im 61. Stockwerk statt, dort ist der Lounge Club beheimatet. Und die Beschreibung verrät noch einen weiteren Gebäudenamen: Gowall Tower Building.
 
70 Pine Street - Gowall Tower Building, Cities Service Company interior lounge club room, 61st floor, 1932,
from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Rundgang beendet, jetzt erheben wir uns in die Lüfte, um eine Standortbestimmung durchzuführen und die Position des Gebäudes im Großen und Ganzen auszuloten:
 
 
70 Pine Street Aerial View Lower Manhattan 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
 
Und? Gefunden? Ist doch gar nicht schwer, 70 Pine Street befindet sich quasi im Zentrum des Bildes:
 
 
 
Und mit dem letzten Foto, einer Nachtaufnahme, endet die Folge Nr. 26 der Lower Manhattan Saga. Vielen Dank für den Besuch und die Aufmerksamkeit.
 
 70 Pine Street, View of building at night , 1932, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
 
Weitere Folgen der Lower Manhattan Saga und ähnliche Beiträge kannst Du hier abrufen:
http://nygeschichterucksack.blogspot.de/2012/02/lower-manhattan-journey-through-time.html
 

Fulton Ferry

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Mit diesem Beitrag kämpfe ich jetzt schon seit sicherlich zwei Monaten. Aus unterschiedlichen Gründen ist es mir immer wieder nicht gelungen, einen Einstieg zu finden. Eigentlich wollte ich das Thema innerhalb der Lower Manhattan Saga veröffentlichen, habe mich aber jetzt doch entschieden, einen unabhängigen Beitrag davon zu machen, sicherlich auch, weil der Beitrag nicht nur einen Teil der Geschichte von Manhattan erzählt, sondern auch die Geschichte der lange Zeit unabhängigen Stadt Brooklyn in gleichem Maße betroffen ist. Dann hat sich das gesammelte Bildmaterial irgendwie auch noch gegen die Verarbeitung gesträubt, aber trotz des einen oder anderen Ausreißers ist es mir wahrscheinlich gelungen, das Durcheinander irgendwie zu zähmen und in eine einigermaßen sinnvolle Reihenfolge zu zwingen. Puh!
 
Informationen
 
Es gibt auch einen deutschen Wikibeitrag, der sich aber nicht in geeigneter Weise verlinken lässt.
 
Bildquellen / picture sources:
Museum of the city of New York: http://collections.mcny.org
New York Public Library Digital Gallery: http://digitalgallery.nypl.org/nypldigital/index.cfm
Google Bildersuche / Google picture search
 
more information and picture sources:
 
 
 
Fulton Ferry in 1740, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Wer war zuerst da? Der Fluss oder die Fähre? Ich denke, diese Frage ist leicht zu beantworten. Am Anfang war der Fluss. Als die Niederländer und später die Engländer im 17. Jahrhundert begannen, die Gegend im äußersten Westen der großen Insel Long Island an der Ostküste Nordamerikas zu besiedeln, da entstanden langsam aber sicher zwei bedeutende Städte, eine auf der Insel Manhattan namens Nieuw Amsterdam, später New York und eine auf der Südwestspitze von Long Island namens Breukelen, später Brooklyn. Allerdings konnte man nicht zu Fuß von New York nach Brooklyn gelangen, denn dazwischen befand sich ein breites Gewässer, ein Fluss namens East River.
 
Heute bieten sich drei große Brücken an, um dieses natürliche Hindernis mit Auto oder Bahn oder zu Fuß / Rad / Inline zu überwinden, dazu kommen noch einige Straßentunnel, U-Bahn- und Bahnstrecken, die unterhalb des Flussbetts den East River unterqueren. Aber als die Besiedlung dieser Gegend durch die Europäer begann, war deren Ingenieurskunst noch nicht so weit gediehen, dass man schon so breite Flüsse mit Bauwerken über- oder unterqueren konnte.
 
Wann der Fährbetrieb zwischen Brooklyn und New York begann, kann man nicht mehr ermitteln. Als Beginn der Inbetriebnahme einer ersten kommerziellen Fähre gilt das Jahr 1642, aber auch einige Landbesitzer an den Ufern organisierten ihren eigenen privaten Fährbetrieb. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich hier nur auf eine der vielen Fährverbindungen über den East River.
 
 
 
 
Als George Washington um die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten kämpfte, hieß die Verbindung "Brookland Ferry", am Ende des 18. Jahrhunderts "The Old Ferry". Schließlich wurde sie nach Robert Fulton benannt, einem bedeutenden Ingenieur, der sich unter anderem beim Bau von Dampfschiffen hervorgetan hatte, und der 1814 dort eine Fährverbindung mit einem Dampfschiff einrichtete: "Fulton Ferry". Zugleich erhielten auch die Straßen, an denen die Fähre in New York und in Brooklyn anlegte, passenderweise den Namen "Fulton Street".
 
Schauen wir zunächst mal auf die Anfänge, die mit Zeichnungen ab dem 18. Jahrhundert begleitet wurden. Zeichnungen ist eigentlich übertrieben, man findet ein bestimmtes Motiv immer und immer wieder, das in zahlreichen Versionen wiederholt wird und den Anleger auf der Brooklynseite zeigt mit Blick auf die Siedlung in New York:
 
Fulton Ferry 1746,  from the collections of the museum of the city of New York
 

NYPL Digital Gallery
 

NYPL Digital Gallery
 

NYPL Digital Gallery
 
 
Dann gibt es noch diese Zeichnung, die auch an dieser Stelle entstanden ist, aber wohl einen späteren Stand des Ausblicks wiedergibt, denn jetzt kann man auf der gegenüberliegenden Seite durchaus schon eine Stadt New York erkennen und nicht nur eine sporadische, fast ländliche Besiedlung:
 
NYPL Digital Gallery
 
 
Was mich allerdings wundert, ist der Umstand, dass man von der New York-Seite keine ausdrücklich so beschriebene Abbildung aus der Anfangszeit findet. Das einzige, was ich bieten kann, ist diese auf 1791 datierte Zeichnung, die einen sehr kargen Anleger zeigt. Wer vielleicht mehr weiß, wird um eine Ergänzung gebeten. Wahrscheinlich ist hier ein Zustand abgebildet, der zeitlich noch vor dem Jahr 1791 lag.
 
fulton-ferry-in-1791
 
 
Ein bisschen mehr Klarheit über das Aussehen der Anlegestelle auf der New Yorker Seite könnte die nächste Zeichnung, die im frühen 19. Jahrhundert entstanden sein soll, schaffen. Hundertprozentig konnte ich aber auch hier nicht die Zuordnung zur Stadt New York verifizieren.
 
NYPL Digital Gallery
 
Nun erreichen wir das oben bereits erwähnte Jahr 1814, als die erste Fährverbindung mit einem Dampfschiff zwischen New York und Brooklyn in Betrieb genommen wurde. Dabei handelte es sich um die "Nassau".
 
Eine gute Gelegenheit, den Informationstext der deutschsprachigen Wikipediaseite einzupflegen, die sich leider nicht vernünftig verlinken lässt, man kann sie aber per Umweg über die englischsprachige Seite erreichen (Languages).
 
"Im Jahr 1814 nahm die von Fulton gegründete Fulton Ferry Company hier ihre Arbeit auf und revolutionierte den Fährbetrieb zwischen den beiden, damals noch selbstständigen Städten Brooklyn und New York. Zum ersten mal existierte jetzt auf dem East River eine Fährverbindung, die mit einem Dampfschiff betrieben wurde. Schon seit 1642 war hier eine Fährverbindung vorhanden, die mit Ruderbooten oder kleinen Segelbooten, je nach Gezeiten und Windverhältnissen, bedient wurde.Die Anlegestelle in Brooklyn nannte sich Fulton Slip, die Fährverbindung war bis zur Übernahme durch die Fulton Ferry Company seit 1795 auch als Old Ferry oder auch als Brookland Ferry bekannt. Diese Fährverbindung war ein wichtiger Handelsweg für die Farmer aus Long Island. Diese konnten über diesen Weg ihre landwirtschaftlichen Produkte und Vieh in die Stadt New York bringen. Im Jahr 1869, als mit dem Bau der Brooklyn Bridge begonnen wurde, benutzen etwa 50 Millionen Passagiere im Jahr die Fähren über den East River."
 
 
 
 
Erster Kapitän auf der Nassau war Peter Coffee, der 1777 geboren wurde und nach einem langen Leben im Alter von 98 Jahren starb.
 
NYPL Digital Gallery
 
 
Das hier scheint auch eine Abbildung einer frühen Fähre zu sein, der Schornstein weißt aber darauf hin, dass dieses Boot zumindest so modern war, dass es über einen Dampfantrieb verfügte:
 
 
 
Hier sehen wir den Anleger der Brooklyn Ferry an der Fulton Street im Jahr 1831, ich würde das jetzt der New York - Seite zuordnen, konnte das aber nicht mit vollständiger Sicherheit abklären:
 
Brooklyn Ferry, Fulton Street, 1831, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Die nächsten drei Zeichnungen sind dageben klar der Stadt Brooklyn zugeordnet, wir sehen den Anleger in den Jahren 1846, 1850 und 1855, wo sich inzwischen auch schon ein etwas aufwändigeres Gebäude befindet.
 
View of Brooklyn From U.S. Hotel, New York 1846, NYPL Digital Gallery
 

 Ferry House of Fulton Street Brooklyn in 1850, from the collections of the museum of the city of New York
 

fulton_landing_whitmans_brooklyn 1855
 
 
Einen genaueren Eindruck von einem Fährschiff der damaligen Zeit bietet diese Zeichnung, die leider keine Fähre der Fulton Ferry-Flotte abbildet, aber zumindest eines, das auf der South Ferry-Verbindung zwischen Brooklyn und New York pendelte:
 
 
 
Schauen wir uns jetzt mal ein paar Boote der Fulton Street Fery - Flotte an:
 
NYPL Digital Gallery
 
 
NYPL Digital Gallery


NYPL Digital Gallery
 

NYPL Digital Gallery
 
 
Ich mach mal einen Sprung weiter in die 1860er. Die folgende Zeichnung, datiert auf das Jahr 1863, präsentiert ein neues Gebäude am Fähranleger in Manhattan:
 
Fulton Ferry, NY, built of iron 1863, NYPL Digital Gallery
 
 
Dass auch beim Fährbetrieb nicht immer alles glatt läuft, davon erzählt die nächste Abbildung, die ein Unglück dokumentiert, das sich am 14. November 1868 ereignete.
 
 The Fulton Ferry Boat collision, November 14 1868, NYPL Digital Gallery
 
Was genau passierte, das beantwortet diese Seite:
 
Damals waren die Fähren "Hamilton" und "Union" zusammengestoßen. Die Hamilton war mit über 1000 Fahrgästen überladen, viele Passagiere wurden verletzt, als eine Panik ausbrach und Menschen niedergetrampelt wurde, manche davon schwer, ein siebzehnjähriger Junge kam bei dem Unglück ums Leben.
 
Ein paar gewitzte Geschäftsleute haben dieses Motiv auf zwei Tassen verteilt, so dass man beim Anstoßen das historische Unglück quasi nachvollziehen kann. Makaber aber nicht unoriginell.
 
 
 
Eine weitere Zeichnung ohne Datum zeigt die Brooklyn-Seite vom Wasser aus, ich vermute, dass man sie etwa in diesen zeitlichen Zusammenhang der 1860er / 1870er einordnen muss.
 
NYPL Digital Gallery
 
 
Jetzt ist es Zeit für einen kleinen Einschub, um ein paar Karten zu wälzen. Ich fange mal mit der folgenden Karte an, die etwas über die Route der Fulton Ferry verrät:
 
 
 
Hier kann man gut erkennen, dass mindestens sechs Fähren zwischen Brooklyn und New York pendelten, von denen namentlich die Catherine Ferry, die Fulton Ferry, die Wall Street Ferry, die South Ferry und die Hamilton Avenue Ferry lesbar sind. Unter der Hamilton legt eine weitere Fähre nach Brooklyn ab (Atlantic Avenue Ferry, hier nicht mehr lesbar) und ganz oben sieht man ebenfalls einen Anleger, an dem Fähren zur Grand Street in Brooklyn und zum Broadway in Brooklyn ablegten.
 
 
 
Auf der Brooklyn-Seite legte die Fulton Ferry direkt südlich von dem Punkt an, wo später die Brooklyn Bridge drüber hinweggebaut wurde. Heute kennt man diesen Ort als einen wunderbaren Aussichtspunkt für einen Blick auf die Skyline von Südmanhattan. Der Landepunkt in Manhattan lag etwas südlicher auf Höhe der Fulton Street. Um den mal etwas genauer anzusehen, ziehe ich einmal mehr den Stadtatlas von Bromley aus dem Jahr 1879:
 
 
 
Bei diesem Atlas ist der Süden unüberlicherweise grob links und der Norden grob rechts. Mit rot habe ich die Anlegebucht der Fulton Ferry markiert. Man sieht hier noch zahlreiche weitere U-förmige Anlegebuchten zwischen den Piers, die ebenfalls Landepunkte für die East River-übergreifenden Fährverbindungen markieren. Die Catherine Ferry liegt schon rechts jenseits dieses Kartenausschnitts, rechts außen sieht man Anleger für die Williamsburgh Ferry und die Brooklyn Broadway Ferry. Dann gab es noch eine Bridges Street Ferry, die ebenfalls rechts jenseits dieses Ausschnitts zu suchen wäre. Mit anderen Worten, bevor man Brücken über den Fluss baute und Tunnel drunterherbohrte, gab es eine Vielzahl von Fähren, die den Personen- und Warentransport über den East River sicherstellten. Zurück zur Fulton Street Ferry:
 

 
 
Noch schnell ein kleiner Exkurs zum Bromley Stadtatlas von 1891, bevor wir wieder zu den Bildern zurückkehren.
 


 
 
Weiter geht es mit einer knappen Hand voll grieseliger Stereo Cards, die mal wieder hinsichtlich des Datums nicht genau bestimmbar sind, sondern die Spanne von 1862-1890 angeben.
 
Zunächst eine Karte mit dem Fulton Fährterminal auf der New York-Seite und Brooklyn im Hintergrund, dann eine Großaufnahme des New Yorker Terminals.
 
NYPL Digital Gallery
 

NYPL Digital Gallery
 
 
Die nächste ist ein bisschen unübersichtlich, die erschließt sich mir nicht so ganz, abgebildet soll dort Fulton Ferry New York sein, von Brooklyn aus gesehen.
 
NYPL Digital Gallery

 
Die letzte Stereo Card präsentiert das neue Fährgebäude auf der Brooklyn-Seite, ein stolzer Bau mit dem östlichen Pfeiler der Brooklyn Bridge, der gerade errichtet wird, im Hintergrund.
 
NYPL Digital Gallery
 
 
Dieses Szenario habe ich auch noch mal in schöner und vor allem deutlicher:
 
 
 
Eine weitere, nicht ganz so übersichtliche Aufnahme mit der im Bau befindlichen Brooklyn Bridge im Hintergrund, wahrscheinlich frühe 1880er. Angesichts der Positionen der beiden Pfeiler frage ich mich aber ernsthaft, ob hier das Fulton Ferry Terminal wie angegeben zu sehen ist oder nicht tatsächlich ein anderes Terminal in der Nähe. Das New Yorker Terminal befand sich schließlich südlich der Brücke und der Anleger in Brooklyn deutlich näher an der Brooklyn Bridge als hier. Sollte das in Brooklyn sein, so behaupte ich, dass man das Brooklyn Terminal hier gar nicht sehen kann.
 
Fulton Ferry Terminal with the Brooklyn Bridge under construction in the background, ca 1880, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Eine korrekte Abbildung des New York Terminals der Fulton Ferry und ihrer Konstellation zur Brooklyn Bridge sieht man auf diesem Bild:
 
Fulton Ferry and Brooklyn Bridge, n.d., NYPL DG
 
 
 
Die nächsten zwei stammen aus der Zeit vor 1883, weil die Pfeiler der Brooklyn Bridge zwar fertiggestellt sind, aber zu diesem Zeitpunkt sind lediglich die Tragekabel gespannt, die Fahrbahnaufhängung fehlt noch komplett.
 
Fulton Ferry Terminal with the Brooklyn Bridge under construction in the background, ca 1880, from the collections of the museum of the city of New York
 

Fulton Ferry Terminal with the Brooklyn Bridge under construction in the background, ca 1880, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Es folgt eine Zeichnung von James Smilie von 1883, auf dem eine vermutlich geplante Hochbahnstation unter der Brooklyn Bridge abgebildet ist. Sie wird tatsächlich aber etwas weiter nördlich errichtet werden, wie man auf der nachfolgenden Aufnahme sehen wird.
 
 James Smillie, Brooklyn Bridge, ca 1883, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Wir kommen zu einer hochauflösenden Photographie des Fulton Ferry Terminals in Brooklyn. Die Hochbahnstation ist tatsächlich rechts neben und nicht halb vor das Terminal gebaut worden.
 
 
 
Ephemeral New York hat 2008 auch schon mal über dieses schöne Gebäude berichtet. Dort findet man noch die nachfolgende Aufnahme, die zeigt, dass dort, wo auf der 1889er-Aufnahme links im Vordergrund noch Pferdeomnibusse anlegten, später ebenfalls der Endpunkt eine Hochbahnlinie gebaut wurde.
 
 
 
 
Diese zweite Hochbahn findet man auch auf der nachfolgenden interessanten Seite über Brooklyner Hochbahnen. Ich habe allerdings bisher nicht verstanden, wie der zeitliche Ablauf war. Wenn ich das dort lese, dann sind beide Hochbahnen 1888 in Betrieb genommen worden, vielleicht habe das aber auch noch nicht richtig durchschaut.
 
 
 
Die ganze Wunderlichkeit der Fulton Ferry Terminal - Brooklyn Bridge - Hochbahnstationen - Kulisse erschließt sich erst auf diesem Panoramafoto, das ungefähr 1910 entstanden ist:
 
 
 
Dort ist die Station unter der Brooklyn Bridge schon wieder verschwunden, das soll bereits 1904 geschehen sein.
 
 
 
 
Nach diesem zeitlichen Exkurs in das frühe 20. Jahrhundert wird mal kurz an der Uhr gedreht, bis die Jahreszahl wieder im späten 19. Jahrhundert einrastet. Vom Land wechseln wir zwischendurch mal kurz aufs Wasser, zugleich springen wir wieder zurück in die 1880er. Zunächst die schematische Zeichnung einer dampfmaschinenbetriebenen Fulton Ferry (ca 1880), dann eine Aufnahme mit mehreren Fähren von der Brooklyn Bridge hinunter (ca. 1885).
 
 
 NYPL Digital Gallery


East River Shore and skyline Manhattan - Fulton Street, Coenties Slip, 1885 maybe, NYPL Digital Gallery
 
 
Auf der nächsten Aufnahme sehen wir die Fulton Ferry in der Nähe des New Yorker Anlegeorts:
 

NYPL Digital Gallery
 
 
1894 wurde von der Brooklyn Bridge dieses Bild aufgenommen, auf dem wir eine Fähre in der Nähe des Fulton Street Terminals in Brooklyn sehen:
 
NYPL Digital Gallery
 
 
Was auffällt, ist das schlagartige Verschwinden von weiteren Abbildungen. Mit der Inbetriebnahme der Brooklyn Bridge und weiterer nachfolgender Brücken und Unterflussbettverbindungen endete die Ära der Fähren, die erst im letzten Jahrzehnt mit den New Yorker Wassertaxis wiederbelebt wurde. Die Fulton Ferry stellte ihren Betrieb 1924 ein.
 
1920 entstand diese Aufnahme, die auf das Fulton Terminal auf der New Yorker Seite blickt:
 
Looking toward the Fulton Ferry, 4 08 1920, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Der Fulton Ferry Slip 1925 vom Wasser aus gesehen:
 
 
 
Und die letzte Aufnahme zeigt das Terminal auf der New York - Seite, wie man es zum Beginn der 1950er erleben konnte.
 
The rebuilt Fulton Ferry at foot of Fulton Street, ca 1950, from the collection of the museum of the city of New York
 
 
Zum Abschluss schauen wir nochmal kurz in der Gegenwart vorbei.
 
Mit den New York Water Taxis sind die Fähren seit 2006 in moderner Form auf den East River zurückgekehrt:
 
 


 
 
Dann werfen wir mal kurz den Google Street View Mann dort ab, wo einst die Fulton Ferry auf Brooklyner Seite am Ufer anlegte:
 
 
 
 
Wir starten ein Stück östlich auf der Old Fulton Street und robben uns dann langsam an das Ufer heran.
 
 


 
 
Leider sind die Aufnahmen im Januar 2013 entstanden, weshalb der Himmel ein wenig zu grau war, aber ich denke, man kann durchaus nachvollziehen, warum das hier ein besonders geeigneter Aussichtspunkt ist, um Bilder von Südmanhattan zu schießen.
 
 
Zweiter Landepunkt ist gegenüber in Manhattan, dort wo South Street und Fulton Street aufeinandertreffen. Was es natürlich zur Zeit der Fulton Ferry noch nicht gab, ist der FDR Drive, der heute oberhalb der South Street verläuft. Ich habe den Mündungspunkt mal etwas deutlicher markiert.
 
 
 
Aber jeder zweite New York-Tourist müsste den Ort eh kennen, denn die meisten gehen auch einmal hinunter zum East River, um auf Brooklyn und die Brooklyn Bridge zu blicken und erleben dabei die alten Segelschiffe am Pier 15 und den South Street Seaport, wo sich einst der Fulton Fish Market und natürlich der Anleger der Fulton Ferry befanden.
 
 
 
Ich starte mal oben auf dem FDR Drive, allerdings etwas weiter südlich wegen der besseren Übersicht:
 
 
 
In den östlichsten Teil der Manhattaner Fulton Street kann man nicht fahren, weil Fußgängerzone, aber reinblicken kann man von der South Street aus wohl:
 
 
 
Einmal um 180 Grad drehen, dann blicken wir von der South Street aus direkt auf den früheren Anlegepunkt der Fulton Ferry:
 
 
 
Und zum Abschluss noch einmal die South Street, von etwas weiter nördlich in südliche Richtung aufgenommen. Links war das Fulton Terminal, rechts führt die Fulton Street nach Westen.
 
 
 
 
Vielen Dank für den Besuch und für die Aufmerksamkeit.
 
 

A secret in the basement of Hotel Carter

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Ja, es geht nochmal um das berühmt - berüchtigte Hotel Carter, der Schrecken aller Touristen, der Streichelzoo für alle Freunde von Bettwanzen und Kakerlaken, Disneys Tower of Terror am Times Square, das viertschmutzigste Hotel in den Staaten und das dreckigste in New York City. Auf der anderen Seite eines der günstigsten Hotels in New York in hervorragender Lage nur einen halben Steinwurf vom Times Square entfernt.
http://www.hotel-online.com/News/PR2008_1st/Jan08_TenDirtiestHotels.html

Wer mal ganz unten rechts auf dieser Internetseite nachsieht, der findet den im Juli 2011 veröffentlichten Beitrag über das Hotel Carter bzw. Hotel Dixie immer noch auf Platz 5 der ewigen Bestenliste mit den am meisten aufgerufenen Beiträgen.
http://nygeschichte.blogspot.de/2011/07/old-hotels-of-new-york-dixie-hotel.html

Was sicherlich dem Umstand geschuldet war, dass in diesem Beitrag zahlreiche Gruselfotos zu sehen waren von schmutzigen Betten, gebissenen Hotelgästen und verschimmelten Badezimmern. Zehn Monate nach Veröffentlichung habe ich den Beitrag noch einmal modifiziert und die Schmuddelfotos rausgeschmissen, die man ja auch ohne diesen Blog in rauen Mengen bei Google abrufen kann. Mit der Folge, dass ich nach einiger Zeit zwischen 70 und 100 Zugriffe am Tag weniger hatte als zuvor. Aber das hier ist ja auch keine Bildzeitung, sondern ein Blog über die Geschichte von New York, deshalb lässt sich das hinnehmen.



Der Grund, warum ich nochmal zu diesem Gebäude in der 43rd Street zwischen 7th und 8th Avenue zurückkehre, ist der, dass der Macher von Scouting New York aktuell einen Beitrag über das Hotel Carter veröffentlicht hat.

Und auch der befasst sich nicht mit den Schreckenskabinetten in den Hotelzimmern, sondern mit einem interessanten kleinen Geheimnis im Keller des Hotels. Dort gab es nämlich einst in den 1930ern eine Busstation, die über die Kapazitäten für die Unterbringung gleich mehrerer Busse verfügte, die über eine Drehscheibe in ihre Parknischen manövriert wurden.

Scout hat sich in die Tiefgarage hinuntergewagt und dort ein paar schöne Entdeckungen gemacht. So kann man immer noch die Drehscheibe auf dem Boden erkennen und auch vom alten Wartesaal sind noch Spuren vorhanden.

Hier ist der vollständige und wieder mal hervorragende Beitrag bei ScoutingNY:



Old New York City 1896 - 1906

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Eine stimmungsvolle Zusammenstellung mehrerer über einhundert Jahre alter New York - Filme bietet dieses knapp dreiminütige Video. Auch wenn die Filme hier alle schon mal irgendwann und -wo zu sehen waren, so kann man die andererseits auch nicht oft genug präsentieren und ansehen.


Herald Square Movie Mystery

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Da gibt es ja diesen alten Film aus dem Edison-Umfeld, der am 11. Mai 1896 am Herald Square aufgenommen worden sein soll. Eine kurze, elf Sekunden lange Momentaufnahme von dem hektischen Treiben in der Metropole vor 117 Jahren.

Schauen wir mal hinein:
 

 
 
Nun meine Frage: Wo am Herald Square wurde das aufgenommen? Hat irgendjemand eine Ahnung? Eins steht außer Frage: der Kameramann stand direkt am Broadway, das erkannt man an den Wagons der Straßenbahn (oder was es die Kabelbahn), die zweimal vorbeizockeln:
 
 
 
Aber auf Höhe welcher Straße steht er? Und vor allem -  was ist das für ein markantes Gebäude im Hintergrund, das während des ganzen Kurzfilms den Blick auf sich zieht?
 
 
 
Schauen wir mal, was das Internet dazu sagt. Zum Beispiel hier an offizieller Stelle:
 
"Showing "Herald" building, street and elevated railroad."

Aha, der Film zeigt also das Herald Building, die Straße und die Hochbahn (über der sechsten Avenue, die 6th Ave El).

Also, ich habe den Film jetzt wiederholt angesehen und dank seiner 11 Sekunden Länge ist er ja ziemlich überschaubar, aber ich kann dort keine Hochbahn finden und auch keine Hochbahntrasse. Was ich sehe, sind Straßenbahnen oder Kabelbahnen auf dem Broadway und Pferdeomnibusse, die die Straße befahren, welche hier den Broadway kreuzt.



Mit dem "Herald" Building müsste das Gebäude der Zeitung "The New York Herald" gemeint sein, das 1893 an diesen Schnittpunkt von Broadway und 6th Avenue wanderte und dem Nordteil des Platzes seinen neuen und bis heute erhaltenen Namen gab. Das gesuchte Gebäude oben hat mindestens fünf Stockwerke, schauen wir jetzt auf das Herald Building:
 
NYPL Digital Gallery, 1893
 
Ich bin der Meinung, dass hier außer Frage steht, dass man in dem Film nicht das Herald Building sieht. Und das Vorläufergebäude kann es auch nicht sein, denn das vorherige Herald Building stand nicht hier, sondern viel weiter südlich an der Ecke Ann Street / Broadway südlich vom City Hall Park.
 
Das einzige, was also von der Beschreibung auf offizieller Seite stimmt, ist, dass man hier auf die Straße blickt.
 
 
Ok, dann versuchen wir es mal bei einer anderen Instanz, der IMDb:
 
"Formed by the junction of Broadway, Sixth Avenue and 35th Street. The picturesque low roofed Herald building is plainly shown; also the passing crowds and group of idlers."
 
Soso, das malerische weniggeschossige Herald Building ist deutlich zu sehen. Ja? Wo denn? Auch nach mehrmaligen Ansehen kann ich das Herald Building im Film nicht wiederfinden.
 
Der Macher dieses Blogs hier hat die Information aus der IMDb vor fünf Jahren übrigens auch ungeprüft übernommen. Asche auf mein Haupt.
 
 
Erfreulich, dass sich zumindest "Silent Era", eine der Instanzen für die Stummfilmzeit, nicht an der falschen Informationsweitergabe beteiligt hat, sondern sich vornehm zurückhält.
 
 
Jetzt wissen wir aber immer noch nicht, was das für ein Gebäude ist und ob das wirklich am Herald Square zu finden ist. Ich habe nochmal meine beiden ausführlicheren Beiträge zum Herald Square abgesucht, musste aber feststellen, dass auch mein gemutmaßter Favorit nicht passt, nämlich das Kaufhaus Gimbel's:
 

 
 
Einen Hinweis, warum Edisons Mitarbeiter gerade am Herald Square filmten, findet man hier in dem Buch "American Cinema, 1890-1909, Themes and Variations".
 
"The cinema made its first commercially successfull appearance in the United States on 23 April 1896, with the premiere of Edison's Vitascope at Koster & Bial's Music Hall, located at Herald Square in New York City."
 
In Deutschland begann die Kinoära im November 1895 mit den Bioscop-Vorführungen der Gebrüder Skladanowsky im Berliner Variete Wintergarten.
 
Ein knappes halbes Jahr später, am 23. April 1896 starteten die ersten kommerziellen Filmvorführungen von Edison's Vitascope am Herald Square in "Koster and Bial's Music Hall". Auf der Silent Era-Seite konnte man erfahren, dass der Film am Herald Square vom Mai 1896 einer der ersten war, der mit einer tragbaren Kamera aufgenommen wurde. Da Edison's erster öffentlicher Vorführort sich am Herald Square befand, macht es Sinn, dass die Filmmacher einfach vor die Tür gegangen sind und dort aufgenommen haben.
 
Die "Kosterand Bial's Music Hall" befand sich dort, wo heute Macy's zu finden ist, an 34th Street in der Nähe des Broadways. Eröffnet wurde diese Niederlassung des ursprünglich an der 23rd Street beheimateten Vergnügungstheaters im August 1890.
 
 Byron Company, Koster and Bials's Music Hall at 34th Street and Broadway, 1895, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Koster and Bials's Music Hall, 1896, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Koster and Bials's Music Hall, 1896, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
 
 
 
Byron Company, Koster and Bials's Music Hall - interior, 1896, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Die Music Hall scheint mir nicht im Bild zu sein. Allerdings findet man vorne links an der Straßenecke Werbung.
 
 Byron Company, Herald Square from 22rd Street, Birds Eye View, 1898, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
 
 
Das Ende kam nur 10 Jahre später, als das Gebäude 1901 abgerissen wurde, um Platz für Macy's zu schaffen.
 
 
 
Weiterhin ist aber die Frage ungelöst, was Edisons Leute damals im Mai 1896 für ein Gebäude am Herald Square gefilmt haben. Ich habe jetzt einige virtuelle Kreise um den historische Herald Square und den Greeley Square gedreht, konnte es aber nicht finden.
 
Also - wer kann mir sagen, was das für ein Gebäude ist und wo genau es stand? Steht es überhaupt am Herald Square?
 
 
 
 
 

Herald Square to Union Square via Broadway

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Ein weiterer alter Film vom historischen New York, den ich bisher noch gesehen hatte, ist mir im Laufe der vergangenen Woche bei den Recherchen zum vorausgegangenen Beitrag aufgefallen. Leider konnte ich bisher noch keine näheren Informationen zu dem Film finden. Entstanden ist er vermutlich im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts.
 
 

 
 
Den Film finde ich super, jeder historische Film von der Zeit vor oder kurz nach dem Beginn des 20. Jahrhunderts ist immer willkommen. Allerdings habe ich ein kleines Problemchen mit dem Titel. 
 
"Herald Square to Union Square via Broadway" erweckt den Eindruck, dass hier eine Fahrt vom nördlich gelegenen Herald Square (H) zum südlicher gelegenen Union Square (U) mittels Straßenbahn oder Cable Car zu sehen ist.
 
 
 
 
 
 
Die Beschreibung zum Film sagt folgendes:
 
"The trolley heads south down Broadway crossing under the 6th Avenue 'El'. The building on the right at 0:17 is that of the Herald newspaper from which Herald Square (34th St.) derives its name. Next to the idyllic scenes of a bustling city turning modern, one can spot the ubiquitous reminder of 19th century New York as work horses leave their contribution along the roadway. This film is probably after 1905 when New York City ran its last cable car. Horse cars remained in common use until 1917. -TR"
 
Ok, dann mal los. Zu Anfang sehen wir die Hochbahntrasse der 6th Avenue El, die im folgenden unterquert wird. Da freue ich mich schon mal ganz besonders drüber.
 
 
 
 

 
 
Und bei 0:17 min sehen wir das Herald Building auf der rechten Seite wie in der Beschreibung angekündigt.
 
 
 
 
Aus der Fischreiherperspektive sieht das aus wie auf dieser Aufnahme von 1909, auf der ich den Weg der Bahn eingezeichnet habe und das Herald Building (HB).
 
 
 
Jetzt nochmal das gleiche auf dem eingenordeten Luftbild bei NYCityMap aus dem Jahr 1924.
 

 
Wenn man also eine Fahrt mit der Straßenbahn vom Herald Square zum Union Square unternehmen möchte, dann muss man in südliche Richtung den Broadway hinunterfahren. So stehts ja auch in der Beschreibung bei youtube: "The trolley heads south down Broadway".
 
Wenn man im Film aber südwärts gefahren wäre, dann hätte das Herald Building nicht auf der rechten, sondern auf der linken Seite des Broadways erscheinen müssen und das, bevor man die Hochbahntrasse unterquert hätte.
 
Tatsächlich fährt man im Film mit einer Bahn den Broadway hinauf in Richtung Times Square und das mindestens 44 Sekunden lang. Dann erfolgt ein Schnitt und ab da kann ich nicht mehr sagen, ob es weiter nordwärts oder jetzt in südliche Richtung weitergeht.
 
 
 
Ein weiterer Schnitt bei 0:52 min.
 
 
 
Der nächste Schnitt bei 1:12 / 1:13, als die Straße plötzlich eine Rechtkurve einleitet:
 

 
 
Nach einem weiteren Stück geradeaus...
 
 
 
....wechselt die Kamera dann zur Seite und filmt im Vorbeifahren die Menschen auf der Bürgersteig. Spätestens jetzt ist es nicht mehr von Bedeutung, in welche Richtung die Bahn tatsächlich fährt, hier steht nur noch die Eigenbewegung im Vordergrund. Weiss jemand, was das für ein Gebäude ist, welches man zuletzt in der Mitte oben sieht und auf das die Bahn zuhält? .
 
 

 
Die Bürgersteigsequenz erstreckt sich über gute 20 Sekunden bis 1:47 min, dann erreicht die Bahn einen offenen Platz, vermutlich den Union Square.
 


 
 
Danach schwenkt die Bahn nach links in eine weitgezogene Kurve.
 


 
 
Und wenn ich mir die Statue ansehe, auf die wir zum Schluss zugehalten haben, dann habe ich das Gefühl, dass die Filmmacher schon wieder getrickst haben. Die scheinen mir gar nicht vom Norden her auf den Platz gefahren zu sein, sondern vom Süden her. Denn die Statue steht am Südwestende des Platzes:
 
 
 
Sollte ich recht haben, hätte die Bahn zuletzt folgenden Weg zurückgelegt:
 
 
 
Ich habe mal ein Bild von der Südwestecke gesucht und folgendes gefunden:
 
Byron Company, Blizzard of 1899 Union Square, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Und das passt mit dem, was man auf dem Standbild des Films sieht, wunderbar überein. Die haben also wieder gemogelt und eine Fahrt vom Süden her als Nord-Süd-Fahrt verkauft.
 
 
 
 Aber trotz aller Trickserei ein tolles Bilddokument aus dem alten New York.

Von der Dramaturgie her erinnert mich das ein wenig an einen anderen Film, der etwa zur gleichen Zeit entstanden ist und bei dem auch häufig andere Fahrzeuge und Fußgänger den Weg der Kabelbahn queren, mit der die Kamera unterwegs ist.

"A trip down Market Street" wurde 1906 in San Francisco aufgenommen, nur wenige Tage, bevor die Stadt durch das große Erdbeben und die nachfolgenden Brände zerstört wurde.
 
 

 
 

Neon Lights in New York

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Das Bild wurde im Juli 1948 an der 52nd Street in New York aufgenommen. Nach einem Regen lassen sich in New York in der Dunkelheit immer wunderbare Fotos schießen. Das Foto habe ich bei den Bowery Boys entdeckt, die damit einen Buchtipp eingeleitet haben. Es stammt aus dem Buch "New York Neon" von Thomas E. Rinaldi.

Den Buchtipp bei den Bowery Boys findest Du hier:
http://theboweryboys.blogspot.de/2013/07/new-york-neon-history-of-citys-most.html


Inhaltsverzeichnis Blog Teil 7 - Juni 2013 bis

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Es ist an der Zeit, mal wieder eine neue Inhaltsverzeichnisseite aufzumachen, die letzte ist inzwischen einmal rund um den Kalender gelaufen. Kurzer Rückblick: der Blog läuft jetzt schon seit sechs Jahren plus einem dreiviertel Jahr und 1.298 Beiträge wurden bisher veröffentlicht. Genug neuer Text. Jetzt kommt der alte Inhaltsverzeichnistext:

Für alle Freunde dieses Blogs, die nochmal ungebremst im Inhalt des Blogs stöbern wollen, habe ich dieses Verzeichnis zusammengestellt, digital zwar, eigentlich aber analog. Keine Suchfunktion, keine Links, nur bedrucktes virtuelles Papier. Wie im Blog ist das neueste oben.
 
Zur Erklärung für alle, die es interessiert, von links nach rechts. Ganz links kommt der Posttitel, manchmal auch mit Tags versehen, in der letzten Zeit nicht mehr so häufig, bin da etwas schlampig geworden. Dann kommt der Name des veröffentlichenden Autors, dann kommt die Zahl der Kommentare, dann die Zahl der Direktzugriffe von außen auf den jeweiligen Beitrag und schließlich das Veröffentlichungsdatum (bzw. Zeit bei ganz aktuellen Beiträgen). Die Zahl der Direktzugriffe gibt natürlich auch Auskunft über die Popularität einzelner Beiträge, was hier aber unter den Tisch fällt, sind diejenigen Zugriffe von Bloglesern, die nicht einzelne Seiten aufrufen, sondern einfach nur die Blogadresse an sich und dann von oben runterlesen. Also sicher ein Gradmesser für Leserinteresse, aber eben nicht die ganze Wahrheit.
 
Achja, und was man hier sieht, ist ein Blick in den Backstage des Blogs, dorthin, wo der Autor sein mühsames Handwerk verrichtet. In dieser Liste, von der ich Screenshots gezogen habe, werden die einzelnen Beiträge verwaltet.
 



Quarantine Islands

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Über die Schatzkiste namens Ephemeral New York bin ich auf eine Bildersammlung gestoßen, die uns weit zurück in die fotografierte Vergangenheit von New York führt. Die Existenz der Quarantäneinseln war mir bisher gar nicht bekannt. Aber klar, irgendwo mussten jene Einwanderer, bei denen schon auf dem Auswandererschiff oder spätestens während der Einreiseprozedur auf Ellis Island ansteckende Krankheiten festgestellt wurden, ja bleiben. Und das waren eben die Quarantäneinseln, Swinburne Island und Hoffman Island. Beide Inseln wurden im 19. Jahrhundert künstlich aufgeschüttet, Swinburne Island in den 1860ern und zunächst im Zusammenhang mit dem amerikanischen Bürgerkrieg, Hoffman Island dann in den 1870ern.
 
 
 
 
Wiki deutsch
 
Wiki englisch
 
Ich starte mit einer Reihe von Zeichnungen aus dem Jahr 1887, die einiges mehr über die Quarantäneinseln erzählen. Hier ist der Link zur Quelle im Jamaica Bay Forum:
http://www.deepcreekyachtclub.com/Forum/viewtopic.php?t=1371&sid=9b240d9c725688861a394bb8f4d94678

Hier treten die Krankheitsfälle offenbar schon an Bord eines Dampfers auf, der "Illinois". Später ist dann das Quarantäneboot zu sehen, mit dem die Betroffenen vom Auswandererschiff auf die Quarantäneinsel gebracht werden, die "C.C. Preston". Auch am Rande von Staten Island gab es wohl eine Quarantänestation. Die letzten Bilder zeigen schließlich das ernüchternde Ende mancher Einwanderer. Denn es gab sicherlich auch zahlreiche, die die ansteckenden Krankheiten nicht überlebten und deren Leichen ausgeräuchert und auf Staten Island beerdigt wurden.










Ich schlage vor, wir schauen jetzt mal genauer hin, wo diese Quarantäneinseln sich befinden. Ich wundere mich ja echt darüber, dass ich die noch nie bewusst wahrgenommen habe, obwohl sie durchaus sichtbar sind. Man scheint nur das zu sehen, was man auch sehen will.
 

Google Maps


Die beiden Inseln befinden sich ganz im Süden des Stadtgebiets von New York, östlich von Staten Island und westlich von Coney Island.
 
 

Die nördlichere größere Insel ist Hoffman Island, die kleinere im Süden Swinburne Island.



Hoffman Island wurde im Laufe der Jahre offensichtlich von der Natur zurückerobert.



Und auch auf Swinburne Island zeugen nur noch ein paar Ruinen von der einstigen Vergangenheit.




Und jetzt komme ich wieder zu der eingangs erwähnten Bilderserie, die ich über Ephemeral New York entdeckt habe und die von der Fotografin Alice Austen 1896 auf den Quarantäneinseln aufgenommen wurde.


 

 

 

 

 

 

 



1906 ist sie nochmals in der Nähe von Hoffman Island vorbeigefahren:

 




Wer jetzt noch nicht genug hat, kann sich hier einen ausführlichen, bebilderten Beitrag über einen Cholera-Ausbruch im Hafen von New York ansehen, der sich 1892 ereignete.
http://www.norwayheritage.com/articles/templates/voyages.asp?articleid=118&zoneid=6

Johann Berthelsen

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Der in Dänemark geborene impressionistische Maler Johann Berthelsen (1883-1972) hat gerne bei diffusem Licht gemalt, vor allem, wenn es schneite. Ich persönlich mag aber jene Bilder lieber, die in der Nacht entstanden sind, von denen ich hier ein paar vorstellen möchte. Zunächst ein paar Wasser- und Brücken-Bilder, dann zwei vom nächtlichen Central Park.
http://en.wikipedia.org/wiki/Johann_Berthelsen









Picture source: by Google picture search using the name of the artist.
Inspired by:
http://ephemeralnewyork.wordpress.com/2013/01/18/the-light-illuninating-the-east-river-at-night/

Herald Square Movie Mystery 2

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In der letzten Woche habe ich ja diesen Beitrag über das unbekannte Gebäude in dem gar nicht so unbekannten historischen Film verfasst, der 1896 durch das Filmteam der Edison Company am Herald Square aufgenommen worden sein soll.
 

Der Beitrag scheint - wenn ich die Wochenbestenliste ansehe, auf einiges Interesse gestoßen zu sein, weshalb ich ihn jetzt mal fortsetze, allerdings ohne bisher eine Lösung des Rätsels zu haben. Zur Einstimmung nochmal der elfsekündige Film, der vor 117 Jahren in New York entstanden ist.
 
 

 
 
 
1. Die BROADWAY-Frage
 
Zu Beginn möchte ich mich mit der Frage auseinandersetzen, ob die Aufnahmen wirklich am Broadway in Manhattan entstanden sind. Als "Beweis" hatte ich den gegen Ende des Films vorbeifahrenden Straßenbahnwagen angeführt, auf dem man den Schriftzug "Broadway" lesen konnte. Michal Juroska hat mich in dem Zusammenhang gefragt, ob ich mir ganz sicher bin, dass das wirklich beweist, dass die Aufnahmen am Broadway entstanden sind. Was soll ich sagen, hundertprozentig sicher dürfte schwerfallen, aber ziemlich sicher bin ich mir dann doch.
 
Obwohl der Film ja recht kurz ist, kann man dennoch sehen, dass dort einiges an Verkehrsmitteln auf den Straßen kreuz und quer unterwegs ist. Daher war es sicherlich sinnvoll, wenn die Betreiber einer Verkehrsmittellinie irgendeine Orientierung auf die Wagen geschrieben haben, um den Fahrgästen die Wahl des richtigen Verkehrsmittels zu erleichtern. Wenn ich im New York der damaligen Zeit eine Straßenbahnlinie betrieben hätte, die entlang des Broadways unterwegs war, dann hätte ich auf die Wagen auch BROADWAY draufgeschrieben, um das in dem ganzen Chaos aus Straßenbahnen, Kabelbahnen, Hochbahnen, Kutschen und Pferdeomnibussen mal deutlich klarzustellen.
 
Schauen wir nochmal auf den kurzen Moment, in dem der Wagen der Broadway-Linie vorbeizieht.
 





 
 
Die Aufschrift auf dem Wagen lautet "263 BROADWAY 263". Es scheint sich um den Wagen mit der Nummer 263 zu handeln, der auf dieser Linie entlang des Broadways in Manhattan unterwegs ist. Außerdem kann man vom dritten bis zum fünften Bild sehen, dass es da noch eine zweite Aufschrift unterhalb der "263 BROADWAY 263"-Beschriftung gibt.
 
Vor langer Zeit habe ich mal einen Beitrag über das "Cable Building" an der Ecke Houston Street / Broadway verfasst und irgendwie habe ich von daher und aus späteren Beiträgen noch in Erinnerung, dass ab 1891 eine Cable Car-Linie, also eine Kabelbahn wie in San Francisco, entlang des Broadways gebaut und in Betrieb genommen wurde. Das war jetzt gar nicht so ungewöhnlich, denn vor der flächendeckenden Elektrifizierung der Großstädte wurden die Personenbeförderungsmittel mit Pferdekraft (Pferdeomnibusse), mit der Energie aus Dampfmaschinen (Züge, Hochbahnen) oder eben durch ein langes, im Kreis rotierendes Kabel bewegt, an das die Waggons zur Weiterbewegung festklemmten.
 
Glücklicherweise gibt es eine sehr umfangreiche Seite über die Kabelbahnen von New York und New Jersey, die hier weiterhilft.
 
 
Die Linie, die entlang des Broadways unterwegs war, hieß "Metropolitan Street Railway", wurde am 01. Mai 1893 in Betrieb genommen. Sie hatte ihren Startpunkt (oder die Endstation) genauso wie die Hochbahnen unten an der Südspitze Manhattans am Battery Park, wo die Fahrgäste an der White Hall Street ein- oder ausstiegen (und vermutlich auch wie in San Francisco die Wagen gewendet und auf das Gleis in die Gegenrichtung überführt wurden). Die Strecke führte zunächst hoch bis zum Südende des Central Parks an der 59th Street, 1894 wurde dann noch eine Verlängerung bis hinauf zur 109th Street in Betrieb genommen, mit der man den Nordwesten von Manhattan erschloss. 1895 schließlich kam noch eine Nebenlinie hinzu, die ab der 23rd Street die über die Lexington Avenue bis hinauf zur 105th Street führte, so dass auch der Nordosten von Manhattan ins Angebot aufgenommen werden konnte. Die Cable Car-Linie entlang des Broadways wurde bis Mai 1902 betrieben, also ziemlich auf den Punkt 9 Jahre lang.
 
Bezogen auf den Herald Square-Film von 1896 passen die Daten dieser Linie in zweierlei Hinsicht. Am 11. Mai 1896, als der Film entstanden sein soll, waren die Cable Cars der Metropolitan Street Railway bereits seit drei Jahren unterwegs und sollten dieses auch noch fünf bis sechs Jahre sein. Der Herald Square liegt auf der Strecke den Broadway entlang vom Battery Park im Süden bis hinauf zur Central Park im Norden, also passt das sowohl räumlich wie auch zeitlich.
 
Schauen wir uns jetzt mal ein paar Abbildungen der Wagen an, die auf dieser Linie unterwegs waren.
 
 
 





 
 
Meiner laienhaften Meinung nach müsste das ein Wagen der Broadway-Kabelbahn sein, der da gegen Ende des Films an der Kamera vorbeifährt. Alle Fotos zeigen das gleiche Schema der Beschriftung "Wagennummer - BROADWAY - Wagennummer".  Insbesondere die letzten zwei Abbildungen lassen den BROADWAY-Schriftzug deutlicher erkennen, das sieht mir auch von den Buchstabendetails her so aus wie die Beschriftung im Film. Und man kann auf den Abbildungen auch die Beschriftung unterhalb der "Wagennummer BROADWAY Wagennummer"-Beschriftung erkennen: "BATTERY TO CENTRAL PARK", also nochmal eine knappe, aber umfassende Information über Start- und Endpunkt der Linie.
 
Neben der kurzlebigen Kabelhochbahn, der "Westside and Yonkers Patent Railway" (1868-1870) und der Kabelbahn auf der Brooklyn Bridge, die die Stadt New York ab der Eröffnung der Brücke 1883 auch verkehrstechnisch mit der Stadt Brooklyn verband, gab es noch eine weitere Kabelbahn in Manhattan, die, wie der Name "Third Avenue Railroad" verrät, entlang der Third Avenue unterwegs war und etwa zur gleichen Zeit in Betrieb genommen wurde wie die Broadway-Linie. Wie man nachfolgend sehen kann, war die Gestaltung der Außenbeschriftung von Wagen der Third Avenue-Linie abweichend von denen der Broadway-Linie, so dass sie gut auseinander gehalten werden konnten:
 
 

 
 
Es gibt noch einen zweiten kurzen Kabelbahn-Moment im Film, und zwar direkt zu Anfang. Der Film beginnt nämlich mit dem Blick auf einen vorbeifahrenden Wagen der Kabelbahn. Mit etwas Phantasie kann man auch hier BROADWAY lesen und für einen kurzen Moment blitzt auch eine Nummer auf, ich meine etwas mit 68 oder 69 entziffern zu können.
 



 
 
Ich denke, es ist jetzt mit großer Sicherheit bewiesen, dass in dem 1896er Herald Square-Film tatsächlich Wagen der Broadway-Kabelbahn vorbeifahren, was dann auch den Rückschluss zulässt, dass der Film tatsächlich am Broadway in Manhattan aufgenommen wurde.
 
 
2. Die Herald Square-Frage
 
Kommen wir jetzt zu einer wesentlich unbequemeren Frage: Stammen die Aufnahmen tatsächlich vom Herald Square bzw. vom Greeley Square in Manhattan?
 
 
 
Grob beschrieben liegt der Herald Square am Kreuzungspunkt des Broadways mit der 6th Avenue (auch Avenue of the Americas) und der mittig des Platzes im 90 Grad-Winkel kreuzenden 34th Street. Wer wie ich schon mal häufiger im Hotel Pennsylvania unterkommen ist, dürfte diesen Platz kennen, denn er ist dank der U-Bahn-Station Start- und Endpunkt zahlreicher Touren durch die Stadt. Außerdem überquert man den Platz, wenn man sich zum nur fünf Fußminuten entfernten Empire State Building begibt. Bekannteste Attraktion am Herald Square dürfte seit mehr als 100 Jahren das Kaufhaus "Macy's" sein, in dem der eine oder andere New York-Besucher sicherlich schon ein paar Dollars gelassen hat.
 
 
 
 
Der Herald Square ist laut Wikipedia der nördliche Teil des Platzes zwischen 34th und 35th Street (rot), der Greeley Square der südliche Teil zwischen 32nd und 33rd Street (blau).
 
 
 
 
 
2a. Das XYZ Building
 
Da sich die Kulisse im Film dank der statischen Kamera nicht ändert, greife ich jetzt mal ein beliebiges Bild heraus:
 
 
 
Das gesuchte Gebäude habe ich mal mit dem virtuellen Textmarker gelb angemalt. Ich bin mir nicht ganz sicher über das Erdgeschoss, aber meiner Meinung nach sieht es so aus, als wäre das größtenteils oder vollständig von Fahrzeugen und anderen Teilen verdeckt, außer vielleicht einem kleinen Abschnitt zwischen dem Mitte links zu findenden (Pferde?)Wagen und der Straßenlaterne in der Mitte rechts. Das weiße, was diesen Bereich ausfüllt, könnte eine Markise sein, die das Schaufenster vor Sonneneinstrahlung schützt.
 

 
Dann werde ich jetzt mal versuchen, die Straßenverläufe einzuarbeiten. Im Hintergrund, aber vor dem Gebäude verläuft eine Straße, die bezogen auf den Bildausschnitt von rechts nach links verläuft, und auf der unter anderem der Straßenbahnwaggon unterwegs ist, der sich rechts ins Bild bewegt.
 
 
 
Und dann gibt es noch eine im 90 Grad-Winkel dazu verlaufende Straße, die von Mitte links nach unten rechts durch das Bild verläuft und auch die Seitenfront des gesuchen Gebäude begrenzt. Das  ist jetzt natürlich nur ganz amateurhaft in das Standbild hineingeschmiert, aber ich hoffe, es reicht, um zu verdeutlichen was ich meine. Nämlich dass das gesuchte Gebäude auf der rechten Seite einer Straßenkreuzung zu suchen ist.
 

 
Das könnten am Herald / Greeley Square folgende acht Orte sein, an denen Straßenkreuzungen vorhanden sind und rechts das unbekannte Gebäude aus dem Film, das ich mal "XYZ Building" nennen möchte, stehen könnte:
 
 
 
Ich werde nachfolgend mal alle acht Schauplätze nach dem Gebäude absuchen, aber praktisch ist jetzt schon klar, dass nicht alle dieser acht Orte Schauplatz gewesen sein können und zwar aus folgendem Grund:
 
 
2b. Das Hochbahn-Problem
 
Der Film ist ja aus etwas größerer Entfernung zum XYZ Building über den Platz hinweg aufgenommen worden. Dabei bestand grundsätzlich freie Sicht auf das Gebäude. Nur kann dieses nicht bei allen acht Kreuzungspunkten funktionieren, weil es da ja auch noch die "6th Ave El" gab, die den Platz kreuzte, also die Hochbahn oberhalb der Avenue of the Americas, die ich in Fuchsienfarbe hinzufüge, um das Schaubild noch ein bisschen konfuser zu machen. Auf Höhe Greeley Square befand sich zu allem Übel auch noch eine Haltestelle der Hochbahn, was die Sicht zusätzlich behinderte.
 
 
 
Ich denke mal, ein bis zwei Fotos werden das Problem verdeutlichen. Diese Panoramaaufnahme stammt aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhundert: 
 
 
 
Vom Hintergrund links zur Bildmitte verläuft die 34th Street, in der Bildmitte links steht bereits das Kaufhaus Macy's, rechts in der Bildmitte der Broadway mit dem Gebäude "One Times Square" im Hintergrund, direkt daneben das namensgebende "Herald Building" und ganz rechts im Schatten die 6th Avenue mit der sichtbehindernden Hochbahntrasse der 6th Avenue El. Die Hochbahnlinie fuhr seit 1878 vom Battery Park bis hinauf zum Central Park und passierte unter anderem dabei den Herald Square. Der Betrieb endete im Dezember 1938, damit war die Hochbahnlinie zum Zeitpunkt der Filmaufnahme 1896 in Betrieb und am Herald Square vorhanden.
 
Von der Hochbahn nicht gestörte mögliche Standorte könnten demnach nur diese sein:
 
 

Ich könnte das ganze jetzt noch weiter zuspitzen. Denn eigentlich kann es keine dieser vier Positionen sein. Dank der Cable Car-Identifizierung oben wissen wir, dass im Vordergrund direkt vor der Kamera der Broadway verläuft und im Hintergrund vor dem XYZ-Gebäude eine weitere Straße. Versucht mal diese Konstellation auf der Karte hinzubekommen, ohne dass die Hochbahn im Weg ist. Funktioniert nicht. Keine guten Aussichten für den Herald Square. Aber zunächst nochmal weiter im Text.

 
Hier ist ein weiteres fantastisches Panorama vom Herald Square, zu finden wieder einmal bei Shorpy (geht unbedingt mal rüber zum Original, die unzähligen Details auf dem hochauflösenden Bild sind einfach umwerfend):
 
 
 
Leider ist die Aufnahme nicht von 1896, sondern von 1908, sonst könnte man sich hier schon mal wunderbar auf die Suche machen.
 
Vom südlichen Teil habe ich so eine schöne Panoramaaufnahme nicht finden können. Deshalb die nachfolgenden drei, die das Hochbahnproblem in der Kombination ebenfalls verdeutlichen:
 
source: NYPL Digital Gallery


 

source: NYPL Digital Gallery
 
 
 
2c. Der Broadway Street View 1899
 
 
So etwas wie Google Maps oder Google Street View gab es 1896 natürlich noch nicht. Der glückliche Zufall spielt uns aber eine Serie von Bildern in die Hand, die 1899 entstanden ist und auf der über ein großes Stück des Broadways Straßenansichten für die Nachwelt dokumentiert wurden.
 
In einer extrem schnelllebigen Stadt wie New York, in der mal fluchs Häuser errichtet und nach kurzer Zeit wieder abgerissen werden und wurden, sind solche Ansichten natürlich auch nur eine Möglichkeit der Annäherung an die Wahrheit, aber mit einem Zeitunterschied von "nur" drei Jahren sind wir noch ziemlich nah an dem Zeitfenster Mai 1896, als der Film entstanden ist.
 
Quelle Broadway Street Views 1899:
 
 
 
 
Zunächs nochmal ein Blick auf die Frontgestaltung des XYZ-Buildings. Im ersten Teil hatte ich bereits angesprochen, dass das Gebäude über mindestens fünf Stockwerke verfügt. Quasi vollständig sichtbar sind hier das erste, das zweite und das dritte Stockwerk. Vom Erdgeschoss und vom vierten Stock gibt es nur kleine Ausschnitte, ob es oberhalb des vierten Stocks noch weitergeht, lässt sich nicht sagen, ist aber auch nicht ausgeschlossen.
 
Im ersten Stock und im zweiten Stock haben wir auf der Broadway-Seite jeweils vier Fenster pro Etage, die durch ein Fensterkreuz geprägt sind. Teilweise, vor allem im zweiten Stock wurden noch Markisen mit rundem Abschluss heruntergelassen, die auf einen schnellen Blick den Eindruck erwecken, dass es sich hier um halbrunde Fensterbögen handelt. Die Gestaltung der Broadwayfront scheint sich entlang der Front an der kreuzenden Straße fortzusetzen, hier sind jeweils sieben Fenster zu zählen. Was die Gestaltung der Fenster im dritten Stock angeht, da bin ich mir nicht ganz sicher. Die scheint mir nicht identisch mit den darunterliegenden Stockwerken zu sein, es sieht aus, das hier zwei Arkaden pro Fensterblock (anstelle eines Kreuzes) mit halbrundem Abschluss nach oben hin verwendet wurden. Aber auch hier 4 Fensterkombis an der Broadwayfront und 7 an der kreuzenden Straße.
 
 
 
 
Ok, so gerüstet starten wir jetzt mal mit einem Abgleich aller acht möglichen Positionen des XYZ-Buildings am Herald / Greeley Square.
 
 
I. Kreuzung 32nd Street / Broadway (east)
 
 
 
 
 
Die Fassadenfarbe des Gebäudes auf der rechten Seite dieser Kreuzung passt zwar, aber die Struktur bzw. die Abfolge der Fensterdetails passt meiner Meinung nach nicht. Die Broadwayfront des XYZ-Buildings ist klar symmetrisch strukturiert, das Gebäude hier dagegen hat in Bezug auf das Fenstermuster eine assymetrische Struktur. Die Anzahl der Fenster an der Broadwayfront könnte außerdem auch anzeigen, dass das Gebäude breiter ist als das XYZ-Building. Falls die Details der Fassade  zwischen 1896 und 1899 nicht entscheidend verändert wurden und das Gebäude nicht zur rechten Seite hin einen Anbau erhalten hat, dürfte es sich nicht um das gesuchte Bauwerk handeln.
 
 
 
II. Kreuzung 33rd Street / Broadway (east)
 


 
Da braucht man nichts gegenüberzustellen, das sieht stark nach Fehlanzeige aus. Einen kurzen Hoffnungsschimmer mag das Gebäude auf der linken Seite ausgelöst haben, aber die Fensterstruktur funktioniert im Detail nicht. Außerdem hätte der Film dann spiegelverkehr abgespielt worden sein und da steht die Beschriftung der Cable Cars dagegen.
 
 
III. Kreuzung 34th Street / Broadway (east)
 
 

 
 
Und nochmal Fehlanzeige.
 
 
IV. Kreuzung 35th Street / 6th Avenue (east)
 
 

 
 
Hier haben wir gerade den absoluten Kreuzungspunkt in der Mitte des Platzes überquert, deswegen ist die gesuchte Kreuzung jetzt im Hintergrund und auch nicht mehr am Broadway, sondern an der 6th Avenue jenseits der Hochbahntrasse. Das Haus da hinten hinter dem Park passt jedenfalls auch nicht, also Fehlanzeige.
 
Der Vollständigkeit halber füge ich noch die Kreuzungen 36th und die 37th Street / Broadway hinzu, auch wenn die nicht mehr zum Herald Square gehören. Auch hier ist nichts Brauchbares aufzutreiben:
 
 
 
Also geht es weiter mit der Westseite des Platzes.
 
 
V. 35th Street / Broadway (west)
 
 

 
 
Auch diese Kreuzung ist nicht die gesuchte, auch hier werden wir nicht fündig.
 
 
VI. Kreuzung 34th Street / Broadway (west)
 

 
Und ein weiteres Mal Fehlanzeige, auch die 34th Street war es nicht.
 
 
VII. Kreuzung 33rd Street / 6th Avenue (west)
 
 

 
 
Und gerade jetzt, wo es interessant wird, rückt der bedeutende Teil in den Bildhintergrund, auf der Höhe der 33rd Street befand sich die weiter oben erwähnte Haltestelle der 6th Ave El. Und hinter der Station sieht man vage ein Gebäude mit heller Fassade angedeutet, das unter Umständen das gesuchte Bauwerk sein könnte.
 
Nach der Hochbahnproblemsystematik dürfte diese Kreuzung allerdings nicht für die Filmaufnahmen in Frage kommen. Ich vervollständige die Runde erstmal und komme dann noch mal auf diese Kreuzung zurück.
 
 
VIII. Kreuzung 32nd Street / 6th Avenue (west)
 
 

 
 
Schwierig zu sagen, aber das Gebäude dahinten scheint eher nicht zu passen. Müssen wir auch gleich noch mal genauer prüfen. Was sich immer wieder aufdrängt, ist die Frage, ob vielleicht die markante Union Dime Savings Bank an der Südspitze des Greeley Squares das gesuchte Haus sein könnte.
 
Vier Fenster an der Broadwayfront, das könnte ja passen. Leider ist das Gebäude auf der falschen Straßenseite. Und wenn man von der Rückseite her dran will, dann wäre die Hochbahn wieder im Weg für eine ungestörte Aufnahmen.

 



 
 
Halten wir mal fest. Nach Abgleich der Broadway Street Views sind maximal drei Kreuzungen übrig geblieben, an denen Gebäude stehen, die vielleicht mit dem XYZ-Building übereinstimmen, allerdings war keine dieser Möglichkeiten ohne Haken (I., VII. und VIII.).
 

Ich habe die Bildersammlung des Museums der Stadt New York mal in Bezug auf die 32nd und die 33rd Street durchstöbert, aber die dort gefundenen Bilder unterstützen nur die These, dass sich das XYZ-Building nicht am Herald Square befand.
http://collections.mcny.org


Broadway and 33rd Street, ca 1905, from the collection of the museum of the city of New York
 

crowd watching fire on 32nd Street, ca 1901, from the collection of the museum of the city of New York
 

Hotel Imperial corner 32nd Street Broadway, 1891, from the collection of the museum of the city of New York
 

Cafes Prize Fighters, Geroge Dixon 5th Avenue and 32nd street, from the collection of the museum of the city of New York
 

Union Dime Savings Bank, 32nd Street Broadway, 1895, from the collection of the museum of the city of New York
 

Greeley Square, Broadway at 33rd Street, 1898, from the collection of the museum of the city of New York
 

 Greeley Square, 1898, from the collection of the museum of the city of New York
 

 6th Avenue and 33rd Street, ca 1900, from the collection of the museum of the city of New York



Und da stehen wir jetzt mit unserem langen Gesicht. Es gibt zwei Möglichkeiten:

Entweder das XYZ-Building befindet sich am Herald / Greeley Square, es war nur kein Foto aufzutreiben, das zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Ort am Herald Square zeigt. Das Tower Building an der Adresse 50 Broadway habe ich lange Zeit auch für ein Phantom gehalten, weil kein passendes Bildmaterial aufzutreiben war. Irgendwann hat sich aber doch was gefunden und genauso könnte es hier auch sein.

Oder der Film "Herald Square 1896" ist nicht am Herald / Greeley Square aufgenommen worden, sondern an einer anderen Stelle entlang des Broadways und die Bezeichnung hängt vielleicht irrtümlich mit dem ersten Kino / Vorführort von Filmen der Edison Company am Herald Square zusammen (siehe Teil 1).

Es muss also noch ein dritter Teil her, aber nicht heute. Und wenns böse läuft, dann muss man vielleicht den gesamten Broadway Street View 1899 nach dem XYZ-Building abklappern.

Ich habe da aber auch eine Idee, wo in Manhattan man vielleicht suchen könnte. Als ich am Anfang des Beitrags mit den Standbildern experimentiert habe, ist mir noch etwas aufgefallen. Es gibt da ein Detail, das möglicherweise auf einen anderen Platz entlang des Broadways verweist:








Und? Ist Euch etwas aufgefallen? Von rechts aus der Straße vor dem XYZ-Building, die parallel (?) zum Broadway im Vordergrund verläuft, kommt eine Straßenbahn (oder Kabelbahn) gefahren und macht einen 90-Grad-Bogen in die Straße hinein, die rechts neben dem Kameramann und links neben dem XYZ-Building verläuft.

Vielleicht muss man da mal an anderen Plätzen entlang des Broadways suchen, zum Beispiel dem Union Square, dem Madison Square oder dem Times Square. Ich bin gespannt.

Und da ist noch ein anderes Detail im Film, das mir Rätsel aufgibt. Ebenfalls im Hintergrund und rechts neben dem XYZ-Building kann man ein Bildphänomen wahrnehmen, für das ich keine Erklärung habe. Man muss es in Bewegung sehen. Es sieht so aus, als ob da ein Wasserfall niedergeht oder eine Schuttlawine. Hat jemand eine Ahnung, was das sein könnte?







- to be continued -


Die Fortsetzung (Teil 3) inklusive der Lösung des Rätsels:
 

Link zum ersten Beitrag über das Herald Square Movie Rätsel:

 
 

Herald Square Movie Mystery 3 - Solution

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In der letzten Woche hatte ich bei dem Versuch, den Schauplatz zu finden, an dem der am 11.05.1896 entstandene elfsekündige Kurzfilm "Herald Square 1896" aufgenommen wurde, festgestellt, dass es schwer fiel bzw. nicht möglich war, den Ort am Herald Square in Manhattan zu finden, der in dem Film mit einer statischen Kamera aufgenommen wurde.
http://nygeschichte.blogspot.de/2013/07/herald-square-movie-mystery.html

Gestern habe ich dann weiter gesucht und festgestellt, dass der Film zumindest am Broadway entstanden sein muss. Eine konzentrierte Suche am Herald Square / Greeley Square und ein paar grundsätzliche Überlegungen führten zu dem Ergebnis, dass eine große Wahrscheinlichkeit bestand, dass der Film nicht am Herald Square entstanden sein könnte.
http://nygeschichte.blogspot.de/2013/07/herald-square-movie-mystery-2.html




Heute bin ich nochmal in die Bilderwelt der Broadway Street Views von 1899 abgetaucht und auf die Suche nach dem XYZ-Building gegangen, dem unbekannten markanten Gebäude, das im Hintergrund des Films zu sehen ist.

Und ich habe es gefunden. Und obwohl die Lösung genau dort zu suchen ist, wo ich sie vermutet habe, bin ich über die Lösung doch einigermaßen überrascht.

Also, ich habe das getan, was ich am Ende des zweiten Teils angekündigt habe. Bin den Broadway vom Herald Square entlang der Street Views hinuntergegangen, am Madison Square kein Erfolg, aber dann bin ich zum Union Square gekommen. Und siehe da:
 
 
 
Das Gebäude links außen an der Ecke 14th Street / Broadway ist das Gebäude, das ich jetzt seit mehr als zwei Wochen suche. Die Auflösung im Street View ist nicht so dolle, aber für eine erste Gegenüberstellung reicht es. Und jetzt, wo man weiss, wo es steht, kann man auch nach besserem Material suchen.
 


 
Es stimmt alles überein. Mindestens fünf Stockwerke, die Fensterkreuze im ersten und zweiten Stock, die Bögen/Markisen über den Fenstern im zweiten Stock, die arkadenartigen schmalen Fensterpaare im dritten Stock, jeweils vier Fensterelemente an der Broadwayfront pro Stockwerk.
 
Es folgt eine Zeichnung des gesuchten Ortes und des XYZ-Building, die auf 1891 datiert ist:
 
Fourteenth Street, looking west from Broadway, 1891, NYPL Digital Gallery
 
 
Und rechts vor dem Gebäude sieht man den Grund, warum ich trotz meiner richtigen Vermutung noch mal richtig Bauklötze gestaunt habe. Kommt Euch die Statue, die man da sieht, irgendwie bekannt vor?
 
Ich habe doch in der letzten Woche direkt nach dem ersten Teil des Herald Square Movie Rätsels einen Beitrag über einen anderen alten Film verfasst, der mit einigen Macken eine Straßenbahnfahrt zwischen Herald Square und Union Square zeigte. Das Verrückte daran war, ich habe in dem ersten Beitrag nach der Identität des unbekannten Gebäudes gefragt und direkt im nachfolgenden Beitrag habe ich es gezeigt, ohne zu erkennen, dass ich die Lösung unwissentlich quasi hinterherschrieben habe. Sowas ist mir auch noch nicht passiert.
 
 
Byron Company, Blizzard of 1899 Union Square, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
 
Tja, der Union Square ist hier im Blog zwar schon einige Male erwähnt worden, aber so richtig dann doch noch nicht. Scheint Nachholbedarf zu bestehen :-)
 
Jetzt stellt sich nur noch die Frage nach der Identität des unbekannten Gebäudes, dass ich zuletzt mangels Alternative XYZ-Building genannt habe. Die Antwort findet sich in einem meiner liebsten Nachschlagewerke, dem Bromley Straßenatlas von 1891:
 
 
 
 
Der Name des gesuchten Gebäudes an der Nordwestecke der Kreuzung 14th Street / Broadway ist "Lincoln Building". Die Hausnummer ist unklar, könnte 1 oder 3 Union Square sein. Den Namen dürfte das Gebäude von dem in der Nähe befindlichen Standbild haben. Denn die oben bereits gezeigte Statue auf dem seltsamen leicht pyramidenartigen Sockel stellt Abraham Lincoln dar.
 
 
Abraham Lincoln statue in Union Square, ca 1895, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
1879 stand zwar schon das Lincoln Monument, aber noch nicht das Lincoln Building, wie ein Blick in den Straßenatlas von Bromley (1879) zeigt.
 
 
 
Es gibt da noch ein anderes Lincoln Building in New York, ein Wolkenkratzer aus dem Jahr 1930, den man an der Ecke 42nd Street / Madison Avenue antrifft, der aber mit unserem Gebäude hier nichts gemein hat außer dem Namen und dem Namensgeber.
 
 Irvin Underhill, Lincoln Building, 42nd and Madison Avenue, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
Ich habe die Sammlungen  der NYPL Digital Gallery und des Museums der Stadt New York noch ein wenig nach weiteren Aufnahmen vom Lincoln Building abgesucht. Ich fange aber an mit einer Abbildung aus dem Jahr 1891, die zeigt, wie am Broadway Höhe Union Square die Straße für den Betrieb der gestern im Teil 2 ausführlich besprochenen Kabelbahn präpariert wurde:
 
 
Broadway and 14th Street ca 1891, from the collections of the museum of the city of New York
 
 
ca 1900, NYPL Digital Gallery
 

Union Square 1902, from the collections of the museum of the city of New York
 

Panorama 1903, NYPL Digital Gallery
 
 
Arthur Hoskins Springler Building shows Lincoln Building at corner of 14th Street,
March 9 1920, from the collections of the museum of the city of New York
 

Union Square between 14th and 15th street, 1930, NYPL Digital Gallery
 

Renigald Marsh, Lincoln Building, ca 1938, from the collections of the museum of the city of New York
 

Large group of women walking down 14th Street ca 1938, from the collections of the museum of the city of New York
 

1945, NYPL Digital Gallery
 
 
 
Kommen wir jetzt nochmal auf den Film zurück. Der Filmtitel hat sich als falsch herausgestellt, der 1896er-Film der Edison Company wurde nicht am Herald Square aufgenommen, sondern am Union Square.
 
 
 
Und jetzt ist mir schlagartig noch etwas klar geworden. Das Lincoln Monument (L.M.) ist die ganze Zeit im Film zu sehen. Der für mich bisher noch nicht geklärte weiße Fleck vor dem Gebäude war der Sockel des Monuments. Das ist echt eine Überraschung nach der anderen.
 

 

Ich nehme mal wieder das Luftbild von 1924, um dem Standort des Kameramanns herauszufinden. Das Lincoln Building ist wie gewohnt mit dem Textmarker gelb angemalt.




Da ist jetzt erstmal die Frage, wo eigentlich die Broadway Cable Cars den Union Square überquerten. Das ist nicht ganz so einfach zu klären, denn im Stadtatlas von 1891 sind sie (vermutlich) noch nicht verzeichnet, Inbetriebnahme erst 1893. Auf dem Luftbild von 1924 sind sie auch nicht zu sehen, da der Betrieb bereits 1902 eingestellt worden ist.

Wir brauchen also eine alte Karte mit einer Übersicht über die New Yorker Verkehrsmittel. Ich nehme mal diese Karte von 1899, die müsste weiterhelfen:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c3/1899_Manhattan_street_railways.jpg





Na wunderbar, in blau sind neben den elektrischen Straßenbahnen auch die Broadway Cable Cars eingezeichnet. Die passieren laut Karte den Union Square auf der Westseite, also in der Nähe des Lincoln Buildings.



Ich vermute dann mal den folgenden Verlauf:




Das was wir hier sehen, dürfte auch der Ort sein, den man als "Dead Man's Curve" bezeichnete. Die Cable Cars mussten nämlich die enge Kurve von der 14th Street in den Broadway mit voller Kabellaufgeschwindigkeit nehmen.
http://www.cable-car-guy.com/html/ccnynj.html


Dieser Gefahrenort wurde 1895 in dem nachfolgenden Cartoon aus der Zeitschrift LIFE thematisiert:




Rechts im Hintergrund sieht man das Lincoln Monument und links den Park, also blickt man in der Zeichnung vom Norden her in südliche Richtung, die Dead Man's Curve müsste da sein, wo gerade im Hintergrund ein Fußgänger durch die Luft fliegt.
 
Ich habe ja gestern zum Schluss noch diese Sequenz aufgezeigt, bei der ein Straßenbahnwagen rechts im Hintergrund ins Bild fährt und dann zur Kamera hin abbiegt. Das ist gar kein Straßenbahnwagen, das ist ein Cable Car, das vom Broadway / Union Square West kommt und in die 14th Street einbiegt. Die beiden Cable Cars, die am Anfang und in der Mitte des Films an der Kamera vorbeifahren, nehmen ebenfalls diesen S-förmigen Weg. Schaut Euch nochmal den Film an:
 
 

 
 
Mein Vorschlag zur Position des Kameramanns ist die folgende. Gelb ist das Lincoln Building, rot der mutmaßliche Verlauf der Cable Cars, das blaue K markiert dei von mir vermutete Position des Kameramanns, die sowohl das Vorbeifahren der Broadway Cable Cars im Vordergrund zulässt als auch den Blick auf den abbiegenden Waggon im Hintergrund.
 
 
 
Das ganze kann man auch in die dritte Dimension hineinmalen. Leider lässt es der Standort des Fotografen dieser Aufnahme nicht zu, dass man auch den Kameramann positionieren kann, aber zumindest die Ränder der Aufnahme kann man in etwa eingrenzen:
 
 
 
 
 
So. Das Rätsel ist gelöst, jetzt könnten wir ja eigentlich schlussmachen. Aber eine letzte Frage ist noch zu beantworten. Wie sieht es heute dort aus, wo damals vor 117 Jahren der Film aufgenommen wurde?
 
Und der Google Street View hält die letzte Überraschung parat. Das Lincoln Building ist bis in die Gegenwart erhalten geblieben und steht heute noch an der Ecke 14th Street / Union Square.
 

 
 
 
Ich bin nochmal ein Stück weiter nach hinten / Osten bis zum Broadway gegangen. Leider ist das Grünzeug einmal mehr im Weg, so dass man den entscheidenden Teil vom Gebäude kaum sehen kann. Aber auch hier lässt sich die Kameraperspektive von 1896 ganz gut nachvollziehen.
 

 
 
 
Das war es. Die kleine Miniserie zum Herald Square Movie Mystery endet hier. Wer nochmal zu Teil 1 oder 2 rüberspringen will, kann das hier tun:


Nachtrag:

Es gibt da noch einen zweiten Film vom Union Square (der dann auch mal richtig beschriftet ist), gedreht von den Gebrüdern Lumiere an im Prinzip genau dem gleichen Ort, fast identische Blickrichtung, ebenfalls im Jahr 1896, nur etwas später. Das erkennt man daran, dass in der Gebäudelücke rechts neben dem Lincoln Building ein Neubau eingefügt wurde. Das Lincoln Building sieht man in diesem Film als schmalen Streifen am linken Rand. Dafür kann man die Dead Man's Curve, also die Stelle, wo die Cable Cars von der 14th Street in den Broadway einbiegen, hier sehr gut bestaunen, ja eigentlich den gesamten S-förmigen Streckenverlauf




Ein Krokodil zum Küssen

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Die deutschen Filmverleiher haben ja schon immer ein Talent dafür gehabt, sich selten dämliche deutsche Filmtitel einfallen zu lassen. Crocodile Dundee hätte sicherlich auch gereicht, aber nein, es musste noch "Ein Krokodil zum Küssen" hinzugefügt werden, obwohl das jetzt auch nicht wirklich schlauer macht in Bezug auf den Inhalt des Films.

Kaum zu glauben, dass das schon 27 Jahre her ist. Ich hatte gar nicht mehr so richtig auf dem Schirm, dass Crocodile Dundee I und II ja im Prinzip auch in die Reihe der New York-Filme gehören, bis mich heute mein ältester Cousin auf dem 80. Geburtstag einer Tante an diese Filmreihe erinnert hat. Das ist zumindest Grund genug für einen kurzen Beitrag hier im Blog. Ich mag auch den Eindruck vom Großstadtdschungel im New York der 1980er, den die beiden Streifen transportieren, wobei sie wahrscheinlich nicht unbedeutend zur Klischeebildung mit beigetragen haben.
 
Eine klassische Filmszene ist zum Beispiel die mit dem Messer:
 

 
 
Oder diese hier aus Teil 2 in der New Yorker U-Bahn:
 

 
 
Wer mehr wissen will, kann hier einiges erfahren:
 
Und Wissenswertes über ein paar der Drehorte in New York
Da der dritte Teil an der Westküste spielt, ist er nicht weiter zu erwähnen.

 
Zum Abschluss noch die beiden Filmtrailer zu Teil 1 und 2:
 

 
 
 
 

 
 
 

Windows of City Hall Station

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Heute steigen wir ein weiteres Mal hinab in die legendäre U-Bahnstation im Süden von Manhattan. Zum Teil, weil ich ein paar schöne neuere Bilder entdeckt habe, zum Teil auch, weil es da noch eine Frage zu klären gibt.

Seit 1945 ist sie nicht mehr in Betrieb, zum Zeitpunkt der letzten Jahrtausendwende sollte sie Teil des New Yorker U-Bahn-Museums werden und dank des 11. Septembers ist sie gar nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich.

Ich hatte der Station seinerzeit zu Beginn der Bloggerei hier bereits einen der ersten Beiträge gewidmet:
http://nygeschichte.blogspot.de/2006/10/city-hall-subway-station.html

 

 
Wer die New Yorker U-Bahn kennt, weiss, dass die Stationen in der Regel nicht so üppig ausgestattet sind, wie die City Hall Station. Der Grund ist einfach. Als damals zu Beginn des 20. Jahrhunderts die U-Bahn in New York gebaut wurde, benötigte man eine besonders repräsentative Station, um potentielle Geldgeber von dem Projekt zu überzeugen. Und diese repräsentative Station setzte man an das Südende der ersten Strecke, versteckt direkt im Untergrund vor dem New Yorker Rathaus, so dass der Bürgermeister nur zwei Schritte aus seinem Amtssitz treten musste und dann direkt mit seinem Besuch hinunter in die City Hall Station hinabsteigen und Überzeugungsarbeit leisten konnte.




Wie man sieht, wird die Station inzwischen gelegentlich wieder für historisch interessierte Besucher geöffnet, weshalb wir das eine oder andere schöne Bild neueren Datums von dort unten bestaunen können.

Auch erst vor wenigen Wochen habe ich bei Shorpy eine hochauflösende Aufnahme aus der Anfangszeit der City Hall Station entdeckt und die vermutlich 1904 gegen Ende der Bauzeit entstanden ist:
http://www.shorpy.com/node/7609?size=_original




Schon hier hatte ich mich über das helle Licht aus den Lichtschächten in der Decke gewundert, denn bisher war ich davon ausgegangen, dass es sich um von hinten beleuchtetes Glas handelt, wie man es zum Beispiel in einer der zahlreichen sehr sehenswerten Moskauer U-Bahnstationen findet. Wenn man das Bild oben sieht, dann könnte man auch annehmen, dass es sich um Tageslicht handelt.

Auch diese beiden folgenden Aufnahmen erwecken den Eindruck, dass dort Tageslicht bis hinunter in die Station leuchtet, wenn auch etwas trüber als vor 109 Jahren:





Hier ist der Tageslicht-Eindruck ganz besonders ausgeprägt, ähnlich wie bei der Schwarz-Weiß-Aufnahme oben.
 

 
 
Glücklicherweise sind die "Fenster" dieser Station auch aus der Nähe fotografiert worden, so dass man einen Eindruck davon erhält, wie es hinter dem Glas aussieht. Und man muss feststellen, dass die Fenster nicht mehr heil sind, sondern der eine oder andere Schaden zu beklagen ist. Außerdem scheint teilweise auch Dreck von oben herabgefallen und auf dem Glas liegengeblieben zu sein.




 





Das folgende runde Ornament befindet sich nicht wie die anderen Deckenfenster auf der Ebene der Station unten, sondern eine Etage höher auf dem Weg nach oben.




 

 

In diesem höher liegenden Raum fand früher der Ticketverkauf statt:





Eine besonders aufschlussreiche Fotografie ist die folgende, die am meisten darüber verrät, was sich hinter den Fenstern in den Gewölben über dem Bahnsteig verbirgt:
 
 
 
 
Diesen Lichtschacht im wahrsten Sinne des Wortes findet man auch auf der schematischen Zeichnung der City Hall Station (Vault Light in Plaza):
 
 
 
 
 
Weitere Eindrücke von den Gewölbefenstern und dem Dahinter vermitteln die nachfolgenden Bilder aus dem Flickr-Photostream von ToyTrains.
 

 

 

 

 
 
 
Die Photographin Karen Johnson hat bei ihrem Besuch in der City Hall Station ebenfalls ein paar aufschlussreiche Details festgehalten:


 

 
 
Ich frage mich, wo sich die Lichtschächte, die das Tageslicht hinunter bis in die U-Bahn-Station leiten, draußen im Umfeld der City Hall befinden mögen. Zur Orientierung dient diese Karte:
 

 
 
Das Rathaus von New York (City Hall) habe ich mit dem virtuellen Textmarker gelb gefärbt und ebenso den Loop, auf dem einst die Züge am Südende der ersten U-Bahnstrecke von New York wendeten.
 
 

 
 
Die Station befindet sich also im Untergrund links, wenn man vom Süden her auf das Rathaus blickt. Es gibt drei Fenstergruppen, die sich gleichmäßig über die Decke der Station verteilen, die mittlere Fenstergruppe an der Treppe, die vom Ticketraum hinunter zum Bahnsteig führt.
 
 
Na gut, dann schauen wir mal, ob man oben auf Bürgersteigniveau etwas passendes erkennen kann. Eine Aufnahme vom New Yorker Rathaus aus dem Jahr 1903, wieder Shorpy:
 

 
 
Also, mein Tipp sieht wie folgt aus. Zunächst einmal die beiden Eingänge zur U-Bahn markieren, die verraten ja den ungefähren Standort der im Untergrund verborgenenen Station.
 

 
 
Und jetzt müssen wir östlich davon nach drei Lichtschächten suchen, die bogenförmig oberhalb des Bahnsteigs angeordnet sind:
 

 
 
Und schließlich noch ein Schacht für das kreisförmige Fenster in der Decke des Ticketraums.
 

 
 
Zum Vergleich nochmal die Karte, ich würde sagen, das könnte passen.
 
 
 
 
Schauen wir nochmal auf ein anderes Bild, dieses Mal ca. 1912, vielleicht auch schon 1913:
 

 
 
Der City Hall Loop, also der komplette Wendekreis der U-Bahn am einstigen Südende, befand sich unter der Fläche zwischen dem Rathaus im Vordergrund links und dem City Hall Post Office in der Mitte links.
 
In dem Bildausschnitt werden zuerst wieder die Eingänge zur U-Bahn markiert.
 

 
 
Hier sieht man jetzt nur den südlichsten, in der Wiese eingebetteten Lichtschacht sowie den runden über dem Ticketraum.
 
 
 
 
Ich frage mich, ob man diese Installationen auch aus der Höhe wiedererkennen kann. Schauen wir uns mal das Luftbild von 1924 an.
 



 
 
Rechts oben haben wir das Rathaus, links unten mit dreieckigem Grundriss das City Hall Post Office. Unterhalb der Fläche zwischen diesen beiden Gebäuden liegt der City Hall Loop mit der U-Bahn-Station im Westen. Wegen des etwas ungünstigen Schattenwurfs kann ich die Position der Eingänge zur U-Bahn nur mutmaßen, ich vermute sie hier:
 

 
 
Dieses Mal bietet der Lichtschacht in der Wiese die beste Orientierung. Und davon ausgehend kann man auch die anderen zwei in der Straße und im Fußweg wiederfinden.
 

 
 
Ich glaube, man kann sogar das kleine Runde wiedererkennen:
 

 

Mal schauen, ob man diese Konstellation auch in der Gegenwart ergoogeln kann.





Puh, da ist aber ne Menge Wald und Schatten über der interessanten Stelle. Wie man sieht, ist das Unternehmen aber nicht total hoffnungslos. Ein bisschen was gibt es dann doch noch wiederzuentdecken.




Die Eingänge sind natürlich verschwunden, klar, wenn man die Station  1945 dichtmacht, dann braucht man keine Eingänge mehr für dort hinunter. Aber der nördliche Lichtschacht ist zu sehen und der kreisrunde über dem Ticketraum. Und ich bilde mir ein, unter dem weißen Wagen die Kante des mittleren Lichtschachts wiederzuerkennen.
 

 


Nachtrag:

Blogleser O'Boyle hat noch ein paar weitere Gegenwartsfotos der Lichtschächte entdeckt, die ich an dieser Stelle nachreichen möchte. Vielen Dank O'Boyle.


Die anderen zwei wollen sich nicht hochladen lassen, die sind wohl etwas zu groß. Naja, dann eben die Links:
http://imageshack.us/a/img442/5214/jy0.png

Nachtrag Ende.


Zum Abschluss noch drei faszinierende Fotos aus der Geschichte der New Yorker U-Bahn. Zuerst eine Aufnahme vom 24. März 1900, als am New Yorker Rathaus die Grundsteinlegung für den Bau der U-Bahn erfolgte:




Die letzten zwei Fotos entstanden vor der Eröffnung der U-Bahn im Oktober 1904. Wir sehen Geldgeber, Prominente und Stadträte, die sich das Verkehrsprojekt schon einmal aus der Nähe ansehen.

Man hat eher den Eindruck, dass die dort in ein Fahrgeschäft in einem Freizeitpark einsteigen. Aber vielleicht haben die sich damals auch so ähnlich gefühlt wie heutzutage diejenigen, die einen "Ride" ausprobieren.



 





Manhattan People from the 1890s

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Three Bootblacks, Shoeshine boys search for customers, City Hall Park, 13. April 1896, http://aliceausten.org



Jaja, ich weiß, der Blog hat wieder geschwiegen letztes Wochenende. Ich bin aber nicht zwischen den Hammerwerfern in Wacken verschollen gewesen. Nein, das kleine Festival in meinem Heimatort namens Haldern Pop hat einen Großteil des Zeitfensters in Anspruch genommen. Zuerst beim Aufbau mithelfen, dann die internen Feierlichkeiten zum 30. Geburtstag des Festivals, das am nächsten Wochenende stattfindet. Und dann der Jetlag nach der großen Geburtstagsparty am Samstag, da war ich noch so verbeult, da war noch soviel Mus im Kopf, da war einfach noch nicht genug Kapazität da, um hier am Sonntag irgendetwas Sinnhaftes zu verzapfen. Also sorry. Zurück zum Thema.


Vor nicht allzu langer Zeit habe ich schon einmal Bilder aus der Sammlung von Alice Austen hier gezeigt, als es um die Quarantäneinseln vor dem Hafen von New York ging. Jetzt komme ich ein weiteres Mal auf diese Sammlung zurück. Wer das hier schon länger verfolgt, kennt meine Schwäche für alte Aufnahmen, die das historische Alltagsleben in New York City zeigen. So wie auf dem eingangs präsentierten Bild mit den drei Schuhputzern am Rathauspark. Und darum geht es heute hier in diesem Beitrag. Um jene Menschen, die zur Ära der ersten Generation der Wolkenkratzer in New York die neu entstehenden Gebäudeschluchten gefüllt haben.

Als nächstes sehen wir ein Pärchen, die als Straßenmusiker ihr Geld verdienen. Er vermutlich an einer Drehorgel, sie an einem Schellenkranz. Man beachte auch die Hochbahntrasse, die hinter den beiden verläuft.


Street Musicians, ca 1896, http://aliceausten.org


Als nächstes treffen wir einen Polizisten und ich bin geneigt zu behaupten, dass die Aufnahme am Herald Square entstanden ist. Das Gebäude im Vordergrund hat jedenfalls große Ähnlichkeit mit dem lange Zeit am Herald Square befindlichen Hauptquartier des "New York Herald". Passenderweise führt im Bildhintergrund auch noch eine Hochbahntrasse durchs Bild, das müsste die "6th Ave El" sein.


Policeman, ca, 1896, http://aliceausten.org


Nun treffen wir zwei der drei Schuhputzer aus dem Startbild wieder, immer noch auf der Suche nach Kunden.


Two Bootblacks looking for customers, ca 1896, http://aliceausten.org


Wir treffen auf einen Jugendlichen, der Zeitungen verkauft:


Newspaper Boy, ca. 1896, http://aliceausten.org


Der nächste Halt findet statt bei einem Straßenkehrer. Die trugen damals offenbar den Spitznamen "White Wings" aufgrund ihrer weißen Uniformen.


White Wings, ca. 1896,  http://aliceausten.org


Nun kommen wir zu einer meinen liebsten Aufnahmen. Wir sehen ein weiteres Pärchen, die als Straßenmusikanten arbeiten, beschrieben als "Organ Grinder and wife", Drehorgelspieler mit Frau. Dieses Mal handelt es sich bei dem Instrument aber nicht um eines, das man wie einen Handkarren hinter sich herziehen kann, sondern um eines mit Tragriemen und einem Stativ zum Abstellen. Was mich aber ganz besonders fasziniert, ist der Ort des Geschehens: 7th Ave and 48th Street. Das bedeutet, wir sehen hier das Times Square-Umfeld in der Zeit, als der Platz noch Longacre Square hieß. Bevor das große Spektakel losging. Der Standort des Pärchens müsste ungefähr dort sein, wo heute die große mehrstufige Reklametafel mit der riesigen Treppe davor zu finden ist.


Street Musicians, ca. 1896, http://aliceausten.org



Was in einer großen Stadt natürlich nicht fehlen kann, war die Post. Dieses Bild von einer Briefkastenentleerung soll laut Beschreibung schon 1886 entstanden sein, vielleicht handelt es sich aber auch nur um einen Tippfehler und die Aufnahme reiht sich wie die anderen bei ca. 1896 ein.


Postman, ca. 1886, http://aliceausten.org


Das nächste Bild zeigt einen Straßenhändler. Ich habe dreimal hingeguckt, bevor ich eine Idee hatte, womit der dort handelt, aber ich glaube, das könnten Schuhriemen sein. Oder hat jemand noch eine bessere Idee? Was den Standort angeht, auch wenn der nicht beschrieben ist, gehe ich ganz stark davon aus, dass der "Street Peddler" direkt an der Trinity Church gegenüber von der Mündung der Wall Street stand. Und das Gebäude, das man im Hintergrund durch die Gitter sieht, das müsste das alte, nur sechsstöckige Trinity Building sein.



Street Peddler, ca. 1896, http://aliceausten.org



Das nächste Bild hätte eigentlich schon damals in den Beitrag über die Quarantäneinseln gehört, da ist es mir aber irgendwie entgangen und andererseits passt es jetzt auch ganz gut hier in diese Reihe. Wir sehen den Mann vom Gesundheitsamt, den Public Health Service Doctor, zusammen mit seinem Sohn auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz.


Public Health Service Doctor, 17. Juli 1896, http://aliceausten.org


Im Originaltext liest sich das dann so: "The Public Health Service doctor who asked Alice to record the quarantine procedures and equipment poses with his son on the Wadsworth. Dr. Doty and Alvah on deck of the sidewheeler James M. Wadsworth. Fine clear day, Friday, July 17, 1896. 10:30 am." - Der Arzt des öffentlichen Gesundheitswesens, der Alice bat, die Quarantäneprozeduren und die Ausrüstung zu dokumentieren, posiert mit seinem Sohn auf der "Wadsworth". Dr. Doty und Alvah an Deck des Raddampfers "James M. Wadsworth. Ein schöner klarer Tag, Freitag, der 17. Juli 1896, halb elf am Vormittag. Diese kleine Zeitreise ist schon ziemlich präzise.


Auch das gehört zum Alltag im New York vor 117 Jahren: damals wurden die Gebäude noch mit altertümlichen Brennmitteln geheizt, weshalb es notwendig war, die Asche abholen zu lassen. So wie hier aus einem öffentlichen Gebäude an der Ecke 48th Street / 8th Avenue. So geschehen am 6. März 1896 um 11:15 Uhr am Vormittag.


Removing Ashes, 6. März 1896, http://aliceausten.org


Bleiben wir mal bei Dingen, die heute altertümlich wirken, 1896 aber ganz klar Teil des alltäglichen Lebens waren: ein Großteil des Verkehrs im ausgehenden 19. Jahrhunderts wurde auf den Straßen noch mit Kutschen, Pferdefuhrwerken und Pferdeomnibussen abgewickelt, den das Automobil steckte noch in den Kinderschuhen und hatte gerade erst den Weg über den großen Teich geschafft. 

New Yorks erster Autounfall wurde am 30. Mai 1896 registriert, als ein Automobilfahrer einen Fahrradfahrer von seinem Zweirad holte. Oder war es doch anders? Es wurde keine krimimelle Absicht vermutet (!), aber die erhitzten Gemüter sprachen von "reckless bicycle riders" und "damn hipsters" (!). Mit einem Beinbruch war der erste Autounfall dann noch recht glimpflich ausgegangen. Der erste Autounfall mit einem Schwerverletzten (Schädelbruch und Rippenbrüche nach Überrollen) ereignete sich erst drei Jahre später im Jahr 1899.

Hoppla, jetzt bin ich etwas abgeschweift. Also, so wie wir heutzutage die Tankstellen benötigen und die Werkstätten, wenn die Karre mal wieder Zicken macht, so war damals noch der Hufschmied ein zentraler Bestandteil des Alltagslebens und eine wichtige Voraussetzung für Mobilität.


Blacksmith, 20. September 1892, http://aliceausten.org



Zum Abschluss für heute ein letztes Bild, das zwei kleine Mädchen der Blunt Familie zeigt, die am 11. April 1890 fotografiert wurden.


The Blunt Children, 11. April 1890, http://aliceausten.org



Ich denke, ich werde bei Gelegenheit erneut in die Sammlung von Alice Austen eintauchen, denn da gibt es noch wunderbare weitere Aufnahmen.

über die Photographin Alice Austen:




Empire Building Mystery

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Bevor ich für ungefähr eine Woche in die Parallelwelt des Haldern Pop Festivals abtauche, wollte ich noch ein weiteres kleines Rätsel hinterlassen, damit Ihr ein bisschen was zum Grübeln habt für die Tage des Wartens.

Michal Juroska hat mir dieses Rätsel letzte Woche geschickt und ich habe mir gestern schon einige Zeit den Kopf darüber zerbrochen, allerdings, ohne eine Lösung zu finden.

Also - Michal hat bei "Ephemeral New York" eine alte Postkarte entdeckt, bei der er zu Recht die Frage stellt, was da eigentlich abgebildet ist.

Hier ist der Beitrag bei Ephemeral New York, der über das "Empire Building" berichtet, welches man bis heute an der Ecke Rector Street / Broadway im Süden von Manhattan findet.

Und hier ist die rätselhafte Postkarte:



Und nun die Frage: Fällt Euch was auf? Und wenn ja - habt Ihr eine Erklärung? Viel Spass mit der Kopfnuss.



Haldern Pop Festival 2013

Gerald Harvey (Jones)

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So, ich denke, der Festival-Hangover ist endlich überstanden und ich habe Euch lange genug auf neues Material warten lassen. Ich fange mal mit einer Reihe von Gemälden an, die zwar sehr schön anzuschauen sind, aber einen kleinen Haken haben. Im Gegensatz zu sonstigen Gemälden, die ich hier in unregelmäßigen Abständen schon mal vorstelle, sind diese hier keine zeitgenössischen Kunstwerke. Der Künstler G. Harvey hat nicht zur Zeit der Wende vom 19. in das 20. Jahrhundert gelebt, wie man vielleicht beim Anblick der Motive vermuten mag, sondern ist 1933 geboren und befindet sich noch unter den Lebenden.

über Gerald Harvey Jones:
http://www.ackermansfineart.com/index.php/artists/gerald_harvey_jones

pictures source: Google Picture Search (Gerald Harvey New York)


 
 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
pictures source: Google Picture Search (Gerald Harvey New York)

Empire Building Mystery 2 - Solution

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Ihr erinnert Euch sicherlich noch, vor gut einer Woche habe ich diese alte Postkarte mit einem Motiv aus Lower Manhattan eingestellt mit der Frage, ob Euch etwas auffällt:

 
 
Michal Juroska hatte diese Karte in einem Beitrag bei Ephemeral New York entdeckt und ihm kam das Motiv etwas spanisch vor, mir ging es dann genauso.
 
In der Zwischenzeit ist auch eine Reaktion aus dem Kreis der Leser eingegangen; ub mag ebenfalls nicht so ganz glauben, was er da sieht. Ich zitiere mal:
 
"Was mich an diesem Bild irritiert, ist das Gebäude unten rechts im Vordergrund. Eigentlich würde ich dort das Trinity Building erwarten, Zudem müsste in der Bildmitte - zumindest der Turm - der Trinity Church zu sehen sein.

Meine Vermutung:
Da die Postkarte das Empire Building darstellen soll, wurde die Kirche vielleicht rausretuschiert, da der Turm die Sicht versperrt. Das Trinity Building war evtl. während der Aufnahme im Bau und anstatt eines Baugerüstes wurde dann einfach ein anderes, fertiges Gebäude in das Bild montiert.

Übrigens wird sich wohl bald das Erscheinungsbild rund um die Trinity Church drastisch ändern: Die Kirche plant nämlich den Abriss des Trinity Court Buildings (das mit dem 8-eckigen Turm direkt hinter der Kirche) für den Bau eines neues Apartmentgebäudes.
"
 
 
Und damit hat ub den Kern des Rätsels erfasst. Die Postkarte zeigt tatsächlich eine Fiktion, ein New York, das es so, wie man es dort sieht, nicht gibt und auch nicht in der Vergangenheit gegeben hat. Danke für die umfangreiche Rückantwort, ub.
 
Ich weiss zwar nicht genau, wann die Karte entstanden ist, aber ich denke, der Stadtatlas von 1891 liegt noch etwas zu weit zurück, daher habe ich mal den von 1909 gewählt, um das Szenario in Augenschein zu nehmen.
 


 
 
Der Standort des Betrachters dürfte etwas weiter nördlich von der Mündung der Wall Street in den Broadway liegen, der Blick fällt dann in südwestliche Richtung.
 


 
Der Blick des Fotografen erfasst das gesamte Empire Building, dazu die Rector Street, die nördlich vom Gebäude verläuft und einen Teil des Kirchhofs der Trinity Church. Und das hat ub richtig gesehen, da wo eigentlich das Gebäude der Trinity Church beginnen sollte, dort steht rechts im Vordergrund ein Gebäude, das man dort nicht erwarten würde.

(wikipedia)
 
 
Die Trinity Church in der aktuellen Version wurde schon 1846 an der Stelle errichtet, wo sie noch bis heute steht und ist seitdem nicht vorübergehend durch ein anderes Gebäude ersetzt worden.
 
Problem 1: die Trinity Church fehlt in der Lücke
 
Problem 2: die Lücke ist zu klein, tatsächlich nimmt die Trinity Church zusammen mit dem Kirchhof und dem Friedhof deutlich mehr Squarefoot in Anspruch, als auf dem Bild zu sehen ist, bis das nächste Gebäude im Norden kommt.
 
Problem 3: das nächste Gebäude im Norden, das an den Kirchhof anschließt, ist das Trinity Building, und das sieht nicht so aus wie jenes Gebäude vorne rechts auf der Postkarte.
 
 
Auf diesem Gemälde von John William Hill, das ungefähr 1850 entstanden ist, sieht man das Vorläufer-Gebäude des Empire Buildings an der Ecke Broadway / Rector Street und man sieht, wieviel Platz der Kirchhof dort einnimmt, ohne das man die Kirche selbst sehen kann.
 

 
 
 
Der Bau des neuen Empire Buildings, das auf der Postkarte noch recht neu gewesen sein dürfte, hat ungefähr drei Jahre in Anspruch genommen (1895-1898).
 
 
Hier habe ich eine zeitgenössische Aufnahme aus dem Jahr der Fertigstellung des Empire Buildings (1898):
 

 
 
Ein Blick auf die Umgebung der Trinity Church etwa 1900, die deutlich großzügiger bemessen ist als auf dem Ausgangsfoto. Die Rector Street mündet hier im Vordergrund links in den Broadway. Im Hintergrund rechts das alte Trinity Building.


Trinity Church ca 1900, from the collection of the museum of the city of New York
 
 
Hier sehen wir das alte Trinity Building, das sich nördlich an den Kirchhof anschließt, auf einer Aufnahme, die ungefähr von der Jahrhundertwende stammt dürfte. Doch weder das Trinity Building noch das Boreel Building, das als nächstes den Broadway hinauf folgt, haben Ähnlichkeit mit dem Gebäude unten links.
 

from the collection of the museum of the city of New York
 
 
 
 
 Ich habe gerade festgestellt, dass es zwar viele Aufnahmen von der Trinity Church gibt, viele vom Süden her in nördliche Richtung, viele von der Rückseite her mit der Hochhäuserfront östlich vom Broadway als Hintergrund und sehr viele durch die Häuserschlucht der Wall Street, aber keine, die wie unsere rätselhafte Aufnahme vom Norden in südwestliche Richtung aufgenommen wurde.
 
Um das Szenario aber dennoch darstellen zu können, greife ich auf die nachfolgende Fotografie von 1905 (oder 1908) zurück, die wir hier im Blog auch schon öfter angesehen haben und die das ganze Panorama zwischen Trinity Building (hier links) und Empire Building (hier rechts) mit der Trinity Church in der Mitte und dem Financial District im Hintergrund abbildet.
 
Skyscrapers overshading Trinity Church, 1905, from the collection of the museum of the city of New York
 
 
Was die Macher der Postkarte dazu bewogen hat, die eigentlich an der Position vorne rechts vorhandene Kirche durch ein anderes Gebäude zu ersetzen und somit die Wirklichkeit zu verändern, kann man nur vermuten. Vielleicht waren es die Gründe, die ub angesprochen hat. Vielleicht war ihnen die Kirche auch einfach zu "oldschool" und sie wollten ein moderneres Gebäude dort haben, um die Karte spektakulärer zu gestalten. Vielleicht gehörten sie auch einer anderen religösen Strömung an, als die Trinity Church vertrat, oder ggf. gar keiner und haben deshalb die Kirche unterschlagen.
 
Bleibt nur noch die Frage, was die da für ein Gebäude eingefügt haben, denn das sieht irgendwie auch nicht ganz unbekannt aus. Und da hatte Michal Juroska eine Vermutung, die sich als richtig herausgestellt hat. Das Kuckucksei steht ebenfalls im Financial District und das gar nicht so weit von der Stelle entfernt, wo es in die Postkarte hineinretuschiert wurde.
 

  Wilks Building, Wall and Broad Street, 1921, from the collection of the museum of the city of New York
 
 
Das Gebäude, das die Postkartenmacher eingefügt haben, ist das Wilks Building an der Ecke Wall Street / Broadway. Links daneben die New Yorker Börse, die New York Stock Exchange. Mit Blick auf die Anordnung der Schornsteine auf dem Dach möchte ich vermuten, dass das verwendete Foto vom Norden her in südliche Richtung über die Wall Street hinweg aufgenommen wurde.



 
 
Zuletzt noch die Position des Wilks Buildings im Gesamtgefüge und seine Wanderung von der Ecke Broad Street / Wall Street hinüber zum Broadway:

 
 
Das war es, Rätsel gelöst. Thanks to Michal Juroska for another interesting mystery again.
 
 


The Immigrant 1917

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Inzwischen finde ich die Lebensgeschichte von Charles Spencer Chaplin um einiges interessanter als sein künstlerisches Schaffen. Und eigentlich war er ja so gut wie ausschließlich an der Westküste tätig. Aber in seinem Film "The Immigrant" aus dem Jahr 1917 hat er sich ein Thema gewählt, welches mit der Geschichte von New York verbunden ist, eine Groteske, die im Umfeld der vielen tausend Einwanderer spielte, die zu jener Zeit über die Ostküstenhäfen in New York oder Boston in die Vereinigten Staaten einwanderten.

 
 
Seit 1908 gehörte Chaplin der Komikertruppe von Fred Karno an, die erfolgreich durch die Lande tourte. Seine bekannteste Rolle dort war die eines Trinkers, in der er deutlich älter wirkte, als er tatsächlich zu dieser Zeit eigentlich war (jünger als 20 Jahre).
 

 
 
Von Juni 1910 bis Juni 1912 tourte die Truppe zwei Jahre lang mit Erfolg durch Nordamerika. Nach einer kurzen Rückkehr wurde bereits nach 5 fünf Monaten eine zweite Nordamerikatour angehängt, die aber nicht so erfolgreich verlief. Chaplin verlies nach einem Angebot einer Filmgesellschaft 1913 die Theaterleute und schluss sich den Filmemachern um Mack Senneth an, die damals in Kalifornien Komödien wie die Keystone Cops produzierten. Ab Januar 1914 begann die Karriere eines der bekanntesten Filmemacher der Welt.


 
 
Das Engagement bei Keystone dauerte nur ein Jahr, 1915 wechselte Chaplin zu der Chicagoer Filmfirma "Essenay", die vor allem für Western bekannt war. 1916 folgte ein weiterer Wechsel zu "Mutual".
 

 
 
Einer der letzten Filme, die Chaplin 1917 für die "Mutual" drehte, bevor er ein neues Engagenemt bei der "First National" annahm, war der Kurzfilm "The Immigrant", auf deutsch "Der Einwanderer". Da der Film sich inhaltlich nicht auf reinen Slapstick beschränkte, sondern auch politische Untertöne enthielt, wurden staatliche Institutionen auf den Filmemacher aufmerksam, was sich zu Beginn der 1950er gravierend auswirken sollte.
 

 
 
Chaplin, der zu Beginn seiner Filmkarriere 1914 noch 50 Dollars im Monat verdient hatte, erreichte 1917 im vierten aktiven Jahr bereits eine riesige weltweite Popularität und war ein reicher Mann. Dennoch war die Erinnerung an das schlichte Leben der Theaterschauspieler, an die Überfahrt über den atlantischen Ozean und an die Einwanderungsprozedur wohl noch so frisch, dass hieraus ein beeindruckender Film entstand:
 

 
 
Bevor ich zum Schluss den Film präsentiere, gibt es noch ein Foto, das 1918 an der Wall Street in New York aufgenommen wurde. 1957 wurde die Stadt New York sogar wesentlicher Teil im Titel des vorletzten Chaplin-Films " A King in New York".
 
 
 

 
 
 Picture source: Google Picture Search using "Chaplin", "Immigrant" and "New York".
 
 
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